Escorts-Kids gesucht!

Stuttgarter Wochenblatt und Stuttgarter Kickers suchen Escort-Kids für die Drittligabegegnungen im GAZi-Stadion

Wenn am 2. August das erste Heimspiel der Stuttgarter Kickers gegen die Traditionself aus Fortuna Düsseldorf in der Dritten Liga ansteht, kannst Du hautnah dabei sein. So nah, dass Du Hand in Hand mit einem Fußballprofi unter dem Jubel von einigen tausend Fans aus den Spieler-Katakomben ins Stadion einlaufen darfst. Na, wie wäre das?!
Mit einem bisschen Glück wird dieser Traum Wirklichkeit. Das Stuttgarter Wochenblatt und die Kickers suchen Jungs und Mädchen im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren, die einmal bei diesem tollen Gänsehaut-Ereignis dabei sein möchten.
Bislang hat sich dieses exquisite Türchen nur dem Fußballnachwuchs aus den Vereinen geöffnet. Durch die neue Kooperation der „beiden Blauen“ – dem Wochenblatt und den Kickers – wurde das Tor weit für alle Kinder aus Stuttgart, Gerlingen und dem Filderraum aufgestoßen. Wer sein Glück probieren will, um als eines der Escort-Kids – im weißen oder blauen Wochenblatt-T-Shirt – ausgelost zu werden, sollte sich rasch auf der Internet-Seite des Wochenblatts anmelden:

www.stuttgarter-wochenblatt.de/escortkids

Seit mehr als zehn Jahren gibt es die Escort-Kids bei den Kickers. „Eine ganz wichtige Aktion für uns“, meint Marketing-Leiter Martin Kurzka, „da werden die Kinder auf eine einmalige Weise an den Verein herangeführt.“ Und selbst er kommt dabei ins Schwärmen: „Es ist etwas ganz Besonderes, so eng mit den Profis in Kontakt zu kommen. Wem bietet sich sonst eine solche Chance, dort hinzukommen, wo sonst kein Fan hinkommt?!“
Doch die Begleitung der Fußballprofis auf den Platz ist noch nicht alles. Bereits um 12 Uhr werden die elf Glücklichen von einem Kickers-Trainer begrüßt und zu dem großen Ereignis eingewiesen, danach gibt’s eine 45-minütige Fußballschule, bei der aber vor allem der Spaß im Vordergrund stehen soll. Dann geht’s rüber ins GAZi-Stadion, wo es eine kleine Führung gibt. Die „heiße Phase“ wird eingeläutet, wenn die Escort-Kids im Spielertunnel auf die Kickersprofis warten. „Da herrscht immer eine ganz aufgeregte Atmosphäre“, verrät Kurzka. „Zeit zum Reden ist da aber nicht“, versucht der Marketing-Leiter zu hohe Erwartungen zu dämpfen, „denn die Spieler sind voll auf das Match konzentriert und man läuft ja gleich auf den Platz.“
Ein weiteres Bonbon gibt’s nach dem Einlauf: Dann dürfen die Escort-Kids ins andere Promi-Lager wechseln und auf der Tribüne, wo die Spielerfrauen sitzen, das Spiel mit verfolgen und den Kickers die Daumen drücken.
So, jetzt wartet die Wochenblatt-Redaktion und das Marketing-Team der Stuttgarter Kickers auf die zahlreichen Anmeldungen! Und wer nicht als Escort-Kid ausgelost wird, hat eine zweite Chance: Elf Kinder sind zum „Meet and Greet“-Tag bei den Kickers eingeladen – entweder nach der Vor- oder nach der Rückrunde. Da erlebt man die Stars ebenfalls hautnah und kann ihnen sogar Fragen stellen.

Quelle: Stuttgarter Kickers

Von null auf hundert

Alexander Rosen führt die Stuttgarter Kickers als neuer Kapitän in eine schwierige Saison und warnt vor Übermut

Von Beate Wockenfuß

Stuttgart – Alexander Rosen schlug bei den Stuttgarter Kickers ein wie schon lange keiner mehr. Er ist der Kopf, der dem Team lange fehlte. Einer, der Verantwortung übernimmt. Einer, der seine Kollegen mitreißt. In der Winterpause der abgelaufenen Saison kam Rosen aus der norwegischen zweiten Liga auf die Waldau, stieg schnell zum Führungsspieler auf, hatte maßgeblichen Anteil an der für den Verein überlebenswichtigen Qualifikation für die dritte Liga – und war der heimliche Häuptling. Am Samstag in Burghausen führt er die Mannschaft nun offiziell als Kapitän in die neue Spielzeit, in der sich die Kickers in der prominent besetzten neuen Klasse etablieren wollen.

Ändern wird die Kapitänsbinde für den 29-Jährigen, der auch schon in der Bundesliga bei Eintracht Frankfurt kickte, nicht viel. „Ich werde genauso weitermachen. Das forsche Auftreten ist nun mal meine Art“, sagt der Routinier und fügt selbstbewusst hinzu: „Ich lasse ja auch etwas folgen.“ Bei seinen bisherigen Einsätzen im Trikot der „Blauen“ war er stets der präsenteste Spieler – und das nicht nur wegen seines markanten Glatzkopfs. Der gebürtige Bayer ist der Mittelfeldmotor bei den Schwaben, er treibt seine Mitspieler energisch an, dirigiert und regiert das Team auf dem Platz. Als verlängerter Arm von Trainer Stefan Minkwitz, der ihn nun folgerichtig befördert hat.

„Klar ging das alles sehr schnell, aber ich bin ja auch mit Ambitionen hierher gekommen“, betont Rosen. Und bei den Kickers war man schon im Frühjahr glücklich über den Fang und stark daran interessiert, ihn über das Saisonende hinaus zu ködern. „Er hat unsere Erwartungen weit übertroffen und war schnell in die ihm zugedachte Rolle geschlüpft“, sagt Manager Joachim Cast, der sich mit Rosen zügig über einen Dreijahresvertrag einigte – der nur für die dritte Liga gilt.

„Alex ist zu uns gekommen und sofort mit Leistung vornewegmarschiert“, lobt auch Minkwitz und ergänzt: „Das sind die Spielertypen, die ich mag.“ Vornewegmarschiert ist Rosen auch, als ihn im Saisonendspurt ein Bänderriss in der Schulter zu bremsen drohte. Doch der robuste Typ biss die Zähne zusammen, ließ sich Spritzen gegen die Schmerzen geben, hielt bis zum Finale in Elversberg durch – und spielte sich mit diesem Einsatz auch in die Herzen der Fans.

Der studierende Fußballer

Rosens Devise lautet eben: Vollgas geben – auf und neben dem Platz. Denn er fährt zweigleisig. Der Mittelfeldstratege gehört zu der seltenen Spezies der studierenden Fußballer. Er ist auf dem Weg zum Sportökonom. Wenn 2011 der Vertrag bei den Kickers ausläuft, ist auch das Fernstudium beendet. Seine Freundin Tanja ist Lehrerin in München und der Grund dafür, dass Rosen wieder nach Deutschland wollte. Wie es in drei Jahren allerdings in der Beziehung zwischen ihm und den Kickers weitergeht, daran denkt er jetzt noch nicht: „Drei Jahre sind für einen Fußballer eine verdammt lange Planung.“

Bei allem Lob für den neuen Kapitän. Ein Manko hat er trotzdem. Seine Torbilanz in 14 Partien für die Kickers lautet Null. „Ich warte ja selbst darauf. Ein paar Assists waren dabei, aber für einen eigenen Treffer hat es leider noch nicht gereicht“, meint Rosen leicht zähneknirschend, führt aber zu seiner Entschuldigung gleich seine eher defensive Position im Mittelfeld an, die es ihm schwierig mache, auch vorne mitzumischen. „Ein Torjäger werde ich sicher nicht mehr, aber da haben wir ja auch qualifiziertes Personal“, erklärt er schmunzelnd. Dafür bildet der 1,84-Meter-Mann mit Bashiru Gambo ein bärenstarkes Gespann im Zentrum. „Wir ergänzen uns wunderbar“, erklärt Rosen. Er selbst sei der deutlich Laufstärkere, Gambo hole dagegen „Unglaubliches“ in der Luft weg.

„Es wird schwer“

Das Duo hat sich eingespielt. Allerdings gilt es auch, Abgänge von Leistungsträgern wie David Yelldell und Mustafa Parmak zu kompensieren. Den Platz des überragenden Torhüters Yelldell nimmt in Manuel Salz ein ganz junger Mann ein. Der 22-Jährige tritt ein schweres Erbe an, genießt aber vollstes Vertrauen von Trainergespann und Mitspielern. „Warum soll, was in der Bundesliga funktioniert, nicht auch in der dritten Liga funktionieren“, meint Rosen mit Blick auf Bayer Leverkusen und Schalke 04.

In dieser Saison warten auf die Kickers aber Gegner wie Fortuna Düsseldorf, Dynamo Dresden und Eintracht Braunschweig. Spiele, auf die sich Rosen freut. Die Qualität und Stärke der Nord-Teams vermag er nur schwer einzuschätzen. Wohl aber, welche Rolle die Kickers spielen werden. „Es wird schwer, da brauchen wir uns nichts vormachen. Wir müssen sehen, dass wir so früh wie möglich nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben“, sagt der Kapitän und mahnt zur Zurückhaltung: „Man sollte bloß nicht in alte Fehler verfallen und sagen: Wir wollen alle an die Wand spielen und aufsteigen. Das ist gefährlich. Denn der Schuss geht dann nach hinten los.“

Quelle: Eßlinger Zeitung

Wechselspiele beim Württemberg-Trio

Verlässt Kacani Kickers?

Stuttgart (jüf) – Prominente Namen sucht man vergeblich in den Listen der Neuverpflichtungen. Allerdings endet die Wechselperiode erst am 31. August. Möglicherweise werden auch die Stuttgarter Kickers noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv. Die Personaldecke ist dünn. Alexander Rosen (Innenbanddehnung) droht zum Start auszufallen, viele Alternativen auf seiner Position vor der Abwehr gibt es nicht. Ob die Blauen noch jemanden verpflichten, hängt auch davon ab, ob Stürmer Sokol Kacani den Club in Richtung Ausland verlässt.

Stuttgarter Kickers

Zugänge: Huber (FC Ingolstadt), Janic, Schmiedel (beide SSV Reutlingen), Landeka (Mainz 05 II), Kettemann (Greuther Fürth II), Reiß (FSV Oggersheim), Schürg (SSV Ulm 1846), Traut (TuS Koblenz).

Abgänge: Sökler, Baradel (beide SSV Reutlingen), Benda, Akcay, Cerci, Yildiz (alle Ziel unbekannt), Leist (1860 München II), Steinle (Kickers II), Stierle (Bayern München II), Wildersinn (FC Nöttingen), Yelldell, Parmak (beide TuS Koblenz).

VfB Stuttgart II

Zugänge: Walch (Red Bull Salzburg), Schieber, Ismaili, Schmid, Enderle, Schimmel, Vukcevic, Didavi (alle U 19).

Abgänge: Perchtold (1. FC Nürnberg), Dangelmayr (Ziel unbekannt), Lehmann, Mayer (beide Eintracht Frankfurt II), Sauter (SSV Ulm 1846), Pelipetz (SG Sonnenhof Großaspach), Hohn (VfR Aalen).

VfR Aalen

Zugänge: Reus (FC St. Pauli), Wagner (SV Seligenporten), Bader (FC Luzern), Schöckel (SV Wehen-Wiesbaden), Anderson (Bor. Mönchengladbach II), Hohn (VfB II), Teinert (Wacker Burghausen), Shynder (Greuther Fürth II).

Abgänge: Kurt, Fall, Donato, Ewertz (alle unbekannt), Cescutti (Karriereende), Joppe (Velbert 02), Steegmann (SpVgg Unterhaching).

Quelle: Stuttgarter Nachrichten

„Wir sind von den Fernsehübertragungen enttäuscht“

Der Kickers-Präsident Dirk Eichelbaum über die neue bundesweite Liga, deren mediale Wirkung und die Perspektiven seines Vereins

Die erste Euphorie nach der Qualifikation für die dritte Liga ist bei den Stuttgarter Kickers verflogen. Der Alltag hat den Verein vor dem Auftaktspiel am Samstag in Burghausen wieder und damit auch der Kampf ums Überleben. Wobei die Einigung mit dem Expräsidenten Hans Kullen ein wichtiger Schritt gewesen ist. „Unser Ziel ist es, die Verbindlichkeiten in geordnete Bahnen zu lenken“, sagt der Präsident Dirk Eichelbaum im Gespräch mit Joachim Klumpp.

Herr Eichelbaum, erst gab es lange Diskussionen um den Ausbau des Gazi-Stadions, jetzt steht nicht sicher fest, ob das erste Heimspiel am 2. August gegen Fortuna Düsseldorf überhaupt dort ausgetragen werden kann. Liegt ein Fluch darüber?

Wenn es sich bewahrheiten sollte, wäre das ein Fluch – aber noch hoffen wir auf einen Kompromiss. Es ist ja bekannt, dass unsere Anhänger alles lieber machen, als ins Daimlerstadion zu gehen. Schon gar nicht im ersten durchaus richtungsweisenden Spiel. Wir haben schließlich lange darauf gewartet, vor vollem Haus gegen den namhaftesten Gegner auf der Waldau spielen zu können.

Dritte Liga, namhafte Gegner, viele Zuschauer. Wie sieht Ihre Erwartungshaltung an die neue Spielklasse aus?

Sportlich stehen wir vor einer Saison mit vielen Unbekannten. Finanziell hoffen wir, dass sich die attraktiveren Gegner in höheren Besucherzahlen niederschlagen und ein insgesamt größeres mediales Interesse dazu führt, dass wir für Sponsoren noch attraktiver sind.

Stichwort Zuschauerinteresse. Der Dauerkartenverkauf ist im Vergleich zum Vorjahr nur um 200 auf 700 gestiegen.

Dabei darf man nicht vergessen, dass wir die Eintrittspreise erhöhen mussten.

Wofür es Kritik gab. Warum die, zum Teil deutliche, Anhebung?

Zunächst einmal haben wir ein attraktiveres Produkt. Zudem haben wir an allen Ecken und Enden gestiegene Kosten. Bei Reisen, Personal, Energie, Stadionmiete – und nicht zuletzt haben wir einen Sonderaufwand dadurch, dass wir die Verbindlichkeiten mit meinem Vorgänger Hans Kullen abtragen.

Sie haben diese Einigung als Quantensprung bezeichnet, weil Hans Kullen auf einen erheblichen Teil des Darlehens verzichtet hat. Ist das der Anfang eines Entschuldungsprogramms?

Das ist unser erklärtes Ziel, ganz klar. Die Verbindlichkeiten des Vereins in regulierbare Bahnen zu lenken. Da Herr Kullen zeitweise größter Darlehensgeber war und den Weg vors Gericht gesucht hat, war es besonders wichtig, diese Sache aus der Welt zu bringen.

Gibt es eine Größenordnung an Schulden, wo Sie sagen, damit könnte man leben?

Da hoffen wir, dass wir bis zur Mitgliederversammlung Nägel mit Köpfen machen können. Wir reden natürlich auch mit anderen Gläubigern, so dass der Verein künftig klar rechnen kann, wann er was zahlen muss, und den Kopf frei hat für andere Dinge.

Zum Beispiel für die Nachwuchsarbeit. Gibt es schon eine Einigung mit dem Jugendkoordinator Zoltan Sebescen?

Fakt ist zunächst, dass er einen Vertrag hat für diese Saison, in Teilzeit. Die Frage ist: möchte er mehr arbeiten. Wenn ja, auf welcher Basis? Jetzt ist volles Engagement gefordert, er muss sagen: ich will und kann das.

Bei der letzten Hauptversammlung war die Rede von einem Investor, ist das Thema noch aktuell?

Es ist nicht so, dass wir aus mehreren Angeboten aussuchen können, aber für jeden externen Investor ist es das A und O, dass die finanziellen Belange des Vereins geklärt sind, deshalb arbeiten wir daran.

Gibt es denn erste Erfolge in der Zusammenarbeit mit der Marketingagentur aus Leonberg zu vermelden?

Nein. Aber die Agentur macht Kaltakquisition mit Partnern, die noch nie etwas mit den Kickers zu tun hatten, da ist gewisse Anbahnungszeit nötig. Wir gehen davon aus, dass sich da noch einiges tut, sobald das Produkt dritte Liga entsprechend nachgefragt ist.

Der TV-Sender SWR hat zur Heimpremiere nicht nach einem Livespiel nachgefragt.

Es war sehr enttäuschend für uns, dass beide Liveübertragungen vom MDR gemacht werden. Das ist schließlich keine Neuauflage der Oberliga Nordost. Der Reiz der neuen Liga ist ja, dass Spiele gezeigt werden, die den bundesweiten Charakter zum Tragen bringen, da hätte dann durchaus eine Mannschaft des MDR dabei sein können. Aber am zweiten Spieltag kommt man um die Übertragung der Paarung Kickers gegen Düsseldorf eigentlich nicht herum.

Jetzt gibt es 590 000 Euro Fernsehgeld, nächste Saison vielleicht 825 000 Euro. Reicht das . . .

. . . Nein.

. . . auf Dauer für einen professionellen Spielbetrieb, hätte die Frage lauten sollen. Was muss sich also ändern?

Es muss eine Angleichung geben, wie das erfolgreich in der zweiten Liga passiert ist. Noch vor wenigen Jahren war jeder Abstieg aus der Bundesliga mit einer drohenden Insolvenz verbunden. Hier wurden sehr erfolgreich Verteilmodelle geschaffen, die es Mannschaften wie Köln, Freiburg oder Gladbach erlauben, auch mal einen längeren Zeitraum zweite Liga zu spielen. Wenn man sieht, dass dort im schlechtesten Fall 3,8 Millionen Euro gezahlt werden, ist der Absturz von 3,8 auf einen mittleren sechsstelligen Betrag in der dritten Liga viel zu hoch.

Die Fans haben gehofft, dass Mirnes Mesic zurückgeholt werden kann. Schmerzt es sehr, das der Transfer nicht geklappt hat?

Nein. Wir wollen eine homogene Struktur im Kader, ohne echte Ausreißer im Gehaltsgefüge nach oben. Natürlich hätten wir Mirnes Mesic gerne gehabt, aber ohne Aufgabe dieses Grundsatzes wäre das nicht gegangen. Und unsere Grundsätze wollen wir schon gerne einhalten.

Der Trainer Stefan Minkwitz hatte einen schlechten Einstand gehabt und war in der Winterpause nicht unumstritten. Dennoch haben Sie an ihm festgehalten. Zahlt sich Kontinuität also doch aus?

Nur von den Ergebnissen her war er am Anfang erfolglos. Mit Ausnahme des Ingolstadt-Spiels war eine deutliche Trendwende zu erkennen. Außerdem hat er der Mannschaft seine Handschrift verpasst, indem Weichenstellungen vorgenommen wurden, die, neben dem Glückgriff Alexander Rosen, eine Rolle gespielt haben. Gambo war im defensiven Mittelfeld überragend, Deigendesch hat eingeschlagen, Tucci Tore gemacht, Mann einen überzeugenden Innenverteidiger gespielt. Da hat man gesehen, der Trainer denkt sich etwas dabei. Und wenn jemand konzeptionell gut arbeitet, wird er irgendwann Erfolg haben – deshalb haben wir zu Stefan Minkwitz gehalten.

„Drin“ war das Schlagwort nach der Qualifikation für die dritte Liga. Was spricht dafür, dass die Kickers auch am Ende dieser Saison drinbleiben?

Sicher kann man nie sein, aber wir sind sehr zuversichtlich, weil es Vereine gibt, die mit uns – auch vom Etat her – auf Augenhöhe agieren. Zudem sind wir seit Jahren mit einem geringen Budget ganz ordentlich zurechtgekommen.

Die zweite Liga ist also kein Thema mehr?

Der Wunsch ist immer da, aber unter den Voraussetzungen sicher kein Saisonziel. Das lautet: sich in der neuen Liga etablieren.

Quelle: Stuttgarter Zeitung

Sebescen bleibt am Ball – halbtags

Kickers ohne klare Linie

Stuttgart (jüf) – Zoltan Sebescen hat sich entschieden: Er wird seinen bis 2009 laufenden Vertrag als Gesamtjugendleiter des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers erfüllen und weiter halbtags zur Verfügung stehen. Richtig glücklich ist der Ex-Profi damit nicht, der 32-Jährige nennt es „einen faulen Kompromiss“. Ursprünglich hatte Sebescen eine Modifikation seines Vertrags verlangt: Er wollte künftig ganztags für die Blauen tätig sein. Außerdem forderte er im Hinblick auf das Nachwuchsleistungszentrum Unterstützung im organisatorischen Bereich. Das lehnte die Vereinsführung laut Sebescen ab. „Wir fanden das Konzept nicht so einleuchtend“, räumt Präsident Dirk Eichelbaum ein, „aber wir wollten noch mal darüber reden.“ Warum Sebescen trotz der Ablehnung seiner Forderung weitermacht? „Ich will die Kickers nicht hängenlassen, Leidtragende wären die Jugendlichen“, sagt er. Dass den Blauen eine klare Linie fehlt, zeigt auch, dass sie bereits mit Hansi Kleitsch über ein mögliches Engagement als Jugend-Koordinator gesprochen haben. Der wartet aber seit zwei Wochen auf die versprochene schnelle Rückmeldung.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten

Schlitzohr Schürg: Tore als Markenzeichen

Aus dem Fanblock ins Sturmzentrum: Kickers-Neuzugang feuerte früher die Blauen an

Stuttgart – Egal, für welchen Club er bisher spielte, Michael Schürg tat stets das, auf was es im Fußball ankommt: Er erzielte Tore. Und das nicht zu knapp. Auch beim Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers hat der Neuzugang vom Regionalligisten SSV Ulm 1846 bisher glänzend eingeschlagen.

VON JÜRGEN FREY

Die Wespe, die auf der Terrasse des Kickers-Clubhauses um sein Glas Spezi fliegt, unterbricht seinen ruhigen, sachlichen Redefluss. Plötzlich rudert Michael Schürg nervös mit den Armen. Der Vollblutstürmer wird zum Abwehrspieler. Die Aufgeregtheit kommt nicht von ungefähr. Den 23-Jährigen plagt eine Insektengiftallergie. Er klärt auf: „Bei einem Stich kommt es zu einer starken Schwellung, und es kann sein, dass ich fünf Tage Kopfweh habe.“

Das würde die Kickers hart treffen. Vor dem Rundenstart am kommenden Samstag bei Wacker Burghausen brauchen sie Schürg im Vollbesitz seiner Kräfte. Schließlich deutet vieles darauf hin, dass er gemeinsam mit Angelo Vaccaro das Angriffsduo bilden wird. „Michael hat sich hervorragend integriert und hängt sich voll rein“, lobt ihn Manager Joachim Cast. Etwas ganz Entscheidendes kommt hinzu: Schürg ist nicht nur pfeilschnell, er bewies auch schon seinen besonders ausgeprägten Torriecher.

Fünf Treffer hat der 1,83-m-Mann in den Vorbereitungsspielen erzielt. Auffällig: Das Schlitzohr braucht relativ wenig Chancen, um zum Erfolg zu kommen. „Eine gewisse Kälte vor dem Tor hatte ich schon immer“, sagt Schürg. Auch schon in der Jugend bei der SpVgg Renningen und der SKV Rutesheim. Dennoch tauchte er nie in einer Auswahlmannschaft auf. Höherklassige Angebote blieben zunächst aus. Also verbrachte er sein erstes aktives Jahr in der Bezirksliga. Mit 36 Treffern schoss er Rutesheim zum Aufstieg in die Landesliga. Das reichte, um bei Oberligist SGV Freiberg zu landen, für den er in der Saison 2006/07 18 Tore erzielte. In der folgenden Hinrunde traf er weitere elf Mal – und nun machte sein Name in der Regionalliga die Runde. Auch bei den Kickers. Den Blauen war in der Winterpause die Ablösesumme von 40 000 Euro zu hoch. Dem SSV Ulm 1846 nicht. Bei den Spatzen machte Schürg weitere elf Tore, wurde Oberliga-Torschützenkönig. Durch eine Klausel im Vertrag konnte er am Saisonende für die Ablöse von 10 000 Euro wechseln. Schürg hatte Drittligaangebote – aus Emden, Braunschweig und Offenbach. Doch als die erneute Offerte aus Degerloch kam, musste der bodenständige Renninger nicht lange überlegen. Er trägt die Blauen im Herzen. „Schon als Kind stand ich mit dem Kickers-Schal im Fan-Block“, verrät der gelernte Versicherungskaufmann. Sein Vater Uwe, früher in Feuerbach und Renningen im Tor, nahm seinen Filius zu den Heimspielen mit.

Jetzt stürmt Michael Schürg für seinen Lieblingsclub. Was er erreichen möchte? „Persönlich will ich mich in der dritten Liga durchsetzen und der Mannschaft helfen“, erklärt er bescheiden. Was das Ziel mit dem Team betrifft, lässt er viel Spielraum: „Platz eins bis 15“, sagt er. Der 18., 19. und 20. steigen ab. „Da werden wir auf keinen Fall dabei sein, denn gegen den Abstieg spielt man nur mit Individualisten, bei uns aber herrscht Teamgeist“, betont der Vollblutstürmer, der nur in der Nähe von Wespen zum Abwehrspieler wird.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten

Kommentar von Joe Bauer: „Knast gesucht“

Es gibt eine Komödie mit der französischen Filmlegende Jean Gabin, sie heißt im Original „Archimède, le clochard“ und auf Dummdeutsch „Im Kittchen ist kein Zimmer frei“. Der Inhalt des Films hätte mit den Stuttgarter Kickers nichts zu tun, könnte man le clochard nicht mit Penner übersetzen.

Der Ärger mit den Kickers geht mir langsam auf den Zeiger. Wie viele Leidensgenossen nehme ich es ihnen nicht übel, wenn sie spielen wie eine Stammheimer Therapiegruppe. Wie andere Kickers-Menschen ertrage ich es, dass wir die Spiele hinter einem aufgespannten Sicherheitsnetz auf der Stehtribüne verfolgen. Die Maschen dieses Netzes sind eng, das Monstrum wurde aufgehängt, nachdem ein verirrter VfB-Fan einen Linienrichter mit einem halbvollen Plastikbecher am Hals getroffen hatte. Der Schiri-Assistent ging zu Boden, als hätte man ihm das Genick gebrochen.

Diese Szene wird heute noch vom Fernsehen bei jeder unpassenden Gelegenheit als Beispiel für Gewalt im Stadion gezeigt. Und wir atmen deshalb auf der schönen Waldau immer noch gesiebte Luft. Wir haben das erduldet, ohne Rauchbomben zu werfen. Jetzt aber hören wir, die Kickers könnten zum Saisonbeginn nicht auf ihrem Platz spielen, weil dort der erforderliche Schließfach-Knast für wild gewordene Fans fehlt. Bürokratisch gesehen handelt es sich um eine fehlende „Verwahrungszelle“, also einen Käfig für zwanzig Narren, falls die mal aus dem Ausland auftauchen, aus dem Rheinland oder aus Dresden.

Dabei wäre eine Verwahrungszelle auf der Waldau nur dann dienlich, wenn sich die Frau Sportbürgermeisterin mal blicken ließe: Frau Doktor Eisenmann, wegen ihrer weithin bekannten Sensibilität auch Doktor Rambo genannt, würde man schon mal eine Auszeit mit Gitter-Blick gönnen. So könnte sie in Ruhe darüber nachdenken, wie man Fußball in der Stadt organisiert, ohne auf der Vip-Tribüne „Olé VfB“ zu schreien. In dieser Stadt war es noch nie ein Problem, Leute einzulochen. Schon während der WM 06 feierte Englands Presse den eigens auf dem Parkplatz vor dem Polizeipräsidium an der Hahnemannstraße aufgebauten Frischluft-Kerker für die Fans als „Little Guantanamo“. Da ist es doch ein Klacks, die läppische DFB-Forderung nach einem Banditen-Bunker an der Seitenlinie zu erfüllen.

Wenn ein Mann ins Gefängnis geht, Frau Sportbürgermeisterin, wandert er laut Volksmund in den Bau. Und wozu wurde dann der Bau-Container erfunden? Richtig: Den stellt man auf, wenn die Penner von der Stadt melden, bei den Kickers sei kein Zimmer für ein Kittchen frei. Ich bitte Sie: Es kann doch keinen Mangel an zeitgemäßer Knast-Logistik geben in einer Stadt, die international nicht nur für Porsche, Mercedes und ihre Sportbürgermeisterin berühmt ist. Sondern vor allem für Stammheim.

Quelle: Stuttgarter Nachrichten

Kein Saisonstart im Gazistadion

Weil Arrestzellen fehlen, soll VfB II ins Daimlerstadion – Kompromiss für Kickers-Heimspiel am 2. August

Stuttgart – Die Kickers müssen um ihr erstes Heimspiel der 3. Bundesliga im Gazistadion bangen. Die Polizei untersagte am Montag nach einem Krisengespräch auf der Waldau vorläufig dessen Betrieb, weil Arrestzellen fehlen. Zuerst betroffen ist die 2. Mannschaft des VfB, die am Samstag gegen Kickers Offenbach ins Daimlerstadion ausweichen muss.

„Wir wollen die jetzt gelieferten, mangelhaften Container mit Hochdruck umbauen, so dass die Polizei sie als Wache und als Zellen nutzen kann“, informierte Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) am Montagabend. Die geräumigen Blechboxen, die renitenten Fans standhalten sollen, wurden vom städtischen Hochbauamt zwar längst ausgeschrieben und bestellt, der österreichische Lieferant überbrachte der Stadt aber eine Hiobsbotschaft: Vor dem 18. August können die Hochsicherheitszellen nicht geliefert werden.

Die Stuttgarter Kickers wollen aber am 2. August auf eigenem Rasen ihre Heimpremiere gegen Fortuna Düsseldorf feiern. „Das wäre sonst blanker Hohn“, sagt Kickers-Manager Joachim Cast. „Mit gutem Willen auch der Polizei können wir den Umbau noch schaffen“, so Bürgermeisterin Eisenmann. Die notdürftig hergerichteten Container müssten aber nach dem ersten Kickers-Heimspiel ausgetauscht werden.

Grund der Misere, die den VfB II, eigentlich künftiger Dauergast im Gazistadion, bereits kommendes Wochenende sicher treffen wird, sind schärfere Vorschriften des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) für die neue 3. Liga. In jedem Stadion sind „eine Polizeiwache“ und „Verwahr- und Festnahmeräume für bis zu 20 Personen einzurichten“.

Weil erst in der vergangenen Woche vom Gemeinderat die 5,4 Millionen Euro teure Stadionsanierung samt gemauerter Zelle unter der Haupttribüne beschlossen wurde, fertigte der DFB für diese Saison auf der Waldau eine Ausnahmegenehmigung aus. Für eine Saison darf die Stadt Container mieten. Doch was da geliefert wurde, entspreche nicht den Vorgaben. „Die Rowdys dürften sich in der Zelle keinesfalls verletzen können“, sagt Eisenmann. Bei der Polizei hatte sie um eine pragmatische Lösung geworben – und einen Teilerfolg erreicht.

„Man kann nicht immer nur ein Auge zudrücken“, sagt Polizeisprecher Stefan Keilbach, „die Container sind ohnehin nur eine Minimallösung.“ Arrestzellen seien aber ein Mindeststandard. Im Neckarpark könne man immerhin zwei Zellen im Daimlerstadion sowie den Gewahrsam in der Wasenwache nutzen. Auf der Waldau, räumt Keilbach ein, sei es freilich bisher ohne gegangen: „In den Zellen des Degerlocher Reviers ist bisher noch nie ein Hooligan gesessen.“

Quelle: Stuttgarter Nachrichten