„Das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft“

Der DFB-Direktor Helmut Sandrock erkennt in der neuen dritten Liga weitere Steigerungsmöglichkeiten

STUTTGART. Am Freitag startet die neue dritte Fußballliga in die Saison. Vor allem die zusätzliche Fernsehpräsenz der Clubs in der eingleisigen Spielklasse soll mehr Sponsoren anlocken.

Von Joachim Klumpp

Der Modus: Aus der dritten Liga steigen die beiden ersten Mannschaften direkt auf. Der Drittplatzierte bestreitet am Saisonende – quasi als Höhepunkt – zwei Relegationsspiele gegen den Drittletzten der zweiten Liga. Die Vereine auf den letzten drei Plätzen (18 bis 20) steigen in die dreigeteilte Regionalliga ab, deren Meister wiederum sich sportlich für die dritte Liga qualifizieren.

Die zweiten Mannschaften: Immer wieder umstritten ist, ob die zweiten Mannschaften von Proficlubs in der Liga spielen sollten. In letzter Konsequenz haben das nur drei (statt der zulässigen vier) Vereine geschafft, und zwar genau jene, die sich am meisten dafür verkämpft haben: Werder Bremen, der VfB Stuttgart und Bayern München. Im Gegenzug verzichten diese Clubs auf ihr Fernsehhonorar, das anteilig auf die restlichen 17 Vereine umgelegt wird. Aufsteigen können die sogenannten Amateurteams nicht, aber absteigen. Von der Regionalliga wiederum können unbegrenzt zweite Mannschaften aufsteigen.

Der DFB-Pokal: Für die erste Hauptrunde mit 64 Mannschaften sind die Drittligisten (wie bisher in der Regionalliga) nicht automatisch gesetzt, sondern müssen sich über ihre Landesverbände qualifizieren; die Stuttgarter Kickers etwa über den Pokalwettbewerb des Württembergischen Fußball-Verbands (WFV). Da die zweiten Mannschaften von Proficlubs künftig nicht mehr im DFB-Pokal spielen, verzichtet der VfB Stuttgart II auf die Teilnahme am WFV-Pokal. Ob sich am Modus etwas ändert, müsste übergeordnet beschlossen werden. „Der DFB überprüft sich permanent“, sagt der für die dritte Liga zuständige Direktor Helmut Sandrock und fügt hinzu: „Sollten wir feststellen, dass eine Änderung für alle Beteiligten sinnvoll und vertretbar ist, werden wir reagieren.“ Auf jeden Fall werden die ersten vier Vereine der dritten Liga in die DFB-Pokal-Hauptrunde einziehen.

Das Fernsehen: Die dritte Liga soll vor allem im TV eine höhere Präsenz erhalten als bisher, deshalb erfolgt der Spielplan nach dem Muster: ein Spiel freitags, sieben Partien am Kernspieltag Samstag (14 Uhr) und zwei sonntags. Zudem werden an den beiden ersten Spieltagen je eine Partie – Erfurt gegen Dresden sowie Jena gegen Aue – live (im MDR) übertragen; weitere sollen folgen. „Mit dem bislang Erreichten können wir zufrieden sein“, sagt Sandrock, gibt aber zu: „Das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft.“

Die Stuttgarter Kickers sind mit ihrem Wunsch nach einem Livespiel (zum Beispiel zur Heimpremiere gegen Düsseldorf) beim zuständigen SWR bisher nicht auf offene Ohren gestoßen. Livespiele seien eine Option, sollen aber die Ausnahme bleiben, so die Antwort des Senders auf eine entsprechende Anfrage. Unabhängig von möglichen Liveübertragungen werden in der ARD-„Sportschau“ am Samstag künftig jeweils Ausschnitte von drei Spielen zu sehen sein, dazu eine Partie am Sonntag, wo die ZDF-„Sportreportage“ Interesse am zweiten Sonntagsspiel angemeldet hat. Darüber hinaus werden sämtliche dritten Programme am Samstag weiter ausführlich über die dritte Liga berichten (der SWR zum Beispiel von 17 Uhr an). „Es wird also von nahezu jedem Spiel bewegte Bilder geben“, sagt Sandrock.

Das TV-Honorar: Nachdem sich nur drei zweite Mannschaften qualifiziert haben, sank das Fernsehhonorar von ursprünglich 635 000 auf 589 000 Euro pro Club. Zu wenig, so der Tenor der Vereine, die vor allem die Diskrepanz zu den Millionensummen in der zweiten Liga beklagen. Sandrock gibt zu: „Es gibt noch Luft nach oben.“ Für die nächste Saison ist dabei immerhin eine Erhöhung auf 825 000 Euro geplant.

Die Sicherheit: Das Thema spielt eine wichtige Rolle, weshalb hier auch exakte Standards vom DFB im Zulassungsverfahren formuliert worden sind. Drastische Worte fand bereits Bayern Münchens Sicherheitschef Alfred Ziegler: „Die Zeit der beschaulichen Familienausflüge ist vorbei. Etliche Partien werden Problemspiele.“ Dabei denkt er vor allem an die Begegnungen mit den Ostclubs wie Union Berlin oder Dynamo Dresden. Dessen Geschäftsführer Bernd Maas wiederum reagierte empört auf die Vorurteile: „Ich finde die Äußerungen völlig unnötig. Wir müssen den Fokus kurz vor dem Start nicht schon wieder auf das Thema Ostclubs und Sicherheit lenken.“ Auch beim DFB sieht der Sicherheitsbeauftragte Helmut Spahn „keinerlei Probleme“ – und wenn, nicht auf die Ostclubs begrenzt.

So wurde auch das erste Heimspiel der Stuttgarter Kickers gegen Fortuna Düsseldorf unter die Sicherheitsstufe 1 gestellt. „Dadurch wird sich der Aufwand von normalerweise etwa 40 Ordnern sicher verdoppeln“, sagt der Kickers-Manager Joachim Cast. Der DFB-Funktionär Spahn ergänzt vor dem Start generell: „Wir sind bereit und können flexibel reagieren. Beispielsweise mit Pufferblöcken, einer Reduzierung von Kontingenten oder anderen Maßnahmen.“

Quelle: Stuttgarter Zeitung

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