Vorberichte: TSV 1860 München II – Stuttgarter Kickers

Vorschau

Spielinfos

Anstoß: 04.11.2006 14:30
Stadion: Stadion an der Grünwalder Straße

Schiedsrichter: 

1860 München II: Holebas ist gesperrt, wahrscheinlich gehören einige Spieler (wie Göktan, Ziegenbein und Lamotte) noch am Freitag zum Profikader.

Stuttgarter Kickers: Der Einsatz von Härter (Gehirnerschütterung), Okpala (Hexenschuss) und Schlabach (Grippe) ist fraglich, Parmak ist noch rot-gesperrt.

Aufstellung

1860 München II
Tschauner – Lamotte, Polak, Eberlein, B. Schwarz – Ziegenbein, Träsch, Duhnke, S. Bender – Göktan, Ramaj; Trainer: Kurz
Stuttgarter Kickers
Yelldell – Steinle, M. Hartmann, Yildiz, Kanitz – Akcay – Benda, Kanyuk, Gambo – Okpala, Mesic; Trainer: Dutt 

Kicker

U23: Jetzt kommt’s knüppeldick – Stuttgarter Kickers zu Gast
14 Punkte aus den vergangenen sechs Meisterschaftsspielen, dazu drei Erfolge im Bayerischen Toto-Pokal 2007: Das Regionalliga-Team von Trainer Marco Kurz schwimmt derzeit auf einer Erfolgswelle. Jetzt kommt es aber knüppeldick. Innerhalb einer Woche spielt die U23 gegen die Top-Teams Stuttgarter Kickers (Tabellen-3.), Spitzenreiter SV Wehen und Bayern München II (5.).

Am Samstag, 4. November 2006, 14.30 Uhr, empfängt die U23 im Grünwalder Stadion die Stuttgarter Kickers, vier Tage später steht das Spiel beim SV Wehen auf dem Programm (Mittwoch, 08.11.2006, 19.00 Uhr) und zum Ende der Englischen Woche gastieren die Löwen im Grünwalder Stadion beim FC Bayern München II (Samstag, 11.11.2006, 14.30 Uhr). Drei dicke Brocken, bei denen es schon fast an ein Wunder grenzen würde, wenn die Serie danach immer noch Bestand hätte. „Mal schauen, was dabei raus kommt. Gut, dass wir bisher schon so viele Punkte gesammelt haben“, sagt Marco Kurz. Trotzdem beträgt der Vorsprung auf einen Abstiegsplatz gerade mal vier Punkte.

José Holebas, mit fünf Treffern erfolgreichster Löwen-Torjäger, ist für das Spiel gegen die Kickers gesperrt. Im Heimspiel gegen den SSV Reutlingen war der 22-Jährige nach einem Kopfballduell mit Thomas Scheurig auf der Haupttribünenseite Nähe der Mittellinie des Platzes verwiesen worden. Der Reutlinger zog sich in dieser Szene eine Platzwunde an der Augenbraue zu, musste blutüberströmt behandelt werden. Schiedsrichter Matthias Kristek bewertete die Aktion Holebas’, der in den elf Spielen zuvor keine einzige gelbe Karte gesehen hatte, als grobes Foulspiel. „Er ist kein Spieler, der solche Aktionen absichtlich macht. Ich habe ehrlich gesagt nichts gesehen, was einen Platzverweis rechtfertigen würde. José hat mir auch bestätigt, dass er nichts getan hat“, nahm Kurz seinen Schützling direkt nach dem Spiel in Schutz. Trotzdem wurde er vom DFB für zwei Spiele gesperrt.

Auch ohne Holebas lieferte das Kurz-Team am vergangenen Wochenende beim 2:0-Erfolg über den FK Pirmasens eine souveräne Vorstellung ab. „Die drei Punkte waren hochverdient. Meine Mannschaft hat in Pirmasens eine sehr konzentrierte Leistung abgeliefert“, sagte Kurz. Dabei saßen am Abend zuvor mit Philipp Tschauner, Sven Bender, Fabian Lamotte und Björn Ziegenbein noch vier Spieler der Startformation bei den Profis in Augsburg auf der Bank oder kamen zu Kurzeinsätzen. Der Torwart-Trainer der U23, Jürgen Wittmann, chauffierte das Quartett nach Spielschluss von der Fuggerstadt nach Pirmasens, wo sie kurz nach Mitternacht ankamen. Trotz dieser Verstärkung und Alexander Eberlein, der nominell ebenfalls Lizenzspielerstatus besitzt, saßen in Pirmasens mit A-Junioren-Torwart Andreas Rössl, Anton Fink, Kent O‘Connor und Florian Tausendpfund gerade einmal vier Akteure auf der Auswechselbank, da erneut neun Spieler aus dem U23-Kader verletzungsbedingt fehlten. Björn Ziegenbein zog nach seinem ersten Saisoneinsatz in der Regionalliga, bei dem er auf Anhieb für die kicker-Elf des Spieltags nominiert wurde, ein überaus positives Fazit: „Es hat auf alle Fälle Spaß gemacht“, so der 20-Jährige. „Ziege“ war erstaunt, wie „gut sich einige Spieler entwickelt haben. Zum Beispiel ein Alban Ramaj habe ich noch nie so aggressiv spielen sehen“. Umgekehrt lobt Kurz die Einstellung der Profis. „Sie haben bei uns immer mit dem nötigen Einsatz und Engagement gespielt. Ich bin sehr zufrieden damit, wie sie sich einbringen.“ Keiner der Akteure sieht in dieser Saison die Regionalliga-Mannschaft als Degradierung, sondern eher als Chance, Spielpraxis zu sammeln und sich für das Zweitliga-Team anzubieten.

Zum „Matchwinner“ in Pirmasens avancierte Berkant Göktan, der beide Treffer erzielte. Die Bilanz des 25-Jährigen, der erst während der laufenden Saison zum Team stieß, kann sich sehen lassen: Vier Tore in sieben Spielen. Die Formkurve zeigt eindeutig nach oben, obwohl er vor seinem Engagement bei den Sechzigern in den vergangenen Jahren nur wenig Spielpraxis sammeln konnte. Die exzellenten Leistungen der beiden Angreifer Holebas und Göktan sind auch den Verantwortlichen der Profis nicht verborgen geblieben. So durften beide in der Woche vor dem Spiel bei den Stuttgarter Kickers im Profikader mittrainieren.

Ernst Tanner, Leiter des Nachwuchsleistungs¬zentrums der Löwen, sieht die Entwicklung mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Vom Prinzip her ist es natürlich schon unser Anliegen, Spieler nach oben zu führen. Aber der ständige Wechsel zwischen den Mannschaften ist nicht unproblematisch.“ Zumal Kurz einmal sogar nur noch sechs Spieler im Training hatte. „Da ist es natürlich schwierig, meine Mannschaft auf ein Spiel einzustellen. Wir müssen ständig improvisieren. Einerseits ist es gut, weil dadurch jeder im Kader zum Zug kommt und Spielpraxis sammeln kann. Andererseits wäre es mir natürlich lieber, wenn ich ein Stammpotential hätte, mit dem ich trainieren und spielen könnte.“

Beim Regionalliga-Schlager Stuttgarter Kickers gegen SV Wehen (0:3) am vergangenen Sonntag beobachtete Trainer Kurz die nächsten beiden Kontrahenten. Seine Erkenntnis über Heimgegner Stuttgart: „Eine sehr erfahrene Mannschaft, die einen tollen Saisonbeginn hatte, aber durch die Belastung im DFB- und im Württembergischen Pokal viel Kräfte gelassen hat, was sich derzeit in den Leistungen widerspiegelt.“ Trotz des Einbruchs der Schwaben in den vergangenen Spielen warnt Kurz davor, den Gegner zu unterschätzen. „Die Kickers sind eine absolute Spitzenmannschaft in der Regionalliga Süd, die sich selbst den Aufstieg zum Ziel gesetzt haben.“ Aber auch gegen den Tabellendritten wird sich bei der U23 die Personalsituation nicht entspannen. Von den derzeit neun verletzten Akteuren ist noch keiner soweit, um in den Kader zurückkehren zu können.

TSV1860.de

Rüdi nicht mehr unter uns

Nach langer Krankheit starb am gestrigen Morgen unser langjähriger „Edelblauer“ Rüdiger Lewandowski. „Rüdi“ gehörte seit Jahren zu den Blauen, aufopferungsvoll stand er jederzeit hilfsbereits zur Stelle. Er war Fansprecher, Hausmeister, organisierte die Busfahrten für die Fans. Er war nicht wegzudenken.

Gestern war es nun so weit. Die Mannschaft der Stuttgarter Kickers in Bonlanden spielte in Trauerflor. Ich hoffte, dass er zumindest noch den Aufstieg seiner Blauen in die Zweite Liga miterleben darf. Rüdi, ich werde dich nicht so schnell vergessen!

Presse zu SV Bonlanden – Stuttgarter Kickers II (0:3)

„Einfach abmelden geht ja nicht“
 
FUSSBALL Der SV Bonlanden verliert zum fünften Mal in Folge, diesmal mit 0:3 gegen die Kickers
 
Bonlanden. Niederlage Nummer zehn im zwölften Spiel, Niederlage Nummer fünf in Serie: der Oberligist SV Bonlanden hat auch gegen die Stuttgarter Kickers II verloren, mit 0:3. Der Abteilungsleiter Kurt Adam sagt: „Was sollen wir tun? Einfach aus der Liga abmelden geht ja nicht.“

Von Harald Landwehr

Zahlen lügen nicht. Und so genügt ein Blick auf die Tabelle der Fußball-Oberliga Baden-Württemberg, um zu wissen, wie es um den SV Bonlanden derzeit bestellt ist. Vier magere Punkte stehen für das Schlusslicht des Klassements nach zwölf Begegnungen zu Buche, dazu ein Torverhältnis von 4:34. In zwei Worten ausgedrückt müsste das Fazit heißen: nicht ligatauglich. „Einspruch“, sagt jedoch der Trainer Klaus Kämmerer, der weiter fest an seine Mannschaft glaubt, „wir befinden uns in einem Entwicklungsprozess. Am Ende der Saison wird sich erst zeigen, ob das für die Oberliga reicht oder nicht.“ Sicher ist: das gestrige 0:3 gegen die zweite Mannschaft der Kickers war ein weiterer Schlag ins Genick.

Als die neuerliche Schlappe besiegelt war, hat sich Kämmerer mit seiner Mannschaft erst einmal für eine halbe Stunde in die Kabine zurückgezogen. Zeit, um einmal mehr Aufbauarbeit zu leisten? Wohl nicht nur. Eine ordentliche erste Spielhälfte war als positiv zu vermerken. Aber für einen konzentrierten Auftritt über 90 Minuten hat es eben erneut nicht gereicht. „Es kann nicht sein, dass wir uns nach einem Rückstand so hängen lassen. Da muss mehr Einsatz, mehr Wille, aber auch mehr Lautstärke kommen“, kritisierte Kämmerer.

Stattdessen ergaben sich die Bonlandener nach dem 0:1 von Dominique Rodrigues direkt nach dem Seitenwechsel brav in ihr Schicksal. Auf dem Platz war beim Aufsteiger niemand zu finden, der das Kommando an sich gerissen und die Mannschaft mit Worten oder fußballerischen Taten aufgerüttelt hätte. Vielleicht ist das Fehlen echter Führungsfiguren tatsächlich derzeit das größte Problem der Filderstädter, und das nicht erst, seitdem Routiniers wie Panagiotis Deligiannidis und Giampiero Lapeschi (beide rotgesperrt) sowie der Ex-Kapitän Florian Hägele (verletzt) ausfallen. „Wir können da gar nichts ändern. Wir müssen mit dem Personal arbeiten, das wir zur Verfügung haben – und wenn es nicht reicht, dann reicht es eben nicht“, sagt der Bonlandener Fußballboss Kurt Adam nüchtern.

Immerhin genügte das vorhandene Personal gestern, um sich gegen biedere Stuttgarter Kickers, die entgegen aller Erwartungen weitgehend auf Verstärkungen aus dem Profikader verzichtet hatten, vor der Pause fünf hochkarätige Chancen zu erarbeiten. Daraus hätte eine deutliche eigene Führung resultieren können. Allerdings scheiterten die Gastgeber entweder am glänzend disponierten Kickers-Schlussmann Manuel Salz oder, wie im Fall des Youngsters Sebastian Lieto, an den eigenen Nerven. „Die Trainerfrage stellt sich nicht, schließlich vergibt er diese Chancen nicht“, lautete nach dem Schlusspfiff das eindeutige Bekenntnis von Kurt Adam zu seinem Coach.

Letzterer musste ohnmächtig verfolgen, wie in der Folge Sokol Kacani, obwohl umringt von sechs Gegenspielern, zum 0:2 einschießen durfte und wie wenig später nach einem Foul von Thomas Edelmann an Bastian Bischoff derselbe Kacani den fälligen Strafstoß zum 0:3-Endstand verwandelte.

So bleibt weiterhin die Frage, wie die Bonlandener die Kurve kriegen wollen – so dass die Verhinderung des Abstiegs nicht schon zum bis zum Hinrundenende ein unrealistisches Unterfangen werden soll. Teuere personelle Verstärkungen, soviel stellt Adam klar, wird es in der Winterpause nicht geben. Kämmerer hat für die kommenden Wochen eine andere Hoffnung: „Wir haben jetzt nichts mehr zu verlieren. Vielleicht ist ja unsere Chance die, dass uns jeder bereits abgeschrieben hat.“

SV Bonlanden: Landenberger – Kemmler, Fabio Lapeschi (42. Greif), Edelmann, Fanelli – Lieto (64. Mpharioglu), Feichtinger, Curic, Schuster (64. Salvaggio) – Schwarz, Eckhardt.

Stuttgarter Kickers II: Salz – Simsek, Leist, Accardi, Baradel – Ivanusa, Kovac (82. Morina), Kärcher, Rodrigues (86. Fleuchaus) – Tucci (74. Bischoff), Kacani.

Stuttgarter Nachrichten

Kickers II erfolgreich

Die U23 der Stuttgarter Kickers gewann ihr Oberliga-Spiel beim Aufsteiger SV Bonlanden deutlich mit 3:0. Dominique Rodrigues (47. ), und Sokol Kacani mit einem Doppelschalg (73. und 75. per Foulelmeter) brachten die Blauen auf die Siegerstraße.

Die Kickers spielten mit:
Manuel Salz; Fabio Accardi, Mike Baradel, Julian Leist, Marko Kovac (84. Hassan Morina); Dominique Rodrigues (86. Adrian Fleuchaus), Göhkan Simsek, Markus Kärcher, Marcel Ivanusa; Marco Tucci (84. Bastian Bischoff), Sokol Kacani

StN: Kickers-Spieler müssen früh aus den Federn

Stuttgart (jüf) – Die Verunsicherung im Team der Stuttgarter Kickers war im Regionalligaspiel gegen den SV Wehen unübersehbar. Nach dem 0:3 ist das Selbstvertrauen der Spieler endgültig am Boden. Dagegen hilft nur eines: ein Sieg am Samstag beim TSV 1860 München II. Um wieder in die Erfolgsspur zu kommen, hat Trainer Robin Dutt den Trainingsumfang in dieser Woche um vier Einheiten erhöht. Am Mittwoch und Donnerstag trifft sich das Team dabei schon um 7.30 Uhr im ADM-Sportpark. Dutt will die Spielweise ändern: „Das Spiel zu machen ist nicht unser Ding“, hat der Coach festgestellt. Kompakt in der Abwehr zu stehen aber auch nicht. „18 Gegentore sind zu viel“, weiß Dutt, der mit seiner Elf defensiver auftreten will. „Mich interessiert nur noch das nackte Ergebnis.“ Stimmt das auch in München nicht, dürfte der Trainingsaufwand nicht geringer werden.

Stuttgarter Nachrichten

StN: Kickers hoffen auf mildes Urteil

Unterlagen bereits beim DFB
 
Stuttgart (jüf) – Die Stuttgarter Kickers haben nach dem durch einen Becherwurf verursachten Spielabbruch gegen Hertha BSC ihre Stellungnahme beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) abgegeben. „Wir haben sehr, sehr hart gearbeitet“, sagt der von den Kickers beauftragte Rechtsanwalt Christoph Schickhardt. Verstärkte Sicherheitsmaßnahmen an den Eingängen und in den Blöcken, Kameras und Gespräche mit Fan-Beauftragten sowie dem DFB-Sicherheitsbeauftragten Gerhard Kießlinger hatten die gestrige Partie gegen Wehen geprägt. Eine Entscheidung über das Strafmaß wird Mitte der Woche erwartet. „Es handelt sich um einen sehr schwer wiegenden Vorfall“, sagte Schickhardt, der auf ein mildes Urteil hofft. Zum Vergleich: Als vor sechs Jahren ein Golfball Bayern-Torhüter Oliver Kahn am Kopf traf, musste der SC Freiburg 75 000 Euro Strafe zahlen.

Stuttgarter Nachrichten

Presse zu Stuttgarter Kickers – SV Wehen (0:3)

Kein Ende der Kickers-Talfahrt
 
Nach dem 0:3 in der Regionalliga gegen Wehen ist die Anfangseuphorie endgültig verflogen
 
STUTTGART. Die Situation bei den Stuttgarter Kickers ist ernst. Zu den Folgen des Spielabbruchs kommen nun auch noch sportliche Sorgen. „Wir haben uns vorerst aus dem Aufstiegsrennen verabschiedet“, sagte Trainer Robin Dutt nach der 0:3-Niederlage gegen Wehen.

Von Joachim Klumpp

Vor dem Heimspiel gestern hat sich das Kickers-Präsidiumsmitglied Dieter Wahl in den B-Block der Fans auf der Gegengeraden aufgemacht. Eine Art Präventivmaßnahme nach dem Spielabbruch im DFB-Pokal gegen Hertha. Hinterher gab es Entwarnung: keine besonderen Vorkommnisse. Auf den Rängen.

Auf dem Rasen dagegen gab es vor 3225 Zuschauern eine heftige 0:3-(0:1-)Niederlage im Spitzenspiel der Regionalliga, die die sportliche Talfahrt der Kickers untermauerte. Dabei sollte Wehen die Wende bringen. Die Hoffnung darauf hielt allenfalls in der ersten halben Stunde bis zum Rückstand: Ballverlust Benda im Mittelfeld, schnelles Spiel auf Wehens Ronny König, der sich gegen Yildiz durchsetzt und den Ball über Torwart Yelldell zum 1:0 hebt. Nach ganz ähnlichem Strickmuster fielen auch die Treffer Nummer zwei (53.) und drei (60.). So blieb für den Trainer Robin Dutt nur die bittere Erkenntnis: „Wir hatten heute keine Chance, Wehen war uns ins allen Belangen überlegen.“

Das war das Ernüchternde, dass die Kickers in keinem Mannschaftsteil dagegenhalten konnten. Die Innenverteidigung hatte einen rabenschwarzen Tag erwischt, auch der Senkrechtstarter Recep Yildiz bekam seine Grenzen aufgezeigt. „Aber einem so jungen Spieler muss man das mal zugestehen“, sagte Dutt, der bei der Ansprache an die Mannschaft unterschiedliche Maßstäbe anlegen will: „Es wird sicher auch den einen oder andern geben, der in härterem Ton angefasst werden muss.“

Nach der recht ansprechenden Vorstellung gegen Hertha BSC änderte Dutt an der Grundformation nichts, außer dass Stierle für den gesperrten Parmak ins Team kam. Doch trotz der Mittelfeldachse Hartmann und Kanyuk fehlten dem Spiel der Kickers die Ideen, um eine kompakte und vor allem auch körperlich überlegene Mannschaft aus den Angeln zu heben. Und zum hoch gelobten Angriffsduo Okpala/Mesic fehlt schlicht die Alternative. Dutt: „Wir werden uns die Frage stellen müssen, ob wir eine Spitzenmannschaft sind oder doch nur zu den ersten sechs der Liga zählen, wie zu Beginn formuliert.“

Nach dem sechsten Punktspiel ohne Sieg ist selbst diese Position in Gefahr. Dennoch wehrt sich der Trainer dagegen, in der Anfangsphase vielleicht etwas zu forsch aufgetreten zu sein. „Sicher kann man darüber diskutieren, aber ich würde es wieder so machen.“ Schließlich könne man in der allgemeinen Euphorie nicht immer nur tiefstapeln. „Der Verein war bundesweit doch von der Landkarte verschwunden“, sagt Dutt.

Das droht nun durchaus wieder, wenn die Kickers ins graue Mittelmaß der dritten Liga zurückfallen würden. Nach dem gestrigen Auftritt wird man jedenfalls nicht zur Tagesordnung übergehen können. Der freie Montag wurde gestrichen (Dutt: „Ich will die Mannschaft einfach näher um mich herum haben“), außerdem werden sich die Verantwortlichen zusammensetzen, um die neue Situation zu diskutieren. „So kann es nicht weitergehen“, sagt der Präsident Hans Kullen, der allerdings hinzufügt: „Ich habe schon am Anfang davor gewarnt, die Siege wie in Aalen überzubewerten.“

Hat die Mannschaft zu Saisonbeginn also über ihrem Leistungsvermögen gespielt? Dutt weiß, dass die Verantwortung auch auf ihm lastet: „Das einzig Gute ist vielleicht, dass jetzt auch wieder andere Mannschaften die Favoriten sind.“

Vielleicht sogar schon am nächsten Samstag die zweite Mannschaft von 1860 München. „Verloren ist noch nichts“, sagt der Präsident, der zudem in dieser Woche noch auf das Sportgerichtsurteil in Sachen Spielabbruch verbunden mit einer saftigen Strafe warten muss. Dieses Geld hätte gut für eine Verstärkung in der Winterpause gebraucht werden könne, so viel steht seit gestern fest. Einstweilen muss der vorhandene Kader reichen. Und Training.

Wobei Dutt nichts von Aktionismus hält: „Es hilft kein Hokuspokus.“ Nur Punkte.

Kickers: Yelldell – Steinle, Yildiz, Härter, Kanitz – Benda, Hartmann, Kanyuk (63. Sökler), Stierle (46. Gambo) – Okpala, Mesic.

Tore: 0:1 König (28.), 0:2 Willmann (53.), 0:3 Cenci (60.)

Rote Karte: Kopilas (Wehen, 71.)

Stuttgarter Zeitung

Ernüchterung statt Aufstiegsträume
 
0:3 – Kickers sind dem SV Wehen in allen Belangen unterlegen
 
Stuttgart – Die Krise der Stuttgarter Kickers hält an. Die Blauen waren dem SV Wehen beim 0:3 in allen Belangen unterlegen, und Trainer Robin Dutt stellte fest: „Wir müssen uns vorerst von allen Träumen verabschieden.“

VON JÜRGEN FREY

Als die traurigen 90 Minuten im Gazistadion zu Ende waren, hatten die Kickers-Spieler nur noch ein Ziel: Schnurstracks ab in die Kabine. Nur Oliver Stierle hielt kurz inne – und brachte die Sache auf den Punkt: „So wie wir aufgetreten sind, geht das nicht“, sagte der Mittelfeldspieler selbstkritisch, „wir agierten heute ohne Spielfreude und Aggressivität.“ Die Liste der Unzulänglichkeiten lässt sich problemlos erweitern: Zu unentschlossen, zu umständlich, zu ideenlos präsentierten sich die Blauen. Und zwar in allen Mannschaftsteilen. Ganz anders Wehen: Kompakt, abgebrüht, souverän traten die Hessen auf. Entsprechend ernüchternd fiel Dutts Analyse aus: „Man hat heute den Unterschied zwischen einer absoluten Spitzenmannschaft und uns gesehen.“

19 Punkte hatten die Kickers aus den ersten sieben Saisonspielen geholt. In den folgenden sechs Partien ergatterten sie mickrige drei Zähler. Die Talfahrt scheint unaufhaltsam. Wie“s jetzt weitergeht? Erst einmal strich Dutt den trainingsfreien Montag. Danach trifft man sich zur Krisensitzung. „Hokuspokus hilft uns jetzt nicht weiter“, sagte Dutt, „ich werde mit den Funktionären sachlich die Lage analysieren.“ Im Mittelpunkt steht die Frage: Stecken die Blauen in einem lang anhaltenden Tief, oder spielten sie zu Saisonbeginn über ihre Verhältnisse? Unabhängig davon stellte Dutt schonungslos fest: „Wenn Hoffenheim und Wehen das abrufen, was sie können, reicht es für uns nicht.“ Das klingt nicht gut für die hohen Ziele der Blauen. „Panikmache bringt jetzt zwar nichts, aber so kann es nicht weitergehen“, brummte Präsident Hans Kullen. Und Präsidiumskollege Dieter Wahl vermutete: „Vielleicht waren wir anfangs zu euphorisch.“ Zumindest Dutt bereut seine flotten Sprüche nicht: „Wenn ich gebremst hätte, würde es jetzt heißen, der Trainer hätte das Tief herbeigeredet.“ Wie auch immer: Jetzt ist der 41-Jährige mehr denn je gefordert.

Stuttgarter Nachrichten

Die Korrektur der Korrektur

Die Stuttgarter Kickers bekommen beim 0:3 gegen den SV Wehen ihre Grenzen aufgezeigt
 
Stuttgart – Durch die 0:3 (0:1)-Niederlage im Spitzenspiel gegen den SV Wehen haben die Regionalliga-Fußballer der Stuttgarter Kickers den Anschluss an die Aufstiegsplätze verloren. Entscheidender aber: Das Gesehene lässt Trainer Robin Dutt zur Erkenntnis kommen, dass seine Mannschaft noch nicht stark genug ist, dort wieder hinzukommen: „Was ich von den Spitzenteams gesehen habe, war überzeugender.“
 
Von Sigor Paesler

Kickers-Präsident Hans Kullen war „tief enttäuscht“, sprach davon, dass er sich „mehr Durchschlagskraft“ von der Mannschaft gewünscht hätte und kündigte einen „Neuanfang“ an: „Noch ist nichts verloren. Aber so kann es nicht weitergehen.“

Dutt dagegen analysierte ganz trocken: „Man hat heute den Unterschied gesehen zwischen einem Spitzenteam, das die Chance hat aufzusteigen, und uns.“ Heißt: „Wir müssen uns zunächst von allen Träumereien verabschieden, was die beiden Aufstiegsplätze betrifft.“ Damit vollzieht der Trainer die Korrektur der Korrektur. Denn nachdem die „Blauen“ einen fulminanten Saisonstart hingelegt hatten, wurde das zuvor etwas vorsichtiger formulierte Saisonziel zu „wir wollen aufsteigen“ verändert. Auch wenn die Realität die Mannschaft in Form von sechs sieglosen Ligaspielen und dem Abrutschen auf Platz vier eingeholt hat, hält das Dutt im Nachhinein nicht für falsch: „Man musste hoffen, dass die junge Mannschaft in einen Lauf hineinkommt.“

Gestern bekamen die Stuttgarter ihre Grenzen aufgezeigt. Die Wehener ließen sie das Spiel machen, schauten zu, wie sie sich an dieser Aufgabe die Zähne ausbissen – und schlugen zu. Gerade hatten die „Blauen“ durch Christian Okpala und Laszlo Kanyuk erste Chancen verzeichnet, als Sascha Amstätter in der 28. Minute einen Fehlpass von Sascha Benda aufnahm und Ronny Konig bediente, der nach einem gewonnenen Laufduell mit Recep Yildiz aus spitzem Winkel traf.

Sicherheitspässe
Und es ging so weiter. Den Stuttgartern fehlten im Spielaufbau die Ideen. Das fehlende Selbstvertrauen tat ein Übriges – die Akteure zogen den Sicherheitspass einer mutigen Variante vor. Mit ihrer ersten Chance im zweiten Durchgang erzielten die Wehener das 2:0: Nachdem schon einige Mitspieler nicht konsequent genug agiert hatten, ließ Yildiz Martin Willmann aus kurzer Distanz zum Schuss kommen (53.). Mathias Cenci sorgte mit einem Kontertor für die Entscheidung (60.). Auch in Überzahl nach der Roten Karte gegen Marco Kopilas gelang den Kickers nicht mehr viel.

Den indosponierten Yildiz traf Dutts Kritik nicht: „Er hat in dieser Saison so viele gute Spiele gemacht. Da liegt es mir fern, ihm auf die Mütze geben. Ich muss ihn aufbauen.“ Andere Spieler werden sich hingegen mehr anhören müssen. Zudem haben sowohl Kullen als auch Dutt angekündigt, sich heute zusammen zu setzen. Das Ergebnis könnte dann die offizielle Formulierung des neuen Saisonziels sein.

Eßlinger Zeitung

Ein gutes Gefühl wie seit Jahren nicht

Erfolg von Stuttgart lässt Selbstbewusstsein des SV Wehen wachsen: „Taktisch hervorragend“

cad. STUTTGART Kristjan Glibo hätte am liebsten die ganze Welt umarmt, machte beim 2:0 mit den Trainern Christan Hock und Steffen Vogler den Anfang. Und auch die Mitspieler konnten zunächst gar nicht fassen, was ihnen da gelungen war. „Wir sind hierher gekommen, um den einen Punkt, den wir mit Anpfiff hatten, zu verteidigen“, gaben die beiden Coaches als Ziel aus. Dass dieses so deutlich übertroffen wurde, löste nicht Jubel, sondern fast Ekstase aus. „So gut habe ich mich nach einem Spiel schon seit Jahren nicht mehr gefühlt“, meinte Hajrudin Catic, nachdem er sich von den Wehener Fans hatte feiern lassen, wie alle anderen auch. Sieg, die Tabellenführung erobert und das trotz einiger widriger Umstände – das Wehener Selbstbewusstsein steigerte sich nach dem Erfolg bei den Stuttgarter Kickers noch einmal deutlich.

„Wir haben hier taktisch hervorragend gespielt“, analysierte Steffen Vogler. Wie das möglich war? Unter der Woche hatten die Wehener ohne Ball die Laufwege in der Abwehr „aufgefrischt“, wie Christian Hock es nannte. Dieser Kurs in Sachen Defensivtaktik hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Die Kickers-Spieler sahen sich in der Mehrzahl der Zweikämpfe solch starker numerischer Überlegenheit der Taunussteiner gegenüber, dass bis auf Standardsituationen wenig vor das Tor von Adnan Masic kam. Und dies, obwohl die Wehener von der Vasic-Auswärtstaktik abrückten, und mit zwei zentralen Stürmern aufliefen.

Selbstbewusst waren die Gäste auch, weil sie 20 Minuten in Unterzahl noch die klar bessere Mannschaft stellten und in der zweiten Halbzeit sogar das Fehlen ihres Kapitäns Sascha Amstätter ohne Probleme kompensierten. Vorsichtshalber kam der Wehener Mittelfeldmotor nach der Pause nicht mehr aus der Kabine. Aufkeimenden Leistenproblemen sollte schon im Ansatz begegnet werden. Kein Risiko, bei der knappen Führung? „Das größere Problem hätten wir, wenn Sascha drei Wochen pausieren müsste“, entgegnet Christian Hock. „Sandro Schwarz kann den Part ebenso spielen.“ Der rechtfertigte das Vertrauen und machte im defensiven Mittelfeld ein ähnlich gutes Spiel wie Amstätter vor dem Seitenwechsel. Und die kreativen Momente übernahm Catic und sorgte damit als Gestalter dafür, dass die Mannschaft nach Schlusspfiff als Tabellenführer feiern durfte.

Wiesbadener Kurier

Tanz nach dem Triumph

SV Wehen siegt 3:0 im Spitzenspiel bei den Stuttgarter Kickers

STUTTGART Der Höhenflug des Fußball-Regionalligisten SV Wehen hält weiter an. Mit 3:0 (1:0) gewannen die Taunussteiner beim Aufstiegs-Mitfavoriten Stuttgarter Kickers und unterstrichen damit ihre eigenen Ambitionen auf die Zweite Bundesliga eindrucksvoll.

Von Carsten Dietel

Das größte Lob nach dem Spiel kam vom gegnerischen Trainer. „Die Wehener waren uns in allen Belangen überlegen“, erkannte Robin Dutt den Sieg des Kontrahenten als „auch in dieser Höhe vollkommen verdient“ an. Mehr noch: Er hob das Niveau, mit dem Wehen an diesem Nachmittag im Gazi-Stadion auftrumpfte, zum Maßstab für sein Team. Und flüchtete sich fast in Sarkasmus: „In der zweiten Halbzeit erlaubte uns der Gegner, auch ein bisschen Fußball zu spielen, aber nur im Mittelfeld, weit weg vom Tor.“ Vor dem Hintergrund dieser Aussagen war klar, dass die Gastgeber nach 90 Minuten den großen Frust hatten, während die Wehener wie kleine Kinder minutenlang im Kreis tanzten.

Von Beginn an bekämpften sich die Platzherren und die Wehener mit hohem Aufwand und bemerkenswerter taktischer Disziplin. Die Folge war eine Vielzahl interessanter Zweikämpfe, aber wenig Torchancen. Das änderte sich erst, als die Kickers sich ab der 20. Minute einige guten Gelegenheiten erarbeiteten. Die beste hatte in der 25. Minute Christian Okpala, der in einen Diagonalschuss von Sascha Benda hineinrutschte, den Ball aber neben das Tor schob. Kurze Zeit später scheiterte der aus Offenbach nach Stuttgart gewechselte Lazlo Kanyuk, seinen sehenswerten Schuss fischte Adnan Masic aus dem Winkel.

Mitten in diese Stuttgarter Drangperiode gelang Ronny König der Wehener Führungstreffer. Der Kickers-Mann für den ruhenden Ball, Sascha Benda, leistete sich einen katastrophalen Fehlpass, den sein Wehener Namensvetter Sascha Amstätter dankend aufnahm und nach kurzem Sprint auf König passte. Der hatte aus 20 Metern wenig Mühe, David Yelldell im Kickers-Tor zu überwinden. Ein Treffer, von dem sich die Stuttgarter bis zur Pause nicht so richtig erholten

Bitter für die Schwaben und ideal für Wehen, dass mit dem ersten ernsthaften Konter nach dem Seitenwechsel Martin Willmann das vorentscheidende 2:0 gelang. Und als sieben Minuten später Willmann Matias Esteban Cenci steil anspielte und dieser Yelldell tunnelte, war dem letzten der 3225 Zuschauer klar, dass Wehen von dieser Stuttgarter Mannschaft nicht zu schlagen war. Selbst dann nicht, als die Taunussteiner nur noch mit zehn Spielern auf dem Platz standen. Marko Kopilas hatte Okpala an der Strafraumgrenze umgerissen – als letzter Mann. „Wenn da das 1:3 gefallen wäre, hätte es noch einmal schwer werden können“, rechtfertigte sich der Rotsünder und bekam dafür Rückendeckung vom Coach. „Die Notbremse war die richtige Entscheidung“, stärkte Christian Hock seinem Innenverteidiger den Rücken. Und sieht dessen Ausfall wegen der zu erwartenden Sperre gelassen entgegen: „Sicher ist es immer blöd, eine Abwehr, die drei Mal in Folge zu Null gespielt hat, umzubauen, aber wir haben genug Alternativen.“ Dass sein Team die 20 Minuten in Unterzahl locker wegsteckte und den Stuttgartern kaum eine Chance zum Anschlusstor bot, bestätigte die Meinung des Trainers.

Stuttgarter Kickers: Yelldell – Steinle, Yildiz, Härter, Kanitz – Hartmann – Benda, Kanyuk (63. Sökler), Stierle (46. Gambo) – Okpala, Mesic.

SV Wehen: Masic – Nakas, Kopilas, Glibo, Damm – König, Amstätter (46. Schwarz), Hollmann, Catic – Willmann (81. Kalender), Cenci (74. Fuchs).

Tore: 0:1 König (28.), 0:2 Willmann (53.), 0:3 Cenci (60.).

SR: Wack (Biberbach).- Zu.: 3225.- Rot: Kopilas (71./Wehen) wegen Notbremse.

Wiesbadener Kurier

Willmann bei Yildiz-Fehler da

Beide Mannschaften begannen zunächst sehr zurückhaltend. Nach 20 Minuten kamen die Kickers besser ins Spiel und hatten zwei dicke Chancen.

Okpala fälschte einen Stierle Schuss ab, knapp vorbei. Kanyuks Versuch aus 18 Metern fand in Masic seinen Meister. In diese Drangperiode platzte ein Fehlpass Bendas, den Amstätter blitzschnell umsetzte, und König vollendete zum 0:1.

Damit waren bereits die Weichen auf Auswärtssieg gestellt. Wehen zog sein Ding durch, spielte klug und taktisch geschickt aus einer kontrollierten Abwehr heraus, schaltete aber flott um, wenn sich die Gelegenheit dazu ergab. Die Kickers hatten mehr Ballbesitz und waren bemüht, kamen jedoch nicht zu Chancen. Dazu leisteten sie sich in der Abwehr einige Schnitzer, wie Yildiz vor dem 0:2 durch Willmann.

Sigor Paesler

Kicker