Stuttgart: Buchwald zieht nach intensiven sechs Monaten Bilanz

„Wir wissen was wir können“

Weltmeister Guido Buchwald (50) sucht als Präsidiumsmitglied Sport bei den Stuttgarter Kickers momentan Neuzugänge für die Mission Aufstieg. Sein Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Defensive. Außerdem will er noch einen Linksfuß unter Vertrag nehmen.

kicker: Wie viel Freizeit haben Sie im Moment?

Guido Buchwald: Eigentlich gar keine. Die Arbeit für die Kickers ist sehr zeitintensiv. Da muss man die eigenen Interessen schon mal hintenanstellen.

kicker: Was macht die Suche nach neuen Spielern so schwierig?

Buchwald: Wir sind nicht in der Lage, zehn Spieler zu verpflichten und zu sagen, drei davon sollten einschlagen. Wir müssen uns intensiv mit einem Spieler beschäftigen.

kicker: Wo muss die Mannschaft noch verstärkt werden?

Buchwald: Wir wollen im defensiven Bereich noch eine Ergänzung. Und wir suchen noch einen Linksfuß.

kicker: Wie sehr setzen Sie auf eigene Talente?

Buchwald: Das ist das Ziel unserer Ausbildung. Man kennt die Spieler und kann sie charakterlich sehr gut einschätzen. Wir wollen nur gezielt externe Verstärkungen holen, wenn die Lücke aus der eigenen Jugend nicht zu schließen ist.

kicker: Was hat Sie bei Neuzugang Marco Grüttner überzeugt?

Buchwald: Er ist sehr leistungsorientiert, will mit uns etwas erreichen. Ich bin der Überzeugung, dass er bei uns eine zentrale Rolle spielen wird.

kicker: Das Saisonziel ist laut Drei-Jahres-Plan jetzt der Aufstieg.

Buchwald: Wir müssen alles dafür tun. Ich bin mit dem Präsidium hier angetreten, um dieses Ziel zu verwirklichen. Man spürt mit welcher Begeisterung alle dabei sind. Ich glaube, dass alle wissen was sie können und wie gut sie in der Rückrunde gespielt haben.

kicker: Was ist der Vorteil der Kickers?

Buchwald: Wir haben keine Leistungsträger abgegeben. Das kann am Anfang ein riesiger Vorteil sein. Das, was wir im vergangenen Jahr zu Beginn haben liegen lassen, darf uns dieses Mal nicht passieren. Das Team ist eingespielt und die Automatismen funktionieren.

kicker: Sie sind jetzt ein halbes Jahr hier. Wie haben Sie diese Zeit empfunden?

Buchwald: Sehr intensiv. Ich bin begeistert, wie viel ehrenamtliches Engagement vorhanden ist. Aber wenn alle noch mehr an einem Strang ziehen, kann viel mehr erreicht werden.

Mathias Schmid

Kicker-Sportmagazin

StN: „Wir wollen beste Rückrundenelf werden“

Jürgen Frey, aktualisiert am 16.02.2011 um 17:40 Uhr

Stuttgart – Am Samstag (14 Uhr) startet Regionalligist Stuttgarter Kickers beim FC Memmingen ins Fußballjahr 2011. „Wir wollen zeigen, dass wir eine Spitzenmannschaft sind“, sagt Präsidiumsmitglied Guido Buchwald.

Herr Buchwald, was treibt Sie derzeit mehr um, der Start mit den Kickers oder der drohende Absturz des VfB?

Beides beschäftigt mich unheimlich. Es wird höchste Zeit, dass es mit den Kickers losgeht. Jeder ist heiß, und auch ich freue mich sehr auf den Start. Ja, und was den VfB betrifft, beschleichen mich schon Angstgefühle. Doch dort habe ich keine Funktion und kann nichts beeinflussen.

Hätte es denn irgendeinen Vorteil für die Blauen, wenn die Roten runtermüssten?

Nein, ich sehe den VfB nicht als Konkurrent. Er wird nach menschlichem Ermessen in den nächsten Jahren immer die Nummer eins in Stuttgart bleiben.

Was peilen Sie mit den Kickers an?

Der Stuttgarter Fußball wäre ideal aufgestellt, mit einem international spielenden VfB, dem VfB II in der dritten Liga und den Kickers in der zweiten. Dies zu erreichen ist mittelfristig das große Ziel. Doch wir sind noch sehr, sehr weit weg davon.

Wie lautet die Zielsetzung für die restliche Regionalligasaison?

Wir haben zwei große Ziele: Wir wollen den WFV-Pokal gewinnen und uns dadurch für den DFB-Pokal qualifizieren. In der Liga wollen wir die beste Rückrundenelf werden und zeigen, dass wir ein Spitzenteam sind.

Hat die Mannschaft das Potenzial dazu?

Auf jeden Fall. Wir sind keine zehn oder zwölf Punkte schlechter als Darmstadt und Kassel. Es fehlt auch nicht viel zur dritten Liga, das zeigten die Vorbereitungsspiele, als wir mit dem 1. FC Saarbrücken und dem VfR Aalen gut mitgehalten haben.

Also hat das Trainerteam nicht das Maximale herausgeholt?

Sicherlich fehlen uns ein paar Punkte in der Tabelle. Jeder Zuschauer, der ins Gazistadion kommt, muss merken, dass sich etwas bewegt bei den Kickers.

Und wenn die ersten drei Spiele schiefgehen, heißt der Trainer Guido Buchwald?

Mit Sicherheit nicht. Ich werde nicht Trainer bei den Kickers.

Was spricht für Dirk Schuster?

Er hat ein sehr gutes Verhältnis zur Mannschaft. Er arbeitet sehr intensiv und findet die richtige Ansprache. Er hat einen Vertrag bis 2012, und wir wollen mit ihm nach vorne kommen. Nur, klar ist, der nächste Schritt muss kommen.

Konnten Sie an seinem angespannten Verhältnis zu Sportkoordinator Michael Zeyer etwas ändern?

Ich sehe das Ganze nicht so dramatisch. Beide arbeiten professionell in ihren Aufgabenfeldern.

Wie wurde die Entscheidung aufgenommen, bei Mannschaft, Trainer und Geschäftsführer Bezüge kürzen zu wollen?

Wir müssen in der Regionalliga um jeden Euro kämpfen und drehen deshalb jeden Stein um. Wir wollten in den Gesprächen aufzeigen, wie sich die Lage darstellt, und alles etwas leistungsabhängiger gestalten. Das ist grundsätzlich sehr verständnisvoll aufgenommen worden.

Sind die Spieler tatsächlich bereit, auf ihre Prämie von 150 Euro pro Punkt und 500 Euro pro Sieg bis auf weiteres zu verzichten?

Wir haben vereinbart, über Zahlen nicht zu sprechen.

Wären die Kickers ohne ihren Investor in der Regionalliga eigentlich überlebensfähig?

Nein, zumindest nicht mit den aktuellen professionellen Strukturen. Wir müssten auf Feierabendfußball umstellen.

Wie hoch ist der Druck, in der kommenden Saison den Aufstieg schaffen zu müssen?

Natürlich ist er sehr hoch, doch wir wissen alle, dass es Garantien im Sport nicht gibt und außerdem auch nur einen Aufsteiger.

Zumal Ihnen der Blick auf die Drittligatabelle nicht gefallen dürfte?

Das stimmt. Clubs wie FC Bayern München II, SV Sandhausen, VfR Aalen und Wacker Burghausen sind stark abstiegsgefährdet. Kommen solche Clubs runter, macht das unsere Aufgabe logischerweise nicht leichter.

Wenn es 2012 mit dem Sprung nach oben nicht klappt, ist Ihr Engagement dann beendet?

Das mache ich nicht vom nackten Ergebnis abhängig. Wenn ich sehe, es bewegt sich etwas, kann ich mir durchaus vorstellen, länger dabeizubleiben. Merke ich, dass ich gegen Windmühlen ankämpfe, dann macht es keinen Sinn.

Stuttgarter Nachrichten

StZ: „Wer den Druck nicht aushält, den brauchen wir nicht“

Artikel aus der STUTTGARTER ZEITUNG vom 12.01.2011
Interview Das neue Kickers-Präsidiumsmitglied Guido Buchwald erwartet in der Regionalliga eine richtungweisende Rückrunde.

Die Stuttgarter Kickers haben am Montag das erste Training im Jahr 2011 absolviert. Es soll ein Neuanfang gewesen sein, zumindest wenn es nach Guido Buchwald, dem Präsidiumsmitglied für den sportlichen Bereich, geht.

Herr Buchwald, die Stuttgarter Kickers haben in den Weihnachtsferien die gesamte Geschäftsstelle renoviert. So schnell dürften die anderen Baustellen nicht behoben sein?

Das ist vollkommen richtig. Es gibt zwar viele positive Dinge im sportlichen Bereich von der ersten Mannschaft bis zur U 19, so dass man eine Basisqualität hat. Auf der anderen Seite muss man viele Dinge von der Struktur her verbessern. Deshalb ist vielleicht auch im Umfeld die positive Energie momentan nicht so vorhanden, wie sie sein sollte. Das versuche ich in eine Richtung zu lenken und die Mannschaft, im Rahmen der Möglichkeiten, zu verstärken.

Stichwort Strukturverbesserung. Was heißt das: personell oder konzeptionell?

Beides. Natürlich gehören dazu Personalien wie das schon häufig diskutierte Verhältnis zwischen Trainer Schuster und Sportkoordinator Zeyer, wobei ich sagen muss, dass ich beide sehr schätze. Sicher sind beide kontroverse Persönlichkeiten.

Ist dann für das Duo Schuster und Zeyer die Rückrunde eine Art Testlauf, ob die Zusammenarbeit auf Dauer funktioniert?

Eigentlich schon. Ich gehe davon aus, dass es funktioniert. Man muss jetzt einen Neuanfang machen, so dass jeder sein vorhandenes Potenzial in den Dienst des Vereins stellt. Warum soll man das nicht so miteinander kombinieren können, dass es einen Schub nach vorne gibt?

Vielleicht weil in der Regionalliga ein Trainer, ein Koordinator, der Geschäftsführer Zimmermann und das Präsidiumsmitglied Buchwald fast etwas zu viel des Guten sind?

Finanziell kann ich Sie da beruhigen, da muss ich eher noch Geld mitbringen. Und Michael Zeyer macht das ohne großen Verdienst. Geschäftsführer und Trainerstab braucht man sowieso. Es wäre ja auch ein Widerspruch, jetzt die vorhandenen Strukturen abzubauen, wenn man nach oben kommen will. Was nicht heißt, dass man nicht irgendwo sparen muss. Die Regionalliga ist immer eine Gratwanderung, da muss man nur die Beispiele Ulm, Weiden oder davor Reutlingen anschauen. Und bei lediglich einem Aufsteiger ist die Gefahr groß, über die Verhältnisse zu leben.

Die Kickers wären ohne einen Investor in der vierten Liga auch kaum überlebensfähig.

In der jetzigen Form nicht. Deshalb muss man auf dem Markt schauen, welche Spieler aus dem höherklassigen Bereich bereit und motiviert sind, in der Regionalliga auch für weniger Geld zu spielen.

Trifft das auch für die Kickers-Spieler zu?

Auch da muss man bei jedem Vertrag genau schauen, ob das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Wir müssen immer sehen, was finanziell möglich ist.

Sehen Sie es auch als Ihre Aufgabe an, neue Einnahmen zu generieren?

Eigentlich will ich mich auf den sportlichen Bereich beschränken. Aber ich glaube schon, dass ich mit meinem Namen und meinen Kontakten das Marketing unterstützen kann, sofern es die Zeit zulässt.

Der Hauptsponsor ist schon für beide Stuttgarter Vereine tätig, die Kickers und den VfB. Sie waren es sportlich. Halten Sie denn eine vertiefende Kooperation für sinnvoll?

Absolut. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu Fredi Bobic. Es gibt kein Konkurrenzdenken, dazu liegen beide Vereine zu weit auseinander. Für den VfB wäre es sicher gut, wenn es in Stuttgart einen weiteren starken Club gibt, an den man den ein oder anderen Spieler ausleihen kann, den man vor der Haustüre im Auge behält und weiß, er wird sich bei uns weiterentwickeln. Das ist mein Ziel, und ich bin ja der Prototyp eines Bindeglieds. Die Idealvorstellung für den Stuttgarter Fußball wäre, dass wir eine Klasse höher spielen als der VfB II.

Davon ist man weit weg . . .

. . . sehr weit. Und ich bin mir bewusst, dass es nur mit kleinen Schritten geht.

Naheliegender ist die Winterpause. Tut sich da personell noch etwas?

Das kann sein, muss aber nicht sein.

Wo sehen Sie Handlungsbedarf?

Ich denke, nach dem Abgang von Daniel Reule vor allem ganz vorne, da haben wir wenig Alternativen. Und im hinteren Bereich, speziell in der Innenverteidigung. Die Mittelachse, beim Torhüter angefangen, ist wichtig. Wenn die stimmt, können sich die Jungen viel besser entwickeln.

Ihre ersten Gespräche mit den Kickers fanden ja noch unter dem alten Präsidenten Edgar Kurz statt. Als der zurückgetreten ist, haben Sie da auch überlegt, auf Ihr Engagement zu verzichten?

Das war ein Thema, weil der Rücktritt für mich überraschend kam. Ich habe auch gesagt, wenn das etwas mit meiner Person zu tun hat, macht es keinen Sinn. Aber das hat dann ja noch Edgar Kurz ausgeräumt. Das war für mich unheimlich wichtig.

Wie sieht das Verhältnis zum Investor aus?

Da gibt es keine Berührungsängste. Ich denke, jeder muss froh sein, so jemanden zu haben. Das gibt eine gewisse Planungssicherheit, um unsere Ziele voranzutreiben. Der Investor hält sich in den sportlichen Dingen zurück, und ich glaube auch, dass er ein großes Vertrauen zu mir hat.

Zumal Sie in letzter Konsequenz die Entscheidungen treffen.

Das ist klar, sonst brauche ich nicht Präsidiumsmitglied, Abteilung Sport, zu sein.

Die Planung ist auf anderthalb Jahre ausgerichtet.

Ja, auf mehr nicht.

Und wie lautet das Ziel bis Saisonende?

Wir wollen auf alle Fälle unter die ersten fünf kommen. Kassel ist weit weg, alle anderen sind noch in Reichweite. Außerdem können sich die Spieler beweisen. Wer jetzt den Druck nicht aushält, den können wir nächste Saison sicher auch nicht brauchen. Für viele Beteiligte ist es also die Chance, zu zeigen, dass sie mit den Kickers den Weg mit der Zielsetzung Aufstieg gehen wollen.

Das Gespräch führte Joachim Klumpp.

Stuttgarter Zeitung

Presse zum Konzept von Guido Buchwald

Neues Konzept
Kickers müssen schlanker werden
Von Gunter Barner, aktualisiert am 15.12.2010 um 10:15

Stuttgart – Die Geschenke wurden bei den Stuttgarter Kickers schon lange vor Weihnachten verteilt. Es gab für einige Spieler und Trainer Dirk Schuster im Lauf der Zeit ganz ordentliche Gehaltserhöhungen. Monatsgehälter zwischen 4000 und 6000 Euro waren angeblich keine Seltenheit. Jetzt muss sich der eine oder andere an den Gedanken gewöhnen, dass mäßige Leistungen nicht mehr mit übermäßigem Salär entlohnt werden.

Denn der Blick in die Bücher des Fußball-Regionalligisten ergab ein eindeutiges Bild: Die Blauen haben im Vergleich zum Rest der Liga überdurchschnittliche Ausgaben und unterdurchschnittliche Einnahmen. Jetzt müssen die Kickers zügig schlanker werden. Und anders.

Denn das neue sportliche Konzept erfordert ein Umdenken in vielerlei Hinsicht. „Ab sofort wird alles, was wir tun, ausschließlich dem sportlichen Erfolg untergeordnet“, sagt Guido Buchwald. Was bedeutet: Wer dem Verein auf dem Weg in die dritte Liga nicht wirklich weiterhelfen kann, hat auf der Waldau keine Zukunft mehr.

Eine kleine Revolution bei den Kickers

Der Sportchef der Kickers hat in den vergangenen Tagen mit Gott und der Welt gesprochen. Und seither ist klar: „Ich will den sportlichen Bereich gemeinsam mit Michael Zeyer voranbringen. Wir geben die Linie vor.“ Und der Trainer? „Wir werden eng mit ihm zusammenarbeiten“, sagt Buchwald, „aber klar ist: Er muss sich an unsere Vorgaben halten.“

Und die sehen im Grunde eine kleine Revolution vor. Anstatt wie bisher perspektivisch eine Mannschaft aufzubauen, die eventuell in zwei, drei Jahren den Aufstieg schaffen kann, soll es künftig nach Buchwalds und Zeyers Vorstellungen schneller gehen. Zwei, drei gestandene Spieler bilden das Gerüst der Mannschaft. Leihgaben – nach Möglichkeit aus höherklassigen Clubs – bilden gemeinsam mit ihnen den Stamm.

Und junge, hungrige Spieler sollen dafür sorgen, dass es sich die etablierten Kräfte nicht gemütlich machen. „Im Grunde beginnen wir schon jetzt mit der Vorbereitung auf die nächste Saison“, sagt Guido Buchwald und erwartet eine deutliche Leistungssteigerung nach der Winterpause. „Den dritten Platz halte ich mit dieser Mannschaft noch für möglich“, sagt der Sportchef, „wir werden in der Rückrunde das Team genau beobachten, im Training und während der Spiele. Dann werden wir sehen, wer uns auf dem Weg aus der Viertklassigkeit weiterhelfen kann.“

Stuttgarter Nachrichten

Kickers: Buchwald klärt Kompetenzen
Artikel aus der STUTTGARTER ZEITUNG vom 15.12.2010

Guido Buchwald ist am Montag erstmals in seiner neuen Funktion als sportlich Verantwortlicher während der Präsidiumssitzung des Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers aufgetreten. Danach steht fest: „Wir werden mit dem Trainer Dirk Schuster und dem Koordinator Michael Zeyer weitermachen. Es ist momentan das Beste, wenn beide ihr Fachwissen für die Kickers einbringen.“ Wobei die Hierarchie folgendermaßen ist: Buchwald steht ganz oben – die weiteren Kompetenzen verteilen sich auf Zeyer als Berater des Vereins und Schuster als sportlich Verantwortlicher.

Nachdem der Vertrag mit Daniel Reule vor der Auflösung steht, hätten die Kickers auch Mittel frei, um den Kader in der Winterpause noch zu verändern. Notwendigkeit besteht prinzipiell in allen Mannschaftsteilen, „aber es macht nur Sinn, wenn der Spieler sportlich und charakterlich zu uns passt“, sagt Buchwald. ump

Stuttgarter Zeitung

StZ: Buchwald setzt auf Vernunft

Artikel aus der STUTTGARTER ZEITUNG vom 08.12.2010
Kickers Das Präsidiumsmitgliedwünscht sich Professionalitätvon Sportkoordinator und Trainer.

Guido Buchwald gibt zu: „Der Spielausfall in Memmingen kam mir nicht ungelegen.“ Das neue Präsidiumsmitglied der Stuttgarter Kickers hat vergangenen Samstag noch mit Grippe das Bett gehütet, ein Besuch beim Regionalligagastspiel im Allgäu wäre da schwergefallen. Andererseits sind die Spielabsagen (zuvor schon die Partie gegen Pfullendorf, die nun erst 2011 ausgetragen wird) alles andere als günstig. Schließlich wollte sich der Weltmeister von 1990 in den geplanten vier Partien vor Weihnachten noch ein persönliches Bild von der Mannschaft und dem Trainer machen. Buchwald sagt dazu: „Das wäre sportlich unheimlich wichtig gewesen“ – ist jetzt aber kaum mehr möglich, da am Sonntag gegen Darmstadt 98 der nächste Ausfall droht.

Buchwald möchte solche Defizite durch Einzelgespräche wettmachen. Anfang der Woche hat er damit begonnen – und bei den beiden Reizfiguren, dem Sportkoordinator Michael Zeyer und dem Trainer Dirk Schuster, angefangen. Beide hätten eine Menge Fußballfachwissen – „und warum sollte man das bei den Kickers nicht vereinen können?“, fragt Buchwald. Vielleicht deshalb, weil sich die zwei Exspieler bisher nicht so grün waren.

In diesem Punkt setzt Buchwald auf die professionelle Einstellung der beiden Angestellten der Kickers. „Das ist die einzige Möglichkeit, dass beide beim Verein bleiben“, macht der neue starke Mann im Vorstand unmissverständlich klar. Mit anderen Worten: sollten sich die zwischenmenschlichen Probleme nicht einrenken, muss einer von beiden gehen – voraussichtlich in der Winterpause. Doch so weit ist es noch nicht. „Mein erster Eindruck von beiden war durchaus positiv“, sagt Buchwald.

Doch weitere Gespräche werden folgen, auch mit dem einen oder anderen Spieler. Schließlich will Buchwald herausfinden, warum die Mannschaft bisher so weit hinter den Erwartungen geblieben ist, sowohl vom Tabellenplatz her, aber vor allem auch im Blick auf die Punktausbeute: „Da war sicher nicht immer der Schiedsrichter schuld.“ Dass es mit der Meisterschaft nichts mehr wird, ist allen Beteiligten klar. Doch für die Runde 2011/12 zählt – nicht nur für Buchwald – nur eines: der Aufstieg. „Und dafür müssen wir im Frühjahr die Weichen stellen“, sagt Buchwald. ump

Stuttgarter Zeitung

Presse zum offiziellen Start der Präsidentschaft von Rainer Lorz

„Wir suchen mit aller Macht den Erfolg“
Artikel aus der STUTTGARTER ZEITUNG vom 01.12.2010
Interview
Der neue Kickers-Präsident Rainer Lorz setzt auf eine Aufbruchstimmung – nicht zuletzt dank Guido Buchwald.

Heute beginnt offiziell die Präsidentschaft von Rainer Lorz beim Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers. Das Amt will der 47-Jährige allerdings nur übergangsweise wahrnehmen.

Herr Lorz, Sie sind als Jurist beratend für Unternehmen tätig und ehrenamtlich Präsident der Stuttgarter Kickers. Welchen Teil der Zeitung schlagen Sie denn morgens zuerst auf: Sport oder Wirtschaft?

Traditionell den Sport, dann kommt der Wirtschaftsteil – und dann die Politik.

Ihr Vorgänger Edgar Kurz ist einst auch als Interimslösung angetreten und war dann 16 Monate dabei. Sie wollen das Amt ebenfalls nur übergangsweise begleiten – gibt es da ein Zeitfenster?

Da möchte ich mich nicht festlegen. Zunächst ging es darum, die Handlungsfähigkeit des Vereins nach den Rücktritten sicherzustellen. Jetzt steht die Schaffung der Rahmenbedingungen im Vordergrund, um langfristig Erfolg zu haben.

Auf welche Punkte kommt es Ihnen an?

Ganz klar auf drei Themenstellungen. Erstens: die Strukturen müssen verbessert werden. Zweitens die sportliche Seite: wie können wir den gesamten Bereich so aufstellen, um unser Ziel 2011/12 zu erreichen, nämlich den Aufstieg in die dritte Liga? Und drittens, ein Punkt der ganz wesentlich ist, nämlich die Finanzen.

Sie haben gesagt, nicht zuletzt dank des Investors sei der Verein so aufgestellt, dass der Etat gesichert ist. Im Umkehrschluss heißt das ja, dass sein Geld auch dafür verwendet wird, um Löcher zu stopfen, anstatt wie geplant die Mannschaft zu verstärken. Das heißt, Sie benötigen Zusatzeinnahmen. Wo sollen die herkommen?

Das Hauptaugenmerk muss auf die Sponsoringseite gelegt werden, wo wir eine gewisse Aufbruchstimmung schaffen müssen. Das Ziel ist schon, in diesem Bereich auf mindestens eine Million Euro zu kommen, auch wenn dies sicher nicht einfach sein wird.

Was stimmt Sie zuversichtlich, dass dies auch gelingt?

In Guido Buchwald haben wir eine Figur gewonnen, mit der sich viele Leute identifizieren können. Damit haben wir damit auch den Anspruch unterlegt, den Erfolg mit aller Macht zu suchen.

Sie haben ja betont, Guido Buchwald sei sportlich der starke Mann im Präsidium. Entscheidet er jetzt beim Trainer: Daumen hoch oder runter?

Ich würde das jetzt nicht an einer Person festmachen. Es geht darum, dass er von dem sportlichen Team überzeugt sein muss, mit dem wir unsere Ziele in Angriff nehmen wollen.

Sie selbst waren fünf Jahre im Aufsichtsrat. Rückblickend muss man festhalten, sportlich lief es nicht optimal und finanziell schreibt man rote Zahlen. Würden Sie aus Ihrer Sicht und der des Aufsichtsrats sagen, man hätte etwas anders machen müssen?

Was wirklich schiefgelaufen ist, war der Abstieg aus der dritten Liga. Wenn wir damals den Klassenverbleib geschafft hätten, hätte ich langfristig die Perspektive gesehen, dass man sich in der Liga etablieren und andere Ziele in Angriff nehmen kann. Das war ein entscheidender Rückschlag.

So gesehen ist auch beim Trainerwechsel damals zu Edgar Schmitt nicht alles optimal gelaufen?

Vielleicht sogar schon vorher nicht, ohne da irgendwelche Schuldzuweisungen treffen zu wollen. Ich hatte nach der Qualifikation für die dritte Liga den Eindruck, dass man in der Sommerpause zu viel hat laufen lassen, getreu dem Motto: das funktioniert schon. Dabei hätte man schon damals klare Verantwortlichkeiten gebraucht, das war ein Fehler.

Vom alten Präsidium wurde moniert, der Investor Wolfgang Dietrich habe sich zu sehr in das operative Geschäft einmischen wollen. Wie sieht Ihr Standpunkt aus?

Es ist ganz eindeutig: die gesamten Entscheidungen werden vom Präsidium getroffen. Aber wir müssen auch sehen, dass der Investor, dessen Namen ich nicht bestätigen möchte, nicht unwesentliche Mittel zur Verfügung stellt, die es den Kickers überhaupt erst ermöglicht haben, einen wettbewerbsfähigen Etat zu besitzen. Und ich wehre mich dagegen, das nachträglich – in welcher Form auch immer – in Misskredit zu bringen. Zudem waren die Bilanzzahlen eben nicht so, dass man dann sagen kann: der Verein ist über jede Kritik erhaben. Als Tabellenerster mit einer halben Million Gewinn, fragt keiner groß nach.

Apropos Nachfragen: die Hauptversammlung hätte genug Zündstoff geboten, dennoch gab es von den Mitgliedern keine Wortmeldung. Ist das nicht schon bedenklich?

Ich bin davon überzeugt, dass es keine Gleichgültigkeit ist. In jedem Fall sind wir darauf angewiesen, dass die Fans hinter dem Verein stehen.

Letzte Frage: warum weigern Sie sich hartnäckig, den Namen des Investors zu nennen?

Es war der ausdrückliche Wunsch bei Vertragsunterzeichnung, dass seine Identität vertraulich behandelt wird. Diesen Wunsch der Verschwiegenheit respektieren wir, da bitte ich um Verständnis.

Das Gespräch führte Joachim Klumpp.

Stuttgarter Zeitung

Präsident Lorz
„Buchwald ist das Gesicht der Kickers“
Von Jürgen Frey , aktualisiert am 01.12.2010 um 14:09

Stuttgart – Am Mittwoch tritt Rainer Lorz offiziell sein Amt als Präsident des Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers an. An der Zielsetzung lässt er keinen Zweifel: „In der neuen Saison zählt nur der Aufstieg.“

Herr Lorz, hat Sie die Mitgliederversammlung nicht etwas nachdenklich gestimmt?

Weil so wenig diskutiert wurde?

Genau. Es gab keine Frage, keine Kritik. Sind die Kickers Ihren Mitgliedern gleichgültig geworden?

Das wäre schlimm. Es darf keine Gleichgültigkeit einziehen. Die Mitgliederversammlung ist das höchste Organ des Vereins. Da sollte schon offen diskutiert werden. Aber offenbar haben wir die Sachlage überzeugend dargestellt. Trotzdem müssen wir jetzt eine Aufbruchstimmung erzeugen.

Sie hatten sich aus beruflichen Gründen stets gesträubt, an vorderster Front zu stehen. Woher kommt der Sinneswandel?

Nach dem Rücktritt von Präsident Edgar Kurz ging es einfach darum, die Handlungsfähigkeit des Vereins zu wahren. Da ich beruflich voll eingespannt bin und mein Tag nach wie vor nicht mehr als 24 Stunden hat, habe ich aber klar ausgedrückt, dass ich das Amt übergangsweise ausüben werde.

Was heißt das konkret?

Ich will das zeitlich nicht begrenzen.

Ihr Vor-Vorgänger Dirk Eichelbaum sagte am Montagabend, Sie und Ihr neues Team seien die „letzte Patrone“, die die Kickers haben.

Ich bin immer zurückhaltend, von der „letzten Patrone“ zu sprechen.

Aber klar ist doch, wenn es in der kommenden Saison nicht mit dem Aufstieg klappt, dann wird es die Kickers in der jetzigen Form kaum mehr geben.

Jetzt schon die Frage zu stellen, was passiert, wenn es nicht funktioniert, bringt nichts. Unstrittig ist, dass wir so schnell wie möglich aus dieser Todesliga rausmüssen. Da dies in dieser Runde nach menschlichem Ermessen nicht mehr gelingen wird, müssen wir mit Vollgas die Weichen für die neue Saison stellen, denn da zählt tatsächlich nur der Aufstieg.

Spielt dabei Guido Buchwald die entscheidende Rolle?

Ja. Er hat die sportliche Verantwortung. Guido Buchwald ist das Gesicht der Kickers und mit seinem Sachverstand über alle Diskussionen erhaben. Ich hätte mir keinen Besseren für diese Aufgabe wünschen können.

Und was passiert, wenn er plötzlich ein Angebot als Profitrainer bekommt?

Guido Buchwald hat klar gesagt, dass er sich voll und ganz für die Kickers einbringen wird. Auch er will den Erfolg.

Wird er mit Sportkoordinator Michael Zeyer zusammenarbeiten?

Das ist eine der Entscheidungen, die er zu treffen hat. Es hat bereits konstruktive Gespräche zwischen den beiden gegeben. Nach einer Bestandsaufnahme wird man sehen, wie es weitergeht.

Im neuen Präsidium und im Aufsichtsrat ist man von Zeyers analytischen Fähigkeiten überzeugt?

Dies will ich jetzt gar nicht kommentieren. Die Entscheidung über das Team im sportlichen Bereich trifft – wie gesagt – der hier Verantwortliche, also Guido Buchwald. Es war jedenfalls nicht fair, die ganzen Diskussionen der vergangenen Wochen nur an Michael Zeyer festzumachen und ihn als denjenigen hinzustellen, der die heile Kickers-Welt durcheinandergewirbelt hat.

Aus dem Aufsichtsrat kam die Kritik auf, Geschäftsführer Jens Zimmermann habe den finanziellen Part seiner Arbeit schleifen lassen. Werden die Daumenschrauben angezogen?

Dies ist eine falsche Darstellung. Hier gibt es keine Vorwürfe seitens des Aufsichtsrats an Herr Zimmermann, dessen wesentliche Rolle bei der Weiterentwicklung der Stuttgarter Kickers ich auch auf der Mitgliederversammlung betont habe. Was die wirtschaftliche Seite betriftt, haben wir mit unserem neuen Schatzmeister Tobias Schlauch einen ausgewiesenen Fachmann für das Präsidium gewinnen können.

Und wie wollen Sie den Konflikt zwischen dem Trainer und Zimmermann auf der einen sowie Zeyer und dem Investor auf der anderen Seite lösen?

In dieser Frage will ich nicht vorgreifen. Im Endeffekt geht es doch darum, dass wir alle Kräfte bündeln, um 2011/12 den Aufstieg zu schaffen.

Und dann machen Sie als Präsident weiter, oder haben Sie schon einen Kronprinzen?

(lacht). Nein, den gibt es nicht.

Stuttgarter Nachrichten

Presse zur Jahreshauptversammlung

Buchwald fällt die Schlüsselrolle zu
Artikel aus der STUTTGARTER ZEITUNG vom 30.11.2010
Kickers Der Regionalligist setzt im Präsidium auf den Weltmeister. 338000 Euro Verlust schlagen zu Buche. Von Joachim Klumpp

Zum Abschied hat es viel Applaus für den scheidenden Präsidenten Edgar Kurz gegeben, mehr als in den meisten Heimspielen dieser Saison für die Mannschaft. „Es ist wichtig, mit kühlem Kopf Entscheidungen zugunsten der Stuttgarter Kickers zu treffen – das habe ich getan“, sagte Kurz zu seinem Rücktritt nach 16 Monaten. Sein Nachfolger Rainer Lorz betonte wenig später vor 177 Mitgliedern wiederum, dass er für dieses Amt nur übergangsweise zur Verfügung stehe, um die Handlungsfähigkeit des Vereins sicherzustellen und eine wochenlange Diskussion um die Führung bei den Kickers zu vermeiden. Als vorrangige Aufgabe nannte er: „Eine klare und vorurteilsfreie Bestandsaufnahme in allen Bereichen.“

Und das mit der neuen Führungsmannschaft, die nur noch aus vier Mann besteht: Neben dem bisherigen Aufsichtsratsvorsitzenden Lorz sind das Guido Buchwald, der sich um die sportlichen Dinge kümmern soll, der zuletzt als Schatzmeister tätige Gerhard Baumeister für das Ressort Marketing/Vertrieb sowie der neu hinzugekommene Tobias Schlauch, der für die Finanzen des Fußball-Regionalligisten zuständig ist – traditionell eine der heikelsten Aufgaben bei den Blauen, da rote Zahlen bei ihnen zum Alltag gehören.

So wurde auch gestern auf der Mitgliederversammlung für das abgelaufene Geschäftsjahr 2009/10 (Stichtag 30. Juni) ein Verlust von exakt 338 372,84 Euro ausgewiesen – mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Das liegt zum einen an einem erheblichen Rückgang auf der Einnahmenseite, wo vor allem die Posten Werbung (nur noch 752 194,10 Euro statt 1,252 Millionen) oder die fehlenden TV-Gelder (110 226,98 Euro statt 588 360) ins Gewicht fallen. Zudem wurde eine dreiviertel Million Euro an Transfervolumen – einmalig – in die Beteiligungs KG des Clubs ausgelagert. Lorz machte aber unmissverständlich klar: „Wir dürfen künftig nicht mehr ausgeben als wir einnehmen.“

Interessant ist in der Bilanz vor allem der Posten Rechnungsabgrenzung, der in diesem Jahr etwa 970 000 Euro (gegenüber 209 000) ausweist, wobei der Zuwachs in großen Teilen auf die quasi im Voraus erhaltene Einlage des Investors zurückzuführen ist, die auch den Kassenbestand zum Stichtag 30. Juni von 224 000 auf 891 000 Euro ansteigen ließ. Der Schuldenstand beläuft sich auf eine Million Euro zuzüglich des Investorenkapitals. Effektiv arbeiteten die Kickers im abgelaufenen Geschäftjahr insofern, als dass sie 130 000 Euro an Verbindlichkeiten abbauten. „In der Relation ist dieses unschöne Ergebnis deshalb noch akzeptabel“, sagte der aktuelle Schatzmeister Gerhard Baumeister: „Durch den Investor haben wir bereits auch eine Planungssicherheit für die nächste Saison.“ So weit also die wirtschaftlichen Eckdaten.

Natürlich hängt die Zukunft der Kickers unabhängig von allen finanziellen Zwängen maßgeblich von der sportlichen Leistung ab, denn in der nächsten Saison gilt der Aufstieg als Pflicht. Deshalb kommt dem neuen Präsidiumsmitglied Buchwald eine Schlüsselrolle zu, der für die erste Mannschaft zuständig ist und in dieser Rolle ganz bewusst Verantwortung übernehmen soll (auch wenn er gestern wegen der WM-Auslosung der Frauen abwesend war). Lorz betonte: „Das gilt für alle personellen Fragen im sportlichen Bereich.“ Also zum Beispiel beim Trainer, wobei die Zukunft Dirk Schusters letztendlich von der Entwicklung der Mannschaft und dem Tabellenplatz abhängt.

„Es warten umfangreiche Arbeiten auf uns“, hat Buchwald bereits vor dem offiziellen Amtsantritt des neuen Präsidiums erkannt, „es gilt jetzt erfolgreich die Weichen zu stellen, um spätestens in der Saison 2011/12 den Aufstieg in die dritte Liga zu schaffen.“ Ansonsten könnte die nächste Hauptversammlung nicht so harmonisch verlaufen wie gestern im SSB-Waldaupark, als schon nach zwei Stunden Schluss war.

Stuttgarter Zeitung

Die Blauen schreiben rote Zahlen
Von Jürgen Frey, aktualisiert am 30.11.2010 um 15:59

Mitgliederversammlung SV Stuttgarter Kickers

Die neue Führungsriege der Kickers: Gerhard Baumeister, Rainer Lorz, Tobias Schlauch (v. li.) – es fehlt Guido Buchwald, der bei der Auslosung der Frauen-Fußball-WM in Frankfurt weilte Foto: Pressefoto Baumann

Stuttgart – Der Kampf ums Überleben in der Fußball-Regionalliga ist für keinen Verein einfach. Auch die Zahlen, die die Stuttgarter Kickers gestern bei ihrer Mitgliederversammlung präsentierten, belegen: Aus dieser Spielklasse müssen die Blauen so schnell wie möglich raus.

Wer nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen gedacht hat, es würde heiß hergehen bei der Mitgliederversammlung der Blauen, der täuschte sich. Und zwar gewaltig. Bereits nach einer Stunde und 45 Minuten war die Veranstaltung im SSB-Waldaupark beendet. Keiner murrte, keiner stellte eine Frage. Und das Präsidium und der Aufsichtsrat wurden jeweils ohne Gegenstimme entlastet.

„Die Kickers sind in guten Händen“

Dass es so entspannt zuging, lag auch an Edgar Kurz. Der ausgeschiedene Kickers-Chef ist ein unaufgeregter Mensch; schmutzige Wäsche zu waschen, ist nicht seine Art. Auch nicht nach den teils heftigen Auseinandersetzungen in letzter Zeit mit dem Aufsichtsrat. „Die Kickers sind in guten Händen, ich werde auch künftig mit jedem Präsidiums- und Aufsichtsratsmitglied ein Glas Wein trinken können“, hatte Kurz schon vor der Mitgliederversammlung gesagt. Auch nach seiner praktisch letzten Amtshandlung, der Begrüßung der 177 anwesenden (von 1482) Mitglieder, war Kurz stets auf Harmonie bedacht.

Das ändert allerdings nichts daran, dass es für die Blauen finanziell alles andere als rosig aussieht. Für die Saison 2009/10 vermeldeten sie ein Defizit von 338.373 Euro, dadurch erhöhte sich die bilanzielle Überschuldung auf 1,082 Millionen Euro. Schatzmeister Gerhard Baumeister, der künftig für die Ressorts Marketing /Vertrieb und andere Abteilungen zuständig sein wird, drückte sich so aus: „Das ist kein gutes Ergebnis, aber in Anbetracht der Umstände ein vertretbares Ergebnis.“ Die Umstände ergeben sich aus dem Abstieg aus der dritten Liga.

Weniger Geld in der Regionalliga

In der Regionalliga generierten die Kickers 1,7 Millionen Euro weniger Einnahmen. Allein die Fernsehgelder verringerten sich um knapp 500.000 Euro, die Werbeeinnahmen gingen um etwa den gleichen Betrag zurück. Sinkende Zuschauerzahlen eine Etage tiefer schlugen mit einem Minus von rund 160.000 Euro zu Buche. Man braucht keine große Fantasie zu haben, um daraus die Schlussfolgerung zu ziehen: In der Regionalliga wird es nicht mehr allzu lange dauern, bis die Kickers bei diesem finanziellen Drahtseilakt die Balance verlieren werden. Die Lage ist ernst. Und es gibt nur einen Ausweg, um den Verein in professioneller Form zu erhalten: den Aufstieg. „Wir müssen so schnell wie möglich raus aus dieser toten Liga, und wir werden alle Anstrengungen unternehmen, dass wir das in der kommenden Saison schaffen“, stellte der neue Präsident Rainer Lorz klar.

Immerhin konnte der Rechtsanwalt versichern, dass der Verein in den Wintermonaten kein Liquiditätsproblem bekommen wird. „Die Saison ist finanziell gesichert“, betonte Lorz. An wem dies liegt, ist klar: am Investor. Er hat in der vergangenen Saison bereits 150.000 Euro in den Verein gepumpt. Und ein Großteil der verbleibenden 850.000 Euro sind ebenfalls bereits an den Verein geflossen. Bilanziell wird dieser Betrag unter Verbindlichkeiten verbucht (wie etwa auch die Darlehen von Hans Kullen und der verstorbenen Ursi Dünnwald-Metzler), weshalb diese auf über zwei Millionen Euro angewachsen sind. „Wenn man die Mittel des Investors rausrechnet, haben wir jedoch 100.000 Euro an Verbindlichkeiten abgebaut“, sagt Baumeister.

Unabhängig davon wartet auf Rainer Lorz und seine Präsidiumskollegen Gerhard Baumeister, Tobias Schlauch und Guido Buchwald (er war wegen der Auslosung zur Frauen-WM in Frankfurt nicht anwesend) ungemein viel Arbeit. Zumal auch die Personalie Jens Zimmermann noch nicht endgültig geklärt ist. Der Geschäftsführer hatte intern bereits erklärt, sich mit Ex-Präsident Kurz solidarisch zu zeigen und auch zurückzutreten. Gestern sagte Zimmermann: „Ich habe einen Vertrag bei den Kickers, es gibt keine weiteren Diskussionen.“ Die wird es aber wohl zwangsläufig geben, solange Michael Zeyer als Sportkoordinator in Degerloch tätig ist. Denn das Verhältnis der beiden ist äußerst angespannt. Ganz im Gegensatz offenbar zur Beziehung der Kickers-Mitglieder zu ihrem Club, selbst in den turbulentesten Phasen.

Stuttgarter Nachrichten

StZ: Buchwald ante portas

Artikel aus der STUTTGARTER ZEITUNG vom 27.11.2010
Kickers Der Fußball-Regionalligist will den Weltmeister in sein Präsidium aufnehmen.

Bei den Stuttgarter Kickers wurden auf dem Vereinsgelände gestern die Parkplätze knapp. Im Clubhaus tagte über Mittag fast die komplette Führungsriege einschließlich Investor. Der machte sich angesichts der sportlich bisher enttäuschenden Saison sowie sinkender Zuschauerzahlen Gedanken um sein finanzielles Engagement und die Liquidität des Clubs, gleichzeitig ging es aber auch um Namen. Noch vor der Hauptversammlung am Montag soll der Fußball-Weltmeister Guido Buchwald als neues Präsidiumsmitglied aufgenommen werden. „Ich habe mit den Verantwortlichen gesprochen und mir das angehört. Perfekt ist aber nichts“, sagte der Exprofi gestern. Dennoch spricht momentan alles dafür, dass diese Akte noch über das Wochenende geschlossen wird.

Als ehrenamtliches Vorstandsmitglied (für das möglicherweise der Kommunalpolitiker Dieter Wahl weicht) dürfte Buchwald allerdings kein Gehalt bekommen und somit auch die klamme Vereinskasse nicht weiter belasten. Im Gegensatz zu dem Sportkoordinator Michael Zeyer, der zunächst einmal weiter im Amt bleiben würde – wobei die Abgrenzung der jeweiligen Kompetenzen noch Klärungsbedarf erfordert. Zumal im Präsidium erst vor kurzem Friedrich Kummer vom Schatzmeister in den sportlichen Bereich der ersten Mannschaft wechselte und in Tino Köstel (Amateure und Nachwuchs) ein weiterer Fußballfachmann im Gremium sitzt. Zu guter Letzt will ja auch der Trainer Dirk Schuster noch ein Wörtchen mitsprechen.

Zum Spiel gegen Pfullendorf (morgen, 14 Uhr) sagte er: „Wir haben Dienstag und Mittwoch acht Stunden auf dem Platz gestanden und im Zweikampf Akzente gesetzt.“ Zudem plant er eine spezielle Ansprache vor dem Spiel. Falls das überhaupt stattfinden kann, denn der Wintereinbruch (siehe auch „Der Platz soll geräumt werden“) lässt kaum zwei Spiele innerhalb von 24 Stunden zu. Sollte die Partie ausfallen, hätte das zumindest den Vorteil, dass die Verantwortlichen diese Zeit nutzen könnten, um die letzten Details mit Guido Buchwald zu klären. ump

Stuttgarter Zeitung