StZ: „Kickers in der zweiten Liga – das wäre ideal“

Von Jürgen Frey

Fußball Pressekonferenz vor dem 164. Fußball-Stadtderby zwischen dem Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers und dem Bundesligisten VfB Stuttgart

Stuttgart – Regionalligist gegen Bundesligist. Vor dem Stuttgarter Freundschafts-Derby Kickers gegen VfB morgen (19 Uhr/Gazistadion) liegen so viele Spielklassen wie noch nie zwischen Blau und Rot. Auch deshalb ist von Rivalität zwischen den Präsidenten Erwin Staudt (VfB) und Edgar Kurz (Kickers) nichts zu spüren.

Herr Staudt, Herr Kurz, nach der WM ist vor dem Derby, halten Sie den Termin morgen für günstig?

Staudt: Einerseits sehe ich es etwas kritisch, da die Menschen vielleicht ein wenig satt sind, was Fußball betrifft. Andererseits glaube ich, dass durch die Spiele in Südafrika – vor allem durch unsere deutsche Elf – auch Lust geweckt wurde auf das Live-Erlebnis im Stadion.

Kurz: Auch wenn beim VfB die WM-Teilnehmer fehlen werden – die Neugier auf die neuen Teams wird groß sein. Ich rechne mit über 4500 Zuschauern.

Profitieren die Vereine von einem Großereignis wie der WM?

Staudt: Die phänomenalen TV-Quoten zeigen doch, dass kein anderes kulturelles Ereignis die Menschen im Land so in ihren Bann zieht.

Kurz: Auffallend finde ich vor allem, wie sehr die Zahl der Frauen zugenommen hat, die Fußball schauen.

Kommen deshalb auch mehr zu den Kickers?

Kurz: Wir können zwar keine Stars bieten, dafür schnellen, ehrlichen Sport mit Herz. Und optisch vorzeigbar ist unsere Elf auch – wie sie bei Modeschauen schon bewiesen hat. Klar ist: Wir haben die gesamte Familie als Fans im Blick. Die Kickers als familienfreundlichster Verein im Land – das hätte durchaus seinen Charme.

Rot und Blau trennen inzwischen drei Spielklassen. Können Sie sich noch ans letzte Derby um Punkte erinnern?

Staudt: Das war im Mai 1992. Ich saß auf der Gegengeraden – und es war Sammer-Time. Matthias Sammer mischte die Kickers fast im Alleingang auf – der VfB machte aus einem 0:1 ein 3:1.

Kurz: Die Kickers stiegen ab, der VfB wurde Meister.

Seitdem geht die Schere zwischen den Clubs immer weiter auseinander.

Kurz: Was die Optik betrifft, haben wir uns durch den gemeinsamen Hauptsponsor Gazi ja schon angenähert. Wir tun alles dafür, um auch sportlich wieder etwas aufzuholen.

Staudt: Wir hätten nichts dagegen. Im Gegenteil: Die Kickers in der zweiten Liga – das wäre ideal. Auch für uns. Die Blauen würden dann in einer Liga spielen, die wir mit unserer zweiten Mannschaft nicht erreichen können. Das würde uns die Möglichkeit bieten, dort Talente weiterzuentwickeln, ohne dass die ihr gewohntes Umfeld verlassen müssten.

Aktuell können Sie nichts für die Blauen tun?

Staudt: Unsere Möglichkeiten sind endlich. Solange die Kickers eine Liga unter unserer Drittligaelf spielen, gestaltet sich die ganze Sache schwierig.

Klappt es mit dem geplanten gemeinsamen Fan-Projekt?

Staudt: Das wäre klasse. In Stuttgart haben wir diesbezüglich Nachholbedarf. Doch die Entscheidung liegt bei der Stadt – der Zuschuss wurde meines Wissens noch nicht bewilligt. Die Gelder vom Deutschen Fußball-Bund und vom Land dagegen schon.

Kurz: Ich würde es auch toll finden, wenn es klappt. Ich bin in Cannstatt geboren und in Degerloch aufgewachsen. Ich bin Stuttgarter und frei von jeder Rivalität.

Und wenn in der kommenden Bundesligasaison Ihr Sohn Marco mit dem 1. FC Kaiserslautern auf den VfB trifft …

Kurz: … dann bitte ich um Verständnis, dass ich mehr Vater bin als Stuttgarter.

Herr Staudt, wäre FCK-Chefcoach Marco Kurz mal einer für den VfB?

Staudt: Er hat ja schon für den VfB gespielt. Marco Kurz ist mit dem Trainer-Gen ausgestattet und gehört zur modernen Generation der Fußball-Lehrer. Er kann für jeden Bundesligisten ein interessanter Mann werden.

Herr Staudt, Herr Kurz, vervollständigen Sie bitte folgenden Satz: Ein Stuttgarter Stadtderby um Punkte wird es …

Kurz: … zunächst nur in blauen Träumen geben.

Staudt: Ich schließe mich meinem Kollegen an. Aber im Fußball ist alles möglich.

Stuttgarter Nachrichten

StN: Brücken über den Neckar

Von Jürgen Frey

Stuttgart – Edgar Kurz musste den Aufstieg des Hauptsponsors der Stuttgarter Kickers in die Bundesliga nicht aus den Medien erfahren. Eduardo Garcia, der Chef der Garmo AG, rief den Präsidenten des Fußball-Regionalligisten einen Tag vor der offiziellen Bekanntgabe seines Engagements beim VfB Stuttgart an. Der Hörer fiel Kurz nicht aus der Hand, aber überrascht war er schon. Spontan hat er gratuliert, und auch mit einem Tag Abstand sieht der Kickers-Chef Garcias Handel mit den Roten nicht als Nachteil für seine Blauen an: „Ich sehe diese tolle Maßnahme als absolut positives Zeichen für Stuttgart, und für die Kickers sogar als Chance“, sagt Kurz.

Ende März hatte Garcia seinen Vertrag als Hauptsponsor beim Viertligisten bis zum 30. Juni 2011 verlängert, mit der Option für eine weitere Saison. Jährlich fließen dadurch knapp 180.000 Euro in die Kasse. Daran wird sich nichts ändern – was Garcia gegenüber unserer Zeitung bestätigte: „Für die Region und die Kickers bringt mein neues Engagement nur Vorteile.“ So stehen die Chancen gut, dass der innerstädtische Vergleich zwischen Blau und Rot vor der Saison (diesmal steigt das Freundschaftsderby am 14. Juli) zu einer Dauereinrichtung wird. Auch ein Turnier um den Gazi-Cup mit VfB und Kickers wäre denkbar. Und Spieler, die im VfB-Drittligateam nicht immer zum Einsatz kommen, könnten in Degerloch geparkt werden und dort Spielpraxis sammeln. Für Kurz steht jedenfalls fest: „Wir haben in Herrn Garcia eine wichtige Brücke zu unserem großen Nachbarn, einen Mann mit Einfluss, der uns mehr Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit dem VfB bietet.“ Die Zukunft wird zeigen, was konkret daraus wird.

Stuttgarter Nachrichten

StN: „Die Spieler werden noch mal Gas geben“

Von Jürgen Frey

Stuttgart – Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers wartet nun schon seit sechs Pflichtspielen auf einen Sieg. „Ich bin sicher, die Spieler werden im Endspurt noch mal Gas geben“, sagt Präsident Edgar Kurz vor dem Spiel am Dienstag (19 Uhr) gegen den SC Freiburg II.

Herr Kurz, wann haben Sie Ihrem Sohn Marco, dem Trainer des 1. FC Kaiserslautern, zum Aufstieg in die Bundesliga gratuliert?

Gleich am Sonntag, da war er schon auf der Autobahn auf dem Weg in die Pfalz – es war gar nicht so leicht durchzukommen, es war ständig besetzt.

Sie waren bestimmt stolz auf ihn.

Natürlich. Marco hat mit Stefan Kuntz praktisch aus dem Nichts einen Aufsteiger geformt, da stehen Spieler im Team, die aus der zweiten Mannschaft hochgeholt wurden. Ursprünglich lautete das Ziel des FCK nicht Aufstieg.

Haben Sie auch gefeiert?

Nun, seit Jahren besitze ich eine Magnum-Flasche, die ich bisher nur ganz ehrfürchtig angesehen habe. Jetzt hatten wir den nötigen Anlass – die haben wir geköpft und mit Freunden angestoßen.

Jetzt wird das geplante Freundschaftsspiel der Kickers sogar gegen einen Bundesliga-Club stattfinden.

Sicher ist, dass diese Partie in diesem Jahr im Gazistadion stattfinden wird, daran gibt es nichts zu rütteln. Die Gespräche laufen, leider wird das Spiel nicht in die Saisonvorbereitung fallen, denn der FCK hat unabhängig vom Aufstieg viele Verpflichtungen.

Kommen wir zur aktuellen Lage der Blauen. Wie enttäuscht sind Sie über die jüngste Misserfolgsserie der Mannschaft?

Ich bin nicht glücklich darüber. Vor allem das WFV-Pokal-Aus beim SV Bonlanden hat alle im Verein ins Mark getroffen.

Befürchten Sie, dass das Team Kredit verspielt – bei Fans und Sponsoren?

Nach der desolaten Leistung beim 1:1 gegen Darmstadt habe ich die Mannschaft zufällig bei einer kritischen, internen Aussprache an einem Grillplatz im Degerlocher Wald getroffen. Ich habe die Gelegenheit gerne wahrgenommen, den Spielern klarzumachen, dass solche Leistungen kaum dazu beitragen, mehr Zuschauer ins Stadion zu locken. Spiele dieser Qualität sind die falschen Signale an Fans und Sponsoren.

Zumindest was die Punktausbeute betrifft, blieb diese Aussprache ohne positive Folgen.

Beim 2:2 gegen Eintracht Frankfurt II zeigte die Formkurve schon wieder leicht nach oben. Ich bin sicher, die komplette Mannschaft weiß, was sie zu tun hat.

Welche Erkenntnisse nehmen Sie mit in die kommende Saison?

Dass wir uns stabilisieren müssen und über eine ganze Saison hinweg gut sein müssen.

Warum gibt es trotz des Einstiegs eines Investors noch keine Neuzugänge?

Weil wir keine Zugänge um jeden Preis wollen. Klasse statt Masse heißt unser Motto, da ist Geduld gefragt. Wir dürfen nicht leichtsinnig werden. Das Geld, das wir bekommen, ist eine Verpflichtung, schließlich müssen wir es auch wieder zurückzahlen.

Es heißt, die Kickers wären sich mit Oliver Stierle über eine Rückkehr einig.

Das kann ich Ihnen heute bestätigen. Wir sind schon länger im Gespräch, Oliver Stierle ist ein echter Blauer, der sehr gerne zu uns vom FC Bayern II zurückkommt.

Wo wird das Team am Ende landen?

Ich bin sicher, die Spieler werden im Endspurt noch mal Gas geben. Platz fünf am Schluss ist auf jeden Fall noch drin.

Stuttgarter Nachrichten

StZ: Die Kickers sind gut aufgestellt

Die Stuttgarter Kickers und ihr Hauptsponsor gehören offenbar zusammen wie Degerloch und der Fernsehturm. Jedenfalls verlängerte die Garmo AG („Gazi“) gestern den Vertrag mit dem Fußball-Regionalligisten um eine weitere Saison, so dass die Zusammenarbeit in ihr neuntes Jahr geht. Der Kickers-Präsident Edgar Kurz zeigte sich nicht nur wegen der vereinbarten Option überzeugt: „Wir schaffen auch noch das Zehn-Jahr-Jubiläum.“ Und der Garmo-Chef Eduardo Garcia fühlt sich als Wunschpartner des Vereins, „das war nicht immer so“. Über die Konditionen sagte Kurz nur: „Die sind mindestens so gut wie in der Vergangenheit.“ So dass man von rund 150 000 Euro ausgehen kann, dazu käme im Falle des Aufstiegs eine Extraprämie.

Die gibt es vielleicht ja auch für den Einzug in den DFB-Pokal, den die Kickers in diesem Jahr anstreben. Dazu müssen aber noch drei Siege her, der erste morgen (17 Uhr) im Viertelfinale des WFV-Wettbewerbs beim SV Bonlanden. Obwohl der in der Oberliga Schlusslicht ist und zuletzt in Bahlingen 1:6 unter die Räder kam, wollen die Kickers mit dem nötigen Respekt an die Aufgabe herangehen. „Wir werden in stärkster Aufstellung antreten“, sagt der Trainer Dirk Schuster. ump

Stuttgarter Zeitung

Trainer Schuster zögert noch

Die Stuttgarter Kickers haben aus den ersten drei Spielen des Jahres sieben Punkte geholt. Aus diesem Grund konnte der Präsident Edgar Kurz dem Gespräch mit dem Hauptsponsor Eduardo Garcia gestern recht zuversichtlich entgegensehen. „Es gibt positive Signale, dass er weitermacht“, sagt Kurz, eine offizielle Entscheidung soll nächsten Montag bekanntgegeben werden.

Ein weiterer wichtiger Termin für den Regionalligisten steht heute vor dem Landgericht Koblenz an, nachdem der dortige Zweitligist TuS ein im Zusammenhang mit dem Transfer von Mustafa Parmak 2008 vereinbartes Freundschaftsspiel nicht abgeschlossen hat, wofür bei einem unverschuldeten Verhalten der Kickers 50 000 Euro als Entschädigung vereinbart waren. Koblenz weigert sich zu zahlen. „Für mich ist der Vertrag wasserdicht“, sagt Kurz.

Der Präsident hofft noch in einem anderen Punkt auf einen Erfolg: Bei der vorzeitigen Vertragsverlängerung des Trainers Dirk Schuster. „Es wäre ja widersinnig, wenn wir uns nicht einigen könnten“, sagt Kurz. Im ersten Anlauf sollen die Gespräche allerdings gestockt haben, weil das Angebot der Kickers (zu nahezu unveränderten Konditionen) Schuster noch nicht zusagte. Es geht also wie so oft ums Geld. Die Alternative könnte sein: Eine ordentliche Erfolgsprämie – im Falle des Aufstiegs. ump

Die A-Junioren der Stuttgarter Kickers empfangen heute im Viertelfinale des DFB-Pokals um 18 Uhr den Nachwuchs aus Hoffenheim. Das Spiel wird im Gazi-Stadion ausgetragen.

Stuttgarter Zeitung

Presse zum neuen Investor

Finanzielle und personelle Verstärkung

Kickers Der Fußball-Regionalligist stellt wirtschaftlich die Weichen,nun fehlt noch der sportliche Erfolg. Von Joachim Klumpp

Die Eiszeit in Degerloch ist vorüber. Allerdings zu spät, um die für gestern geplante Nachholpartie der Stuttgarter Kickers in der Fußball-Regionalliga gegen den SC Freiburg II noch zu retten. Doch was die Verantwortlichen des Vereins dafür im VIP-Raum des Stadions zu verkünden hatten, war wahrscheinlich sogar mehr wert als drei Punkte. Unter dem Motto „Die Kickers gestalten ihre Zukunft“ wurden wichtige Weichenstellungen präsentiert, wie es der Präsident Edgar Kurz ausdrückte. Dabei ging es im Wesentlichen um drei richtungsweisende Punkte.

DFB-Kautionsfonds: nachdem bei den Kickers zum Ende der vergangenen Saison die Liquididät knapp wurde, hatten sich die Verantwortlichen um den damaligen Präsidenten Dirk Eichelbaum entschlossen, auf den Kautionsfonds des DFB zurückzugreifen und daraus 200 000 Euro in Anspruch zu nehmen. Die hätten bis zum 15. Mai 2010 (plus fünf Prozent Zinsen) zurückbezahlt werden müssen, was der Verein bereits Mitte dieses Monats getan hat – mit Hilfe eines Gönners, der die finanziellen Mittel auf zehn Jahre vorstreckt. „Wir haben eine flexible Vereinbarung getroffen“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Rainer Lorz zur Rückzahlungsverpflichtung.

Investor: was lange währt, wird endlich gut. Seit Jahren schon sucht der Verein einen strategischen Partner als Investor. Nun ist das nach intensiven Bemühungen gelungen, auch wenn über die Hintermänner auf deren Wunsch – auch in diesem Fall – Stillschweigen vereinbart worden ist. Klar ist zumindest, es handelt sich um eine deutsche Investmentgesellschaft, die den Kickers Geld zur Verfügung stellt, das sie allerdings mit einer erfolgsabhängigen Verzinsung zurückwill. Wobei die Rendite mit der Ligenzugehörigkeit des Clubs steigt. Mit anderen Worten: der Partner erwartet Erfolg, „auch wenn es dafür natürlich keine Garantie gibt“, wie Lorz betont.

Die Mittel, die insgesamt bei einem siebenstelligen Betrag von einer Million Euro liegen dürften, sind so angesetzt, dass der Etat von derzeit 1,7 Millionen Euro zur nächsten Saison um etwa 15 Prozent auf gut zwei Millionen Euro gesteigert werden kann. Lorz stellt dabei klar: „Das Kapital ist nicht zur Tilgung von Altlasten bestimmt.“

Sondern dazu, im sportlichen oder infrastrukturellen Bereich zu investieren. Was natürlich in erster Linie der Mannschaft zugutekommen soll. „Das ist eine Chance, aber auch Verpflichtung“, sagt Kurz, in dessen noch kurzer Amtszeit sich schon eine Menge bewegt hat.

Präsidium: zu guter Letzt gibt es nicht nur finanzielle Verstärkung, sondern auch personelle. Der ehemalige Kickers-Torhüter Tino Köstel (31) ist ins Präsidium berufen worden und dort für den sportlichen Bereich mit Jugend- und Nachwuchsförderung sowie – in Absprache mit Kurz und Schatzmeister Frieder Kummer – für die Lizenzspieler zuständig. Köstel, der 73 Spiele für die Kickers bestritten hat, arbeitet bei Daimler im Controlling.

„Ich denke, wir waren in der Winterpause nicht untätig und haben unsere Hausaufgaben gemacht“, sagte Lorz, der auch in Kontakt zu Hauptsponsor Gazi steht. Dort verfolgt man die Entwicklung laut eines Firmensprechers „mit Freude“. Noch im nächsten Monat wird man sich mit den Kickers zusammensetzen, um über eine weitere Zusammenarbeit zu sprechen. Tendenz: der Vertrag wird verlängert. Gleiches streben die Kickers übrigens auch in der Trainerfrage über 2011 hinaus an, wobei der Coach Dirk Schuster betont: „Wir werden hier keine Mannschaft mit Söldnermentalität aufbauen.“ Der Blick geht dabei bereits in die Zukunft. Schusters Zielsetzung lautet: „Wir wollen nächste Saison im oberen Drittel mitspielen.“ Also um die Plätze eins bis sechs – und im Folgejahr um den Aufstieg, zunächst in die dritte Liga.

Denn der Präsident Edgar Kurz weiß: „Ohne sportlichen Erfolg ist das alles umsonst. Der Erfolg liegt auf dem Platz.“ Schon am Sonntag gegen Weiden, wenn in Degerloch endlich auch wieder Fußball gespielt werden kann und soll.

Stuttgarter Zeitung

Die Kickers sind mit dem DFB quitt

Stuttgart (bw) – Erleichterung bei den Stuttgarter Kickers: Der Regionalliga-Zehnte konnte das Darlehen in Höhe von 200 000 Euro plus Zinsen an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) zurückzahlen, das er am Ende der vergangenen Drittliga-Spielzeit aus einem Kautionsfonds nehmen musste, um einen Liquiditätsengpass zu überbrücken. Spätestens bis zum 15. Mai dieses Jahres musste die Summe zurück­überwiesen werden, sonst hätte der DFB die Lizenz für die Saison 2010/2011 verweigert. Am 15. Februar erfolgte die Rückzahlung der insgesamt 209 000 Euro nun sogar vorzeitig. „Das lag uns schwer im Magen. Wir sind sehr froh, dass wir das mit der Hilfe eines Unterstützers bewältigen konnten“, sagte gestern Rainer Lorz, Aufsichtsratschef der „Blauen“. Der Unterstützer sei „ein Freund der Kickers, der nicht benannt werden möchte“. Auch Präsident Edgar Kurz war ein Stein vom Herzen gefallen. „Das ist für uns ein absoluter Glücksfall“, betonte er. Das Geld muss in den nächsten zehn Jahren einschließlich Zinsen zurückgezahlt werden.

Außerdem wurde ein strategischer Partner gefunden, der dem Club finanziell dabei helfen soll, mittel- und kurzfristige Ziele – sprich zunächst die Rückkehr in die 3. Liga – zu erreichen. Durch die zusätzlichen Mittel von der nicht benannten Gesellschaft soll der derzeitige Etat von 1,7 Millionen Euro um 10 bis 15 Prozent erhöht werden. Desweiteren teilte der Verein mit, dass der frühere Kickers-Torhüter Tino Köstel der fünfte Mann im Präsidium wird. Der 31-Jährige soll für den sportlichen Bereich zuständig sein.

Eßlinger Zeitung

Stuttgart: Lizenz gesichert – Köstel ins Präsidium
Neues Geld für den Aufstieg

Die Ziele sind klar. Im nächsten Jahr in der Regionalliga Süd oben mitspielen, 2012, spätestens aber 2013 soll dann der Aufstieg in die Dritte Liga folgen. Und langfristig wollen die Stuttgarter Kickers in die Zweite Bundesliga zurück. Damit das gelingt, will ein namentlich nicht genannter Investor den derzeitigen Etat von 1,7 Millionen Euro um 10 bis 15% erhöhen.

Der neue Partner will die Kickers sportlich, administrativ und wirtschaftlich unterstützen, erhofft sich im Gegenzug durch sportlichen Erfolg der Mannschaft aber auch Geld zurück. Denn in dem zehn Jahre laufenden Vertrag ist auch eine erfolgsabhängige Verzinsung drin. „Der Investor will im Ergebnis Geld verdienen“, so der Aufsichtsratsvorsitzende Rainer Lorz auf der Pressekonferenz am Mittwoch. Je höher die Kickers spielen, desto höher wird auch die Rückzahlungsrate.

Die Schwaben behalten die Marketing- und Transferrechte in ihrer Hand. Auch bei sportlichen und wirtschaftlichen Entscheidungen soll der Verein weiter selbstständig handeln.

Das Geld des Investors soll komplett in die Lizenzspielerabteilung fließen. „Für uns ist das eine große Chance, um unsere sportlichen Ziele erreichen zu können“, sagte Präsident Edgar Kurz. Sprach Trainer Dirk Schuster angesichts mehrerer Vertragsverlängerungen zuletzt von einem „Aufbau von etwas Schönem“ innerhalb der Mannschaft, gilt dies jetzt auch finanziell.

Lizenz gesichert – Köstel ins Präsidium

Denn auch die Lizenz für die nächste Saison ist gesichert. Am Ende der vergangenen Drittliga-Saison erhielten die Kickers 200.000 Euro aus dem Kautionsfonds des DFB, um einen Liquiditätsengpass zu überbrücken. Das Geld wurde an den DFB zurück überwiesen, mit Unterstützung von einem „Freund des Vereins“, so Lorz. Dieser Betrag muss bis 2020 an den Gönner zurückgezahlt werden.

Zudem wurde bekanntgegeben, dass der ehemalige Torhüter der Kickers, Tino Köstel, ab sofort im Präsidium des Degerlocher Vereins mitarbeitet. Der 31-Jährige wird für die Vertrags- und Jugendspielerabteilung zuständig sein. Bis 2006 war er für die Stuttgarter Kickers aktiv und brachte es dabei auf 73 Einsätze für die erste Mannschaft.

Kicker-Sportmagazin

StZ: Geldgeber in Sicht

Eigentlich hatten sich die Stuttgarter Kickers beim Regionalligagastspiel am Sonntag (14 Uhr) in der Nürnberger WM-Arena dank ihrer treuen Fans auf eine Heimspielatmosphäre eingestellt beim 1. FC Nürnberg II. Doch daraus wird nichts: Die Gastgeber, die sonst vor ein paar Hundert Zuschauern spielen, haben dank einer Sonderaktion 3500 Karten verkauft – Saisonrekord, passend zur Tabellenführung.

Davon sind die Kickers zwar einige Punkte entfernt, dennoch deutet sich unabhängig von der sportlichen Entwicklung bis zur Winterpause hinter den Kulissen ein Erfolg an. Was den Kautionsfonds beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) mit rund 200 000 Euro betrifft, „zeichnet sich eine Lösung ab“, sagt Edgar Kurz. Und wer die abwägenden Worte des Präsidenten kennt, der weiß, dass die Vertragsgespräche kurz vor dem Abschluss stehen dürften.

„Ich hätte das gerne schon auf der Hauptversammlung verkündet“, sagt Kurz, doch der bisher ungenannte Investor wollte wohl sicher sein, dass die handelnden Personen im Amt bleiben. Kurz: „Ich hoffe, dass es bis zu unserer Weihnachtsfeier perfekt ist.“ Es wäre das schönste Geschenk für den Verein – und gleichzeitig ein Zeichen an den DFB, dass die Kickers ihre Hausaufgaben machen. ump

Stuttgarter Zeitung

StZ: Interview Der Kickers-Präsident: „Frischer Wind nützt uns allen“

Edgar Kurz spricht über mögliche neue Marketingmaßnahmen.

Die Stuttgarter Kickers stecken in einer ereignisreichen Woche. Am Dienstag fand die Mitgliederversammlung statt, morgen (14 Uhr) kommt der Spitzenreiter der Fußball-Regionalliga, der VfR Aalen, ins Gazi-Stadion. Der wiedergewählte Kickers-Präsident Edgar Kurz kann sich über Arbeit also nicht beklagen, die aber macht ihm zunehmend Spaß.

Herr Kurz, morgen empfangen die Stuttgarter Kickers den Mitabsteiger und Tabellenführer VfR Aalen. Wird man da nicht manchmal neidisch, wenn man sieht, dass beim Gegner Geld offenbar keine Rolle spielt?

Also Neid war bei mir noch nie in irgendeiner Form existent. Ich habe mich immer an den vorhandenen Möglichkeiten orientiert. Und unter den Rahmenbedingungen, die wir bei den Kickers haben, dürfen wir nicht neidisch sein, sondern müssen mit einer gewissen Gelassenheit an solche Spiele rangehen, die unsere junge, erfolgshungrige Mannschaft braucht, um sich weiterzuentwickeln. Auf der anderen Seite wäre es natürlich zu begrüßen, wenn auch wir Sponsoren hätten, die uns in die Lage versetzen, die zum Aufstieg notwendige Qualität zu erreichen.

Was wird denn schwieriger: die angestrebte sportliche oder die wirtschaftliche Konsolidierung?

Unser Ziel ist, dass wir uns dieses Jahr konsolidieren und sportlich stabilisieren und vor allem die Spieler, die wichtig sind, vertraglich binden können, was in vielen Fällen erfreulicherweise bereits gelungen ist. Der zweite Schritt kann nur sein, sich in der nächsten Saison weiter nach vorne zu orientieren, also das Sprungbrett zu schaffen, um im dritten Jahr wirklich nach oben zu wollen. Da haben wir verschiedene Dinge am Laufen, mit Leuten, die bereit sind, bei den Kickers ein Engagement einzugehen. Das ist noch nicht spruchreif, aber ich denke, dass wir die sportliche Seite dann leichter bewältigen können. Die finanzielle Seite drückt permanent. Ich habe bei der Hauptversammlung ja auch gesagt, ich bin froh, dass wir uns nicht beim Insolvenzverwalter treffen. Denn dieses Szenario ist bei den Kickers für die Zukunft nie gänzlich ausgeschlossen.

Unter Ihrem Vorgänger Dirk Eichelbaum war immer gerne von einem Investor die Rede. Davon hört man jetzt wenig.

Das will aber nichts heißen. Wir melden immer gerne erst den Vollzug.

Das Thema ist also nicht vom Tisch.

Nein, das gehört zu diesem in Angriff genommenen Engagement. Gut Ding will eben Weile haben.

Es macht den Anschein, als ob Ihnen die Arbeit, die zunächst mehr als Übergangslösung gedacht war, zunehmend Spaß macht. Oder täuscht der Eindruck?

Nein, der täuscht nicht. Was mich so stark beeinflusst, ist das Vertrauen, das uns entgegengebracht wird. Und das möchten wir rechtfertigen und zurückgeben. Die Aufgabe macht im Grunde deshalb Spaß, weil sie von vielen Kickers-Anhängern mitgetragen wird. Da hat man dann irgendwo die moralische Pflicht, dem nachzukommen, auch wenn ich mich eigentlich nicht für den idealen Präsidenten halte.

Warum denn das?

Weil ich der Meinung bin, dass der ideale Präsident mehr vor Ort sein müsste, um sich um Details zu kümmern. Ich bin kaum bei Auswärts- oder Jugendspielen, das schaffe ich zeitlich nicht. Und ich brauche einen Geschäftsführer wie Jens Zimmermann, der mir den Rücken freihält und viele Arbeiten abnimmt. Ich habe gesagt: Wenn man mich trotzdem will, in Ordnung, dann stelle ich mich dieser Aufgabe.

Immerhin hat das Präsidium jetzt Verstärkung durch Axel Kolberg von der Agentur Wire bekommen, für den Bereich Marketing. Was versprechen sich die Kickers davon?

Er ist jung, dynamisch, sogar ein bisschen unkonventionell, er hat pfiffige Ideen, kommt aus der Werbebranche, ist bereit zu kämpfen. Kurzum: frischer Wind nützt allen und querdenken kann kreativ sein. Es wird spannend. Herr Kolberg kann sich zum Beispiel vorstellen, eine Hauptversammlung nicht im SSB-Waldaupark, den er als Kathedrale bezeichnet, abzuhalten, sondern in der Diskothek Boa.

Trotzdem fehlt immer noch der gewünschte Sportfachmann im Präsidium.

Auch da werden die Gespräche fortgesetzt. Es handelt sich um einen jüngeren Sportler mit Kickers-Vergangenheit. Eine Entscheidung könnte in den nächsten beiden Wochen fallen.

Mit dem Trainer Dirk Schuster, den Sie maßgeblich mitinstalliert haben, hatten die Kickers jedenfalls ein glückliches Händchen. Besteht da nicht die Gefahr, dass er mal begehrter ist als vielleicht ein Spieler?

Sie haben vollkommen recht. Dirk Schuster ist für uns ein Glücksfall, wir aber auch für ihn. Er hat mit der immer noch sehr geschätzten Marke Stuttgarter Kickers die ihm von uns gebotene Chance, ins Rampenlicht zu kommen, erkannt und liefert eine seriöse und ehrliche Arbeit ab. Sollten irgendwann Begehrlichkeiten anderer Clubs entstehen, werden wir sicher eine einvernehmliche Lösung finden. Aber das sind Spekulationen, zunächst einmal muss die Tagesarbeit erledigt werden. Und als Team kann man Berge versetzen – das sieht man am Beispiel Kaiserslautern.

Dort ist ja Ihr Sohn Marco erfolgreich Trainer. Gibt es da auch ab und zu mal Tipps im sportlichen Bereich?

Eigentlich nicht. Er hat die Mannschaft ja noch nicht gesehen, mit einer Ausnahme, und dann gesagt: „Ich bin erstaunt, wie sich die Spieler einsetzen und was für eine Leidenschaft sie an den Tag legen.“ Viel mehr kann er von außen nicht tun.

Er könnte ja mal zu einem Freundschaftsspiel nach Degerloch kommen.

Ich werde am Montag zum Spiel gegen Bielefeld gehen – und danach dem Manager Stefan Kuntz den Vorschlag unterbreiten.

Gibt es ein Hauptziel für die Amtszeit von drei Jahren?

Ganz klar: eine Klasse höher zu kommen.

Die interne Konkurrenz, die Handballer der Kickers, sind auch noch viertklassig, wollen aber bis 2013 in der zweiten Liga spielen.

Man muss immer Ziele haben, und wir wünschen den Handballern im Club viel Erfolg bei der Umsetzung. Aber für uns ist das ein weiter Weg. Ich bin zwar der Überzeugung, dass die Kickers von der Historie und ihrem Namen in die zweite Liga gehören, habe aber nie gesagt, dass wir es auch schaffen – wenngleich ich mittelfristig die Hoffnung nicht aufgebe.

Das Gespräch führte Joachim Klumpp.

Stuttgarter Zeitung

ZUR PERSON

Edgar Kurz Der Heimatclub des 68-Jährigen ist der SV Sillenbuch, mit dem er als Trainer in die Bezirksliga aufgestiegen ist. Kurz ist Inhaber der Versicherungsagentur Rudolf und Hermann Schmid. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.

Präsident Kurz ist seit dem 15. Juli Präsident der Kickers und damit Nachfolger von Dirk Eichelbaum, zuvor war Hans Kullen im Amt (Juli 2003 bis März 2007), der den inzwischen verstorbenen Ehrenpräsidenten Axel Dünnwald-Metzler nach 24 Jahren abgelöst hatte. ump

Stuttgarter Zeitung