StZ: Walter Kelsch über die Krise bei den Stuttgarter Kickers

„Der Trainer weiß, dass es um seinen Job geht“ 

Statt des Trainers Peter Zeidler hat der Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers nach einer Präsidiumssitzung am Sonntag vier Spieler verbannt. Nun müssen auch Taten auf dem Platz folgen – und zwar schon am Samstag im Derby zuhause gegen den SSV Reutlingen (14 Uhr). „Es ist doch klar, dass das ein Schlüsselspiel ist“, sagt das Präsidiumsmitglied Walter Kelsch im Gespräch mit Joachim Klumpp.

Herr Kelsch, Sie waren am Samstag nicht bei der 0:3-Pokalniederlage in Kirchheim dabei. Bereuen Sie das im Nachhinein, oder sind Sie froh darüber, das Elend nicht miterlebt zu haben?

Ich bin eher froh darüber, weil ich sonst beim Schlusspfiff mit einem ganz dicken Hals nach Hause gegangen wäre. Zum einen natürlich wegen der sportlichen Enttäuschung, aber auch, weil wir uns so ein Spiel in unserer Situation finanziell eigentlich gar nicht erlauben können.

Dennoch haben Sie sich auf der Präsidiumssitzung am Sonntag gegen eine Entlassung des Trainers Peter Zeidler ausgesprochen. Warum?

Ich denke nicht emotional, sondern ich denke rational. Wer wäre dann am Samstag auf der Bank gesessen? Der Manager Cast und der Co-Trainer Minkwitz, der ja auch für die A-Jugend verantwortlich ist. Die Probleme hätten sich wie ein roter Faden durch den Verein gezogen. Nein, zunächst einmal sollte der Trainer sämtliche Möglichkeiten ausschöpfen können. Das hat Peter Zeidler seiner Meinung nach getan, und ich gehe davon aus, dass das am Samstag gegen Reutlingen fruchten wird.

Und wenn nicht?

Es ist doch klar, dass das ein Schlüsselspiel wird, das weiß auch der Trainer, und ich habe ihm noch mal in aller Deutlichkeit gesagt: Es geht auch um seinen Job.

Mit anderen Worten: Sie sind mit seiner Arbeit bis jetzt nicht zufrieden?

Fakt ist doch, dass wir über 90 Minuten noch keine konstante Leistung abgerufen haben, sondern in jedem Spiel bis zum Schluss zittern mussten. Da lassen wir uns auch durch den achten Tabellenplatz nicht blenden. Das kann nicht sein, dazu hat diese Mannschaft zu viel Qualität im Kader, wir sind kein SSV Reutlingen oder SC Pfullendorf.

Sondern die Stuttgarter Kickers, ein Verein mit hohem Anspruch. Einem zu hohem?

Natürlich herrscht hier eine hohe Erwartungshaltung, auch durch die Qualifikation für die dritte Liga. Aber wir haben eine Verpflichtung den Fans und den Mitgliedern gegenüber, aber auch der Stadt, das muss ich hier einmal betonen. Und wer da nicht mitzieht, der ist fehl am Platze.

Das sollen Sie vor versammelter Mannschaft nochmals betont haben.

Normalerweise halte ich mich lieber im Hintergrund. Es war jetzt erst das dritte Mal in meiner Amtszeit, dass ich vor versammelter Mannschaft Klartext gesprochen habe. Aber schließlich geht es auch um deren Arbeitsplätze. Und da soll keiner glauben, dass er gleich woanders unterkommt, wenn hier etwas schief läuft.

Was passiert dann mit den vier aussortierten Spielern Benda, Beigang, Ortlieb und Sökler? In der zweiten Mannschaft sind diese Profis auf Dauer für den Verein ja nur totes Kapital?

Das ist richtig. Zunächst einmal hat jeder von ihnen aus diesem Grund die Chance, sich über Einstellung und Leistung in der zweiten Mannschaft zu beweisen. Sollte das nicht der Fall sein, werden wir mit den Spielern reden und sie in der Winterpause auf die Transferliste setzen. Nicht zuletzt, um die verpassten Pokaleinnahmen in dieser Saison zumindest teilweise zu kompensieren.

Stuttgarter Zeitung

Gemeinderat: Die vertagte Stadionfrage

Vorerst keine Entscheidung über Stadionverkauf
Debatte im Gemeinderat wird verschoben – Verhandlungen zwischen Stadt und VfB ziehen sich hin – Probleme mit Zuschüssen
 
In den Gemeinderäten von Stuttgart und Karlsruhe sollte heute eigentlich über die Umbauten von Daimler- und Wildparkstadion diskutiert werden. Doch in beiden Rathäusern herrscht Funkstille. Der VfB teilt mit, er habe seine Hausaufgaben gemacht.

Von Jörg Nauke

Die ob des zweiten Tabellenplatzes völlig euphorisierten Karlsruher Kommunalpolitiker stehen mit breiter Mehrheit hinter der Modernisierung ihres Wildparkstadions. 30 Millionen Euro blättern sie auf den Tisch, 18 Millionen soll sich eine städtische Tochter bei der Bank leihen, zehn Millionen hat das Land zugesagt. Und dennoch hat man die Stadiondebatte in der heutigen Gemeinderatssitzung abgesagt. Stadt und Verein hätten sich noch nicht über die Höhe der jährlichen Betriebskosten geeinigt, sagt Manfred Lädtke vom Presseamt. Bisher waren 1,7 Millionen Euro im Gespräch, mittlerweile sei man auch nicht mehr sicher, ob eine gemeinsame Betreibergesellschaft gegründet werden soll.

Auch in Stuttgart, der Stadt des Deutschen Meisters, sollte in dieser Woche das Stadionprojekt konkretisiert werden. Der Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) hatte schon vor Wochen für heute eine Vorlage angekündigt, in der den Stadträten die finanziellen Eckdaten des geplanten Verkaufs des Daimlerstadions an den VfB Stuttgart präsentiert werden sollten. Wie berichtet, soll die städtische Immobilie für rund 55 Millionen Euro verkauft werden, der geplante Umbau in ein reines Fußballstadion würde den VfB rund 65 Millionen Euro kosten. Beim Verkauf wäre ein städtischer Rabatt von 17 Millionen Euro berücksichtigt, die Verkaufssumme könnte sich um 15 Millionen reduzieren, falls das Land auf eine Rückzahlung von gewährten Bauzuschüssen verzichten würde.

Ob dies überhaupt zulässig wäre, prüft derzeit das Kultusministerium. Aber selbst für den positiven Fall gäbe es noch eine Hürde. In der CDU-Landtagsfraktion gibt es Stimmen, die sich gegen eine derartige Begünstigung aussprechen. Finanzbürgermeister Föll, selbst Mitglied der Fraktion, meint dazu: „Es gibt noch keine abschließende Bewertung, die Fraktion will das Ergebnis der Prüfung abwarten.“ Er habe Vertrauen in die Urteilskraft der Kollegen, die die Unterstützung der Stadionausbauten in Mannheim und Karlsruhe beschlossen hätten.

Beim Land wartet man auf ein Signal aus dem Rathaus. Dort fragt man sich allerdings, warum Bürgermeister Föll keine Fakten liefern kann. „Präzision geht in diesem Fall vor Schnelligkeit“, meint der Finanzbürgermeister. Er glaube nach wie vor, noch in diesem Jahr die Voraussetzungen für einen Grundsatzbeschluss liefern zu können. Oliver Schraft, Pressesprecher des VfB Stuttgart, sagt: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Meines Wissens ist man sich weitgehend einig.“ Beide Seiten betonen, dass die sportliche Krise des VfB keinen Einfluss auf die Vertragsverhandlungen habe. „Der Tabellenstand ist lediglich eine Momentaufnahme. Ich bin mir sicher, dass der VfB während der 40-jährigen Vertragslaufzeit noch einige Male Meister wird und auch Situationen erleben wird, in denen es nicht so gut läuft“, betonte Föll. Der VfB hat ohnehin stets betont, ein Fußballstadion sei vor allem in schlechteren Zeiten interessant. Wenn es auf dem Platz nicht so gut laufe, steige mit der Attraktivität der Immobilie die Chance, das Haus dennoch voll zu bekommen.

Dass noch keine Einigung gefunden wurde, soll mit der komplizierten Gesetzeslage zusammenhängen. Bürgermeister Föll hat bestätigt, dass geprüft werde, ob man dem VfB beim Verkauf überhaupt einen Rabatt einräumen dürfe – die Europäische Union regelt den Begriff der Beihilfe genau, und die Wettbewerbskommission wacht darüber, dass Unternehmen nur Unterstützung erfahren, die auch den Regeln entsprechen.

Die Stadt hat gestern noch einmal klargestellt, dass weiterhin die Maßgabe von OB Wolfgang Schuster (CDU) Bestand hat. Voraussetzung für einen Umbau sei der Erwerb des Stadions durch den VfB. Mit anderen Lösungen wie einer gemeinsamen Gesellschaft, an der sich der Bundesligist mit einem Millionenbetrag beteiligen würde, beschäftige man sich nicht, sagte der Pressesprecher der Stadt, Stephan Schorn. VfB-Sprecher Schraft betonte, dass sich an den Kaufabsichten nichts geändert habe. Dass womöglich doch nicht der Verein, sondern die Stadt den Umbau stemmen soll, weil die Kosten-Nutzung-Rechnung für den Verein schlechter als gedacht sei, wie es im Rathaus heißt, käme für die Fraktionschefs von SPD und CDU, Manfred Kanzleiter und Reinhold Uhl, nicht in Frage. Uhl verweist darauf, dass die Stadt nun auch noch das Degerlocher Stadion für die VfB-Amateure und die Kickers ausbauen müsse (die Rede ist von zehn Millionen Euro) und dass auch andere Vereine Wünsche hätten. Grünen-Chef Werner Wölfle hielt eine gemeinsame Gesellschaft von VfB und Stadt „für keine gute Lösung“.

Stuttgarter Zeitung

Das Geschäft stockt
Unpräzise
Von Jörg Nauke

Präzision geht vor Schnelligkeit – das weiß keiner besser als der Finanzbürgermeister Michael Föll, der zwar nie Flanken auf den Kopf eines Mittelstürmers zirkelte, aber in jungen Jahren auf dem Eis exakte Pirouetten drehte. Jetzt bemüht er diese Formulierung, um zu erklären, dass die überfällige Debatte im Rathaus über den Verkauf des Daimlerstadions und den Umbau in eine reine Fußballarena durch den Käufer VfB Stuttgart erst einmal verschoben werden muss.

Dabei bleibt er aber reichlich unpräzise. Von Schnelligkeit im Einigungsprozess kann man ohnehin schon lange nicht mehr reden. Und eine präzise Vorgehensweise im Umgang mit Steuergeldern versteht sich von selbst. Weil es der Kämmerer Föll selbst war, der die Erwartung geweckt hatte, vor Beginn der Etatberatungen die Ergebnisse der Verhandlungen mit dem deutschen Meister präsentieren zu können, muss er sich jetzt nicht wundern, wenn im Rathaus munter über die Motive für die Verzögerung spekuliert wird. Könnte die schlechte sportliche Lage des VfB ein Grund sein? Stellt man sich auf dem Wasen womöglich die Frage, ob man lieber in Beine als in Steine investieren sollte, oder erweist sich die Suche nach Bürgen als schwerer als gedacht? Fakt ist nur, dass die Stadtverwaltung ein Problem mit dem 17-Millionen-Euro-Geschenk an den Club hat, weil das die EU-Wettbewerbskommission auf den Plan rufen würde.

Im Gemeinderat gibt es eine große Sympathie für die Pläne des Titelträgers, weil man dort der Auffassung ist, dass VfB und Stadt finanziell besser fahren, wenn der Verein die Schüssel zum Viereck umbaut und selbst vermarktet. Allerdings haben die Kommunalpolitiker ihre Meinung aus dem Bauch heraus gebildet, ohne über konkretes Zahlenmaterial zu verfügen. Darauf sind sie nach der Verzögerung noch mehr gespannt als vorher. Und auch die Einführung der dritten Bundesliga spielt jetzt in die Debatte hinein. Die Stadt muss für die Amateure des VfB (und vielleicht für die Kickers) das Stadion auf der Waldau herrichten. Dafür braucht sie zehn Millionen Euro. Für weitere Geschenke dürfte kein Spielraum mehr vorhanden sein.

Stuttgarter Zeitung

Presse zur Pokalblamage in Kirchheim

Schonfrist für Peter Zeidler
Nach dem Pokaldebakel beim VfL Kirchheim übt der Kickers-Trainer auch Selbstkritik
 
STUTTGART. Einen Tag nach dem 0:3 im WFV-Pokal haben die Kickers die Spieler Ortlieb, Beigang, Benda und Sökler zur zweiten Mannschaft verbannt. „Für den Trainer gibt es weder ein Ultimatum noch einen Freifahrschein“, sagt der Präsident Dirk Eichelbaum.

Von Joachim Klumpp

Der lang geplante Besuch des Volksfests mit der Belegschaft ist dem Kickers-Präsidenten am Samstagabend gründlich verdorben worden. Schließlich hatte die Mannschaft zuvor eine indiskutable Leistung abgeliefert und ist – auch in dieser Höhe – völlig verdient mit 0:3 beim VfL Kirchheim aus dem WFV-Pokal ausgeschieden. Dementsprechend aufgebracht waren die Fans, die die Spieler verbal attackierten. Die zeigten nach dem Schlusspfiff im Dialog mehr Engagement als auf dem Platz, allen voran Angelo Vaccaro, der sagte: „Wir geben alles.“ Doch das war viel zu wenig. Fast wie Hohn klang da die Aussage des Kirchheimer Trainers Rentschler: „Das Spiel ist für uns kein Maßstab, die Kickers waren heute nicht regionalligareif.“

Nein, sie waren schlicht am Tiefpunkt der Saison angekommen. „So kann es nicht weitergehen“, sagte der Manager Joachim Cast noch in der Kabine. Also wurde gestern um 9.30 Uhr eine Präsidiumssitzung anberaumt, in der Trainer Peter Zeidler seine Sicht der Dinge darstellte und zugab: „Meine Handschrift ist noch nicht zu erkennen.“ Dafür hält er nicht mehr die schützende Hand über die Spieler: Markus Ortlieb, Nico Beigang, Sascha Benda und Sven Sökler spielen ab sofort keine Rolle mehr und wurden ins Oberligateam zurückversetzt. Eichelbaum: „Ob es was nutzt, werden wir am Samstag gegen Reutlingen sehen.“ Das Regionalligaderby könnte schon zu einem Schlüsselspiel für den Trainer werden, wenngleich der Präsident betonte: „Es gibt weder ein Ultimatum noch einen Freifahrschein.“

Klar ist: die Tendenz der vergangenen Wochen ist fallend. Beim Oberligaaufsteiger Kirchheim – zuletzt mit 1:9 in Heidenheim unter die Räder gekommen – fehlte von der ersten Minute an jegliche Einstellung. Bezeichnend Söklers Patzer, der schon nach fünf Minuten das 0:1 einleitete, oder Vaccaro, der mit einem Elfmeter an Torwart Gühring scheiterte. Dennoch betonte Zeidler: „Wir haben den Gegner nicht unterschätzt.“ Dass die Leistungsträger wie Gambo (30 Minuten) oder Parmak (60 Minuten) zunächst nur auf der Bank saßen, erklärte sich mit deren verletzungs- beziehungsweise krankheitsbedingten Ausfällen unter der Woche. Noch bedenklicher ist, dass die Spieler aus der zweiten Reihe (nicht nur Sökler, auch Deigendesch, Tucci oder Baradel) ihre Chance nicht nutzen konnten. Cast sagte: „Wenn wir die Leistung von Kirchheim zum Maßstab nehmen, bräuchten wir eine neue Mannschaft.“

Als heimliche Sieger durften sich deshalb allenfalls die verletzten Härter, Stierle und Rodrigues fühlen. Ob die zusammen mit dem verbleibenden Gerippe des Kaders in der Lage sind, die Talfahrt zu stoppen, bleibt abzuwarten. Zeidler nimmt die Spieler jedenfalls in die Pflicht. „Sie haben sich gegenseitig im Stich gelassen, damit die Mannschaft – und vor allem auch den Verein.“

Dem konnte Eichelbaum nur zustimmen. „Die Mannschaft hat leichtfertig 150 000 bis 200 000 Euro vergeigt.“ Der Präsident rechnete im WFV-Pokal das schon ausgeloste Derby gegen Reutlingen und das Finale hoch, von der ersten DFB-Runde ganz zu schweigen. In Anbetracht dieser Umstände hofft Eichelbaum, dass zumindest ein wenig Bewegung in die finanzielle Forderungen mit dem Expräsidenten Hans Kullen kommt. Am Rande des Pokalspiels wurde für nächste Woche ein Gesprächstermin vereinbart.

Kickers: Yelldell – Ortlieb (59. Steinle), Wildersinn, Yildiz, Baradel – Sökler (35. Gambo), Akcay, Deigendesch (59. Parmak), Mann – Vaccaro, Tucci (46. Kacani).

Tore: 1:0 Meha (5.), 2:0 Polat (45.), 3:0 Meha (49.).

Bes. Vorkommnis: Gühring hält Foulelfmeter von Vaccaro (73.).

Stuttgarter Zeitung

Schonfrist für Peter Zeidler
Statt des Trainers fliegen bei den Kickers vier Spieler aus dem Kader
 
Stuttgart – Der Stuhl von Trainer Peter Zeidler bei den Stuttgarter Kickers wackelt bedenklich. Nach dem 0:3-Pokaldebakel beim VfL Kirchheim entschied sich der Fußball-Regionalligist zunächst jedoch für die Suspendierung von vier Spielern.

VON JÜRGEN FREY

Am Morgen danach gab es auf Degerlochs Höhen reichlich Gesprächsbedarf. Erst debattierte das Präsidium zusammen mit Manager Joachim Cast und Aufsichtsratsmitglied Rainer Lorz über den Ernst der Lage. Dann wurde die Mannschaft nach dem Training ins Jugendhaus beordert. Eine Stunde warteten die Spieler dort, ehe die Führungsriege samt Trainer hinzukam. Nicht wenige im Team rechneten mit der Bekanntgabe von Zeidlers Rauswurf, doch es folgten andere Konsequenzen. Ohne Angabe von Gründen teilte der Coach die Suspendierung von vier Spielern mit: Sascha Benda, Sven Sökler sowie die Neuzugänge Nico Beigang und Markus Ortlieb werden bis auf weiteres ins Oberligateam strafversetzt. Das Quartett darf sich auch nicht mehr in der Kabine der Regionalligaelf umziehen und räumte bereits den Spind. Nach außen rechtfertigte Zeidler die mit dem Verein abgestimmte Maßnahme wie folgt: „Wir können unsere Ziele nur erreichen, wenn sich alle Spieler in vollem Umfang mit dem Verein und der Mannschaft identifizieren und dies auch durch Leidenschaft und Leistung zum Ausdruck bringen.“

Die Chefetage hatte sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Nach eingehender Analyse hielt das Gremium am Trainer fest. „Wir waren uns einig, dass eine Beurlaubung von Peter Zeidler das falsche Signal wäre und noch nicht alle anderen Maßnahmen ausgeschöpft sind“, sagte Präsident Dirk Eichelbaum.

Am Tag zuvor war der Häuptling der Blauen Zeuge eines sportlichen Offenbarungseids seiner Mannschaft. „Das war der schändlichste Auftritt einer Kickers-Mannschaft, den ich je gesehen habe“, kommentierte Eichelbaum die desolate Vorstellung. Das Aus im Achtelfinale des WFV-Pokals trifft die Kickers auch finanziell hart: Die mögliche Teilnahme am DFB-Pokal wurde dadurch leichtfertig verspielt. „Wir haben 150 000 Euro in den Sand gesetzt“, schimpft der Kickers-Chef.

Die Aufregung ist groß, die Lage explosiv. Die Fans sind mit ihrer Geduld am Ende. Mannschaft und Trainer haben jeglichen Kredit verspielt. Mit Zeidler-raus-Rufen machten die Treuesten der Treuen in Kirchheim ihrem Ärger Luft. Die Spieler wurden beim Gang in die Kabine beschimpft. Später stellten sich die Stürmer Angelo Vaccaro und Sokol Kacani den aufgebrachten Anhängern und diskutierten über die Situation. Eine plausible Erklärung für den desolaten Auftritt hatte keiner.

Das Einzige, was jetzt noch helfen könnte, wäre der erste Heimsieg am Samstag (14 Uhr) gegen den SSV Reutlingen. So lange läuft die Schonfrist für Zeidler. „Alles Gequatsche bringt jetzt nichts, im Derby muss eine Reaktion auf dem Platz erfolgen“, betont Eichelbaum, der den Krisenherd Kickers diese Woche nur aus der Ferne beobachten kann: Er weilt auf Dienstreise in Mecklenburg-Vorpommern. Und der Trainer? Er strich den freien Montag, will hart arbeiten und hofft auf den Befreiungsschlag gegen Reutlingen. Es ist seine letzte Chance.

Stuttgarter Nachrichten

Der Tiefpunkt
VON JÜRGEN FREY
 
Die Grenze des Zumutbaren ist überschritten: Was die Stuttgarter Kickers am vergangenen Samstag beim 0:3 im WFV-Pokalspiel beim Oberliga-Vorletzten VfL Kirchheim ablieferten, spottete jeder Beschreibung. Es war der absolute Tiefpunkt im bisherigen Saisonverlauf, in dem die Mannschaft in noch keinem Punktspiel 90 Minuten lang überzeugen konnte.

Das Fehlen überragender Einzelspieler können die Kickers nur über kompaktes Auftreten und eine geordnete Spielorganisation ausgleichen. Das Schlimme: Genau daran mangelt es häufig. Die Handschrift des Trainers ist – wenn überhaupt – nur schemenhaft zu erkennen. Peter Zeidler hat einiges von seiner Autorität eingebüßt. Teile der Mannschaft zweifeln inzwischen an seinen Worten. Dennoch hat die blaue Chefetage im freien Fall nicht die Reißleine gezogen und den glücklosen Coach mit ein paar bedauernden Worten und einer ordentlichen Abfindung beurlaubt. Noch nicht. Zeigt die Mannschaft am kommenden Samstag im Regionalliga-Derby gegen den SSV Reutlingen wieder keine Reaktion, werden die Granden in Degerloch handeln müssen. Sie werden in diesem für die Existenz des Vereins so wichtigen Qualifikationsjahr für die dritte Liga nicht umhinkommen, einen Mann auf die Bank zu setzen, der neue Kräfte mobilisieren kann.

Zeidler jedenfalls hat seinen letzten Trumpf mit der Suspendierung von vier Spielern bereits ausgespielt.

Stuttgarter Nachrichten

 

„Harte Personalmaßnahmen“

Nach dem Aus im WFV-Pokal suspendieren die Kickers vier Spieler – Zeidler unter Druck
 
Stuttgart – Man konnte in den vergangenen beiden Jahren den Eindruck gewinnen, die immer wieder von Krisen geschüttelten Stuttgarter Kickers seien etwas zur Ruhe gekommen. Robin Dutt saß bei dem Fußball-Regionalligisten so fest im Sattel wie kaum ein Trainer zuvor. Sein Nachfolger Peter Zeidler scheint weniger Kredit zu haben. Das peinliche Aus im WFV-Pokal durch das 0:3 (0:2) bei Oberligist VfL Kirchheim hat die Situation nicht verbessert.

Von Sigor Paesler

„Wir werden dem Trainer kein Ultimatum setzen. Wir warten jetzt einfach die Entwicklung der Mannschaft ab“, sagte Präsident Dirk Eichelbaum gestern, nachdem im Umfeld schon über eine bevorstehende Beurlaubung des zu Saisonbeginn verpflichteten Übungsleiters gemunkelt worden war. In Kirchheim gab es von den Rängen „Zeidler raus“-Rufe. So weit ist es noch nicht. Aber Eichelbaum machte auch deutlich: „Bis jetzt wurde kein Team gefunden. Das spricht gegen die Mannschaft, aber auch gegen den Trainer.“ Der Präsident hatte sich zuvor schon über die schlechte Heimbilanz (kein Sieg in fünf Spielen, Vorletzter der Heimtabelle) und die dabei gezeigten Leistungen beklagt.Zeidler selbst ist mit der Situation zwar auch unzufrieden. „So früh im WFV-Pokal auszuscheiden, darf nicht sein“, sagte er. Und: „Natürlich spielen wir noch nicht so, wie ich mir das vorstelle. Dafür bin auch ich als Trainer verantwortlich.“ Gleichzeitig sieht er seinen Stuhl aber nicht in Gefahr: „Gerade Dirk Eichelbaum steht voll hinter mir. Das haben die jüngsten Gespräche gezeigt.“ Dabei wurde gestern gemeinsam eine Maßnahme beschlossen: Vier Spieler, darunter zwei Neuzugänge, werden als Konsequenz aus dem Debakel in Kirchheim (Torschützen zwei Mal Feriz Meha sowie Emrah Polat) ins Oberliga-Team der Kickers verbannt. Als „harte Personalmaßnahmen“, wie es gestern in einer Pressemitteilung hieß, werden Markus Ortlieb, Sa­scha Benda, Nico Beigang und Sven Sökler bis auf weiteres nicht zum Regionalliga-Kader der Stuttgarter gehören. „Einige Spieler haben gezeigt, dass sie mit Teambuilding nichts am Hut haben“, begründete Eichelbaum. Zeidler hofft, so zu bewirken, dass die Mannschaft „eine klarere Struktur“ bekommt.

Große Ernüchterung
Vor einem Jahr noch träumten die Kickers nach fulminantem Saisonstart vom Aufstieg in die zweite Liga. Nun herrscht große Ernüchterung und einige sehen das Ziel, sich für die eingleisige dritte Liga zu qualifizieren, in Gefahr. Zeidler verweist in diesem Zusammenhang zurecht darauf, dass das Team mit Platz acht und 15 Punkten durchaus noch aussichtsreich im Rennen liege: „Es ist nicht so, dass wir noch nichts erreicht haben.“ Der Stimmung zuträglich ist dabei aber nicht gerade, dass die positiven Ergebnisse bisher vor allem auf fremden Plätzen (vier Siege in sechs Spielen, Dritter der Auswärtstabelle) eingefahren wurden.

Am Samstag (14 Uhr) erwarten die „Blauen“ den Vorletzten SSV Reutlingen. Zeidler weiß, „dass wir Ergebnisse bringen müssen“ und gibt sich kämpferisch: „Ich bin motivierter den je.“ Damit wieder Ruhe einkehrt bei den Kickers, ist aber mehr als ein Sieg nötig.
 
Eßlinger Zeitung

Starzmann ist voll des Lobs

KIRCHHEIM Der Fußball schreibt manchmal seltsame Geschichten. Vor zwei Wochen kassierte der VfL Kirchheim in der Oberliga beim FC Heidenheim eine vernichtende 1:9-Pleite, nun das 3:0 im WFV-Pokal gegen den Regionalligisten Stuttgarter Kickers. Ein kleines Fußballmärchen und ein Waterloo für die Kirchheimer Gäste. Peter Zeidler, der Trainer der Stuttgarter Kickers, suchte nach Erklärungen: „Die Tore sind immer zu einem ungünstigen Zeitpunkt gefallen“, sagte er. Dann ging er mit seinen Spielern hart ins Gericht: „Die haben sich gegenseitig im Stich gelassen. Bisher haben wir die Mannschaft geschützt. Das ist jetzt vorbei.“

Auf der Gegenseite hielt VfL-Trainer Michael Rentschler den Ball trotz des Favoritensturzes flach. „Es fällt mir schwer, das Spiel als Maßstab zu nehmen. Die Kickers haben nicht den Regionalliga-Ansprüchen genügt, und wir sind über uns hinausgewachsen. Aber das Spiel gibt uns Selbstvertrauen für das Spiel in Walldorf.“ Da wird dann wohl auch wieder Torsten Raspe zum Kader hinzukommen. Der 38-Jährige hatte am letzten Samstag eine private Verpflichtung. Der verletzte Mario Grimm freute sich mit der Mannschaft: „Die Kickers haben uns klar unterschätzt. Bei uns haben der Sturm und das Mittelfeld gut nach hinten gearbeitet.“ In zwei Wochen will der Spielführer wieder richtig angreifen. Torwart Patrick Gühring freute sich natürlich über das Zu-null-Resultat: „Das tut gut. Wir wollen den Auftrieb mitnehmen zum nächsten Spiel in Walldorf.“

Auf der Tribüne saß übrigens auch Peter Starzmann, der Coach des SSV Reutlingen. Das Team von der Achalm spielt am kommenden Wochenende in der Regionalliga bei den Stuttgarter Kickers. Starzmann, der einige Jahren im VfL-Trikot unter Trainer Helmut Groß und Hansi Kleitsch gespielt hat, zum Kirchheimer Erfolg(smodell): „Beeindruckend. Die Kirchheimer Nachwuchsschule greift nach wie vor. Der VfL hat die Gunst der Stunde genutzt.“

Nach einem zweiwöchigen Kreta-Urlaub ist Norbert Krumm wieder zurück. Der sportliche Leiter nutzte den Sieg, um die Kritiker der letzten Wochen zu besänftigen: „Die fußballerische Substand ist da. Die Mannschaft hat es drauf.“ Hoffentlich auch in der Oberliga. . .
 
Der Teckbote

Wir sind die Kickers!

Blau und Weiss sind unsere Farben, hoch die Kickers überall. Die sich Tradition erwarben, denn sie bleiben stets am Ball.
Heya, Heya Kickers vor! Heya Kickers noch ein Tor. Heya, Heya Kickers noch ein Tor!

Wenn wir auch nicht immer siegen, unsere Fans sind unsere Kraft. Denn die Kickers klein zu kriegen, das hat keiner noch geschafft. Heya, Heya Kickers vor! Heya Kickers noch ein Tor. Heya, Heya Kickers noch ein Tor!
Wenn die Kickers auf dem Rasen, hier daheim und anderswo. Wie ein Mann zum Angriff blasen, dann ihr Leute klingt das so: Heya, Heya Kickers vor! Heya Kickers noch ein Tor. Heya, Heya Kickers noch ein Tor!
Siegen kann man nicht befehlen, aber spielen kann man gut. Und ein Ruf aus tausend Kehlen macht der Kickers-Mannschaft Mut. Heya, Heya Kickers vor! Heya Kickers noch ein Tor. Heya, Heya Kickers noch ein Tor!

Stuttgarter Kickers: Trainer steht nicht in Frage

Zeidler suspendiert Quartett

Mit harten Maßnahmen hat Peter Zeidler, Trainer des Regionalligisten Stuttgarter Kickers, auf das Aus im Verbandspokal des Württembergischen Fußball-Verbandes (WFV-Pokal) reagiert. Einen Tag nach dem 0:3 beim Oberligisten VfL Kirchheim griff Trainer Peter Zeidler durch und versetzte ein Spieler-Quartett vorläufig in die eigene U23-Mannschaft.

Nach dem Aus beim Vorletzten der Oberliga Baden-Württemberg wurden die die Spieler Markus Ortlieb, Sascha Benda, Nico Beigang und Sven Sökler aus dem Kader gestrichen und werden bis auf weiteres mit der eigenen U23-Mannschaft trainieren. Dies gaben die Kickers am Sonntag bekannt.

„Nach dem Desaster in Kirchheim konnte es nicht mehr so weitergehen“, begründete Präsident Dirk Eichelbaum die Entscheidung. „Einige Spieler haben gezeigt, dass sie mit Teambuilding nichts am Hut haben.“

Die „Blauen“ bangen als Tabellen-Achter der Regionalliga Süd momentan um die Qualifikation für die eingleisige 3. Profi-Liga. Jeweils zehn Teams aus den beiden Staffeln qualifizieren sich ab der kommenden Spielzeit für die neue 3. Liga.

Nach nur einem Sieg aus den letzten sechs Regionalligapartien steht aber auch die sportliche Leitung in der Pflicht. „Bis jetzt wurde kein Team gefunden. Das spricht gegen die Mannschaft, aber auch gegen den Trainer“, sagte Eichelbaum. Eine Beurlaubung des Trainers stehe vorerst dennoch nicht zur Disposition. „Wir werden dem Trainer aber kein Ultimatum setzen. Wir warten jetzt einfach die Entwicklung der Mannschaft ab“, erklärte Eichelbaum.

Peter Zeidler übernahm am 1. Juli als Nachfolger des zum SC Freiburg gewechselten Robin Dutt den Trainerposten beim Stuttgarter Traditionsverein.

Kicker

U17 punktet gegen Kaiserslautern

Die B-Jugend der Stuttgarter Kickers holte ein 1:1 Unentschieden gegen den Tabellenführer 1. FC Kaiserslautern. Wlasios Kotaidis erzielte mit seinem dritten Saisontor die 1:0 Führung, in der 68. Spielminute konnten die Pfälzer ausgleichen.

Die Kickers spielten mit:
Grgic; Schaal, Yazici (79. Arslan), Bondel,Wild (65. Frank); Weber, D. Müller, Avdic (33. Munz), Kotaidis; Koutsiofitis (73. Gökbemir), Cirasun

Links:
Spielbericht der Kickers-U17

U19 mit erneuter Niederlage

Die A-Jugend der Stuttgarter Kickers verlor ihr Spiel bei der SpVgg Greuther Fürth mit 1:2. Ivan Vargas-Müller erzielte kurz vor Schluß lediglich den Anschlußtreffer.

Die Kickers spielten mit:
Rodrigues; Abruscia, Cosic, Thies Auracher, Gürol (46. Kühnert), Boric, Fennell (46. Kind), Candan (81. Vargas-Müller); Gümüssü, Pala (46. Brandstetter)

Links:
Spielbericht der Kickers-U19
Spielbericht der Greuther Fürth