StN: Vom Kapitän bei den Blauen zum Bodensee-Kapitän

„Blick vom Fernsehturm“, aktualisiert am 25.05.2011 um 00:00 Uhr

Fußball Edgar Kurz hat als ehemaliger Präsident die Stuttgarter Kickers in ihrer jetzigen Form stark geprägt. Von Simone Bürkle

Von Juli 2009 bis November 2010 war Edgar Kurz Präsident der Stuttgarter Kickers und Vorgänger des jetzigen Präsidenten Rainer Lorz. Im BLICK VOM FERNSEHTURM spricht Kurz über den möglichen Aufstieg seiner Blauen, den entscheidenden Spieltag am Samstag, seine Verbundenheit mit dem Verein und über seinen Sohn Marco, der als Bundesligatrainer erfolgreich ist.

Herr Kurz, wo werden Sie am kommenden Samstag um 14 Uhr sein?

Keine schwere Frage. Ich werde selbstverständlich bei meinen Blauen in Degerloch sein. Natürlich hoffe ich auf ein kleines Wunder. Im Fußball ist bekanntlich nichts unmöglich. Wenn nicht, feiern wir trotzdem eine erfolgreiche Saison.

Noch wichtiger – wird Ihre Frau Sylvia die Nerven der Spieler beruhigen, indem sie ihnen Hefezopf backt – so, wie sie es schon oft getan hat?

Am Hefezopf wird die Meisterschaft nicht scheitern, der ist auf alle Fälle rechtzeitig bei der Mannschaft. Das ist sicher.

Würde es Ihnen etwas ausmachen, künftig zu den Kickers-Auswärtsspielen einen weiteren Weg in Kauf zu nehmen, wenn die Mannschaft aufsteigt?

Für mich würde sich nicht viel ändern. Bei Auswärtsspielen war ich aus vielfachen Gründen so gut wie nie dabei. Leider kann man nicht auf allen Hochzeiten tanzen.

Als Sie Ihr Amt im Juli 2009 übernommen haben, haben Sie den Cheftrainer Dirk Schuster verpflichtet und waren an der Zusammenstellung der aktuellen Mannschaft beteiligt. Würden Sie einen Aufstieg der Kickers auch ein Stück weit als Ihr Verdienst ansehen?

Ich habe mich immer als Teil eines Teams gesehen, nur im Kollektiv hat ein Verein wie die Kickers eine Chance. Jeder in den Gremien trägt seinen Teil dazu bei. Fakt ist, dass das damalige Präsidium mit einem Dreijahresplan angetreten ist: Im ersten Jahr wieder eine Mannschaft finden und formen. Dazu den richtigen Trainer einstellen, wirtschaftlich einigermaßen über die Runden kommen und die Abstiegsgefahr vermeiden. Das ist uns gelungen. Wir haben es auch geschafft, unsere entwicklungsfähigen Spieler länger zu binden, sie sind unser Kapital. Im zweiten Jahr erwarteten wir eine Steigerung der noch unerfahrenen Mannschaft, so dass sie am Ende auf Platz eins bis sechs in der Tabelle steht. Im dritten Jahr wollten wir Platz eins erreichen, sprich, den Aufstieg ins Auge fassen. Sollte das schon jetzt gelingen, umso besser.

Verbringen Sie immer noch viel Zeit auf dem Vereinsgelände? Oder haben Sie Besseres zu tun? Sie haben kürzlich ein Patent als Freizeit-Schifffahrts-Kapitän erworben.

Richtig, ich bin jetzt Bodensee-Schiffahrtskapitän. Eigentlich nur wegen meiner vier Enkelkinder. Die wollten nicht immer mit einem lahmen Motorboot mit höchstens sechs PS über den See schippern. Wann immer es geht, bin ich bei den Heimspielen. Ich wohne auch ganz in der Nähe und lasse mir meine Kickers nicht entgehen.

Im vergangenen November sind Sie als Präsident zurückgetreten. Wenn Sie noch immer Präsident wären – würden Sie etwas anders machen oder gehen Sie konform mit der Arbeit Ihres Nachfolgers Rainer Lorz?

Grundsätzlich hat unser Verein Priorität, und alle handelnden Personen haben sich den Zielen des Vereins unterzuordnen. Im Juli 2009 war es absolut richtig, dass ich mich als Präsident zur Verfügung gestellt habe. 16 Monate später – nachdem die Rahmenbedingungen sich geändert hatten – war es genauso richtig, zurückzutreten. Bei Rainer Lorz und den Gremien sowie bei Geschäftsführer Jens Zimmermann ist der Verein meines Erachtens in guten Händen. Hier wird ehrenamtlich sehr professionell gearbeitet. Das sollten manche Kritiker nicht vergessen.

Ihr Sohn Marco Kurz trainiert den 1.FC Kaiserslautern, ist mit dem Verein im vergangenen Jahr in die Bundesliga aufgestiegen und hat die Saison als Tabellensiebter abgeschlossen. Wird bei Ihnen der Fußballsachverstand in der Familie vererbt?

Mein Vater hat schon Fußball gespielt, ich habe Fußball gespielt und trainiert und bin zweimal mit Sillenbuch Meister geworden. Marco ist auf dem Fußballplatz groß geworden, er hatte ja quasi nie eine Wahl. Er hat außerdem in der C- und B-Jugend für die Kickers gespielt, war also immer dabei. Insofern hat sich die Liebe zum Fußball vielleicht schon vererbt.

Sind Sie stolz auf Ihren Sohn?

Ja, aber nicht nur wegen der sportlichen Erfolge. Er hält sich immer sehr bescheiden im Hintergrund, das gefällt mir gut. Er ist ein 110-Prozentiger, jeder Verein, der ihn hat, kann froh sein.

Ein Freundschaftsspiel zwischen den Kickers und Kaiserslautern steht immer noch aus. Wann werden die Zuschauer das zu sehen bekommen?

Da bin ich immer noch im Gespräch. Stefan Kunz versichert mir immer, dass es einen gewissen Stau an Freundschaftsspielen gebe. Wir stehen leider auf der Warteliste ziemlich weit hinten, weil die Kaiserslauterer erst ihre Sponsoren bedienen müssen. Wir können eben keine große Summe bezahlen, ein Freundschaftsspiel wäre schon ein Entgegenkommen des FCK.

Was werden Sie tun, wenn die Kickers am Samstag aufsteigen? Wäre das für Sie ein vorgezogenes Geschenk zu Ihrem 70. Geburtstag am 12. September?

Klar, das wäre das allerbeste Geburtstagsgeschenk. Falls die Kickers aufsteigen, beginnt schon am Samstag das Feiern bis zum 12. September.

Stuttgarter Nachrichten

STN: Kickers trennen sich von Zimmermann

Jürgen Frey, aktualisiert am 25.03.2011 um 13:33 Uhr

Stuttgart – Sportlich gibt es derzeit wenig zu meckern. Regionalligist Stuttgarter Kickers hat die vergangenen vier Spiele gewonnen und ist vor dem Auswärtsspiel am morgigen Samstag (14 Uhr) beim 1. FC Nürnberg II im Fußballjahr 2011 noch ungeschlagen. Die finanzielle Lage hat das neue Präsidium auf der Waldau zwar durch diverse Sparmaßnahmen in den Griff bekommen, doch die Sünden der Vergangenheit sind dadurch nicht vergessen. Dies ist der Grund, warum es jetzt personelle Konsequenzen geben wird. Nach Informationen unserer Zeitung ist die Entscheidung gefallen, dass sich die Kickers von Geschäftsführer Jens Zimmermann trennen werden, wie es aussieht offiziell zum 30. April. Möglicherweise erfolgt bereits schon früher eine Freistellung. Eine Bestätigung gab es gestern noch nicht, doch das Präsidium soll diesen Schritt bereits einstimmig beschlossen haben, der Aufsichtsrat wurde informiert.

Schon im vergangenen Jahr hatte es Vorwürfe gegenüber Zimmermann gegeben, er habe den wirtschaftlichen Part seiner Arbeit als Geschäftsführer vernachlässigt. Der 38-Jährige fühlte sich jedoch keiner Schuld bewusst: „Meine Aufgaben sind seit meiner Rückkehr zu den Kickers im Sommer 2009 klar definiert mit dem Schwerpunkt im Bereich Marketing, PR, Organisation, Sponsoring und Team-Management. Daran lasse ich mich gerne messen“, hatte sich Zimmermann im Interview mit unserer Zeitung Mitte Januar verteidigt.

Die neue Führungsmannschaft sieht das im Gegensatz zur alten Riege um den ehemaligen Präsidenten Edgar Kurz, der große Stücke auf den Marketing-Experten Zimmermann hielt, offensichtlich anders: Den Wirtschaftsthemen wird große Bedeutung beigemessen. In diesem Bereich wird bei Zimmermann, um es vorsichtig auszudrücken, solides Handwerk vermisst. Die Unzufriedenheit ist in den vergangenen Wochen immer stärker geworden. Der Geschäftsführer habe sehr wohl auch eine wirtschaftliche Gesamtverantwortung für den Verein, halten ihm seine Kritiker in den entscheidenden Gremien vor.

Zimmermanns Gehalt soll künftig eingespart werden. Zumindest in den nächsten Wochen ist es nicht geplant, den Posten des Geschäftsführers neu zu besetzen. Die Aufgaben sollen auf mehrere Schultern verteilt werden.

Zimmermann war im Juli 2009 als Geschäftsführer bei den Kickers eingestiegen. Bereits von 1997 bis 2002 war er in Degerloch tätig. Zunächst als Leiter der Jugend-Organisation, danach als Leiter Team und PR. „Die Kickers sind für mich kein normaler Arbeitgeber, sondern eine Arbeit aus Überzeugung und mit viel Freude und Begeisterung“, hatte er immer wieder gesagt. Darauf legen die Blauen künftig keinen Wert mehr.

Stuttgarter Nachrichten

Zimmermann „Die Kickers wurden schon oft totgesagt“

Gunter Barner und Jürgen Frey, aktualisiert am 17.01.2011 um 18:47 Uhr

Was versprechen Sie sich vom Engagement von Guido Buchwald?

Was kann einem Regionalligisten Besseres passieren, als ein Präsidiumsmitglied mit so großen Sympathiewerten, einem hervorragenden Netzwerk und einem herausragenden Fußballsachverstand. Guido Buchwald kann für die Blauen zu einem echten Glücksfall werden.

Vom Geld des Investors sollen nur noch 150.000 Euro übrig sein. Reicht das, um das Team so zu verstärken, damit die Voraussetzungen für den Aufstieg 2012 geschaffen werden?

Wir diskutieren nicht öffentlich über Gelder des Vereins, Gehälter oder Sponsorenzahlungen. Klar ist, dass der Aufstieg eine Herkulesaufgabe ist. Hierfür muss ein überdurchschnittliches Budget finanziert werden.

Wie lautet die Zielsetzung der Kickers für die restliche Saison, und wird es personelle Veränderungen geben?

Sportlich: mit engagiertem und attraktivem Fußball, vor allem in den Heimspielen überzeugen und punkten. Außerdem der Gewinn des WFV-Pokals. Wirtschaftlich: die Grundlagen für eine erfolgreiche und stabile Saison 2011/12 legen. Personell: Das wird sich bis zum Ende der Wechselfrist am 31. Januar zeigen.

Die Marke Kickers scheint nicht mehr viele Sportfreunde zu interessieren. Wie sehr bereitet Ihnen die Zukunft der Blauen Sorgen?

Also: Die Stuttgarter Kickers wurden ja schon öfters totgesagt – aber sie leben noch immer. Natürlich ist es nicht einfach, einen solchen Verein in der vierten Liga auf Dauer lebensfähig zu halten. Die Zuschauerzahlen sind im Ligavergleich immer noch ordentlich. Wir konnten auch zuletzt einige starke Partner für die Kickers gewinnen, und unsere Partner sind mit ihrem Engagement sehr zufrieden. Selbstverständlich muss die Mannschaft aber auch erfolgreichen und attraktiven Fußball bieten, um auch wieder neue Zuschauer zu gewinnen. Darauf arbeitet die Mannschaft in der Rückrunde hin.

Die vergangenen Wochen und Monate waren sehr turbulent. Aus dem Aufsichtsrat kamen Vorwürfe, Sie hätten den finanziellen Part Ihrer Arbeit vernachlässigt. Welche Konsequenzen ziehen Sie daraus?

Diese Vorwürfe kann ich zum einen nicht bestätigen und zum anderen würden sie auch nicht der Realität entsprechen. Meine Aufgaben sind seit meiner Rückkehr im Sommer 2009 klar definiert mit dem Schwerpunkt im Bereich Marketing, PR, Organisation, Sponsoring und Team-Management. Daran lasse ich mich gerne messen.

Die Blauen haben im Vergleich zum Rest der Liga überdurchschnittliche Ausgaben und unterdurchschnittliche Einnahmen. An welchen Stellschrauben wollen Sie drehen, damit die Kosten-Nutzen-Analyse besser ausfällt?

Das stimmt so absolut nicht. Ein Verein wie die Kickers hat es schwer – aber unsere Ausgaben sind beileibe nicht überdurchschnittlich, wir liegen im Mittelfeld. Wir arbeiten seit Monaten an der Reduzierung von Fixkosten, aber zum einen ist der Standort Stuttgart in Bezug auf die Fixkosten (Stadionmiete, Sicherheitsdienst, Energiekosten) gegenüber den ländlichen Gegenden wie Pfullendorf oder Memmingen benachteiligt, und zum anderen sind uns in vielen Punkten die Hände gebunden. Selbstverständlich werden wir weiter daran arbeiten, die Einnahmenseite zu erhöhen und die Ausgabenseite zu reduzieren.

Können es sich die Kickers leisten, dass der Trainer und einzelne Spieler angeblich Grundgehälter von 4000 bis 6000 Euro pro Monat kassieren?

Sie haben Ihre Frage ja bereits im Konjunktiv formuliert. Der Eindruck, der hier bei Ihnen entstanden ist, entspricht nicht der Realität. Wir diskutieren die Gehälter nicht öffentlich, aber wir liegen im Mannschaftsschnitt sehr deutlich unter den von Ihnen gemutmaßten Zahlen.

Intern hatten Sie erklärt: Wenn Präsident Edgar Kurz zurücktritt, gehen auch Sie. Was war der Grund für Ihren Sinneswandel?

Das war kein wirklicher Sinneswandel. Intern muss es auch erlaubt sein, Dinge offen anzusprechen und zu diskutieren. Aber im Fußball werden diese Dinge dann öffentlich ausgetragen – aber damit können wir leben.

Sind Sie jetzt ein Geschäftsführer auf Abruf, der praktisch auf gepackten Koffern sitzt?

So ein Blödsinn. Die Kickers sind für mich ja kein normaler Arbeitgeber, sondern eine Arbeit aus Überzeugung und mit viel Freude und Begeisterung. Hier und auch im Umfeld bei den Kickers gibt es einige Leute, die ehren- und hauptamtlich hart für den Verein arbeiten. Sie bringen viel Herzblut mit ein, und ihnen liegt der Verein am Herzen. Das wird auch weiter so sein.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Chemie zwischen Ihnen und Sportkoordinator Michael Zeyer nicht stimmt. Was macht die Zusammenarbeit zum Wohle der Kickers so schwierig? Wie sieht der Plan für die künftige Zusammenarbeit aus?

In der Situation der Kickers geht es nicht um die Chemie Einzelner, sondern um das Wohl des Vereins. Der gegenseitige Respekt und die partnerschaftliche Zusammenarbeit sind von beiden Seiten gegeben.

Stuttgarter Nachrichten

StZ: „Wer den Druck nicht aushält, den brauchen wir nicht“

Artikel aus der STUTTGARTER ZEITUNG vom 12.01.2011
Interview Das neue Kickers-Präsidiumsmitglied Guido Buchwald erwartet in der Regionalliga eine richtungweisende Rückrunde.

Die Stuttgarter Kickers haben am Montag das erste Training im Jahr 2011 absolviert. Es soll ein Neuanfang gewesen sein, zumindest wenn es nach Guido Buchwald, dem Präsidiumsmitglied für den sportlichen Bereich, geht.

Herr Buchwald, die Stuttgarter Kickers haben in den Weihnachtsferien die gesamte Geschäftsstelle renoviert. So schnell dürften die anderen Baustellen nicht behoben sein?

Das ist vollkommen richtig. Es gibt zwar viele positive Dinge im sportlichen Bereich von der ersten Mannschaft bis zur U 19, so dass man eine Basisqualität hat. Auf der anderen Seite muss man viele Dinge von der Struktur her verbessern. Deshalb ist vielleicht auch im Umfeld die positive Energie momentan nicht so vorhanden, wie sie sein sollte. Das versuche ich in eine Richtung zu lenken und die Mannschaft, im Rahmen der Möglichkeiten, zu verstärken.

Stichwort Strukturverbesserung. Was heißt das: personell oder konzeptionell?

Beides. Natürlich gehören dazu Personalien wie das schon häufig diskutierte Verhältnis zwischen Trainer Schuster und Sportkoordinator Zeyer, wobei ich sagen muss, dass ich beide sehr schätze. Sicher sind beide kontroverse Persönlichkeiten.

Ist dann für das Duo Schuster und Zeyer die Rückrunde eine Art Testlauf, ob die Zusammenarbeit auf Dauer funktioniert?

Eigentlich schon. Ich gehe davon aus, dass es funktioniert. Man muss jetzt einen Neuanfang machen, so dass jeder sein vorhandenes Potenzial in den Dienst des Vereins stellt. Warum soll man das nicht so miteinander kombinieren können, dass es einen Schub nach vorne gibt?

Vielleicht weil in der Regionalliga ein Trainer, ein Koordinator, der Geschäftsführer Zimmermann und das Präsidiumsmitglied Buchwald fast etwas zu viel des Guten sind?

Finanziell kann ich Sie da beruhigen, da muss ich eher noch Geld mitbringen. Und Michael Zeyer macht das ohne großen Verdienst. Geschäftsführer und Trainerstab braucht man sowieso. Es wäre ja auch ein Widerspruch, jetzt die vorhandenen Strukturen abzubauen, wenn man nach oben kommen will. Was nicht heißt, dass man nicht irgendwo sparen muss. Die Regionalliga ist immer eine Gratwanderung, da muss man nur die Beispiele Ulm, Weiden oder davor Reutlingen anschauen. Und bei lediglich einem Aufsteiger ist die Gefahr groß, über die Verhältnisse zu leben.

Die Kickers wären ohne einen Investor in der vierten Liga auch kaum überlebensfähig.

In der jetzigen Form nicht. Deshalb muss man auf dem Markt schauen, welche Spieler aus dem höherklassigen Bereich bereit und motiviert sind, in der Regionalliga auch für weniger Geld zu spielen.

Trifft das auch für die Kickers-Spieler zu?

Auch da muss man bei jedem Vertrag genau schauen, ob das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Wir müssen immer sehen, was finanziell möglich ist.

Sehen Sie es auch als Ihre Aufgabe an, neue Einnahmen zu generieren?

Eigentlich will ich mich auf den sportlichen Bereich beschränken. Aber ich glaube schon, dass ich mit meinem Namen und meinen Kontakten das Marketing unterstützen kann, sofern es die Zeit zulässt.

Der Hauptsponsor ist schon für beide Stuttgarter Vereine tätig, die Kickers und den VfB. Sie waren es sportlich. Halten Sie denn eine vertiefende Kooperation für sinnvoll?

Absolut. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu Fredi Bobic. Es gibt kein Konkurrenzdenken, dazu liegen beide Vereine zu weit auseinander. Für den VfB wäre es sicher gut, wenn es in Stuttgart einen weiteren starken Club gibt, an den man den ein oder anderen Spieler ausleihen kann, den man vor der Haustüre im Auge behält und weiß, er wird sich bei uns weiterentwickeln. Das ist mein Ziel, und ich bin ja der Prototyp eines Bindeglieds. Die Idealvorstellung für den Stuttgarter Fußball wäre, dass wir eine Klasse höher spielen als der VfB II.

Davon ist man weit weg . . .

. . . sehr weit. Und ich bin mir bewusst, dass es nur mit kleinen Schritten geht.

Naheliegender ist die Winterpause. Tut sich da personell noch etwas?

Das kann sein, muss aber nicht sein.

Wo sehen Sie Handlungsbedarf?

Ich denke, nach dem Abgang von Daniel Reule vor allem ganz vorne, da haben wir wenig Alternativen. Und im hinteren Bereich, speziell in der Innenverteidigung. Die Mittelachse, beim Torhüter angefangen, ist wichtig. Wenn die stimmt, können sich die Jungen viel besser entwickeln.

Ihre ersten Gespräche mit den Kickers fanden ja noch unter dem alten Präsidenten Edgar Kurz statt. Als der zurückgetreten ist, haben Sie da auch überlegt, auf Ihr Engagement zu verzichten?

Das war ein Thema, weil der Rücktritt für mich überraschend kam. Ich habe auch gesagt, wenn das etwas mit meiner Person zu tun hat, macht es keinen Sinn. Aber das hat dann ja noch Edgar Kurz ausgeräumt. Das war für mich unheimlich wichtig.

Wie sieht das Verhältnis zum Investor aus?

Da gibt es keine Berührungsängste. Ich denke, jeder muss froh sein, so jemanden zu haben. Das gibt eine gewisse Planungssicherheit, um unsere Ziele voranzutreiben. Der Investor hält sich in den sportlichen Dingen zurück, und ich glaube auch, dass er ein großes Vertrauen zu mir hat.

Zumal Sie in letzter Konsequenz die Entscheidungen treffen.

Das ist klar, sonst brauche ich nicht Präsidiumsmitglied, Abteilung Sport, zu sein.

Die Planung ist auf anderthalb Jahre ausgerichtet.

Ja, auf mehr nicht.

Und wie lautet das Ziel bis Saisonende?

Wir wollen auf alle Fälle unter die ersten fünf kommen. Kassel ist weit weg, alle anderen sind noch in Reichweite. Außerdem können sich die Spieler beweisen. Wer jetzt den Druck nicht aushält, den können wir nächste Saison sicher auch nicht brauchen. Für viele Beteiligte ist es also die Chance, zu zeigen, dass sie mit den Kickers den Weg mit der Zielsetzung Aufstieg gehen wollen.

Das Gespräch führte Joachim Klumpp.

Stuttgarter Zeitung

Presse zum offiziellen Start der Präsidentschaft von Rainer Lorz

„Wir suchen mit aller Macht den Erfolg“
Artikel aus der STUTTGARTER ZEITUNG vom 01.12.2010
Interview
Der neue Kickers-Präsident Rainer Lorz setzt auf eine Aufbruchstimmung – nicht zuletzt dank Guido Buchwald.

Heute beginnt offiziell die Präsidentschaft von Rainer Lorz beim Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers. Das Amt will der 47-Jährige allerdings nur übergangsweise wahrnehmen.

Herr Lorz, Sie sind als Jurist beratend für Unternehmen tätig und ehrenamtlich Präsident der Stuttgarter Kickers. Welchen Teil der Zeitung schlagen Sie denn morgens zuerst auf: Sport oder Wirtschaft?

Traditionell den Sport, dann kommt der Wirtschaftsteil – und dann die Politik.

Ihr Vorgänger Edgar Kurz ist einst auch als Interimslösung angetreten und war dann 16 Monate dabei. Sie wollen das Amt ebenfalls nur übergangsweise begleiten – gibt es da ein Zeitfenster?

Da möchte ich mich nicht festlegen. Zunächst ging es darum, die Handlungsfähigkeit des Vereins nach den Rücktritten sicherzustellen. Jetzt steht die Schaffung der Rahmenbedingungen im Vordergrund, um langfristig Erfolg zu haben.

Auf welche Punkte kommt es Ihnen an?

Ganz klar auf drei Themenstellungen. Erstens: die Strukturen müssen verbessert werden. Zweitens die sportliche Seite: wie können wir den gesamten Bereich so aufstellen, um unser Ziel 2011/12 zu erreichen, nämlich den Aufstieg in die dritte Liga? Und drittens, ein Punkt der ganz wesentlich ist, nämlich die Finanzen.

Sie haben gesagt, nicht zuletzt dank des Investors sei der Verein so aufgestellt, dass der Etat gesichert ist. Im Umkehrschluss heißt das ja, dass sein Geld auch dafür verwendet wird, um Löcher zu stopfen, anstatt wie geplant die Mannschaft zu verstärken. Das heißt, Sie benötigen Zusatzeinnahmen. Wo sollen die herkommen?

Das Hauptaugenmerk muss auf die Sponsoringseite gelegt werden, wo wir eine gewisse Aufbruchstimmung schaffen müssen. Das Ziel ist schon, in diesem Bereich auf mindestens eine Million Euro zu kommen, auch wenn dies sicher nicht einfach sein wird.

Was stimmt Sie zuversichtlich, dass dies auch gelingt?

In Guido Buchwald haben wir eine Figur gewonnen, mit der sich viele Leute identifizieren können. Damit haben wir damit auch den Anspruch unterlegt, den Erfolg mit aller Macht zu suchen.

Sie haben ja betont, Guido Buchwald sei sportlich der starke Mann im Präsidium. Entscheidet er jetzt beim Trainer: Daumen hoch oder runter?

Ich würde das jetzt nicht an einer Person festmachen. Es geht darum, dass er von dem sportlichen Team überzeugt sein muss, mit dem wir unsere Ziele in Angriff nehmen wollen.

Sie selbst waren fünf Jahre im Aufsichtsrat. Rückblickend muss man festhalten, sportlich lief es nicht optimal und finanziell schreibt man rote Zahlen. Würden Sie aus Ihrer Sicht und der des Aufsichtsrats sagen, man hätte etwas anders machen müssen?

Was wirklich schiefgelaufen ist, war der Abstieg aus der dritten Liga. Wenn wir damals den Klassenverbleib geschafft hätten, hätte ich langfristig die Perspektive gesehen, dass man sich in der Liga etablieren und andere Ziele in Angriff nehmen kann. Das war ein entscheidender Rückschlag.

So gesehen ist auch beim Trainerwechsel damals zu Edgar Schmitt nicht alles optimal gelaufen?

Vielleicht sogar schon vorher nicht, ohne da irgendwelche Schuldzuweisungen treffen zu wollen. Ich hatte nach der Qualifikation für die dritte Liga den Eindruck, dass man in der Sommerpause zu viel hat laufen lassen, getreu dem Motto: das funktioniert schon. Dabei hätte man schon damals klare Verantwortlichkeiten gebraucht, das war ein Fehler.

Vom alten Präsidium wurde moniert, der Investor Wolfgang Dietrich habe sich zu sehr in das operative Geschäft einmischen wollen. Wie sieht Ihr Standpunkt aus?

Es ist ganz eindeutig: die gesamten Entscheidungen werden vom Präsidium getroffen. Aber wir müssen auch sehen, dass der Investor, dessen Namen ich nicht bestätigen möchte, nicht unwesentliche Mittel zur Verfügung stellt, die es den Kickers überhaupt erst ermöglicht haben, einen wettbewerbsfähigen Etat zu besitzen. Und ich wehre mich dagegen, das nachträglich – in welcher Form auch immer – in Misskredit zu bringen. Zudem waren die Bilanzzahlen eben nicht so, dass man dann sagen kann: der Verein ist über jede Kritik erhaben. Als Tabellenerster mit einer halben Million Gewinn, fragt keiner groß nach.

Apropos Nachfragen: die Hauptversammlung hätte genug Zündstoff geboten, dennoch gab es von den Mitgliedern keine Wortmeldung. Ist das nicht schon bedenklich?

Ich bin davon überzeugt, dass es keine Gleichgültigkeit ist. In jedem Fall sind wir darauf angewiesen, dass die Fans hinter dem Verein stehen.

Letzte Frage: warum weigern Sie sich hartnäckig, den Namen des Investors zu nennen?

Es war der ausdrückliche Wunsch bei Vertragsunterzeichnung, dass seine Identität vertraulich behandelt wird. Diesen Wunsch der Verschwiegenheit respektieren wir, da bitte ich um Verständnis.

Das Gespräch führte Joachim Klumpp.

Stuttgarter Zeitung

Präsident Lorz
„Buchwald ist das Gesicht der Kickers“
Von Jürgen Frey , aktualisiert am 01.12.2010 um 14:09

Stuttgart – Am Mittwoch tritt Rainer Lorz offiziell sein Amt als Präsident des Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers an. An der Zielsetzung lässt er keinen Zweifel: „In der neuen Saison zählt nur der Aufstieg.“

Herr Lorz, hat Sie die Mitgliederversammlung nicht etwas nachdenklich gestimmt?

Weil so wenig diskutiert wurde?

Genau. Es gab keine Frage, keine Kritik. Sind die Kickers Ihren Mitgliedern gleichgültig geworden?

Das wäre schlimm. Es darf keine Gleichgültigkeit einziehen. Die Mitgliederversammlung ist das höchste Organ des Vereins. Da sollte schon offen diskutiert werden. Aber offenbar haben wir die Sachlage überzeugend dargestellt. Trotzdem müssen wir jetzt eine Aufbruchstimmung erzeugen.

Sie hatten sich aus beruflichen Gründen stets gesträubt, an vorderster Front zu stehen. Woher kommt der Sinneswandel?

Nach dem Rücktritt von Präsident Edgar Kurz ging es einfach darum, die Handlungsfähigkeit des Vereins zu wahren. Da ich beruflich voll eingespannt bin und mein Tag nach wie vor nicht mehr als 24 Stunden hat, habe ich aber klar ausgedrückt, dass ich das Amt übergangsweise ausüben werde.

Was heißt das konkret?

Ich will das zeitlich nicht begrenzen.

Ihr Vor-Vorgänger Dirk Eichelbaum sagte am Montagabend, Sie und Ihr neues Team seien die „letzte Patrone“, die die Kickers haben.

Ich bin immer zurückhaltend, von der „letzten Patrone“ zu sprechen.

Aber klar ist doch, wenn es in der kommenden Saison nicht mit dem Aufstieg klappt, dann wird es die Kickers in der jetzigen Form kaum mehr geben.

Jetzt schon die Frage zu stellen, was passiert, wenn es nicht funktioniert, bringt nichts. Unstrittig ist, dass wir so schnell wie möglich aus dieser Todesliga rausmüssen. Da dies in dieser Runde nach menschlichem Ermessen nicht mehr gelingen wird, müssen wir mit Vollgas die Weichen für die neue Saison stellen, denn da zählt tatsächlich nur der Aufstieg.

Spielt dabei Guido Buchwald die entscheidende Rolle?

Ja. Er hat die sportliche Verantwortung. Guido Buchwald ist das Gesicht der Kickers und mit seinem Sachverstand über alle Diskussionen erhaben. Ich hätte mir keinen Besseren für diese Aufgabe wünschen können.

Und was passiert, wenn er plötzlich ein Angebot als Profitrainer bekommt?

Guido Buchwald hat klar gesagt, dass er sich voll und ganz für die Kickers einbringen wird. Auch er will den Erfolg.

Wird er mit Sportkoordinator Michael Zeyer zusammenarbeiten?

Das ist eine der Entscheidungen, die er zu treffen hat. Es hat bereits konstruktive Gespräche zwischen den beiden gegeben. Nach einer Bestandsaufnahme wird man sehen, wie es weitergeht.

Im neuen Präsidium und im Aufsichtsrat ist man von Zeyers analytischen Fähigkeiten überzeugt?

Dies will ich jetzt gar nicht kommentieren. Die Entscheidung über das Team im sportlichen Bereich trifft – wie gesagt – der hier Verantwortliche, also Guido Buchwald. Es war jedenfalls nicht fair, die ganzen Diskussionen der vergangenen Wochen nur an Michael Zeyer festzumachen und ihn als denjenigen hinzustellen, der die heile Kickers-Welt durcheinandergewirbelt hat.

Aus dem Aufsichtsrat kam die Kritik auf, Geschäftsführer Jens Zimmermann habe den finanziellen Part seiner Arbeit schleifen lassen. Werden die Daumenschrauben angezogen?

Dies ist eine falsche Darstellung. Hier gibt es keine Vorwürfe seitens des Aufsichtsrats an Herr Zimmermann, dessen wesentliche Rolle bei der Weiterentwicklung der Stuttgarter Kickers ich auch auf der Mitgliederversammlung betont habe. Was die wirtschaftliche Seite betriftt, haben wir mit unserem neuen Schatzmeister Tobias Schlauch einen ausgewiesenen Fachmann für das Präsidium gewinnen können.

Und wie wollen Sie den Konflikt zwischen dem Trainer und Zimmermann auf der einen sowie Zeyer und dem Investor auf der anderen Seite lösen?

In dieser Frage will ich nicht vorgreifen. Im Endeffekt geht es doch darum, dass wir alle Kräfte bündeln, um 2011/12 den Aufstieg zu schaffen.

Und dann machen Sie als Präsident weiter, oder haben Sie schon einen Kronprinzen?

(lacht). Nein, den gibt es nicht.

Stuttgarter Nachrichten

Presse zur Jahreshauptversammlung

Buchwald fällt die Schlüsselrolle zu
Artikel aus der STUTTGARTER ZEITUNG vom 30.11.2010
Kickers Der Regionalligist setzt im Präsidium auf den Weltmeister. 338000 Euro Verlust schlagen zu Buche. Von Joachim Klumpp

Zum Abschied hat es viel Applaus für den scheidenden Präsidenten Edgar Kurz gegeben, mehr als in den meisten Heimspielen dieser Saison für die Mannschaft. „Es ist wichtig, mit kühlem Kopf Entscheidungen zugunsten der Stuttgarter Kickers zu treffen – das habe ich getan“, sagte Kurz zu seinem Rücktritt nach 16 Monaten. Sein Nachfolger Rainer Lorz betonte wenig später vor 177 Mitgliedern wiederum, dass er für dieses Amt nur übergangsweise zur Verfügung stehe, um die Handlungsfähigkeit des Vereins sicherzustellen und eine wochenlange Diskussion um die Führung bei den Kickers zu vermeiden. Als vorrangige Aufgabe nannte er: „Eine klare und vorurteilsfreie Bestandsaufnahme in allen Bereichen.“

Und das mit der neuen Führungsmannschaft, die nur noch aus vier Mann besteht: Neben dem bisherigen Aufsichtsratsvorsitzenden Lorz sind das Guido Buchwald, der sich um die sportlichen Dinge kümmern soll, der zuletzt als Schatzmeister tätige Gerhard Baumeister für das Ressort Marketing/Vertrieb sowie der neu hinzugekommene Tobias Schlauch, der für die Finanzen des Fußball-Regionalligisten zuständig ist – traditionell eine der heikelsten Aufgaben bei den Blauen, da rote Zahlen bei ihnen zum Alltag gehören.

So wurde auch gestern auf der Mitgliederversammlung für das abgelaufene Geschäftsjahr 2009/10 (Stichtag 30. Juni) ein Verlust von exakt 338 372,84 Euro ausgewiesen – mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Das liegt zum einen an einem erheblichen Rückgang auf der Einnahmenseite, wo vor allem die Posten Werbung (nur noch 752 194,10 Euro statt 1,252 Millionen) oder die fehlenden TV-Gelder (110 226,98 Euro statt 588 360) ins Gewicht fallen. Zudem wurde eine dreiviertel Million Euro an Transfervolumen – einmalig – in die Beteiligungs KG des Clubs ausgelagert. Lorz machte aber unmissverständlich klar: „Wir dürfen künftig nicht mehr ausgeben als wir einnehmen.“

Interessant ist in der Bilanz vor allem der Posten Rechnungsabgrenzung, der in diesem Jahr etwa 970 000 Euro (gegenüber 209 000) ausweist, wobei der Zuwachs in großen Teilen auf die quasi im Voraus erhaltene Einlage des Investors zurückzuführen ist, die auch den Kassenbestand zum Stichtag 30. Juni von 224 000 auf 891 000 Euro ansteigen ließ. Der Schuldenstand beläuft sich auf eine Million Euro zuzüglich des Investorenkapitals. Effektiv arbeiteten die Kickers im abgelaufenen Geschäftjahr insofern, als dass sie 130 000 Euro an Verbindlichkeiten abbauten. „In der Relation ist dieses unschöne Ergebnis deshalb noch akzeptabel“, sagte der aktuelle Schatzmeister Gerhard Baumeister: „Durch den Investor haben wir bereits auch eine Planungssicherheit für die nächste Saison.“ So weit also die wirtschaftlichen Eckdaten.

Natürlich hängt die Zukunft der Kickers unabhängig von allen finanziellen Zwängen maßgeblich von der sportlichen Leistung ab, denn in der nächsten Saison gilt der Aufstieg als Pflicht. Deshalb kommt dem neuen Präsidiumsmitglied Buchwald eine Schlüsselrolle zu, der für die erste Mannschaft zuständig ist und in dieser Rolle ganz bewusst Verantwortung übernehmen soll (auch wenn er gestern wegen der WM-Auslosung der Frauen abwesend war). Lorz betonte: „Das gilt für alle personellen Fragen im sportlichen Bereich.“ Also zum Beispiel beim Trainer, wobei die Zukunft Dirk Schusters letztendlich von der Entwicklung der Mannschaft und dem Tabellenplatz abhängt.

„Es warten umfangreiche Arbeiten auf uns“, hat Buchwald bereits vor dem offiziellen Amtsantritt des neuen Präsidiums erkannt, „es gilt jetzt erfolgreich die Weichen zu stellen, um spätestens in der Saison 2011/12 den Aufstieg in die dritte Liga zu schaffen.“ Ansonsten könnte die nächste Hauptversammlung nicht so harmonisch verlaufen wie gestern im SSB-Waldaupark, als schon nach zwei Stunden Schluss war.

Stuttgarter Zeitung

Die Blauen schreiben rote Zahlen
Von Jürgen Frey, aktualisiert am 30.11.2010 um 15:59

Mitgliederversammlung SV Stuttgarter Kickers

Die neue Führungsriege der Kickers: Gerhard Baumeister, Rainer Lorz, Tobias Schlauch (v. li.) – es fehlt Guido Buchwald, der bei der Auslosung der Frauen-Fußball-WM in Frankfurt weilte Foto: Pressefoto Baumann

Stuttgart – Der Kampf ums Überleben in der Fußball-Regionalliga ist für keinen Verein einfach. Auch die Zahlen, die die Stuttgarter Kickers gestern bei ihrer Mitgliederversammlung präsentierten, belegen: Aus dieser Spielklasse müssen die Blauen so schnell wie möglich raus.

Wer nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen gedacht hat, es würde heiß hergehen bei der Mitgliederversammlung der Blauen, der täuschte sich. Und zwar gewaltig. Bereits nach einer Stunde und 45 Minuten war die Veranstaltung im SSB-Waldaupark beendet. Keiner murrte, keiner stellte eine Frage. Und das Präsidium und der Aufsichtsrat wurden jeweils ohne Gegenstimme entlastet.

„Die Kickers sind in guten Händen“

Dass es so entspannt zuging, lag auch an Edgar Kurz. Der ausgeschiedene Kickers-Chef ist ein unaufgeregter Mensch; schmutzige Wäsche zu waschen, ist nicht seine Art. Auch nicht nach den teils heftigen Auseinandersetzungen in letzter Zeit mit dem Aufsichtsrat. „Die Kickers sind in guten Händen, ich werde auch künftig mit jedem Präsidiums- und Aufsichtsratsmitglied ein Glas Wein trinken können“, hatte Kurz schon vor der Mitgliederversammlung gesagt. Auch nach seiner praktisch letzten Amtshandlung, der Begrüßung der 177 anwesenden (von 1482) Mitglieder, war Kurz stets auf Harmonie bedacht.

Das ändert allerdings nichts daran, dass es für die Blauen finanziell alles andere als rosig aussieht. Für die Saison 2009/10 vermeldeten sie ein Defizit von 338.373 Euro, dadurch erhöhte sich die bilanzielle Überschuldung auf 1,082 Millionen Euro. Schatzmeister Gerhard Baumeister, der künftig für die Ressorts Marketing /Vertrieb und andere Abteilungen zuständig sein wird, drückte sich so aus: „Das ist kein gutes Ergebnis, aber in Anbetracht der Umstände ein vertretbares Ergebnis.“ Die Umstände ergeben sich aus dem Abstieg aus der dritten Liga.

Weniger Geld in der Regionalliga

In der Regionalliga generierten die Kickers 1,7 Millionen Euro weniger Einnahmen. Allein die Fernsehgelder verringerten sich um knapp 500.000 Euro, die Werbeeinnahmen gingen um etwa den gleichen Betrag zurück. Sinkende Zuschauerzahlen eine Etage tiefer schlugen mit einem Minus von rund 160.000 Euro zu Buche. Man braucht keine große Fantasie zu haben, um daraus die Schlussfolgerung zu ziehen: In der Regionalliga wird es nicht mehr allzu lange dauern, bis die Kickers bei diesem finanziellen Drahtseilakt die Balance verlieren werden. Die Lage ist ernst. Und es gibt nur einen Ausweg, um den Verein in professioneller Form zu erhalten: den Aufstieg. „Wir müssen so schnell wie möglich raus aus dieser toten Liga, und wir werden alle Anstrengungen unternehmen, dass wir das in der kommenden Saison schaffen“, stellte der neue Präsident Rainer Lorz klar.

Immerhin konnte der Rechtsanwalt versichern, dass der Verein in den Wintermonaten kein Liquiditätsproblem bekommen wird. „Die Saison ist finanziell gesichert“, betonte Lorz. An wem dies liegt, ist klar: am Investor. Er hat in der vergangenen Saison bereits 150.000 Euro in den Verein gepumpt. Und ein Großteil der verbleibenden 850.000 Euro sind ebenfalls bereits an den Verein geflossen. Bilanziell wird dieser Betrag unter Verbindlichkeiten verbucht (wie etwa auch die Darlehen von Hans Kullen und der verstorbenen Ursi Dünnwald-Metzler), weshalb diese auf über zwei Millionen Euro angewachsen sind. „Wenn man die Mittel des Investors rausrechnet, haben wir jedoch 100.000 Euro an Verbindlichkeiten abgebaut“, sagt Baumeister.

Unabhängig davon wartet auf Rainer Lorz und seine Präsidiumskollegen Gerhard Baumeister, Tobias Schlauch und Guido Buchwald (er war wegen der Auslosung zur Frauen-WM in Frankfurt nicht anwesend) ungemein viel Arbeit. Zumal auch die Personalie Jens Zimmermann noch nicht endgültig geklärt ist. Der Geschäftsführer hatte intern bereits erklärt, sich mit Ex-Präsident Kurz solidarisch zu zeigen und auch zurückzutreten. Gestern sagte Zimmermann: „Ich habe einen Vertrag bei den Kickers, es gibt keine weiteren Diskussionen.“ Die wird es aber wohl zwangsläufig geben, solange Michael Zeyer als Sportkoordinator in Degerloch tätig ist. Denn das Verhältnis der beiden ist äußerst angespannt. Ganz im Gegensatz offenbar zur Beziehung der Kickers-Mitglieder zu ihrem Club, selbst in den turbulentesten Phasen.

Stuttgarter Nachrichten

„Das Ziel der Stuttgarter Kickers lautet: Wir müssen aus der Todesliga heraus“

Harmonische Mitgliederversammlung 2010 am heutigen Montagabend im Degerlocher SSB-Waldaupark

Der Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers hat am heutigen Montagabend im Degerlocher SSB-Waldaupark in einem wie schon im Vorjahr angenehmen und harmonischen Rahmen seine Mitgliederversammlung 2010 abgehalten. Dies im Übrigen trotz der am Vortag überraschenden Personalwechsel in den beiden Führungsgremien des Degerlocher Clubs, dem Präsidium und dem Aufsichtsrat der Stuttgarter Kickers.

Die 177 anwesenden Stimmberechtigten des insgesamt 1482 Mitglieder starken Vereins (darunter befinden sich 350 nicht-stimmberechtigte Jugendliche und Kinder), spendeten dem scheidenden Kickers-Präsidenten Edgar Kurz nach dessen letzten offiziellen Auftritt einen lange anhaltenden und warmen Applaus. Kurz, der am 15. Juli 2009 das höchste Amt bei den Blauen angetreten hatte, wird sich ebenso wie die bisherigen Mitglieder des Kickers-Präsidiums Dieter Wahl, Axel Kolberg und Tino Köstel – deren Mitstreiter Friedrich Kummer war bereits am 9. November von seinem Posten zurückgetreten – am morgigen Dienstag von ihren Ämtern verabschieden.

Dank gebührt allen Kickers-Mitglieder
Edgar Kurz und ebenso Prof. Dr. Rainer Lorz – der von diesem Mittwoch an als dessen Nachfolger im Präsidentenamt mit neuem Präsidiumsteam wirken wird – dankten allen Mitgliedern des aus sechs Abteilungen bestehenden Degerlocher Vereins (Fußball, Tischtennis, Leichtathletik, Handball, Schiedsrichter und Fans) für ihre Unterstützung im abgelaufenen Geschäftsjahr 2009/2010, das die Blauen zum Ende des Geschäftsjahres am 30. Juni 2010 jedoch mit einem finanziellen Minus in Höhe von 338.327,84 Euro abgeschlossen haben. Verantwortlich für dieses Ergebnis sind vorrangig die zuletzt deutlich gestiegenen Zahlungen an die Berufsgenossenschaft, die zum Jahresanfang 2010 erfolgte Rückzahlung des entnommenen DFB-Kautionsfonds sowie die im Unterschied zur 3. Liga deutlich geringeren Einnahmen durch Fernsehgelder. Allerdings: „Die Finanzierung der Kickers in dieser Saison ist gesichert“, sagte Lorz.

Neue Kickers-Präsidium tritt an diesem Mittwoch an
Das neue Kickers-Präsidium bilden gemeinsam unter der Führung von Rainer Lorz von diesem Mittwoch an Gerhard Baumeister (Marketing/Öffentlichkeitsarbeit sowie andere Abteilungen/bislang Finanzen), Tobias Schlauch (Finanzen) und Guido Buchwald. Der Weltmeister von 1990 wird für das Ressort Fußball/Erste Mannschaft verantwortlich zeichnen, konnte bei der diesjährigen Mitgliederversammlung der Blauen allerdings nicht teilnehmen. Der Grund: Buchwald betätigte sich zur gleichen Zeit am Montagabend bei der Auslosung zur Fifa-Frauen-Weltmeisterschaft 2011 in Frankfurt am Main.

Die Attraktivität der Blauen weiter steigern
Prof. Dr. Rainer Lorz überzeugte bei seinem Doppeleinsatz als scheidender Aufsichtsratsvorsitzender sowie als künftiger Präsident die anwesenden Mitglieder im Degerlocher SSB-Waldaupark. Der 47-jährige Lorz kündigte gleich mehrere wichtige Punkte seines geplanten Maßnahmenkatalogs an: „Wir müssen die Attraktivität der Stuttgarter Kickers weiter steigern und an der Verbesserung unserer finanziellen Situation arbeiten. Ein wichtiges Anliegen ist es, die Jugendarbeit noch weiter gezielt zu fördern. Unser Hauptziel jedoch ist es: Wir müssen aus der Todesliga heraus“, sagte Lorz und meinte damit den Aufstieg aus der Fußball-Regionalliga – und erhielt für diese Ankündigungen ebenfalls großen Applaus.

Gremien ohne Gegenstimme entlastet
Beide Gremien, das Präsidium und ebenso der Aufsichtsrat, wurden zum Abschluss von den anwesenden Mitgliedern jeweils ohne Gegenstimmen entlastet. Mit großem Interesse verfolgten die Anwesenden die Vorträge: Gerhard Baumeister verkündete die Zahlen des Vereins, Dieter Wahl berichtete danach aus den Abteilungen und vertrat außerdem den dienstlich in Berlin weilenden Axel Kolberg bei dessen Jahresbericht aus dem Ressort Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Weiterhin sprach der Vereinsjugendleiter Wolfgang Schweizer über die Brisanz der Nachwuchsarbeit. Nach insgesamt 105 Minuten Sitzungszeit beendete der Sitzungsleiter, der Ehrenratsvorsitzende Hermann Mäurle – der zuvor aus seinem Ressort nicht ohne Stolz über „einen Rückblick ohne Klagen“ berichten konnte – die ordentliche Mitgliederversammlung der Stuttgarter Kickers des Jahres 2010.

Offizielle Homepage

Presse zum Rücktritt von Edgar Kurz und dem Führungswechsel

Kickers mit neuem Chef: Lorz löst Kurz ab
Artikel aus der STUTTGARTER ZEITUNG vom 29.11.2010
Krisensitzung Der Präsident verkündet seinen Rücktritt, der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende wird Nachfolger. Von Joachim Klumpp

Der Spielausfall gegen Pfullendorf in der Regionalliga hätte den Verantwortlichen der Stuttgarter Kickers eigentlich einen geruhsamen Sonntag bescheren sollen. Doch das Gegenteil war der Fall: die Ereignisse überschlugen sich, nachdem der Präsident Edgar Kurz schon vor der am Nachmittag angesetzten außerordentlichen Aufsichtsratssitzung seinen Rücktritt angekündigt hatte, „weil sich die Rahmenbedingungen anders darstellen als zur Zeit meines Amtsantritts“.

Ganz offensichtlich geht es dabei nicht zuletzt um den Einfluss des Investors: Dabei handelt es sich – um dies einmal klarzustellen – um den Leonberger Unternehmer Wolfgang Dietrich, der Stuttgarter Öffentlichkeit spätestens seit seinem Einstieg als einer von zwei S-21-Sprechern ein Begriff. Er wollte an seinem Vertrauensmann, dem Sportkoordinator Michael Zeyer festhalten, was für das Präsidium nicht infrage kam, weil es zwischen dem Exprofi zu atmosphärischen Störungen mit dem Trainer Dirk Schuster gekommen war.

Deshalb hatte der Vorstand zuletzt bewusst den Weltmeister Guido Buchwald als Nachfolger ins Spiel gebracht, den wiederum Dietrich (der auch schon Sponsor beim Lokalrivalen VfB Stuttgart war) noch aus gemeinsamen Zeiten schätzt; so dass zumindest auf dieser Ebene Konsens bestand. Aber eben nur auf dieser.

Neben Kurz werden heute auf der Hauptversammlung auch die Kollegen Dieter Wahl (andere Abteilungen), Axel Kohlberg (Marketing) sowie Tino Köstel (Nachwuchs) ihren Rücktritt zum 30. November verkünden – bei Friedrich Kummer ist das nicht mehr nötig, dessen Demission ist intern schon vor zwei Wochen erfolgt. Voraussichtlich wird der ehemalige Schatzmeister heute auch nicht persönlich erscheinen, so dass sein Nachfolger Gerhard Baumeister das Minus der Vorsaison verkünden muss. Der Betriebswirt und Banker wiederum wird in der Hierarchie aufsteigen und künftig gleich zwei Ressorts übernehmen: Marketing/Vertrieb sowie andere Abteilungen. Für die Finanzen kommt dafür neu Tobias Schlauch (33) aus Esslingen, der als Direktor der Deutschen Bank tätig ist.

Das Präsidentenamt übernimmt vorläufig Rainer Lorz, der bisherige Chef des Aufsichtsrats, dessen Posten wiederum an seinen Stellvertreter Christian Dinkelacker geht. Letztendlich konnte und wollte sich Lorz wohl der Verantwortung nicht entziehen. Zudem fühlt er sich dem Investor verbunden – persönlich, aber nicht zuletzt auch im Interesse des Vereins, der dringend auf die externen Gelder angewiesen ist, die im Gesamtpaket über zehn Jahre eine Million Euro betragen dürften.

Zudem wird Buchwald im Präsidium für den Bereich Fußball/erste Mannschaft verantwortlich sein, was noch der alte Vorstand angeleiert hatte. „Als mich Edgar Kurz bereits vor zwei Wochen auf ein Engagement meinerseits bei den Kickers angesprochen hatte, habe ich spontan meine Bereitschaft erklärt, eine Funktion zu übernehmen.“ Kurz allerdings wollte das Heft des Handelns behalten und machte auch in Sachen Sportkoordinator keine Kompromisse, weil eine Doppelspitze Buchwald/Zeyer möglicherweise zu Kompetenzgerangel führen könnte. „Zudem bin ich auch keiner, der an seinem Stuhl klebt“, sagt der Versicherungskaufmann, der über die Entwicklung dennoch „sehr betroffen ist“. Zumal er den krisengeschüttelten Verein in den anderthalb Jahren seiner Amtszeit in ruhigeres Fahrwasser geführt hat, wobei die sportliche Entwicklung in dieser Saison (mit Platz neun) die Situation natürlich angespannt hat.

In der neuen Konstellation bleibt nicht nur Michael Zeyer an Bord, sondern der gerüchteweise auch schon amtsmüde Jens Zimmermann. Der Geschäftsführer fühlte sich zwar eng mit dem Präsidenten verbunden, das Gleiche gilt aber auch für Buchwald, der gestern betonte: „Auch in der neuen Konstellation des Präsidiums werde ich mich gerne vollumfänglich für die Kickers einbringen. Es warten umfangreiche Arbeiten auf uns.“

Schon bei der heutigen Mitgliederversammlung ist genügend Gesprächsstoff vorhanden. Als ob es die Verantwortlichen geahnt hätten. Denn obwohl keine Wahlen auf der Tagesordnung stehen, wurde zum Ort des Geschehens nicht das traditionelle Clubhaus gewählt, sondern der wesentlich größere SSB-Waldaupark nebenan.

Stuttgarter Zeitung

Stuttgart: Weltmeister kehrt zurück
Buchwald steigt bei den Kickers ein

Weltmeister Guido Buchwald kehrt zu seinem Stammverein zurück. Kickers-Präsident Edgar Kurz ist von seinem Amt zurückgetreten und wird übergangsweise vom bisherigen Aufsichtsrats-Vorsitzenden Rainer Lorz abgelöst. Dazu kehrt Weltmeister Guido Buchwald zu seinem alten Verein zurück und wird künftig im Präsidium für sportliche Fragen zuständig sein. Das gab der Klub am Sonntagabend nach einer Aufsichtsrats-Sitzung bekannt.

„Man braucht jemanden, der mehr Zeit investieren kann als ich. Ich werde nächstes Jahr 70 und habe genug zu tun“, erklärte der Versicherungs-Unternehmer Kurz. Der Vater des Kaiserslauterer Bundesliga-Trainers Marco Kurz wird am Montagabend bei der Mitgliederversammlung der Kickers noch die Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahrs verkünden und sein Amt anschließend an Lorz übergeben.

Ein weiterer Grund für seinen Rücktritt ist aber auch ein Streit zwischen dem alten Präsidium und dem Aufsichtsrat über den erst im Juni verpflichteten Sport-Koordinator Michael Zeyer. Das Kontroll-Gremium stützte den Ex-Profi, das Präsidium sah in kritisch. Neben Kurz traten deshalb auch seine Mitstreiter Dieter Wahl, Tino Köstel und Axel Kolberg von ihren Vorstandsposten zurück.

Neben Lorz und Buchwald berief der Aufsichtsrat am Sonntag mit dem 33-jährigen Tobias Schlauch auch einen Finanzfachmann ins Präsidium. Neuer Aufsichtsrats-Chef wird Christian Dinkelacker.

Buchwald, der seine Profi-Karriere zwischen 1979 und 1983 bei den Kickers begonnen hatte, war noch von Kurz für sein neues Amt gewonnen worden. „Ich habe spontan meine Bereitschaft erklärt, eine Funktion zu übernehmen“, sagte der 49-jährige Weltmeister von 1990. „Es gilt jetzt erfolgreich die Weichen zu stellen, um spätestens in der Saison 2011/2012 den Aufstieg in die 3. Liga zu realisieren.“

Kicker

Führungswechsel
Lorz neuer Kickers-Präsident
Von Jürgen Frey, aktualisiert am 29.11.2010 um 12:08
Fussball Mitgliederversammlung Stuttgarter Kickers

Stuttgart – Führungswechsel im Präsidium des Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers: Vom 1. Dezember an wird der bisherige Aufsichtratsvorsitzende Rainer Lorz den Präsidenten Edgar Kurz ablösen.

Rechenschaft abzulegen, das ist der Hauptzweck einer Mitgliederversammlung. So gesehen hat die Kickers-Führungsetage, wenn auch ohne Absicht, ein unglaubliches Timing bewiesen. Denn unmittelbar vor der Mitgliederversammlung am Montag (19 Uhr/SSB-Waldaupark) haben sich die Ereignisse dermaßen überschlagen, dass es ungemein viel zu berichten gibt.

Neben dem Minus von rund 330.000 Euro aus der Vorsaison, wird der Wechsel an der Vereinsspitze das Hauptthema sein: Präsident Kurz ist nach 16-monatiger Amtszeit zurückgetreten. Am Sonntag verabschiedete er sich gemeinsam mit seinem Präsidiumskollegen Dieter Wahl von der Mannschaft. Auch Tino Köstel und Axel Kolberg stellten ihre Ämter zur Verfügung. Friedrich Kummer hatte bereits am 9. November seinen Dienst im Präsidium quittiert. Er fühlte sich in diesem Gremium isoliert. Hintergrund: Kummer hatte sich gemeinsam mit Lorz und dem Investor der Blauen auf die Seite von Sportkoordinator Michael Zeyer geschlagen.

Am Sonntag Abend nun berief der Aufsichtsrat nach einem turbulenten Sitzungsmarathon das neue Präsidium. Etwas überraschend wird Lorz das Präsidentenamt übernehmen, übergangsweise wie die Kickers mitteilten. Bisher hatte sich der Rechtsanwalt aus beruflichen Gründen gesträubt, an vorderster Front zu stehen. Neu hinzu kommen wird Ex-Nationalspieler Guido Buchwald für den sportlichen Bereich sowie Tobias Schlauch (33), ein Bankdirektor aus Esslingen, für den Bereich Finanzen. Der seit 18. Oktober im Kickers-Präsidium für dieses Ressort zuständige Gerhard Baumeister übernimmt die Ressorts Marketing und andere Abteilungen. Christian Dinkelacker führt in Zukunft den Aufsichtsrat, Alexander Lehmann wird sein Stellvertreter. Soweit sind die Personalien geklärt, doch ein paar offene Fragen bleiben.

Noch unklar ist, ob Guido Buchwald den Doppelpass mit Sportkoordinator Zeyer spielen wird. Zwar fand zwischen den beiden Ex-Profis bereits ein durchaus positiver Gedankenaustausch statt, doch die Personalie Zeyer ist ein heikles Thema. Von ihr dürfte abhängen, ob der Geschäftsführer den Blauen erhalten bleibt: Offenbar will Jens Zimmermann, dem vom Aufsichtsrat vorgeworfen wird, den finanziellen Part seiner Arbeit bisweilen vernachlässigt zu haben, nur weitermachen, wenn Zeyer geht. Edgar Kurz jedenfalls hofft, dass Zimmermann dabeibleibt. „Er hat gesagt, wenn der Präsident geht, gehe ich auch, doch ich wünsche mir, dass er seine Meinung ändert.“

Kurz selbst wollte gestern kein großes Aufheben um seinen Rücktritt machen. „Ich habe immer gesagt, wenn Alternativen da sind, mache ich den Weg frei. Das ist jetzt der Fall.“ Dass sich sein Streit mit Kummer, dem Aufsichtsrat und dem Investor letztendlich an der Person Zeyer hochschaukelte? Daraus leitet Kurz für sich den einzigen Fehler seiner Amtszeit ab: „Ich hätte die Hierarchie zwischen Trainer und Koordinator sauber festlegen sollen. In diesem Punkt habe ich zu sehr dem Guten im Menschen vertraut“, räumt Kurz ein. Sein Nachfolger Rainer Lorz wird die Lehren daraus ziehen.

Stuttgarter Nachrichten