Wochenblatt: „Wir haben hart trainiert“

Stuttgarter Kickers starten mit Zuversicht in die Rückrunde

„Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, „wir haben gut und hart trainiert“. Fast im Gleichklang befinden sich Kickers-Präsident Dirk Eichelbaum und Trainer Edgar Schmitt. Doch während der eine von der Finanzlage des Vereins spricht, meint der andere die sportliche Fitness seiner Schützlinge.

Rund 200.000 Euro hat der Verein mehr eingenommen als in der gesamten vergangenen Saison. Das sind Zahlen, die beeindrucken, denn die Saison läuft ja noch gut vier Monate. „Wir haben die Auflagen des DFB erfüllt trotz des engen Etats“, freut sich der Rechtsanwalt, dass die Kickers nun grünes Licht für die laufende Saison bekommen haben. Andere Drittliga-Vereine wie etwa Unterhaching, hätten noch Probleme mit dem Nachlizenzierungsverfahren. „Ein paar Konkurrenten“, so Eichelbaum, „sind schon sehr lässig an diese Sache herangegangen.“ Sprich, sie hätten Spieler verpflichtet, die schlichtweg zu teuer sind.

Aus diesem Grund habe man – wenn auch schweren Herzens – auf die Verpflichtung von Mirnes Mesic verpflichtet. Das dringlichste Problem, so Eichelbaum weiter, sei daher das rein sportliche: „Wir haben zu wenig Punkte. Sascha Traut und Mustafa Parmak werden uns da weiter helfen.“ Parmak ist ein alter Bekannter bei den „Blauen“ der Routinier mit Spielmacherqualität hatte für die Stuttgarter Kickers von Juli 2004 bis Juli 2008 in 101 Regionalliga-Einsätzen insgesamt 19 Tore erzielt. Optimismus versprüht auch Edgar Schmitt: „Wir haben an Stabilität zugelegt, jetzt gilt es noch, die restlichen Schwächen abzulegen.“

Dass dabei die Vorbereitungsspiele keine berauschenden Ergebnisse brachten, regt ihn nicht weiter auf: „Wir sind gerade voll im harten Training, da darf man das nicht überbewerten.“ Dass die Spieler nach Aussagen Schmitts „fit sind“, lässt sich mit Blick auf die Verletztenliste nicht bestätigen. Franco Petruso ist erst seit Montag wieder im Training, Marcel Rapp laboriert noch an einer Kreuzbandverletzung und wird noch ein paar Wochen fehlen, Spielmacher Alexander Rosen hat eine Fußprellung ist aber wieder im Training, Sasa Janic ist nach seiner Schambeinverletzung erst seit kurzem wieder dabei…

Und beim heutigen Spiel bei der Fortuna in Düsseldorf fehlt auch noch Bashiru Gambo wegen einer Sperre. Vaccaro schnürt aller Voraussicht nach seine Kickstiefel künftig für Wuppertal, bereits nach dem Spiel gegen Aalen im Dezember hatte er keine Lust mehr, für die Kickers zu spielen. Darum ist man noch eifrig auf der Suche nach einem Stürmerersatz. Manager Joachim Cast: Wir sind bestrebt einen Ersatz zu bekommen, aber er muss auch zu uns passen.“ Um noch mehr Fans ins Gazi-Stadion zu locken, versucht man im Vorstand auch Sponsoren für Zuschaueraktionen zu gewinnen.

Beim nächsten Heimspiel am Valentinstag (14. Februar, 14 Uhr) kommen die Frauen dank der Unterstützung eines großen Lesezirkels umsonst ins Stadion rein. 2009 ist für die Kickers ein besonderes Jahr. Im Gedenken an Axel Dünnwald-Metzler wird auf dem Kickers-Gelände eine Eiche gepflanzt und ein Gedenkstein enthüllt. Die Laudatio soll Ex-Ministerpräsident Lothar Späth halten.

Helmut Winkler

Stuttgarter Wochenblatt

Vorberichte Kickers Offenbach – Stuttgarter Kickers

Dritte Liga, elfter Spieltag

Der Lokalrivale Stuttgarter Kickers muss morgen beim Namensvetter aus Offenbach antreten – und hofft mal wieder auf den ersten Saisonsieg, im mittlerweile elften Anlauf. Dazu beitragen soll indirekt auch ein gemeinsames Abendessen, das am Dienstagabend der komplette Vorstand plus Aufsichtsrat mit den Spielern in Degerloch abgehalten hat. „Das war ein Dankeschön dafür, dass die Mannschaft das Derby noch gedreht hat“, sagt das Präsidiumsmitglied Dieter Wahl, „aber auch ein Signal, dass es langsam Zeit wird für die ersten drei Punkte.“

Ausgerechnet in Offenbach? Dort wird es ein Wiedersehen mit Mirnes Mesic geben, der vor der Saison auch gerne zu den Stuttgarter Kickers gekommen wäre, was dem Extrainer Stefan Minkwitz gut ins Konzept gepasst hätte. Doch der Wechsel scheiterte aus finanziellen Gründen. Im Falle des neuen Chefcoachs ließ sich bei den Blauen aber eine finanzielle Lösung finden. „Der Verein hat in Edgar Schmitt sicher einen guten Nachfolger gefunden“, sagt selbst Minkwitz.

Nach vier Wochen Urlaub auf Mallorca blickt Minkwitz, dessen Vertrag bis zum 30. Juni 2009 läuft, jetzt nach vorne: „Ich habe nicht vor, mich auf die faule Haut zu legen.“ Solange es keine Angebote (auch aus der Regionalliga oder Oberliga) gibt, will sich der 40-Jährige bei anderen Vereinen fortbilden: mögliche Kandidaten sind der SC Freiburg und Borussia Dortmund. Ob er sich am Dienstag die Partie der Stuttgarter gegen Union Berlin anschaut? „Eher nicht“, sagt Minkwitz, „ich denke, das wäre noch zu früh.“

Stuttgarter Zeitung

Kickers: Nur die Ruhe bewahren
Trainer Schmitt sieht Aufwärtstrend – Präsidium wünscht Sieg in Offenbach

Stuttgart – In Offenbach soll am Samstag der Knoten endlich platzen: Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers sehnt den ersten Saisonsieg herbei – dafür greifen Präsidium und Aufsichtsrat schon einmal in die Trickkiste.

VON JÜRGEN KEMMNER

Zehn Spiele, vier Punkte, kein Sieg. Schlusslicht, es fehlen fünf Punkte auf die Nichtabstiegsränge. Manch einen im blauen Haus kitzelt Ungeduld, auch Präsidiumsmitglied Dieter Wahl würde sich über einen Dreier in Offenbach am Samstag (14 Uhr) freuen wie ein Knirps über das letzte fehlende Bild im Pannini-Sammelalbum. „Gegen den VfB II war“s ein gefühlter Sieg“, sagt er, „jetzt kann nicht mehr viel zu einem richtigen Erfolg fehlen.“ Präsidium und Aufsichtsrat haben in die Trickkiste gegriffen: Am Dienstag waren die Mitglieder mit Team und Trainerstab beim Abendessen – Kennenlernen und Stärken der Zusammengehörigkeit. „Für uns war“s genauso interessant wie für die Spieler“, sagt Wahl, „außerdem wollten wir mit der Aktion ein Zeichen setzen: Jetzt sind bald die ersten drei Punkte fällig.“

Trainer Edgar Schmitt lässt sich von solchen Vorgaben nicht verrückt machen. „Wir steigern uns, wir halten die Ordnung länger“, sagt der Trainer, der sich am Donnerstag gedanklich offenbar so intensiv mit der Partie in Offenbach beschäftigt hatte, dass er die Pressekonferenz verschwitzte. Im Kampf gegen den Abstieg lautet seine Devise: Nur die Ruhe bewahren. Der 45-Jährige ist überzeugt, dass der erste Saisonsieg nicht mehr fern ist – die drei Spiele gegen die starken Teams Kickers Emden (1:1), FC Bayern II (3:3) und VfB II (4:4) hätten einen deutlichen Trend hin zum Besseren gezeigt. „Jetzt ein Dreier wäre auch fürs Selbstvertrauen großartig“, sagt er. Vielleicht würden Wahl und seine Kollegen die Mannschaft dann noch mal zum Essen einladen.

Stuttgarter Nachrichten

Spielinfos: Anstoß: 25.10.2008 14:00
Stadion: Bieberer Berg

Schiedsrichter:

Kickers Offenbach: Die Defensivabteilung hat sich stabilisiert, in der Offensive hat Boysen mit Morys, Baier und Becker noch drei Alternativen.

Stuttgarter Kickers: Trainer Schmitt hält am 4-4-2 fest. Smeekes soll zunächst wieder auf die Bank, in der Abwehr könnten statt Rapp auch Härter oder Ortlieb spielen.

Aufstellung

Kickers Offenbach
Wulnikowski – D. Damm, M. Heitmeier, Hysky, Kokocinski – A. Huber, St. Haas – Zinnow, Fröhlich, Tosunoglu – Mesic; Trainer: Boysen

Stuttgarter Kickers
Salz – Deigendesch, Mann, Rapp, Landeka – Traut, Rosen, Gambo, Reiß – Schürg, Vaccaro; Trainer: Schmitt

Kicker

StZ: Kickers-Trainer Minkwitz „Wir brauchen keine Schönspieler“

Stuttgart – Die Stuttgarter Kickers haben in der dritten Fußballliga nach drei Spielen noch keinen Punkt und kein Tor auf dem Konto. „Es ist ja klar, dass damit der Druck wächst – auch auf mich“, sagt der Trainer Stefan Minkwitz im Gespräch mit Joachim Klumpp.

Herr Minkwitz, wie sind denn die Platzverhältnisse auf dem Trainingsgelände?

Es gibt schon einige Löcher – weil die Spieler viel grätschen.

Aber Gras haben sie noch keines gefressen, wie Sie gefordert haben?

Im übertragenen Sinne schon. Und wenn die Mannschaft das umsetzt, was sie am Mittwoch gezeigt hat, dann ist mir jedenfalls nicht bange, dass sie am Sonntag ein vernünftiges Zweikampfverhalten an den Tag legt.

Und das reicht dann für drei Punkte im Heimspiel gegen Sandhausen?

Zunächst einmal ist es das A und O im Fußball, alles andere kommt dann von alleine: das Selbstvertrauen, gute spielerische Aktionen und individuelle Stärke.

Alles Attribute, die bis jetzt vermisst werden. Warum?

Es ist einfach Fakt, dass die sogenannten Führungsspieler ihre Leistung bisher nicht abrufen. Und dann kann ich von den jungen Spielern nicht verlangen, dass sie das Zepter in die Hand nehmen.

Wie wollen Sie das ändern?

Ich habe der Mannschaft gesagt, wir brauchen jetzt keine Schönspieler, sondern Leute, die Fußball arbeiten und die Gegenspieler nicht schonen – und die werden auflaufen.

Also fehlt ein Angelo Vaccaro, der bis jetzt einen eher lustlosen Eindruck macht?

Ich werde keinen öffentlich kritisieren, auch wenn man das vielleicht irgendwann einmal tun muss. Einige setzen die Trainingseindrücke einfach nicht um. Aber es wäre falsch, alles an einem Spieler festzumachen. Es gibt insgesamt zu viele Ausfälle.

Trauern Sie so gesehen Mirnes Mesic oder Mustafa Parmak nach?

Es bringt doch nichts, irgendwelchen Spielern nachzuweinen, die nicht da sind. Ich bin von der Qualität des Kaders nach wie vor überzeugt. Natürlich hätte ich Mesic gerne gehabt, und er wäre gerne gekommen, aber es hat aus den bekannten finanziellen Gründen nicht geklappt. Und Parmak wollte weg.

Kommt im Gegenzug bis zum Transferschluss noch eine Verstärkung?

Im Moment gibt es dafür keine Signale, auch wenn ich gerne noch einen Spieler hätte.

Priorität hätte wahrscheinlich ein Offensivspieler, nachdem derzeit der Niederländer Orlando Smeekes mittrainiert.

Priorität hätte ein Stürmer, der auch im defensiven Mittelfeld und der Innenverteidigung einsetzbar wäre.

Zunächst einmal kann man davon ausgehen, dass die Mannschaft am Sonntag ein anderes Gesicht hat als zuletzt?

Das hängt von den Trainingseindrücken ab. Aber die zuletzt verletzten Spieler wie Kettemann, Landeka und Schmiedel haben gezeigt, dass sie umsetzen, was ich verlange.

Inwiefern spüren Sie als Trainer nach drei Niederlagen den Druck? Gibt es Rückendeckung des Präsidenten Dirk Eichelbaum?

Wir haben am Dienstag telefoniert, natürlich gibt es die Rückendeckung. Aber wir wissen ja auch, dass das im Fußball nach zwei, drei weiteren Niederlagen ganz anders aussehen kann. So gesehen ist es normal, dass der Druck wächst – auch auf mich als Trainer.

Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Werden Sie kurzfristig noch etwas ändern?

Wir fahren am Freitag nach Bad Teinach ins Kurztrainingslager und werden erst zum Spiel anreisen, um nochmals intensive Einzelgespräche mit den Spielern führen zu können. Wir werden nichts unversucht lassen.

Sie haben gesagt: „Im Moment sind wir weder heim- noch auswärtsstark.“ Welche Stärke soll denn zuerst zurückkommen?

Zunächst einmal geht es darum, dass wir zu Hause wieder eine Macht werden – am besten schon am Sonntag.

Fragen von Joachim Klumpp

Stuttgarter Zeitung