StZ: Interview Der Kickers-Präsident: „Frischer Wind nützt uns allen“

Edgar Kurz spricht über mögliche neue Marketingmaßnahmen.

Die Stuttgarter Kickers stecken in einer ereignisreichen Woche. Am Dienstag fand die Mitgliederversammlung statt, morgen (14 Uhr) kommt der Spitzenreiter der Fußball-Regionalliga, der VfR Aalen, ins Gazi-Stadion. Der wiedergewählte Kickers-Präsident Edgar Kurz kann sich über Arbeit also nicht beklagen, die aber macht ihm zunehmend Spaß.

Herr Kurz, morgen empfangen die Stuttgarter Kickers den Mitabsteiger und Tabellenführer VfR Aalen. Wird man da nicht manchmal neidisch, wenn man sieht, dass beim Gegner Geld offenbar keine Rolle spielt?

Also Neid war bei mir noch nie in irgendeiner Form existent. Ich habe mich immer an den vorhandenen Möglichkeiten orientiert. Und unter den Rahmenbedingungen, die wir bei den Kickers haben, dürfen wir nicht neidisch sein, sondern müssen mit einer gewissen Gelassenheit an solche Spiele rangehen, die unsere junge, erfolgshungrige Mannschaft braucht, um sich weiterzuentwickeln. Auf der anderen Seite wäre es natürlich zu begrüßen, wenn auch wir Sponsoren hätten, die uns in die Lage versetzen, die zum Aufstieg notwendige Qualität zu erreichen.

Was wird denn schwieriger: die angestrebte sportliche oder die wirtschaftliche Konsolidierung?

Unser Ziel ist, dass wir uns dieses Jahr konsolidieren und sportlich stabilisieren und vor allem die Spieler, die wichtig sind, vertraglich binden können, was in vielen Fällen erfreulicherweise bereits gelungen ist. Der zweite Schritt kann nur sein, sich in der nächsten Saison weiter nach vorne zu orientieren, also das Sprungbrett zu schaffen, um im dritten Jahr wirklich nach oben zu wollen. Da haben wir verschiedene Dinge am Laufen, mit Leuten, die bereit sind, bei den Kickers ein Engagement einzugehen. Das ist noch nicht spruchreif, aber ich denke, dass wir die sportliche Seite dann leichter bewältigen können. Die finanzielle Seite drückt permanent. Ich habe bei der Hauptversammlung ja auch gesagt, ich bin froh, dass wir uns nicht beim Insolvenzverwalter treffen. Denn dieses Szenario ist bei den Kickers für die Zukunft nie gänzlich ausgeschlossen.

Unter Ihrem Vorgänger Dirk Eichelbaum war immer gerne von einem Investor die Rede. Davon hört man jetzt wenig.

Das will aber nichts heißen. Wir melden immer gerne erst den Vollzug.

Das Thema ist also nicht vom Tisch.

Nein, das gehört zu diesem in Angriff genommenen Engagement. Gut Ding will eben Weile haben.

Es macht den Anschein, als ob Ihnen die Arbeit, die zunächst mehr als Übergangslösung gedacht war, zunehmend Spaß macht. Oder täuscht der Eindruck?

Nein, der täuscht nicht. Was mich so stark beeinflusst, ist das Vertrauen, das uns entgegengebracht wird. Und das möchten wir rechtfertigen und zurückgeben. Die Aufgabe macht im Grunde deshalb Spaß, weil sie von vielen Kickers-Anhängern mitgetragen wird. Da hat man dann irgendwo die moralische Pflicht, dem nachzukommen, auch wenn ich mich eigentlich nicht für den idealen Präsidenten halte.

Warum denn das?

Weil ich der Meinung bin, dass der ideale Präsident mehr vor Ort sein müsste, um sich um Details zu kümmern. Ich bin kaum bei Auswärts- oder Jugendspielen, das schaffe ich zeitlich nicht. Und ich brauche einen Geschäftsführer wie Jens Zimmermann, der mir den Rücken freihält und viele Arbeiten abnimmt. Ich habe gesagt: Wenn man mich trotzdem will, in Ordnung, dann stelle ich mich dieser Aufgabe.

Immerhin hat das Präsidium jetzt Verstärkung durch Axel Kolberg von der Agentur Wire bekommen, für den Bereich Marketing. Was versprechen sich die Kickers davon?

Er ist jung, dynamisch, sogar ein bisschen unkonventionell, er hat pfiffige Ideen, kommt aus der Werbebranche, ist bereit zu kämpfen. Kurzum: frischer Wind nützt allen und querdenken kann kreativ sein. Es wird spannend. Herr Kolberg kann sich zum Beispiel vorstellen, eine Hauptversammlung nicht im SSB-Waldaupark, den er als Kathedrale bezeichnet, abzuhalten, sondern in der Diskothek Boa.

Trotzdem fehlt immer noch der gewünschte Sportfachmann im Präsidium.

Auch da werden die Gespräche fortgesetzt. Es handelt sich um einen jüngeren Sportler mit Kickers-Vergangenheit. Eine Entscheidung könnte in den nächsten beiden Wochen fallen.

Mit dem Trainer Dirk Schuster, den Sie maßgeblich mitinstalliert haben, hatten die Kickers jedenfalls ein glückliches Händchen. Besteht da nicht die Gefahr, dass er mal begehrter ist als vielleicht ein Spieler?

Sie haben vollkommen recht. Dirk Schuster ist für uns ein Glücksfall, wir aber auch für ihn. Er hat mit der immer noch sehr geschätzten Marke Stuttgarter Kickers die ihm von uns gebotene Chance, ins Rampenlicht zu kommen, erkannt und liefert eine seriöse und ehrliche Arbeit ab. Sollten irgendwann Begehrlichkeiten anderer Clubs entstehen, werden wir sicher eine einvernehmliche Lösung finden. Aber das sind Spekulationen, zunächst einmal muss die Tagesarbeit erledigt werden. Und als Team kann man Berge versetzen – das sieht man am Beispiel Kaiserslautern.

Dort ist ja Ihr Sohn Marco erfolgreich Trainer. Gibt es da auch ab und zu mal Tipps im sportlichen Bereich?

Eigentlich nicht. Er hat die Mannschaft ja noch nicht gesehen, mit einer Ausnahme, und dann gesagt: „Ich bin erstaunt, wie sich die Spieler einsetzen und was für eine Leidenschaft sie an den Tag legen.“ Viel mehr kann er von außen nicht tun.

Er könnte ja mal zu einem Freundschaftsspiel nach Degerloch kommen.

Ich werde am Montag zum Spiel gegen Bielefeld gehen – und danach dem Manager Stefan Kuntz den Vorschlag unterbreiten.

Gibt es ein Hauptziel für die Amtszeit von drei Jahren?

Ganz klar: eine Klasse höher zu kommen.

Die interne Konkurrenz, die Handballer der Kickers, sind auch noch viertklassig, wollen aber bis 2013 in der zweiten Liga spielen.

Man muss immer Ziele haben, und wir wünschen den Handballern im Club viel Erfolg bei der Umsetzung. Aber für uns ist das ein weiter Weg. Ich bin zwar der Überzeugung, dass die Kickers von der Historie und ihrem Namen in die zweite Liga gehören, habe aber nie gesagt, dass wir es auch schaffen – wenngleich ich mittelfristig die Hoffnung nicht aufgebe.

Das Gespräch führte Joachim Klumpp.

Stuttgarter Zeitung

ZUR PERSON

Edgar Kurz Der Heimatclub des 68-Jährigen ist der SV Sillenbuch, mit dem er als Trainer in die Bezirksliga aufgestiegen ist. Kurz ist Inhaber der Versicherungsagentur Rudolf und Hermann Schmid. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.

Präsident Kurz ist seit dem 15. Juli Präsident der Kickers und damit Nachfolger von Dirk Eichelbaum, zuvor war Hans Kullen im Amt (Juli 2003 bis März 2007), der den inzwischen verstorbenen Ehrenpräsidenten Axel Dünnwald-Metzler nach 24 Jahren abgelöst hatte. ump

Stuttgarter Zeitung

Die Fieberkurve steigt an – vor dem Derby gegen Tabellenführer VfR Aalen

Kein Vergleich
Fußball, Regionalliga: Erstaunliche Entwicklung bei den Stuttgarter Kickers

Sie sind beide Absteiger. Sie wollen beide in absehbarer Zeit zurück in die Dritte Liga. Und sie haben beide eine extrem junge Mannschaft. Es gibt aber auch viele Unterschiede zwischen den Stuttgarter Kickers und dem VfR Aalen. „Wirtschaftlich liegen sogar Welten dazwischen“, sagt Dirk Schuster vor dem Derby am Samstag. Anpfiff im Gazi-Stadion: 14 Uhr.

ALEXANDER HAAG

Unterm Fernsehturm wird wieder gejubelt: Die Kickers-Spieler Demis Jung, Marcel Ivanusa und Mijo Tunjic wollen am Samstag im Derby den Tabellenführer VfR Aalen ärgern. (Foto: Eibner)
In der vergangenen Drittligasaison gab’s nur einen Sieger. 3:1 und 4:1 gewann der VfR Aalen die beiden Punktspiele gegen die Stuttgarter Kickers. Auch beim Derby am Samstag sind die Ostälbler in der Favoritenrolle – zumindest vom Papier her. Kickers-Trainer Dirk Schuster stört das wenig. Der Ex-Nationalspieler glaubt vielmehr an ein Duell auf Augenhöhe. „Die Chancen stehen 50:50. Wenn wir unser volles Leistungsvermögen abrufen, können wir jedem Gegner gefährlich werden.“
Gefährlich waren die Kickers in der bisherigen Saison allerdings nicht immer. Zwar gab’s in 15 Ligaspielen nur drei Niederlagen, andererseits stehen aber auch erst fünf Siege zu Buche und damit nur Platz acht. „Die Platzierung ist sekundär“, sagt Schuster. Viel wichtiger sei das Auftreten seiner Mannschaft. „Das war von zwei Ausrutschern abgesehen durchweg ansprechend. Und das 0:0 in Kassel hat gezeigt, dass wir für mehr als 90 Minuten Luft haben. Wir konnten in den letzten 20 Minuten nochmal Gas geben.“ Der Trainer weiß aber auch, dass unterm Strich noch zu wenig Punkte stehen. Für Schuster ist das allerdings keine Frage der fehlenden Qualität. „Wir haben eine extrem junge Mannschaft, der noch die Erfahrung und die Abgezocktheit fehlt. Aber so etwas lernt niemand von heute auf morgen.“ Angesichts der Tatsache, dass ein Großteil der Mannschaft vor einem halben Jahr noch in der U23 spielte, „haben wir eine erstaunliche Entwicklung hinter uns“. Bestes Beispiel: Mijo Tunjic. Der 21-Jährige brachte es in der Dritten Liga auf sechs Einsätze. In dieser Runde hat er alle 15 Spiele absolviert und bereits neun Treffer erzielt – die Hälfte aller Kickers-Tore.
Intensiv verfolgt Schuster auch den Umbruch beim VfR Aalen mit. Und er ist keineswegs verwundert, dass der kommende Gegner mit einer neuformierten Truppe schon an der Tabellenspitze steht. „Aalen hat sich sehr gut verstärkt und mit Rainer Scharinger einen hervorragenden Fachmann, der genau weiß, was er tut.“ Die Tatsache, dass in Aalen noch immer keiner vor der Meisterschaft spricht, kann Schuster verstehen: „Ein Aufstieg in dieser Liga ist nicht planbar.“ Zumal der Kickers-Trainer im VfR-Angriff durchaus noch Luft nach oben sieht: „Es gibt in der Regionalliga viele Mannschaften, die viel mehr Tore schießen als der VfR Aalen.“

„Es liegen Welten dazwischen“
Dennoch: „Wenn Rainer Scharinger die Situation realistisch einschätzt, weiß er, dass der VfR ganz oben mitspielen kann“, sagt Schuster und fügt hinzu, dass seine Elf davon noch weit entfernt ist: „Mit dem VfR Aalen können wir uns nicht vergleichen. Wirtschaftlich liegen sogar Welten zwischen den Vereinen.“

Schwäbische Post

Presse-Nachlese zur Jahreshauptvesammlung – Porträt Axel Kolberg

Die Kickers wollen Mitglieder gewinnen

Um Punkt 22.46 Uhr hat der Versammlungsleiter die Mitgliederversammlung der Stuttgarter Kickers am Dienstag beendet. Was unterstreicht, dass der Abend weitgehend harmonisch abgelaufen ist, schließlich mussten turnusgemäß auch noch Wahlen abgehalten werden. Der achtköpfige Aufsichtsrat mit Rainer Lorz an der Spitze bestätigte erwartungsgemäß Edgar Kurz in seinem Amt als Präsident. Der 68-Jährige weiß um die Probleme der Konsolidierung: „Ich bin dankbar, dass wir bei einer Hauptversammlung zusammengekommen sind – und nicht beim Insolvenzverwalter.“

Angesichts des auf 744 000 Euro gestiegenen Schuldenstands mahnte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Christian Dinkelacker: „Ich glaube, einige Mitglieder wissen gar nicht, wie Spitz auf Knopf es im Sommer um den Verein stand.“Enthalten sind in dem Betrag noch nicht einmal die privaten Darlehen der Familie Dünnwald-Metzler und von Hans Kullen, dessen Rückzahlung der zweiten Rate für 2009 ausgesetzt wurde, oder der DFB-Kautionsfonds. Insgesamt macht das nochmals Verbindlichkeiten von 1,1 Millionen Euro.

Umso wichtiger scheinen neue Wege in der Vermarktung, einer davon soll die verstärkte Mitgliederwerbung sein. „Wir wollen bis zum Saisonende die Zweitausendermarke knacken“, sagt der Geschäftsführer Jens Zimmermann, nachdem aktuell 1475 Mitglieder registriert sind. Der Jahresbeitrag soll im Gegenzug – angelehnt am Gründungsjahr 1899 – nur noch zwischen 18 und 99 Euro betragen. ump

Stuttgarter Zeitung

Ein furchtloser Werbeprofi mit pfiffigen Ideen für die Blauen
Das neue Präsidiumsmitglied Axel Kolberg will die Marke Kickers weiterentwickeln: „Flamme brennt, jetzt müssen wir Öl nachgießen“

Von Jürgen Frey

STUTTGART. Als das frisch gewählte Präsidiumsmitglied der Stuttgarter Kickers vorne am Tisch der Führungscrew Platz nahm, ballte er die Faust und reckte sie nach oben wie ein Boxer im Ring. Die Freude auf sein neues Amt beim Fußball-Regionalligisten war Axel Kolberg bei der Mitgliederversammlung deutlich anzusehen. „Dieser Mann fürchtet sich vor nichts“, sagt Präsident Edgar Kurz, „er ist ein Querdenker mit Niveau, der uns mit seiner dynamischen und kreativen Art nach vorne bringt.“

Der Kontakt wurde vertieft, nachdem Kolbergs Stuttgarter Werbeagentur Wire mit pfiffigen Ideen die Kickers überzeugt hatte. Die Plakataktionen mit Slogans wie „Blaublut sucht Herzblut“ oder „Was zählt, ist rund“ kamen im Lager der Kickers sofort gut an. Kolberg ließ sich von Kurz überzeugen, im Präsidium den Bereich Marketing zu übernehmen, Dieter Wahl kümmert sich künftig auf eigenen Wunsch um die anderen Abteilungen. Warum er sich in die Verantwortung nehmen ließ? „Die beste Motivation ist ein gutes Gefühl“, sagt Kolberg, „und mit fähigen Leuten etwas zu bewegen reizt mich.“

Der 41-Jährige ist gebürtiger Karlsruher und unterstützte als glühender Fußballfan den KSC von klein auf im Fanblock. Seit sechs Jahren lebt und arbeitet er in Stuttgart. Und jetzt will er die Marke Kickers weiterentwickeln: „Die kleine Flamme brennt, nun müssen wir Öl nachgießen, damit sie nicht erlischt.“ Was die Kickers repräsentierten, ist für den Werbeprofi völlig klar: „Wir stehen nicht für Zirkus, sondern für 90 Minuten Kampfgeist und ehrlichen Fußball.“

Mit Hilfe Neuer Medien will er neue Zielgruppen erschließen. Die Kickers sieht er bereits auf dem richtigen Weg: „Welcher Viertligist hat schon einen SMS-Ergebnisservice oder ein Internet-TV auf der Homepage?“ Dass letztendlich die beste Imagekampagne und Sponsorenstrategie nichts bringt, wenn der sportliche Erfolg ausbleibt, ist ihm klar. „Wir wollen mit kleinen Schritten nach oben“, betont er. Der nächste soll am kommenden Samstag (14 Uhr/Gazistadion) im Derby gegen den VfR Aalen folgen. Kolbergs Tipp: „Wir gewinnen 2:1.“ Dann wird er wahrscheinlich wieder die Faust ballen und sie wie ein Boxer nach oben recken.

Stuttgarter Nachrichten

Presse zur Jahreshauptversammlung

Einige Pluspunkte, aber ein finanzielles Minus

Stuttgarter Kickers Nach dem Abstieg aus der dritten Liga macht der Verein erstmals seit 2005 wieder Verlust. Von Joachim Klumpp

Mehr Schein als Sein? Erstmals nach vielen Jahren haben die Stuttgarter Kickers ihre Hauptversammlung nicht in der Clubgaststätte abgehalten, sondern nebenan im SSB-Waldaupark. Wie zuletzt unter Zeiten des verstorbenen Ex- und Ehrenpräsidenten Axel Dünnwald-Metzler. Keine Angst, beim Fußball-Regionalligisten ist nicht der Größenwahn ausgebrochen, aber die eigenen Räume waren doch stets sehr beengt, erst recht, wenn wie gestern Abend auch Neuwahlen auf dem Programm standen.

Dabei wurde der bisherige Aufsichtsrat – plus drei neue Mitglieder – wiedergewählt, um anschließend den Präsidenten Edgar Kurz in seinem Amt zu bestätigen. Neben Friedrich Kummer und Dieter Wahl stieß Axel Kolberg neu in den Vorstand – als Chef einer Werbeagentur naheliegenderweise für den Bereich Marketing.

Schon vorab hatten die Verantwortlichen die Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr vorgelegt – und die endete nach dem Abstieg in die vierte Liga erwartungsgemäß mit roten Zahlen. „Wir sind aber mit einem blauen Auge davongekommen“, sagte der Schatzmeister Friedrich Kummer. Unter dem Strich stand erstmals seit 2005 ein Verlust von 152 411,18 Euro zum Stichtag am 30. Juni (nach 330 000 Euro Plus im Vorjahr). Der resultierte vor allem aus dem Posten „Abschreibungen auf Finanzanlagen“. Diese betreffen in erster Linie die interne Beteiligungsgesellschaft, die sich auf – nach dem Abstieg – wertlose Spielerwerte stützte, und mit 550 000 Euro zu Buche schlägt. Zudem blieben zum Beispiel auch die Zuschauerzahlen (mit 2767 zahlenden im Schnitt) unter der Kalkulation, so dass dadurch ein Loch von 90 000 Euro in die Kasse gerissen wurde.

„Ich hoffe dennoch, die Mitglieder honorieren unsere Arbeit“, hatte der Aufsichtsratsvorsitzende Rainer Lorz gesagt. Durchaus. Pfiffe im Saal gab es von den 215 Anwesenden jedenfalls so wenig wie in den vergangenen Wochen auf den Rängen. Publikum und Mitglieder scheinen mit der Arbeit auf und abseits des Platzes zufrieden zu sein. Genau wie Lorz: „Wir spüren schon eine Aufbruchstimmung, die müssen wir nutzen.“

Soll nicht gleich heißen: zum Aufstieg. Aber zur Konsolidierung in diesem Jahr. „Dauerhaft wird es in der vierten Liga natürlich schwierig“, dessen ist sich auch Lorz bewusst. Die Mannschaft soll vom nächsten Jahr an wieder oben mitspielen, auch wenn der Sprung in die dritte Liga bei nur einem Aufsteiger kein leichtes Unterfangen werden wird. „Deshalb nenne ich auch keine Jahreszahl“, sagte Lorz.

Ähnlich sieht es der Präsident Edgar Kurz, wohl wissend, dass es zunächst einige Hausaufgaben zu erledigen gibt. Zuvorderst einmal hängt da der in Anspruch genommene Kautionsfonds von 200 000 Euro (plus Zinsen) wie ein Damoklesschwert über dem Verein. Der muss bis spätestens 15. Mai an den DFB zurückbezahlt werden, um auch für nächste Saison eine Regionalligalizenz zu erhalten. „Ich bin zuversichtlich, dass wir diesen Termin nicht ausreizen müssen“, sagte Lorz, und der Präsident fügte hinzu: „Da laufen Gespräche.“

Man spürt: die aktuelle Führungsmannschaft geht die Aufgaben konzentriert, aber auch mit der nötigen Gelassenheit an. Das war nicht immer so. Es ist noch gar nicht lange her, da prägten Eitelkeiten statt Sachlichkeit die Diskussionen in Degerloch.

Doch Kurz, der sich selbst geschickt im Hintergrund hält, ist es innerhalb von gut vier Monaten gelungen, ein neues, besseres Klima zu schaffen, zu dem natürlich auch die Mannschaft beigetragen hat: Die war gestern durch einige Spieler ebenso vertreten wie der Trainer Dirk Schuster, den Kurz ausdrücklich lobte: „Sie haben eine tolle Einheit geformt. Diesen Weg müssen wir weitergehen.“ Es bleibt auch nichts anderes übrig, denn der Schuldenstand hat sich durch den Verlust im vergangenen Geschäftsjahr erhöht – auf nun 744 000 Euro. Kummer gab zu: „Das ist ein Rückschritt.“ Es sollte gestern der einzige bleiben.

Stuttgarter Zeitung

Misserfolge in der dritten Liga bescheren Verluste
Kickers vermelden im Geschäftsjahr 2008/09 Defizit von 152 411 Euro

Von Jürgen Frey

STUTTGART. Die vergangene Runde in der dritten Liga mit dem sang- und klanglosen Abstieg der Stuttgarter Kickers hatten viele Fans des Fußball-Regionalligisten schon aus ihrem Gedächtnis gestrichen. Gestern Abend bei der Mitgliederversammlung im SSB-Waldaupark kamen die Erinnerungen aber wieder hoch. Denn die Misserfolge blieben nicht ohne Folgen für die Bilanz des Geschäftsjahrs 2008/09. Zwar sagte Präsident Edgar Kurz vor den 215 anwesenden Mitgliedern: „Ich bin froh, dass wir uns hier treffen und nicht vor dem Insolvenzverwalter.“ Das änderte allerdings nichts daran, dass die Kickers ein Defizit von 152 411 Euro vermelden mussten, weshalb sich die bilanzielle Überschuldung auf 744 095 Euro erhöhte. „Der Abstieg tat richtig weh“, sagte Schatzmeister Friedrich Kummer – und ergänzte: „Ich hätte lieber einen Gewinn ausgewiesen, doch das war aufgrund der sportlichen Talfahrt nicht möglich.“

Der vorgesehene Zuschauerschnitt von 3300 wurde mit 2767 Fans pro Spiel klar verfehlt. In Sachen Vermarktung machte der früh feststehende Abstieg den Machern einen Strich durch die Rechnung. Kummer: „Vermeintliche Endspiele im Saisonschlussspurt hatten nur noch Freundschaftsspielcharakter.“ Insgesamt sieht das Präsidiumsmitglied die Blauen wirtschaftlich auf einem guten Weg: Für das laufende Geschäftsjahr prophezeit Kummer eine schwarze Null.

Durch die Verluste hatten die Kickers allerdings keine Möglichkeit, ihre Altlasten abzubauen. Diese Verbindlichkeiten belaufen sich auf 1 134 608 Euro. Darin enthalten sind die Darlehen von Hans Kullen und der verstorbenen Ursi Dünnwald-Metzler sowie die aus dem Kautionsfonds des DFB geliehenen 200 000 Euro. Hinzu kommen zurückgestellte Verbindlichkeiten bei Finanzamt und Stadt. Schritt für Schritt sollen diese in Zukunft abgebaut werden. Präsident Edgar Kurz ist optimistisch, dass dies gelingt: „Der Neustart nach dem Abstieg ist uns gelungen, jetzt gilt es, mit diesem Schwung neue Einkünfte zu generieren.“

Sehr erfreut zeigte sich Kurz über die Kontinuität in der Führungsetage. Erst wurden Präsidium und Aufsichtsrat mit großer Mehrheit entlastet. Dann wählten die Mitglieder den Aufsichtsrat, der wiederum Kurz für weitere drei Jahre zum Präsidenten bestellte. Der stellte sein Team vor: Kummer bleibt Schatzmeister, Dieter Wahl wird künftig für die anderen Abteilungen zuständig sein. Neu dabei ist Axel Kolberg. Der Chef der Stuttgarter Werbeagentur Wire soll im Bereich Marketing für frischen Wind sorgen. Zumal Mitarbeiter Martin Kurzka seine Tätigkeit (wie auch als Abteilungsleiter der Oberligaelf) demnächst beenden wird. Im Aufsichtsrat konnte der Vorsitzende Rainer Lorz neben den bewährten Kräften Christian Dinkelacker, Heinz Höfinger, Alexander Lehmann und Christian Mauch drei Zugänge gewinnen: den Wirtschaftsprüfer Niko Kleinmann, den Unternehmer Oliver Dornisch, Ex-Fan-Sprecher Philip Pfeiffer und als beratendes Aufsichtsratsmitglied Ministerialrat Karl Weinmann. „Wir haben in den Gremien fachlich und charakterlich einwandfreie Leute“, zeigte sich Kurz hochzufrieden und beendete die Versammlung um 23.48 Uhr mit den Worten: „Das war ein guter und harmonischer Abend. Das Kickers-Schiff ist auf Kurs.“

Stuttgarter Nachrichten

Die Folgen des Drittliga-Intermezzos
Die Stuttgarter Kickers schließen die vergangene Saison mit dem erwarteten Minus ab

Stuttgart – Nicht nur sportlich, sondern auch finanziell war die vergangene Drittliga-Saison für die Stuttgarter Kickers ein Flop: Bei der Mitgliederversammlung gestern Abend verkündete der Verein das erwartete Minus, das gleichzeitig den Schuldenberg wachsen ließ. Unterdessen wurde Präsident Edgar Kurz in seinem Amt bestätigt.

Von Beate Wockenfuß

„Wir müssen optimistisch nach vorne schauen, auch wenn ein langer, harter und steiniger Weg auf uns wartet“, sagte Kurz vor den 215 anwesenden Mitgliedern. Der 68-Jährige hatte am 15. Juli dieses Jahres – also nach dem Stichtag (30. Juni) der Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr – die Nachfolge von Dirk Eichelbaum angetreten und bekam nun für drei weitere Jahre vom zuvor gewählten Aufsichtsrat das Vertrauen ausgesprochen. Schließlich hat sich unter dem neuen Führungsstab nicht nur sportlich, sondern auch finanziell einiges zum Positiven gewendet. Friedrich Kummer (Finanzen) und Dieter Wahl (andere Abteilungen) bleiben dem Präsidium erhalten, das zudem durch Axel Kolberg komplettiert wird. Der Chef einer Stuttgarter Werbeagentur soll für den Marketing-Bereich zuständig sein.Zum bisherigen Aufsichtsrats-Team um den Vorsitzenden Rainer Lorz sowie Christian Dinkelacker, Christian Mauch, Heinz Höfinger und Alexander Lehmann sind Niko Kleinmann, Oliver Dornisch, Philip Pfeiffer und Karl Weinmann als beratendes Mitglied hinzugekommen. Kai-Uwe Völschow ist aus dem Gremium ausgeschieden, da er inzwischen auf der Geschäftsstelle der Kickers mitarbeitet. Während an der Spitze also Kontinuität angesagt und im Verein wieder einigermaßen Ruhe eingekehrt ist, hat sich durch das turbulente Gastspiel in der dritten Liga das finanzielle Loch noch vergrößert. 152 411 Euro betrug der Verlust – allerdings nur halb so viel wie befürchtet -, der mit den gestiegenen Ausgaben zusammenhängt. Die beliefen sich 2008/2009 auf 3,32 Millionen Euro, das sind 459 363 Euro mehr als in der Saison 2007/2008. Gründe dafür sind unter anderen die höheren Reisekosten in der deutschlandweiten Liga, die Zahl der Sicherheits- und Ordnungsdienste gemäß der Auflagen des DFB sowie höhere Personalkosten wegen der Trainerwechsel und nicht geplanten Spielerverpflichtungen während der Saison. Zwar sind die Einnahmen um 686 075 Euro auf 3,62 Millionen Euro gestiegen. Aber die sportlichen Misserfolge, durch die in der Rückrunde auch die Zuschauereinnahmen einbrachen, haben ein besseres Ergebnis verhindert. Die Verschuldung der Kickers wuchs somit um 152 411 Euro auf 744 095 Euro an. Durch die noch ausstehende Rückzahlung eines Kautionsfonds an den DFB (200 000 Euro plus Zinsen bis zum 15. Mai nächsten Jahres) ist die finanzielle Lage zusätzlich angespannt. „Wir gehen davon aus, dass uns die Rückzahlung gelingt und dass wir die nächste Saison mit einer schwarzen Null oder einem leichten Plus beenden werden“, ist Schatzmeister Kummer zuversichtlich.

Eßlinger Zeitung

Interview: Simon Köpf vom Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers: „Die Chancen im Derby stehen 50:50“

„Ich fiebere nicht mehr mit“

Beim VfR Aalen wurde er ausgemustert. Jetzt hofft Simon Köpf (22), dass er die Nachwehen der Schweinegrippe schnellstmöglich übersteht, um am Samstag gegen seinen Ex-Club auf dem Platz stehen zu können. Im Interview spricht der Innenverteidiger der Stuttgarter Kickers über die Krankheit und darüber, dass „ich mit dem VfR längst abgeschlossen habe“.

ALEXANDER HAAG

Herr Köpf, wie geht es Ihnen?
Köpf: Schon viel besser.
Wie sehr hat Sie die Schweinegrippe zurückgeworfen?
Die ersten drei Tage bin ich wirklich richtig flach gelegen, hatte über 40 Grad Fieber. Doch dann ging’s stetig bergauf. Letztendlich war es nichts anderes als eine normale Grippe. Um die Schweinegrippe wird meiner Meinung nach viel zu viel Wirbel gemacht.
Sind Sie schon wieder fit, um 90 Minuten Fußball zu spielen?
Ich fühle mich zwar schon wieder fit, aber es ist noch fraglich, ob ich am Samstag schon spielen kann. Ich werde jedenfalls alles dafür tun, und ich würde natürlich gerne auflaufen.
Weil Sie dem VfR Aalen zeigen wollen, dass Sie es können.
Nein, es sind zwar einige Dinge vorgefallen, aber die betreffenden Personen sind längst nicht mehr da. Ganz ehrlich: Es freut mich, dass der VfR Aalen jetzt einen Weg gefunden hat, um erfolgreich sein zu können. Aber ich fiebere nicht mehr mit. Mit dem VfR Aalen habe ich längst abgeschlossen.
Überrascht es Sie, dass der VfR Aalen so kurz nach dem Umbruch schon an der Tabellenspitze steht?
Nein. Wir mussten vor Saisonbeginn bei den Stuttgarter Kickers einen Bogen ausfüllen. Schon da hatte ich den VfR Aalen als Meisterschaftskandidaten auf meinem Zettel.
Weil …
… der VfR Aalen sehr gute Spieler geholt hat. Die Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern stimmt dort. Die
Stärke des VfR Aalen ist die Defensive. Die wird auch am Samstag im Derby nur schwer zu knacken sein.
Auch die Kickers haben in 15 Spielen erst 14 Gegentore kassiert. Und die Stürmer des VfR sind nicht gerade für ihre Treffsicherheit bekannt.
Klar, die Aalener Stürmer haben bislang nicht viel getroffen. Aber der VfR steht nicht umsonst da vorne. Die Mannschaft hat genügend Qualität, um trotzdem Tore schießen zu können. Auf uns kommt am Samstag einiges zu.
In Aalen wurden Sie als Außenverteidiger eingesetzt, bei den Kickers ausschließlich in der Innenverteidigung.
Ja, und als Innenverteidiger fühle ich mich richtig wohl. Das passt zu mir, und dort macht’s mir richtig Spaß.
Die Kickers stehen als Absteiger mit 22 Punkten auf Platz acht.
Das ist o.k.. Unsere Zielsetzung für diese Runde ist es, dass wir eine gute Saison spielen und nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Es war klar, dass wir nicht aufsteigen können. Das wollen wir kommende Runde. Da wollen wir den Aufstieg in Angriff nehmen.
Was muss bei den Stuttgarter Kickers noch besser werden?
Wir spielen zwar offensiv, aber wir lassen zu viele Chancen liegen. Es ist keineswegs so, dass uns vorne die Qualität fehlt. Aber wir haben ein Durchschnittsalter von 21 Jahren. Da fehlt oft noch die Erfahrung. Immerhin: Mijo Tunjic hat bereits neun Tore erzielt.
Wie sehen Sie die Rollenverteilung beim Derby am Samstag?
Die Chancen stehen 50:50. Klar, Aalen ist vom Papier her leicht favorisiert. Aber wir sind sehr heimstark, haben zuhause noch kein Spiel verloren. Diese Serie wollen wir halten. Unser Trainer Dirk Schuster sagt immer, dass wir jeden schlagen können. Das wollen wir jetzt gegen Aalen zeigen.

Schwäbische Post

Kickers-Aufsichtsratschef Lorz: „Die Chaos-Tage sind vorbei“

Stuttgart – Auch in den turbulentesten Zeiten blieb Rainer Lorz der ruhende Pol in der Führungsetage der Stuttgarter Kickers. Vor der Mitgliederversammlung an diesem Dienstag (19 Uhr) im SSB-Waldaupark äußert sich der Aufsichtsratschef über die Perspektiven des Fußball-Regionalligisten.

Herr Lorz, überlegt man sich in Zeiten eines Wettskandals nicht dreimal, ob man in einem Verein Verantwortung übernimmt?

Natürlich macht man sich seine Gedanken, klar. Aber letztendlich sind diese neuerlichen Manipulationsvorwürfe ein gesamtgesellschaftliches Problem. Bestechlichkeit gibt es in der Wirtschaft, und vor krimineller Energie ist man auch in einem Fußballverein nicht gefeit.

Kann man gar nichts dagegen tun?

Schwierig. Wir bei den Kickers schauen ganz besonders auf eine charakterlich einwandfreie Elf. Aber zu 100 Prozent lässt sich nicht in einen Spieler hineinschauen.

Kommen wir zur Mitgliederversammlung und den anstehenden Neuwahlen. Warum ist Edgar Kurz nicht nur deshalb ein guter Präsident, weil es kein anderer machen will?

(Lacht). Edgar Kurz ist sogar ein ganz ausgezeichneter Präsident.

Weil …

… er sich im Fußball auskennt, wirtschaftliche Kompetenz einbringt und ein integrativer Typ ist, der nicht auf Konfrontationskurs aus ist. Und ganz wichtig: Ihm liegt nichts daran, sich in der Vordergrund zu spielen. Er hat es nicht nötig, sich zu profilieren. Das macht die Sache leichter.

Eigentlich war nach dem Rücktritt von Dirk Eichelbaum doch alles auf Sie hinausgelaufen.

Dann müsste der Tag mehr als 24 Stunden haben. Nein, das hätte aus beruflichen Gründen beim besten Willen nicht funktioniert.

Warum bleiben Sie als Aufsichtsratschef am Ball?

Weil die Chaos-Tage vorbei sind, wir die richtigen Pflöcke eingerammt haben und die Arbeit hier wieder Spaß macht.

Das war vor einem halben Jahr noch anders.

Eindeutig. Vergangenen Mai nach dem 1:4 gegen den VfR Aalen saßen wir in den Gremien zusammen und dachten, die Welt geht unter. Die Lizenz zu bekommen, war ein echter Drahtseilakt. Doch die Weichenstellung hat funktioniert: Trainer Dirk Schuster hat sich irrsinnig gut eingearbeitet und Geschäftsführer Jens Zimmermann sorgt für frischen Wind im ganzen Verein.

Bleibt die angespannte finanzielle Lage.

Was die Liquidität betrifft, sieht es freundlicher aus als in der Vergangenheit. Auch im Hinblick auf die Rückzahlung des Darlehens an den DFB (Anm. d. Red.: 200000 Euro plus Zinsen bis 15. Mai 2010) arbeiten wir an Lösungen. Es sind viele kleine Schritte, die uns nach vorne bringen.

Haben Sie Ihr Aufsichtsratsteam für die Mitgliederversammlung schon beisammen?

Ja, wir konnten drei Kandidaten finden.

Um wen handelt es sich?

Um Dr. Nico Kleinmann, einen Wirtschaftsprüfer aus Stuttgart, den Unternehmer und langjährigen Kickers-Fan Oliver Dornisch aus Oldenburg und den früheren Fan-Sprecher Philipp Pfeifer. Dazu kommt als kooptiertes Mitglied der Ministerialdirektor Karl Weinmann. Er soll beratend tätig sein und die Kickers auch im Bereich der Eliteschulen des Sports noch stärker verankern.

Warum braucht man in der Regionalliga überhaupt einen Aufsichtsrat?

Zum einen wollen wir ja nicht ewig in der Regionalliga bleiben. Zum anderen sind die Aufsichtsratsmitglieder als Verbindunspersonen zum Beispiel zur Stadt wichtig. Je mehr wir an Bord haben, umso besser ist das für die Kickers.

Präsident Edgar Kurz tut sich dagegen sehr schwer, neue Präsidiumskollegen zu finden.

Warten wir es ab. Bis Dienstag abend ist noch Zeit.

Ist ein Sportfachmann im Präsidium aus Ihrer Sicht nicht unabdingbar?

Wenn sich jemand geeignetes finden lässt, wäre so ein Mann sicher ein Vorteil. Aber auf Teufel kommt raus jemanden zu überreden, dieses wichtige Amt zu übernehmen, macht keinen Sinn.

Dabei hat der in Schieflage geratene Unterbau einen Verbindungsmann, der sich um die Belange kümmert, doch dringend nötig.

Dass wir im Nachwuchsbereich besser dastehen können, steht außer Frage. Aber vor allem bei der Oberligaelf war klar, dass zehn Abgänge eine Lücke reißen werden. Diese Probleme kann kein Einzelner lösen. Wir bauen auf eine enge Verzahnung aller Trainerteams. Auch der Jugendleiter und unser Geschäftsführer sind in die Entscheidungen eingebunden. Klar ist: Eine gute Nachwuchsarbeit ist die Zukunft der Kickers.

Wo stehen die Blauen, wenn in drei Jahren wieder Neuwahlen anstehen?

Unser Plan sieht vor, uns in dieser Saison zu konsolidieren, nächstes Jahr in der Regionalliga oben mitzuspielen und im dritten anzugreifen und um den Aufstieg zu kämpfen.

Und wenn es schon in dieser Saison mit dem Sprung nach oben klappen würde?

Daran verschwenden wir eigentlich keinen Gedanken. Aber dankend ablehnen würden wir kaum.

Jürgen Frey

Stuttgarter Nachrichten

Presse zu Hessen Kassel – Stuttgarter Kickers (0:0)

Einstellung wichtiger als Ergebnis

Fußball-Regionalliga Stuttgart feiert in Kassel einen Punkt, Reutlingen nach elf Wochen wieder einen Heimsieg. Von Matthias Jung

Dirk Schuster ging es gestern schon wieder besser. Dem Trainer des Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers war am Samstag etwas auf den Magen geschlagen. Nicht das 0:0 bei Hessen Kassel, das „gerecht war“, wie er sagte. „Ich habe irgendetwas Falsches zu mir genommen. Vielleicht war es der Kaffee, den unser Co-Trainer Malchow organisiert hat. Der hat mir gar nicht geschmeckt.“ Dafür umso mehr die Art und Weise, wie sein Team in der kampfbetonten Partie bei den Nordhessen auftrat, die noch ins Aufstiegsrennen eingreifen wollen.

„Wir haben dieses Mal richtig dagegengehalten und nicht so die Zügel schleifen lassen wie etwa gegen Großaspach oder Pfullendorf“, erklärte der 41-Jährige, dessen Team seit vier Spielen ungeschlagen ist. „Die Jungs hatten die richtige Einstellung. Diese Erkenntnis ist noch wichtiger als der Punktgewinn.“ Den haben die Kickers auch ihrem Torwart Daniel Wagner zu verdanken, der stark spielte und in der elften Minute einen Elfmeter von Harez Habib hielt. Moritz Steinle hatte zuvor Kassels Thorsten Bauer gefoult. Steinle spielte dieses Mal in der Innenverteidigung anstelle von Simon Köpf (Sperre und Schweinegrippe), der vielleicht schon heute wieder ins Training einsteigt. Morgen steht bei den Kickers dann die Jahreshauptversammlung auf dem Programm, an der auch die Mannschaft teilnehmen soll, die mit ihren Ergebnissen für eine positive Grundstimmung im Verein gesorgt hat.

In Kassel kamen die Kickers nach einer Stunde wieder besser ins Spiel und hatten in der 64. Minute ihre beste Chance: Doch den Schuss von Mijo Tunjic konnte der frühere Reutlinger Markus Unger gerade noch abblocken. Danach wollte der Coach Schuster „noch ein Zeichen setzen“ und brachte den Neuzugang Mahir Savranlioglu für Michele Rizzi (65.), der gegen Aalen wegen seiner fünften Gelben Karte fehlt.

Zehn Minuten später kam zudem der noch nicht wieder ganz fitte Spielmacher Enzo Marchese. Savranlioglu zeigte bei seinem ersten Einsatz im linken Mittelfeld nicht nur wegen eines schönen Passes auf den Stürmer Gökhan Gümüssu, dass er eine Verstärkung sein kann. „Er braucht aber noch Spielpraxis“, sagte Schuster und fügte hinzu. „Wir können jedem Team gefährlich werden. Und das wollen wir in jedem Spiel dokumentieren.“ Am nächsten Samstag kommt der Tabellenführer Aalen, der gegen den Nürnberg II 0:1 verloren hat, bei dem wiederum die Kickers eine Woche später antreten müssen, ehe es zum Auftakt der Rückrunde zum SV Wehen II geht (…)

Stuttgarter Zeitung

Die Kickers lernen ihre Lektionen
0:0 – In Kassel lassen sich die Blauen nicht den Schneid abkaufen

Ein gutes Spiel, ein brauchbares Ergebnis: Die Regionalliga-Fußballer der Stuttgarter Kickers sorgten mit dem 0:0 beim KSV Hessen Kassel vor der Mitgliederversammlung und dem Schlager gegen den VfR Aalen dafür, dass die Stimmung bei den Blauen gut bleibt.

Von Jürgen Frey

KASSEL/STUTTGART. Am Tag danach präsentierte sich Dirk Schuster schon wieder bester Laune. Die Übelkeit, die den Kickers-Trainer unmittelbar nach dem Schlusspfiff in Kassel überkommen hatte, war wie weggeblasen. Am Spiel seiner Mannschaft hatten die Magenprobleme ohnehin nicht gelegen. Im Gegenteil. „Sowohl mit dem Resultat als auch mit der Art und Weise können wir sehr gut leben“, sagte Schuster. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass sogar mehr drin war als die Nullnummer: In der Schlussphase konnten die Blauen mehr zulegen und hatten durch Mijo Tunjic und Gökhan Gümüssu zwei gute Chancen zum Sieg.

Die wichtigste Erkenntnis brachte aber schon die erste Halbzeit: Das junge Kickers-Team ließ sich von dem abgezockten, körperbetont spielenden Aufstiegsfavoriten nicht den Schneid abkaufen. Sie nahm von der ersten Minute an den Kampf an und hielt mutig dagegen. Das war bei den Niederlagen bei der SG Sonnenhof Großaspach (1:2) und beim SC Pfullendorf (0:1) nicht der Fall. Die Blauen haben ihre Lektionen gelernt.

Das macht Hoffnung für das nächste Duell mit einem Top-Team. Am kommenden Samstag (14 Uhr/Gazistadion) kommt Spitzenreiter VfR Aalen nach Degerloch. Mittelfeldspieler Michele Rizzi wird nach seiner fünften Gelben Karte fehlen. Dennoch ist Schuster optimistisch und fordert im Derby eine weitere Steigerung von seiner Mannschaft: „Wir wollen erstmals in dieser Saison zeigen, dass wir gegen ein Team, das ganz oben steht, auch gewinnen können.“

Wer Rizzi ersetzt, ist noch offen. Moritz Steinle, der diesmal in der Innenverteidigung eine Partie mit Licht und Schatten zeigte, wäre eine Option. Auch durch Neuzugang Mahir Savranlioglu ergeben sich neue Möglichkeiten im Mittelfeld. Bei seinem Debüt in Kassel zeigte er – trotz erkennbar fehlender Spielpraxis – nach seiner Einwechslung eine ordentliche Leistung.

Unterm Strich also gute Voraussetzungen für eine harmonische Mitgliederversammlung morgen in Degerloch, bei der von der Mannschaft das Trainerteam und der Spielerrat dabei sein werden.

Stuttgarter Nachrichten

Grüße vom Murmeltier
Fußball-Regionalligist KSV Hessen Kassel tritt auf der Stelle: 0:0 gegen Stuttgart

Kassel. Mirko Dickhaut kommt sich derzeit vor wie im Film. Er weiß sogar, in welchem. „Und täglich grüßt das Murmeltier“, heißt der Streifen. Der Hauptdarsteller durchlebt albtraumhaft immer wieder denselben Tag. So ähnlich geht das dem Trainer des Fußball-Regionalligisten KSV Hessen Kassel derzeit auch.

Spieltag für Spieltag grüßt das Unentschieden: Das 0:0 am Samstagnachmittag vor der Minuskulisse von 2500 Zuschauern im Kasseler Auestadion gegen die Stuttgarter Kickers war bereits das vierte Remis in den vergangenen fünf sieglosen Partien, das achte in 15 Spielen.

Wie sehr Dickhaut diese Null-zu-Nulls und Eins-zu-Eins auf den Keks gehen, zeigt sich an seinen gesunkenen Ansprüchen, die er an das Zustandekommen eines Sieges knüpft. „Mir wäre auch mal ein dreckiges 1:0 recht, bei dem wir schlecht spielen und einen unberechtigten Elfer bekommen.“

Gegen die Stuttgarter Kickers waren die Löwen schon sehr nah dran an einem solchen 1:0. Das Spiel war nicht gut, es gab viele Zweikämpfe und auch Szenen, die der Fachmann ganz gerne als dreckig bezeichnet: Nickeligkeiten, Rudelbildung, Scharmützel. Der Schiedsrichter pfiff sogar einen Elfmeter für den KSV – allerdings einen berechtigten nach Moritz Steinles Foul an Thorsten Bauer.

Habib verschießt Elfmeter

Der Haken war nur: Selbst diese Chance ließen die Löwen ungenutzt. Diesmal vergab Harez Habib, nachdem Mirko Dickhaut dem etatmäßigen Schützen Thorsten Bauer nahegelegt hatte, bis auf Weiteres keine Elfmeter mehr zu schießen. Bauer war zuletzt zweimal gescheitert in der Liga. Auch im Test gegen Bad Wildungen hatte er einen Strafstoß nicht verwandelt.

Also sollte statt Bauer der schießen, der sich gut fühlt. Harez Habib schnappte sich den Ball, keiner protestierte. Jener, der wohl protestiert hätte, war schließlich nicht dabei: Kevin Wölk, der kreative Mittelfeldspieler, saß eine Gelbsperre ab.

Es lief die zehnte Minute. Bis dahin hatte der KSV gut gespielt. Ein Tor nun hätte geholfen, all den Ballast der vergangenen Wochen abzuwerfen, wie es Kapitän Enrico Gaede später ausdrückte. Doch Habib schoss in die Ecke, in die auch der Torwart sprang. Daniel Wagner hielt den Ball sogar fest – Höchststrafe für Habib.

Der KSV fiel in den Trott der vergangenen Wochen zurück: viel Kampf, viel Krampf. „Wenn ich ihn reinmache, hätten wir die nötige Sicherheit gehabt“, sagte Harez Habib nachher. „So kann ich mich nur entschuldigen bei den Jungs.“

Miteinander in die Krise

Die Elfmeter-Szene hatte Symbolcharakter: Statt sich in Zeiten der Krise gegenseitig aufzubauen, scheinen sich die Löwen gegenseitig nach unten zu ziehen. Wenn ein Thorsten Bauer einen Strafstoß verschießt, verschießt ein Harez Habib erst recht. Wenn Dennis Tornieporth seit Wochen seiner Form hinterherläuft, fällt René Ochs, der andere Außen, eben auch mal in ein Tief. Dabei hatte jeder vermutet, er sei ein kleiner Philipp Lahm – kopiert für die Regionalliga: einer, der dann noch gut ist, wenn er unter seinen Möglichkeiten bleibt. Aber auch er passte sich der Mehrzahl seiner Mitspieler an.

Es sagt viel aus, dass die Zweikampfstärke des Innenverteidigers Michael Zepek das Beste war, das der KSV zu bieten hatte – neben zwei Chancen von Enrico Gaede vor und nach der Halbzeit und einem schönen Schuss von Stefan Markolf.

Wie sich Dickhaut gefühlt hat nach dem verschossenen Elfmeter, ist er später gefragt worden. „Wie im schlechten Film“, antwortete er. Und täglich grüßt das Murmeltier.

Von Florian Hagemann

HNA

Vorberichte Hessen Kassel – Stuttgarter Kickers

Steinle rückt in Kassel für Köpf in die Kickers-Abwehr

Von Jürgen Frey

STUTTGART. Es ist mit einer Entfernung von 355 Kilometer die längste Auswärtsfahrt der Saison. Und dank eines Sponsors konnte Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers bereits am Freitag die Fahrt zum KSV Hessen Kassel antreten und vor der Partie an diesem Samstag (14 Uhr) in einem Hotel übernachten. Trainer Dirk Schuster ist froh über die professionelle Vorbereitung, denn die Partie bei einem der Aufstiegs-Topfavoriten wird eine der schwersten Aufgaben der Saison: „Wir sind Außenseiter, aber wir wollen zeigen, dass wir auch gegen eine der Spitzenmannschaften der Liga mithalten können“, sagt Schuster.

Für den an Schweinegrippe erkrankten und wegen seiner fünften Gelben Karte ohnehin gesperrten Simon Köpf wird Moritz Steinle neben Marcel Rapp in der Innenverteidigung spielen. Erstmals im Kader stehen wird Neuzugang Mahir Savranlioglu. Schuster: „Mit ihm sind wir vor allem nach vorne schwerer ausrechenbar.“

Im Hinblick auf die Mitgliederversammlung am kommenden Dienstag sucht Präsident Edgar Kurz nach wie vor mindestens einen weiteren Vorstandskollegen. Wie es derzeit aussieht, wird es nicht gelingen, einen ehemaligen Kickers-Spieler für den sportlichen Bereich mit ins neue Präsidium aufzunehmen. Kurz: „Es ist alles andere als einfach, Menschen im besten Alter, mit Familie und einem anspruchsvollen Beruf für solch ein Amt zu gewinnen.“

Stuttgarter Nachrichten

Marchese ist wieder an Bord

Stuttgart (bw) – Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers startet heute (14 Uhr) mit einem Auswärtsspiel bei Hessen Kassel in den Endspurt bis zur Winterpause. Das straffe Restprogramm sieht für die Mannschaft von Trainer Dirk Schuster neben den Hessen drei weitere Gegner aus dem oberen Tabellendrittel vor. „Jetzt wird sich zeigen, wie wir gegen die vermeintlich starken Teams durchkommen und wo wir noch Defizite haben“, sagt Schuster, betont aber auch: „Ich bin der Meinung, dass wir mit allen mithalten können.“ Der Trainer kann heute gegen den Tabellensechsten wieder auf Enzo Marchese zurückgreifen. Der Spielmacher hat seinen Muskelfaserriss im Oberschenkel auskuriert. Dagegen wird Simon Köpf nicht dabei sein. Der Innenverteidiger ist an der Schweinegrippe erkrankt. Er hätte aber nach seiner fünften Gel­ben Karte ohnehin pausieren müssen. Neuzugang Mahir Savranlioglu steht zum ersten Mal im Kader. Allerdings wird der Mittelfeldspieler wohl zunächst auf der Bank Platz nehmen. „Kassel ist der Favorit. Aber ich bin optimistisch, dass wir dort etwas holen“, sagt Schuster.

Eßlinger Zeitung

Blaue im grünen Bereich
KSV-Gegner Stuttgarter Kickers hat die Erwartungen übererfüllt – Liveticker ab 13:45 Uhr

Kassel. Die Blauen, wie die Stuttgarter Kickers wegen ihrer Trikotfarbe genannt werden, sind voll im Soll. Einen Platz im unteren Mittelfeld hatte der Vorstand vor Beginn der Serie als Vorgabe ausgegeben. Tatsächlich aber stehen sie nach 14 Spieltagen besser da.

21 Punkte, 18:14 Tore – das reicht für Platz acht in der Regionalliga Süd. Nur einen Punkt und zwei Ränge schlechter als der KSV Hessen, der die Kickers heute im Auestadion empfängt (Anstoß: 14 Uhr).

An Lob wird denn auch nicht gespart. „Die Mannschaft spielt einen herzerfrischenden, ehrlichen Fußball“, hatte Kickers-Präsident Edgar Kurz kürzlich erklärt. Dies, obgleich das Team im Sommer nach dem Abstieg aus der 3. Liga völlig neu formiert worden war. 26 Spieler verließen den Klub, 19 kamen neu. Der letzte von ihnen vor einer Woche: Mahir Savranlioglu (23, Mittelfeld), der nach einem Engagement bei Schalke 04 II zuletzt ohne Verein war. Neun von den Neuen stammen aus der eigenen Jugend. Von den einstigen Stammkräften gehört nur noch ein Akteur fest zum Team: Kapitän Marcel Rapp (30). Er ist im Übrigen auch der Einzige, der auf Seiten der Blauen schon vor eineinhalb Jahren beim letzten Duell mit den Löwen dabei war. Die Begegnung im Auestadion endete damals vor 4500 Zuschauern unentschieden 1:1.

Rapp führt heute eine Mannschaft an, die ehrgeizig ist, technisch begabt und gefährlich. Dies gilt speziell für den 21-jährigen Stürmer Mijo Tunjic. Der Holländer mit kroatischen Wurzeln hat es schon auf neun Tore gebracht, zeichnet somit für die Hälfte aller Kickerstreffer verantwortlich. Ein Alleinunterhalter vorn. Zweitgefährlichster Mann ist ein Abwehrspieler: Marcel Ivanusa, der bislang dreimal traf, und der jetzt bis 2012 verlängerte.

Die Kickers gelten als solides, nur schwer zu besiegendes Team. Lediglich dreimal blieb man bislang ohne Punkte, beim Neuling Großaspach (1:2), in Pullendorf (0:1) und bei der Bundesliga-Reserve der Frankfurter Eintracht (1:3). Diesen drei Niederlagen stehen fünf Siege gegenüber, allesamt gegen eher schwächere Mannschaften. Hinzu kommen sechs Unentschieden. Remiskönige sind sie aber nicht. Übertroffen werden sie nämlich von den Löwen, die es schon auf sieben Punkteteilungen gebracht haben.

Bekanntester Mann bei den Kickers ist übrigens der Trainer. Der heißt Dirk Schuster, ist 41 Jahre alt und war einst Nationalspieler für die DDR und später, nach der Wiedervereinigung, für Deutschland. Der frühere Abwehrspieler löste im Sommer den geschassten Rainer Kraft ab. Vor seinem Engagement in Stuttgart trainierte Schuster den Oberligisten Durlach.

Die jüngere Bilanz spricht für die Löwen: Vier Spiele hat es seit 2006 gegeben. Der KSV siegte dreimal, ein Spiel endete Unentschieden.

HNA

Löwen wollen sich freiboxen
Fußball-Regionalligist KSV Hessen: Gegen Stuttgarter Kickers endlich wieder einen Dreier holen

Von Frank Ziemke

Kassel. Dominik Suslik, Fitnesstrainer des Fußball-Regionalligisten KSV Hessen Kassel, sorgt gerne für Abwechslung im Trainingsalltag. In dieser Woche, vor dem Heimspiel gegen die Stuttgarter Kickers am Samstag (14 Uhr, Auestadion), wurde es ruppig bei den Löwen. Boxen im Sportstudio des Kasselers Mohammad Rasuli stand auf dem Programm.

„Das war mal etwas ganz anderes und sehr intensiv“, sagt Dennis Lamczyk. Der Schlussmann sah beim Boxen durchaus Dinge, die ihm auch bei der Arbeit helfen können, die er im Kaseler Tor zu erledigen hat. „Beim Boxen geht es auch um Reaktionen und Reflexe. Mir hat das Spaß gemacht und ich kann mir gut vorstellen, das häufiger zu machen.“

„Den Biss dieses Sports können wir gut mitnehmen.“

Natürlich stieg die KSV-Trainingsgruppe – die Teilnahme war freiwillig – nicht in den Ring. Es sollte sich ja niemand verletzen. Beinarbeit stand stattdessen auf dem Programm, der Sandsack wurde bearbeitet. Ob ein Fußballer von einem Boxer lernen kann? „Natürlich“, sagt Lamczyk, „den Biss dieses Sport, den können wir gut mitnehmen.“ Auf den Brettern liegen und wieder aufstehen – das ist es, was der Torhüter meint. „Es ist zwar nicht so extrem bei uns, wir liegen nicht am Boden, aber klar ist, dass wir wieder weiter nach oben wollen“, so Lamczyk. Der KSV, so könnte man sagen, will sich gegen die Kickers nach zuletzt vier sieglosen Spielen endlich freiboxen.

„Ganz klar, ein Heimsieg muss her“, erklärt also auch Mirko Dickhaut. Der Trainer ist der festen Überzeugung, dass die zweiwöchige Pflichtspielpause seiner Mannschaft gut getan hat. Die Testspielerfolge – vor allem der gegen den VfL Bochum – hätten für größere Leichtigkeit gesorgt. Die endgültige Rückkehr ins alte Spielsystem mit einem Stoßstürmer und zwei offensiven Außen soll für zusätzliche Siherheit sorgen.

Und im Ergebnis für eine weitere Parallele zum Boxen sorgen: Unentschieden sind eher die Ausnahme bei den Faustkämpfern. „Ich kann kein Unentschieden mehr sehen“, sagen Lamczyk wie Dickhaut. Kein Wunder nach bereits sieben Punkteteilungen. „Wir treten dadurch auf der Stelle“, sagt Dickhaut. „Das bringt uns nicht weiter. Es mag zwar blöd klingen, aber lieber verliere ich einmal richtig und gewinne dann, als immer diese Unentschieden“, sagt Lamczyk. Und passend zum Boxtraining appelliert der Torhüter an seine Teamkollegen: „Wir müssen uns richtig reinkämpfen in dieses Spiel. Das ganze Reden hilft nicht, wenn am Wochenende die Leistung nicht stimmt.“

HNA