Es klärt sich!

Die Meisterschaftskämpfe im Fußball

Der Fasching hat dem Fußball nur im Gau Bayern einigen Abbruch getan, in den übrigen „Fußball-Ländern“ mit Ausnahme noch von Baden, nahm die Fußball-Meisterschaft den gewohnten Gang. Verschiedentlich waren die ausichtsreichsten Meisterschaftsanwärter im Kampf; wenn auch die groß Klärung noch ausgeblieben ist, so beginnt allmählich die Frage nach den Landesmeistern doch festere Formen anzunehmen.

Union Böckingen allein an der Spitze

In Württemberg standen drei Spiele auf der Karte, die eine gewisse Vorentschiedung zu bedeuten hatten. EIne Ueberraschung gab es dabei auf dem Kickersplatz in Degerloch, wo die Stuttgarter Kickers gegen den Lokalrivalen Stuttgarter Sportklub nicht den erwarteten vollen Erfolg buchen konnten. Der Sportklub, nach wie vor am stärksten abstiegsbedroht, leistete einen sehr starken Widerstand. Insbesondere in der Deckung verstand er es gut, den Ansturm der Kickers in der ersten Hälfte auszuhalten, nach der Pause ging er sogar durch Strauß in Führung und die Kickers hatten Mühe, zum Schluß noch ein unentschiedenes Ergebnis herauszuholen, wobei Strickrodt einen Deckungsfehler zum Ausgleichstreffer nützen konnte. Beim Sportklub war der Torhüter Zenher der beste Mann auf dem Platze. Die Kickers müssen durch diesen Punktverlust nun vorerst der Union Böckingen allein die Führung überlassen, die in Birkenfeld zu einem etwas glücklichen Sieg mit 0:1 kam.

Beilage zum Schwäbischen Merkur, Stuttgart, Nr. 35 vom 13. Februar 1934

Stuttgarter Kickers – Teutonia München 3:0 (1:0)

Die Münchner Teutonen mußten in diesem Treffen eine verdiente Niederlage hinnehmen. Die stämmigen Bayern fielen der Gluthitze zum Opfer, die den Kickers, welche auch das durchdachtere System zeigten, weniger zu schaffen machte. Die Teutonen hatten in ihrem stabilen Schlußtrio ihre Stärke, während der Angriff versagte. Der durchschlagskräftigere Sturm verhalf den Kickers stets zu einer leichten Ueberlegenheit. Sie gingen in der 30. Minute durch Gröner in Führung. Ein Kopfball Links stellte das Ergebnis 20 Minuten nach dem Wechsel auf 2:0 und Kipp sorgte zwei Minuten vor dem Ende durch Bombenschuß für einen dritten Treffer. Lang – Stuttgart leitete vor 2000 Zuschauern korrekt.

Beilage zum Schwäbischen Merkur, Stuttgart, Nr. 178 vom 2. August 1932

Chelsea schlägt die Stuttgarter Kombination

Kickers-VfB. komb. — Chelsea London 0:3

Das letzte Spiel von Chelsea London auf ihrer Deutschlandreise gegen eine Kombination Kickers-VfB. Stuttgart war der Höhepunkt des vom Stadtverband für Leibesübungen vorgesehenen Sportwerbetages. Die Stuttgarter Mannschaft, in der Rutz und Koch fehlten, gab sich große Mühe, ehrenvoll zu bestehen; gegen die Routine der Briten waren sie aber machtlos. Im Sturm lieferte Seibold auf Rechtsaußen mit Abstand die beste Partie, die Halbstürmer Link und Euchenhofer waren im Felde zwar nicht schlecht, vor dem Tore unterlagen sie aber, ebenso wie Merz in der Mitte, den standfesten englischen Backs. Der beste Teil der Mannschaft war die Läuferreihe, in der Blum seine Nebenspieler überragte. In der Hintermannschaft war Baier der Turm in der Schlacht.

Chelsea trat ohne die bekannten Mac Auby und den Mittelläufer O’Dowd an und beherrschte über die ganze Dauer das Spiel. Die elf Spieler befanden sich in körperlich hervorragender Verfassung und spielten wie sie wollten, ohne sich aber auszugeben. Ihre Hauptstärke war haargenaues Zuspiel mit schneller Ballweitergabe und bei Gelegenheit ein blitzschnell angebrachter scharfer Schuß. Das Spiel wurde äußerst ritterlich durchgeführt und war trotz der technischen und taktischen Ueberlegenheit der Engländer nur insofern einseitig, als der Stuttgarter Sturm in der zweiten Halbzeit es nicht verstand, sich nur irgendwie vor dem Tore gefährlich durchzusetzen. Das eine oder andere Tor hätten die Stuttgarter doch verdient gehabt. Während sie aber keine ihrer Chancen verwerteten, gingen die Engländer bereits in der 6. Minute in Führung durch Rankin und erhöhten acht Minuten später durch einen Kopfball von Gallacher zum Halbzeitstand von 0:2. Das dritte Tor fiel in der 10. Minute der zweiten Halbzeit durch den Halblinken Miller. Schiedsrichter List – Stuttgarter leitete vor 12000 Zuschauern gut.

Beilage zum Schwäbischen Merkur, Stuttgart, Nr. 118 vom 24. Mai 1932

F.-V. Union Stuttgart I verliert gegen Stuttgarter Kickers I auf dem neuen Spielplatz mit 0:6. Halbzeit 0:2

Der letzte Sonntag vor dem Beginn der Ligakämpfe brachte gestern in dem Wettspiel Union-Kickers einen Sportsgenuß, wie er besser als Ouverture für die kommende Saison kaum gedacht werden konnte. Schon der überraschend starke Besuch zeigte, daß man sich von dem Kampf dieser beiden Teams etwas versprach; es werden wohl 3000 Personen den prächtig gelegenen Platz umsäumt haben. Das Spiel begann kurz vor 4 Uhr mit Anstoß von Union und nahm sofort ein sehr scharfes Tempo an. Zum größeren Teil der ersten Hälfte hielt sich das Spiel offen und eine Ueberlegenheit der ein oder anderen Partei ließ sich nicht erkennen. Beide Mannschaften hatten ziemlich Ersatz eingestellt, der sich erst in die Situation finden mußte. Dieser Umstand und die Tatsache, daß Union in den letzten Wochen Gelegenheit hatte, spieltüchtig zu werden, ließ einen leichten Sieg der Kickers nicht ohne weiteres sicher erscheinen. Bald verschaffte sich aber die bessere Kombination der nach und nach sich zusamamenfindenden Kickerself nachdrückliche Geltung. In der 25. Minute mußte Rothweiler, der sich in großer Form zeigte, das erste Tor für Kickers passieren lassen. Ein paar gefährliche Angriffe Unions scheitern an der sich gut bewährenden für Kühnle und Lessing eingestellten Verteidigung und der sicheren Abwehr des Kickerstorwarts. In der 40. Minute haben Kickers zum zweitenmal Erfolg. Mit 2:0 für Kickers werden die Seiten gewechselt. Nach Wiederbeginn tritt die Ueberlegenheit der Kickerself unverkennbar zutage. Das Spiel wickelt sich zum überwiegend größeren Teil auf der hartbedrängten Unionhälfte ab. Das Tempo hat an Raschheit nichts eingebüßt. Union zeigt von Kombination nicht viel und ist mit der Verteidigung stark beschäftigt. Ihr Ersatz entspricht nicht den Erwartungen. Die Stürmerreihe der Kickerself glänzte durch ihre größere Schnelligkeit am Ball und war für das Uniontor eine stete Gefahr. Bei aller Aufopferung der Verteidigung und des Torwarts von Union können Kickers in fast gleichen Abständen bis zum Schluß noch 4 Erfolge erzielen und so der Unionmannschaft eine Niederlage bereiten, die für sie umso empfindlicher ist, als es auf dem neuen Platz die erste ist.

Württemberger Zeitung, vom 12. September 1910