Presse zu Hessen Kassel – Stuttgarter Kickers (0:0)

Einstellung wichtiger als Ergebnis

Fußball-Regionalliga Stuttgart feiert in Kassel einen Punkt, Reutlingen nach elf Wochen wieder einen Heimsieg. Von Matthias Jung

Dirk Schuster ging es gestern schon wieder besser. Dem Trainer des Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers war am Samstag etwas auf den Magen geschlagen. Nicht das 0:0 bei Hessen Kassel, das „gerecht war“, wie er sagte. „Ich habe irgendetwas Falsches zu mir genommen. Vielleicht war es der Kaffee, den unser Co-Trainer Malchow organisiert hat. Der hat mir gar nicht geschmeckt.“ Dafür umso mehr die Art und Weise, wie sein Team in der kampfbetonten Partie bei den Nordhessen auftrat, die noch ins Aufstiegsrennen eingreifen wollen.

„Wir haben dieses Mal richtig dagegengehalten und nicht so die Zügel schleifen lassen wie etwa gegen Großaspach oder Pfullendorf“, erklärte der 41-Jährige, dessen Team seit vier Spielen ungeschlagen ist. „Die Jungs hatten die richtige Einstellung. Diese Erkenntnis ist noch wichtiger als der Punktgewinn.“ Den haben die Kickers auch ihrem Torwart Daniel Wagner zu verdanken, der stark spielte und in der elften Minute einen Elfmeter von Harez Habib hielt. Moritz Steinle hatte zuvor Kassels Thorsten Bauer gefoult. Steinle spielte dieses Mal in der Innenverteidigung anstelle von Simon Köpf (Sperre und Schweinegrippe), der vielleicht schon heute wieder ins Training einsteigt. Morgen steht bei den Kickers dann die Jahreshauptversammlung auf dem Programm, an der auch die Mannschaft teilnehmen soll, die mit ihren Ergebnissen für eine positive Grundstimmung im Verein gesorgt hat.

In Kassel kamen die Kickers nach einer Stunde wieder besser ins Spiel und hatten in der 64. Minute ihre beste Chance: Doch den Schuss von Mijo Tunjic konnte der frühere Reutlinger Markus Unger gerade noch abblocken. Danach wollte der Coach Schuster „noch ein Zeichen setzen“ und brachte den Neuzugang Mahir Savranlioglu für Michele Rizzi (65.), der gegen Aalen wegen seiner fünften Gelben Karte fehlt.

Zehn Minuten später kam zudem der noch nicht wieder ganz fitte Spielmacher Enzo Marchese. Savranlioglu zeigte bei seinem ersten Einsatz im linken Mittelfeld nicht nur wegen eines schönen Passes auf den Stürmer Gökhan Gümüssu, dass er eine Verstärkung sein kann. „Er braucht aber noch Spielpraxis“, sagte Schuster und fügte hinzu. „Wir können jedem Team gefährlich werden. Und das wollen wir in jedem Spiel dokumentieren.“ Am nächsten Samstag kommt der Tabellenführer Aalen, der gegen den Nürnberg II 0:1 verloren hat, bei dem wiederum die Kickers eine Woche später antreten müssen, ehe es zum Auftakt der Rückrunde zum SV Wehen II geht (…)

Stuttgarter Zeitung

Die Kickers lernen ihre Lektionen
0:0 – In Kassel lassen sich die Blauen nicht den Schneid abkaufen

Ein gutes Spiel, ein brauchbares Ergebnis: Die Regionalliga-Fußballer der Stuttgarter Kickers sorgten mit dem 0:0 beim KSV Hessen Kassel vor der Mitgliederversammlung und dem Schlager gegen den VfR Aalen dafür, dass die Stimmung bei den Blauen gut bleibt.

Von Jürgen Frey

KASSEL/STUTTGART. Am Tag danach präsentierte sich Dirk Schuster schon wieder bester Laune. Die Übelkeit, die den Kickers-Trainer unmittelbar nach dem Schlusspfiff in Kassel überkommen hatte, war wie weggeblasen. Am Spiel seiner Mannschaft hatten die Magenprobleme ohnehin nicht gelegen. Im Gegenteil. „Sowohl mit dem Resultat als auch mit der Art und Weise können wir sehr gut leben“, sagte Schuster. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass sogar mehr drin war als die Nullnummer: In der Schlussphase konnten die Blauen mehr zulegen und hatten durch Mijo Tunjic und Gökhan Gümüssu zwei gute Chancen zum Sieg.

Die wichtigste Erkenntnis brachte aber schon die erste Halbzeit: Das junge Kickers-Team ließ sich von dem abgezockten, körperbetont spielenden Aufstiegsfavoriten nicht den Schneid abkaufen. Sie nahm von der ersten Minute an den Kampf an und hielt mutig dagegen. Das war bei den Niederlagen bei der SG Sonnenhof Großaspach (1:2) und beim SC Pfullendorf (0:1) nicht der Fall. Die Blauen haben ihre Lektionen gelernt.

Das macht Hoffnung für das nächste Duell mit einem Top-Team. Am kommenden Samstag (14 Uhr/Gazistadion) kommt Spitzenreiter VfR Aalen nach Degerloch. Mittelfeldspieler Michele Rizzi wird nach seiner fünften Gelben Karte fehlen. Dennoch ist Schuster optimistisch und fordert im Derby eine weitere Steigerung von seiner Mannschaft: „Wir wollen erstmals in dieser Saison zeigen, dass wir gegen ein Team, das ganz oben steht, auch gewinnen können.“

Wer Rizzi ersetzt, ist noch offen. Moritz Steinle, der diesmal in der Innenverteidigung eine Partie mit Licht und Schatten zeigte, wäre eine Option. Auch durch Neuzugang Mahir Savranlioglu ergeben sich neue Möglichkeiten im Mittelfeld. Bei seinem Debüt in Kassel zeigte er – trotz erkennbar fehlender Spielpraxis – nach seiner Einwechslung eine ordentliche Leistung.

Unterm Strich also gute Voraussetzungen für eine harmonische Mitgliederversammlung morgen in Degerloch, bei der von der Mannschaft das Trainerteam und der Spielerrat dabei sein werden.

Stuttgarter Nachrichten

Grüße vom Murmeltier
Fußball-Regionalligist KSV Hessen Kassel tritt auf der Stelle: 0:0 gegen Stuttgart

Kassel. Mirko Dickhaut kommt sich derzeit vor wie im Film. Er weiß sogar, in welchem. „Und täglich grüßt das Murmeltier“, heißt der Streifen. Der Hauptdarsteller durchlebt albtraumhaft immer wieder denselben Tag. So ähnlich geht das dem Trainer des Fußball-Regionalligisten KSV Hessen Kassel derzeit auch.

Spieltag für Spieltag grüßt das Unentschieden: Das 0:0 am Samstagnachmittag vor der Minuskulisse von 2500 Zuschauern im Kasseler Auestadion gegen die Stuttgarter Kickers war bereits das vierte Remis in den vergangenen fünf sieglosen Partien, das achte in 15 Spielen.

Wie sehr Dickhaut diese Null-zu-Nulls und Eins-zu-Eins auf den Keks gehen, zeigt sich an seinen gesunkenen Ansprüchen, die er an das Zustandekommen eines Sieges knüpft. „Mir wäre auch mal ein dreckiges 1:0 recht, bei dem wir schlecht spielen und einen unberechtigten Elfer bekommen.“

Gegen die Stuttgarter Kickers waren die Löwen schon sehr nah dran an einem solchen 1:0. Das Spiel war nicht gut, es gab viele Zweikämpfe und auch Szenen, die der Fachmann ganz gerne als dreckig bezeichnet: Nickeligkeiten, Rudelbildung, Scharmützel. Der Schiedsrichter pfiff sogar einen Elfmeter für den KSV – allerdings einen berechtigten nach Moritz Steinles Foul an Thorsten Bauer.

Habib verschießt Elfmeter

Der Haken war nur: Selbst diese Chance ließen die Löwen ungenutzt. Diesmal vergab Harez Habib, nachdem Mirko Dickhaut dem etatmäßigen Schützen Thorsten Bauer nahegelegt hatte, bis auf Weiteres keine Elfmeter mehr zu schießen. Bauer war zuletzt zweimal gescheitert in der Liga. Auch im Test gegen Bad Wildungen hatte er einen Strafstoß nicht verwandelt.

Also sollte statt Bauer der schießen, der sich gut fühlt. Harez Habib schnappte sich den Ball, keiner protestierte. Jener, der wohl protestiert hätte, war schließlich nicht dabei: Kevin Wölk, der kreative Mittelfeldspieler, saß eine Gelbsperre ab.

Es lief die zehnte Minute. Bis dahin hatte der KSV gut gespielt. Ein Tor nun hätte geholfen, all den Ballast der vergangenen Wochen abzuwerfen, wie es Kapitän Enrico Gaede später ausdrückte. Doch Habib schoss in die Ecke, in die auch der Torwart sprang. Daniel Wagner hielt den Ball sogar fest – Höchststrafe für Habib.

Der KSV fiel in den Trott der vergangenen Wochen zurück: viel Kampf, viel Krampf. „Wenn ich ihn reinmache, hätten wir die nötige Sicherheit gehabt“, sagte Harez Habib nachher. „So kann ich mich nur entschuldigen bei den Jungs.“

Miteinander in die Krise

Die Elfmeter-Szene hatte Symbolcharakter: Statt sich in Zeiten der Krise gegenseitig aufzubauen, scheinen sich die Löwen gegenseitig nach unten zu ziehen. Wenn ein Thorsten Bauer einen Strafstoß verschießt, verschießt ein Harez Habib erst recht. Wenn Dennis Tornieporth seit Wochen seiner Form hinterherläuft, fällt René Ochs, der andere Außen, eben auch mal in ein Tief. Dabei hatte jeder vermutet, er sei ein kleiner Philipp Lahm – kopiert für die Regionalliga: einer, der dann noch gut ist, wenn er unter seinen Möglichkeiten bleibt. Aber auch er passte sich der Mehrzahl seiner Mitspieler an.

Es sagt viel aus, dass die Zweikampfstärke des Innenverteidigers Michael Zepek das Beste war, das der KSV zu bieten hatte – neben zwei Chancen von Enrico Gaede vor und nach der Halbzeit und einem schönen Schuss von Stefan Markolf.

Wie sich Dickhaut gefühlt hat nach dem verschossenen Elfmeter, ist er später gefragt worden. „Wie im schlechten Film“, antwortete er. Und täglich grüßt das Murmeltier.

Von Florian Hagemann

HNA

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