Vor dem Anpfiff: ein Millionenspiel im Neckarpark

Stadt, Daimler und VfB Stuttgart sind die Partner bei der Umstrukturierung des Sportgebiets – Auswirkungen auf Gazi-Stadion

In Stuttgart will man für viele Millionen Euro die Stadien um- und Sporthallen neu bauen. Davon sollen die Fußballer, die Leichtathleten und Volleyballer, Spitzen- und Breitensportler profitieren. Doch vieles hängt davon ab, ob Daimler am Wasen investiert.

Von Jörg Nauke

Die Stadt hat im Neckarpark Großes vor, das wird heute im Sportausschuss wieder deutlich. Ob und wann sie investiert, hängt allerdings von der Daimler AG ab. Das Unternehmen denkt über die Erweiterung des Museums nach. Das Classic Center könnte von Fellbach nach Bad Cannstatt verlegt werden und Oldtimerfans anlocken. Dieser Umzug stünde im Zusammenhang mit der Neuordnung des Werks Untertürkheim. Das wichtige Archiv wurde bereits in ein Gebäude verlegt, das in der Nachbarschaft des Museums steht; auch der Pkw-Instandsetzungsbereich soll ausgelagert werden. Das Projekt ist im Hause aber noch nicht ausdiskutiert, die Stadt wartet noch auf die schon für Ende des vergangenen Jahres avisierte Entscheidung.

Oldtimerzentrum statt Sportgelände

Die 5,7 Hektar an der Mercedesstraße, auf die Daimler ein Auge geworfen hat, sind bereits belegt. Im Falle eines Neubaus würden drei städtische Fußballplätze wegfallen, zudem das Vereinsgelände des 800 Mitglieder starken VfL Stuttgart mit neuem Kunstrasenplatz, Kleinspielfeld und Clubhaus, sowie ein Hartplatz des Sportclubs Stuttgart (SSC). Während die Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) für ihre drei Rasenspielfelder irgendwo in Stuttgart Ersatz schaffen will, muss der VfL umgesiedelt werden. Finanziell wäre das eigentlich kein Problem, denn aus dem Grundstücksgeschäft mit dem Autobauer sollen immerhin 15 Millionen Euro in die Stadtkasse fließen. Damit hätte die Stadt genügend Spielraum, um die Neuordnung voranzutreiben.

VfL und Rot-Weiß gehen zusammen

Es gibt auch schon ein Alternativgelände für den VfL Stuttgart. Etwa sieben Millionen Euro würden der Umzug und die Neuansiedlung beim finanziell angeschlagenen ESV Rot-Weiß Stuttgart, jenseits des Daimlerstadions, kosten. An eine Fusion ist erst einmal nicht gedacht, aber kooperieren müssen die beiden Clubs, fordert die Sportverwaltung. Die Stadt würde kräftig in Neubauten investieren: Eine Tennis- und eine Gymnastikhalle, auch ein Clubhaus müssten her. Der bestehende Rasenplatz würde gedreht, so entstünde Platz für zwei – und es wäre immer noch Freiraum, falls je an einen größeren Neubau der Schauffelehalle (Olympiastützpunkt) gedacht würde.

Optionen für das Stadion Festwiese

Für das marode Stadion Festwiese an der Gaisburger Brücke gibt es mehrere Optionen. Ob und wie viel Geld investiert wird, hängt ebenfalls davon ab, ob das Daimler-Zentrum kommt – und ob der Gemeinderat einem Umbau des Daimlerstadions in eine Fußballarena zustimmt. In diesem Fall würde dort die Laufbahn verschwinden. Die Stadt müsste dann an anderer Stelle für die Leichtathletik ein Zeichen setzen – und wenn es nur in Form einer Sportstätte mit mehreren Tausend Zuschauerplätzen für kleinere Meisterschaften wäre.

Die Sanierung der „Festwiese“ hängt auch von der Daimler-Entscheidung ab, schließlich würde der Umbau der maroden Trainingsstätte mit drei Millionen Euro aus dem Verkaufserlös finanziert. Die modernisierte „Festwiese“ schon vor Augen, hat der Grünen-Chef Werner Wölfle die Stadt aufgefordert, zu prüfen, ob man in diesem Stadion auch Fußballspielen könnte. Da die Amateure des VfB Stuttgart im nächsten Jahr in der neuen dritten Fußball-Bundesliga spielen werden und der Verband dafür moderne Kleinstadien als Spielstätten vorschreibt, ist ein Verbleib im benachbarten Schlienzstadion ausgeschlossen. Eisenmann hat zugesagt, dies zu prüfen. Sie findet die Lösung „interessant“.

Was passiert mit dem Kickers-Stadion?

Würde sie realisiert, hätte das Auswirkungen auf die Situation in Degerloch. Derzeit gilt noch, dass alle Stuttgarter Teams, die sich für die dritte Liga qualifizieren, auf der Waldau spielen sollen, und zwar in der Heimstätte der Kickers, dem Gazi-Stadion, das für diesen Zweck für rund sechs Millionen Euro von der Stadt modernisiert würde. Bisher sind 170 000 Euro Planungsmittel genehmigt worden. Dieser Plan hat aber eine Schwachstelle.

Man wird bei der Stadt nicht müde zu betonen, dass Stadion und Verein traditionelle Einrichtungen seien und sich daraus fast eine moralische Verpflichtung zur finanziellen Unterstützung ergebe – allerdings stehen die Kickers nur auf dem 16. Tabellenplatz, fünf Punkte von dem zehnten Platz entfernt, der zur Qualifikation für die dritte Liga berechtigen würde. Die VfB-Reserve ist dagegen Tabellenzweiter und so gut wie durch. Schaffen die „Blauen“ den Sprung in dieser Saison nicht, bräuchten sie nie mehr ein großes Stadion, sagen Fußballfachleute. Die Stadt würde im Fall des Reinfalls sicher auf einen Ausbau verzichten, denn auch für den zweiten Hauptnutzer, das Footballteam der Scorpions, reicht der heutige Ausbauzustand. Am 31. Mai wird man schlauer sein, dann endet die Saison der Regionalliga Süd.

Der Traum vom Fußballstadion

Wenn es allein nach dem VfB-Präsidenten Erwin Staudt ginge, wäre das Daimlerstadion längst für rund 60 Millionen Euro in eine reine Fußballarena umgebaut. Den Segen der Rathausspitze hat er, im Gemeinderat muss er dagegen noch Überzeugungsarbeit leisten. Ende März, so wird spekuliert, könnte das Thema entscheidungsreif sein. Ein Verkauf des Stadions ist vom Tisch, nachdem klar wurde, dass die EU keine Geldgeschenke der öffentlichen Hand gutheißen würde. Betrieben und vermarktet würde die Arena dann vom VfB, der der Objektgesellschaft, einer städtischen Tochter, die Miete überweisen würde. Unterm Strich sorge der VfB dafür, dass die Stadt „das Millionengrab“ Stadion loshabe, sagt Staudt. CDU-Chef Uhl hat aber ausgerechnet, dass die Kommune 2007 mit der Schüssel 1,8 Millionen Euro verdient habe. Es gibt also Klärungsbedarf.

Das Stadion und die Sporthallen

Zur Vermarktung des neuen Stadions gehört die Vermietung von Flächen in den neuen Kurven. Der VfB schlägt vor, in das Hintertorgebäude auf der Untertürkheimer Seite eine Sporthalle zu integrieren. Damit ließen sich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, hieß es. Der Olympiastützpunkt fordert schon lange einen Neubau der Molly-Schauffele-Halle, in der Kaderleichtathleten trainieren, und die Stadt sucht einen Standort für eine Sporthalle mit bis zu 2000 Zuschauerplätzen; darin sollen aufstrebende Stuttgarter Teams spielen, für die die Porsche-Arena zu groß ist. Derzeit denkt man vor allem an die aufstiegsverdächtigen Zweitliga-Volleyballerinnen des VC Stuttgart.

Das Problem: die Bedürfnisse beider Nutzer sind nicht unter ein Hallendach zu bringen. Das hat man nach Gesprächen mit den Beteiligten schon eingesehen. Käme das Fußballstadion, wäre eine reine Ballsporthalle in der Tribüne wohl die erste Option. Für den Olympiastützpunkt, dessen neuer Leiter Silvio Kroll heute im Sportausschuss (Rathaus, Beginn 15.30 Uhr) dieses Problem thematisieren will, würde das bedeuten, dass er in seiner alten Halle bleiben müsste und nicht mit einer zeitnahen Modernisierung rechnen dürfte. Aber er hätte dort wenigstens weiter das alleinige Hausrecht.

Stuttgarter Zeitung

StZ: Wer berät bei den Kickers wen?

Der Fall Jürgen Sundermann führt bei dem Fußball-Regionalligisten zu IrritationenStuttgart_ Das Jahr beginnt bekanntlich mit guten Vorsätzen. An denen mangelte es auch bei den Stuttgarter Kickers nicht. Die Prämisse: alles soll besser werden. Was manchmal leichter gesagt ist als getan. Das jüngste Beispiel heißt Jürgen Sundermann. Der ehemalige Bundesligatrainer ist seit Wochen Stammgast auf der Tribüne bei den Kickers. Der Kontakt kam in erster Linie durch das Präsidiumsmitglied Walter Kelsch zustande, der unter Sundermann einst beim VfB Stuttgart stürmte. Der Exnationalspieler präsentierte den weit gereisten Senior den Vorstandskollegen, offensichtlich mit Erfolg. Denn Sundermann soll dem Fußball-Regionalligisten helfen. In welcher Rolle? „Spieler und Trainer können auf ihn zukommen und sich Tipps holen“, so lautet die eher vage Stellenbeschreibung des Präsidenten Dirk Eichelbaum. Dessen Nachsatz: „Das birgt kein Konfliktpotenzial.“

Wenn sich der Präsident da mal nicht täuscht. Der Einstand zumindest verlief alles andere als glücklich, um nicht zu sagen amateurhaft. Es scheint – wieder einmal -, als ob die linke Hand im Verein nicht so genau weiß, was die rechte tut. Der für das Tagesgeschäft zuständige Manager Joachim Cast jedenfalls sagte zu der Personalie stets: „Es gab bisher nur ein Gespräch, noch ist nichts offiziell.“ Dem widerspricht sein Chef: „Es gibt einen Präsidiumsbeschluss“, sagt Eichelbaum leicht verwundert.

Dabei verwundert bei den Kickers schon lange nichts mehr. Dass der Präsidiumsbeschluss nicht nach außen transportiert worden ist, zeugt entweder von Schwachstellen in der Öffentlichkeitsarbeit oder von Vorbehalten gegenüber der sportlichen Führungsebene. Wobei es durchaus nachvollziehbar scheint, dass der Trainer Stefan Minkwitz und der Manager über diese Entscheidung nicht in Jubelstürme ausbrechen werden. Schließlich liegen die Erfolge Sundermanns schon lange zurück.

Überhaupt erinnert das Ganze verdächtig an die Kickers-Angewohnheit der vergangenen Jahre, den ramponierten sportlichen Ruf durch klangvolle Namen aufpolieren zu wollen. Genannt seien nur Guido Buchwald oder Arie Haan. Die beiden waren ebenfalls in beratender Funktion bei den Blauen tätig, allerdings nie lange.

Jetzt also Sundermann, Wundermann? Man darf auf die Zusammenarbeit gespannt sein, Konfliktpotenzial ist programmiert. Was auch daran liegen mag, dass Minkwitz und Cast in die Entscheidung nicht eingebunden waren. Das wirkt äußerst befremdlich, in einem Verein, dessen Verantwortliche dem Exchef Hans Kullen immer wieder mangelnde Kommunikation vorgeworfen haben. „Möglicherweise haben die Beteiligten Angst, einen Aufpasser zur Seite gestellt zu bekommen – aber das ist nicht der Fall“, sagt der Präsident Eichelbaum.

Das ist seine subjektive Sicht der Dinge. Klar ist schon jetzt, dass diese Aktion nicht dazu beiträgt, die Harmonie auf Degerlochs Höhen zu verbessern. Schließlich litt der Club schon in der Vorrunde darunter, dass es immer mal wieder Abstimmungsprobleme zwischen Management und Präsidium gab, speziell in Person von Walter Kelsch, der auch die Ablösung des Trainers Peter Zeidler maßgeblich forciert hat. Doch statt jetzt dem Nachfolgetandem Minkwitz und Malchow Vertrauen zu geben und den Rücken zu stärken, wird schnell noch ein neues Bindeglied installiert. Keine ideale Voraussetzungen also für das Unternehmen dritte Liga, eher ein Hauch von Aktionismus, auch wenn Cast sagt: „Jürgen Sundermann hat einen ganz sympathischen Eindruck gemacht.“

So weit, so gut? Sundermann will nicht in Aufstellung oder Mannschaft reinreden. Er soll die Spiele besuchen, im Training vorbeischauen. Sich seine Meinung bilden – aber keinen Einfluss nehmen. Schwer vorstellbar. Zumal Sundermann kaum die Rolle des Grüßgottonkels übernehmen wird, sondern sich in irgendeiner Form auch profilieren möchte. „Es ist ja niemand gezwungen, sich dessen Ratschläge zu holen“, betont der Präsident. Stellt sich die Frage, warum Sundermann, der heute 68 Jahre alt wird, dann überhaupt geholt worden ist. Ehrenamtlich, wie es heißt. „Wenn Spieler und Trainer keine Tipps von ihm wollen, dann hole ich mir welche“, sagt Dirk Eichelbaum. Vielleicht zum Thema: wie verbessere ich das Betriebsklima?

Stuttgarter Zeitung

Wirbel um Vereins-Logo

Kickers: Beigang nach Regensburg

Stuttgart (jüf) – Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers hat Stürmer Nico Beigang von der Gehaltsliste bekommen. Der 24-Jährige wechselt mit sofortiger Wirkung ablösefrei zum SSV Jahn Regensburg. Er erhält beim Ligarivalen einen Vertrag bis zum Saisonende. Ob die Kickers das eingesparte Geld in einen neuen Angreifer investieren, steht noch nicht fest.

Nichts zu holen gab es für die Blauen am Sonntag beim Hallenturnier in Aalen, das der SC Pfullendorf gewann. Im Viertelfinale verloren die Stuttgarter gegen den Karlsruher SC II nach Neunmeterschießen.

Wirbel gibt es um das Logo der Kickers. Als sich der Verein die Rechte an der Internet-Aktion Believe in blue sichern wollte, stellte er fest, dass die Rechte am Logo abgelaufen waren. Patent- und Markenrechte müssen alle zehn Jahre verlängert werden. In der Präsidentschaft von Hans Kullen wurde vor zwei Jahren wegen der Kosten von 1200 Euro darauf verzichtet. Die Handballer der HV Stuttgarter Kickers sicherten sich daraufhin die Rechte. Es ist davon auszugehen, dass es zwischen den Handballern und dem Hauptverein keine Streitigkeiten um die Nutzung des Logos geben wird. „Wir werden uns zusammensetzen, wir gehen dabei aber nicht auf Konfrontationskurs“, versprach HV-Präsident Jürgen Hollenbach.

Stuttgarter Nachrichten

Kickers: Streit ums Logo?

Beigang geht nach Regensburg

STUTTGART (ump). Der Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers träumt verstärkt von einem Investor, der den Traditionsclub finanziell auf Kurs bringen soll. Auf die Frage, was die Kickers denn im Gegenzug zu bieten haben, lautet die Antwort des Präsidiums dann gerne: „Eine Marke.“

Die Marke Kickers scheint nun aber einen Kratzer abbekommen zu haben. Denn ausgerechnet die Patent- und Markenrechte (mitsamt Logo) sind offensichtlich nicht mehr im Besitz des Hauptvereins. Der hatte es nach Ablauf der Rechte – bewusst oder unbewusst – versäumt, diese zu verlängern. Nachdem die Handballer des HV Stuttgarter Kickers davon Wind bekommen hatten, haben die sich inzwischen die Rechte auf einen Zeitraum von zehn Jahren erworben, für eine vierstellige Summe. Der HV-Präsident Jürgen Hollenbach sagt dazu nur: „Es wird in dieser Angelegenheit wohl demnächst Gespräche geben.“ Wobei nicht davon auszugehen ist, dass der HV Kickers ohne Not auf seine Ansprüche verzichten wird. In der Praxis stellt sich dabei wohl vor allem die Frage, wie künftig der Umsatz von Merchandisingartikeln mit dem Kickers-Logo behandelt wird. So oder so: es besteht Klärungsbedarf.

Den gab es gestern zumindest in Sachen Nico Beigang. Der Stürmer, der zuletzt ein Probetraining bei Kickers Emden absolviert hatte, wechselt nun zum Ligakonkurrenten Jahn Regensburg. Bei den Kickers hinterließ dafür zuletzt der offensive Mittelfeldspieler Adam Bouzid (20) vom Oberligisten Hoffenheim II einen guten Eindruck, ein Franzose, der vom FC Metz stammt und über Wormatia Worms in Hoffenheim gelandet ist.

Gestern beim Hallenturnier in Aalen, dem ersten offiziellen Auftritt des Jahres, schieden die Kickers mit einer Notelf im Viertelfinale mit 4:5 nach Neunmeterschießen gegen den Karlsruher SC II aus. „Dafür, dass nur sechs Feldspieler von der ersten Mannschaft und zwei von der zweiten dabei waren, war es o. k.“, sagte der Co-Trainer Alexander Malchow, der die Verantwortung trug.

Stuttgarter Zeitung

Becherwerfer vor Gericht

Termin ist Ende Februar

Der Becherwurf, der im Oktober 2006 zum Abbruch des DFB-Pokalspiels der Stuttgarter Kickers gegen Hertha BSC Berlin geführt hat, wird am 26. Februar vor dem Amtsgericht Stuttgart verhandelt. Der 39-jährige Angeklagte hat einen Strafbefehl abgelehnt.

Am 25. Oktober 2006 flog neun Minuten vor Spielende im Gazi-Stadion auf der Waldau ein Plastikbecher aus dem B-Block auf das Feld. Er traf den Schiedsrichterassistenten am Rücken, und zwar derart, dass der Mann benommen zu Boden ging. Daraufhin wurde die Partie abgebrochen; die Kickers, die bereits 0:2 zurücklagen, mussten sich endgültig aus dem Pokal verabschieden.

Ein 39-jähriger Mann, eigentlich ein VfB-Fan, wurde von der Polizei als mutmaßlicher Becherwerfer ausgemacht und zunächst in Untersuchungshaft genommen. Ein beschleunigtes Verfahren scheiterte jedoch, denn ein DNA-Gutachten sollte darüber Aufschluss geben, ob der 39-Jährige tatsächlich für die Verletzung des Linienrichters verantwortlich war, da mehrere Becher umhergeworfen worden waren. Ein weiterer Termin im Herbst 2007 platzte wegen Krankheit, dann ging die zuständige Amtsrichterin in Mutterschutz.

Jetzt wollte ihr Vertreter das Ganze per Strafbefehl regeln – acht Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung als Angebot. Doch der 39-Jährige will Einspruch einlegen und seine Unschuld beweisen, was einen neuen Prozess vor dem Amtsgericht zur Folge hat. Im Hintergrund geht es auch um Regress: Der Verein fordert vom mutmaßlichen Becherwerfer rund 60 000 Euro, da der Club wegen des Vorfalls ein Sicherheitsnetz spannen und eine Geldstrafe bezahlen musste. jan

Stuttgarter Zeitung

Nachgefragt bei Joachim Cast, Manager der Stuttgarter Kickers

„Für uns geht es um die Existenz“

Der 39-Jährige plant für die kommende Saison mehrgleisig, glaubt aber trotz der schlechten Tabellensituation an die Qualifikation für die dritte Liga
 
Stuttgart – Die Fußballer des Regionalligisten Stuttgarter Kickers starten am Montag in die Rückrundenvorbereitung – und haben als Tabellen-16. einiges aufzuholen, um sich noch für die dritte Liga zu qualifizieren. Nicht nur deshalb ist für Manager Joachim Cast die Winterpause schon seit zwei Wochen vorbei. „Für uns geht es nicht nur um die Qualifikation, sondern um die Existenz“, betont er im Gespräch mit Beate Wockenfuß.
 
Sie arbeiten derzeit an den Lizenzierungsunterlagen für die kommende Saison. Für welche Liga? Es ist ganz klar, dass wir wegen der aktuellen Situation mehrgleisig planen müssen. Man darf nicht so blauäugig sein und sich überhaupt nicht mit der vierten Liga befassen. Wir sind dabei, gewisse Szenarien zu entwerfen. In erster Linie orientieren wir uns allerdings in Richtung dritte Liga.

Wenn die nicht erreicht werde, dann würde es den Verein in dieser Form nicht mehr geben, haben sie vor Saisonbeginn gesagt – und sind dafür kritisiert worden.

Ich meinte damit, dass es dann schwierig wird, professionellen Fußball bei den Kickers zu erhalten. Das sollte auf keinen Fall heißen, dass wir nach dem Motto „Hopp oder top“ alles auf eine Karte setzen und erst recht nicht, dass es den Verein dann gar nicht mehr geben wird.

War das vielleicht auch ein Warnschuss in Richtung der Spieler?

Für uns geht es nicht nur um die Qualifikation, sondern um die Existenz. Kommen wir in die vierte Liga, werden die wenigsten Spieler bei Vereinen in der dritten Liga unterkommen. Das muss ihnen auch bewusst sein.

Demnach geht es jetzt mit Vollgas in die Rückrunde?

Die Zeit der Ausreden oder Alibis ist vorbei. Jetzt geht es darum: arbeiten, arbeiten, arbeiten. Ich habe der Mannschaft noch vor der Winterpause gesagt, dass es vom 14. Januar bis zum 31. Mai nur noch eins gibt: Kickers. Die Spieler müssen sich ausschließlich auf ihre Aufgabe bei uns konzentrieren.

Sie sind auf der fieberhaften Suche nach neuen Spielern. Mit welchen Argumenten werben Sie?

Es ist ziemlich schwierig, weil wir mit zwei grundsätzlichen Handicaps in die Gespräche gehen. Zum einen haben wir finanziell gegenüber anderen Vereinen Nachteile. Zum anderen ist die sportliche Ausgangslage ungünstig. Da ist schon viel Überzeugungsarbeit notwendig.

In Mittelfeldspieler Alexander Rosen ist der erste Neuzugang perfekt. Wie viele folgen noch?

Wir suchen noch Spieler für die Offensive und denken an ein oder zwei weitere Zugänge. Wie viele es letztendlich werden, hängt auch von der Zahl der Abgänge ab. Es laufen zwar viele Gespräche, bisher gibt es aber noch nichts Endgültiges zu den Personalien Nico Beigang, Sven Sökler und Markus Ortlieb.

Beigang und Ortlieb wurden erst im Sommer geholt. . .

Beide Seiten hatten sich die Zusammenarbeit natürlich ganz anders vorgestellt. Die Spieler waren in ihren Vereinen Leistungsträger, konnten dies aber bei uns nicht oder nur selten unter Beweis stellen. Aber das sind nicht die einzigen Gründe für den Tabellenplatz. Außer David Yelldell hat niemand konstant gute Leistungen gezeigt. Die meisten haben es nicht geschafft, das Optimale aus sich herauszuholen.

Also gibt es Ihrer Meinung nach noch Potenzial für die Rückrunde?

Die Mannschaft gehört von ihrem Leistungsvermögen her definitiv auf einen anderen Tabellenplatz. Vor allem in der Offensive haben wir unser Potenzial noch nicht einmal annähernd ausgeschöpft. Gelingt das in der Rückrunde und erfüllen zudem die neuen Spieler die Erwartungen, dann werden wir die Qualifikation schaffen.

Dann geht es am ersten März-Wochenende gleich mit dem ersten Heimsieg in dieser Saison los?

Ich bin mir sicher, dass da der Knoten platzt und wir eine Serie starten. Die ist auch nötig, denn wir haben ein paar Punkte aufzuholen, um unter die ersten Zehn zu kommen.
 
Eßlinger Zeitung

BILD: Die Blauen zeigen Herz

Kickers-Trikots für Kinder in Kenia
Von HELMUT HEIMANN

Sportlich, aber auch wirtschaftlich sind die Stuttgarter Kickers nicht gerade auf Rosen gebettet. Trotzdem haben die Blauen ein großes Herz für arme Kinder in Afrika…

Bunte Blaue Kenia

Matthias Frey bei den Kindern in Kenia

Der Regionalligist spendete vier komplette Jugendtrikotsätze für ein Waisenhaus in Tinderet in Kenia. Zwei Sätze brachte Matthias Frey von der Faninitiative „Bunte Blaue e. V. – World of respect“ in das Dorf in der Nähe des Viktoria-Sees.

„Im Heim leben etwa 200 Kinder, die vorwiegend aus kaputten familiären Verhältnissen stammen. In ihrer Freizeit spielen sie begeistert Fußball. Kein Wunder, dass sie sich riesig über die Kickers-Trikots gefreut haben und sie gar nicht mehr ausziehen wollten“, sagt Frey.

Die beiden anderen Trikotsätze sollen demnächst per Schiff nach Kenia gebracht werden.

BILD

Ausführlicher Bericht auf der Homepage der Bunten Blauen.

StN: Stuttgarter Kickers werben mit Internet-Aktion um Geldgeber

Bauen für die Blauen

Studenten sind gewöhnlich keine Millionäre. Manche aber wären es gern. Besonders in England, wo hohe Studiengebühren zu berappen sind, ist ein dickes Konto nicht von Nachteil. Alex Tew aus Nottingham war so ein armer Schlucker und wollte es nicht bleiben – also hatte er die Idee, auf seiner Homepage einzelne Bildpunkte (Pixel) für je einen Dollar zu verkaufen.

VON JÜRGEN KEMMNER

Wohl auch zu seiner eigenen Überraschung ging die Rechnung tatsächlich auf. Am 26. August 2005 schaltete Tew die Homepage frei, am 11. Januar 2006 wurde der letzte Pixel verkauft. Der 23 Jahre alte Student verkündete: „Ich bin Millionär.“

Was das mit Stuttgart zu tun hat? Die Kickers sind ebenfalls finanziell mau. In der Fußball-Regionalliga kämpfen sie um die Qualifikation für die dritte Liga – dafür bräuchten sie dringend neue Spieler, aber das nötige Kleingeld fehlt. Deshalb setzten sich Offizielle und Fans an einen Tisch. Nach dem dritten oder vierten Bier – so genau weiß das keiner mehr – hatte einer einen Einfall. „Ich weiß nicht mehr, wer es war, aber einer machte den Vorschlag, Pixel-Bausteine zu verkaufen“, erzählt Kim Stehle, „alle waren begeistert.“ Der Mann von der Geschäftsstelle krempelte die Ärmel hoch, schaltete den Computer ein und noch vor der Mitgliederversammlung am 26. November war die Seite im Netz.

Seitdem staunen Kickers-Präsident Dirk Eichelbaum und seine Kollegen Bauklötze, wenn sie die Homepage aufrufen. Ihre Erkenntnis: Die Freunde der Blauen sind zahlreicher und großzügiger als angenommen. Bis Donnerstag wurden 1865 von 10 000 Pixeln verkauft – beim Preis von 18,99 Euro pro Bildpunkt macht das 35 416,35 Euro. Bauen für die Blauen. „Die Geschichte boomt“, freut sich Stehle, „täglich werden zwischen 50 und 100 Bausteine gebucht.“ Mit der Bearbeitung hat das Geschäftsstellen-Personal nur wenig Arbeit. Im Internet werden ein oder mehrere Pixel gebucht und reserviert – es werden lediglich die Zahlungseingänge überwacht und die Punkte dann freigeschaltet.

Selbstredend, dass Präsident Eichelbaum, Manager Joachim Cast, die Präsidiums- und Aufsichtsratsmitglieder sowie Hauptsponsor Eduardo Garcia Bausteine gekauft haben. Aber die Homepage hat auch ihre Überraschungen. Ex-Coach Robin Dutt hat sich ein Plätzchen reserviert – direkt an seiner alten Trainerbank. Als Bild hat er allerdings das Logo seines neuen Brötchengebers SC Freiburg gewählt. Die Kickers werden“s verschmerzen. Auch Stürmer Mirnes Mesic unterstützt seinen ehemaligen Club genauso wie das blaue Urgestein Ralf Vollmer. „Von unseren aktuellen Profis haben etwa 80 Prozent ebenfalls mindestens einen Baustein gekauft“, sagt Stehle.

Nun haben die Kickers Tews Idee verfeinert. Jeden Monat verlost der Club unter den Baumeistern einen Preis. Der letzte Gewinner durfte an der Weihnachtsfeier des Vereins teilnehmen. „Wir bieten einen Mehrwert, den man für Geld nicht kaufen kann“, sagt Stehle. Zeitlich befristet ist die Aktion nicht, erst wenn die Seite mit kleinen und großen Logos zugepflastert ist, gilt der Baustopp. Dann hätten die Kickers 189 900 Euro verdient. „Ich befürchte“, sagt Stehle, „wenn ich realistisch bin, dass wir das womöglich nicht packen.“ Selbst wenn er recht behält, die Baustein-Aktion zeigt, dass sich der Traditionsverein nicht seinem Schicksal ergibt und ungewöhnliche Wege einschlägt. Und dass der oft strapazierte Begriff der Kickers-Familie tatsächlich mehr als nur ein Wort ist.

Übrigens: Jung-Millionär Alex Tew wurde im Januar 2006 von Hackern erpresst, kurz bevor die Seite ausverkauft war. Er sollte 50 000 Dollar zahlen, sonst wurde gedroht, die Homepage lahmzulegen. Tew zahlte nicht, einen Tag lang war die Seite blockiert. Dann konnte der Internet-Betreiber den Angriff abwehren. Den Kickers bleiben solche kriminellen Attacken hoffentlich erspart.

www.believe-in-blue.de

www.milliondollarhomepage.com

Stuttgarter Nachrichten