Die schwebenden Proteste abgelehnt. — Das entscheidende Spiel Stuttgarter Kickers — Frankfurter Fußballverein endet mit 1:0 für die Kickers.

Die Stuttgarter Kickers Meister von Süddeutschand.

Fußball und olympischer Sport‘, Ausgabe 28/1913 vom 07.04.1913

Der Ausgang der südd. Meisterschaft war durch zwei Proteste erheblich bedroht, nun sind diese Einsprüche abgelehnt wie folgt:

1. Protest des VfR Mannheim gegen das Verbandsschlußspiel mit FC Stuttgarter Kickers am 23.3.1913. Urteil: der Protest wird abgelehnt, die Gebühr verfällt. Begründung: Die Verletzung des Spielers durch den ins Spielfeld eingedrungenen Hund ist, da eine Absicht oder auch nur eine Fahrlässigkeit von Kickers dem ganzen Hergange nach nicht vorliegt, ein unglücklicher Zufall und muß auch als solcher beurteilt werden. Wird nun das Ausscheiden eines Spielers durch eine Verletzung veranlaßt, so gründet sich darauf kein Anspruch auf Spielwiederholung. — Bei diesem Standpunkt brauchte der Frage, ob die erlittene Verletzung eine solche war, daß sie die Möglichkeit, weiter zu spielen, tatsächlich ausschloß, nicht näher getreten zu werden. — Zu der Beanstandung des Platzes sei bemerkt, daß über die Spielfähigkeit des Platzes ausschließlich der Schiedsrichter entscheidet. — Der angeführte Regelverstoß (Abstoß statt Schiedsrichterball) muß angesichts des Endresultats (5:0) sowie des Spielstandes zur Zeit des Vorfalles (3:0) als unwesentlich angesehen werden.

2. Protest der Spielvereinigung Fürth gegen das Verbandsschlußspiel mit Frankfurter FV am 24.3.1913. Urteil: der Protest wird abgelehnt, die Gebühr verfällt. Begründung: Sowohl über die Spielfähigkeit des Platzes und die Möglichkeit, trotz Unwetters weiter zu spielen, als auch darüber, ob ein Tor regelrecht erzielt wurde, entscheidet ausschließlich und endgültig der Schiedsrichter. (Vergl. amtl. Bekanntmachung im Mittwochsheft.)

Stuttgarter Kickers — Frankfurter Fußballverein 1:0(1:0).

Stuttgart. Der große Tag ist vorüber, Stuttgart hat seine Sensation gehabt. Im letzten, entscheidenden Treffen um den Südd. Meistertitel, gelang es den Kickers nach erbittertem Kampf, den Nordkreismeister, Frankfurter Fußballverein, welcher heißer Favorit war, mit 1:0 einwandsfrei zu besiegen und werden die Kickers nun, den höchsten Titel, welchen Süddeutschland zu vergeben hat, einnehmen, vorausgesetzt, daß der Verband, der über die Protestsache Kickers — VfR Mannheim zu verhandeln hat, nicht noch einen Strich durch die Rechnung macht.

Zu diesem bedeutungsvollen Treffen fand sich eine Rekordzuschauermenge ein (es mögen immerhin 6—7000 Personen gewesen sein), um Zeuge zu sein, ob es den Kickers gelingen wird, die Ehre des Südkreises zu retten und den Meistertitel zum zweiten Mal nach Stuttgart zu bringen. Wie das Resultat schon angibt, ist ihnen dies gelungen, aber nur ganz knapp. In der 1. Hälfte leicht im Vorteil gelang es ihnen, mit Hilfe des Frankfurter Torwarts einen Ball einzudrücken, der die Entscheidung bringen sollte. Nach der Pause verlegten sie sich mehr auf die Verteidigung und mußten bange Minuten überstehen, aber das Glück blieb diesmal auf ihrer Seite, denn dem dann stark drängenden Gegner blieb der verdiente Ausgleich, der ihm zugleich die Meisterschaft gebracht hätte, versagt.

Stürmisch begrüßt betraten beide Mannschaften den fein gezeichneten Platz, auf dem die Südd. Meisterschaft entschieden werden sollte. Kurze Zeit darauf erschien der Protektor der Kicker, Herzog Ulrich v. Württemberg, ebenfalls sehr lebhaft vom Publikum begrüßt. Schiedsrichter Kehm gab sofort das Zeichen zum Beginn.

Kickers eröffneten das Spiel und gingen gleich zum Angriff über. Beide Mannschaften waren aber zuerst sehr aufgeregt und spielten ziemlich zerfahren, erst allmählich legte sich die Unruhe. Kickers fand sich zuerst zusammen und wurden dem Frankfurter Tor durch 2 Strafstöße gefährlich. In der 8. Minute hatte Gmelin im Frankfurter Tor einen fein platzierten Ball Häußler’s abzuwehren; eine Ecke für Kickers wurde ins Feld gebracht, der Ball ging dann zu Leissing, der nach gutem Flankenlauf fein zenterte und Schmidt im Stuttgarter Tor konnte noch im letzten Moment dem feindlichen Stürmer den Ball vorm Fuß wegnehmen.

In der 10. Minute erzielten die Gäste zwei Eckbälle, die schon gegeben, von den Einheimischen wieder ins Feld gebracht wurden. Gleich darauf verschuldeten die Kickers wieder 2 Ecken, von welchen die letzte ein Gedränge vorm Tor verursachte, doch der gutgemeinte Schuß brachte das Leder knapp neben den Pfosten. Die nächsten Minuten sahen dann die Einheimischen wieder im Vorteil und in der 22. Minute fiel das einzige Tor des Tages, ein Tor von dem die Meisterschaft abhängen sollte. Schäfer, der Mittelläufer der Kickers, schickte das Leder hoch aufs Tor, Gmelin schenkte diesem Ball nicht genügend Beachtung, und Heilig, der schnell vor’s Tor ging, konnte, nicht ohne Unterstützung des Frankfurter Torhüters, den Ball vollends eindrücken. Mit bloßen Worten läßt sich der ungeheure Beifall, der sich anhob, nicht wiedergeben, man muß den vieltausendstimmigen Ruf „Goal“ gehört haben, um zu wissen, was Sportsbegeisterung ist.

Auch in den nächsten Minuten waren die Stuttgarter im Angriff, doch war die Frankfurter Verteidigung den Kickersstürmern nun überlegen und wußte einen weiteren Erfolg zu vereiteln. In der 32. Minute gelang den Gästen ein vielversprechender Angriff, doch Schwarze gab den Ball ganz unnötiger Weise zum Flügel und verdarb dadurch die gute Chance. 2 Minuten später umspielte Löble die Frankfurter Verteidigung und hatte nur noch den Torwart vor sich, der seinen Platz bereits verlassen hatte, der zweite Erfolg schien unvermeidlich, doch der Internationale setzte den leichten Ball übers Tor. Eine nie wiederkehrende Chance war verscherzt.

Die Stuttgarter brachten noch verschiedentlich den Ball aufs Frankfurter Tor, aber Gmelin rettete jedesmal fein; erst knapp vorm Wechsel wurden die Gäste dem Kickers-Tor gefährlich und hätten jedenfalls den Ausgleich hergestellt, wenn die Innenstürmer ein klein wenig überlegter gespielt hätten, sie hatten einige gute Chancen, verdarben aber alle durch herzlich schlechten Schuß; — dann war die 1. Hälfte vorbei. — Werden die Kickers den Vorsprung halten können oder gar vergrößern oder aber wird Frankfurt ausgleichen? Die Spannung wuchs von Minute zu Minute, nur das eine stand fest, das nächste Tor entscheidet! Aber dieses entscheidende Tor fiel nicht, zum Glück für die Kickers!

Frankfurt nahm eine Umstellung im Sturm vor, die sich gut bewährte, Leissing ging zur Mitte und Schwarze stürmte Rechtsaußen. In der 1. Viertelstunde waren die Kickers glatt überlegen und machten der Frankfurter Verteidigung tüchtig zu schaffen. Gmelin bekam einige schwierige Bälle, meistens von der rechten Seite auf sein Tor, hielt aber alles mit verblüffender Sicherheit. Die Verteidigung der Gäste verschuldete drei Ecken, von welchen die erste eine sehr gefährliche Situation hervorrief, wobei Gmelin hervorragend rettete. Inzwischen kam Frankfurt durch einen Strafstoß in die Nähe des Kickerstor, gleich darauf mußte Gmelin wieder einen hohen Ball abwehren und verschuldete hart bedrängt eine weitere Ecke. Den gut gegebenen Ball setzte Metzger aus guter Stellung weit übers Tor.

Kickers, die seither im Angriff lagen, zogen nun Metzger in die Läuferreihe zurück, was sich aber als ein großer Nachteil erwies, denn die 4 Kickersstürmer fanden sich nun nicht mehr zusammen; alle vorgebrachten Bälle wurden eine sichere Beute der Frankfurter Verteidigung, und nun kam eine bange Zeit für die Stuttgarter Mannschaft und — für das Stuttgarter Publikum. Mit angstvoller Miene sahen die Zuschauer das nicht gerade sichere Spiel der einheimischen Verteidigung und der immer stärker drängenden Frankfurter Stürmerreihe. Minuten wurden gezählt, aber die Zeit schien zu schleichen, es waren noch 20 unendliche lange Minuten bis Schluß. Leissing schoß aus ca. 30 Meter knapp über die Latte, während Dornbusch eine gute Chance durch schlechten Schuß verdarb. Die Frankfurter Stürmer arbeiteten im Feld gut zusammen, aber zum Schuß ließ sie die Stuttgarter Verteidigung selten kommen, die Stuttgarter Läuferreihe spielte besonders aufgeregt und verfehlte, auffallend viel Bälle.

Noch 10 Minuten bis Schluß, Rüdinger verschuldete einen Eckball, der für viele schon der Ausgleich schien, aber es war kaum möglich etwas durchzubringen, den mit Ausnahme von Löble stand die ganze Kickerself zur Abwehr bereit und schützte ihr Tor, Schmidt konnte den Ball zwar nur wieder zur Ecke ablenken, aber diese wurde, obwohl schön gegeben, wieder ins Feld gebracht. Frankfurt versucht noch einmal sein Glück, aber die Kickers hielten nun stand, durch energisches Spiel kamen sie noch einigemal vor, ohne mehr erfolgreich zu sein. Frankfurt verschuldete noch einen Strafstoß und dann war der Kampf zu Ende. — Süddeutschland hat seinen Meister.

Der Protektor der Kickers, Herzog Ulrich, richtete noch eine Ansprache an die Spieler; dem Kapitän der Kickers wurde ein großer Lorbeerkranz übergeben und unter dem Jubel der Zuschauer verließen die Spieler den Platz mit dem schönen Bewußtsein: Zum zweiten Mal „Süddeutscher Meister“.

(Eine Schlußkritik mit Besprechung über die einzelnen Spieler folgt in der Mittwochnummer.)

Die Stuttgarter Kickers schlagen den Wiener Athletik-Sportklub mit 1:0. Das Spiel wird sechs Minuten vor Schluß abgebrochen. Pause 0:0

Das vierte Wettspiel, das die Wiener auf ihrer Tournee zu absolvieren hatten, kam gesten auf dem Kickersspielplatz zum Austrag. Auf Grund des guten Namens der Wiener konnte man auf einen spannenden Kampf gefaßt sein, und fürwahr, man kam auf seine Rechnung, denn abgesehen von verschiedenen unerquicklichen Szenen, brachte das Match genug des Interessanten. Kaum jemal haben Stuttgarter einem solch glänzenden Team gegenübergestanden, dessen Siel in allen Teilen durchentwickelt ist und als hervorragend bezeichnet werden muß. Daß die Wiener aber absolut keine sportliche Disziplin haben, haben sie gestern durch ihr robustes gefährliches Spiel bewiesen. Wenn wir jeden Sonntag solche Kämpfe ansehen müßten, würde der schöne Fußballsport bald seine Anhänger verloren haben. Anscheinend liebt man in Wien solche Kämpfe und solche Auftritte, die wir gestern erfahren mußten. Das dortige Publikum will es so haben. Dieser Umstand entschuldigte die Wiener einigermaßen, sie sind kein anderes Spiel gewöhnt, ihre Anhänger wollen Siege sehen, und wenn es nicht mit Gutem geht, dann müssen eben auch Mittel angewendet werden, die bei uns in Deutschland verpönt sind. Der Schiedsrichter, Herr Brucker, Sportfreunde, dem durch die Spielweise und das unsportliche Betragen der Wiener Spieler eine schwere Aufgabe gestellt war, hat sie gut gelöst.

Mit schneidigem Tempo setzten die Wiener ins Spiel ein und schon die ersten Angriffe brachten sie vor das Kickerstor. Dort spielten sich einige gefährliche Momente ab, die aber bei dem aufopfernden Spiel der Kickersverteidigung zu nichts führten. Die Stürmerreihe der Kickers fand sich nicht recht zusammen, sie konnte den Ball nicht behalten und so brachte die erste Halbzeit ein etwas überlegenes Spiel der Gäste. Die vielen Anstürme der Wiener wurden durch den starken Wind kräftig unterstützt, der es auch den Gästen möglich machte, das Spiel fast ausschließlich in der Spielhälfte der Kickers zu halten. Nach der Pause bot das Spiel ein etwas verändertes Bild, der Kickerssturm kam jetzt weit mehr zur Geltung, ein frischer Zug beseelte die Mannschaft der Einheimischen. Aus einem energischen Angriff von halbrechts erzielten die Kickers ungefähr in der 6. Minute ihr Tor. Jetzt setzten auch die Wiener wieder mit neuer Kraft ein, sie sahen zwar nicht darauf, ihren Gegner zu umspielen und vor das Tor zu kommen, sondern ihr Spiel erweckte den Eindruck, als ob sie zuerst einen Gegner unschädlich machen wollten, um dann schließlich das Spiel für sich zu entscheiden. Es gelang ihnen dies aber nicht, die Einheimischen spielten mit ihrer gewohnten Ruhe weiter, gaben lieber den Ball an den nächsten Mann ab, als sich auf solche Wiener Fußball-Ringkämpfe einzulassen. Kurz vor Schluß wollte der Schiedsrichter einen Wiener Spieler vom Platze weisen, worauf ein zweiter Wiener Spieler durch einen beleidigenden Ausdruck sich ebenfalls eine Ausweisung aus dem Spielfeld zuzog. Beide erklärten darauf, das Feld nicht zu verlassen, und so machte Herr Brucker von seinem Recht Gebrauch und brach 6 Minuten vor Schluß das Spiel ab.

Württemberger Zeitung, Seite 9, vom 30. Mai 1910

Die englische Amateurmannschaft the Pirates unterliegt nach hartnäckigem Kampfe den Stuttgarter Kickers mit 2:0, Halbzeit 1:0

Im frischen Frühlingsgrün prangte gestern der Kickerssportplatz, der Boden war durch den niedergegangen Regen der letzten Tage in besten Zustand versetzt und so waren alle Bedingungen erfüllt, die ein erstklassiges Treffen erfordert. Es war deshalb nicht zu verwundern, daß dem gestrigen Spiel ein ganz besonderes Interesse geschenkt wurde, und daß nicht weniger als 3500 Zuschauer die Rampen umstanden, um mit größter Aufmerksamkeit den spannenden Kampf zu verfolgen. Unter den Gästen wurden bemerkt der Protektor des Vereins Herzog Ulrich von Württemberg, der Kriegsminister v. Marchtaler, der Gouverneur von Stuttgart, Exzelllens Generalleutnant von Scharpff, sowie der englische Konsul Mr. Gastrell.

Gleich nach Eintreffen des hohen Protektors gab der Schiedsrichter Dr. Hargreaves das Zeichen zum Spielbeginn. Schon in den ersten Minuten kommt es vor beiden Toren zu gefährlichen Momenten. Ein Schuß der Engländer wird vom Torhüter der Kickers abgewehrt. Ein schöner Angriff der Einheimischen endet ebenfalls in den Händen des Goalkeepers. Darauf ein wiederholter Ansturm der Gäste, Kühnle verfehlt den Ball, der gegnerische linke Flügel centert, aber seine Partner sind nicht zur Stelle. So vergeht die erste Viertelstunde ohne einen zählbaren Erfolg, beide Parteien spielen mit Anstrengung aller Kräfte. Mit erneuter Kampfeslust wird das Spiel fortgesetzt, der starke Wind bringt den Piraten große Vorteile, die Abwehr der Kickers muß stark arbeiten, aber man merkte bald, daß sie Herr der Lage bleiben werden. Bald können sich die Blauweißen von der momentanen Belagerung befreien, sie gewinnen von Minute zu Minute an Boden und bedrängen immer mehr das Tor der Piraten. Ein energischer Vorstoß des Halbrechten bringt die Kickers in unmittelbare Nähe des Strafraumes, der etwas schwach abgegebene Schuß wird vom englischen Torwart ruhig abgewehrt, doch wird seinen Vorderleuten der Ball alsbald wieder abgenommen und Ahorn (halblinks) umgeht geschickt die feindliche Läuferreihe der Gäste, um mit langem Schuß das erste Tor für Stuttgart zu treten. Auch diesesmal hätte der Torwächter rettend eingreifen können, wenn nicht der starke Gegenwind den Ball zu viel abgetrieben hätte. Die einheimische Mannschaft wird dadurch sehr mutig, sie zwingt ihren Gegner zur Defensive, viele Schüsse werden auf das Piratentor abgegeben, aber der Torhüter läßt bis zur Pause keinen Ball mehr durch. Mit 1:0 für Stuttgart werden die Seiten gewechselt. Nach Wiederbeginn haben die Kickers wieder die Oberhand und schon in der dritten Minute umspielt Löble die ganze gegnerische Verteidigung, das zweite Tor ist damit für Blauweiß erzielt und der Sieg liegt sicher in den Händen der Einheimischen. Das Tempo ließ von nun an ziemlich nach und nur während wenigen Minuten versuchten die Kickersgäste mit aller Kraft einen Erfolg zu erzwingen.

Die Spielweise der Gäste stand auf einer hohen Stufe, man muß sagen, daß sie ganz hervorragende Leistungen vollbrachten, jedoch fehlte ihnen der straffe Zusammenhalt in der Stürmerkette und so wirkte die Maschinerie der Kombination kaum so exakt, wie bei den Einheimischen. Möglich, daß das Spiel am Samstag abend in Hanau die Gäste zu stark mitgenommen hatte. Die Kickersmannschaft hatte einen guten Tag; sie gab ihren Gästen nicht viel nach, sie war spieltaktisch besser, jedoch spieltechnisch schlechter. Die Niederlage der Pirates ist die erste, die sie auf deutschem Boden erfahren mußten. Das diesjährige Tournee ist das dritte.

Württemberger Zeitung, Seite 9, vom 25. April 1910

Eine englische Fußballmannschaft in Stuttgart

Endlich ist es der Vereinsleitung der Stuttgarter Kickers gelungen, eine englische Mannschaft nach Stuttgart zu verpflichten, und es ist dadurch am kommenden Sonntag dem sportliebenden Publikum Gelegenheit gegeben, unsere beliebten Blauweißen zum ersten Mal einem englischen Gegner gegenübertreten zu sehen. Die besten englischen Amateurspieler, die sich the Pirates nennen, werden auf dem Kickerssportplatz gastieren, nachdem sie schon drei Spiele auf deutschem Boden absolviert haben. In Düsseldorf unterlag die deutsche Mannschaft mit 8:0; die Sportpresse schreibt, daß die Pirates sich aus äußerst raschen Spielern zusammensetzt und wohl alle ihre Spiele in Deutschland für sich entscheiden werden. Es wird die Stuttgarter Sportfreunde interessieren, wenn wir die einzelnen Spieler kurz vorstellen: Der Tormann W. Mulraney vertritt immer seine Grafschaft Essex repräsentativ und ist ein ruhiger, sehr verläßlicher Spieler. Die Verteidiger sind: W. H. Clarke und S. W. Black. Der Erstgenannte spielt für Chelmsford und ist der beste Verteidiger seiner Grafschaft, der schon sechsmal als Repräsentant dieser spielte. S. W. Black ist Mitglied von Plymouth Argyle, trat schon dreimal im Englischen Pokal-Spiel gegen Aston Villa, den berühmtesten Klub Englands an. Er ist ein ausgezeichneter Kopfspieler. Läufer: G. How hat in diesem Jahr in der vorletzten Runde um den englischen Pokal mitgespielt. Jones Glyn war in der repräsentativen Mannschaft Wales gegen England aufgestellt und hat sich auch schon als Berufsspieler betätigt. B. Gastell ist ein guter starker Spieler und gehört Manchester South End an, der besten Amateurmannschaft von Lancashire. Stürmer: J. McKenna (rechts-außen) spielte dieses Jahr im Probespiel Nordengland-Südengland mit und vertritt Liverpool in Liga I. G. Griffiths (halbrechts) zeichnet sich besonders durch guten Schuß aus. Jones (Mittelstürmer) ist die Seele des Angriffs, er hatte von Leicester Fosse als Berufsspieler einen Ruf erhalten. P. Turall (halblinks) ist Mitglied von Chelmsford und besitzt den besten Schuß in Essex. S. R. Croiol (links-außen), ein flinker Stürmer, der eine herrvorragende Balltechnik besitzt. Ersatzmann: E. Salt (linker Stürmer) vertrat Lancashire repräsentativ. Das Schiedsrichteramt hat der Führer der Engländer, Dr. Hargreaves, übernommen.

Württemberger Zeitung, Nr. 92, Seite 9, vom 22. April 1910

Karlsruher F.-C. Alemannia verliert gegen die Stuttgarter Kickers mit 5:1. Pause 1:1

Anläßlich der Einweihung des eigenen Sportplatzes ließ es sich der FC Alemannia nicht nehmen, seinem ersten Gegner, den Stuttgarter Kickers, einen silbernen Becher zu überreichen. Mit kurzen Worten eröffnete der erste Vorsitzende der Karlsruher den Platz, und zugleich wurde das Spiel begonnen. Alemannia, überrumpelt die Kickersverteidigung und in der nächsten Minute können sie ihren einzigen Erfolg des Tages einheimsen. Dies war auch die beste Leistung, die Alemannia vollbrachte, denn von nun an sind die Kickers durchweg in der Offensive und nur dem guten Spiel des Torwächters der Alemannia war es zu verdanken, daß die Blau-weißen das Spiel bis Halbzeit nur auf 1:1 stellen konnten. Nach Halbzeit belagern die Gäste das Tor der Alemannen und vermögen noch vier weitere Treffen zu erzielen; das letzte davon war ein prächtiges Eigentor des linken Verteidigers der Karlsruher, der jedoch keinen anderen Ausweg mehr hatte, als den Ball ins eigene Netz zu befördern. Unsere Stuttgarter haben wohl einen sicheren Sieg errungen, doch das Spiel ihrer Stürmerreihe genügte keineswegs, trotzdem die Hintermannschaft sie gut unterstützte.

Württemberger Zeitung, Seite 10, vom 20. September 1909

Vorbereitung der Stuttgarter Kickers für die Ligaspiele

Stuttgart, 2. Sept.

Während in den letzten Jahren die Stuttgarter Kickers nur ein oder höchstens zwei Uebungsspiele vor dem Beginn der offiziellen Verbandsspiele für genügend hielten, um in diesen mit Erfolg einzutreten, hat die diesjährige Vereinsleitung drei Uebungsspiele festgesetzt. Das erste haben die Kickers bereits am vergangenen Sonntag gegen die Fußballabteilung „Wacker“ des Sp.-Cl. „Monachia“ München absolviert; das zweite (Retourwettspiel) kommt nächsten Sonntag nachmittag 4 Uhr auf dem Kickerssportplatz gegen den F.C. Fürth zum Austrag und das letzte Vorbereitungsspiel findet am 12. d. M. gegen den F.-C. Straßburg ebenfalls auf Kickers Boden statt. Hoffentlich wird es den Kickers gelingen, durch diese 3 Uebungsspiele eine richtige Mannschaftsaufstellung für die diesjährigen Ligaspiele festzustellen, damit nicht wieder, wie im Vorjahre, eine fortwährende Umstellung der Spieler notwendig wird, deren böse Folgen unsere Kickers in den vergangenen Meisterschaftsspielen übel zu fühlen bekamen.

Welches Resultat der nächste Sonntag bringen wird, ist für die Stuttgarter ziemlich sicher, da Fürth jetzt — bei Beginn der Saison — noch nicht ganz auf der Höhe seines Könnens sein dürfte, während die Kickers bereits eingespielt sind und ihre vollständige erste Mannschaft gegen Fürth ins Feld stellen werden. Wir rechnen daher mit einem Sieg für Stuttgart.

Das erste Spiel in Fürth nahm einen unentschiedenen Ausgang. In Fürths Mannschaft steht seit verschiedenen Jahren der bekannte repräsentative Läufer Burger, der früher Mitglied der Stuttgarter Sportfreunde war. Obwohl bei seiner damaligen Aufstellung als repräsentativer Spieler in dem Wettkampf Deutschland gegen Schweiz verschiedene Stimmen gegen ihn laut wurden, hat sich doch sein Ruf glänzend bewährt.

3. Blatt der Württemberger Zeitung, vom 3. September 1909

Stuttgarter Kickers II gewinnen gegen den Süddeutschen Fußballklub mit 11:0. Halbzeit 4:0

Trotz dem herrlichsten Wetter war gestern der Kickerssportplatz nicht stark besucht und die Geduld der wenigen Zuschauer wurde noch überdies auf eine harte Probe gestellt, indem die Süddeutschen eine halbe Stunde auf sich warten ließen und das Spiel infolgedessen erst 35 Minuten nach der festgesetzten Zeit beginnen konnte. Die Stürmerreihe der Kickers war glänzend, in Kombination sowohl wie im sicheren Schießen am besten waren Denzinger (5 Tore) und Ahorn (4 Tore), während Feucht und Feiler je 1 Tor schossen. Auch der Torwart (Bürkle) arbeitete vorzüglich; allerdings hatte er nur sehr wenig Gelegenheit, seine Bravour zu zeigen. Die Stürmerreihe der Süddeutschen war ganz gut in Form, nur vermißte man das sichere Schießen; Gelegenheit hätten sie genug gehabt, wenigstens ein Ehrentor zu erringen. Alles in allem wieder ein schöner Erfolg der sympathischen 2. Kickersmannschaft.

Württemberger Zeitung, Seite 10, vom 26. Juli 1909