Vorberichte: Stuttgarter Kickers – Hessen Kassel in der Statistik

Heute Abend soll die Serie reißen. Nach sieben Spielen ohne Sieg soll endlich wieder ein Dreier für die Blauen her. Dabei wartet mit dem Aufstieger aus Hessen ein Verein, der nach sehr gutem Saisonstart ein wenig schwächelte, zuletzt aber zwei mal in Folge gewinnen konnte und mit 19 Punkten mittlerweile nur noch vier Punkte hinter den Blauen auf Platz zwölf der Tabelle steht.

In der Vergangenheit taten sich die Blauen zwar das ein oder andere Mal äußerst schwer gegen Hessen Kassel. Doch die Niederlagen gegen die Hessen stammen fast ausnahmslos aus der sportlichen Hochzeit der Kasseler in den 60er Jahren, als Kassel sogar ans Tor der Bundesliga klopfte, aber in den Aufstiegsspielen scheiterten. In bisher 23 Spielen in Stuttgart gewannen die Kickers 13. In der drittklassigen Regionalliga Süd gab es erst ein Vergleich: Die Blauen gewannen deutlich mit 6:0. Die letzte Niederlage ist bereits über 16 Jahre her.

Alle Spiele in der Übersicht findet ihr im Kickersarchiv

Vorberichte: Stuttgarter Kickers – Hessen Kassel

Okpala bekommt seine Chance
 
Kickers heute gegen Kassel
 
STUTTGART (ump). Die Stuttgarter Kickers stehen in der Fußball-Regionalliga nach sieben Spielen ohne Sieg unter Druck. „Natürlich brauchen wir ein Erfolgserlebnis“, sagt der Trainer Robin Dutt vor dem Heimspiel heute (19 Uhr) gegen den Aufsteiger Hessen Kassel.

Rein organisatorisch betrachtet steht das Spiel der Fußball-Regionalliga heute zwischen den Stuttgarter Kickers und Hessen Kassel nach dem Spielabbruch im DFB-Pokal erneut unter einer höheren Sicherheitsstufe. Wobei Hertha BSC nun offensichtlich überlegt, nach dem Bundesligaspiel beim VfB (23. – 25. Februar) in Stuttgart zu bleiben und ein Freundschaftsspiel bei den Kickers zu bestreiten, dessen Einnahmen dem Regionalligisten zukommen, um die Strafe (10 000 Euro plus ein Spiel ohne Zuschauer) abzumildern.

Zunächst ist heute der sportliche Aspekt interessant. Nachdem der Kickers-Trainer Robin Dutt vergangenen Samstag in München mit der Geduld bei einigen Akteuren am Ende war, hat er in den letzten drei Trainingseinheiten eine Reaktion der Mannschaft feststellen können – im positiven Sinne: „Alle haben voll mitgezogen.“ Also auch Christian Okpala, den Dutt mit seiner Kritik besonders ansprechen wollte, wenn auch nicht namentlich. „So etwas mache ich intern“, betont Dutt, der sich entgegen seiner Gewohnheit bereits festgelegt hat: „Christian wird spielen. Er hat die Chance verdient.“

Natürlich ist nicht nur der Torjäger gefordert, sondern die gesamte Mannschaft. Und in der hinkten zuletzt auch andere Spieler ihrer Form hinterher. Nach sieben Punktspielen ohne Sieg stehen die Kickers jedenfalls unter Druck. Dutt: „Wir wollen endlich wieder ein Erfolgserlebnis haben, um gar keine Diskussionen aufkommen zu lassen, dass es in der Mannschaft nicht stimmt.“ Und um möglicherweise auf Platz drei zu kommen, den momentan der VfB Stuttgart II einnimmt.

Und das, obwohl die Mannschaft von Rainer Adrion zuletzt zweimal verloren hat. Doch dafür gibt“s Gründe: Die Ausfälle von Khedira (Profis), Kovacevic und Weis (beide verletzt) sind nicht so einfach wegzustecken – alle drei werden wohl auch heute beim Vorletzten Darmstadt 98 fehlen, wenngleich es bei Weis eine kleine Hoffnung gibt. „Jetzt sind eben andere Spieler wie Dangelmayr, Schuon oder Perchtold noch mehr gefordert“, sagt Adrion, der sich vom Tabellenplatz des Gegners nicht blenden lässt.

Stuttgarter Zeitung

Ziel der Kickers: Mit Sicherheit siegen
 
Stuttgart (dip) – Sieben Spiele warten die Stuttgarter Kickers nun schon auf einen Sieg, am heutigen Mittwoch (19 Uhr, Gazistadion) soll die Durststrecke des Fußball-Regionalligisten enden. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass es wieder einmal mit einem Sieg klappt“, sagt Kickers-Trainer Robin Dutt vor dem Duell mit Hessen Kassel.

Zuletzt beim 1:1 beim TSV 1860 München II hatte der Coach speziell in der ersten Halbzeit die Leidenschaft in seinem Team vermisst. Seine Kritik nach der Partie scheint angekommen zu sein. „Zumindest im Training haben sich alle voll reingehängt“, sagt Dutt, „entscheidend wird aber natürlich das Spiel.“ Verzichten muss der Trainer lediglich auf Mustafa Parmak. Der Mittelfeldspieler ist krank, aber ohnehin noch Rot-gesperrt. Abseits des Rasens wollen die Kickers erneut zum Beispiel durch den Einsatz von Videokameras für eine erhöhte Sicherheit sorgen.

Stuttgarter Nachrichten

Julio Cesar nicht gesetzt

Regionalliga: KSV Hessen heute Abend bei den Stuttgarter Kickers zu Gast
 
Kassel. Stuttgarter Kickers gen den KSV Hessen. Noch vor sieben Wochen wäre diese Partie in der Fußball-Regionalliga eine Art Gipfeltreffen gewesen. Die Blauen, wie die Kickers in ihrer Heimat genannt werden, standen damals auf Platz eins, die Löwen waren Dritte. Schnee von gestern. Denn beide Mannschaft sind vor der heutigen Begegnung im Stuttgarter Gazi-Stadion unterhalb des Fernsehturms (Beginn: 19 Uhr) in der Tabelle zurückgefallen. Die Kickers sind nur noch Fünfter, die Löwen Elfter.

Parallelen: Beide Teams starteten famos, gerieten dann aber in ein Tief. Bis zum 2:0-Sieg über Pirmasens am vergangenen Samstag waren die Löwen sieben Wochen ohne Sieg geblieben. Und exakt seit sieben Wochen haben die Kickers nunmehr keinen Dreier mehr geholt. KSV-Trainer Matthias Hamann: „Für die Kickers, die als einer der Aufstiegsfavoriten galten, eine Riesenenttäuschung.“

Stuttgart stehe am Scheideweg und deshalb sehr unter Druck. „Wenn sie uns nicht schlagen, dann können sie die Saison knicken.“ Dies könne den Löwen entgegenkommen. Aggressiv werde man spielen, die Zweikämpfe annehmen und versuchen, die Kickers vom KSV-Tor fernzuhalten. Mit welchem Personal die Löwen in Stuttgart auflaufen werden, stand gestern noch nicht fest. Unklar war infolgedessen auch, ob Offensivkraft Julio Cesar, der zuletzt gegen Pirmasens überzeugte, von Anfgang an dabei ist oder nicht. Der Trainer: „Alles ist möglich.“Hamann hat die Kickers zweimal in den vergangenen Wochen beobachtet. Sein Fazit: Die Blauen haben ein Problem, wenn sie das Spiel gestalten sollen.

Hoffnung auf personellem Sektor macht übrigens die sich ankündigende Rückkehr von Marc Arnold. Der Regisseur trat die Reise nach Stuttgart nicht mit an. Ein Einsatz käme zwar noch zu früh, bei sämtlichen Trainingseinheiten ist Arnold aber dabei. „Vielleicht können wir am Samstag gegen Wehen schon mit einem Kurzeinsatz planen“, sagt Hamann. Der zudem auch bald wieder auf Diminik Suslik hoffen kann. Der Verteidiger hat seine langwierige Verletzung des Syndesmosebandes auskuriert und soll diese Woche ebenfalls voll ins Training einsteigen.

Für die Löwen begann die Englische Woche in der Regionalliga bereits gestern. Um 12 Uhr wurde noch einmal trainiert, danach begann die Reise nach Süddeutschland, wo in Nürtingen übernachtet wurde. Nach dem Spiel in Stuttgart-Degerloch geht es heute Abend nicht zurück nach Kassel. Stattdessen bezieht die Mannschaft ein zweitägiges Trainingslager im Seeparkhotel Kirchheim. (bre/frz)

HNA-Online

Vor dem Anpfiff
 
Personal: Die Blauen verfügen mit 18 Spielern nur über einen recht kleinen Kader. Fehlt ein Spieler, wird es eng. Zurzeit sind bis auf Mittelfeldmann Mustafa Parmak (Rot-gesperrt) alle Mann an Deck. Aufstellung: Die Kickers werden voraussichtlich mit drei Stürmern angreifen. Ihr Manko: Christian Okpala ist außer Form. Gefährlichster Offensivmann ist Bashiro Gambo mit sechs Toren. Formbarometer: Nach dem grandiosen Saisonauftakt ging es zuletzt bergab. Die Kickers warten seit sieben Spielen auf einen Sieg und entfernten sich von den Aufstiegsrängen. Personal: Keine Änderungen gegenüber Samstag. Arnold und Suslik sind zwar wieder bei der Mannschaft, ein Einsatz käme aber noch zu früh. Aufstellung: Die Kickers haben Schwierigkeiten, zu Hause das Spiel zu machen. Wahrscheinlich wird Hamann deshalb wieder etwas defensiver auftreten lassen. Formbarometer: Cesar ist endlich in der Regionalliga angekommen, Busch zeigte sich gegen Pirmasens auch im Spiel nach vorn deutlich verbessert. Ebenfalls im Aufwärtstrend; Abwehrmann Christoph Keim. Ein Sorgenkind bleibt derzeit Jan Fießer.

HNA-Online

Kickers brauchen Erfolgserlebnis – Morgen Heimspiel gegen Hessen Kassel 
 
Seit sieben Spielen warten die Kickers in der Regionalliga Süd nun schon auf einen Sieg. Das Team von Trainer Robin Dutt will am Mittwochabend um 19.00 Uhr im GAZi-Stadion auf der Waldau gegen den Aufsteiger Hessen Kassel mit viel Kampfkraft den ersehnten dreifachen Punktgewinn erzwingen. Bis auf den gesperrten Mustafa Parmak war im Abschlußtraining am Dienstagvormittag der gesamte Kader dabei. Besonders motiviert zeigte sich der zuletzt kritisierte Torjäger Christian Okpala. Auch er will endlich seine Torflaute beenden und vor dem wichtigen Auswärtsspiel am Samstag in Hoffenheim eine gute Leistung abliefern.
  
Ob die Kickers wieder wie zuletzt in München mit einer Dreier-Abwehrkette antreten oder auf die zu Anfang der Saison bewährte 4-4-2-Formation zurückgreifen, das läßt Trainer Robin Dutt noch offen. Hessen Kassel dürfte vermutlich mit der zuletzt siegreichen Formation gegen Pirmasens antreten. Vielleicht ist nach seiner Verletzung aber auch wieder der frühere Kickersspieler Marc Arnold dabei. Der nunmehr 36jährige ist der Neffe von Kickers-Präsidiumsmitglied Dieter Wahl und er trug wesentlich zum Aufstieg von Hessen Kassel in die Regionalliga bei.

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Weiterhin erhöhte Sicherheitsstufe gegen Hessen Kassel

Auch in der Begegnung mit Hessen Kassel am morgigen Mittwoch, 8. November 2006 um 19.00 Uhr im GAZi-Stadion auf der Waldau führen die Stuttgarter Kickers erhöhte Sicherheitsmaßnahmen durch. Erneut steht das Spiel auf einer höheren Sicherheitsstufe als vorgesehen. So wird das Sicherheitspersonal ähnlich wie im letzten Heimspiel gegen Wehen aufgestockt und auf den Rängen sichtbarer platziert. Bewährt hat sich auch die Ausgabe der Pappbecher anstatt der bisherigen Plastikbecher. Beibehalten werden auch die Videokameras, um das Geschehen auf den Stehplatzrängen besser zu kontrollieren. 

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Presse: Kritik an Okpala

Kickers: Okpala gelobt Besserung

Neue Chance
 
STUTTGART (ump). Die freien Tage bei den Stuttgarter Kickers sind bis auf Weiteres gestrichen. Also wird im Hinblick auf die Partie in der Fußball-Regionalliga morgen (19 Uhr) gegen Hessen Kassel fleißig trainiert, auch wenn die Sonderschichten in der vergangenen Woche nur bedingt Erfolg gezeigt haben. Schon gar nicht bei Christian Okpala, der in München ein Totalausfall war und zur Pause ausgewechselt wurde. „Es geht nicht, dass sich einige Spieler auf Kosten der anderen ausruhen“, sagte der Trainer Robin Dutt. Das waren deutliche Worte. Jedenfalls suchte Okpala das Gespräch mit dem Präsidenten Hans Kullen, der sagt: „Der Spieler hat mir gegenüber erklärt, er habe verstanden, um was es geht.“

Nämlich um den Verein, die Mannschaft, aber auch ihn selbst. Mit einem Okpala auf der Bank oder der Tribüne ist keinem geholfen. Doch nachdem die Streicheleinheiten nicht gefruchtet haben, soll jetzt die härtere Gangart Erfolg bringen. Das gilt auch für Bashiru Gambo, den sich der Präsident gleich mit zur Brust genommen hat: „Beide geloben Besserung.“ Und wenn nicht? Dann hilft wohl nur eine Trennung. „Doch so weit sind wir noch nicht“, sagt Kullen. Und auch Okpalas Berater Dirk Lips hofft, dass der 29-Jährige wieder zu seiner Form am Saisonbeginn findet, als er in sechs Spielen fünfmal traf. „Es ist ja keine Majestätsbeleidigung, wenn er ausgewechselt wird“, sagt Lips. „Er muss jetzt eben vernünftig trainieren.“ Das tat er gestern wieder, nachdem er wegen Rückenbeschwerden am Sonntag pausiert hatte.

Stuttgarter Zeitung

Kritik von Okpala: Zu viel Training macht müde
 
Kickers-Trainer Dutt verteidigt seine Maßnahmen: „Ich kann keinem eine Sonderstellung einräumen“
 
Stuttgart – Christian Okpala steckt im Formtief und fühlt sich müde. Hauptgrund dafür sind für den Stürmer der Stuttgarter Kickers die fehlenden freien Tage. Trainer Robin Dutt lässt die Kritik nicht gelten – bricht aber nicht den Stab über den 29-Jährigen: „Wenn er gut trainiert und Vollgas gibt, wird er am Mittwoch auch spielen.“

VON JÜRGEN FREY

Christian Okpala beginnt das Gespräch so stürmisch, wie man ihn auf dem Platz schon lange nicht mehr gesehen hat: „Ich will am Mittwoch gegen Kassel zeigen, was ich für die Kickers wert bin.“ Zuletzt war das nicht viel bis gar nichts. Vergangenen Samstag beim 1:1 bei 1860 München II riss bei Trainer Robin Dutt der Geduldsfaden: Er nahm seinen Starspieler nach einer katastrophalen Vorstellung in der ersten Halbzeit vom Platz. Der Tiefpunkt war erreicht.

Der letztjährige Regionalliga-Torschützenkönig vom FC Augsburg hat dafür seine eigene Erklärung: Es werde zu viel trainiert. Deshalb fühlt er sich körperlich nicht fit. „Ich brauche zumindest einen Tag Pause in der Woche, ich kann nicht jeden Tag nur trainieren und an Fußball denken.“ Dann erzählt er von unruhigen Nächten mit seinem dreieinhalb Monate alten Sohn Maurice und dem fehlendem Schlaf: „Er bekommt Zähne und schreit oft die ganze Nacht – Horror.“ Besonders hart trifft den Nigerianer mit Schweizer Pass die Tatsache, dass Dutt zuletzt auch am Sonntag seine Spieler zum Training anrücken ließ: „Ich bin ein gläubiger Mensch und gehe gerne in die Kirche.“

Der Kickers-Trainer kann über die Aussagen Okpalas nur staunen. „Solche Argumente habe ich noch von keinem Spieler gehört“, wundert sich Dutt. „Ich kann keinem eine Sonderstellung einräumen, sondern muss das Team leistungsorientiert führen.“ Im Übrigen hätte die Mannschaft schon genügend freie Tage gehabt – als sie noch gewonnen hat. Nach dem 3:0 gegen Darmstadt 98 sogar drei Tage hintereinander.

Wie es mit der heiklen Personalie nun weitergeht? Zunächst einmal trainierte Okpala am gestrigen Montag wieder mit, nachdem er am Sonntag wegen Bandscheibenproblemen ausgesetzt hatte. „Wenn er im Training Vollgas gibt, wird er auch spielen, das gilt im Übrigen für alle Spieler“, stellt Dutt klar. Und wenn nicht, drückt der Spitzenverdiener die Bank. Was sich die Blauen mangels ernsthafter Alternativen sportlich eigentlich nicht leisten können. Dutt sieht das anders: „Lieber spielen wir um Platz zehn, aber mit Leuten, die sich für die Kickers einsetzen.“ Okpala betont, er wolle kämpfen. An einen Vereinswechsel denke er nicht. „Es sei denn, die Kickers wollen mich nicht mehr“, sagt er mit leiser Stimme. Es liegt an ihm selbst, das zu verhindern.

Stuttgarter Nachrichten

Presse zu 1860 München II – Stuttgarter Kickers (1:1)

Okpala wird zum Problemfall
 
Der Stürmer der Stuttgarter Kickers läuft seiner Form gemächlich hinterher
 
MÜNCHEN. Beim 1:1 der Stuttgarter Kickers in der Fußball-Regionalliga bei 1860 München II ist Christian Okpala zur Halbzeit ausgewechselt worden. Hinterher sagte der Stürmer, er brauche eine Pause. „Die wird er bekommen“, meint sein Trainer Robin Dutt.

Von Joachim Klumpp

Nach einem 1:1 gibt es eigentlich keinen Sieger. Dennoch durfte sich am Samstag einer als Gewinner fühlen: Edgar Kurz, bei dem zuvor zwei Herzen in seiner Brust geschlagen hatten. Das als Präsidiumsmitglied der Stuttgarter Kickers und das als Vater des Münchner Trainers Marco Kurz. Also sagte der Kickers-Trainer Robin Dutt: „Das war ja ihr Wunschergebnis.“ In seiner Mannschaft lief indes nicht alles nach Wunsch.

Wenn Edgar Kurz der heimliche Sieger war, dann hieß der Verlierer des Tages Christian Okpala. Der Torjäger der Kickers war bereits zur Pause ausgewechselt worden. „Nicht wegen einer Verletzung“, wie Trainer Dutt betonte. Auch wenn er den Spieler nicht namentlich an den Pranger stellte, so wurde ganz offensichtlich, dass Dutts Geduld zu Ende ist. „Heute sind wir an dem Punkt, wo ich mich nicht mehr bedingungslos hinter alle Spieler stellen kann“, sagte Dutt. „Das mindeste, was ich erwarte, ist Leidenschaft und Einsatzbereitschaft für die Kickers.“

Die fehlte am Samstag – nicht zum ersten Mal in den vergangenen Wochen. Speziell in den ersten 45 Minuten, besonders bei Christian Okpala. Der verlor nicht nur jeden Zweikampf, sondern lief auch keinem verloren gegangenen Ball hinterher. Diese Einstellung mag noch geduldet gewesen sein, solange der 29-Jährige traf. Doch nach fünf Toren in den ersten sechs Spielen und seiner Verletzungspause von drei Partien hat der Nigerianer mit Schweizer Pass Ladehemmung. Der Spieler selbst sagt: „Ich fühle mich körperlich nicht fit. Ich brauche eine Pause.“ Worauf der Trainer kurz angebunden meinte: „Die wird er auch bekommen.“

Das klingt nicht gerade nach einer harmonischen Beziehung, weshalb Okpala für die Kickers zum Problemfall werden könnte. Einerseits wird sich der Regionalliga-Torjäger der vergangenen Saison kaum dauerhaft mit der Reservistenrolle zufrieden geben, andererseits können es sich die Kickers sportlich nicht erlauben, den Spitzenverdiener ins Abseits zu stellen. Doch darauf scheint Dutt keine Rücksicht nehmen zu wollen. „Lieber spielen wir um Platz zehn, aber mit Leuten, die sich für den Verein einsetzen.“ So wie Bastian Bischoff, der nach der Pause tatsächlich mehr Schwung ins Spiel brachte, bisher vor dem Tor aber stets Nerven zeigte.

Wie jetzt Okpala, abseits des Platzes. Während die anderen Spieler noch zum Auslaufen gingen, trabte Okpala bereits in den Mannschaftsbus. Okpala wirkt momentan überfordert. Einerseits soll er Tore schießen, andererseits die jungen Spieler mitziehen, Leistungsträger sein und Vorbild zugleich „Im Moment verspüre ich zu viel Druck“, sagt der Stürmer, der bei seinem Exklub Augsburg zwar auch im Rampenlicht stand, aber eben nur als einer unter vielen gestandenen Profis.

Wie es weitergeht? Noch sagt Okpala: „Ich will den Verein nicht verlassen.“ Wenn sich an der Situation nichts ändert, wird man über einen Wechsel des großen Hoffnungsträgers nachdenken müssen. „Wir werden den Kader ab sofort überprüfen“, sagt Dutt, wohlwissend , dass er in Sachen Personalentscheidung die Verantwortung trägt. „Wenn wir uns bei einem Spieler getäuscht haben, dann nehme ich das auf meine Kappe.“

Nach sieben Punktspielen ohne Sieg wächst der Druck auf Dutt. Unabhängig vom fehlenden Kampfgeist einiger Spieler war auch das Defensivverhalten nach der Umstellung auf ein 3-5-2-System nicht immer überzeugend. Münchens Trainer Marco Kurz sagte zu Recht: „Von den Chancen her war für uns mehr drin.“ Auch wenn sein Vater dann nicht mehr als alleiniger Sieger des Tages dagestanden wäre.

Kickers: Yelldell – Hartmann, Yildiz, Härter – Benda, Akcay – Steinle, Kanyuk, Gambo (75. Sökler) – Mesic, Okpala (46. Bischoff).

Tore: 1:0 Fink (34.), 1:1 Mesic (69.).

Stuttgarter Zeitung

Dutts Geduld mit dem Team geht zu Ende
 
Kickers-Coach nimmt keine Rücksicht mehr auf Namen und wechselt Okpala aus – Kelsch in Aufsichtsrat?
 
Stuttgart – Der Geduldsfaden von Robin Dutt ist gerissen. Beim 1:1-Unentschieden bei 1860 München II nahm der Trainer der Stuttgarter Kickers bei Halbzeit Christian Okpala vom Platz. „Das ist ein Zeichen an alle Spieler“, sagt Manager Joachim Cast, „vor keinem wird jetzt mehr Halt gemacht.“

VON JÜRGEN FREY

Robin Dutt war geladen. Nach sechs sieglosen Regionalligaspielen hintereinander hatte seine Mannschaft im Stadion an der Grünwalder Straße gerade eine hilf- und leblose erste Halbzeit abgeliefert und lag 0:1 hinten. Dutt stauchte sein Team in der Kabine ordentlich zusammen – und schickte seine Spieler nach nicht einmal fünf Minuten wieder zurück auf den Rasen. Bis auf einen: Okpalas erneut schwache Leistung quittierte der Coach mit der Auswechslung. „Chris hat sich das selbst zuzuschreiben. Seine Vorstellung in München brachte das Fass zum Überlaufen“, rechtfertigte Manager Cast die Maßnahme des Trainers.

Die Mannschaft scheint das Signal verstanden zu haben. Nach der Pause präsentierten sich die Blauen fast wie verwandelt: Sie spielten druckvoller und mit mehr Einsatz. „Kampfgeist wie in der zweiten Halbzeit – das ist das Minimum, was ich von einer Kickers-Mannschaft erwarten kann“, sagte Dutt, „Leistungen wie vor der Pause bin ich nicht mehr länger bereit zu dulden.“

Sieben Punkte beträgt nun schon der Rückstand auf die Aufstiegsplätze. Bereits am kommenden Mittwoch (19 Uhr) kommt Hessen Kassel ins Gazistadion, am Samstag geht es zur TSG Hoffenheim. „Wir brauchen jetzt dringend ein Erfolgserlebnis“, fordert Cast. Was ihm Hoffnung macht, ist die zweite Halbzeit von München: „Das war ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.“

Und was passiert mit Problemfall Okpala? Cast: „Es liegt an ihm, selbstkritisch mit seiner Leistung umzugehen und entsprechend zu reagieren.“ Beim gestrigen Training musste der 29-jährige Ex-Augsburger wegen Rückenschmerzen allerdings pausieren. Was die Probleme nicht leichter macht: Der Nigerianer mit Schweizer Pass ist ein sensibler Spieler. Ihm wird nachgesagt, auf Kritik empfindlich zu reagieren und schnell abzublocken. Richtigen Zugang zu ihm soll nur Bashiru Gambo finden. Der Mann aus Ghana hat allerdings genug mit seinen eigenen Schwierigkeiten zu kämpfen.

Unterdessen werden bei den Kickers weiter die Weichen für die Hauptversammlung am 21. November gestellt. Neben dem ehemaligen Stuttgarter Finanz-Bürgermeister Klaus Lang (67) soll auch Walter Kelsch für den Aufsichtsrat kandidieren. Der 51-Jährige spielte von 1975 bis 1977 in der zweiten Liga für die Kickers, danach bis 1984 für den VfB Stuttgart.

Stuttgarter Nachrichten

Die Kickers rutschen weiter ab

Das 1:1 bei 1860 München II ist das siebte sieglose Ligaspiel in Folge – Dutt schimpft
 
München (sip) – Wieder nichts. Die Regionalliga-Fußballer der Stuttgarter Kickers blieben auch im siebten Ligaspiel in Folge ohne Sieg und rutschten in der Tabelle weiter ab. Nach dem 1:1 (0:1) beim TSV 1860 München II steht der einstige Tabellenführer auf Platz fünf.Kickers-Coach Robin Dutt war bedient. „In meiner dreijährigen Tätigkeit bei den Kickers bin ich zur Pause erstmals an dem Punkt angekommen, wo ich mich nicht mehr vor die Mannschaft stellen konnte. Es darf einfach nicht sein, dass die Leidenschaft fehlt“, schimpfte er in der Pressekonferenz. Einige Spieler werden sich wohl deutliche Worte anhören müssen. Statt des erhofften Befreiungsschlages gab es im Stadion an der Grünwalder Straße die nächste Ernüchterung. Am Ende mussten die Stuttgarter über den einen Punkt noch froh sein. Den erkämpften sie sich durch eine Leistungssteigerung nach dem Wechsel. Offensichtlich war Dutt in der Pause etwas lauter geworden. Der unermüdlich rackernde Mirnes Mesic schaffte in der 68. Minute den Ausgleich, nachdem der für den verletzten Berkant Göktan eingewechselte Anton Fink die Löwen in der 34. Minute nach einem Abwehrfehler der Stuttgarter in Führung gebracht hatte. Die Viererkette war erneut umgestellt worden. Manuel Hartmann rückte in die Innenverteidigung, Kapitän Jens Härter agierte auf der linken Seite.“In der zweiten Hälfte haben wir das gezeigt, was ich als Minimum erwarten kann von einer Kickers-Mannschaft, nämlich dass sie kämpft und fightet“, sagte Dutt. Am Mittwoch (19 Uhr) hat die Mannschaft im Heimspiel gegen Aufsteiger Hessen Kassel die Chance zur Wiedergutmachung – und auf den ersten Punktspielsieg seit dem 13. September.

Eßlinger Zeitung

Weitere Spielberichte:
TSV 1860 München:“1860 II spielt 1:1 gegen Kickers – Seit sieben Spielen ungeschlagen“
SVK1899.de: „Standpauke zur Halbzeit“
Kicker: „Fink kommt und ist gefährlicher als Adler“

StN zur bevorstehenden Jahreshauptversammlung

„Ein ganz schweres Spiel für mich“
 
Kickers-Funktionär Kurz
 
Stuttgart – An diesem Samstag (14.30 Uhr) muss Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers beim TSV 1860 München II antreten. Kickers-Präsidiumsmitglied Edgar Kurz steckt dabei in der Zwickmühle. Sein Sohn Marco (37) trainiert die kleinen Löwen.

Herr Kurz, sagen Sie jetzt nur nicht, diese Partie im Grünwalder Stadion ist für Sie ein Spiel wie jedes andere.

Die Gefahr besteht absolut nicht. Dieses Spiel wird ganz, ganz schwer für mich.

Wem drücken Sie denn nun die Daumen?

Zum Glück habe ich zwei. Ich hoffe auf ein Unentschieden.

Die Kickers würde dies nicht weiterbringen.

(Stöhnt.) Ich weiß, dass die Kickers zwingend gewinnen müssen, schließlich wollen wir aufsteigen, aber . . .

. . . Marco ist nun mal Ihr Sohn.

Ja, ich muss abwägen zwischen dem Präsidiumsamt und der Vaterrolle. Marco fühlt sich in München sehr wohl und hat mit seiner Frau und den beiden Kindern dort gebaut. Für ihn geht es um den Job. Er hat einen Vertrag bis zum Saisonende und mit seinem Team gerade mal ein Vier-Punkte-Polster auf einen Abstiegsplatz.

Holt er sich bei Ihnen Tipps?

Oh, das braucht er wirklich nicht. Er hat die Kickers in dieser Saison schon viermal gesehen. Er ist ein akribischer Arbeiter und wird hundertprozentig vorbereitet sein.

Wie haben Sie die Strafe wegen des Spielabbruchs gegen Hertha BSC aufgenommen?

Ein Spiel vor leeren Rängen und 10 000 Euro Geldstrafe sind schlimm genug. Aber unterm Strich hält es sich im Rahmen.

Hertha-Manager Dieter Hoeneß möchte den Kickers möglicherweise entgegenkommen.

Das wäre sehr schön. Wir können jeden Cent wunderbar gebrauchen.

Am 21. November steht die Hauptversammlung an. Stehen Sie für eine weitere Amtszeit zur Verfügung?

Ich denke, es wäre wichtig, dass das eingespielte Team weitermacht. Präsident Hans Kullen ist manchmal zwar stur wie ein Elefant, aber man muss ganz klar sehen: Ohne ihn wären wir in der Oberliga gelandet.

Nur um Ihnen solch schwere Spiele wie am Samstag vielleicht einmal zu ersparen: Wann wird Ihr Sohn Kickers-Trainer?

(Lacht.) Das weiß kein Mensch. Ich denke, es ist der große Wunsch des Präsidenten, den Vertrag mit Robin Dutt zu verlängern.

Fragen von Jürgen Frey

Stuttgarter Nachrichten

Klaus Lang kandidiert für Kickers-Aufsichtsrat
 
Stuttgart (jüf) – Robin Dutt versprüht Optimismus. „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in München die Wende schaffen“, sagt der Trainer der Stuttgarter Kickers vor der Partie an diesem Samstag (14.30 Uhr) beim TSV 1860 II. Die Mannschaft habe in dieser Woche sehr diszipliniert mitgezogen. Dies soll sich im Spiel fortsetzen. „Die Null muss stehen“, fordert Dutt nach sechs sieglosen Regionalligaspielen in Serie. Bis auf den gesperrten Mustafa Parmak sind alle Spieler einsatzfähig. Möglich, dass Dutt das System umstellt. In dieser Woche ließ er im Training eine 3-5-2-Formation einstudieren.

Unterdessen werden bei den Blauen die Weichen für die Hauptversammlung am 21. November gestellt. Klaus Lang, 67, bis vor drei Jahren Finanzbürgermeister der Stadt Stuttgart, bestätigte, dass er für den Aufsichtsrat kandidieren werde: „Ich bringe meine langjährige Erfahrung gerne ein.“

Stuttgarter Nachrichten

Presse zur Urteilsverkündung

Milde Strafe für Kickers
 
Der Becherwurf und die Folgen
 
STUTTGART. Die Stuttgarter Kickers sind vor dem DFB-Sportgericht einigermaßen glimpflich davongekommen. Für den Becherwurf im Pokalspiel gegen Hertha BSC muss der Regionalligist 10 000 Euro zahlen und ein Heimspiel vor leeren Rängen austragen.

Von Peter Stolterfoht

Hans Kullen hat vorsichtshalber schon einmal mit dem Schlimmsten gerechnet. Das ganz persönliche Horrorszenario des Präsidenten der Stuttgarter Kickers reichte von einer Geldstrafe in Höhe von 100 000 Euro bis hin zu einer Platzsperre. „Das kann ein böses Erwachen geben“, sagte Kullen in Erwartung des DFB-Sportgerichtsurteils. Ganz so schlimm war es dann doch nicht. Denn die Strafe für den Vorfall, der zum Abbruch des Pokalspiels gegen Hertha BSC geführt hatte, fiel vergleichsweise milde aus. Der Regionalligist muss 10 000 Euro Strafe zahlen und das übernächste Heimspiel gegen Elversberg am 18. November (Samstag) unter Ausschluss der Öffentlichkeit austragen.

Die Pokalpartie gegen die Berliner war in der 86. Minute vom Schiedsrichter Michael Weiner abgebrochen worden, nachdem ein Zuschauer den Assistenten Kai Voss mit einem Bierbecherwurf im Rücken getroffen hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte es 2:0 für die Gäste gestanden, die die Partie auch mit diesem Ergebnis für sich gewertet bekamen. Der Täter war noch im Stadion ermittelt worden. Strafmildernd für die Kickers, die durch den Ludwigsburger Rechtsanwalt Christoph Schickhardt vertreten wurden, wirkte sich „das vorbildliche Verhalten des Vereins im Anschluss an die Tat“ aus, wie von Seiten des DFB zu hören war. „Die Kickers sind mit einem tiefblauen Auge davongekommen“, sagte Christoph Schickhardt nach der Sitzung, die den ganzen Tag dauerte.

In seiner schriftlichen Stellungnahme hatte der Verein nichts beschönigt und sofort einen Maßnahmenkatalog erstellt, um solchen Vorfällen künftig entgegenzuwirken. Das hat sich ausgezahlt. So hatte der SC Freiburg 80 000 Euro zahlen müssen, nachdem der Bayern-Torhüter Oliver Kahn im Dreisamstadion von einem Golfball am Kopf getroffen worden war. Auch das Geisterspiel gegen Elversberg muss sich in Anbetracht der möglichen Konsequenzen verschmerzen lassen. Die Stuttgarter Kickers hätte eine solche Partie gegen einen attraktiveren Gegner wie zum Beispiel den VfR Aalen finanziell deutlich härter getroffen. Für den Geschmack von Joachim Cast ist das Urteil dennoch zu hart ausgefallen. „Wir haben uns nichts vorzuwerfen, und dann tut dieses Urteil schon weh“, so der Manager der Kickers.

Stuttgarter Zeitung

Kickers: Ein Spiel ohne Zuschauer
 
Sportgericht entscheidet: Gegen Elversberg unter Ausschluss der Öffentlichkeit und 10 000 Euro Strafe
 
Stuttgart – Die Folgen des Spielabbruchs gegen Hertha BSC stehen für die Stuttgarter Kickers fest: Die Blauen müssen das Regionalligaspiel gegen die SV Elversberg (18. November) unter Ausschluss der Öffentlichkeit austragen. Zudem gab es eine Geldstrafe in Höhe von 10 000 Euro.

VON JÜRGEN FREY

Die Kickers haben der Entscheidung des Sportgerichts des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am gestrigen Donnerstag bereits zugestimmt. Dadurch ist das Urteil rechtskräftig. Nach außen hin brachte die Führungsetage der Blauen in ersten Reaktionen ihre Betroffenheit zum Ausdruck. „Dies trifft uns und unsere treuen Fans brutal hart“, sagte Präsidiumsmitglied Dieter Wahl. Und Manager Joachim Cast ergänzte mit bewegter Stimme: „Durch das Geisterspiel gegen Elversberg gehen uns mindestens noch einmal 10 000 Euro durch die Lappen. Das tut sehr weh.“

Insgeheim durften die Kickers-Verantwortlichen jedoch tief durchgeatmet haben. Der nicht ausreichende Ordnungsdienst in Tateinheit mit mangelndem Schutz des Schiedsrichter-Assistenten, so die offizielle Lesart der Vorwürfe gegen die Blauen, hätte auch höher bestraft werden können. Zum Vergleich: Der SC Freiburg musste im April 2000 wegen eines Golfballs an den Kopf von Bayern-Torwart Oliver Kahn 75 000 Mark bezahlen. Noch etwas ließ die Blauen mit dem Schlimmsten rechnen: Der Bierbecherwurf auf der Waldau vom 25. Oktober kam nach den Randalen in anderen Stadien der Republik zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Was dagegen für die Blauen sprach, waren die gezielten Reaktionen auf die Ereignisse: Rund um das folgende Spiel gegen den SV Wehen hat sich der Club nach Absprache mit Rechtsanwalt Christoph Schickhardt nahezu perfekt verhalten und damit die richtigen Signale für ein mildes Urteil Richtung DFB gesendet. „Unser Anwalt hat sicher sehr gute Arbeit geleistet“, lobte Wahl den Fachmann aus Ludwigsburg.

Um ähnliche Vorkommnisse wie im Pokalspiel zu vermeiden, wird bei den Blauen über weitere Sicherheitsmaßnahmen nachgedacht. Wahl schwebt ein engmaschiges Netz auf der Gegengerade vor. „Natürlich wäre das eine Sichtbehinderung“, räumt das Präsidiumsmitglied ein, „aber Feuerzeuge oder Ähnliches würden dann nicht mehr aufs Feld fliegen.“

Zunächst aber geht es bei den Kickers darum, sich mit dem leeren Gazistadion am 18. November gegen Elversberg auseinander zu setzen. „Wir haben keinerlei Erfahrungen damit“, gab Manager Cast unumwunden zu. Gestern blätterte er schon mal in den Statuten, um herauszufinden, wer alles ins Stadion darf. „Die Partie ist ja auch als Fernsehspiel im SWR vorgesehen“, so Cast. Fest steht: Auch die treuen Dauerkarten-Inhaber der Kickers müssen gegen Elversberg draußen bleiben. „Wir werden uns für sie etwas einfallen lassen“, versprach Wahl. Er denkt dabei etwa an zusätzliche Freikarten.

Trainer Robin Dutt nahm das Urteil mit gemischten Gefühlen entgegen. „Es ist hart, aber wir sind mit einem dunkelblauen Auge davongekommen.“ Die besondere Atmosphäre gegen Elversberg sieht er als ein gewisses Risiko an: „Wir Verantwortlichen und die Spieler dürfen uns von der Stille nicht zu sehr beeinflussen lassen.“ Die Vorteile sieht er beim Gast aus dem Saarland. „Elversberg ist es gewohnt, vor wenigen Fans zu spielen“, sagte er mit einem Augenzwinkern.

Stuttgarter Nachrichten

Milde Strafe
 
VON GUNTER BARNER
 
Die Stuttgarter Kickers sind nicht die Deutsche Bank, und deshalb sind 10 000 Euro für den Fußball-Regionalligisten keine Peanuts. Die Geldstrafe tut weh. Und ein Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit ist auch nicht das reine Vergnügen. Trotzdem sind die Kickers mit einem blauen Auge davongekommen. Die schnellen und durchdachten Reaktionen auf die Geschehnisse rund um das DFB-Pokalspiel gegen Hertha BSC dürften das DFB-Sportgericht milde gestimmt haben. Außerdem hat sich auch bis in die Frankfurter Otto-Fleck-Schneise herumgesprochen, dass es wenig Sinn macht, einem nackten Mann in die Tasche zu greifen.

Das ist die eine Seite des Urteils, die andere ist: Die Kickers-Verantwortlichen sollten jetzt nicht so tun, als sei die Angelegenheit damit erledigt. Denn das Image des Traditionsclubs hat bundesweit gelitten. Die Kickers stehen ab sofort unter verschärfter Beobachtung, und die Strategen von der Waldau täten gut daran, Konzepte zu erarbeiten, die das Klima auf den Rängen nachhaltig ändern. Darin liegt im Grunde auch eine Chance für ein Profil. Warum sollten die Kickers nicht als der Club für Aufsehen sorgen, der als erster darauf verzichtet, den Gegner niederzubrüllen – stattdessen mit Witz und Pfiff die eigene Elf anfeuert? Warum sollten die Blauen nicht diejenigen sein, die Respekt vor Schiedsrichtern und Achtung vor dem Gegner zum Markenzeichen erheben? Fair geht vor.

Stuttgarter Nachrichten

Stuttgarter Kickers: Ein Spiel ohne Zuschauer und 10.000 Euro Geldstrafe

Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat den Regionalligisten Stuttgarter Kickers im Einzelrichter-Verfahren wegen eines nicht ausreichenden Ordnungsdienstes in Tateinheit mit mangelndem Schutz des Schiedsrichter-Assistenten dazu verurteilt, das erste Meisterschafts-Heimspiel nach dem 8. November 2006 unter Ausschluss der Öffentlichkeit auszutragen. Der aktuelle Spielplan sieht am 8. November das Stuttgarter Heimspiel gegen Hessen Kassel und am 18. November das Heimspiel gegen die SV Elversberg vor.

Zudem wurde eine Geldstrafe in Höhe von 10.000 Euro verhängt. Die Stuttgarter Kickers haben dem Urteil bereits zugestimmt, es ist damit rechtskräftig.

Hintergrund des Urteils ist der Spielabbruch der DFB-Pokal-Begegnung zwischen den Stuttgarter Kickers und Hertha BSC Berlin am 25. Oktober 2006 in Stuttgart. In der 81. Spielminute war das Spiel beim Stande von 2:0 für Hertha BSC Berlin abgebrochen worden, nachdem Schiedsrichter-Assistent Kai Voss (Großhansdorf) aus dem Zuschauer-Bereich von einem gefüllten Bierbecher am Rücken getroffen worden war und seine Linienrichter-Tätigkeit nicht weiter ausüben konnte.

Am 26. Oktober 2006 hatte das DFB-Sportgericht bereits entschieden, dass das Spiel mit 2:0 Toren für Hertha BSC Berlin als gewonnen gewertet wird. Die Stuttgarter Kickers hatten Rechtsmittelverzicht erklärt, so dass besagtes Urteil rechtskräftig wurde und Hertha BSC Berlin im Achtelfinale des DFB-Pokals stand.

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