StZ: Ab in den Süden

Der Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers hat seine Planungen für die Vorbereitungsphase auf die Rückrunde so gut wie abgeschlossen. Beginn des Trainingsauftakts nach der Winterpause ist für die Mannschaft des Cheftrainers Dirk Schuster am 13. Januar. Um den zum Teil widrigen klimatischen Bedingungen aus dem Weg zu gehen, werden die Kickers sich am 6. Februar für eine Woche in die Türkei aufmachen, um in Aksu in der Nähe von Antalya ein Trainingslager abzuhalten. Außerdem hat der Club gestern die Vertragsverlängerung des Mittelfeldspielers Marcel Ivanusa bekanntgegeben. Der 24-Jährige, der in dieser Saison bisher drei Tore erzielte, bleibt bis 2012 bei den Kickers.StZ

Stuttgarter Zeitung

Marcel Ivanusa verlängert seinen Vertrag bei den Blauen bis 2012

Der Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers treibt seine Personalplanungen weiter voran. Jetzt hat eines der Kickers-Urgesteine seinen Vertrag um zwei weitere Jahre verlängert: Marcel Ivanusa (24), der bereits seit dem Jahr 1996 bei den Blauen ist, hat seinen an diesem Saisonende auslaufenden Vertrag vorzeitig um zwei Jahre bis zum 30. Juni 2012 verlängert.

„Die Stuttgarter Kickers sind für mich weit mehr als meine zweite Heimat“, meint der torgefährliche Mittelfeldspieler, der in allen bisherigen 14 Saisonspielen in der Regionalliga Süd von Beginn an zum Einsatz kam und in diesen drei Treffer erzielte. „Der Verein erlebt derzeit eine richtige Aufbruchstimmung die sich auch auf uns Spieler überträgt. Ich freue mich sehr, weiter mit dabei zu sein und meinen Teil zum Erfolg beitragen zu können“, sagt der 24-Jährige.

Der Kickers-Präsident Edgar Kurz zeigt sich sehr zufrieden über Ivanusas Entscheidung: „Wir freuen uns ganz besonders über die Verlängerung von Marcel Ivanusa. Er steht für unsere erfolgreiche Jugendarbeit und den Weg, den man als Spieler der Kickers-Jugend in unserem Verein gehen kann“, unterstreicht der Präsident.

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Kreitlein feiert im Haus der Geschichte

Stuttgarter Kult-Schiedsrichter wird an diesem Samstag 90 Jahre alt

Von Jürgen Frey

STUTTGART. Rudolf Kreitlein hatte die Lacher auf seiner Seite. Als es in dieser Woche zu den Fernsehaufnahmen für einen Beitrag im ARD-Morgenmagazin auf den Rasen des Gazistadions ging, fragte er ganz keck: „Und wer putzt meine Schuhe?“

Der saubere Sport lag einem der renommiertesten Fußball-Schiedsrichter des vergangenen Jahrhunderts schon immer am Herzen. Schon zu Lebzeiten hat sich der gebürtige Franke, der an diesem Samstag seinen 90. Geburtstag feiert, unsterblich gemacht – mit einem Geistesblitz: Kreitlein erfand die Gelbe und Rote Karte.

23. Juli 1966: Kreitlein leitete bei der WM im Wembley-Stadion das Duell England gegen Argentinien. Der Referee stellte den argentinischen Kapitän Antonio Rattin vom Platz. Es kam zu Tumulten. Rattin weigerte sich hartnäckig das Feld zu verlassen. Da es noch keine Roten Karten gab, konnte und wollte er Kreitleins Gesten partout nicht verstehen. Erst nach zehn Minuten geht der Südamerikaner in Begleitung englischer Bobbys in die Kabine. Auf der Rückfahrt ins Hotel kam Kreitlein und dem englischen Schiedsrichter-Betreuer Ken Aston die historische Idee. Inspiriert von den vielen Verkehrsampeln, entwickelten sie gelbe und roten Karten als weltweit verständliche und eindeutige Symbole. Der Weltverband Fifa nahm den Vorschlag auf und führte die Karten bei der WM 1970 ein.

Ehre, wem Ehre gebührt: Mit 30 Gästen feiert Kreitlein, der seit Jahrzehnten in Degerloch lebt, an diesem Samstag im Stuttgarter Haus der Geschichte seinen Festtag. Vertreter von VfB und Kickers sind dabei – und auch der argentinische Generalkonsul Juan Garibaldi gibt sich die Ehre. Schließlich war sein Landsmann Rattin nicht unbeteiligt an Kreitleins Kultstatus.

Stuttgarter Zeitung

Neuzugang: Mahir Savranlioglu wechselt zu den Stuttgarter Kickers

Der Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers hat seinen Mannschaftskader am heutigen Freitag mit dem Mittelfeldspieler Mahir Savranlioglu ergänzt. Der 23 Jahre alte gebürtige Herrenberger wurde bis zum 30. Juni 2010 verpflichtet. Der 1,82 Meter große Linksfuß wird Cheftrainer Dirk Schuster nach dem Abgang von Slaven Jokic weitere Alternativen im Offensivspiel ermöglichen. Mahir Savranlioglu spielte zuletzt in der vergangenen Saison bei der zweiten Mannschaft des FC Schalke 04. Seine weiteren sportlichen Stationen waren davor der FC Gütersloh, KFC Uerdingen, TuS Ergenzingen, SSV Reutlingen und ASV Rexingen.

„Wir freuen uns über die kurzfristige Verpflichtung von Mahir Savranlioglu“, sagt Dirk Schuster. „Durch seine Schnelligkeit und seine Ballsicherheit ist er variabel einsetzbar und schließt durch seinen starken linken Fuß eine Lücke in unserem Kader.“ Mahir Savranlioglu meint zu seiner neuen sportlichen Herausforderung bei den Stuttgarter Kickers. „Ich freue mich sehr, dass ich hier bei einem solchen Traditionsverein eine neue Chance bekomme“.

Mahir Savranlioglu
Geboren: 07.08.1986
Position: Mittelfeld
Größe: 1,82 Meter

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Stuttgarter Kickers lösen Vertrag mit Angreifer Slaven Jokic auf

Der Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers hat am heutigen Dienstag den bis zum 30.6.2010 datierten Vertrag mit seinem Angreifer Slaven Jokic im beiderseitigen Einvernehmen und mit sofortiger Wirkung aufgelöst. Der 21-Jährige war in diesem Sommer vom Karlsruher SC II auf die Waldau gewechselt und hatte in der Mannschaft von Cheftrainer Dirk Schuster in den bisherigen 14 Punktspielen vier Einsätze als Einwechselspieler absolviert.

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Presse zu Stuttgarter Kickers – SSV 05 Reutlingen (2:2)

Auf Mijo Tunjic ist Verlass

Regionalliga-Derby Ein in Bosnien geborener Kroate mit niederländischem Pass macht die Kickers froh.Der Stürmer behält die Nerven und trifft beim 2:2 gegen Reutlingen zweimal. Von Joachim Klumpp

Am Ende war es nur noch zum Wegschauen. Zumindest für den Kickers-Trainer Dirk Schuster. Nicht wegen des Spiels, sondern wegen dieser einen, der letzten Szene. Elfmeter für die Stuttgarter, nach einem vermeintlichen Handspiel im Strafraum des Reutlingers Daniel Bogdanovic. Mijo Tunjic legt sich den Ball zurecht, muss aber warten, weil der Schiedsrichter Robert Kempter erst noch die Mitspieler auf den nötigen Abstand hinweist. Die Spannung steigt, doch Tunjic lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, sondern verlädt den Torhüter und schiebt den Ball dann leicht und locker ein. Zum 2:2-Endstand. „Ich habe weggeschaut“ gab Schuster nach dem Derby zu, „das alles hielt, was es versprochen hatte.“

Vor allem dank Tunjic, der schon vor zwei Wochen gegen Bamberg in letzter Minute einen Punkt und damit auch den Heimnimbus gerettet hatte. „Natürlich gibt einem das die Sicherheit zu wissen, dass man ein Spiel noch drehen kann“, sagt der Stürmer. Doch dieses Mal lagen die Kickers trotz einer guten Leistung vor der Pause bereits 0:2 hinten (Treffer: Marco Tucci und Andreas Rill), ehe vor allem Dirk Prediger noch mal frischen Wind brachte. Über links hatte er bereits den Anschlusstreffer vorbereitet. Durch wen wohl?

Es war Tunjics dritter Doppelpack in dieser Saison. Neun Treffer, Platz zwei in der Torjägerliste hinter Frankfurts Martin Hess. Dabei sagt Tunjic: „Ich bin erst bei 90 Prozent meiner Leistungsfähigkeit.“ Aufgrund einer Verletzung im Knie hat er den Großteil der Vorbereitung verpasst, konnte erst eine Woche vor dem Saisonstart ins Mannschaftstraining einsteigen und musste sich dann hinter dem damals gesetzten Duo Prediger/Dominik Salz einreihen. „Die haben ja gut gespielt, deshalb war ich auch nicht sauer“, sagt der 21-Jährige, der eine illustre Vita vorweisen kann. Geboren in Bosnien als Sohn kroatischer Eltern, zog er vor neun Jahren kurzzeitig nach Holland, wo sein Vater schon seit längerem arbeitete – und bekam deshalb einen niederländischen Pass. Das ist aber auch schon der einzige Bezug zum Nachbarland. Nach einem Jahr ging es nach Stuttgart, zu den Kickers, A-Jugend, zweite Mannschaft – und nun Regionalliga.

Im Vorjahr hat er sein Fachabitur gemacht, seither konzentriert er sich auf den Fußball, hatte noch einige Drittligaeinsätze (zwei Tore) und sagt: „Mein Kopfballspiel kann ich sicher verbessern.“ Sein Trainer Schuster aber weiß: „Er hat genug Selbstvertrauen.“ Um auch mal den einen oder anderen Rückschlag, die eine oder andere verpasste Chance zu verarbeiten: „Er hat gezeigt, dass er einen Torriecher hat“ – und könnte damit vielleicht das bisher größte Manko der Kickers, die Abschlussschwäche, beheben.

Mit welchem Sturmpartner? „Das Zusammenspiel könnte manchmal noch besser sein“, sagt Schuster, „was aber nicht nur an ihm liegt.“ Die Harmonie mit Gökhan Gümüssu jedenfalls war nicht so vorhanden wie zuvor in Alzenau, das allerdings eine Klasse schlechter eingestuft werden darf als der Nachbar, der aufgrund etlicher guter Kontermöglichkeiten zwischenzeitlich das dritte Tor hätte machen können oder sogar müssen. „Da haben wir auch etwas Glück gehabt“, sagt Tunjic, „aber insgesamt war das Unentschieden verdient. Vor der Pause hat Reutlingen ja praktisch aus dem Nichts ein Tor gemacht.“

Nach zwei Standardsituationen waren die Kickers, wie schon beim 1:3 in Frankfurt, ins Hintertreffen geraten, das sollte der Abwehr zu denken geben. „Denn es klappt nicht immer, einen Rückstand aufzuholen“, gibt Tunjic zu. Zumal zum Ende der Vorrunde drei schwere Aufgaben warten: in Kassel, gegen Aalen und in Nürnberg. „Da kann die Elf beweisen, ob sie gegen Topteams bestehen kann“, sagt Schuster.

Mijo Tunjic will seinen Teil dazu beitragen. Sein Vertrag läuft aus, doch nach den zuletzt gezeigten Leistungen dürfte er einer der nächsten Kandidaten sein, bei denen sich der Verein um eine Verlängerung bemüht. Schließlich soll nicht noch mal ein Tunjic vom Hof gehen. Der Bruder Antonio ist in der zweiten Mannschaft nicht zurechtgekommen und ging zurück zum VfL Kirchheim, dem Oberliga-Tabellenführer. Wenn“s so weitergeht, gibt es nächste Saison ein Wiedersehen: in der Regionalliga.

Kickers: Wagner – Abruscia, Köpf (78. Petruso), Rapp, Gerster – D. Jung (62. Marchese), Steinle, Rizzi, Ivanusa (55. Prediger) – Gümüssu, Tunjic.

Reutlingen: Linse – Sevimli, Härter, Bogdanovic, Kurth – Rill (55. Oytun), Makiadi, Meha, Golinski (87. Di Leone) – Blessin, Tucci (79. Nuding).

Stuttgarter Zeitung

Mijo Tunjic blüht bei den Kickers auf
Torjäger rettet 2:2 gegen SSV Reutlingen – Gebürtiger Bosnier mit holländischem Pass kennt nicht nur die Sonnenseiten des Lebens

Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers hat wieder einen Stürmer im Kader, der das Prädikat Torjäger verdient. Mijo Tunjic schraubte sein Trefferkonto im packenden Derby gegen den SSV Reutlingen auf neun Tore. Was ihn zusätzlich antreibt, ist der Wettstreit mit Bruder Antonio, der für den VfL Kirchheim stürmt.

Von Jürgen Frey

STUTTGART. Der Torriecher ist das eine. Seine Schnelligkeit und seine gute Ausdauer das andere. Doch gegen Reutlingen zeigte Mijo Tunjic, dass er noch etwas ganz anderes besitzt: Nerven wie Drahtseile. Als es in der Schlussminute einen Handelfmeter gab, verzögerte sich die Ausführung um mehr als eine Minute. Die Reutlinger protestierten vehement gegen den Pfiff. Doch Tunjic ließ sich nicht beirren und versenkte den Ball sicher zum verdienten 2:2. Da er auch schon für das 1:2 (71.) gesorgt hatte, war Tunjic der gefeierte Mann im Gazistadion.

„Es läuft ganz gut“, sagt der Angreifer bescheiden. Nach eigener Einschätzung bringt er erst 90 Prozent seines Leistungsvermögens. Grund ist seine Knieverletzung vom Sommer, die ihn in der Vorbereitung zurückwarf. Nach Anlaufschwierigkeiten blüht der 1,86-m-Mann nun richtig auf. Trainer Dirk Schuster ist heilfroh darüber: „Endlich haben wir einen, der weiß, wo die Kiste steht.“

Und Tunjic weiß noch etwas anderes: Er weiß, was es heißt, im Leben nicht immer nur auf der Sonnenseite zu stehen. Im Alter von drei Jahren war er aus Bosnien nach Deutschland gekommen. Da sein Vater wenig später als Lkw-Fahrer fünf Jahre in den Niederlanden arbeitete, lebte er mit Bruder und Mutter bei Oma und Opa in Esslingen – in einer Zweizimmerwohnung. Mit zehn Jahren zog Mijo Tunjic mit seiner Familie für ein Jahr zu Papa Marijan. Auch wenn es nach zwölf Monaten wieder aus Apeldoorn gemeinsam zurück nach Esslingen ging, ist dies der Grund, warum Tunjic bis heute einen niederländischen Pass besitzt.

Über die Stationen TSVW Esslingen und TSV Köngen kam der Stürmer im zweiten A-Jugend-Jahr zu den Kickers. In der Oberligaelf der Blauen empfahl er sich für die erste Mannschaft. Dort hat er nun den Durchbruch geschafft, doch Tunjic will weiter nach oben: Wie sein Vorbild, der frühere bosnische Kickers-Stürmer Mirnes Mesic, peilt er mindestens die dritte Liga an. Möglichst mit den Kickers. Erste Gespräche über eine Verlängerung seines am Saisonende auslaufenden Vertrags gab es bereits. Er würde gerne bleiben, doch klar ist: Die Blauen müssten ein paar Euro drauflegen.

Dann könnte Tunjic auch Wettschulden an seinen Bruder leichter bezahlen. Antonio Tunjic (24) jagt für den Oberliga-Tabellenführer VfL Kirchheim dem Ball hinterher. Und hat schon elf Tore erzielt. Wer am Ende der Saison weniger Treffer auf dem Konto hat, muss löhnen. Vergangene Saison hatte Mijo 15, Antonio 16 Tore erzielt. Der kleine Bruder mit der großen Perspektive musste 50 Euro berappen. Über den Wetteinsatz in dieser Runde ist das Duo gerade am Verhandeln.

Stuttgarter Nachrichten

„Er weiß, wo die Kiste steht“
Mijo Tunjic trifft beim 2:2 der Stuttgarter Kickers gegen den SSV Reutlingen doppelt und reift zum Torjäger heran

Von Beate Wockenfuß

Stuttgart – Es läuft die 90. Minute im Gazi-Stadion. Die Regionalliga-Fußballer der Stuttgarter Kickers liegen vor 3250 Zuschauern gegen den SSV Reutlingen mit 1:2 zurück. Die Nerven aller Beteiligten sind zum Zerreißen gespannt. Ein echtes Derby eben. Mit dem dramatisch­sten Moment kurz vor dem Schlusspfiff. Schiedsrichter Robert Kempter erkennt ein Reutlinger Handspiel und zeigt auf den Elfmeterpunkt. Kickers-Stürmer Mijo Tunjic schnappt sich cool den Ball. Bei den fassungslosen Reutlingern kochen dagegen die Emotionen hoch. Doch der 21-Jährige bewahrt die Nerven, wartet geduldig, bis Kempter den Ball freigibt und vollstreckt. Eiskalt. 2:2. Endstand. Die Kickers bleiben zu Hause weiter unbesiegt.

Während Trainer Dirk Schuster eine halbe Stunde später immer noch unter Strom steht und zugibt: „Ich konnte nicht hinschauen“, war Tunjic sichtlich erleichtert, den Strafstoß verwandelt zu haben. „Ich hatte schon Angst zu verschießen“, berichtet er: „Aber das ist ja auch normal. In der letzten Minute und bei solch einer Stimmung ist die Anspannung einfach groß.“ Tunjic hatte auch schon für den 1:2-Anschlusstreffer (70.) gesorgt und damit bereits zum dritten Mal in dieser Saison mit einem Doppelpack auf sich aufmerksam gemacht. Neun der bisherigen 18 Tore der „Blauen“ gehen auf das Konto des Youngsters, der offensichtlich zu einem echten Torjäger heranreift. Einen, den die Kickers seit dem Weggang von Mirnes Mesic so herbeigesehnt aber nie bekommen hatten.

„Mijo hat einen ausgeprägten Torriecher. Er weiß, wo die Kiste steht“, sagt Schuster über seinen Schützling, der in der Saison-Vorbereitung mit Verletzungsproblemen zu kämpfen hatte. Eine langwierige Entzündung im Knie bremste den Sohn kroatischer Eltern, der in Bosnien geboren ist, einen holländischen Pass besitzt und in Esslingen lebt. Sein älterer Bruder Antonio stürmt für den Oberligisten VfL Kirchheim. „Ich fühle mich immer besser, bin aber noch nicht bei 100 Prozent angelangt“, erklärt Mijo Tunjic, der auch schon beim TSVW Esslingen kickte, seit der A-Jugend für die Kickers auf Torejagd geht und jetzt in seinem vierten Jahr das Trikot der „Blauen“ trägt. An Spritzigkeit und Ausdauer fehle es ihm noch etwas, räumt Tunjic selbstkritisch ein. Und auch das Kopfballspiel sei noch verbesserungswürdig.

17 Treffer in der vergangenen Saison
In der vergangenen Spielzeit erzielte der 1,86 Meter große Schlacks 15 Tore für das Oberliga-Team, kam zum Ende der Saison in der dritten Liga zum Einsatz – und beeindruckte mit seinen beiden Treffern gegen Dynamo Dresden und den VfR Aalen sowie seiner Unbekümmertheit. Dann warfen ihn die Knieprobleme zurück, er verpasste einen Teil der intensiven Vorbereitung, schaffte aber über etliche Zusatzeinheiten wieder den Anschluss an das Team. „Mijo hat seine körperlichen Defizite aufgearbeitet. Er ist ein wichtiger Baustein der Mannschaft und kommt immer besser in Fahrt“, freut sich Schuster. Auch gegen Reutlingen brauchte der 21-Jährige einige Zeit, um in Fahrt zu kommen. Aber als es darauf ankam, stand er richtig, traf, und übernahm dann auch beim Elfmeter die Verantwortung.

Während der Reutlinger Trainer Roland Seitz erzürnt von einem „lächerlichen Elfmeterpfiff, der uns um den Sieg gebracht hat“ spricht und sein Team als „moralischen Verlierer“ sieht, ist Schuster froh über den Punktgewinn. „Das Unentschieden ist sicherlich glücklich, aber verdient“, betont der Coach. Schließlich hatten die Gastgeber viel investiert, scheiterten jedoch wie so oft beim Abschluss. Effektiver waren dagegen die Gäste. Ex-Kickers-Spieler Marco Tucci erzielte mit der ersten Chance den Führungstreffer (38.), Andreas Rill erhöhte auf 2:0 (51.). Doch dann kamen die Kickers mit Tunjic zurück – und Schuster fasst zusammen: „Das war ein Spiel, von dem ich total begeistert war.“

Eßlinger Zeitung

Da holt der SSV Reutlingen einen Punkt bei den Stuttgarter Kickers und keiner ist zufrieden. Grund: der Ausgleich in Degerloch fiel in der Schlussminute durch einen mehr als fragwürdigen Hand-Elfmeter.

Wolfgang Gattiker

Doch die Reutlinger waren auch selbstkritisch und gaben zu, dass sie auch selbst schuld waren, denn nach dem 1:2 hatten sie vier glasklare Konterchancen und schafften es nicht, den Stuttgarter Kickers den „Todesstoß“ zu geben.

So kamen die „Blauen“, die ein kleines Chancenplus hatten – zwölf zu acht – zu einem einerseits nicht unverdienten Punkt, der aber mehr als glücklich war, wie auch Trainer Dirk Schuster zugab. Der SSV begann kompakt, ballsicher mit Kurz-Pass-Spiel, erst in der 15. Minute zog Rizzi ab – der gute Gäste-Keeper Linse war auf dem Posten. Dann gab es zwei Kopfballchancen für die Kickers in 100 Sekunden, als Steinle den Ball auf die Oberkante der Latte köpfte und Ivanusa nicht traf. Der SSV war rechts hinten anfällig, ließ sich nach gutem Beginn zu sehr reindrücken, kam kaum aus der eigenen Hälfte, aber die Innnenverteidigung im Verbund mit Linse machte alles weg. Auch Zerstörer Makiadi und Außenverteidiger Sevimli zeigten neben den Routiniers Härter/Bogdanovic eine gute Leistung. Man bemühte sich, der Willen war groß. Wann hat man schon einmal Filigrantechniker Alban Meha im eigenen Strafraum per Kopf klären sehen. Das war Leidenschaft pur – eben ein echtes Derby.

Linse konnte dann einen 35-Meter-Freistoß von Rizzi gerade noch vor der Linie abfangen. Der SSV spielte solide, hatte wenig Torgefahr, aber dann passierte etwas, was es noch nie gab: aus den beiden ersten Chancen machte der SSV zwei Tore. In der 38. Minute fiel aus dem Nichts das 0:1: Meha gab einen Freistoß aus 43 Metern nach rechts zu Rill, die ganze Kickers-Abwehr war überrascht, er passte nach innen und Marco Tucci lochte aus sechs Metern ein – das war ein Hammer und klasse gemacht. Überraschungsmoment Note eins.

Wenig später wurde Tucci nach Rill-Pass gerade noch geblockt, doch auch die Kickers hatten noch eine Riesenchance, als Tunjic frei war, Linse aus acht Metern sensationell hielt. Doch der SSV hatte sich gut gewehrt, auch den Ball gehalten, das war eine andere Leistung als im Pokal.

Dann kam der zweite Hammerschlag, als Meha – er bereitete praktisch beide Tore vor – einen Freistoß zu Golinski passte, der eine Flanke nach innen zog. Dort stand „Goldköpfchen“ Andreas Rill und der Ball lag wieder im Netz: 0:2 für den SSV – wer hätte das gedacht?

Nach einer guten Stunde hätte das Spiel entschieden sein können: eine Meha-Ecke kam zu Tucci, desen Kopfball konnte Abruscia auf der Linie klären. Dann kamen die Kickers mit Macht. Schuster riskierte alles, brachte auch Spielmacher Marchese wieder. Bogdanovic warf sich dazwischen, Marchese schoss daneben, die SSV-Abwehr stand unter Druck, es wurde brenzlig, denn Linse hielt auch einen Tunjic-Kopfball (66.) glänzend. Golinski hätte bei einem Konter aus 17 Metern alles klar machen können – Wagner hielt. Dann kam die 71. Minute, die eine turbulente Schlussphase einleiten sollte. Nach Prediger-Flanke kam Tunjic vor Härter („Das Tor nehme ich auf meine Kappe“) an den Ball und die Kugel war drin. Noch 19 Minuten, die an Dramatik kaum zu überbieten waren.

72.: Minute: nach dem Anspiel wird Tucci geschickt, er kommt leicht bedrängt in den Strafraum, zieht ab, der Ball streicht über den Kasten.

74.: Marchese ist frei, die Stuttgarter Kickers kommen wie die Hunnen – der Ball streicht vorbei.

76.: Linses Abschlag erreicht Tucci, der umspielt Steinle, aber Wagner kann seinen Schuss aus zehn Metern zur Ecke lenken.

82.: Golinski dringt nach Konter alleine, völlig frei in den Strafraum ein, steht vor Wagner und dem 7,32 Meter breiten Kasten, schießt vorbei. Die Nerven versagten.

83.: Linses Abschlag kommt zu Nuding, der ist frei, das muss es sein – es wird wieder nix.

84.: auf der Gegenseite ist Rizzi frei, Linse ist auf dem Posten.

86.: nach Makiadi-Pass zu Golinski ist dieser wieder völlig frei, er hat Zeit, Nuding steht sechs Meter neben ihm völlig frei, Golinski übersieht ihn und statt quer zu passen, schießt er aus drei Metern – Wagner rettet phantastisch. Das war der Matchball – hier war Egoismus das falsche – unglaublich.

90.: Marchese zieht verzweifelt ab, Bogdanovic hat den Arm am Körper, reißt ihn leicht hoch, immer noch angewinkelt, der Ball springt an den angelegten Arm und plötzlich ein Pfiff – Elfmeter. Tunjic erlöst die Kickers mit dem Elfmeter, den von zehn Schiedsrichtern eben nur zwei geben – wahrscheinlich die Gebrüder Kempter – mit denen der SSV Reutlingen auf Kriegsfuß steht.

SSV-Trainer Roland Seitz war untröstlich: „Das ist wahnsinnig, ein lächerlicher Elfmeter wie im WFV-Pokal. Was hat der SSV Reutlingen, was habe ich den Kempters getan?“

Das war ein tolles, rassiges Derby mit vielen Torszenen und einem Krimi-Spielverlauf – ein 1:4 war möglich. Wenn man solche Konterchancen in großer Anzahl auslässt, darf man sich nicht wundern, muss sich an die eigene Nase fassen.

SSV-News.de

Kickers und Reutlingen teilen sich die Punkte – 2:2-Unentschieden in einem packenden Derby mit vielen Torszenen

Verschiedene Stimmungslage nach Spielende: Die Reutlinger Spieler lagen fassungslos am Boden oder brüllten sich den Frust raus, die Kickers hingegen konnten sich dank dem späten Ausgleichstreffer immerhin noch über einen Punkt freuen.
Die Blauen hatten das Derby vor den 3.250 Zuschauern im GAZi-Stadion auf der Waldau fest im Griff, doch das erste Tor machten die Gäste, als sie nach einem Freistoß die Kickers-Mannschaft ziemlich alt aussehen ließ. Marco Tucci vollstreckte eine Hereingabe zum 0:1 (38.) und stellte damit den Spielverlauf auf den Kopf.
Zu Wiederbeginn traf Andreas Rill wieder nach einer Standardsituation per Kopf gar zum 0:2, wieder ließen sich die Degerlocher zu leicht überrumpeln. Doch Kickers-Torjäger Mijo Tunjic sorgte mit seinem Doppelpack immerhin noch für den Ausgleich. Zunächst verwerte er die tolle Flanke von Dirk Prediger zum 1:2 (70.), in den Schlussminuten verwandelte er einen Handelfmeter sicher zum 2:2-Endstand (90.). Bis dato hätten die Reutlinger längst mit einem ihrer zahlreichen Konter die Partie entscheiden können, doch so wurde die Kickers für ihren Einsatz und ihr Risiko wieder mit einem unter dem Strich nicht unverdienten Punkt belohnt.
Kickers-Cheftrainer Dirk Schuster: „Es war ein Spiel, von dem ich total begeistert war und wir zum Ende hin auch etwas Glück hatten.“

Die Aufstellung:

Nach dem erfolgreichen Gastauftritt in Alzenau nahm Kickers-Chef-Trainer Dirk Schuster keine Änderung in der Startformation vor: Daniel Wagner im Tor, die Abwehrreihe mit Alessandro Abruscia, Simon Köpf, Marcel Rapp und Fabian Gerster, davor im Mittelfeld Michele Rizzi und Moritz Steinle zentral, Demis Jung und Marcel Ivanusa auf den Flügeln. Vorne im Angriff spielte neben Gökhan Gümüssu wieder Kickers-Torjäger Mijo Tunjic.

Zum Spielverlauf:

Die Kickers hatten das Derby gegen eine ersatzgeschwächte Mannschaft des SSV Reutlingen eigentlich schon früh im Griff und waren von Beginn an die spielbestimmende Mannschaft. Mit gewohnt großem läuferischen Einsatz und immer wieder frühen Balleroberungen ließen sie die Gäste kaum ins Spiel kommen und erarbeiteten sich ein Übergewicht. Die erste gute Möglichkeit hatte Moritz Steinle, als er von Michele Rizzi einen tollen Seitenwechsel im Strafraum über den Keeper ins lange Eck köpfte, doch sein Kopfball landete auf der Latte (20.). Nur zwei Minuten später köpfte Marcel Ivanusa einen Aufsetzer knapp neben das Gehäuse (22.). Zwei gefährliche Schüsse von Moritz Steinle und Michele Rizzi demonstrierten die klare Überlegenheit der Kickers, doch ein zählbarer Erfolg kam leider noch nicht dabei raus. Als Tobias Linse im Reutlinger Tor den Freistoß von Michele Rizzi gerade noch so vor der Torlinie halten konnte, hatten die Kickers-Fans schon den Torjubel auf den Lippen (29.).
Doch bei aller Überlegenheit ließ sich die Mannschaft um Kapitän und Abwehrchef Marcel Rapp in der 39. Spielminute düpieren. Freistoß von Alban Meha an der Mittellinie, der rechts außen den völlig freistehenden Andreas Rill anspielte. Bis die Kickers-Abwehr reagierte und ihn attackierte, fand seine Hereingabe Marco Tucci am kurzen Pfosten, der zum 0:1 für die Gäste ins kurze Eck einschieben konnte (39.). Der bisherige Spielverlauf war auf den Kopf gestellt, „weil wir uns saudämlich angestellt haben“, so Trainer Dirk Schuster.
Nur Sekunden später blockte Simon Köpf den Schuss vom ehemaligen Kickers-Stürmer in höchster Not noch ab (40.).
Aber die Kickers zeigten sich durch den Gegentreffer kaum beeindruckt und drängten weiter: Ablage von Gökhan Gümmüsu auf Mijo Tunjic, doch er scheiterte mit seinem Schuss an Keeper Linse (44.). So musste die Mannschaft von Trainer Dirk Schuster mit dem 0:1-Rückstand in die Kabine.

Zur zweiten Halbzeit gab es auf beiden Seiten keine Wechsel, und die Kickers machen da weiter, wo sie in Halbzeit Eins aufgehört haben: mit viel Druck nach vorne. Erneut konnte sich Tobais Linse auszeichnen, als er einen Freistoß von Michele Rizzi aus dem Winkel fischte (50.).
Doch die nächste Standardsituation für die Kicker von der Kreuzeiche zappelte zum zweiten Mal im Kickers-Gehäuse: Wieder eine lange Freistoßflanke in den Strafraum, wo sich Andreas Rill per Kopf durchsetzen konnte. Sein Kopfball sprang unerreichbar für Daniel Wagner ins linke untere Eck zum 0:2 (51.).
Dirk Schuster reagierte nun und brachte Dirk Prediger in die Partie für Marcel Ivanusa, somit stürmten die Kickers fortan mit drei Spitzen (55.). Nachdem Marcel Rapp seinen Kopfballversuch knapp über die Latte setzte (59.), zirkelte Alban Meha auf der anderen Seiten einen 35m Schuss aufs Kickers-Tor, doch Daniel Wagner konnte abwehren. Den anschließenden Eckball köpfte Marco Tucci aufs Tor, doch Alessandro Abruscia stand am ersten Pfosten und konnte den Ball von der Linie schlagen (62.). Die dritte Standardsituation, die beinahe zum 0:3 führte…
Danach kam der nach seiner Muskelverletzung doch schneller genesene Enzo Marchese für Demis Jung in die Partie (62.). Dirk Schuster und sein Team riskierten nun mehr und mehr in der Offensive, spielten immer weiter nach vorne und hatten zum Beispiel durch den Kopfball von Mijo Tunjic – den Tobias Linse wieder klasse hielt – weitere gute Möglichkeiten (65.).
In der 70. Minuten wurde die Kickers schließlich mit dem Anschlusstreffer belohnt: Dirk Prediger setzte sich auf dem linken Angriffsseite durch, passte scharf in die Mitte auf Mijo Tunjic, der gefühlvoll den Fuß hinhob und ins rechte Toreck zum 1:2 vollstreckte (70.).
Unter den Kickers-Fans keimte wieder Hoffnung und sie trieben ihre Mannschaft lautstark nach vorne. Die Degerloch spielten nunmehr mit vollem Risiko, doch beim Schuss von Enzo Marchese und beim Lupfer von Mijo Tunjic hatten die Blauen wieder kein Glück (72.). Die totale Kickers-Offensive bot den Reutlinger selbstverständlich auch Platz für eigene Konter: Marco Tucci schoss den ersten Konterversuch über das Tor (74.).
Tobias Linse zeigte in der darauf folgenden Szene wieder seine ganze Klasse, als er den nächsten Schuss von Dirk Prediger aus dem Winkel parierte (75.).
Wieder auf der anderen Seite: Reutlingens Marc Golinksi erlief gegen die weit aufgerückte Kickers-Abwehr einen Abschlag und rannte alleine auf Daniel Wagner im Kickers-Tor zu. Marius Nuding stand zwar in der Mitte frei, Golinski versuchte jedoch selbst sein Glück – und verschoss rechts neben das Tor (84.).
Nur wenige Sekunden später eine ähnliche Situation: Marc Golinksi wieder alleine vor Daniel Wagner, wieder stand Marius Nuding in der Mitte völlig frei. Doch erneut schloss der Reutlinger eigensinnig ab, Wagner parierte mit der Hand und hielt seine Mannschaft im Spiel (86.). Nach dieser Szene nahm SSV-Trainer Roland Seitz seinen eigensinnigen Stürmer vom Platz (87.).
Die Mannschaft von Dirk Schuster kämpfte wieder bis zur letzten Sekunde, und wurde tatsächlich belohnt. Reutlingens Abwehr kann nicht entscheidend klären, und ein Schuss aus kurzer Distanz sprang Daniel Bogdanovic doch recht unglücklich an die Hand. „Über den Elfmeter muss ich nichts sagen“, so Reutlingens Trainer Roland Seitz nach der Partie, „es ist nicht schön wenn meine Mannschaft in der 90. Minuten wegen so einem Pfiff um den Sieg gebracht wird.“
Schiedsrichter Robert Kempter wertete aber die Aktion nun mal als absichtliches Handspiel und entschied sofort auf Elfmeter. Mijo Tunjic schnappte sich das Leder und traf sicher mit seinem neunten Saisontreffer zum 2:2-Ausgleich ins linke Eck (90.).
In den zwei Minuten Nachspielzeit passierte dann leider nichts mehr, so dass es sicherlich zum Ende hin zu einer aus Kickers-Sicht glücklichen Punkteteilung kam. Jedoch aufgrund der Vielzahl an besten Möglichkeiten und der über weite Strecken überlegen geführten Partie war der Punkt auch nicht unverdient.

Die Trainerstimmen:

Roland Seitz: „Die Enttäuschung ist natürlich riesen groß bei uns. Zwar sollte man wenn man auswärts einen Punkt holt, zumal bei einem Derby hier bei den Kickers, zufrieden sein. Aber jeder der hier war, der weiß, dass die Enttäuschung auf Reutlinger Seite sehr groß ist. Wir haben uns nach dem 1:0 und vor allem ab der 46. Minute permanent gesteigert, haben uns peu a peu an Chancen herangetastet, aber natürlich auch weil die Kickers nach dem 2:0 alles riskiert hatten. Wir haben es dann einfach versäumt den Sack zuzumachen, drei vier riesen Chancen zum 3:1 hat die Mannschaft vergeben. So bekommen wir in der 90. Minuten den Ausgleichstreffer und sind der moralische Verlierer. Trotzdem Hut ab vor meiner Mannschaft, man darf nicht vergessen, wer heute nicht auf dem Platz gestanden ist. Es war schon topp, was die Mannschaft geleistet hat, es war nur schade, dass sie sich nicht belohnt hat.“

Dirk Schuster: „Wir haben heute ein tolles Derby gesehen, das nichts übrig gelassen hat, ich selbst stehe noch ganz unter dem Eindruck der 90 Minuten. Alles was sich die Zuschauer von dem Derby versprochen hatten, wurde gehalten. Für uns war es im Endeffekt ein etwas glücklicher Punktgewinn, den ich aber nicht als unverdient betrachte, weil wir speziell in der ersten Halbzeit auch die Mannschaft waren, die unwahrscheinlich viel in das Spiel investiert hat. Die sich aber auch drei Mal bei Standardsituationen saudämlich angestellt hat, als das 1:0 und das 2:0 gefallen ist und auch bei der dritten Situation ein Spieler von uns den Ball auf der Linie klären konnte. Da wären wir glaube ich frühzeitig geschlagen gewesen. Auf der anderen Seite muss ich meiner Mannschaft ein riesen Kompliment machen für die Moral, die sie bewiesen hat gegen eine sehr starke Reutlinger Mannschaft, die defensiv sehr gut gearbeitet hat und sehr sicher in der Abwehr gestanden ist. Auch wenn der Punktgewinn zum Schluss sehr glücklich ist, können wir mit dem Punkt sehr zufrieden sein. Es war ein Spiel, von dem ich total begeistert war und wir zum Ende hin auch etwas Glück hatten.“

Die Spielstatistik:

Stuttgarter Kickers: Daniel Wagner – Fabian Gerster, Simon Köpf (78. Franco Petruso), Marcel Rapp, Moritz Steinle – Demis Jung (62. Enzo Marchese), Alessandro Abruscia, Michele Rizzi, Marcel Ivanusa (55. Dirk Prediger) – Gökhan Gümüssu, Mijo Tunjic – Trainer: Dirk Schuster
SSV Reutlingen: Linse – Sevimli, Härter, Bogdanovic, Kurth – Rill (55. Oytun), Makiadi, Meha, Golinski (87. Di Leone) – Blessin, Tucci (79. – Trainer: Seitz

Torfolge:
0:1 Tucci (39.)
0:2 Rill (52.)
1:2 Tunjic (71.)
2:0 Tunjic (90., Handelfmeter)

Zuschauer:
3.250 Fans im Gazi-Stadion auf der Waldau

Schiedsrichter:
Robert Kempter (Sauldorf)

Verwarnungen:
Gelbe Karten: Steinle, Köpf – Rill, Härter

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StZ: So schnell rutschen die Blauen in die roten Zahlen

Kickers Die Spiele gegen Reutlingen zeigen, wie schwierig es ist, über die Zuschauereinnahmen Gewinn zu machen.

Von Joachim Klumpp

Als das Derby im Württembergischen Fußballpokal zwischen den Stuttgarter Kickers und dem SSV Reutlingen vor vier Wochen erst mit zehnminütiger Verspätung angepfiffen wurde, hätte man von einem großen Besucherandrang ausgehen können. Doch der hielt sich bei 2080 Zuschauern in Grenzen, die Verzögerung hatte vorwiegend mit der Verkehrssituation im Feierabendverkehr bei diesem Spiel in der Wochenmitte zu tun. Aber selbst die vom Verein erhofften zweieinhalbtausend Fans hätten in diesem Achtelfinale den Kohl nicht fett gemacht – der Wettbewerb ist ein Zuschussgeschäft.

„Im Pokal legen wir bei Heimspielen in den ersten Runden nur drauf“, sagt der Kickers-Geschäftsführer Jens Zimmermann. „Deshalb müssen wir versuchen, nun etwas gutzumachen.“ Reutlingen, die Zweite, heißt es am Samstag. Diesmal im Punktspiel der Regionalliga mit besseren Vorzeichen: mehr als 2000 Karten sind bereits verkauft, nicht zuletzt dank intensiver Werbemaßnahmen wie Plakataktionen, an denen sich Fans und Mannschaft beteiligt haben, so dass die Kickers auf einen Rekordbesuch hoffen; der resultiert bisher aus der Partie gegen den SSV Ulm mit 3520 Fans. Bei solchen Zahlen bleibt etwas hängen.

Das ist nicht selbstverständlich. Zwar kalkuliert der Drittligaabsteiger moderat – mit 1500 Zuschauern im Schnitt, aber zahlenden wohlgemerkt. Da jedoch in jedem Spiel ein gewisser Kartenanteil (für Sponsoren, soziale Einrichtungen oder Schiedsrichter) in die Zuschauerzahl eingerechnet wird, müssen rund 2200 Besucher kommen, um in die Gewinnzone zu stoßen.

Die wurde beim Pokalspiel verfehlt, und zwar deutlich. Denn hier gelten andere Gesetze, weil die Verbandsabgabe an den WFV sowie die Reisekosten für den Gegner (60 Cent pro Kilometer) abgezogen werden. Zudem müssen die Netto-Einnahmen, in diesem Fall 16 000 Euro, noch mit dem Gegner geteilt werden. So dass Reutlingen durch das Pokalspiel letztlich in den Genuss von etwa 6000 Euro kommt.

Und die Kickers? Die legen drauf. Schließlich hat es sich – aufgrund der Rivalität der Fangruppen – um ein sogenanntes Sicherheitsspiel gehandelt. Neben dem Polizeieinsatz (auf Staatskosten) wird hier komplett der Heimverein in die Pflicht genommen: in diesem Fall waren 90 Ordner und 50 Rotkreuzhelfer im Einsatz. Dazu kam die Stadionmiete – und schon rutschten die Blauen in die roten Zahlen. Dadurch, dass die ohnehin schmalen Einnahmen mit dem SSV geteilt werden mussten, und laut Regelung des WFV nur zehn Prozent der Kosten in Rechnung gestellt werden können, konnten die Kickers ihre Ausgaben von 13 000 Euro bei weitem nicht decken. „Am Ende bleiben wir auf über 4000 Euro sitzen“, sagt Zimmermann.

Deshalb hat er zunächst auf eine gütliche Einigung mit dem Nachbarn aus Reutlingen gehofft, was die Zusatzkosten für den Sicherheits- und Sanitätsdienst angeht. Doch das haben die selbst nicht auf Rosen gebetteten Reutlinger abgelehnt. „Das ist sicher nachvollziehbar, aber auch sehr ärgerlich“, sagt Zimmermann, der zudem auch für den normalen Spielbetrieb einen Standortnachteil gegenüber den Ligarivalen sieht. In Stuttgart gelten zum Beispiel strengere Vorgaben als anderswo. Während die Kickers aufgrund der Auflagen bei jedem Spiel zahlreiche ausgebildete Sicherheitskräfte im Gazi-Stadion (mindestens 44 pro Spiel) einsetzen müssen, behelfen sich Konkurrenten wie etwa Pfullendorf oder Alzenau überwiegend mit ehrenamtlichem Personal.

Was bleibt, ist die Hoffnung auf den WFV-Pokalsieg – und damit die Qualifikation für den lukrativen DFB-Pokal. „Für einen Regionalligisten ist das der Fleischtopf, den es zu erreichen gilt“, sagt Zimmermann. Dann gäbe es nämlich in der ersten Hauptrunde garantierte 113 000 Euro Einnahmen. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg, angefangen mit dem Viertelfinale beim SV Bonlanden, das am 31. März 2010 stattfindet. Das hat zumindest einen Vorteil: die Kickers als Gast legen nicht drauf, was für Zimmermann ein Beleg dafür ist, „dass das System einen Fehler hat“.

Stuttgarter Zeitung

ZAHLEN UND ZUSCHAUER

Regionalliga Spitzenreiter bei den Zuschauern ist Hessen Kassel, das einen Schnitt von 4472 Besuchern aufweist, vor dem Tabellenführer VfR Aalen (2981). Es folgen Darmstadt (2550), die Kickers (2486) und Reutlingen (2308). Schlusslicht ist Fürth mit 1232 Fans – in sieben Heimspielen.

Pokal In diesem Wettbewerb werden von der Einnahme die Umsatzsteuer abgezogen, zehn Prozent Entschädigung für den Platzverein, zehn Prozent Spielabgabe an den WFV, Kosten für die Schiedsrichter und Reisekosten für den Gastverein. Die verbleibenden Einnahmen teilen die Clubs.

Kartenaktion
Für das Spiel der Kickers am Samstag gegen Reutlingen gibt es spezielle Kartenangebote: ein Familienticket für zwei Erwachsene und bis zu drei Kinder für 17 Euro. Zudem gibt es Kombitickets – für ein Elternteil plus Kind – zu 25 Euro (Sitzplatz) und zehn Euro (Stehplatz). ump

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