Fehlende Arrestzellen: Saisoneröffnung nicht im Gazi-Stadion

VfB-Amateure müssen am Samstag gegen Offenbach im Daimlerstadion spielen – Untaugliche Container werden umgebaut
Die gestern in Degerloch angelieferten Container sind nicht als Arrestzellen geeignet. Die Polizei untersagt deshalb dem Gastgeber VfB Stuttgart, am Samstag im Gazi-Stadion zu spielen. Ob dort die Kickers eine Woche später antreten können, ist unsicher.

Von Jörg Nauke

Am Samstag beginnt die Saison der neuen eingleisigen dritten Fußball-Bundesliga. Die Amateure des VfB Stuttgart, die wegen strenger Sicherheitsauflagen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gezwungen sind, vom Wasen auf Degerlochs Höhen zu ziehen und im Gazi-Stadion ihre Spiele auszutragen, dürfen zum Ligaauftakt nun doch im Neckartal antreten. Die Stadt Stuttgart hat gestern Abend mit dem Ausdruck des Bedauerns mitgeteilt, dass es für das Stadion auf der Waldau keine Freigabe der Sicherheitsorgane geben wird und deshalb der Umzug der Amateure ins Daimlerstadion notwendig wird. Dort empfangen sie die Offenbacher Kickers.

Dass die Verlegung notwendig würde, hatte sich bereits am Wochenende abgezeichnet (die StZ berichtete). Während alle anderen vom Deutschen Fußball-Bund für die dritte Liga formulierten baulich notwendigen Voraussetzungen erfüllt worden seien, so Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann, gebe es Probleme, den Sicherheitsauflagen gerecht zu werden. Hintergrund sind Lieferschwierigkeiten eines österreichischen Unternehmens, das die Ausschreibung für die Container gewonnen hat, die zur Errichtung einer provisorischen Polizeiwache genutzt werden sollten. Laut Bürgermeisterin können die als Arrestzellen vorgesehenen Container frühestens am 18. August geliefert werden. Bis dahin sollten aber bereits drei Spiele im Gazi-Stadion absolviert sein, und zwar zwei Partien der VfB-Amateure gegen Offenbach und Wuppertal sowie das Schlagerspiel zum Auftakt zwischen den Stuttgarter Kickers und Fortuna Düsseldorf am 2. August.

Gestern Mittag hat der Vertragspartner der Stadt Stuttgart im Gazi-Stadion zwar einige gebrauchte Container angeliefert. Sie waren allerdings nicht geeignet, bei der Stuttgarter Polizei, die in diesen Behältnissen ihre Wache einrichten soll, Begeisterungsstürme auszulösen. Das war aber auch nicht erwartet worden. Im Gegenteil, nachdem bekanntgeworden war, dass das Unternehmen Schwierigkeiten hat, die vertraglich vereinbarten Container fristgerecht zu liefern, erwarten die Sicherheitsorgane in Stuttgart gestern schon nicht mehr als eine Verlegenheitslösung. Im Rathaus geht man davon aus, dass die Lieferfirma damit lediglich Schadenersatzforderungen entgegentreten wolle.

Die gebrauchten Container seien als Arrestzellen völlig ungeeignet. Jene, die für die Einsatzlogistik der Polizei erforderlich seien, würden ebenfalls „erhebliche Ausstattungsdefizite“ aufweisen, hieß es in einer Pressemitteilung der Stadt. In den kommenden Tagen wird das Hochbauamt versuchen, die Behältnisse so auszustatten, dass ein provisorischer Wachbetrieb bis zum Eintreffen der richtigen Container gewährleistet werden kann. Ziel sei, so die Bürgermeisterin, den Kickers das erste Heimspiel und dem VfB die zweite Partie gegen Wuppertal im Gazi-Stadion zu ermöglichen. Sicher sei dies aber nicht. Die Polizei habe konkrete Vorstellungen von Mindeststandards. Die endgültige Entscheidung darüber falle am kommenden Dienstag, da die Polizei einige Tage benötige, um ihre Wache technisch auszustatten.

Für die Vereine ist der Umzug ein Problem. Der VfB Stuttgart bekommt im Daimlerstadion ein immer dichteres Programm. Ein Tag nach dem Amateurspiel gegen Offenbach tritt das Erstligateam im UI-Cup an. Am kommenden Mittwoch steht das Freundschaftsspiel gegen Arsenal London an. Für die Kickers wäre ein Umzug auch mit finanziellen Einbußen verbunden. Die Werbeverträge gelten fürs Gazi-Stadion, außerdem fallen im Daimlerstadion höhere Kosten an. Hier hofft man aber auf die Großzügigkeit der Stadt. Allerdings laufen die Kickers Gefahr, vom DFB belangt zu werden, weil sie in ihren Lizenzunterlagen keine Ausweichspielstätte aufgeführt haben sollen.

Quelle: Stuttgarter Zeitung

„Das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft“

Der DFB-Direktor Helmut Sandrock erkennt in der neuen dritten Liga weitere Steigerungsmöglichkeiten

STUTTGART. Am Freitag startet die neue dritte Fußballliga in die Saison. Vor allem die zusätzliche Fernsehpräsenz der Clubs in der eingleisigen Spielklasse soll mehr Sponsoren anlocken.

Von Joachim Klumpp

Der Modus: Aus der dritten Liga steigen die beiden ersten Mannschaften direkt auf. Der Drittplatzierte bestreitet am Saisonende – quasi als Höhepunkt – zwei Relegationsspiele gegen den Drittletzten der zweiten Liga. Die Vereine auf den letzten drei Plätzen (18 bis 20) steigen in die dreigeteilte Regionalliga ab, deren Meister wiederum sich sportlich für die dritte Liga qualifizieren.

Die zweiten Mannschaften: Immer wieder umstritten ist, ob die zweiten Mannschaften von Proficlubs in der Liga spielen sollten. In letzter Konsequenz haben das nur drei (statt der zulässigen vier) Vereine geschafft, und zwar genau jene, die sich am meisten dafür verkämpft haben: Werder Bremen, der VfB Stuttgart und Bayern München. Im Gegenzug verzichten diese Clubs auf ihr Fernsehhonorar, das anteilig auf die restlichen 17 Vereine umgelegt wird. Aufsteigen können die sogenannten Amateurteams nicht, aber absteigen. Von der Regionalliga wiederum können unbegrenzt zweite Mannschaften aufsteigen.

Der DFB-Pokal: Für die erste Hauptrunde mit 64 Mannschaften sind die Drittligisten (wie bisher in der Regionalliga) nicht automatisch gesetzt, sondern müssen sich über ihre Landesverbände qualifizieren; die Stuttgarter Kickers etwa über den Pokalwettbewerb des Württembergischen Fußball-Verbands (WFV). Da die zweiten Mannschaften von Proficlubs künftig nicht mehr im DFB-Pokal spielen, verzichtet der VfB Stuttgart II auf die Teilnahme am WFV-Pokal. Ob sich am Modus etwas ändert, müsste übergeordnet beschlossen werden. „Der DFB überprüft sich permanent“, sagt der für die dritte Liga zuständige Direktor Helmut Sandrock und fügt hinzu: „Sollten wir feststellen, dass eine Änderung für alle Beteiligten sinnvoll und vertretbar ist, werden wir reagieren.“ Auf jeden Fall werden die ersten vier Vereine der dritten Liga in die DFB-Pokal-Hauptrunde einziehen.

Das Fernsehen: Die dritte Liga soll vor allem im TV eine höhere Präsenz erhalten als bisher, deshalb erfolgt der Spielplan nach dem Muster: ein Spiel freitags, sieben Partien am Kernspieltag Samstag (14 Uhr) und zwei sonntags. Zudem werden an den beiden ersten Spieltagen je eine Partie – Erfurt gegen Dresden sowie Jena gegen Aue – live (im MDR) übertragen; weitere sollen folgen. „Mit dem bislang Erreichten können wir zufrieden sein“, sagt Sandrock, gibt aber zu: „Das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft.“

Die Stuttgarter Kickers sind mit ihrem Wunsch nach einem Livespiel (zum Beispiel zur Heimpremiere gegen Düsseldorf) beim zuständigen SWR bisher nicht auf offene Ohren gestoßen. Livespiele seien eine Option, sollen aber die Ausnahme bleiben, so die Antwort des Senders auf eine entsprechende Anfrage. Unabhängig von möglichen Liveübertragungen werden in der ARD-„Sportschau“ am Samstag künftig jeweils Ausschnitte von drei Spielen zu sehen sein, dazu eine Partie am Sonntag, wo die ZDF-„Sportreportage“ Interesse am zweiten Sonntagsspiel angemeldet hat. Darüber hinaus werden sämtliche dritten Programme am Samstag weiter ausführlich über die dritte Liga berichten (der SWR zum Beispiel von 17 Uhr an). „Es wird also von nahezu jedem Spiel bewegte Bilder geben“, sagt Sandrock.

Das TV-Honorar: Nachdem sich nur drei zweite Mannschaften qualifiziert haben, sank das Fernsehhonorar von ursprünglich 635 000 auf 589 000 Euro pro Club. Zu wenig, so der Tenor der Vereine, die vor allem die Diskrepanz zu den Millionensummen in der zweiten Liga beklagen. Sandrock gibt zu: „Es gibt noch Luft nach oben.“ Für die nächste Saison ist dabei immerhin eine Erhöhung auf 825 000 Euro geplant.

Die Sicherheit: Das Thema spielt eine wichtige Rolle, weshalb hier auch exakte Standards vom DFB im Zulassungsverfahren formuliert worden sind. Drastische Worte fand bereits Bayern Münchens Sicherheitschef Alfred Ziegler: „Die Zeit der beschaulichen Familienausflüge ist vorbei. Etliche Partien werden Problemspiele.“ Dabei denkt er vor allem an die Begegnungen mit den Ostclubs wie Union Berlin oder Dynamo Dresden. Dessen Geschäftsführer Bernd Maas wiederum reagierte empört auf die Vorurteile: „Ich finde die Äußerungen völlig unnötig. Wir müssen den Fokus kurz vor dem Start nicht schon wieder auf das Thema Ostclubs und Sicherheit lenken.“ Auch beim DFB sieht der Sicherheitsbeauftragte Helmut Spahn „keinerlei Probleme“ – und wenn, nicht auf die Ostclubs begrenzt.

So wurde auch das erste Heimspiel der Stuttgarter Kickers gegen Fortuna Düsseldorf unter die Sicherheitsstufe 1 gestellt. „Dadurch wird sich der Aufwand von normalerweise etwa 40 Ordnern sicher verdoppeln“, sagt der Kickers-Manager Joachim Cast. Der DFB-Funktionär Spahn ergänzt vor dem Start generell: „Wir sind bereit und können flexibel reagieren. Beispielsweise mit Pufferblöcken, einer Reduzierung von Kontingenten oder anderen Maßnahmen.“

Quelle: Stuttgarter Zeitung

Kickers-Hocketse im ADM-Sportpark am Sonntag, 20. Juli 2008 – Premiere für die neuen Autogrammkarten und die Kickers-Tattoos

Die Stuttgarter Kickers laden herzlich ein zu ihrer offiziellen Saisoneröffnung: An kommenden Sonntag, 20. Juli, steigt im Degerlocher ADM-Sportpark die Kickers-Hocketse, gefeiert wird von 11 bis 14 Uhr. Nach der Begrüßung von Kickers-Präsident Dirk Eichelbaum folgt die Präsentation des neuen Mannschaftskaders von Kickers-Cheftrainer Stefan Minkwitz. Anschließend gibt es eine Autogrammstunde mit der kompletten Kickers-Mannschaft und im Anschluss daran haben alle jungen Fans der Blauen die Möglichkeit, im Rahmen eines Showtrainings auf dem Rasen des ADM-Sportparks mit den Kickers-Profis mitzutrainieren.

Die Stuttgarter Kickers freuen sich auf den Besuch von Jung bis Alt. Während der Kickers-Hocketse präsentieren die Stuttgarter Kickers nicht nur die neuen Spieler, sondern auch aktuellen Autogrammkarten, Mansnchaftsposter und die neuen Kickers-Tattoos mit dem neuen Saison-Logo, das zusammen mit den Kickers-Fans und der Agentur AUCH! Stuttgart kreirt wurde. Die erste Spielzeit der Liga steht unter dem Motto „Deutschland Tour 2008/2009“ und entsprechend sind die Autogrammkarten, das Mannschaftsposter und die Tattoos gestaltet.
Die jüngeren Besucher erwartet im Programm eine Hüpfburg sowie weitere Mitmachangebote wie Geschwindigkeitsschussanlage oder Torwandschießen. Nach der Autogrammstunde können alle Kinder mit ihren Kickers-Stars zusammen trainieren.

Für leckere Speisen und eine große Auswahl an Getränken sorgt an diesem Tag derweil ein anderes Profiteam: Die gastronomische Betreuung liegt wie im vergangenen Jahr selbstverständlich wieder in den bewährten Händen der Wirtsfamilie Rörich von der Kickers-Clubhaus-Gaststätte. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei.

Der geplante zeitliche Ablauf:
Beginn: 11.00 Uhr
Mannschaftsvorstellung: 11.30 Uhr
Autogrammstunde: 12.30 Uhr
Show-Training für Kinder: 13.30 Uhr

Offizielle Homepage

Einstimmig beschlossen: Stadion wird drittligatauglich umgebaut

Der Gemeinderat hat heute einstimmig den Umbau des GAZI-Stadion auf der Waldau beschlossen. Die Bauarbeiten beginnen im Januar 2009 und sollen bis zum Sommer abgeschlossen sein. Das Stadion wird während dieser Baustelle bespielbar sein.

Für insgesamt 5,4 Millionen Euro wird dabei das Dach der bisherigen Haupttribüne abgerissen und die Tribüne auf beiden Seiten erweitert um die notwendige Anzahl von 2000 Einzelsitzplätzen zu erreichen. Das Erdgeschoss der bestehenden Tribüne wird komlett rückgebaut und die Räumlichkeiten saniert und funktion neugeordnet, die Elektronik und Heizung erneuert, ein neuer WC-Bereich geschaffen sowie eine Sicherheitzentrale für Polizei, Feuerwehr usw. eingerichtet. Die Tribüne wird dann zusammen mit den Seitenerweiterungen komplett überdacht. Die Optik des neuen Daches soll sich mit der Gegentribüne decken.

Im Gegenzug wird die Stadionmiete allerdings sofort von 5,0 auf 7,5 Prozent der Zuschauereinnahmen (mindesten 2.000 Euro) erhöht, ab der Saison 2009/10 auf kräftige 10 Prozent (mindestens 2.500 Euro).

Am Tag der Stadionentscheidung: Tendenz geht Richtung drittklassiger Renovierung

Gazi-Stadion wird wohl nicht für zweite Liga ausgebaut

Oberbürgermeister Schuster gegen Abriss der alten Haupttribüne – Endgültige Entscheidung heute im Gemeinderat

Der Gemeinderat wird voraussichtlich der von der Verwaltung vorgeschlagenen Modernisierung des Gazi-Stadions zustimmen. Damit würde die Veranstaltungsstätte nur drittligatauglich – und nicht zweitligareif, wie sich der Verein das gewünscht hatte.

Von Jörg Nauke

Der Oberbürgermeister Wolfgang Schuster hat gestern im Verwaltungsausschuss dafür plädiert, die Kirche im Dorf zu lassen. Seiner Ansicht nach genüge es zum gegenwärtigen Zeitpunkt, das Gazi-Stadion auf der Waldau für die neue 3. Bundesliga zu präparieren. Das koste immerhin auch schon 5,4 Millionen Euro, die derzeit im Haushalt gar nicht vorgesehen seien.

Den Wunsch des Vereins, das Stadion bereits jetzt für einen etwaigen Aufstieg in die 2. Bundesliga vorzubereiten, indem man die Haupttribüne nicht nur modernisiert, sondern gleich abreißt und völlig neu baut (eine Million Euro Mehrkosten), will der OB nicht erfüllen. Er sehe dafür auch keine Notwendigkeit, betonte Schuster. Die Kickers seien derzeit nicht in akuter Aufstiegsgefahr, man habe die Option, bei Topspielen ins Daimlerstadion zu wechseln.

Man dürfe auch nicht vergessen, so der OB, dass laut einem Vertrag mit den Anwohnern eine maximale Zuschauerkapazität von 12 000 erlaubt sei. Wenn künftig neben den Kickers auch noch die VfB-Amateure und die Scorpions im Stadion spielten, seien wegen der schlechten Parksituation „die Konflikte eh schon programmiert“.

Für eine Überraschung sorgte CDU-Sprecher Reinhold Uhl. Obwohl sich seine Fraktion intern für den Neubau der Haupttribüne ausgesprochen hat, erklärte er den Wunsch der Kickers für „unangemessen“. Auch er sieht den Verein derzeit nicht in der Lage, den Aufstieg in die zweite Liga zu schaffen. Uhl hat aber einen Kompromiss vorgeschlagen, der für die heutige Gemeinderatssitzung mehrheitsfähig erscheint. Die Tribüne abzureißen und steiler neu zu bauen, um künftig eine Erweiterung an den Rändern um die in der 2. Liga notwendigen 3000 Sitzplätze zu ermöglichen, wird abgelehnt. Er hält stattdessen am Umbau der Haupttribüne fest, damit die für die 3. Liga notwendigen 2000 Sitzplätze nachgewiesen werden, und er bringt einen Neubau der Gegentribüne ins Spiel, die heute ausschließlich Stehplätze hat und im Falle eines Aufstiegs als Sitz- und Stehplatztribüne neu entstehen könnte.

Natürlich müsste in der 2. Liga die geforderte Zuschauerkapazität von 12 000 erreicht werden. Normalerweise verlange der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sogar ein Fassungsvermögen von mindestens 15 000 Besuchern; wegen der angespannten Verkehrssituation auf der Waldau und der Ausweichmöglichkeit Daimlerstadion bei bedeutenden Spielen sei der DFB aber großzügig, sagte Bürgermeisterin Susanne Eisenmann. Es gebe eine Ausnahmegenehmigung, die man bei Bedarf reaktivieren wolle.

Grünen-Chef Werner Wölfle stellte fest, dass bereits die Finanzierung des minimalen Ausbaus mit Kosten von 5,4 Millionen Euro ein Kraftakt sei. Er sagte: „Uns reicht die von der Stadt vorgeschlagene Variante.“ Ob die Kickers das Zeug hätten, in die 2. Liga aufzusteigen, weiß im Rathaus keiner. Thomas Roth, Fachmann für die 3. Liga im Fußballfachblatt „Kicker Sportmagazin“, würde darauf derzeit aber auch „nicht wetten“. In Gesprächen mit Schiedsrichtern, die zuletzt sowohl in der alten Regionalliga Nord wie auch im Süden gepfiffen haben, habe er die Botschaft erhalten, im Norden würde der gepflegtere Ball gespielt. „Aber die gemeinsame 3. Liga ist neu. Da ist vieles möglich“, meinte der „Kicker“-Experte.

Was meinen Sie dazu? Diskutieren Sie mit unter www.stuttgarter-zeitung.de/meinung.

Stuttgarter Zeitung

Gazistadion bleibt wohl weiter in der dritten Liga

Neuer Vorstoß der CDU: Über Zweitliga-Standard erst bei der Sanierung der Gegentribüne entscheiden

Das Gazistadion wird vermutlich nur für den Standard dritte Liga saniert und nicht für einen späteren Ausbau zur Spielstätte der zweiten Liga vorbereitet. Dennoch sollen Zweitligaspiele nicht für alle Ewigkeit unmöglich sein.

VON JOSEF SCHUNDER

Sport- und Verwaltungsausschuss traten am Mittwoch zur vorentscheidenden Partie um die Zukunft des Waldaustadions an. Das Spiel im Rathaus schleppte sich zunächst ohne Höhepunkte dahin. Mit dem Problem konfrontiert, welchen Weg man suchen soll, spielten die Stadträte jede Menge Querpässe. Sie setzten auf Verlängerung – und eine Entscheidung erst am heutigen Donnerstag im Gemeinderat. Bis Reinhold Uhl (CDU) einen Pass in die Tiefe wagte, der fast schon das Goldene Tor gebracht hätte.

Sein Vorschlag: Man solle die Ausbaufrage nicht auf die Haupttribüne verengen, die jetzt zur Baustelle werden soll. Die Frage, ob man das Stadion zweitligatauglich machen soll, könne auch noch entschieden werden, wenn die Kickers Zweitligaform hätten. In einiger Zeit müsse auch die Gegentribüne saniert werden. Dann könne man dort die Aufstockung der überdachten Sitzplätze von 2000 auf 3000 erwägen, die der DFB für den Zweitligabetrieb fordert.

Vage sind noch die finanziellen Folgen. Der Vorschlag der Verwaltung, das Stadion mit 2000 überdachten Sitz- und 10 000 Stehplätzen auszustatten und so für die dritte Liga fit zu machen, würde Kosten von 5,4 Millionen Euro nach sich ziehen, die Haupttribüne wäre aber nicht mehr erweiterbar. Wollte man sofort eine neue, steilere Haupttribüne bauen, die für die zweite Liga nachgerüstet werden könnte, wären 6,4 Millionen Euro fällig und später eine weitere Million. Eine neue Gegentribüne mit zusätzlichen Sitzplätzen würde vermutlich auch zwischen fünf und sechs Millionen Euro kosten. Zieht man die zwei Millionen ab, die der Zweitligastandard bei der Haupttribüne kosten würde, bleiben vier Millionen. Gut die Hälfte, schätzte Uhl, würde auch eine Sanierung der Gegentribüne mit den Stehplätzen kosten. Die Differenz wäre vielleicht überschaubar. Man müsse aber nicht gleich über den Zweitligastandard entscheiden.

Könnte man zusätzliche Sitzplätze für die zweite Liga nicht einfach auf der bestehenden Gegentribüne oder den West- und Osttribünen schaffen? Das sei praktisch ausgeschlossen, erklärte der Architekt. Denn tue man dies bei der heutigen Tribünengröße, gingen Stehplätze verloren. Man hätte dann zwar insgesamt 3000 Sitzplätze, aber nur noch 9000 Stehplätze – und damit sogar weniger, als für die dritte Liga verlangt werden. Uhl habe eine wichtige Anregung geliefert, lobte der OB. Werner Schüle, Mitglied des Sportausschusses, war auch zufrieden. Er mahnte aber eine Rasenheizung an. Die zählte bisher zu weiteren Extras, die den Zweitligastandard neben den vermehrten Sitzplätzen verteuern. Sie kostet 1,2 Millionen Euro, der Betrieb jährlich 80 000 Euro.

Schuster sagte, schon 5,4 Millionen Euro seien ein hoher Aufwand. Den Ausbau für die zweite Liga betrachtet er skeptisch. Konflikte wären schon programmiert, wenn im Drittligabetrieb häufig 12 000 Zuschauer kommen und die Straßen belasten würden. Zweitligaspiele mit vielen Zuschauern könnten auch in Cannstatt ausgetragen werden.

Derweil schauen sich die betroffenen Vereine bereits nach Ausweichspielorten für die Umbauzeit um. „Je nach Ausbauvariante müssen wir möglicherweise für ein paar Spiele in der Rückrunde ausweichen“, sagte Kickers-Präsident Dirk Eichelbaum. Als mögliche Alternativen nannte er das Daimlerstadion, das Kreuzeiche-Stadion in Reutlingen und das Waldstadion in Aalen.

Stuttgarter Nachrichten

Kritische Presse zur bevorstehenden Entscheidung zur Stadionsanierung

Stadträte träumen vom Kickers-Erfolg
Im Rat zeichnet sich eine Mehrheit für eine weitergehende Sanierung des Gazi-Stadions ab

Das Gazi-Stadion auf der Waldau, Heimstätte der Kickers und der VfB-Amateure in der neuen dritten Bundesliga, soll so saniert werden, dass ein späterer Ausbau auf 15 000 Zuschauer möglich ist. OB Schuster warnt jedoch vor Konflikten mit den Anwohnern.

Von Jörg Nauke

Der Profifußball ist ein schnelllebiges Geschäft: Noch vor wenigen Wochen standen die Stuttgarter Kickers mit einem Bein in der Regionalliga (vierte Klasse) und kurz vor der Insolvenz. Durch eine Verkettung glücklicher Umstände schafften es die Blauen in der Qualifikation dann aber doch noch in die neue dritte Bundesliga – und jetzt träumt man im Stuttgarter Rathaus bereits vom Aufstieg in die nächsthöhere Klasse.

Nach Äußerungen von Stadträten in der Sitzung des Technischen Ausschusses ist abzusehen, dass der Gemeinderat am kommenden Donnerstag den Beschlussantrag der Stadtverwaltung zum Ausbau des Gazi-Stadions zum Drittligastadion erweitern wird (bisheriger Kostenrahmen: 5,4 Millionen Euro). Statt nur die alte Haupttribüne zu sanieren und zu verbreitern, um 2000 Sitzplätze zu erhalten, steht jetzt ein Abriss zur Debatte. Denn nur eine neue, steilere Tribüne könnte im Falle eines Aufstiegs der Kickers noch einmal vergrößert werden, um dann auf die in der zweiten Liga geforderten 3000 Sitzplätze zu kommen. Das würde den Steuerzahler eine weitere Million Euro kosten. Damit nicht genug: man bräuchte 1,2 Millionen für die 1000 Plätze, dann eine Rasenheizung (für 1,2 Millionen Euro und 80 000 Euro Betriebskosten pro Jahr). Die Erweiterung der Westtribüne um 2650 Stehplätze würde 800 000 Euro kosten, die Überdachung der Hintertortribünen 1,4 Millionen Euro.

Der Finanzbürgermeister Michael Föll hat sich ebenso wie Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (beide CDU) kritisch zu der von den Fraktionen ins Auge gefassten Ausgabe geäußert. Man solle die sportliche Situation realistisch betrachten, sagen sie. Die Kickers müssten sich in der starken dritten Liga eher nach unten als nach oben orientieren, die sportliche Zukunft sei ungewiss; außerdem müsse es eine Lösung geben, den Ausbau für die zweite Liga erst dann anzugehen, wenn der Erfolgsfall auch eintrete. Wolfgang Schuster sagt, dass es bereits heute bei einem Fassungsvermögen von 12 000 Zuschauern Probleme auf der Waldau gebe; ein Ausbau auf 15 000 (die Mindestanforderung des Deutschen Fußball-Bundes für die zweite Liga) werde „diese Schwierigkeiten vor allem im Verkehrsbereich weiter vergrößern“.

Besonders fürchtet Schuster die Auseinandersetzungen mit den Anwohnern, die künftig ohnehin doppelt so oft Belästigungen ausgesetzt seien, da auch die Amateurmannschaft des VfB Stuttgart ihre Heimspiele im Gazi-Stadion austrägt und dort auch noch die Footballmannschaft der Scorpions im Einsatz ist. Kämmerer Michael Föll verweist zudem auf die Notwendigkeit, in andere Sportstätten zu investieren, beispielsweise in das Eislaufzentrum Waldau, für das Investitionen von zehn Millionen Euro nötig werden.

Sollten die Fraktionen den Tribünenneubau beschließen, müsste mit den Bauarbeiten unmittelbar nach dem letzten Spieltag der Vorrunde Mitte Dezember begonnen werden. Bis Saisonende könnte nach Ansicht der Sportverwaltung während der Bauzeit im Gazi-Stadion nicht gespielt werden. Folglich müssten die Partien des VfB Stuttgart II und der Kickers in dieser Zeit im Daimlerstadion stattfinden. Dies wäre zwar möglich, weil der Umbau in eine Fußballarena erst Ende Mai beginnt, allerdings würde der sensible Stadionrasen durch die Dreifachbelastung über Gebühr strapaziert. Bei einem Austausch fallen Kosten in sechsstelliger Höhe an.

Anders als der VfB Stuttgart, der nach einer finanziellen Durststrecke seinen Verpflichtungen gegenüber der Stadt wieder nachkommt, stehen die Kickers bei der Kommune aber noch dick in der Kreide. Rund 800 000 Euro werden dem Traditionsclub seit Jahren gestundet – und dabei sind die Zinsen, wie man sie dem VfB auferlegt hatte, noch gar nicht berücksichtigt. Die Rückzahlung ist vorerst bis zum Ende der übernächsten Saison ausgesetzt. Als Zweitligist würden die Kickers aber sofort zur Kasse gebeten.

Was meinen Sie dazu? Diskutieren Sie mit unter www.stuttgarter-zeitung.de/meinung.

Stuttgarter Zeitung

Zweite Liga, wir kommen!

Aufstiegssorgen
Von Jörg Nauke
 
Im Gemeinderat sitzt der Geldbeutel locker wie nie zuvor, auf eine Million Euro kommt es in Anbetracht der sprudelnden Steuerquellen nicht mehr an. Anders ist jedenfalls nicht zu verstehen, warum sich die Kommunalpolitiker beim Ausbau des Gazi-Stadions plötzlich nicht darauf beschränken wollen, die Anforderungen für die 3. Fußball-Bundesliga zu erfüllen, sondern ausgerechnet jenem Verein eine Luxussanierung gönnen, der ihnen seit Jahren wie kein anderer auf der Tasche liegt. An den allzu sorglosen Umgang mit Steuergeldern für den Profifußball sollten die Bürger ihre Vertreter erinnern, wenn diese sich mal wieder außerstande sehen, für wichtige lokale Projekte und Einrichtungen Zuschüsse in Peanuts-Größe zu gewähren.

Noch vor wenigen Wochen sahen die Kickers-Fans im Gemeinderat den Traditionsverein am Ende – sportlich und finanziell. Ohne etwas dafür getan zu haben, sind die Blauen nun aber nicht mehr Abstiegskandidaten, sondern Titelaspiranten. Die Stadträte haben so große Aufstiegssorgen, dass sie sofort die Voraussetzungen für die 2. Liga schaffen wollen – das nennen sie dann vorausschauende Planung. Nun ist im Fußball nichts unmöglich, aber es müssen dann auch die Rahmenbedingungen stimmen. Auf der Waldau würde man mit einem Zweitligabetrieb aber die Kapazitätsgrenze überschreiten. Im Erfolgsfall würde wohl die Arena auf dem Wasen die bessere Perspektive bieten.

Stuttgarter Zeitung

Zitterspiel ums Waldaustadion
Für zweite Liga vorsorgen?
 
Das Gazistadion auf der Waldau wird ausgebaut. Ob es aber danach nur für die dritte Liga fit ist oder für die zweite nachrüstbar wäre, soll sich erst am Donnerstag entscheiden. Am Dienstag beanspruchten die Fraktionen im Technik-Ausschuss noch einmal eine Bedenkzeit. Es läuft ein Zitterspiel.

VON JOSEF SCHUNDER

Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann möchte das Stadion so anpassen, dass es den Ansprüchen des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) an Drittligavereine gerecht wird. „Die zweite Liga ist zwar eine Option, aber doch noch ziemlich weit weg“, sagte sie mit Blick auf den Leistungsstand der Stuttgarter Kickers, die wie der VfB Stuttgart II auf der Waldau spielen. Sie schlägt daher die Renovierung der Haupttribüne und die Erweiterung vor, so dass es die vom DFB geforderten 2000 überdachten Sitzplätze gibt. Das Dach will man nicht nur verstärken, dass es neuesten Regeln entspricht, sondern neu bauen. Gesamtkosten: 5,4 Millionen Euro.

Die Fraktionen ließen am Dienstag aber offen, ob die Stadt nicht eine weitere Million drauflegen sollte. Das hätte den Effekt, dass man später noch einmal nachrüsten könnte, sollten auf der Waldau wieder einmal Zweitligaspiele stattfinden können. Jedoch wäre dann erneut ein Millionenaufwand nötig. Die Fraktionen scheinen nicht abgeneigt, obwohl das Stadion in der Rückrunde dann nicht genutzt werden könnte. Sie wollen sich aber erst am Donnerstag entscheiden.

Die Lust, bereits jetzt eine Million Euro in die mehr als vage Aussicht auf eine Zweitklassigkeit der Kickers zu investieren, ist aber nicht überall vorhanden. Notfalls wäre mit der Mercedes-Benz-Arena auch ein tolles neues Stadion für Zweitligaspiele vorhanden, meinte Rainer Kußmaul (SPD). Ansonsten solle man auf eine alte Ausnahmeregelung des DFB über die notwendige Zahl von Besucherplätzen bauen. Das möchte auch Eisenmann tun. In Cannstatt wären „Probleme für den Rasen“ zu erwarten, würden dort außer den Bundesliga- und Pokalspielen sowie möglichen Champions-League-Spielen des VfB auch alle Zweitliga-Heimspiele stattfinden, räumte sie ein.

Bereits für die Verwaltungs-Variante will die Stadt die Vereine stärker zur Kasse bitten. In der Saison 2008/2009 müssen die Kickers mit doppelter Miete – 40 000 Euro – rechnen. Zudem will die Stadt künftig vom VfB Stuttgart II auch 40 000 Euro kassieren. Nach völliger Fertigstellung des Stadionausbaus zur Saison 2009/2010 wird es noch teurer. Insgesamt peilt die Stadt Mehreinnahmen von 100 000 Euro pro Saison an.

Stuttgarter Nachrichten

StZ zum zweitligareifen Stadionausbau und erhöhter Stadionmiete

Zweitligataugliches Stadion für drittklassige Vereine?

Kickers regen Neubau der Haupttribüne an – Stadt favorisiert „kleine“ Sanierung für 5,4 Millionen Euro – Weiterer Ausbau möglich

Vor wenigen Wochen haben die Stuttgarter Kickers bereits mit einem Fuß in der vierten Liga gestanden. In letzter Sekunde wurde Schlimmeres verhindert. Im Zusammenhang mit der Sanierung des Gazi-Stadions träumt man jetzt aber von der zweiten Liga.

Von Jörg Nauke

Vor einem Monat stand der Stuttgarter Traditionsverein am Abgrund, und hätten am letzten Spieltag nicht alle Widersacher (und die Kickers selbst) für die „Blauen“ gespielt, dann wäre er jetzt sogar einen Schritt weiter. So aber wurde in letzter Sekunde die Qualifikation für die neu geschaffene dritte Bundesliga geschafft und die Zugehörigkeit zum bezahlten Fußball erhalten. Das gilt im Übrigen auch für die zweite Mannschaft des VfB Stuttgart, die wegen der zu beengten Verhältnisse in ihrem Schlienzstadion am Wasen künftig auch auf der Waldau spielen muss.

Diese Umstände zwingen die Stadt nun, die Spielstätte Gazi-Stadion entsprechend der Auflagen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) „zur Erfüllung der baulichen und technischen Anforderungen“ zu modernisieren. Da die erste Drittligasaison schon in Kürze beginnt, hat die Stadt bereits notwendige provisorische Umbauten veranlasst. Weil mit dem sportlichen Aufstieg auch die Gefahr von gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen heimischen und auswärtigen Fans steigt, wird unter anderem die Polizei ein eigenes Revier mit Zellen am Stadion bekommen, vorerst in Containern.

Der Gemeinderat soll in der kommenden Woche vom Raumprogramm Kenntnis nehmen und der Sportverwaltung grünes Licht für einen Ausbau mit Kosten von 5,4 Millionen Euro geben. Er beinhaltet: die beidseitige Erweiterung der Haupttribüne um 2000 Einzelsitzplätze, die Sanierung derselben und den vollständigen Neubau des Tribünendachs, so dass dort alle Besucher im Trockenen sitzen würden; den Neubau einer Sicherheitszentrale für Polizei, Ordnungsdienst, Feuerwehr und Sanitäter; Wärmedämmung, neue Heizung, Lüftung, Sanitär, Elektro und ausreichende Notstromversorgung sowie der Bau eines WC-Bereichs für die Besucher.

Dass das altehrwürdige Stadion drittligatauglich gemacht werden sollte, ist im Gemeinderat trotz anderer dringend notwendiger Maßnahmen wie die Sanierung des Eislaufzentrums Waldau unstrittig. Dass nun aber nach einem Gespräch mit den Kickers-Bossen die Fraktionen mit einem Antrag an die Verwaltung herangetreten sind, in dem die Frage nach Kosten für eine noch weiter gehende Sanierung gestellt wird, die den Nutzern „eine bessere wirtschaftliche Basis ermöglichen kann“, wurde im Rathaus mit Erstaunen zur Kenntnis genommen. Schließlich stand kürzlich auch noch ein Verzicht auf jedwede Sanierung zur Debatte.

Es wird in der Sitzung am 17. Juli konkret darum gehen, ob das Stadion mit seinen Drittligisten in einem ersten Schritt so ertüchtigt wird, dass man sich die Möglichkeit erhält, es im Erfolgsfall zweitligatauglich zu machen. Dafür braucht es eine Rasenheizung, die Erhöhung der Kapazität auf 15 000 Zuschauer und weitere 1000 Sitzplätze. Weil man mit der von der Stadt favorisierten Sparvariante nicht auf das geforderte Sitzplatzkontingent käme, sondern nur mit Abriss und Neubau der Haupttribüne, steht ein wegweisender Beschluss an, der Mehrkosten von einer Million Euro (Gesamtaufwand dann 6,4 Millionen Euro) bedeuten würde. Würden die Kickers aufsteigen, müssten zur Erfüllung der Auflagen aber noch einige Tausend Stehplätze geschaffen werden. Das ginge dann noch einmal richtig ins Geld.

Stuttgarter Zeitung

Kickers und das Geld
Nach der Sanierung des Gazi-Stadions müssen die Kickers doppelt so viel Miete an die Stadt bezahlen wie bisher, nämlich 40 000 Euro pro Saison. Das gilt auch für die VfB-Amateure. Nach Abschluss der Umbaumaßnahmen ist eine Erhöhung um weitere 10 000 bis 15 000 Euro geplant. Außerdem ist die Stadt an den Gastronomieeinnahmen beteiligt. Sie rechnet mit rund 20 000 Euro pro Saison, so dass insgesamt rund 100 000 Euro in die Stadtkasse fließen werden.

Mehr ist von den Kickers jedoch nicht zu holen. Der Gemeinderat muss in der nächsten Sitzung sogar beschließen, dass dem Verein weiter die Rückzahlung seiner Schulden aus dem Stadionumbau 1997 gestundet wird. Zwei Drittel dieser Kosten von rund 2,5 Millionen Euro entfielen auf die Stuttgarter Kickers, die Rückzahlung sollte in 17 Jahresraten à 153 387 Euro erfolgen. Nachdem die „Blauen“ 383 468 Euro abbezahlt hatten, erfolgte der Abstieg in die Regionalliga und das vorläufige Ende der Tilgungsleistung. 2004 wurden die Namensrechte am Waldau-Stadion für eine Million Euro 2004 veräußert, die Hälfte davon floss in die Schuldentilgung. Mittlerweile sind aus dem ursprünglichen Betrag von 1,687 Millionen Euro 883 000 Euro bezahlt und noch 804 000 Euro offen.jon

Stuttgarter Zeitung

Presse zur Einigung mit Hans Kullen

Einigung mit Hans Kullen
STUTTGART (ump). Im personellen Bereich ist es bei den Stuttgarter Kickers gestern keinen Schritt vorwärtsgegangen, dafür aber im administrativen. Der Fußball-Drittligist hat am Abend den Vergleich mit dem Expräsidenten Hans Kullen bekanntgegeben, der den Verein auf die Zurückzahlung eines gewährten Darlehens (plus Zinsen) von rund 500 000 Euro verklagen wollte. Nach einvernehmlichen Verhandlungen mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Rainer Lorz ist die für den 23. Juli anberaumte gerichtliche Auseinandersetzung nun vom Tisch. „Für die angestrebte Konsolidierung der Kickers ist dies ein Quantensprung“, sagte der Präsident Dirk Eichelbaum, der noch hinzufügte: „Der Verein hat Hans Kullen viel zu verdanken.“

Der inzwischen zum SSV Reutlingen ins Präsidium gewechselte Versicherungskaufmann hat den Club durch das finanzielle Engagement in seiner Amtszeit überhaupt erst vor der Insolvenz bewahrt. Rainer Lorz betont nun: „Hans Kullen ist dem Verein erheblich entgegengekommen, was seine Verbundenheit mit den Kickers zeigt.“ Die Einigung sieht vor, dass Kullen auf einen Teil seiner Forderungen – die Rede ist von knapp der Hälfte der Summe – verzichtet, und den Rest in Ratenzahlungen von insgesamt etwas mehr als acht Jahren bekommt. „Damit ist eine große Belastung von uns abgefallen“, sagt Eichelbaum.

Sportlich reist die Mannschaft heute zu einem Testspiel nach Memmingen (Spielbeginn 18.30 Uhr) und anschließend in ein kurzes Trainingslager nach Reutte in Tirol. Mit dem Mittelfeldspieler Mustafa Parmak oder ohne? Das ist mal wieder die Frage in dieser fast schon unendlichen Geschichte. „Wir warten immer noch auf ein konkretes Angebot aus Koblenz wegen der Ablösesumme“, sagte gestern der Kickers-Manager Joachim Cast, nachdem er sich mit dem Spieler Sascha Traut über ein Tauschgeschäft einig ist. „So langsam nervt diese Angelegenheit“, sagt der Trainer Stefan Minkwitz, was nicht danach klingt, als ob der Spieler noch eine große Zukunft bei ihm hat. Zumindest wären bereits die Eckdaten von Parmak mit dem Zweitligisten TuS Koblenz abgeklärt, wo er einen Zweijahresvertrag (plus möglicher Option) erhalten würde.

Joachim Cast sagt: „Wenn er kommt, fährt er heute mit ins Trainingslager“ – das auf 1000 Meter Höhe abgehalten wird. Neben teamfördernden Maßnahmen steht auch ein Marsch bis auf 2500 Meter Höhe auf dem Programm. „Das dient der Kondition“, sagt Minkwitz. Bashiru Gambo dürfte dabei momentan allerdings nicht mitmachen können, er hat eine leichte Kapselverletzung. „Aber nichts Schlimmes“, sagt Cast zu dem verletzungsanfälligen Ghanaer.

Stuttgarter Zeitung

Kickers einigen sich mit Hans Kullen

Stuttgart (StN) – Die Stuttgarter Kickers und ihr früherer Präsident Hans Kullen haben einen Rechtsstreit vermieden und sich außergerichtlich über die finanziellen Differenzen geeinigt. Dabei stimmte Kullen der Rückzahlung seines Darlehens über einen Zeitraum von acht Jahren zu. Zudem müssen die Blauen nicht die gesamte Summe von ursprünglich über 500 000 Euro zurückzahlen. Am Montagabend segnete das Kickers-Präsidium den von Kullen und Aufsichtratschef Rainer Lorz ausgearbeiteten Kompromiss ab. „Hans Kullen ist dabei dem Verein auch erheblich entgegen gekommen“, sagte Lorz. Kullen freute sich, „eine Lösung unter Sportsfreunden gefunden zu haben“. Besonders erleichtert war Kullens Nachfolger, Kickers-Präsident Dirk Eichelbaum: „Für die angestrebte Konsolidierung des Vereins war dies ein Quantensprung.“

Stuttgarter Nachrichten