Kickers und Reutlingen teilen sich die Punkte – 2:2-Unentschieden in einem packenden Derby mit vielen Torszenen

Verschiedene Stimmungslage nach Spielende: Die Reutlinger Spieler lagen fassungslos am Boden oder brüllten sich den Frust raus, die Kickers hingegen konnten sich dank dem späten Ausgleichstreffer immerhin noch über einen Punkt freuen.
Die Blauen hatten das Derby vor den 3.250 Zuschauern im GAZi-Stadion auf der Waldau fest im Griff, doch das erste Tor machten die Gäste, als sie nach einem Freistoß die Kickers-Mannschaft ziemlich alt aussehen ließ. Marco Tucci vollstreckte eine Hereingabe zum 0:1 (38.) und stellte damit den Spielverlauf auf den Kopf.
Zu Wiederbeginn traf Andreas Rill wieder nach einer Standardsituation per Kopf gar zum 0:2, wieder ließen sich die Degerlocher zu leicht überrumpeln. Doch Kickers-Torjäger Mijo Tunjic sorgte mit seinem Doppelpack immerhin noch für den Ausgleich. Zunächst verwerte er die tolle Flanke von Dirk Prediger zum 1:2 (70.), in den Schlussminuten verwandelte er einen Handelfmeter sicher zum 2:2-Endstand (90.). Bis dato hätten die Reutlinger längst mit einem ihrer zahlreichen Konter die Partie entscheiden können, doch so wurde die Kickers für ihren Einsatz und ihr Risiko wieder mit einem unter dem Strich nicht unverdienten Punkt belohnt.
Kickers-Cheftrainer Dirk Schuster: „Es war ein Spiel, von dem ich total begeistert war und wir zum Ende hin auch etwas Glück hatten.“

Die Aufstellung:

Nach dem erfolgreichen Gastauftritt in Alzenau nahm Kickers-Chef-Trainer Dirk Schuster keine Änderung in der Startformation vor: Daniel Wagner im Tor, die Abwehrreihe mit Alessandro Abruscia, Simon Köpf, Marcel Rapp und Fabian Gerster, davor im Mittelfeld Michele Rizzi und Moritz Steinle zentral, Demis Jung und Marcel Ivanusa auf den Flügeln. Vorne im Angriff spielte neben Gökhan Gümüssu wieder Kickers-Torjäger Mijo Tunjic.

Zum Spielverlauf:

Die Kickers hatten das Derby gegen eine ersatzgeschwächte Mannschaft des SSV Reutlingen eigentlich schon früh im Griff und waren von Beginn an die spielbestimmende Mannschaft. Mit gewohnt großem läuferischen Einsatz und immer wieder frühen Balleroberungen ließen sie die Gäste kaum ins Spiel kommen und erarbeiteten sich ein Übergewicht. Die erste gute Möglichkeit hatte Moritz Steinle, als er von Michele Rizzi einen tollen Seitenwechsel im Strafraum über den Keeper ins lange Eck köpfte, doch sein Kopfball landete auf der Latte (20.). Nur zwei Minuten später köpfte Marcel Ivanusa einen Aufsetzer knapp neben das Gehäuse (22.). Zwei gefährliche Schüsse von Moritz Steinle und Michele Rizzi demonstrierten die klare Überlegenheit der Kickers, doch ein zählbarer Erfolg kam leider noch nicht dabei raus. Als Tobias Linse im Reutlinger Tor den Freistoß von Michele Rizzi gerade noch so vor der Torlinie halten konnte, hatten die Kickers-Fans schon den Torjubel auf den Lippen (29.).
Doch bei aller Überlegenheit ließ sich die Mannschaft um Kapitän und Abwehrchef Marcel Rapp in der 39. Spielminute düpieren. Freistoß von Alban Meha an der Mittellinie, der rechts außen den völlig freistehenden Andreas Rill anspielte. Bis die Kickers-Abwehr reagierte und ihn attackierte, fand seine Hereingabe Marco Tucci am kurzen Pfosten, der zum 0:1 für die Gäste ins kurze Eck einschieben konnte (39.). Der bisherige Spielverlauf war auf den Kopf gestellt, „weil wir uns saudämlich angestellt haben“, so Trainer Dirk Schuster.
Nur Sekunden später blockte Simon Köpf den Schuss vom ehemaligen Kickers-Stürmer in höchster Not noch ab (40.).
Aber die Kickers zeigten sich durch den Gegentreffer kaum beeindruckt und drängten weiter: Ablage von Gökhan Gümmüsu auf Mijo Tunjic, doch er scheiterte mit seinem Schuss an Keeper Linse (44.). So musste die Mannschaft von Trainer Dirk Schuster mit dem 0:1-Rückstand in die Kabine.

Zur zweiten Halbzeit gab es auf beiden Seiten keine Wechsel, und die Kickers machen da weiter, wo sie in Halbzeit Eins aufgehört haben: mit viel Druck nach vorne. Erneut konnte sich Tobais Linse auszeichnen, als er einen Freistoß von Michele Rizzi aus dem Winkel fischte (50.).
Doch die nächste Standardsituation für die Kicker von der Kreuzeiche zappelte zum zweiten Mal im Kickers-Gehäuse: Wieder eine lange Freistoßflanke in den Strafraum, wo sich Andreas Rill per Kopf durchsetzen konnte. Sein Kopfball sprang unerreichbar für Daniel Wagner ins linke untere Eck zum 0:2 (51.).
Dirk Schuster reagierte nun und brachte Dirk Prediger in die Partie für Marcel Ivanusa, somit stürmten die Kickers fortan mit drei Spitzen (55.). Nachdem Marcel Rapp seinen Kopfballversuch knapp über die Latte setzte (59.), zirkelte Alban Meha auf der anderen Seiten einen 35m Schuss aufs Kickers-Tor, doch Daniel Wagner konnte abwehren. Den anschließenden Eckball köpfte Marco Tucci aufs Tor, doch Alessandro Abruscia stand am ersten Pfosten und konnte den Ball von der Linie schlagen (62.). Die dritte Standardsituation, die beinahe zum 0:3 führte…
Danach kam der nach seiner Muskelverletzung doch schneller genesene Enzo Marchese für Demis Jung in die Partie (62.). Dirk Schuster und sein Team riskierten nun mehr und mehr in der Offensive, spielten immer weiter nach vorne und hatten zum Beispiel durch den Kopfball von Mijo Tunjic – den Tobias Linse wieder klasse hielt – weitere gute Möglichkeiten (65.).
In der 70. Minuten wurde die Kickers schließlich mit dem Anschlusstreffer belohnt: Dirk Prediger setzte sich auf dem linken Angriffsseite durch, passte scharf in die Mitte auf Mijo Tunjic, der gefühlvoll den Fuß hinhob und ins rechte Toreck zum 1:2 vollstreckte (70.).
Unter den Kickers-Fans keimte wieder Hoffnung und sie trieben ihre Mannschaft lautstark nach vorne. Die Degerloch spielten nunmehr mit vollem Risiko, doch beim Schuss von Enzo Marchese und beim Lupfer von Mijo Tunjic hatten die Blauen wieder kein Glück (72.). Die totale Kickers-Offensive bot den Reutlinger selbstverständlich auch Platz für eigene Konter: Marco Tucci schoss den ersten Konterversuch über das Tor (74.).
Tobias Linse zeigte in der darauf folgenden Szene wieder seine ganze Klasse, als er den nächsten Schuss von Dirk Prediger aus dem Winkel parierte (75.).
Wieder auf der anderen Seite: Reutlingens Marc Golinksi erlief gegen die weit aufgerückte Kickers-Abwehr einen Abschlag und rannte alleine auf Daniel Wagner im Kickers-Tor zu. Marius Nuding stand zwar in der Mitte frei, Golinski versuchte jedoch selbst sein Glück – und verschoss rechts neben das Tor (84.).
Nur wenige Sekunden später eine ähnliche Situation: Marc Golinksi wieder alleine vor Daniel Wagner, wieder stand Marius Nuding in der Mitte völlig frei. Doch erneut schloss der Reutlinger eigensinnig ab, Wagner parierte mit der Hand und hielt seine Mannschaft im Spiel (86.). Nach dieser Szene nahm SSV-Trainer Roland Seitz seinen eigensinnigen Stürmer vom Platz (87.).
Die Mannschaft von Dirk Schuster kämpfte wieder bis zur letzten Sekunde, und wurde tatsächlich belohnt. Reutlingens Abwehr kann nicht entscheidend klären, und ein Schuss aus kurzer Distanz sprang Daniel Bogdanovic doch recht unglücklich an die Hand. „Über den Elfmeter muss ich nichts sagen“, so Reutlingens Trainer Roland Seitz nach der Partie, „es ist nicht schön wenn meine Mannschaft in der 90. Minuten wegen so einem Pfiff um den Sieg gebracht wird.“
Schiedsrichter Robert Kempter wertete aber die Aktion nun mal als absichtliches Handspiel und entschied sofort auf Elfmeter. Mijo Tunjic schnappte sich das Leder und traf sicher mit seinem neunten Saisontreffer zum 2:2-Ausgleich ins linke Eck (90.).
In den zwei Minuten Nachspielzeit passierte dann leider nichts mehr, so dass es sicherlich zum Ende hin zu einer aus Kickers-Sicht glücklichen Punkteteilung kam. Jedoch aufgrund der Vielzahl an besten Möglichkeiten und der über weite Strecken überlegen geführten Partie war der Punkt auch nicht unverdient.

Die Trainerstimmen:

Roland Seitz: „Die Enttäuschung ist natürlich riesen groß bei uns. Zwar sollte man wenn man auswärts einen Punkt holt, zumal bei einem Derby hier bei den Kickers, zufrieden sein. Aber jeder der hier war, der weiß, dass die Enttäuschung auf Reutlinger Seite sehr groß ist. Wir haben uns nach dem 1:0 und vor allem ab der 46. Minute permanent gesteigert, haben uns peu a peu an Chancen herangetastet, aber natürlich auch weil die Kickers nach dem 2:0 alles riskiert hatten. Wir haben es dann einfach versäumt den Sack zuzumachen, drei vier riesen Chancen zum 3:1 hat die Mannschaft vergeben. So bekommen wir in der 90. Minuten den Ausgleichstreffer und sind der moralische Verlierer. Trotzdem Hut ab vor meiner Mannschaft, man darf nicht vergessen, wer heute nicht auf dem Platz gestanden ist. Es war schon topp, was die Mannschaft geleistet hat, es war nur schade, dass sie sich nicht belohnt hat.“

Dirk Schuster: „Wir haben heute ein tolles Derby gesehen, das nichts übrig gelassen hat, ich selbst stehe noch ganz unter dem Eindruck der 90 Minuten. Alles was sich die Zuschauer von dem Derby versprochen hatten, wurde gehalten. Für uns war es im Endeffekt ein etwas glücklicher Punktgewinn, den ich aber nicht als unverdient betrachte, weil wir speziell in der ersten Halbzeit auch die Mannschaft waren, die unwahrscheinlich viel in das Spiel investiert hat. Die sich aber auch drei Mal bei Standardsituationen saudämlich angestellt hat, als das 1:0 und das 2:0 gefallen ist und auch bei der dritten Situation ein Spieler von uns den Ball auf der Linie klären konnte. Da wären wir glaube ich frühzeitig geschlagen gewesen. Auf der anderen Seite muss ich meiner Mannschaft ein riesen Kompliment machen für die Moral, die sie bewiesen hat gegen eine sehr starke Reutlinger Mannschaft, die defensiv sehr gut gearbeitet hat und sehr sicher in der Abwehr gestanden ist. Auch wenn der Punktgewinn zum Schluss sehr glücklich ist, können wir mit dem Punkt sehr zufrieden sein. Es war ein Spiel, von dem ich total begeistert war und wir zum Ende hin auch etwas Glück hatten.“

Die Spielstatistik:

Stuttgarter Kickers: Daniel Wagner – Fabian Gerster, Simon Köpf (78. Franco Petruso), Marcel Rapp, Moritz Steinle – Demis Jung (62. Enzo Marchese), Alessandro Abruscia, Michele Rizzi, Marcel Ivanusa (55. Dirk Prediger) – Gökhan Gümüssu, Mijo Tunjic – Trainer: Dirk Schuster
SSV Reutlingen: Linse – Sevimli, Härter, Bogdanovic, Kurth – Rill (55. Oytun), Makiadi, Meha, Golinski (87. Di Leone) – Blessin, Tucci (79. – Trainer: Seitz

Torfolge:
0:1 Tucci (39.)
0:2 Rill (52.)
1:2 Tunjic (71.)
2:0 Tunjic (90., Handelfmeter)

Zuschauer:
3.250 Fans im Gazi-Stadion auf der Waldau

Schiedsrichter:
Robert Kempter (Sauldorf)

Verwarnungen:
Gelbe Karten: Steinle, Köpf – Rill, Härter

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