Aus dem Fanblock ins Sturmzentrum: Kickers-Neuzugang feuerte früher die Blauen an
Stuttgart – Egal, für welchen Club er bisher spielte, Michael Schürg tat stets das, auf was es im Fußball ankommt: Er erzielte Tore. Und das nicht zu knapp. Auch beim Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers hat der Neuzugang vom Regionalligisten SSV Ulm 1846 bisher glänzend eingeschlagen.
VON JÜRGEN FREY
Die Wespe, die auf der Terrasse des Kickers-Clubhauses um sein Glas Spezi fliegt, unterbricht seinen ruhigen, sachlichen Redefluss. Plötzlich rudert Michael Schürg nervös mit den Armen. Der Vollblutstürmer wird zum Abwehrspieler. Die Aufgeregtheit kommt nicht von ungefähr. Den 23-Jährigen plagt eine Insektengiftallergie. Er klärt auf: „Bei einem Stich kommt es zu einer starken Schwellung, und es kann sein, dass ich fünf Tage Kopfweh habe.“
Das würde die Kickers hart treffen. Vor dem Rundenstart am kommenden Samstag bei Wacker Burghausen brauchen sie Schürg im Vollbesitz seiner Kräfte. Schließlich deutet vieles darauf hin, dass er gemeinsam mit Angelo Vaccaro das Angriffsduo bilden wird. „Michael hat sich hervorragend integriert und hängt sich voll rein“, lobt ihn Manager Joachim Cast. Etwas ganz Entscheidendes kommt hinzu: Schürg ist nicht nur pfeilschnell, er bewies auch schon seinen besonders ausgeprägten Torriecher.
Fünf Treffer hat der 1,83-m-Mann in den Vorbereitungsspielen erzielt. Auffällig: Das Schlitzohr braucht relativ wenig Chancen, um zum Erfolg zu kommen. „Eine gewisse Kälte vor dem Tor hatte ich schon immer“, sagt Schürg. Auch schon in der Jugend bei der SpVgg Renningen und der SKV Rutesheim. Dennoch tauchte er nie in einer Auswahlmannschaft auf. Höherklassige Angebote blieben zunächst aus. Also verbrachte er sein erstes aktives Jahr in der Bezirksliga. Mit 36 Treffern schoss er Rutesheim zum Aufstieg in die Landesliga. Das reichte, um bei Oberligist SGV Freiberg zu landen, für den er in der Saison 2006/07 18 Tore erzielte. In der folgenden Hinrunde traf er weitere elf Mal – und nun machte sein Name in der Regionalliga die Runde. Auch bei den Kickers. Den Blauen war in der Winterpause die Ablösesumme von 40 000 Euro zu hoch. Dem SSV Ulm 1846 nicht. Bei den Spatzen machte Schürg weitere elf Tore, wurde Oberliga-Torschützenkönig. Durch eine Klausel im Vertrag konnte er am Saisonende für die Ablöse von 10 000 Euro wechseln. Schürg hatte Drittligaangebote – aus Emden, Braunschweig und Offenbach. Doch als die erneute Offerte aus Degerloch kam, musste der bodenständige Renninger nicht lange überlegen. Er trägt die Blauen im Herzen. „Schon als Kind stand ich mit dem Kickers-Schal im Fan-Block“, verrät der gelernte Versicherungskaufmann. Sein Vater Uwe, früher in Feuerbach und Renningen im Tor, nahm seinen Filius zu den Heimspielen mit.
Jetzt stürmt Michael Schürg für seinen Lieblingsclub. Was er erreichen möchte? „Persönlich will ich mich in der dritten Liga durchsetzen und der Mannschaft helfen“, erklärt er bescheiden. Was das Ziel mit dem Team betrifft, lässt er viel Spielraum: „Platz eins bis 15“, sagt er. Der 18., 19. und 20. steigen ab. „Da werden wir auf keinen Fall dabei sein, denn gegen den Abstieg spielt man nur mit Individualisten, bei uns aber herrscht Teamgeist“, betont der Vollblutstürmer, der nur in der Nähe von Wespen zum Abwehrspieler wird.
Quelle: Stuttgarter Nachrichten