Presse: Nachbetrachtungen zum Derby

Kickers: vorne hui, hinten pfui
Die Schwächen in der Defensive sind nicht zu übersehen – Dem Derby droht ein Nachspiel

STUTTGART. Eigentlich ist der neue Kickers-Trainer Edgar Schmitt kein Freund von Unentschieden. Doch das denkwürdige 4:4 im Derby gegen den VfB Stuttgart II am Freitagabend nahm nicht nur er als „gefühlten Sieg“ wahr.

Von Joachim Klumpp

Im amerikanischen Profisport ist es üblich, dass sich kurze Zeit nach Spielende die Kabinentüren der Mannschaft für Funktionäre und auch Medienvertreter öffnen. Am Freitagabend nach dem denkwürdigen 4:4 im Drittliga-Derby gegen den VfB Stuttgart II hatte auch der Kickers-Trainer Edgar Schmitt kein Problem damit, die Herren aus der Vereinsführung am allgemeinen Jubel teilnehmen zu lassen. Hereinspaziert, lautete die Aufforderung, „die Mannschaft freut sich“. Zumal nicht nur die Kabine geöffnet wurde, sondern offensichtlich auch der Geldbeutel einiger Herren. Jedenfalls dürfte noch ein nettes Sümmchen in die Mannschaftskasse geflossen sein – auch wenn die Spieler nach dem zehnten Spieltag weiter auf die erste offizielle Siegprämie dieser Saison warten.

Die sei nur noch eine Frage der Zeit, sagt Schmitt. Und für die Spieler stand zunächst einmal die Erkenntnis im Vordergrund, in der entscheidenden Schlussphase ein Spiel auch mal zu ihren Gunsten drehen zu können. „Das war ganz wichtig“, sagte der Kapitän Alexander Rosen, schließlich verfolgte die Mannschaft fast schon ein Trauma. Fünfmal nacheinander hatten die Kickers in den letzten zehn Minuten sicher geglaubte Punkte noch leichtfertig aus der Hand gegeben (siehe Winkel), das prägt sich in den Köpfen ein. „Ich hoffe, dass dieser Punktgewinn jetzt die Wende war“, sagte Rosen. „So ein Auftritt muss uns Selbstvertrauen geben.“

Aber nur der nach der Pause. Denn bei aller Euphorie sollte nicht übersehen werden, dass die Kickers in der ersten Hälfte eine desolate Vorstellung abgeliefert hatten und vom VfB förmlich vorgeführt worden sind. Vor allem die Defensive fand nicht statt, und die von Trainer Edgar Schmitt propagierte Ordnung auf dem Platz erinnerte mehr an die Situation auf den Finanzmärkten: Es ging drunter und drüber. Doch der Trainer wollte sich nach der Partie nicht allzu lange mit den Defiziten aufhalten. Und durfte sich natürlich bestätigt fühlen, dass die Mannschaft seinen Offensivgeist umsetzt; ob sie allerdings immer drei, vier Tore schießt, darf doch eher bezweifelt werden.

Am Freitag wurde der Mut zum Risiko zumindest belohnt. Vorne hui und hinten pfui, so stellt sich das Spiel der Kickers derzeit da. Wer Edgar Schmitt vom VfR Aalen her kennt oder seine bisherige Arbeit in Degerloch verfolgt, der weiß nur zu gut: er lässt sich nicht von seinem Weg abbringen. Was nicht heißen soll, dass die Fehler intern nicht angesprochen werden, ganz so blauäugig ist der frühere Torjäger dann auch nicht.

Das zeigt auch das Beispiel Orlando Smeekes. Der Neuzugang, der nach seiner Einwechslung zur Pause frischen Wind brachte, bekam dennoch sein Fett weg, weil er vor lauter Hacke, Spitze eins, zwei, drei manchmal den direkten Weg vergaß. „Er spielt schon sehr kompliziert“, sagte Schmitt, „da müssen wir noch viel üben.“ Immerhin war Smeekes an zwei der vier Tore beteiligt.

Ob die Aufholjagd auch mit der zuletzt vieldiskutierten Fitness zusammenhing? Darauf sagte Alexander Rosen nur: „Die Kraft ist da.“ Kein Wunder, zumindest 45 Minuten lang hatte sich die Mannschaft ja auch ausgeruht. Doch auf ihren Lorbeeren will sie sich jetzt nicht ausruhen, auch wenn sie erst einmal zwei Tage freibekommen hat. „Das war unabhängig vom Ergebnis“, betonte Schmitt nach diesem denkwürdigen Tag – dem allerdings noch ein Nachspiel droht.

Weil aus dem VfB-Block kurz nach der Halbzeit Becher geworfen wurden, musste der Schiedsrichter die Partie kurzzeitig unterbrechen, was auch im Spielbericht vermerkt worden ist. „Ich denke, dass der DFB eine Stellungnahme anfordern wird“, sagt der Manager Joachim Cast. Und weil es sich bei den Kickers um Wiederholungstäter handelt (Stichwort Spielabbruch im DFB-Pokal), droht nun eine Geldstrafe – die allerdings nicht aus der Mannschaftskasse gezahlt wird.

Stuttgarter Zeitung

Der VfB verschenkt den Sieg

Die Körpersprache verrät Defizite
STUTTGART (ump). Der VfB-Trainer Rainer Adrion musste sich erst einmal einige Minuten in der Kabine sammeln, bevor er dieses Derby bei den Kickers verdaut hatte. Er hat ja schon viel erlebt – aber so etwas? Dass seine Mannschaft eine scheinbar sichere 4:1-Führung 20 Minuten vor Schluss noch aus den Händen gab, „Nein“.

Das verursacht natürlich Gesprächsbedarf: erst recht nach dem guten Auftritt in der ersten Hälfte, als die Mannschaft schönen, direkten Fußball spielte und sich viele Chancen erarbeitete. Doch im Gefühl des sicheren Sieges vergaßen einige Spieler dann, entschlossen zur Sache zu gehen, was Adrion nicht verborgen blieb. „An der Körpersprache hat man schon gesehen, dass die Einstellung nachließ“, sagte der Trainer und machte das zum Beispiel an den vielen verlorenen Kopfballduellen fest. Ein Ärgernis: „Dann sollen sie doch Basketball spielen, da ist Körperkontakt verboten“, kritisierte der Trainer die allzu lasche Einstellung einiger Spieler.

„Da haben wir uns von unserer schlechten Seite gezeigt“, so Adrion. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Auch bei Union Berlin (1:3) und in Dresden (0:1) fehlte der körperliche Einsatz. Also gilt es daran zu arbeiten. „Wir müssen mit den sensiblen Spielern darauf hinwirken, dass das Zweikampfverhalten besser wird“, sagt Adrion, „dann können sie von mir aus in die Bundesliga – vorher nicht.“ Wer weiß, der eine oder andere Kandidat steht jedenfalls nicht nur beim VfB auf der Wunschliste. Vor allem an dem Senkrechtstarter Julian Schieber („sein 1:0 war sensationell“, sagte der Kickers-Trainer Edgar Schmitt voller Respekt) oder auch dem lange verletzte José Ikeng zeigen inzwischen andere Clubs Interesse – aus dem Bereich des Fußballs, nicht Basketballs.

Stuttgarter Zeitung

Späte Tore
Die Treffer in den letzten zehn Minuten:

Jahn Regensburg – Kickers 1:1
0:1 Rosen (84.), 1:1 Beigang (87.)

Kickers – Erzgebirge Aue 1:2
1:2 Schmidt (90.)

Rot-Weiß Erfurt – Kickers 3:2
2:2 Landeka (88.) 3:2 Bunjaku (90.+2)

Kickers – Kickers Emden 1:1
1:1 Rauw (81.)

Bayern München – Kickers 3:3
2:3 Kroos (81.), 3:3 Yildiz (90.)

Kickers – VfB Stuttgart 4:4
3:4 Vaccaro (89.); 4:4 Rosen (90.)

Stuttgarter Zeitung

Aufholjagd als Muntermacher
Kickers schöpfen nach dem 4:4 im Derby neuen Mut – Zweifel an der Qualität des Teams bleiben

Stuttgart – Was die Punkteausbeute betrifft, war es nicht der erhoffte Befreiungsschlag. Doch die furiose Aufholjagd des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers beim 4:4 (0:3) gegen den VfB II könnte bei den Blauen dennoch neue Kräfte freisetzen.

VON JÜRGEN FREY

Aus der Kabine der Blauen dröhnte ohrenbetäubender Lärm. Als die Explosion der Gefühle nicht enden wollte, kamen die Herren aus der Führungsetage der Kickers in die Katakomben des Gazistadions. Einer nach dem anderen. Wie an der Schnur gezogen. Präsident Dirk Eichelbaum, Schatzmeister Friedrich Kummer, Aufsichtsratschef Rainer Lorz, seine Mitstreiter Christian Dinkelacker und Alexander Lehmann – und zu guter Letzt noch Hauptsponsor Eduard Garcia. Alle zückten sie unter lautem Gejohle der Spieler generös ihren Geldbeutel – und der Verwalter der Kickers-Mannschaftskasse strahlte hinterher wie ein Vierjähriger vor dem Weihnachtsbaum: „Es ist ein nettes Sümmchen zusammengekommen, da werden wir in dieser Woche schön essen gehen“, sagte Benedikt Deigendesch mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Es war ein denkwürdiger Abend in Degerloch. Und auch wenn es für die Blauen im zehnten Saisonspiel nicht zum ersten Dreier gereicht hat, ein Sieg für die Moral und das Selbstvertrauen war es allemal. „Jetzt ist wieder Leben in der Hütte, so einen Muntermacher haben wir dringend gebraucht“, betonte Edgar Schmitt, der in der Halbzeit offenbar die richtigen Worte gefunden hatte. „Hier braucht keiner zu sterben, es geht nur um Fußball“, gab er seinem Team nach dem 0:3-Rückstand mit auf den Weg. Dass sein Team auch nach dem 1:4 nicht die weiße Fahne hisste, lag ein Stück weit auch am Coach selbst: Schmitt lebte die Leidenschaft an der Seitenlinie vor, peitschte sein Team mit viel Emotionen immer wieder nach vorne. Mit Erfolg. „Wenn wir so weitermachen, schaffen wir den Klassenverbleib, da bin ich mir zu 100 Prozent sicher“, erklärte Schmitt.

Bei aller Euphorie in Blau nach dem Schlusspfiff: Es wird ein langer und steiniger Weg. Denn unterm Strich drängte sich auch nach dem Derby der Verdacht auf: Die Qualität der Mannschaft reicht kaum für die dritte Liga. 70 Minuten lang präsentierten sich die Kickers erschreckend schwach und waren dem Bundesliganachwuchs der Roten in allen Belangen haushoch unterlegen. Bei den VfB-Angriffen taten sich vor allem vor der Pause Riesenlücken auf. Was auch an der Grundordnung mit der Raute im Mittelfeld lag. Kapitän Alexander Rosen war dabei in der Defensive auf sich allein gestellt. Spielmacher Bashiru Gambo und vor allem Sascha Traut, der auf der rechten Seite an der Linie klebte, halfen nicht, die Räume eng zu machen. In der zweiten Halbzeit lief es im 4-3-3-System besser. Weshalb Schmitt zumindest darüber nachdenkt, künftig öfter so spielen zu lassen. Vielleicht sogar schon am kommenden Samstag (14 Uhr) im Auswärtsspiel bei Kickers Offenbach.

Mit neuem Mut soll dort ein Dreier gelandet werden. Es wäre an der Zeit, damit die Blauen am Ende nicht dort landen, wo sich Schmitt am Sonntag bei der Partie Eintracht Frankfurt II gegen SSV Reutlingen „interessante Spieler der Heimmannschaft“ anschaute: in der Regionalliga.

Stuttgarter Nachrichten

„Dann sollen sie Basketball spielen“
VfB-Trainer Adrion stinksauer

José-Alex Ikeng prüfte beim Gang in die Kabine die Belastbarkeit des Plexiglastunnels im Gazistadion: Der Mittelfeldspieler des VfB Stuttgart schlug mit voller Wucht dagegen. Ikeng war stinksauer über dieses 4:4 bei den Stuttgarter Kickers. Genauso wie alle seine Mitspieler – und vor allem sein Trainer: „Unser Zweikampfverhalten in der Schlussphase war eine einzige Katastrophe“, schimpfte Rainer Adrion.

VON JÜRGEN FREY

Adrion machte ein Gesicht, als sei ihm beim Putten der Golfschläger gebrochen. Dann blies der VfB-Coach die Backen auf und begann seine Aussagen mit den Worten: „Ich werde jetzt versuchen, dieses Spiel sachlich zu analysieren.“ Mit zunehmender Redezeit fiel es ihm immer schwerer, das Vorhaben durchzuhalten. „Wenn meine Spieler keinen Widerstand leisten wollen, dann sollen sie doch Basketball spielen. Da ist Körperkontakt nicht erlaubt“, knurrte Adrion.

Lange Zeit hatten seine Nachwuchsasse vor 5875 Zuschauern in Degerloch die hohe Kunst der Spielkultur zelebriert. Doch gegen Ende hatten die brillanten Techniker der Willenskraft einer leidenschaftlich kämpfenden Kickers-Elf nichts mehr entgegenzusetzen. Die Roten versteckten sich. Und das wurmte Adrion gewaltig: „Keiner meiner Spieler war mehr in der Lage, kompakt zu verteidigen und in den Zweikämpfen auf die Zähne zu beißen. Wenn der Schiedsrichter noch zwei, drei Minuten länger spielen lässt, verlieren wir das Spiel noch.“ Mit der Einwechslung von Dubravko Kolinger wollte Adrion zehn Minuten vor Schluss das Zentrum verstärken. Doch der Defensivmann ging mit dem Rest der Truppe unter. Wobei der 32-Jährige seine Bundesligazeiten genauso wie Kapitän Marijan Kovacevic hinter sich hat. Die übrigen VfB-Spieler wollen noch ganz nach oben. Und für sie war das Derby äußerst lehrreich, was Adrion unterstrich: „Nur wer ständig intensiv in die Zweikämpfe geht, wird in der Bundesliga landen.“

Stuttgarter Nachrichten

Auch beim 4:4 der Stuttgarter Kickers gegen den VfB Stuttgart II hatten sich Fans der „Roten“ daneben benommen. Erst war die Partie drei Minuten unterbrochen, weil Bierbecher in Richtung Kickers-Torwart Manuel Salz geworfen wurden. Nach der Partie bewarfen Zuschauer Polizei mit Gegenständen. Den Punkt feierten die Kickers nach dem 1:4-Rückstand wie eine Wiederauferstehung. „Jetzt ist wieder Leben in der Bude. Diesen Muntermacher haben wir dringend gebraucht“, sagte Trainer Edgar Schmitt. Seine Saisonpremiere feierte Markus Ortlieb, den Schmitts Vorgänger Stefan Minkwitz aussortiert hatte. „Er hat eine gute Leistung gezeigt“, lobte ihn Schmitt VfB-Trainer Rainer Adrion war hingegen wenig begeistert nach den verschenkten Punkten. „Wir haben gute Fußballer. Es fehlt ihnen aber manchmal die nötige Härte, um dagegen zu halten.“

Südwest-Presse

StZ: Rainer Kraft, der neue Assistenztrainer der Stuttgarter Kickers, ist mehr als nur Handlanger

Nicht nur ein Hütchenaufsteller

STUTTGART. Rainer Kraft bestreitet heute seine Heimpremiere als Co-Trainer des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers. Ausgerechnet im Derby gegen die zweite Mannschaft des VfB, bei dem er einst vier Jahre lang tätig war.

Von Joachim Klumpp

Der Name ist so etwas wie Programm. „Meine ganze Kraft gilt jetzt den Kickers.“ Das sagt Rainer Kraft, der neue Co-Trainer. Heute Abend feiert er seine Heimpremiere, ausgerechnet gegen den VfB. Denn der Lokalrivale spielt in seiner Vita durchaus eine Rolle, auch wenn das nicht alle Kickers-Fans gern hören mögen. Auf dem Wasen fungierte er als Physiotherapeut; Trainer kamen und gingen – Kraft blieb, vier Jahre lang bis 2001.

„Eine interessante Erfahrung“, sagt der 46-Jährige, der auch Sportlehrer ist. In der Zusammenarbeit mit Joachim Löw, Winfried Schäfer, Wolfgang Rolff, dem heutigen Trainerkontrahenten Rainer Adrion, Ralf Rangnick und Felix Magath bekommt man was mit. Zum Beispiel wie Rangnick die international schon etablierte Viererkette einführte. Und wie der Routiniers wie Thomas Berthold und Frank Verlaat an die (lange) Leine nahm, damit sie die neue taktische Abwehrvariante verinnerlichten. „In Deutschland war das fast revolutionär“, sagt Kraft.

Ein Revolution will er in Degerloch zwar nicht gleich anzetteln, aber auf Dauer gibt es schon noch Potenzial für Verbesserungen, zum Beispiel in der Talentsichtung, was auch in sein Aufgabengebiet fällt. „Ich würde lieber Geld in eine Spielerdatei investieren als in einen weiteren Spieler“, sagt Kraft – perspektivisch gesehen. Zunächst einmal gilt es, die Mannschaft auf Vordermann zu bringen. Was nicht heißen soll, dass der vorige Chefcoach Stefan Minkwitz schlechte Arbeit geleistet habe, „das ist vielleicht manchmal etwas falsch rübergekommen“. Aber die Philosophie von Edgar Schmitt – offensiv und attraktiv – erfordert eben eine andere Grundlagenausdauer. An der wird gearbeitet, auch mit Rainer Kraft: „Der heutige Fußball basiert auf einer exzellenten Physis.“

Auf dem Platz fühlt sich der ausgebildete Fußballlehrer nicht in der Rolle des Handlangers, der nur Hütchen aufstellt oder Leibchen verteilt. „Edgar Schmitt bezieht einen voll mit ein, das macht die Arbeit erst reizvoll.“ Wobei das letzte Wort stets der Chef hat, „und seine Entscheidung trage ich mit“.

So war es schon beim VfR Aalen, wo die beiden erstmals zusammenkamen. Nach einem kurzen Schnupperkurs stellten sie fest: die Chemie stimmt. Und nachdem bei den Kickers die angedachte interne Lösung mit dem Oberligatrainer Björn Hinck nicht zustande gekommen war, griff Schmitt auf seinen bewährten Partner zurück. „Er weiß, wie ich arbeite und denke“, sagt Schmitt. Im Klartext lautet die Philosophie: lieber zwei Siege und zwei Niederlagen, als vier Unentschieden. „Da habe ich mehr Punkte, die Spieler mehr Prämien und der Verein zufriedenere Zuschauer“, nennt Kraft die Vorteile.

Die Kickers sind für ihn ein ideales Terrain, zumal er hier wohnt und aus Stuttgart stammt; zu Zeiten eines Torhüters Rolf Gerstenlauer in den 1970er Jahren war er gerne als Zuschauer in Degerloch. Später arbeitete Kraft, der schon eine eigene Praxis als Physiotherapeut besaß, beim Karlsruher SC unter Edmund Becker. An Erfahrung mangelt es also nicht, auch wenn er als Fußballer nicht über die Verbandsliga (TSV Reichenbach/Baden) hinauskam. Das lag auch daran, dass er erst in der A-Jugend in einer Mannschaft spielte, das aber nicht schlecht.

Diese Laufbahn erinnert ein wenig an den früheren Kickers-Coach Robin Dutt, der ja auch als Co-Trainer anfing – heute ist er Chefcoach beim Zweitligisten SC Freiburg. „Mein Ziel war es immer, im Fußball mein Geld zu verdienen“, sagt Kraft. Auch wenn bei den Kickers keiner reich wird. Doch er weiß: „Wenn wir Erfolg haben, ist das auch eine Reputation für uns Trainer.“ Und vielleicht ein Sprungbrett für höhere Aufgaben. Natürlich wäre er gerne Chef, aber nicht auf Teufel kommt raus. Kraft drückt es so aus: „Lieber in der ersten oder zweiten Liga zweiter Mann als in der Oberliga erster.“

Als Rainer Kraft und Stefan Minkwitz sich im Mai beim Bezirkspokalfinale trafen, da versprach der damalige Aalener Co-Trainer dem damaligen Kickers-Chefcoach: „Wir schlagen euren Konkurrenten Siegen.“ Gesagt, getan – das half den Kickers bei der Drittliga-Qualifikation. Ein gutes Omen? Denn jetzt sagt Kraft: „Das Ziel ist, so schnell wie möglich über den Strich zu kommen und am Ende den Ligaverbleib zu schaffen – aber das packen wir“, betont der Co-Trainer. Wenn“s sein muss mit einem Kraft-Akt.

Stuttgarter Zeitung

Interviews zum Derby am morgigen Freitag

„Das Fernsehen hinkt hinterher“
DAS DOPPELINTERVIEW

Morgen Abend (19 Uhr) kommt es zu einer Premiere: dem ersten Derby der neuen dritten Liga zwischen den Kickers und dem VfB Stuttgart II. Die Ausgangslage ist klar: die Blauen brauchen als Tabellenletzter dringend einen Sieg, doch kampflos will der VfB die Punkte nicht abgeben. Joachim Klumpp hat mit den beiden Trainern gesprochen.

Welche Erinnerung haben Sie denn an das letzte Aufeinandertreffen?

Schmitt (Kickers): Sehr gute, auch wenn ich damals noch beim VfR Aalen war. Es war ein sehr spannendes Spiel zweier starker Mannschaften, mit einem glücklichen 3:2 für uns.

Adrion (VfB): Sehr intensive. Es war ein sehr gutes Spiel von uns mit dem entscheidenden Elfmeter kurz vor Schluss, der über das Wohl und Wehe der Kickers entschied. Nachdem Träsch nicht verwandelt hat, sind die Kickers ja drin geblieben – so dass es auch in diesen Jahr wieder zum Derby kommt.

Welche Bedeutung hat so ein „kleines“ Derby überhaupt?

Schmitt (Kickers): Ich bin da ja noch nicht so involviert. Letztlich ist es für mich egal, ob wir gegen Braunschweig oder den VfB Stuttgart gewinnen – Hauptsache drei Punkte. Aber bei der Mannschaft spüre ich schon eine gewisse Anspannung, und für die Fans ist es natürlich immer interessant.

Adrion (VfB): Aus meiner Sicht ist das immer noch sehr reizvoll, denn es hat eine andere Aufmerksamkeit als unsere „normalen“ Spiele. Alleine vom Zuschauerzuspruch und der Rivalität unter den Fans ist das schon etwas Besonderes.

Wie schätzen Sie die aktuelle sportliche Situation ein?

Schmitt (Kickers): Der VfB hat eine sehr gute Mannschaft, das sieht man schon am Punktestand. Und auch die 20 geschossenen Tore kommen nicht von ungefähr. Die Mannschaft spielt für mich mit den attraktivsten Fußball der Liga. Dennoch müssen wir versuchen, in der Tabelle Anschluss zu halten.

Adrion (VfB): Das ist besonders brisant. Einmal durch die Tabellensituation der Kickers, aber auch durch den Trainerwechsel, von dem sich die Verantwortlichen einen Leistungsschub erhoffen. Der ist in München ja schon eingetreten, auch wenn es nach dem 3:0 nur zum Unentschieden gereicht hat. Aber das war ein Ausrufezeichen: Wir sind noch da!

Worum beneiden Sie Ihren Kollegen?

Schmitt (Kickers): Vielleicht um sein unheimliches Reservoir an gut ausgebildeten Spielern, die Rainer Adrion hat und noch formen kann. Da sieht man seine Handschrift – und die kommt meiner Vorstellung von Fußball sehr nahe.

Adrion (VfB): Das sind zwei verschiedene Aufgabenstellungen. Bei einem Club mit Aufstiegsrecht, wie den Kickers, herrscht immer ein gewisser Erfolgsdruck, bei einem Ausbildungsverein wie uns immer eine hohe Fluktuation.

Wäre das Spiel nicht auch mal eine gute Gelegenheit für eine Liveübertragung im dritten Programm gewesen?

Schmitt (Kickers): Ganz sicher. Das wäre eine gute Chance gewesen, den Fußball und die dritte Liga den Zuschauern näherzubringen. Außerdem hätten die Vereine und deren Sponsoren auch mal eine Plattform gehabt, um sich zu präsentieren. Aber irgendwie hinkt der SWR da hinterher; der MDR zum Beispiel macht das sensationell gut.

Adrion (VfB): Natürlich hätte man daraus auch mal eine Sondersendung machen können. Aber die Intendanten oder Verantwortlichen beim SWR setzen offensichtlich andere Schwerpunkte, warum auch immer. Wenn man das mit der Konkurrenz des MDR, des WDR oder des Bayerischen Rundfunks vergleicht, sind wir hier völlig hinterher, aber das war leider schon immer so.

Wagen Sie einen Tipp?

Schmitt (Kickers): Wir gewinnen knapp – mit einem Tor.

Adrion (VfB): Wir gewinnen knapp – mit einem Tor.

Stuttgarter Zeitung

Kapitäne zum Drittliga-Derby

„Das wird ein heißes Spiel“

Stuttgart – Sie sind Kapitän ihres Teams. Ihr Wort hat Gewicht – auf und außerhalb des Fußballplatzes. Vor dem Drittligastadtderby am Freitag (19 Uhr/Gazistadion) zwischen den Blauen und den Roten sind sich Alexander Rosen (29/Stuttgarter Kickers) und Marijan Kovacevic (35/VfB II) einig: „Das wird ein heißes Spiel.“

Herr Kovacevic, zeigt der VfB II am Freitag wieder sein Herz für die Kickers?

Kovacevic: Wie kommen Sie darauf?

Hätte Ihr Teamkollege Christian Träsch am vorletzten Spieltag der vergangenen Saison in der 85. Minute im Derby den Elfmeter zum 2:1 verwandelt, wären die Kickers abgestiegen.

Kovacevic: Den Elfer hat der Torwart klasse gehalten. Die Kickers brauchen keine Geschenke vom VfB. Sie sind eine starke und erfahrene Mannschaft…

… die nach neun Spieltagen mit gerade mal drei Punkten sieglos am Tabellenende steht.

Kovacevic: Nach neun Spieltagen ist noch keine Mannschaft abgestiegen. Selbst wenn wir gewinnen sollten, ist das noch lange nicht der Todesstoß für die Blauen. Ich habe die Mannschaft zwei-, dreimal gesehen: Die Truppe ist qualitativ zu gut, um abzusteigen.

Rosen: Danke für die Blumen, aber wir müssen jetzt schon mal dringend beginnen, einen Dreier zu landen. Wie auch immer der zustande kommen mag – wichtig ist, dass die Leute eine leidenschaftliche und aufofperungsvoll kämpfende Kickers–Mannschaft zu sehen bekommen.

Was bedeutet für Sie persönlich so ein Stadtderby?

Rosen: Das Fieber, das vor diesem brisanten Spiel grassiert, steckt einen regelrecht an. Man spürt die Rivalität und merkt, wie wichtig es für unser Umfeld ist, gegen die Roten zu gewinnen.

Kovacevic: Es wird sicher ein heißes Spiel. Aber für mich ist es eine Partie wie jede andere. Vielleicht mal davon abgesehen, dass ich gegen die Kickers auf einen entfernten Verwandten aus meiner Heimat Kroatien treffe – Josip Landeka.

Sie beide sind viel herumgekommen in der Fußballwelt. Stört Sie das Image des Wandervogels?

Kovacevic: Ich war in Griechenland, Portugal, Österreich – und hatte dort unglaubliches Pech. Allein zwei Clubs gingen pleite. Auch wenn es sich seltsam anhört: Ich hasse das Nomadenleben. Deshalb steht für mich definitiv fest: Ich werde für keinen anderen Club als den VfB Stuttgart mehr spielen.

Rosen: Man muss immer die Hintergründe für die jeweiligen Wechsel sehen. Ich hatte zum Beispiel einen Vierjahresvertrag bei Eintracht Frankfurt und in meinem ersten Jahr fünf verschiedene Trainer, jeder mit anderen Vorstellungen. Und da hat man sich zweimal entschieden, dass es das Beste sei, mich auszuleihen. Zu meinem jetzigen Verein habe ich eine besondere Bindung entwickelt und deshalb ganz bewusst für drei Jahre bei den Kickers unterschrieben.

Kickers-Trainer Edgar Schmitt hat den Fitnesszustand des Teams kritisiert. Hat sein Vorgänger Stefan Minkwitz in der Saisonvorbereitung geschludert?

Rosen: Ich möchte nach vorne schauen und mich nicht mehr mit der Vergangenheit beschäftigen. Das nimmt mir zu viel Energie. Fest steht für mich nur: Wenn man fünfmal hintereinander in den letzten fünf Minuten Punkte herschenkt, hat das definitiv nichts mehr mit Pech zu tun.

Kovacevic: Ich kann das nicht beurteilen, aber nach Misserfolgen sucht man immer nach Gründen, die sehr vielschichtig sein können.

Ihr Team hat sich ohne einen externen Neuzugang bisher prima geschlagen – sind Sie überrascht darüber?

Kovacevic: Auch wenn wir jetzt in jedem Spiel auf eine hoch motivierte Profitruppe treffen – warum sollten wir Talente von außen holen, wenn die besten ohnehin bei uns spielen. Nein, ich wusste, dass unser Trainer Rainer Adrion ein feines Näschen für die Zusammenstellung unserer Mannschaft hat.

In der Sie der absolute Führungsspieler sind – und nach Ablauf Ihres Vertrags am Saisonende als Teammanager im Gespräch sind.

Kovacevic: Ich unterstütze die Ideen von Rainer Adrion, gebe den jungen Spielern wertvolle Tipps und gehe in jedem Training als Vorbild voran. Mein Wort hat schon Gewicht, und die Jungs hören auf mich. Wie es nach der Runde weitergeht, muss man sehen.

Rosen: Meine Kapitänsrolle ist mit der von Marijan nicht vergleichbar. Ich kann mit 29 Jahren nicht die Vaterfigur in unserem Kader sein. Aber auch ich spreche viel mit den jungen Spielern. Und als es sehr schlecht lief und sich enorm viel Kritik auf meine Person fokussierte, habe ich das ertragen.

Wie lautet Ihr Tipp fürs Derby?

Rosen: Ich tippe, dass die Kickers am Freitagabend gegen 20.45 Uhr dank eines Heimsiegs auch endlich von den Punkten her in der dritten Liga angekommen sind.

Kovacevic: Ich tippe grundsätzlich nicht, aber klar ist: Wir haben zuletzt gegen Paderborn verloren, und zwei Niederlagen hintereinander sollte es nicht geben.

Und wenn es kurz vor Schluss wieder einen Elfmeter für den VfB gibt…

Kovacevic: … werde ich ihn nicht schießen und Christian Träsch, glaube ich, auch nicht.

Jürgen Frey

Stuttgarter Nachrichten

Kickers starten in die heiße Phase vor dem Lokalderby im GAZI-Stadion

Vormittags Mannschaftstraining, nachmittags Fitness und verschiedene Kraftübungen – so gestaltete der Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers am heutigen Dienstag den Einstieg in die heiße Phase vor dem Drittliga-Lokalderby an diesem Freitag, 17. Oktober 2008. Denn: der Countdown läuft. Bis zum Anpfiff des mit Spannung erwarteten Duells zwischen den Blauen aus Degerloch und den Roten des VfB Stuttgart II (GAZI-Stadion, 19 Uhr) vergehen schließlich nur noch drei Tage. Beim vormittäglichen Ball-Training musste der Kickers-Cheftrainer Edgar Schmitt am Dienstag auf die derzeit verletzten Jörn Schmiedel, Ralf Kettemann, Sasa Janic und Gino Russo noch verzichten – bei der Fitness-Einheit am Nachmittag im Feuerbacher Gesundheits- und Fitnesszentrum rehamed waren dann aber alle Spieler seines Kaders mit von der Partie.

Für Edgar Schmitt und Rainer Kraft, das neue Trainerduo bei den Stuttgarter Kickers, folgt am morgigen Mittwoch die offizielle Präsentation bei den Sponsoren des Degerlocher Fußball-Drittligisten. Beim Kickers-Sport-Talk in den Räumlichkeiten des Kickers-Partners Auto Palazzo GmbH stellt sich das neue Trainerduo mit einem Interview vor. Als weitere Gesprächspartner werden auch drei Akteure aus dem aktuellen Drittligakader der Blauen mit von der Partie sein: Orlando Smeekes, Josip Landeka und Sascha Traut.

Eine automobile Neuverpflichtung kann außerdem vom Kickers-Angreifer Sokol Kacani vermeldet werden: Der 24 Jahre alte Stürmer hat sich am Wochenanfang im Stuttgarter Autohaus Palazzo mit einem nagelneuen Fiat Grande Punto verstärkt.

Offizielle Homepage

Presse zu FC Bayern München II – Stuttgarter Kickers (3:3)

Unfassbar – nur 3:3 nach 3:0

Die Stuttgarter Kickers geben bei Bayern München den ersten Saisonsieg leichtfertig aus der Hand

MÜNCHEN (StZ). Wie gewonnen, so zerronnen. Die Stuttgarter Kickers mussten sich gestern bei Bayern München II trotz einer 3:0-Führung mit einem Punkt begnügen. „Mit Unentschieden kommen wir aber nicht weiter“, sagte der Trainer Edgar Schmitt.

Ob die Mannschaft der Stuttgarter Kickers der Blick auf die Tabelle der dritten Liga besonders irritiert hat? Denn die konnte man drehen und wenden, wie man will, die Kickers blieben Schlusslicht. So viel stand gestern schon vor dem Anpfiff der Drittligapartie bei Bayern München II fest – und nach den 90 Minuten muss man sich fragen, wie man das ändern will. Gestern reichte jedenfalls selbst eine souverän herausgespielte 3:0-Führung nicht zum ersten Dreier in dieser Saison. „Natürlich bin ich enttäuscht“, sagte der Trainer Edgar Schmitt, „es fehlen elementare Dinge.“ Er sprach damit offensichtlich vor allem die fehlende Fitness der Mannschaft an, die bereist zum fünften Mal nacheinander in der Endphase des Spiels noch wichtige Punkte verschenkt hat.

Dabei hatte die Mannschaft sich zunächst an die Marschroute des Trainers gehalten, die da lautetet: „Kurz und knackig.“ Also direkt zum Spiel anreisen, umziehen – und gewinnen. Nachdem der Torwart Manuel Salz einen Kopfball von Niedermeier über die Latte gelenkt hatte, ging es Schlag auf Schlag: Michael Schürg mit einem geschickten Heber nach Pass von Josip Landeka sorgte in der zwölften Minute für die Führung. Ein Doppelschlag durch Benedikt Deigendesch, diesmal nach Vorarbeit von Schürg, und Angelo Vaccaro nach Traut-Zuspiel sorgte innerhalb von 120 Sekunden für ein fast schon sensationelles 3:0 (19). Da ärgerte lediglich noch das Gegentor von Yildiz nach einem Eckball, kurz vor der Halbzeit – zu einem psychologisch ungünstigen Zeitpunkt also.

Und das machte sich vor den 950 Zuschauern im Grünwalder Stadion bemerkbar. Sascha Traut hatte noch eine Konterchance – das war“s dann aber auch schon für die Kickers. „In der zweiten Hälfte haben wir uns nur noch hinten reindrängen lassen“, sagte der Torwart Manuel Salz. Und so nahm das Unglück seinen Lauf, als der Bayern-Profi Toni Kroos in der 81. Minute den Anschlusstreffer erzielte. Noch neun Minuten zittern – und kein Happy End. In der Schlussminute traf wieder Yildiz, diesmal zum nicht mehr für möglich gehaltenen Ausgleich.

Dementsprechend niedergeschlagen wirkten die Spieler nach dem Schlusspfiff. „Ich kann es noch gar nicht glauben“, sagte Salz. Zumal das ja nicht zum ersten Mal in dieser Saison passiert ist. Schon in Regensburg und Erfurt, gegen Aue und Emden hat die Mannschaft eine Führung in der Schlussphase leichtfertig aus der Hand gegeben. Das kann kein Zufall mehr sein. „Wir haben im Moment nur die Fitness, um 70 bis 75 Minuten gut Fußball zu spielen“, sagt der Trainer Edgar Schmitt – ohne in der Vergangenheit wühlen zu wollen. Dennoch: das sind zumindest indirekt Vorwürfe an den Vorgänger Minkwitz in Sachen körperliche Verfassung.

„An der müssen wir arbeiten“, sagt Schmitt, verzichtet aber dennoch nicht auf den freien Montag. Morgen steht dann ein Laktattest auf dem Programm, am Samstag ein internes Trainingsspiel gegen die zweite Mannschaft. „Die Pause kommt uns jedenfalls gelegen“, gibt Schmitt zu, „und vielleicht haben wir dann auch mal das Glück, so ein Spiel zu gewinnen.“ Nötig hätten es die Kickers – beim Blick auf die Tabelle.

München: Kraft – Schütz, Saba (65. Nagorny), Niedermeier, Heinze – Badstuber – Müller (84. Duhnke), Ekici – Kroos – Yilmaz, Sikorski.

Stuttgart: Salz – Deigendesch, Rapp, Härter, Landeka – Traut, Rosen, Gambo (88. Ortlieb), Reiß (54. Prediger) – Schürg, Vaccaro (72. Smeekes).

Stuttgarter Zeitung

3:3 – Kickers vergeben den Sieg
Wieder bitteres Ende für die Blauen: Bei Bayern II reicht 3:0-Führung nicht

München – Zum fünften Mal hintereinander hat Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers in den letzten zehn Minuten Punkte verspielt: Am gestrigen Sonntag reichte beim FC Bayern München II nicht einmal eine 3:0-Führung zum Sieg – am Ende stand es 3:3.

VON BENEDIKT WARMBRUNN

Edgar Schmitt war bedient. „Ich bin sehr enttäuscht. Es fehlt an elementaren Dingen. Es kann nicht zum Sieg reichen, wenn hintenraus so abgebaut wird. Wenn man nicht fit ist, wird man nervös“, sagte der Kickers-Coach nach dem ersten Auswärtsspiel unter seiner Regie. In der 82. Minute hatten die Blauen das 2:3 durch Toni Kroos kassiert, in der 90. Minute das 3:3 durch Deniz Yilmaz. Für Dienstag ordnete Schmitt einen Laktattest an. „Das ist außergewöhnlich zu dieser Zeit, aber wir müssen den Schwächen in der Physis auf den Grund gehen“, sagte Schmitt. Manager Joachim Cast wollte dies nicht als Kritik an Schmitts Vorgänger verstanden wissen: „Jeder Trainer hat eine andere Philosophie, die von Schmitt basiert eben auf sehr hoher Laufintensität.“

Vor der Pause lief für die Blauen alles nach Plan. Sie spielten effektiv und lagen durch Tore von Michael Schürg (12.), Benedikt Deigendesch (18.) und Angelo Vaccaro (19.) mit 3:0 vorne. Einziges Ärgernis: das Gegentor zum 1:3 (45.) durch Yilmaz. Nach dem Wechsel hätten Sascha Traut (51.) und Bashiru Gambo (54.) das Spiel für die zunächst schwungvollen Kickers entscheiden können. Die schwache Chancenverwertung rächte sich bitter. Cast: „Wenn man bei solch einem Gegner drei Tore macht, überwiegt das Positive.“ Schmitt sah“s anders: „Unentschieden bringen uns nicht weiter.“

Stuttgarter nachrichten

Kickers verspielen 3:0-Führung

Stuttgarter gefrustet nach 3:3 beim FC Bayern II

München (hag) – Nicht einmal ein 3:0-Vorsprung hat dem Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers zum ersten Saisonsieg gereicht. Nach dem 3:3 (3:1) beim FC Bayern München II stehen die Kickers weiter auf dem letzten Tabellenplatz.

„Nach dem Schlusspfiff ist die Mannschaft wie auf Knopfdruck zu Boden gesunken“, berichtet Pressesprecher Frank Pfauth. Dass die Stuttgarter zum wiederholten Male kurz vor dem Ende – diesmal in der 90. Minute – noch einen entscheidenden Gegentreffer kassierten, sorgte für erheblichen Frust. Trainer Edgar Schmitt hatte selbst nach der 3:0-Führung durch Michael Schürg (12.), Benedikt Deigendesch (18.) und Angelo Vaccaro (19.) noch „ein ungutes Gefühl“ – zurecht, wie sich nach den Bayern-Toren durch Deniz Yilmaz (45./90.) und Antreiber Toni Kroos (81.) zeigte. Die Länderspielpause kommt dem Coach nun gelegen, denn als Ursache des Last-Minute-Übels hat er ausgemacht, dass manche Spieler nicht fit genug seien, um die von ihm vorgesehene Spielweise über 90 Minuten durchzuhalten. Morgen soll ein Laktattest genauen Aufschluss über die Verfassung jedes Einzelnen geben.

Positiv ist herauszuheben, dass die Kickers über 75 Minuten mit druckvollen Offensivaktionen und gutem Stellungsspiel zu überzeugen wussten. In der Schlussphase schossen die Stuttgarter aber nur noch „planlos die Bälle weg“ (Pfauth) und wurden von den Bayern kalt erwischt.

Stuttgarter Kickers: Salz – Deigendesch, Härter, Rapp, Landeka -Traut, Gambo (88. Ortlieb), Rosen, Reiß (54. Prediger) – Schürg, Vaccaro (72. Smeekes).

Eßlinger Zeitung

Kickers total platt: Nach 3:0 nur 3:3…
Von KLAUS HENRICH

Die Stuttgarter Kickers können einfach nicht mehr gewinnen. Bei den Amateuren des FC Bayern vergeigte die Truppe von Edgar Schmitt den sicheren Sieg.

Mann mit der Maske: Kickers-Verteidiger Jens Härter (r., spielte mit Nasenbeinbruch) im Duell mit Bayerns Vitus Nagorny
Nur 3:3 nach 3:0-Führung…

Dabei schienen die Motivationskünste des neuen Trainers am Anfang zu fruchten: Nach Toren von Schürg (12. Minute) Deigendesch (19.) und Vaccaro (20.) lagen die Kickers schon klar vorne.

Doch dann die alte Leier…

Keine Linie mehr, in der Defensive herrschte das nackte Chaos – und am Ende waren die Stuttgarter total platt. Die Bayern schafften durch Tore von Yilmaz (45./90.) und Kroos (81.) noch den Ausgleich.

Für Schmitt keine Überraschung: „Wir haben Defizite im konditionellen Bereich. Wenn wir sie abstellen können, werden wir auch den ersten Sieg einfahren.“

BILD

Vorberichte FC Bayern München II – Stuttgarter Kickers

Mutig nach München

Der Kickers-Trainer Edgar Schmitt denkt nicht nur kurzfristig

STUTTGART (ump). So ein Feiertag hat doch sein Gutes. Jedenfalls konnte das Präsidium des Drittligisten Stuttgarter Kickers gestern erstmals in Vollbesetzung – neben Präsident Eichelbaum noch Friedrich Kummer, Edgar Kurz und Dieter Wahl – dem neuen Trainer Edgar Schmitt nach dem Training seinen Einstandsbesuch geben. Und Dirk Eichelbaum sagte anschließend: „Wir haben mit Freude vernommen, dass es ihm bei uns gefällt.“ Erst recht natürlich, nachdem Schmitt in Co-Trainer Kraft auch noch seinen Wunschkandidaten bekommen hat, den er schon aus Aalen kennt. Das erleichtert die Arbeit. „Er braucht keine große Einweisungen, er kennt meine Philosophie.“

Auch der Mannschaft wird die nach und nach verinnerlicht. Nach der zweiten Trainigswoche jedenfalls hat Edgar Schmitt den Eindruck, „dass die Spieler so langsam wissen, was ich von ihnen verlange.“ Vor allem Laufbereitschaft und Dynamik, gepaart mit spielerischen Elementen. Schmitt denkt dabei nicht kurzfristig, sondern mittelfristig, in diesem Fall einmal bis zur Winterpause. „In diesen drei Monaten wollen wir Stück für Stück zulegen.“ Wobei ein Erfolgserlebnis schon morgen (14 Uhr) bei Bayern München II deshalb nicht verboten ist. „Wir brauchen auch vor diesem Gegner keine Angst haben“, sagt Schmitt, der deshalb nach wie vor auf zwei Stürmer (Vaccaro, Schürg) setzt, während in der Abwehr Jens Härter den gesperrten Marcus Mann ersetzen wird. Nachdem Schmiedel, Janic, Kettemann, Russo und möglicherweise auch Tucci weiter ausfallen werden, sollen Orlando Schmeekes und Markus Ortlieb, die gestern erstmals wieder mit der Mannschaft trainierten, auf jeden Fall die Reise nach München mitmachen.

Die beginnt im Übrigen erst morgen früh, die 200 Kilometer sind für den neuen Trainer kein Grund, einen Tag früher anzureisen. „Das ist mir lieber, als den ganzen Abend im Hotel rumzuhängen“, sagt Schmitt, nicht nur aus finanziellen Gründen. Dabei kann sich die Kickers-Bilanz des abgelaufenen Geschäftsjahres durchaus sehen lassen. „Wir haben die Saison mit einem Plus von etwa 170 000 Euro abgeschlossen“, sagt der Schatzmeister Kummer. Wobei Eichelbaum deswegen nicht gleich in Euphorie verfällt: „Weniger wird es von alleine“, sagt der Präsident. Dafür sorgt in diesem Fall auch der Trainerwechsel. Zumal noch nicht klar ist, inwieweit der bisherige Assistent Alexander Malchow weiterbeschäftigt wird. „Darüber werden wir demnächst reden“, so Manager Joachim Cast.

Stuttgarter Zeitung

Kickers reisen mutig nach München

Trainer Schmitt hofft gegen Bayern II auf neues Wir-Gefühl seines Teams

Stuttgart – Mit geballter Kraft gehen die Stuttgarter Kickers das Auswärtsspiel in der dritten Liga am Sonntag (14 Uhr) bei Bayern München II an. Das gesamte Präsidium, Manager Achim Cast und das Trainerteam schworen sich in einer Sitzung nach dem Training auf die schwere Aufgabe ein.

VON JÜRGEN KEMMNER

Wenn das Spiel im Stadion an der Grünwalder Straße so endet wie das Treffen der Kickers-Strategen, dann ist die blaue Welt auch am Sonntagnachmittag noch in Ordnung. „Alles wunderbar“, sagten alle auf der Waldau im Chor und strahlten um die Wette. Die Trainer sind mit ihren Möglichkeiten rundum zufrieden – das Präsidium traut Chefcoach Edgar Schmitt und dessen Assistent Rainer Kraft jede Menge zu. Auch einen Erfolg bei der Zweiten des deutschen Rekordmeisters. Alle sind von einer positiven Grundstimmung erfasst, die Trainer Schmitt so zusammenfasst: „Wir hatten eine gute Woche, wir haben das Training angezogen, jeder hat mitgezogen. Jetzt fahren wir mit Spaß nach München.“

Die Gaudi soll schon am Sonntagvormittag auf der A 8 im Mannschaftsbus beginnen. Auf der Fahrt nach München soll sich im Bus „ein Wir-Gefühl“ (Schmitt) entwickeln. Deshalb verzichtete der Kickers-Trainer darauf, bereits am Samstag anzureisen. Im Hotel sei jeder für sich, so Schmitt, das sei genau das Gegenteil von dem, was er anstrebt. Er will auf dem Platz ein Kollektiv sehen, das von Spielfreude, Dynamik, Laufbereitschaft und Mut getragen wird.

Aus diesem Grund setzt Edgar Schmitt auch in München auf die Sturmvariante mit zwei echten Spitzen (Angelo Vaccaro und Michael Schürg). „Sonst denken die, wir haben Angst. Aber wir haben keine Angst“, sagt Schmitt, der in der Innenverteidigung den gelbgesperrten Marcus Mann durch Jens Härter ersetzt. „Es wäre schön, wenn wir einen Sieg landen könnten“, sinniert Schmitt. Es würde den Blauen wirklich guttun. Denn selten waren Erfolgsmeldungen wichtiger. Eine gute Nachricht kam schon mal von Präsident Dirk Eichelbaum: Bei der Hauptversammlung am 26. November wird er verkünden, dass das zurückliegende Geschäftsjahr mit einem Plus von rund 175 000 Euro abgeschlossen wurde.

Stuttgarter Nachrichten

Kickers furchtlos nach München

Stuttgart (hag) – Auf dem Papier sieht die Lage bedrohlich aus: Die Stuttgarter Kickers, Tabellenletzter der dritten Fußball-Liga, müssen morgen (14 Uhr) beim siebtplatzierten FC Bayern München II bestehen, der nach acht Spieltagen bereits 13 Punkte mehr auf dem Konto hat als die Schwaben. Die noch sieglosen Kickers legen vor der harten Auswärtspartie jedoch Selbstbewusstsein an den Tag. Das Team fährt laut Pressesprecher Frank Pfauth „sehr optimistisch“ nach München und will sich vom großen Namen des Gegners nicht beeindrucken lassen. Zuletzt habe die Mannschaft so intensiv trainiert, dass Trainer Edgar Schmitt den Spielern am Donnerstag frei gab. Vor der Reise nach Bayern gab es ein dickes Lob von höchster Stelle: Das komplette Präsidium hat laut Pfauth das Team beobachtet und sich „sehr angetan“ von dessen Zustand gezeigt.

Den ersten Saisonsieg wollen die Kickers mit dem Sturm-Duo Angelo Vaccaro und Michael Schürg einfahren, das Schmitt bei seinem Debüt vergangenen Samstag überzeugt hat. In der Innenverteidigung setzt der Coach auf Marcel Rapp sowie Jens Härter, der Marcus Mann (5. Gelbe Karte) ersetzen soll. Ob der zuletzt angeschlagene Neuzugang Orlando Smeekes mitwirken kann, entscheidet sich kurzfristig. Weiter fehlen werden Ralf Kettemann, Jörn Schmiedel und Sasa Janic.

So wollen sie spielen: Salz – Deigendesch, Rapp, Härter, Landeka – Traut, Rosen, Gambo, Reiß – Schürg, Vaccaro.

Eßlinger Zeitung

Neue Kickers Fan-CD erhältlich

Die FAdSKi hat mit Unterstützung aus der Fanszene eine neue Kickers-CD produzieren lassen. Auf der CD sind insgesamt 10 Lieder: fünf neue und fünf alt bekannte und beliebte. Die CD kann am Sonntag vor demSpiel unter dem A-Block für 10,- Euro erworben werden. Ein besonderer Dank geht an Sebastian Kreuzer und Vincent Faix.

Desweiteren ist die FAdSKi derzeit dabei einen Kickers Saisonkalender im DIN A4 Format zum an die Wand hängen zu produzieren. Dieser wird beim nächsten Heimspiel ebenfalls für 10.- Euro zu kaufen sein. Als spezielles Angebot können CD und Saison-Kalender gemeinsam für 18 Euro erworben werden.

Offizielle Homepage

Minkwitz: Wollen jedes Spiel gewinnen

Von HELMUT HEIMANN

Die Stuttgarter Kickers fuhren gestern nach Burghausen. Heute (14 Uhr) geht es endlich los! Im BILD-Interview spricht Trainer Stefan Minkwitz (40) über den Auftakt in der 3. Liga.

BILD: Können Sie vorm Start ruhig schlafen?

Minkwitz: „Ja. Der Druck ist nicht so hoch wie in der vergangenen Rückrunde.“

BILD: Ihr Saisonziel?

Minkwitz: „Wir wollen uns in der neuen Liga etablieren.“

BILD: Geht’s konkreter?

Minkwitz: „Ein guter Tabellenplatz und nichts mit dem Abstieg zu tun haben.“

BILD: Haben Sie Ihren Vertrag endlich unterschrieben?

Minkwitz: „Ja. Es hat länger gedauert, weil einige Dinge noch zu klären waren.“

BILD: Ihr Tipp fürs Spiel heute?

Minkwitz: „Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Wenn ein Punkt rausspringt, wäre ich aber auch zufrieden.“

Quelle: BILD