Presse zum Rücktritt von Edgar Kurz und dem Führungswechsel

Kickers mit neuem Chef: Lorz löst Kurz ab
Artikel aus der STUTTGARTER ZEITUNG vom 29.11.2010
Krisensitzung Der Präsident verkündet seinen Rücktritt, der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende wird Nachfolger. Von Joachim Klumpp

Der Spielausfall gegen Pfullendorf in der Regionalliga hätte den Verantwortlichen der Stuttgarter Kickers eigentlich einen geruhsamen Sonntag bescheren sollen. Doch das Gegenteil war der Fall: die Ereignisse überschlugen sich, nachdem der Präsident Edgar Kurz schon vor der am Nachmittag angesetzten außerordentlichen Aufsichtsratssitzung seinen Rücktritt angekündigt hatte, „weil sich die Rahmenbedingungen anders darstellen als zur Zeit meines Amtsantritts“.

Ganz offensichtlich geht es dabei nicht zuletzt um den Einfluss des Investors: Dabei handelt es sich – um dies einmal klarzustellen – um den Leonberger Unternehmer Wolfgang Dietrich, der Stuttgarter Öffentlichkeit spätestens seit seinem Einstieg als einer von zwei S-21-Sprechern ein Begriff. Er wollte an seinem Vertrauensmann, dem Sportkoordinator Michael Zeyer festhalten, was für das Präsidium nicht infrage kam, weil es zwischen dem Exprofi zu atmosphärischen Störungen mit dem Trainer Dirk Schuster gekommen war.

Deshalb hatte der Vorstand zuletzt bewusst den Weltmeister Guido Buchwald als Nachfolger ins Spiel gebracht, den wiederum Dietrich (der auch schon Sponsor beim Lokalrivalen VfB Stuttgart war) noch aus gemeinsamen Zeiten schätzt; so dass zumindest auf dieser Ebene Konsens bestand. Aber eben nur auf dieser.

Neben Kurz werden heute auf der Hauptversammlung auch die Kollegen Dieter Wahl (andere Abteilungen), Axel Kohlberg (Marketing) sowie Tino Köstel (Nachwuchs) ihren Rücktritt zum 30. November verkünden – bei Friedrich Kummer ist das nicht mehr nötig, dessen Demission ist intern schon vor zwei Wochen erfolgt. Voraussichtlich wird der ehemalige Schatzmeister heute auch nicht persönlich erscheinen, so dass sein Nachfolger Gerhard Baumeister das Minus der Vorsaison verkünden muss. Der Betriebswirt und Banker wiederum wird in der Hierarchie aufsteigen und künftig gleich zwei Ressorts übernehmen: Marketing/Vertrieb sowie andere Abteilungen. Für die Finanzen kommt dafür neu Tobias Schlauch (33) aus Esslingen, der als Direktor der Deutschen Bank tätig ist.

Das Präsidentenamt übernimmt vorläufig Rainer Lorz, der bisherige Chef des Aufsichtsrats, dessen Posten wiederum an seinen Stellvertreter Christian Dinkelacker geht. Letztendlich konnte und wollte sich Lorz wohl der Verantwortung nicht entziehen. Zudem fühlt er sich dem Investor verbunden – persönlich, aber nicht zuletzt auch im Interesse des Vereins, der dringend auf die externen Gelder angewiesen ist, die im Gesamtpaket über zehn Jahre eine Million Euro betragen dürften.

Zudem wird Buchwald im Präsidium für den Bereich Fußball/erste Mannschaft verantwortlich sein, was noch der alte Vorstand angeleiert hatte. „Als mich Edgar Kurz bereits vor zwei Wochen auf ein Engagement meinerseits bei den Kickers angesprochen hatte, habe ich spontan meine Bereitschaft erklärt, eine Funktion zu übernehmen.“ Kurz allerdings wollte das Heft des Handelns behalten und machte auch in Sachen Sportkoordinator keine Kompromisse, weil eine Doppelspitze Buchwald/Zeyer möglicherweise zu Kompetenzgerangel führen könnte. „Zudem bin ich auch keiner, der an seinem Stuhl klebt“, sagt der Versicherungskaufmann, der über die Entwicklung dennoch „sehr betroffen ist“. Zumal er den krisengeschüttelten Verein in den anderthalb Jahren seiner Amtszeit in ruhigeres Fahrwasser geführt hat, wobei die sportliche Entwicklung in dieser Saison (mit Platz neun) die Situation natürlich angespannt hat.

In der neuen Konstellation bleibt nicht nur Michael Zeyer an Bord, sondern der gerüchteweise auch schon amtsmüde Jens Zimmermann. Der Geschäftsführer fühlte sich zwar eng mit dem Präsidenten verbunden, das Gleiche gilt aber auch für Buchwald, der gestern betonte: „Auch in der neuen Konstellation des Präsidiums werde ich mich gerne vollumfänglich für die Kickers einbringen. Es warten umfangreiche Arbeiten auf uns.“

Schon bei der heutigen Mitgliederversammlung ist genügend Gesprächsstoff vorhanden. Als ob es die Verantwortlichen geahnt hätten. Denn obwohl keine Wahlen auf der Tagesordnung stehen, wurde zum Ort des Geschehens nicht das traditionelle Clubhaus gewählt, sondern der wesentlich größere SSB-Waldaupark nebenan.

Stuttgarter Zeitung

Stuttgart: Weltmeister kehrt zurück
Buchwald steigt bei den Kickers ein

Weltmeister Guido Buchwald kehrt zu seinem Stammverein zurück. Kickers-Präsident Edgar Kurz ist von seinem Amt zurückgetreten und wird übergangsweise vom bisherigen Aufsichtsrats-Vorsitzenden Rainer Lorz abgelöst. Dazu kehrt Weltmeister Guido Buchwald zu seinem alten Verein zurück und wird künftig im Präsidium für sportliche Fragen zuständig sein. Das gab der Klub am Sonntagabend nach einer Aufsichtsrats-Sitzung bekannt.

„Man braucht jemanden, der mehr Zeit investieren kann als ich. Ich werde nächstes Jahr 70 und habe genug zu tun“, erklärte der Versicherungs-Unternehmer Kurz. Der Vater des Kaiserslauterer Bundesliga-Trainers Marco Kurz wird am Montagabend bei der Mitgliederversammlung der Kickers noch die Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahrs verkünden und sein Amt anschließend an Lorz übergeben.

Ein weiterer Grund für seinen Rücktritt ist aber auch ein Streit zwischen dem alten Präsidium und dem Aufsichtsrat über den erst im Juni verpflichteten Sport-Koordinator Michael Zeyer. Das Kontroll-Gremium stützte den Ex-Profi, das Präsidium sah in kritisch. Neben Kurz traten deshalb auch seine Mitstreiter Dieter Wahl, Tino Köstel und Axel Kolberg von ihren Vorstandsposten zurück.

Neben Lorz und Buchwald berief der Aufsichtsrat am Sonntag mit dem 33-jährigen Tobias Schlauch auch einen Finanzfachmann ins Präsidium. Neuer Aufsichtsrats-Chef wird Christian Dinkelacker.

Buchwald, der seine Profi-Karriere zwischen 1979 und 1983 bei den Kickers begonnen hatte, war noch von Kurz für sein neues Amt gewonnen worden. „Ich habe spontan meine Bereitschaft erklärt, eine Funktion zu übernehmen“, sagte der 49-jährige Weltmeister von 1990. „Es gilt jetzt erfolgreich die Weichen zu stellen, um spätestens in der Saison 2011/2012 den Aufstieg in die 3. Liga zu realisieren.“

Kicker

Führungswechsel
Lorz neuer Kickers-Präsident
Von Jürgen Frey, aktualisiert am 29.11.2010 um 12:08
Fussball Mitgliederversammlung Stuttgarter Kickers

Stuttgart – Führungswechsel im Präsidium des Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers: Vom 1. Dezember an wird der bisherige Aufsichtratsvorsitzende Rainer Lorz den Präsidenten Edgar Kurz ablösen.

Rechenschaft abzulegen, das ist der Hauptzweck einer Mitgliederversammlung. So gesehen hat die Kickers-Führungsetage, wenn auch ohne Absicht, ein unglaubliches Timing bewiesen. Denn unmittelbar vor der Mitgliederversammlung am Montag (19 Uhr/SSB-Waldaupark) haben sich die Ereignisse dermaßen überschlagen, dass es ungemein viel zu berichten gibt.

Neben dem Minus von rund 330.000 Euro aus der Vorsaison, wird der Wechsel an der Vereinsspitze das Hauptthema sein: Präsident Kurz ist nach 16-monatiger Amtszeit zurückgetreten. Am Sonntag verabschiedete er sich gemeinsam mit seinem Präsidiumskollegen Dieter Wahl von der Mannschaft. Auch Tino Köstel und Axel Kolberg stellten ihre Ämter zur Verfügung. Friedrich Kummer hatte bereits am 9. November seinen Dienst im Präsidium quittiert. Er fühlte sich in diesem Gremium isoliert. Hintergrund: Kummer hatte sich gemeinsam mit Lorz und dem Investor der Blauen auf die Seite von Sportkoordinator Michael Zeyer geschlagen.

Am Sonntag Abend nun berief der Aufsichtsrat nach einem turbulenten Sitzungsmarathon das neue Präsidium. Etwas überraschend wird Lorz das Präsidentenamt übernehmen, übergangsweise wie die Kickers mitteilten. Bisher hatte sich der Rechtsanwalt aus beruflichen Gründen gesträubt, an vorderster Front zu stehen. Neu hinzu kommen wird Ex-Nationalspieler Guido Buchwald für den sportlichen Bereich sowie Tobias Schlauch (33), ein Bankdirektor aus Esslingen, für den Bereich Finanzen. Der seit 18. Oktober im Kickers-Präsidium für dieses Ressort zuständige Gerhard Baumeister übernimmt die Ressorts Marketing und andere Abteilungen. Christian Dinkelacker führt in Zukunft den Aufsichtsrat, Alexander Lehmann wird sein Stellvertreter. Soweit sind die Personalien geklärt, doch ein paar offene Fragen bleiben.

Noch unklar ist, ob Guido Buchwald den Doppelpass mit Sportkoordinator Zeyer spielen wird. Zwar fand zwischen den beiden Ex-Profis bereits ein durchaus positiver Gedankenaustausch statt, doch die Personalie Zeyer ist ein heikles Thema. Von ihr dürfte abhängen, ob der Geschäftsführer den Blauen erhalten bleibt: Offenbar will Jens Zimmermann, dem vom Aufsichtsrat vorgeworfen wird, den finanziellen Part seiner Arbeit bisweilen vernachlässigt zu haben, nur weitermachen, wenn Zeyer geht. Edgar Kurz jedenfalls hofft, dass Zimmermann dabeibleibt. „Er hat gesagt, wenn der Präsident geht, gehe ich auch, doch ich wünsche mir, dass er seine Meinung ändert.“

Kurz selbst wollte gestern kein großes Aufheben um seinen Rücktritt machen. „Ich habe immer gesagt, wenn Alternativen da sind, mache ich den Weg frei. Das ist jetzt der Fall.“ Dass sich sein Streit mit Kummer, dem Aufsichtsrat und dem Investor letztendlich an der Person Zeyer hochschaukelte? Daraus leitet Kurz für sich den einzigen Fehler seiner Amtszeit ab: „Ich hätte die Hierarchie zwischen Trainer und Koordinator sauber festlegen sollen. In diesem Punkt habe ich zu sehr dem Guten im Menschen vertraut“, räumt Kurz ein. Sein Nachfolger Rainer Lorz wird die Lehren daraus ziehen.

Stuttgarter Nachrichten

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