Vorberichte zum drittletzten Endspiel gegen den Abstieg: Stuttgarter Kickers – VfR Aalen

Heute Derby gegen den VfR Aalen

Kickers hoffen auf 5000 Fans
STUTTGART (ump). Rainer Kraft ist am Samstag in Aalen gewesen, an alter Wirkungsstätte gewissermaßen. Dort hat der Trainer der Stuttgarter Kickers den Einstand von Rainer Scharinger verfolgt (siehe auch „Ich spiele nicht den Feuerwehrmann“), weitgehend zumindest. Denn beim Ausgleich zum 3:3 kurz vor Schluss befand er sich schon auf dem Heimweg. Doch nicht nur deswegen sagt er vor dem Drittligaderby heute um 19 Uhr im Gazi-Stadion: „Es gab nicht allzu viel neue Erkenntnisse.“ Dafür einige altbekannte Gesichter auf dem Platz. Zuvorderst Branko Okic, den inzwischen 40-jährigen Spielmacher, den Scharinger reaktiviert hat. „Was er kann, weiß jeder“, sagt Kraft, der selbst einige Jahre beim VfR tätig war, als Assistent des früheren Trainers Edgar Schmitt und Chef der zweiten Mannschaft.

Doch Platz für Sentimentalitäten gibt es im Abstiegskampf nicht. „Der Tag der Entscheidung rückt näher“, sagt der Kickers-Trainer, der sich aktuell auf die mentale Belastbarkeit seiner Mannschaft verlässt. „Wenn man schon neun Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz hatte und jetzt noch die Chance auf den Klassenerhalt besitzt, spricht das eher für die Stärke der Spieler.“ Das Zusammengehörigkeitsgefühl wurde am vergangenen Samstag noch mit einen Grillfest auf dem Vereinsgelände gestärkt. „Das kam auf Anregung des Trainerteams zustande“, sagt Kraft, der zusammen mit seinem Assistenten Alexander Malchow nach wie vor im Kreis der Kandidaten für die nächste Saison steht, wobei der Eindruck in den verbleibenden drei Spielen durchaus eine Rolle spielt.

Selbst in der zweiten Mannschaft spielen dagegen die zuletzt suspendierten Michael Schürg und Mustafa Parmak (an dem der Wuppertaler SV Interesse haben soll) keine Rolle mehr. „Sie haben entschieden nicht mehr am Trainingsbetrieb teilzunehmen“, sagt der Manager Joachim Cast, nachdem beide im WFV-Pokalspiel gegen Heidenheim 90 Minuten nur auf der Bank saßen.

Für die Partie heute plagen die Stuttgarter noch Verletzungsprobleme, so dass über die Aufstellung möglicherweise erst kurz vor dem Anpfiff entschieden wird. Dann sollen zwischen 4000 und 5000 Besucher im Gazi-Stadion sein, so die Hoffnung bei den Kickers. Der Gast aus Aalen setzt dabei auch außerhalb des Platzes auf eine Offensive – durch seine Fans. Denen wird die Busfahrt plus Eintrittskarte extra vom Sponsor spendiert.

Stuttgarter Zeitung

„Ich spiele nicht den Feuerwehrmann“
Aalens neuer Trainer Rainer Scharinger denkt vor dem Spiel bei den Kickers bereits über diese Saison hinaus

Seit einer Woche ist Rainer Scharinger Trainer beim Fußball-Drittligisten VfR Aalen, der heute (19 Uhr) bei den Stuttgarter Kickers antritt. Scharinger, der früher selbst auf der Waldau spielte und zuletzt 1899 Hoffenheim II betreute, erwartet zwischen den beiden Konkurrenten im Kampf um den Klassenverbleib eine brisante Begegnung. „Die Partie hat Pokalspielcharakter“, sagt er im Gespräch mit Johannes Scharnbeck.

Herr Scharinger, Sie könnten die Stuttgarter Kickers, für die Sie in der Saison 2001/2002 und zu Beginn der folgenden Spielzeit aufgelaufen sind, in die Regionalliga befördern. Haben Sie Gewissensbisse?

Ich kann keine Gewissensbisse haben. Ich wünsche mir natürlich, dass sich beide Mannschaften auch in der nächsten Saison wieder in der dritten Liga duellieren. Denn ich habe zu jedem meiner früheren Vereine eine besondere Beziehung, nirgendwo bin ich im Streit gegangen. Aber während der 90 Minuten werde ich alle Sentimentalitäten beiseitelegen. Ich schaue jetzt nur auf mein Team.

Beim 3:1 der Kickers gegen Braunschweig saßen Sie schon auf der Tribüne. . .

In weiser Voraussicht. Nein im Ernst, ich wusste damals nicht, dass ich Trainer beim VfR Aalen werde.

Sie konnten jedenfalls schon Ihren heutigen Gegner beobachten. Welche Stärken und Schwächen der Kickers haben Sie während der Partie erkannt?

Ich möchte meine Erkenntnisse nicht öffentlich mitteilen. Wir werden das Spiel mit gehörigem Respekt angehen, aber auch keine Angst haben. Natürlich werden wir versuchen, die ein oder andere Schwäche des Gegners auszunutzen, das Wichtigste ist jedoch: es wird einfach um alles gehen, da macht es keinen Unterschied, ob wir gegen Paderborn oder gegen die Kickers antreten. Die Partie heute hat Pokalspielcharakter und wir wissen, dass wir alles geben müssen.

Ihre Mannschaft hat beim 3:3 am vergangenen Samstag gegen den Tabellenzweiten SC Paderborn eine starke Leistung gezeigt und war kaum wiederzuerkennen. War das schon der Scharinger-Effekt?

Das hat nichts mit meinem Namen zu tun. Immer wenn ein neuer Trainer kommt, wird etwas bewegt – ich habe als Spieler diese Situation doch selbst oft erlebt. Denn jetzt spielt auch die mentale Einstellung eine ganz wichtige Rolle. Ich habe den Ist-Zustand der Mannschaft aber schnell erkannt und gegen Paderborn ist es mir schon ein bisschen gelungen, Einfluss auf die Spieler auszuüben.

Die Saison endet bereits in knapp zwei Wochen. Was können Sie in so kurzer Zeit überhaupt noch verändern?

Für uns ist momentan jede Stunde kostbar. Es gibt so viel zu tun, nicht nur im mentalen Bereich. Besonders gilt es nun, den Spielern zu zeigen, wie sie sich auf dem Platz verhalten sollen – und davon habe ich klare Vorstellungen. Unser Verbund in der Defensive funktioniert noch nicht so gut wie in der Offensive. Darum muss das Kollektiv unbedingt gestärkt werden. Ich mache daraus keine Wissenschaft, aber ich will auch nicht nur den Feuerwehrmann spielen. Meine Arbeit ist langfristig angelegt, ich habe ja auch einen Vertrag bis zum Sommer 2010.

Der VfR-Präsident Berndt-Ulrich Scholz hat nach dem Spiel am Samstag gegen Paderborn spontan gesagt: „Mit dieser Leistung können wir den Klassenerhalt schaffen.“ Glauben Sie das auch?

Jede Mannschaft kann noch neun Punkte holen. Daher hat auch jede Mannschaft, die unten drin steht, noch eine Chance. Uns trennt ein Punkt von einem Nichtabstiegsplatz. Es ist noch nichts verloren, deshalb bin ich ja auch nach Aalen gekommen. Ich sage aber im Gegenzug auch nicht: das wird alles ganz einfach, schließlich sind wir Drittletzter. Aber ich habe vom ersten Moment an gesehen, dass die Mannschaft lebt, Teamgeist hat und den Klassenerhalt unbedingt schaffen will. Das ist für mich entscheidend.

Sie sind nach Edgar Schmitt, Jürgen Kohler und Petrik Sander bereits der vierte Aalener Trainer in dieser Saison. Haben Sie sich angesichts dieser Fluktuation auf ein Himmelfahrtskommando eingelassen?

Ich beschäftige mich nicht damit, was gewesen ist. Ich brauche hundert Prozent meiner Kraft und Konzentration für die Mannschaft. Schon als Spieler konnte ich mich voll und ganz auf ein Ziel fokussieren – und das will ich jetzt natürlich auch meiner Mannschaft in Aalen vermitteln.

Stuttgarter Zeitung

Phantom sagt Kickers seine Unterstützung zu
Entscheidung naht: Gegen Aalen werden alle Register gezogen

Von Jürgen Frey

STUTTGART. Drei Spieltage sind es noch. Die Entscheidung naht. So oder so. Doch wenn Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers am heutigen Dienstag (19 Uhr/Gazistadion) das württembergische Derby gegen den VfR Aalen verliert, könnte schon am Tag danach alles besprochen sein. Gewinnen Carl Zeiss Jena und Wacker Burghausen ihre Spiele am Mittwoch, wäre der Abstieg der Blauen auch rechnerisch besiegelt. Manager Joachim Cast bleibt gelassen. „Die Partie gegen Aalen ist das x-te Endspiel für uns in dieser Saison. Wir haben diesbezüglich gewisse Erfahrungen vorzuweisen.“

Der Mann, auf dessen Abschied am Saisonende vieles hindeutet, hat die Hoffnung auf ein blaues Wunder noch nicht aufgegeben. Ein Blick in sein Gesicht genügt. Ganz nach dem Motto „Wer rasiert, verliert“ hat sich Cast aus Aberglauben einen Vollbart wachsen lassen. Auch sonst setzen die Kickers auf nicht alltägliche Aktionen. Am Wochenende versammelten sich Trainerteam samt Mannschaft mit Familien auf dem Vereinsgelände. Der gemütliche Grillnachmittag sollte das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken. Und dann hat für das Derby gegen Aalen auch noch das sogenannte Phantom den Blauen seine Unterstützung zugesagt. In den 80er und Anfang der 90er Jahre hatte der muskulöse Masken-Catcher mit ungelüfteter Identität regelmäßig die Kickers von den Rängen unterstützt.

Ob“s was bringt? Trainer Rainer Kraft setzt auf kontrollierte Offensive. „Wir spielen auf Sieg, aber kein Harakiri“, sagt der 46-Jährige vor dem Duell mit seinem ehemaligen Verein. Wie Cast gibt sich auch der gebürtige Stuttgarter nach außen kühl: „Wir sind seit 35 Spieltagen Tabellenletzer und hatten im Winter 14 Punkte. Es ist doch ein Wunder, dass wir überhaupt noch eine Chance haben“, sagt Kraft.

Die Planungen für die neue Saison laufen seit Wochen zweigleisig. Noch am Abend nach dem Derby gegen Aalen werden sie in einer gemeinsamen Sitzung von Präsidium und Aufsichtsrat vertieft. Das Hauptthema dabei: die Finanzen. Bis zum 4. Juni müssen die Blauen beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) für die Erteilung der Drittliga-Lizenz Sponsorengelder von rund 260 000 Euro nachweisen. Um die Bedingungen für die Regionalliga zu erfüllen, haben die Kickers einen Tag länger Zeit. Für den Fall des Abstiegs planen die Kickers mit einem Etat von rund 1,5 Millionen Euro. Das Problem: In der Vergangenheit hat der DFB den Absteigern die stark gekürzten Ausgaben (vor allem Personalkosten) nicht abgenommen. Dies könnte nun auch bei den Planzahlen der Blauen der Fall sein.

Stuttgarter Nachrichten

Mauertaktik
Die Stuttgarter Kickers empfangen heute zum „x-ten Endspiel“ den Abstiegskonkurrenten VfR Aalen

Stuttgart (bw) – Für die Stuttgarter Kickers zählt heute (19 Uhr) im Kellerduell gegen den direkten Konkurrenten VfR Aalen nur ein Sieg. Denn andernfalls könnte für das Schlusslicht der dritten Fußball-Liga nach diesem drittletzten Spieltag der Abstieg bereits besiegelt sein.

Doch solche Gedanken treiben die Verantwortlichen nicht um. „Das ist doch jetzt schon das x-te Endspiel für uns“, lässt Manager Joachim Cast eine gewisse Routine durchblicken. Und auch Rainer Kraft behält die Ruhe. „Wir werden nicht auf Unentschieden spielen, aber mit Sicherheit auch kein Harakiri veranstalten“, sagt der Coach und betont: „Es wäre tödlich, wenn wir blind anrennen würden.“ Bezüglich der Aufstellung fuhr Kraft selbst gestern allerdings eine Mauertaktik. Er berichtete lediglich von „einigen angeschlagenen Spielern“, deren Einsatz „fraglich sein könnte“. Namen fielen – angesichts der brisanten Situation – keine. Schließlich sollen den VfR, der nach dem Trainerwechsel zu Rainer Scharinger vor einer Woche sein Team etwas umbaute, keinerlei Informationen erreichen.Was die Aalener dagegen gerne wissen können, ist die Tatsache, dass die Kickers weiter fest an den Klassenverbleib glauben. „In der Winterpause hatten wir 14 Punkte und waren bereits abgeschrieben. Dass wir an den letzten drei Spieltagen noch die Chance haben uns zu retten, grenzt an ein Wunder“, erklärt Kraft. Die in den vergangenen vier Wochen unter seiner Regie immer weiter zusammengewachsene Mannschaft hat sich noch einmal gesondert auf den Endspurt vorbereitet. Am Samstag gab es einen Grillnachmittag mit den Spielern und deren Anhang. „Da haben wir uns zusammen auf die letzten drei Spiele eingeschworen“, berichtete Kraft. Der Coach selbst verließ die Zusatzmaßnahme früher, um Aalen beim Heimspiel gegen den SC Paderborn (3:3) zu beobachten. Aus seiner Zeit als Co-Trainer des VfR, die im August 2008 mit der Entlassung ein unrühmliches Ende nahm, sind nur noch wenige Spieler in der aktuellen Mannschaft. Das Derby sei dennoch „ein völlig normales Spiel“, sagt Kraft, weiß aber auch: „Der Tag der Entscheidung rückt näher.“ So wollen sie spielen: Salz – Steinle, Mann, Traub, Härter – Traut, Rosen, Gambo, Ivanusa – Galm, Smeekes.

(…)

Esslinger Zeitung

Vorberichte Stuttgarter Kickers – VfR Aalen

Kickers-Trainer vor Spiel gegen Aalen
„Ich wünsche mir ein Unentschieden“

Stuttgart – Edgar Schmitt war diese Saison schon beim VfR Aalen und bei den Stuttgarter Kickers Trainer. Das Duell der beiden Fußball-Drittligisten am 12. Mai im Gazisatdion verfolgt der 46-Jährige aus der Ferne.

Herr Schmitt, werden Sie beim Drittligaderby heute ab 19 Uhr im Gazistadion sein?

Nein. Ich schaue mit derzeit zwar viele Spiele an, zuletzt war ich in Kaiserslautern und beim VfB, aber zum Derby komme ich nicht. Ich will nicht polarisieren.

Beide Trennungen haben ihre eigene Geschichte. Das Aus in Aalen hatte rein politische Hintergründe und keine persönlichen oder sportlich nachvollziehbare. Nicht nur ich, sondern auch die Menschen in der Region Aalen können meinen Rauswurf bis heute nicht verstehen. Bei den Kickers ging der Trainerwechsel von mir aus und ist alleine deshalb schon anders gelagert. Allerdings habe ich bei der Trennung von den Blauen menschlich eine große Enttäuschung erlebt, aber daraus meine Lehren gezogen. Künftig werde ich genauer hinschauen, wen ich in mein näheres Umfeld lasse.

Hat Ihr Aus in Aalen und Stuttgart Ihrem Ruf geschadet, und wie geht das Derby aus?

In der Szene kennt man die Sachverhalte und die Situation in beiden Vereinen und man weiß meine Arbeit sehr wohl zu schätzen. Ich habe nichts Rufschädigendes getan und blicke deshalb positiv in die Zukunft. Für das Derby wünsche ich mir ein Unentschieden und dass beide Vereine in der dritten Liga bleiben.

Jürgen Frey

Stuttgarter Nachrichten

Kellerderby bei den Kickers
Fußball, 3. Liga: VfR-Chefcoach Rainer Scharinger stimmt seine Spieler per Video-Analyse auf das Kickers-Spiel ein

„Meine beiden Stürmer sind schon die ersten Abwehrspieler.“ Mit diesen Worten VfR Aalens neuer Trainer Rainer Scharinger die Schuldzuweisungen für die drei Gegentore gegen Paderborn von seiner Hintermannschaft und verteilt sie auf die ganze Mannschaft. Beim Schlusslicht Stuttgarter Kickers hofft er am heutigen Dienstag (Anpiff: 19 Uhr), dass das Kollektiv funktioniert.

Viel Zeit hat Scharinger nicht mehr, um der Mannschaft seine Fußball-Philosophie nahe zu bringen. Aber er tut was er kann. „Ich habe viele gute Dinge gesehen, aber auch viele, die es zu verbessern gilt“, sagt er, nachdem er sich das 3:3 gegen Paderborn am Bildschirm noch einmal genauer angeschaut hat. Die Auswertung seiner Beobachtungen hat er seiner Mannschaft in einer zweistündigen Videoanalyse vor Augen geführt. „Ich glaube, dass es sehr fruchtbar für die Spieler war, dieses zu sehen“, ist er überzeugt und lobt das engagierte Mitgehen seiner Spieler in der Diskussion. „Das ist genau das, was ich will. Ich brauche Spieler, die sich einbringen. Nur so gelingt es, dass wir als Team noch enger zusammenwachsen. Und ich habe bereits nach wenigen Stunden das Gefühl, das wir schon recht schnell zueinander gefunden haben.“
Beim Kellerderby am heutigen Dienstagabend beim Schlusslicht Stuttgarter Kickers geht es für beide Mannschaften um sehr viel. Gewinnt Aalen (36 Punkte) , könnte der VfR bei gleichzeitigen Niederlagen von Jena (37 / in Düsseldorf) und/oder Burghausen (37 / bei Bayern II) am Mittwoch eines oder sogar beide Teams überholt und die Abstiegszone verlassen haben. Verliert Aalen und die vor ihm liegenden Teams könnten punkten, würde es in den noch ausstehenden beiden Spielen gegen Düsseldorf (am 16 Mai in Aalen) und in Unterhaching am 23. Mai sehr sehr schwierig, die Klasse noch zu halten. Dennoch sagt Rainer Scharinger: „Wir müssen nicht gewinnen. Wir wollen gewinnen.“ Denn, so der neue VfR-Coach: „Das Wort ‘müssen’ ist nicht gut für einen Spieler. Das baut eine unnötige Blockade auf.“
Also schickt er seine Jungs im Gazi-Stadion unterm Fernsehturm auf den Platz, um Vollgas zu geben und miteinander füreinander zu kämpfen. Scharinger: „Erfolg gibt’s nur im Team.“ Die Aufstellung will er seinen Spielern erst nach dem Abschlusstraining heute Vormittag bekannt geben. Schließlich können die Trainingseindrücke noch aktuell in die Aufstellung mit einfließen.
Soviel aber stellt er klar. Christian Holzer, der seit Sonntag wieder im Training ist, wird in Stuttgart noch nicht spielen. Allein die Tatsache, dass der zuletzt verbannte Aalener Mittelfeldregisseur wieder dabei ist, bedeutet Scharinger viel. „Ich will nicht wissen, was war. Das gehört der Vergangenheit an“, sagt er. „Ich bin momentan dankbar für jeden, der uns helfen kann.“ Da zähle Holzer einfach dazu. Und: „Wenn er fit genug ist, besteht durchaus die Möglichkeit, dass er gegen Düsseldorf oder Unterhaching spielt.“
Auch Stuttgarts Cheftrainer Rainer Kraft, der vor einen dreiviertel Jahr zusammen mit Edgar Schmitt vom Aalener Rohrwang nach Degerloch gewechselt ist, verrät seine Aufstellung nicht. Nur soviel: „Es wird eine Veränderung geben.“ Dass er im Vorteil sein soll, weil er den VfR Aalen besser kennt als der neue VfR-Trainer, sieht er nicht. „In der Aalener Elf spielen inzwischen nur noch etwa die Hälfte der Spieler, die ich aus meiner Zeit in Aalen kenne“, erklärt er und schiebt die Favoritenrolle den Gästen zu. Rainer Kraft ist Realist genug, um zu sehen, dass die Chance auf den Klassenerhalt nur noch äußerst gering sind. Doch sein Team hat seit drei Spielen nicht mehr verloren. Und nach den beiden Siegen gegen Dresden (2:1) und Braunschweig (3:1) sowie zuletzt dem 0:0 gegen Jena seien seine Spieler heiß auf dieses Match gegen Aalen. „Wir wissen“, sagt Kraft, „wenn wir verlieren, können wir abgestiegen sein. Aber wenn wir gewinnen, ist noch alles möglich. Und daran glauben wir.“ Am Samstag gegen Paderborn war er im Stadion und hat sich seine ehemaligen Aalener – von denen mit Torsten Traub und Simon Köpf zwei nach Stuttgart gefolgt sind – noch einmal angeschaut.

So könnte der VfR spielen:
VfR Aalen: Linse – Schiele, Bader, Alder, Stemayer – Hägele – Okle, Okic, Hohn – Lechleiter, Sailer.

Der Gegner: Stuttgarter Kickers
Gründungsdatum: 21. September 1899
Vereinfarben: blau-weiß
Mitgliederzahl: 1500
Größte Erfolge: Aufstieg in die 1. Bundesliga 1988 und 1991
Aktueller Tabellenstand: 20. (37:62 Tore / 32 Punkte)
Trainer: Rainer Kraft
Beste Torschützen: Bashiru Gambo, Angelo Vaccaro (je 5)
Hinspiel: 4:1-Sieg für Aalen
Internet-Adresse: www.stuttgarter-kickers.de

Schwäbische Post

Vorberichte Stuttgarter Kickers – Jahn Regensburg und Presse zum Trainerwechsel Kraft/Schmitt

Die Kickers-Trainer: der Nächste, bitte
Rainer Kraft beerbt Edgar Schmitt beim Fußball-Drittligisten

STUTTGART. Der bisherige Assistent Rainer Kraft ersetzt den zurückgetretenen Edgar Schmitt als Cheftrainer des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers. „Schmitt ist an den Unzulänglichkeiten innerhalb der Mannschaft verzweifelt“, sagt der Präsident Dirk Eichelbaum.

Von Heiko Hinrichsen

Das Gefühl wird immer mehr zur Gewissheit, dass der SV Stuttgarter Kickers 1899 bald nicht einmal mehr ein drittklassiges Fußballteam stellt. Eigentlich war Edgar Schmitt auf der Waldau die Aufgabe zugefallen, den Absturz der Kickers in die Regionalliga und damit in die Bedeutungslosigkeit zu verhindern. Denn der „Euro-Eddy“, wie sich Schmitt gerne selbst tituliert, hat schon einmal ein Wunder vollbracht. Erinnert sei hier an seine vier Tore im Dress des KSC beim 7:0-Erfolg über den FC Valencia 1993 im Uefa-Cup.

Edgar Schmitt ist also zu fußballerischen Großtaten fähig. Doch an dem Vorhaben, das der Kickers-Präsident Dirk Eichelbaum „eine echte Herkulesaufgabe“ nennt, den Klassenverbleib in der dritten Liga also, ist der ehemalige KSC-Torjäger gescheitert. Damit teilt er das Schicksal seines im September entlassenen Vorgängers Stefan Minkwitz. Am Ostermontag war gegen 23 Uhr klar, dass Schmitt künftig nicht mehr die Kickers trainieren wird. Der Coach war mit seinem Latein am Ende – und hat in der Kanzlei des Aufsichtsratsvorsitzenden Rainer Lorz daher seinen Rücktritt angeboten. Diesen haben die anwesenden Kickers-Granden mit dem Präsidenten Eichelbaum und dem Manager Joachim Cast an der Spitze angenommen.

Ist Schmitt, der nach der herben 1:5-Klatsche vom Wochenende bei Union Berlin um ein klärendes Gespräch gebeten hatte, damit nur seinem Rauswurf zuvorgekommen? „Es ist müßig, über diese Frage zu debattieren“, sagt Eichelbaum, „letztlich brauche ich in unserer Situation einen Trainer, der stehen bleibt, auch wenn der Blitz neben ihm einschlägt.“ Dass dies nicht mehr der Fall war, sei nach Schmitts Einlassungen schnell klar gewesen. „Der Trainer hat uns offen und selbstkritisch dargelegt, dass er an den Unzulänglichkeiten der Mannschaft verzweifelt ist“, sagt Eichelbaum, der Schmitt die Entscheidung zum Rückzug hoch anrechnet.

Immerhin habe der Trainer durch seinen Entschluss auch auf Geld verzichtet, das ihm im Falle einer Freistellung vonseiten des Vereins bis zum Vertragsende am 30. Juni zugestanden hätte. Auch seine Option, im Falle des „zweiten Wunders von der Waldau“ (Eichelbaum), nämlich des Klassenverbleibs, in der neuen Saison Trainer unterm Fernsehturm zu sein, besitzt Schmitt nun nicht mehr.

Erschreckend ist allerdings das Bild, das der Extrainer von den Zuständen innerhalb des Kaders zeichnete: So kam ein Spieler zum Training, ohne gefrühstückt zu haben, und wunderte sich, warum er nach 30 Minuten kaputt war; ein anderer erschien im ADM-Sportpark, hatte aber seine Arbeitsgeräte, die Kickstiefel, vergessen. Ein Dritter wiederum bekam die Uhrzeit des nächsten Treffpunktes nicht mit, weil er mit Kopfhörern in der Kabine saß. „Ich bin von der mangelnden professionellen Einstellung einiger Spieler maßlos enttäuscht“, sagt Schmitt, „jetzt ist das Team in der Verantwortung.“

Acht Spiele vor dem Saisonende sind die Kickers mit sieben Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz das Schlusslicht der dritten Liga. Mit der Vorgabe, bis zum Saisonende am 23. Mai noch fünf Siege (so viele haben die Kickers bisher in der gesamten Saison erst geholt) und zwei Unentschieden zu erreichen, schickt der Präsident Dirk Eichelbaum nun den bisherigen Assistenten Rainer Kraft als Chef auf die Trainerbank.

Der 46-Jährige, dem Alexander Malchow als Co-Trainer zur Seite gestellt wird, ist von den Qualitäten des Kaders überzeugt. „Von den Fähigkeiten der einzelnen Spieler her können wir mit Mannschaften wie Jahn Regensburg klar mithalten“, sagt Kraft, „doch das galt bisher nicht für den Teamgeist.“

Hier will Rainer Kraft den Hebel vor den beiden Heimspielen heute gegen Jahn Regensburg (19 Uhr) und am Samstag gegen den Wuppertaler SV ansetzen. „Ich selbst habe ein naturgegebenes Vertrauen, dass wir den Klassenverbleib noch schaffen, sonst müsste ich gar nicht anfangen“, sagt Kraft, „das müssen auch die Spieler verinnerlichen.“

Auch Dirk Eichelbaum nimmt seine Profis in die Pflicht. „Turnbeutelvergesser darf es vielleicht in der Grundschule geben, aber nicht in der dritten Liga“, sagt der Präsident, „wir haben es noch selbst in der Hand. Wenn wir bis Samstag 16 Uhr gegen Regensburg und Wuppertal sechs Punkte geholt haben, mischen wir wieder mit.“

Stuttgarter Zeitung

Der Trainerwechsel bei den Kickers

Das Trauerspiel wird fortgesetzt
Von Peter Stolterfoht

In diesem speziellen Fall ist es eher nebensächlich, ob der Trainer Edgar Schmitt nun aus freien Stücken zurückgetreten ist oder ob er von der Vereinsführung der Stuttgarter Kickers zu diesem Schritt gedrängt wurde. Viel entscheidender ist, was für ein Bild der Drittligist mittlerweile in der Öffentlichkeit abgibt: ein katastrophales.

Es muss mit einem Verein schon sehr weit gekommen sein, wenn der Präsident einen Trainerwechsel dazu nutzt, die Mannschaft als disziplinlosen Haufen zu beschreiben, so wie das Dirk Eichelbaum gestern in der Pressekonferenz getan hat. Für den inakzeptablen Zustand des Teams tragen neben Edgar Schmitt, der daraus offenbar selbst die Konsequenzen gezogen hat, auch andere die Schuld: der Manager Joachim Cast, in dessen Aufgabengebiet die Zusammenstellung des Kaders gehört, und Dirk Eichelbaum, der als Chef die Leitlinie für alle Clubangestellten vorgibt. Dieser großen Verantwortung sind die Entscheidungsträger bei den Kickers ganz offensichtlich nicht gerecht geworden.

Auch zu Zeiten des großen Kickers-Präsidenten Axel Dünnwald-Metzler gab es in Degerloch Krisen, Abstiege, Finanzprobleme und Niederlagen in Serie. Was die damalige Situation aber eklatant von der heutigen unterscheidet: früher sind die Stuttgarter Kickers ihren Problemen immer mit Stil begegnet, mit einem bemerkenswerten Stolz und sehr traditionsbewusst. Eine Mannschaft, vor welcher der Trainer laut Präsident kapituliert, hat es jedenfalls in der 110-jährigen Clubgeschichte noch nicht gegeben.

Bisher wurden die Kickers von den Stuttgartern mit viel Sympathie begleitet. Der Verein ist immer eine Marke gewesen, als charmanter Gegenentwurf zum übermächtigen VfB. Zurzeit arbeitet man konsequent daran, das Besondere, das ihn ausgemacht hat, endgültig zu verspielen. Die Kickers sind austauschbar geworden, Chaosvereine gibt es schon genug. Das Schlimme: auch der Trainerwechsel und seine Umstände deuten nicht darauf hin, dass der Absturz in die vierte Liga noch verhindert werden kann – und damit in die Bedeutungslosigkeit.

Stuttgarter Zeitung

Kommen und Gehen
Die Kickers-Trainer seit dem Zweitligaabstieg 2001:

Rainer Zobelbis 26. August 2001
Marcus Sorg 26.08.01 bis 09.03.03
Rainer Adrion 10.03.03 bis 27.10.03
Robin Dutt 28.10.03 bis 30.06.07
Peter Zeidler 01.07.07 bis 04.11.07
Stefan Minkwitz 04.11.07 bis 21.09.08
Edgar Schmitt 21.09.08 bis 14.04.09
Rainer Kraftseit dem 14. April 09

Stuttgarter Zeitung

Neuer Kickers-Coach: Was schafft Kraft?
Edgar Schmitt beim Fußball-Drittligisten zurückgetreten – Der bisherige Co-Trainer übernimmt

Stuttgart – Der bisherige Co-Trainer Rainer Kraft ist neuer Chefcoach bei den Stuttgarter Kickers und damit Nachfolger des zurückgetretenen Edgar Schmitt. Der Trainerwechsel soll der letzte Weckruf an die Mannschaft sein – wenngleich sich zunächst wohl kaum etwas ändern wird.

VON STEFAN KLINGER

Viel Zeit bleibt Rainer Kraft nicht, um den Tabellenletzten noch aus der Abstiegszone zu führen. Acht Spiele sind es noch, bereits am heutigen Mittwoch (19 Uhr/Gazistadion) empfangen die Kickers den direkten Konkurrenten Jahn Regensburg. Am Samstag (14 Uhr) ist der Wuppertaler SV, ein weiterer Abstiegskandidat, zu Gast. „Nur wenn wir mindestens vier Punkte aus diesen beiden Spielen holen, haben wir noch eine Chance“, sagt Kraft.

Es ist vor allem dieser Zeitdruck, der den neuen Mann auf der Kommandobrücke einzuschränken scheint. Gäbe es diesen nicht, müsste man Kraft beinahe schon Hilflosigkeit unterstellen. Denn mit Blick auf das Scheitern von Edgar Schmitt und der schier ausweglosen Situation sagt er nur: „Ich werde ein paar Kleinigkeiten im organisatorischen Bereich verändern. Viel mehr ist ohnehin nicht möglich.“

Ob das ausreicht, um ein funktionierendes Team zu formen, das sich endlich gemeinsam gegen den drohenden Abstieg stemmt, wird sich zeigen. Klar ist aber: Nur wenn dem 46-Jährigen dies gelingt, werden die Blauen den Abstieg noch vermeiden können. „Die Qualität der Mannschaft und die körperliche Verfassung der Spieler reichen aus, um in der Liga zu bleiben“, versichert Kraft, „so wie wir aber zuletzt als Team gearbeitet haben, schaffen wir es nicht.“

Ob Rainer Kraft noch vor dem Spiel gegen Regensburg personelle Konsequenzen zieht, ließ er am Dienstag offen. „Zum Kader oder der Aufstellung sage ich nichts. Es hängt von den Gesprächen mit Manager Joachim Cast und Alexander Malchow ab, ob und welche Konsequenzen es geben wird“, sagte Kraft. Sicher scheint: Orlando Smeekes, der unter Schmitt keine Chance mehr bekommen hätte, weil er sich in Berlin erneut nicht an das vorgegebene Konzept hielt und sein eigenes Spiel durchzog, soll ebenso wie Josip Landeka heute im Kader stehen. Den Mittelfeldspieler hatte Schmitt wegen Undiszipliniertheiten nach der Auswechslung im Spiel gegen Offenbach in Berlin kurzfristig aus dem Kader gestrichen.

Gerade der mangelnde Teamgeist und die Schludrigkeiten einzelner Spieler waren es auch, die Edgar Schmitt zur Kapitulation bewogen haben. „Ich bin von der mangelnden professionellen Einstellung einiger Spieler maßlos enttäuscht“, ließ Schmitt in einer Pressemitteilung des Vereins verkünden. Präsident Dirk Eichelbaum wurde deutlicher: „Der eine kommt ohne gefrühstückt zu haben zum Training und wundert sich, wenn er nach 30 Minuten die Einheit abbrechen muss. Der Nächste vergisst seine Kickschuhe. Und der Dritte hat Ohrstöpsel drin und hört deshalb nicht, wann das nächste Training stattfindet.“ Kurzum: Beim Drittligist auf der Waldau geht es mitunter zu wie in einer C-Jugend-Mannschaft.

Nach dem miserablen Auftritt in Berlin hat Schmitt daher laut Präsident Dirk Eichelbaum den Clubchef um einen Gesprächstermin für Montagabend gebeten und ihm angedeutet, dass er zurücktreten möchte. In der Nacht zum Dienstag einigten sich dann beide Seiten auf ein vorzeitiges Ende der Zusammenarbeit. Ob Schmitt dadurch seinem Rauswurf zuvor gekommen ist? „So wie es gelaufen ist, ist es für alle das Beste“, sagt Eichelbaum ausweichend – und doch vielsagend. Denn noch vor zwei Wochen hatten der Präsident und Aufsichtsratschef Rainer Lorz einen Trainerwechsel auch bei Niederlagen gegen Kickers Offenbach (0:1) und Union Berlin (1:5) ausgeschlossen. So schnell ändern sich die Zeiten.

Stuttgarter Nachrichten

An der Einstellung der Spieler gescheitert
Edgar Schmitt gibt bei den Kickers auf, Rainer Kraft soll noch fünf Siege holen

Stuttgart – Edgar Schmitt hat aufgegeben. Der bisherige Trainer des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers traute sich nicht mehr zu, das Schlusslicht in den verbleibenden acht Spielen zum Klassenverbleib zu führen. Das soll nun sein bisheriger Assistent Rainer Kraft schaffen. Bereits heute (19 Uhr) gibt er im Nachholspiel gegen Jahn Regensburg sein Debüt als Chefcoach.

Von Sigor Paesler

Der Elan, mit dem Präsidiumsmitglied Dieter Wahl gestern die neue Werbekampagne der Kickers mit dem Motto „Blaublut braucht Herzblut“ vorstellte, passte irgendwie nicht so richtig zu den Mienen der Protagonisten, die neben ihm saßen. Es herrschte eine düstere Stimmung im Clubheim der Kickers. Und auch wenn Präsident Dirk Eichelbaum betonte, keine Durchalteparolen von sich geben zu wollen, war es nichts anderes, was er während der Begründung von Schmitts Rücktritt und dem Ausblick auf die Rest-Saison tat. „Acht Spiele, fünf Siege und das eine oder andere Unentschieden – dann sind wir durch“, nannte er die Vorgabe an Kraft und die Mannschaft. Fünf Siege, das ist genau das, was die „Blauen“ in den bisherigen 30 Begegnungen erreicht haben. Kraft ist dennoch optimistisch. „Das ist bei mir naturgegeben“, sagte er schulterzuckend. Im vergangenen August war der Inhaber der Fußballlehrer-Lizenz gemeinsam mit Schmitt beim VfR Aalen beurlaubt worden. Nachdem Schmitt am 22. September Stefan Minkwitz beerbt hatte, folgte der gebürtige Stuttgarter dem früheren KSC-Profi nach Degerloch. Sein Assistent wird jetzt Alexander Malchow. Viel könne er nicht ändern, sagte Kraft gestern. Es gelte, an der Einstellung der Spieler zu arbeiten.Daran war Schmitt gescheitert. Der Coach hatte am Montag, einen Tag nach der 1:5-Schlappe bei Tabellenführer Union Berlin, um ein Gespräch mit der Vereinsführung gebeten. Darin teilte er mit, dass er nicht mehr an die Mannschaft herankäme. „Ich bin von der mangelnden professionellen Einstellung einiger Spieler maßlos enttäuscht“, ließ sich der bei der Pressekonferenz abwesende 45-Jährige in einer Mitteilung des Vereins zitieren. Vergessene Ausrüstung, Verspätungen, falsche Ernährung und ähnliche Dinge waren laut Eichelbaum an der Tagesordnung. Entsprechend nimmt die Clubführung nun die Kicker in die Pflicht. „Das ist jetzt der ultimative Charaktertest für die Spieler“, betonte Manager Joachim Cast. Eichelbaum meinte mit Blick auf das Restprogramm: „Es sind mit Ausnahme vom SC Paderborn nur noch Gegner, bei denen die Spieler keinerlei Ausreden haben.“

Schmitt verzichtet auf Ansprüche
Kraft glaubt, dass der Kader gut genug ist, um die Kurve noch zu kriegen. „Die Qualität der Einzelspieler reicht“, sagte er. „Was den Teamgedanken betrifft, hat die Qualität bisher nicht gereicht. Daran arbeiten wir.“ Als Beispiel nannte er den heutigen Gegner, den er beim 0:0 in Emden beobachtet hat: „Die Regensburger haben keine besseren Spieler als wir, aber jeder Einzelne hat verstanden, dass es nur als Mannschaft geht.“

Zumindest finanziell kommt den Verein die Trennung von Schmitt nicht teuer zu stehen. „Er verzichtet deutlich auf Ansprüche im Gegensatz zu dem Fall, dass wir ihn freigestellt hätten“, verriet Eichelbaum.

Das Thema Edgar Schmitt ist bei den Kickers nach gut einem halben Jahr abgehakt. Die dritte Liga ist es noch nicht. „Wir haben die Chance, am Samstag um 16 Uhr nach den Spielen gegen Regensburg und Wuppertal sechs Punkte mehr zu haben, dann sind wir wieder voll dabei“, schwor Eichelbaum die „Blauen“ ein. Und wenn nicht? Dann ist auch der zweite Trainerwechsel als vielleicht letztes Mittel verpufft. Und dann hilft auch die schönste Werbekampagne nicht mehr.

So wollen sie spielen: Salz – Ortlieb, Mann, Traub, Härter – Traut, Rosen, Gambo, Gentner – Schürg, Smeekes.

Eßlinger Zeitung

Ein großer Schritt zum Klassenerhalt
Mit einem Sieg beim Schlusslicht Stuttgarter Kickers hätten die Regensburger die Drittliga-Zugehörigkeit fast schon in der Tasche.
REGENSBURG. Von Heinz Reichenwallner, MZ

Viel Zeit bleibt ihnen nicht, den Fußballern des SSV Jahn, um sich noch groß Gedanken über das 0:0 vom Samstag in Emden zu machen. Denn die englischen Wochen gehen weiter: Bereits heute Abend (19 Uhr) müssen die Regensburger beim Tabellenletzten, den Stuttgarter Kickers, wieder um Drittliga-Punkte kämpfen. Diese Partie steht klar im Zeichen des Abstiegskampfs. Mit dem gestern erfolgten Rücktritt von Edgar Schmitt, dem Chefcoach der Stuttgarter, lässt das Spiel zusätzlich ein besonderes werden. Jetzt wollen die Kickers mit dem 46-jährigen Rainer Kraft, dem bisherigen Assistenztrainer als Nachfolger von Schmitt, ihre Chancen auf den Klassenverbleib wahren.

Ein Endspiel für die Kickers

Doch der Trainerwechsel beim Gegner sollte den Jahn-Akteuren nichts ausmachen, meint Weinzierl. „Das muss uns egal sein“, so der Coach der Regensburger. „Die Stuttgarter können deswegen auch keine andere Mannschaft aufs Spielfeld schicken. Und ihre Ausgangslage bleibt ebenso unverändert. Für sie ist es ein Endspiel im Kampf um den Klassenerhalt.“

Zehn Punkte trennen die Kickers (24) vor dem Vergleich mit den Regensburgern (34), die Rang 14 einnehmen und heute mit einem Sieg im Gazi-Stadion zwar die sportlichen Voraussetzungen für die Ligazugehörigkeit noch nicht ganz in der Tasche hätten, aber laut Weinzierl, „dann einen großen und wichtigen Schritt dafür machen würden“. Gelingt das, wäre es das I-Tüpfelchen auf der Visitenkarte des Trainers, der nach der Demission seines Vorgängers Thomas Kristl 22 Punkte in 14 Partien holte – ein Schnitt also von 1,57 Zählern, mit denen der SSV Jahn über die gesamte Saison gesehen gar oben in der Tabelle hätte mitspielen können.

Das statistische Zahlenmaterial kann als Mutmacher dienen – vor der Partie in Stuttgart ist Weinzierl nicht frei von Personalsorgen. Neben den gesperrten Stefan Jarosch (5. gelbe Karte) und Nico Beigang, der wegen seiner Roten Karte diesmal noch zusehen muss, laboriert Jürgen Schmid an einer Muskelverhärtung im Adduktorenbereich. Hinter dem Jahn-Stürmer steht ebenso ein Fragezeichen, wie hinter Peter Stoilov, der noch immer von seiner komplizierten Zahn-OP geschwächt ist. Außerdem klagt Mittelfeldspieler Tobias Zellner über Rückenprobleme. Wie der an Grippe erkrankte Sebastian Kreis konnte das Trio das Dienstagtraining nicht mitmachen. Bewahrheiten sich die Ausfälle in der Offensive, dann werden als Ersatz die jungen Tobias Wiesner und Dominik Schmid die Fahrt nach Stuttgart mitmachen, die der Jahn heute Mittag um 12.30 Uhr mit dem Mannschaftsbus startet.

An der Jahn-Zukunft wird gebastelt

Derweil wird eifrig hinter den Kulissen an der wirtschaftlichen und administrativen Jahn-Zukunft weiter gebastelt. Es geht um die Nachfolge von Franz Nerb, der seinen Rücktritt zum 1. Juli angekündigt hat und um die Erfüllung der Bedingungen der Drittliga-Lizenz für die neue Saison. Dass die dafür nötigen finanziellen Mittel in der Kürze der Zeit bis zum 8. Juni jeweils nicht im Alleingang gestemmt werden können, ist dem Präsidium und dem Förderverein klar. Deshalb solle man doch, unter Berücksichtigung gewisser Voraussetzungen, zum Beispiel positives Prüfungsergebnis der Jahn-Bilanz, unverzüglich gemeinsam auf Sponsoren-Akquise gehen, so der Vorschlag der Solidargemeinschaft.

Mittelbayerische Zeitung

Edgar Schmitt tritt zurück – Rainer Kraft neuer Kickers-Chefcoach

Trainerwechsel beim Drittliga-Tabellenletzten – Heimspiel an diesem Mittwoch (19 Uhr) gegen SSV Jahn Regensburg

Der Cheftrainer des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers Edgar Schmitt ist von seinem Amt zurückgetreten. Mit dieser Entscheidung will Schmitt dem Verein und der Mannschaft die Möglichkeit geben, alle denkbaren Ressourcen zu mobilisieren, um das große Ziel Klassenerhalt doch noch zu erreichen. „Ich bin von der mangelnden professionellen Einstellung einiger Spieler maßlos enttäuscht. Mit diesem ungewöhnlichen Schritt will ich auch die Mannschaft in die besondere Verantwortung nehmen alles dafür zu tun, damit der Traditionsverein Stuttgarter Kickers die Klasse erhält“, sagt Schmitt hierzu.

Das Präsidium und der Aufsichtsrat des Vereins bedauern diese Entscheidung von Edgar Schmitt außerordentlich. „Damit ist der Mannschaft jedes Alibi genommen, sie steht jetzt mehr denn je in der Pflicht“, sagte Kickers Präsident Dirk Eichelbaum.

In einer Pressekonferenz am heutigen Dienstag wird der bisherige Assistenztrainer Rainer Kraft als neuer Chefcoach des Drittliga-Tabellenletzten vorgestellt. Der in Stuttgart geborene und 46 Jahre alte Fußballlehrer erhält einen Vertrag bis zum Ende der laufenden Spielzeit. Alexander Malchow bleibt ebenfalls bis zum 30. Juni 2009 Co-Trainer. Der 39-Jährige wird erstmals gemeinsam mit Rainer Kraft in der Drittliga-Nachholpartie der Blauen am morgigen Mittwoch gegen den SSV Jahn Regensburg (GAZI-Stadion, 19 Uhr) die Kickers-Mannschaft betreuen.

Zur Person:
Rainer Kraft, am 30. Juli 1962 in Stuttgart geboren, spielte in seiner aktiven Zeit in der Fußball-Verbandsliga Nordbaden beim TSV Reichenbach gemeinsam mit Edmund Becker. Der jetzige Trainer des Bundesligisten Karlsruher SC war es auch, der Kraft in der Saison 1996/97 als Physiotherapeuten und Rehatrainer zum KSC II holte. Nach einer Spielzeit wechselte er bis 2001 in gleicher Funktion zum VfB Stuttgart. Als Cheftrainer war Kraft danach für den Kreisligisten FC Unterheimbach tätig. Im Jahr 2005 folgte der Wechsel zum VfR Aalen. Dort hatte er bis zum Ende der vergangenen Saison neben seiner Co-Trainer-Aufgabe auch die Verbandsligaelf trainiert. Im Jahr 2007 hat Kraft die DFB-Fußball-Lehrer-Lizenz erworben. Bis Ende August vergangenen Jahres war er zusammen mit dem Edgar Schmitt beim VfR Aalen für die Drittliga-Mannschaft verantwortlich, ehe dort die Beurlaubung erfolgte. Das Duo war beim Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers seit dem 1. Oktober 2008 wieder vereint. Am Dienstag, 14. April 2009, wurde Rainer Kraft zum Cheftrainer befördert.

Offizielle Homepage

Presse zu Union Berlin – Stuttgarter Kickers (5:1) und dem bevorstehenden Trainerwechsel

Schmitt steht auf der Kippe
Dem Kickers-Trainer droht heute der Rauswurf – Als Nachfolger wird Rainer Kraft gehandelt

BERLIN/STUTTGART. Nach der 1:5-Niederlage der Stuttgarter Kickers in Berlin entwickelt sich die Trainerfrage zur Hängepartie. Eine Entscheidung soll nun heute bekanntgegeben werden.

Von Joachim Klumpp

Berlin ist eine Reise wert, so heißt es zumindest in den Reisekatalogen. Für die Stuttgarter Kickers galt dieses Motto allerdings nicht. Im Gegenteil. Was die mitgereisten Fans und Funktionäre vor 6000 Zuschauern am Sonntag zu sehen bekamen, glich einem Offenbarungseid, auch wenn beim Tabellenführer der dritten Liga nicht unbedingt ein Sieg erwartet werden durfte. Aber etwas mehr Gegenwehr schon als beim 1:5 in den 90 Minuten gegen Union Berlin.

Dieses Ergebnis hat die Bedenken gegenüber dem Trainer Edgar Schmitt erhöht. Ist er noch der richtige Mann am richtigen Ort? Nach einer Nacht des Überschlafens haben sich Präsidium und Aufsichtsrat gestern kurzgeschlossen – aber kein Ergebnis gefunden: Ob der Trainer morgen im Nachholspiel gegen Jahn Regensburg noch im Amt ist, blieb bis gestern Abend offen, auch wenn viele Anzeichen für eine Trennung sprechen. Die Verantwortlichen um den Präsidenten Dirk Eichelbaum haben sich um 20 Uhr nochmals zu einer Nachtsession zusammengefunden, um in medias res zu gehen. Mit dem Trainer am Tisch, der selbst nach der Niederlage in Berlin offensichtlich davon ausging, weiter auf der Bank zu sitzen. „Wir müssen nach vorne schauen und die nötigen Punkte gegen unsere direkten Konkurrenten holen“, sagte er unmittelbar nach dem Spiel.

Vor dem Osterwochenende hatten der Präsident Dirk Eichelbaum und der Aufsichtsratsvorsitzende Rainer Lorz noch unisonso einen Trainerwechsel ausgeschlossen. „Wir ziehen das jetzt durch“, so Lorz. Der war beim Spiel in Berlin zwar nicht selbst anwesend, doch die Ausführungen seines Präsidenten müssen so erschreckend geklungen haben, dass nun doch noch das letzte Mittel in Erwägung gezogen wird, um den Klassenverbleib möglicherweise zu schaffen.

Was einem fast aussichtslosen Unterfangen gleicht, auch wenn Eichelbaum predigt: „Wir können es nach wie vor schaffen, die Situation ist nicht ausweglos.“ Dabei haben die Kickers bisher in 30 Saisonspielen erst fünf Siege verbucht – und mindestens diese Zahl bräuchten sie jetzt in acht verbleibenden Partien, um noch eine realistische Chance auf den Nichtabstieg zu besitzen.

Eichelbaum wehrt sich in diesem Zusammenhang auch gegen den Vorwurf, er habe für die beiden Spiele gegen Offenbach und Berlin quasi einen Freifahrschein ausgestellt. „Selbst in Berlin wäre ein Punkt möglich gewesen, wenn alle so gekämpft hätten wie ein Gambo oder Manuel Salz.“ Ganz offensichtlich hapert es aber an der Einstellung einiger Spieler. So soll der Kapitän Alexander Rosen nach der Partie den Fans gegenüber gesagt haben: „Hier spielt jeder für sich.“

Was ein Indiz dafür wäre, dass es Schmitt auch nach mehr als einem halben Jahr im Amt nicht gelungen ist, aus dem vorhandenen Spielermaterial eine Einheit zu formen. Als Favorit auf die Nachfolge gilt Rainer Kraft, der bisherige Assistent von Schmitt. „Ich kann und möchte dazu nichts sagen“, erklärte der 46-Jährige gestern Abend. Ihm zur Seite könnte Alexander Malchow als Co-Trainer gestellt werden, der in dieser Funktion schon seit der Winterpause tätig ist. Dagegen scheint Björn Hinck von der zweiten Mannschaft nicht in der engeren Wahl zu stehen, jedenfalls wurde er bisher nicht offiziell kontaktiert. Der 32-Jährige hat im Verein zwar eine hohe Wertschätzung, aber nicht die für die dritte Liga nötige A-Lizenz, auch wenn dieses Handicap mittels einer Ausnahmegenehmigung zu umgehen wäre. Erschwerend kommt jedoch hinzu, dass Hinck beruflich so eingespannt ist, dass er kurzfristig nicht in Vollzeit zu Verfügung stehen würde, was bereits bei der ursprünglich angedachten Lösung mit ihm als Co-Trainer der ersten Mannschaft das K.-o.-Kriterium war.

Rainer Kraft musste auch gestern noch den leblosen Auftritt in Berlin verdauen und sagte nur: „Heute um elf Uhr wollten wir trainieren – das werden wir auch.“ In welcher Konstellation auch immer.

Berlin: Glinker – Bemben (61. Menz), Stuff, Göhlert, Parensen – Younga-Mouhani – Mattuschka, Dogan, Gebhardt (68. Kohlmann) – Biran (61. Benyamina), Sahin.

Stuttgarter Kickers: Salz – Ortlieb, Mann, Traub, Härter – Traut, Rosen, Gambo, Gentner (68. Köpf) – Schürg (68. Kacani), Smeekes (68. Galm).

Schiedsrichter: Kuno Fischer (Leer)

Tore: 1:0 Biran (3.), 2:0 Dogan (24.), 3:0 Sahin (59.), 4:0 Gebhardt (65.), 4:1 Gambo (75.), 5:1 Benyamina (80.).

Stuttgarter Zeitung

„Es gibt Tendenzen“
Nachgefragt bei Dirk Eichelbaum

Die Zukunft des Kickers-Trainers Edgar Schmitt ist gestern Abend noch offengeblieben, obwohl die Verantwortlichen den gesamten Tag über die Trainerfrage diskutiert hatten. „Wir wollen die Entscheidung auf eine breite Basis stellen“, sagt der Kickers-Präsident Dirk Eichelbaum im Gespräch mit Joachim Klumpp.

Herr Eichelbaum, Sie haben gestern lange über den Trainer Edgar Schmitt diskutiert. Warum ist keine Entscheidung gefallen?

Weil wir die auf eine breite Basis stellen wollen, so dass einstimmig oder zumindest mit einer überwältigenden Mehrheit feststeht, ob wir so weitermachen oder nicht.

Sie meinen eine Mehrheit in den Vereinsgremien?

In den Gremien, aber wir wollten auch noch einmal mit dem Trainer sprechen.

Ist das im Laufe des Tages nicht bereits geschehen?

Doch. Aber ich wollte die Lage noch mal persönlich analysieren – und am Dienstag wird es zu einer Entscheidung kommen, die dann für die restlichen acht Saisonspiele gilt.

Und wenn der Trainer sagt, er will nicht gehen, dann bleibt er bei den Kickers?

Da muss man sehen, mit welcher Motivation er weitermachen will, ob er sich die Aufgabe noch zutraut. Es gibt Tendenzen, aber es macht keinen Sinn, jetzt groß darüber zu spekulieren.

Und eine mögliche Nachfolgediskussion wird anschließend geführt, oder wie muss man sich das vorstellen?

Der erste Schritt ist: machen wir mit Edgar Schmitt weiter? Wie stellt er sich das vor? Traut er sich die Aufgabe noch zu? Er weiß, was auf ihn zukommt, er wird nicht nur eine gute Presse bekommen. Geht er da durch oder nicht? Ich hätte mir die Antworten auch schon lieber gestern gewünscht. Aber es ist eben nicht ganz einfach, an einem Ostermontag alle Beteiligten zu erreichen. Und letztendlich brauchen wir jetzt einen Treueschwur. Und das hieße dann in der Folge, auch nach einem 0:1 am Mittwoch gegen Jahn Regensburg machen wir trotzdem weiter. Es bringt ja nichts, dann noch jemand ins kalte Wasser zu werfen.

Spielen bei der Entscheidung auch finanzielle Gründe eine Rolle?

Sagen wir es mal so: finanzielle Gründe spielen insofern eine Rolle, dass wir bei den Kickers die Lasten gemeinsam schultern. Wenn ich ein Präsident wäre wie der Kollege in Sandhausen, der das mehr oder weniger aus der eigenen Schatulle bestreitet, dann hätte ich mich da überhaupt nicht mit anderen beraten, sondern die Entscheidung für oder gegen Schmitt längst gefällt.

Wobei bei einem möglichen Trainerwechsel letztendlich, aufgrund des Zeitdrucks, ja nur eine interne Lösung in Betracht kommen dürfte?

Eine externe Lösung, mit einem sogenannten bekannten Namen, gibt es auf dem Markt derzeit sowieso nicht. Also hätte das auch wenig Sinn.

Stuttgarter Zeitung

Schmitt droht der Rauswurf
Hängepartie um den angeschlagenen Trainer der Stuttgarter Kickers

Stuttgart – Es war ein turbulenter Ostermontag für die Stuttgarter Kickers. Die Führungsmannschaft des Fußball-Drittligisten diskutierte nach dem 1:5 am Vortag bei Union Berlin bis tief in die Nacht um die Zukunft von Edgar Schmitt. Alles sprach für einen Trainerwechsel – eine offizielle Bestätigung gab es aber nicht.

VON JÜRGEN FREY

Schon auf der Rückfahrt von Berlin war Dirk Eichelbaum in Sachen Trainer hin- und hergerissen. Nein, von eindeutigen Auflösungserscheinungen in der Mannschaft könne nicht die Rede sein. Aber seiner Stimme war anzumerken: Allzu weit weg waren die Kickers davon sicher nicht. Entsprechend geladen war der Kickers-Präsident: „So kann es nicht weitergehen. Die Einstellung der meisten Spieler war lasch. Nur ein paar wenige gingen an ihre Grenzen“, schimpfte Eichelbaum schon am Ostersonntagabend. Da dies nicht zum ersten Mal der Fall war und der Trainer nun eben mal für den Auftritt seiner Mannschaft verantwortlich ist, liefen gestern in der Führungsetage der Blauen die Drähte heiß. Die Diskussion um den Trainer entwickelte sich zu einer Hängepartie. Um 20 Uhr gab es eine weitere Sondersitzung. Bis tief in die Nacht wurden Pro und Contra abgewogen. Ein Konsens war nur schwer zu erreichen. Vor allem Manager Joachim Cast hielt zu Edgar Schmitt. Dennoch deutete alles darauf hin, dass sich die Kickers von ihrem Chefcoach trennen werden. „Wir müssen eine tragfähige Basis finden und alle unter einen Hut bringen, das ist keine leichte Aufgabe“, sagte Eichelbaum am Abend. Chaostage unterm Fernsehturm? Davon wollte der 44-jährige Jurist nichts wissen: „Es ist nicht so, dass bei uns die Rechte nicht weiß, was die Linke tut. Wir machen uns die Entscheidung nur nicht einfach.“

Am Nachmittag hatten sich die Anzeichen auf eine Trennung von Schmitt verdichtet. Vor den beiden Heimspielen in dieser Woche gegen Jahn Regensburg (morgen, 19 Uhr) und am kommenden Samstag (14 Uhr) gegen den Wuppertaler SV sollten noch einmal neue Impulse gesetzt werden. Als heißester Kandidat für eine mögliche Nachfolge wurde bereits Rainer Kraft gehandelt. Der langjährige Assistent von Edgar Schmitt verfügt über die in der dritten Liga nötige DFB-Fußballlehrer-Lizenz. Ihm zur Seite stehen könnte Ex-Profi Alexander Malchow, der bereits dem Trainerstab angehört. Oberligatrainer Björn Hinck besitzt dagegen nur die A-Lizenz. Im Fall des Abstiegs in die Regionalliga wäre der 32-Jährige der Wunschkandidat der Blauen. Von der Überlegung, ihn schon jetzt, mit einer Ausnahmegenehmigung, ins kalte Wasser zu werfen, halten die Macher offenbar wenig. Würde Hinck das Wunder Klassenverbleib gelingen, wäre er der Held von der Waldau – könnte aber in der neuen Runde wegen fehlender Lizenz nicht bleiben. Schafft er die Rettung nicht, wäre er möglicherweise im Hinblick auf den Neuaufbau bereits verheizt.

Edgar Schmitt war am Montag nicht zu erreichen. Bereits unmittelbar nach der Partie in Berlin wirkte er angeschlagen und soll um ein Gespräch mit der Vereinsführung gebeten haben. Denn mit minimalem Aufwand hatte Spitzenreiter Berlin das harmlose Schlusslicht an die Wand gespielt. „Ich hatte mir schon mehr Kampfbereitschaft und Ordnung gewünscht“, sagte Schmitt. Dass es auch in der Mannschaft drunter und drüber geht, zeigte ein Vorkommnis am Rande der Partie. Schmitt hatte Mittelfeldspieler Josip Landeka, der mit der Mannschaft nach Berlin gereist war, nicht für den Kader nominiert. Hintergrund: Landeka soll sich nach seiner Auswechslung im Spiel gegen Offenbach zu sehr auf der Tribüne amüsiert haben. Landeka jedenfalls war über die Ausbootung stinksauer: Er nahm sich nach dem Schlusspfiff in Berlin ein Taxi zum Bahnhof und fuhr mit dem Zug nach Hause. Unter einem Trainer Schmitt dürfte es für ihn keine Zukunft geben. Alles Weitere wird sich zeigen: Heute um 10 Uhr ist Training, um 13 Uhr Pressekonferenz.

Stuttgarter Nachrichten

Alles spricht für Rainer Kraft
Co-Trainer soll Chef werden

Stuttgart (jüf) – Für den Fall, dass die Stuttgarter Kickers ihren Cheftrainer Edgar Schmitt beurlauben, gilt der bisherige Co-Trainer Rainer Kraft als Favorit, die Mannschaft bis zum Saisonende zu betreuen. Der 46-Jährige ist in Stuttgart geboren, aufgewachsen und lebt seit 2004 wieder in der Landeshauptstadt.

Kraft arbeitete bereits beim VfR Aalen mit Schmitt zusammen. Früher spielte er in der Verbandsliga Nordbaden beim TSV Reichenbach zusammen mit Edmund Becker. Der jetzige Trainer des Karlsruher SC war es auch, der Kraft 1996/97 als Physiotherapeuten und Rehatrainer zum KSC II holte. Nach einer Saison wechselte er bis 2001 in gleicher Funktion zum VfB Stuttgart. Als Cheftrainer war Kraft für den Kreisligisten FC Unterheimbach tätig. 2005 ging er zum VfR Aalen. Dort hatte er bis zum Ende der vergangenen Saison neben seiner Co-Trainer-Aufgabe auch die Verbandsligaelf trainiert. 2007 hat Kraft die DFB-Fußballlehrer-Lizenz erworben.

Stuttgarter Nachrichten

Jetzt oder nie
VON JÜRGEN FREY

Edgar Schmitt ist ein netter Kerl, er kommt beim Großteil der Mannschaft gut an, lange Zeit mochten ihn auch die Fans. Das ändert nichts daran: Wenn den freien Fall der Kickers überhaupt noch etwas bremsen kann, dann ein Trainerwechsel. Denn Schmitt fehlte zuletzt nicht nur jegliche Fortune, er machte auch Fehler. Er hat die Elf im Winter ergänzt, anstatt sie zu verstärken. Und was das Wichtigste ist: Schmitt bastelte im Zickzackkurs an Aufstellung und Spielsystem herum, ohne dem Team eine neue Handschrift zu verpassen. Ergebnis: Verunsicherung, Ratlosigkeit, zuletzt fehlte sogar der Kampfgeist.

Allerdings sind es sicher nicht die Fehlleistungen des Trainers allein, die den Traditionsclub an den Abgrund trieben. Die Führungsetage stemmte sich viel zu spät gegen das drohende Unheil. Blau und lau – es passt ins Bild, dass die Kickers trotz stundenlanger Diskussionen gestern keine Entscheidung in Sachen Trainer verkündeten. Heute dürften sie die Trennung bekannt geben – es wäre der letzte Strohhalm.

Stuttgarter Nachrichten

Schmitts Stuhl wackelt

Trainer-Diskussion bei den Stuttgarter Kickers nach dem 1:5-Debakel in Berlin

Stuttgart (hag) – Die Stuttgarter Kickers verlieren in der dritten Fußball-Liga das rettende Ufer immer mehr aus den Augen. Nach der 1:5-Niederlage beim Spitzenreiter Union Berlin sind die Kickers bereits sieben Punkte vom 17. Platz weg. Nicht ausgeschlossen ist, dass heute Coach Edgar Schmitt abgelöst wird.

Gestern Abend liefen Gespräche um die Zukunft des Trainers, eine Entscheidung soll heute verkündet werden. „Für uns fängt am Mittwoch die schwere Serie an. Wir müssen dieses Spiel schnell abhaken und die nötigen Punkte dann holen“, hatte Schmitt nach dem Debakel in Berlin direkt auf die äußerst wichtigen Heimspiele morgen (19 Uhr) gegen den Tabellen-14. Jahn Regensburg und am Samstag (14 Uhr) gegen den 15. Wuppertaler SV vorausgeblickt. Ob er bei diesen im Abstiegskampf wohl vorentscheidenden Partien auf der Bank sitzen wird, ist momentan indes offen.

Die Berliner hatten keine Mühe, gegen das in allen Belangen unterlegene Schlusslicht fünf Treffer zu erzielen. Zur Pause stand es nach Toren von Shergo Biran (4.) und Hüzeyfe Dogan (25.) 2:0, in Hälfte zwei erhöhten Kenan Sahin (59.) und Marco Gebhardt (65.) auf 4:0. Nach dem Kickers-Ehrentreffer durch Bashiru Gambo (75.) setzte Karim Benyamina (80.) den 5:1-Schlusspunkt. „Dass man bei Union Berlin nicht unbedingt gewinnen muss, ist klar“, meinte Schmitt. „Aber man muss auch nicht 1:5 verlieren.“ Die Art und Weise ernüchterte den Coach: „Das ist zu wenig, das muss man ganz klar sagen.“

Stuttgarter Kickers: Salz – Ortlieb, Mann, Traub, Härter – Traut, Rosen, Gambo, Gentner (68. Köpf) – Schürg (68. Kacani), Smeekes (68. Galm).

Eßlinger Zeitung

Freude, die beruhigt
Der 1. FC Union feiert schon mal den Aufstieg – ein ganz kleines bisschen jedenfalls.

14.4.2009 0:00 Uhr Von Matthias Koch

Ritter Eisenheart muss mächtig ins Schwitzen gekommen sein. Das „ Maskottchen des Fußball-Drittligisten 1. FC Union mit dem seltsamen Namen tanzte nach dem 5:1 (2:0)-Erfolg gegen die Stuttgarter Kickers wild im Kreis der jubelnden Berliner Spieler umher. Bei sommerlichem Wetter im Jahn-Sportpark dürfte die Betriebstemperatur des Kostümträgers bedrohliche Ausmaße angenommen haben. Damit nicht genug. Der Mann mit der überdimensionalen Keule musste auch noch den Union-Trainer aus der Kabine holen.

Uwe Neuhaus hatte im Gegensatz zu seinen Spielern das öffentliche Jubeln viel früher eingestellt und die Rufe der Fans anscheinend nicht gehört. „Wir wollen den Trainer sehen“, skandierten die Anhänger auf der Gegengeraden zunächst mehrfach vergeblich. Als Neuhaus das von Ritter Eisenheart persönlich übermittelt wurde, eilte der 49-Jährige fast 15 Minuten nach dem Abpfiff noch einmal aufs Feld, um mit den Fans La Ola zu zelebrieren.

Nimmt man noch die triefende Wasserdusche für Angreifer Kenan Sahin vor laufender Fernsehkamera durch die Sturmkollegen Karim Benyamina und Shergo Biran hinzu, sah das schon ein bisschen nach einer kleinen Aufstiegsfeier beim 1. FC Union aus.

Das wundert nicht. Vor dem Spiel am kommenden Sonntag beim Tabellendritten Fortuna Düsseldorf brauchen die Köpenicker aus den letzten sieben Meisterschaftsbegegnungen nur noch zehn Punkte zu holen, um den Aufstieg in die Zweite Bundesliga definitiv zu sichern. „Jetzt erwartet uns ein ganz heißes Spiel in Düsseldorf. Die rechnen mit 25 000 oder 30 000 Zuschauern“, blickte Neuhaus voraus. „Wir freuen uns auf dieses Spiel. Mit unserem Vorsprung kann man auch mit Spaß und Freude nach Düsseldorf fahren.“

Die Stuttgarter Kickers dagegen konnten am Ostersonntag vor 6004 Zuschauern Unions Erfolg zu keinem Zeitpunkt gefährden. Schon vor der Pause sorgten Shergo Biran und Hüzeyfe Dogan für einen beruhigenden 2:0-Vorsprung. In der zweiten Halbzeit trugen der überragende Kenan Sahin, Marco Gebhardt mit seinem ersten Saisontor und der eingewechselte Karim Benyamina zum höchsten Sieg der Berliner in dieser Saison bei. Der Ehrentreffer des Tabellenschlusslichts durch Bashirou Gambo störte Unions Osterfest nur kurzzeitig. „Es war ein sehr schöner Nachmittag für uns. Wir hatten nicht das Gefühl, das hier etwas anbrennen kann“, sagte Unions Mittelfeldspieler Hüzeyfe Dogan nach dem 17. Spiel ohne Niederlage in Serie.

Bei so viel Harmonie wird es allmählich schwer, Kritikpunkte zu setzen. Uwe Neuhaus machte es dennoch. Vielleicht, um die Konzentration der Spieler aufrecht zu halten. „Wir haben schnell 2:0 geführt, aber ich war mit einigen Dingen nicht einverstanden“, versuchte Neuhaus ein bisschen rumzunörgeln. Doch so kurz vor der Ziellinie zum Aufstieg in die Zweite Bundesliga dürfte das für den Fußballlehrer zunehmend schwerer werden.

(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 14.04.2009)

Dritte Liga
1. FC Union ist schon in Aufstiegsstimmung
Montag, 13. April 2009 16:38 – Von Michael Färber

Nach dem 5:1 gegen Stuttgart fehlen dem Berliner Drittligisten nur noch zehn Zähler aus sieben Partien, um die Rückkehr in die Zweite Liga perfekt zu machen. Vorausgesetzt, die Mitbewerber aus Paderborn, Düsseldorf oder Unterhaching geben sich weiter keine Blöße, so wie am vergangenen Wochenende.

Die Fans hatten ihren Helden schnell auserkoren. Der Gefeierte ließ sich auch nicht lange bitten, auch wenn ihn Ritter Keule, das Maskottchen des 1. FC Union, erst aus den Katakomben des Jahn-Sportparks hatte holen müssen. „Wir woll’n den Uwe sehen“, schallte es von den Rängen. Außerdem machte der Anhang der Köpenicker Kicker unter den 6004 Zuschauern am Ostersonntag deutlich: „Ohne Uwe geh’n wir nicht nach Haus!“ Und so tat jener Uwe, was von ihm erwartet wurde. „Natürlich freut das einen, da geht man gern raus“, sagte Uwe Neuhaus. Und ließ La Ola durch die Ränge schwappen.

Dabei ist der Trainer der Unioner niemand, der sich in den Vordergrund spielt. Erst recht nicht nach einem 5:1 (2:0), selbst wenn es nur gegen den Tabellenletzten der Dritten Liga, die Stuttgarter Kickers, gegangen war. Also fügte er rasch hinzu: „Das ist auch eine Anerkennung für die Mannschaft:“ Jene Mannschaft ist seit 17 Spielen ungeschlagen, liegt zwölf Punkte vor Relegationsplatz drei und benötigt noch zehn Zähler aus den letzten sieben Saisonspielen, um die Rückkehr in die Zweite Liga perfekt zu machen – vorausgesetzt, die Mitbewerber aus Paderborn, Düsseldorf oder Unterhaching geben sich weiter keine Blöße, so wie am vergangenen Wochenende.

Sahin ragt aus dem Team heraus
„Dass die Konkurrenz ihre Spiele gewonnen hat, war vielleicht sogar ganz gut für uns“, bilanzierte Neuhaus. Nur so sei es für seine Mannschaft möglich gewesen, aus dieser vermeintlich leichten Partie mehr als nur einen leichten Osterspaziergang zu machen. Keine Frage, der sportliche Aufschwung bei Union in den vergangenen knapp zwei Jahren ist untrennbar mit Uwe Neuhaus verbunden. Beim Sieg gegen die Kickers, die den Beweis ihrer Drittliga-Tauglichkeit 90 Minuten lang schuldig geblieben waren, kommt man an einem anderen Namen nicht vorbei: Kenan Sahin. Die ersten beiden Tore durch Shergo Biran und Hüzeyfe Dogan mustergültig vorbereitet, schlug der 24-Jährige in der 59. Minute selbst zu. Zwei Stuttgarter waren vorher wie Statisten zurückgeblieben.

Sahin selbst sprach später von einem „Arbeitssieg für uns“. Nach Arbeit sahen Marco Gebhardts Lupfer zum 4:0 – Vorarbeit: natürlich Sahin – und auch der Kopfball des eingewechselten Karim Benyamina zwar nicht aus. Doch auch Sportdirektor Christian Beeck hatte erkannt: „Das war sicher nicht alles Gold, was geglänzt hat.“ Der Trainer wurde etwas genauer. „Vor allem die Rückwärtsbewegung nach der 2:0-Führung hat mir nicht gefallen“, sagte Neuhaus. Die Kickers, die sich noch eine Minimalchance auf den Klassenerhalt ausrechnen, „haben immer drei, vier Spieler in der Offensive zurückgelassen“, erklärte der Coach: „Das hätte ins Auge gehen können.“

Fans feiern Trainer Neuhaus
Doch es bedurfte einer Standardsituation, damit die Schwaben zu ihrem Ehrentreffer kamen. Bashirou Gambo verwertete einen Eckball per Kopf in der 75. Minute. Der Vorfreude auf den Aufstieg tat dies keinen Abbruch. „Ihr könnt schon mal reingehen“, rief Neuhaus seinen Spielern mit einem Augenzwinkern zu, ehe er auf das Spielfeld lief. Kurze Zeit später stand er vor den Fans des 1. FC Union. Sie wollten ihren Helden feiern.

Berliner Morgenpost

StZ: Hängepartie bei den Kickers

Schwierige Planungen

STUTTGART (ump). Einer der Standardsätze des Kickers-Trainers Edgar Schmitt lautet: „Abgerechnet wird am 38. Spieltag.“ Das ist richtig, und selbst nach der 0:1-Niederlage gegen Offenbach ist der Abstieg der Stuttgarter aus der dritten Liga noch nicht besiegelt. „Wir haben zwar sechs Punkte Rückstand“, sagt der Manager Joachim Cast, „aber auch noch ein Spiel weniger.“ Das gegen Regensburg am nächsten Mittwoch, womit – zumindest nach Ansicht des Präsidenten Dirk Eichelbaum – die Aufholjagd eingeläutet werden soll: „Dann beginnt für uns eine Reihe von Sechspunktespielen.“ Dass solche Aussagen nicht glücklich sind, haben die Beteiligten inzwischen eingesehen, so dass ruhig auch schon am Sonntag beim Spitzenreiter Union Berlin eine Überraschung herdarf.

Unabhängig davon werden die Planungen für die nächste Saison durch die sportliche Hängepartie nicht erleichtert. Ein Problem, das sich schon nach der auf den letzten Drücker geglückten Qualifikation zur dritten Liga als Handicap erwies. „Normalerweise müssen wir jetzt die Weichen stellen“, sagt Schmitt. Aber in welche Richtung? „Das ganze Augenmerk gilt der dritten Liga“, betont der Manager Cast. Gleichwohl wurden die Lizenzierungsunterlagen für die Regionalliga eingereicht. Während im Falle eines Abstiegs nur Bashiru Gambo unter Vertrag steht, laufen in der dritten Liga ein Dutzend Verträge weiter – zum Beispiel von Benjamin Huber, Jens Härter, Josip Landeka, Ralf Kettemann, Jörn Schmiedel, Michael Schürg oder auch Torsten Traub und Sascha Traut.

Ob sämtliche Spieler gehalten werden sollen, steht auf einem anderen Blatt. Nach dem Heimspiel gegen Wuppertal sollen die ersten Vertragsgespräche beginnen, „so lange möchte ich da keine Störfeuer reinbringen“, sagt Cast. Bei den auslaufenden Verträgen dürfte es schwierig werden, den Torwart Manuel Salz zu halten, auch ein weiteres Engagement bei Orlando Smeekes ist eher unwahrscheinlich, selbst beim Ligaverbleib.

Und im Fall des Abstiegs? Dann würde Plan B greifen. „Da hätte der Kader ein ganz anderes Gesicht“, sagt Cast. Das Gerippe würden die Spieler der aktuellen zweiten Mannschaft stellen, von der bereits um die 15 Mann für die nächste Saison unterschrieben haben, während mit dem Torjäger Marcel Ivanusa noch verhandelt wird. Die Oberligaelf könnte übrigens noch für eine positive Überraschung sorgen, wenn sie sich für den DFB-Pokal qualifizieren würde. Dafür müsste sie aber den WFV-Wettbewerb gewinnen und dort erst einmal heute (17.15 Uhr) im Achtelfinale den VfL Kirchheim schlagen.

Stuttgarter Zeitung

StN: Was passiert bei Abstieg? Planspiele der Kickers mit Björn Hinck

Stuttgart – Fürs Aufgeben ist es zwar noch zu früh. Doch nach dem 0:1 gegen Offenbach müsste schon ein kleines Wunder passieren, damit die Stuttgarter Kickers auch in der neuen Saison in der dritten Liga spielen. Die Planungen für die Regionalliga laufen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Kommt es zum Trainerwechsel?

Keiner sagt es offiziell: Doch klar ist, dass bei einem Abstieg kein Weg an einem neuen Trainer vorbeiführt. Ob es sogar schneller zur Trennung von Edgar Schmitt kommt, ist nicht auszuschließen. Nicht allein aus finanziellen Gründen käme wohl nur Oberligatrainer Björn Hinck als Nachfolger in Frage.

Wäre Björn Hinck bereit?

Ja. Sowohl sofort als auch für die neue Saison könnte der 32-Jährige einsteigen. Für den Cheftrainerjob würde sich der Sachgebietsleiter beim Landratsamt Böblingen beurlauben lassen. Was viel über seine Chancen aussagt: Sein vor kurzem verlängerter Vertrag bei den Kickers bis 2010 enthält einen Passus für die Regionalliga.

Ist die Insolvenz ein Thema?

Laut Präsident Dirk Eichelbaum und Aufsichtsratschef Rainer Lorz definitiv nicht. Von den rund 600.000 Euro Altlasten (Steuerrückstände bei Stadt und Finanzamt sowie die beiden Darlehen von Hans Kullen und Ursi Dünnwald-Metzler) wären die Kickers in diesem Fall zwar befreit, und starten müssten sie in der Oberliga. Doch Eichelbaum betont: „DFB und DFL schließen die Insolvenz als Sanierungsinstrument faktisch aus.“ Präsidiumskollege Dieter Wahl ergänzt: „Mein Engagement ist daran geknüpft, dass wir nicht in Insolvenz gehen.“

Was passiert mit dem Unterbau?

Auch bei einem Abstieg der ersten Mannschaft in die Regionalliga will der Verein die Oberligaelf und ein A-Juniorenteam (möglichst in der Bundesliga) halten.

Würde der Präsident bleiben?

Wohl ja, zumindest bis zu den Neuwahlen im November 2009. Den Platz für einen Neuanfang freizumachen, schließt Eichelbaum zwar nicht komplett aus, doch er sagt auch: „Es ist nicht meine Sache, mich aus der Verantwortung zu stehlen. Ich möchte keinen Scherbenhaufen hinterlassen.“

Wie könnte das Team aussehen?

Als einziger Spieler hat Bashiru Gambo auch für die Regionalliga einen gültigen Vertrag. Dem Verein schwebt vor, dass er gemeinam mit Torsten Traub, Marcus Mann, Michael Schürg und Marco Tucci das Gerüst bildet. Hinzu sollen die besten Spieler der zweiten Mannschaft und Neuzugänge aus der Region kommen.

Alle Fragen zur Lage bei den Kickers lesen Sie am 9. April in der Print-Ausgabe der Stuttgarter Nachrichten.

Jürgen Frey

Stuttgarter Nachrichten

StN: Kickers-Chefetage schließt Trainerwechsel aus

Nach Blamage gegen VfB

Stuttgart – Am Tag nach dem kollektiven Versagen beim 0:3 gegen den VfB II hat bei Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers die Aufbauarbeit begonnen. Einen Trainerwechsel schloss Präsident Dirk Eichelbaum aus.

Jeder reagiert auf solch ein Debakel auf seine Weise. Doch am 2. April war auf Degerlochs Höhen eines auffallend: Keiner packte den Holzhammer aus.

Der Trainer: Die Rolle als Rumpelstilzchen hat Edgar Schmitt längst ausgereizt. Eigentlich bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als nun zu versuchen, ruhig und sachlich das Team noch einmal aufzurichten. Genau das tat er am 2. April. Motto: Kopf hoch, noch ist nichts verloren. Wie das Wunder noch gelingen soll? „Wir werden Lösungen finden“, sagt Schmitt nur – und ist sicher: „Ich erreiche das Team nach wie vor.“

Die Führungsetage: Am 2. April tagten turnusmäßig Präsidium und Aufsichtsrat. Eines betonten Eichelbaum und Aufsichtsratschef Rainer Lorz unisono: „Ein nochmaliger Trainerwechsel ist ausgeschlossen.“ Das gelte laut Präsident auch bei Niederlagen gegen Kickers Offenbach (7. April, 19 Uhr/Gazistadion) und bei Union Berlin (12. April, 14 Uhr).

Die Mannschaft: Um den Zusammenhalt zu stärken, geht das Team am 3. April gemeinsam in Stuttgart essen. Ob Bashiru Gambo dabei sein wird, ist offen. Der Mittelfeldspieler meldete sich am 2. April krank. Um den Konkurrenzkampf zu stärken, trainieren seit dem 2. April aus der eigenen Oberligaelf Marcel Ivanusa (15 Saisontreffer) und Mijo Tunjic (10) mit dem Drittligateam mit.

Der Manager: „Uns bleibt gar nichts anderes übrig, als in vielen Einzelgesprächen die Mannschaft wieder aufzurichten“, sagt Joachim Cast. Dass er selbst in der Kritik steht, sich personelle Fehlgriffe ankreiden lassen muss, ändert nichts am Vertrauen, das ihm die Chefetage entgegenbringt. Eichelbaum und Lorz wollen ihn auch bei einem Abstieg halten. „Cast hat bewiesen, dass er mit einem Minietat etwas auf die Beine stellen kann“, sagt Eichelbaum, „er steht im Fokus anderer Vereine.“

Jürgen Frey

Stuttgarter Nachrichten