StZ: Walter Kelsch über die Krise bei den Stuttgarter Kickers

„Der Trainer weiß, dass es um seinen Job geht“ 

Statt des Trainers Peter Zeidler hat der Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers nach einer Präsidiumssitzung am Sonntag vier Spieler verbannt. Nun müssen auch Taten auf dem Platz folgen – und zwar schon am Samstag im Derby zuhause gegen den SSV Reutlingen (14 Uhr). „Es ist doch klar, dass das ein Schlüsselspiel ist“, sagt das Präsidiumsmitglied Walter Kelsch im Gespräch mit Joachim Klumpp.

Herr Kelsch, Sie waren am Samstag nicht bei der 0:3-Pokalniederlage in Kirchheim dabei. Bereuen Sie das im Nachhinein, oder sind Sie froh darüber, das Elend nicht miterlebt zu haben?

Ich bin eher froh darüber, weil ich sonst beim Schlusspfiff mit einem ganz dicken Hals nach Hause gegangen wäre. Zum einen natürlich wegen der sportlichen Enttäuschung, aber auch, weil wir uns so ein Spiel in unserer Situation finanziell eigentlich gar nicht erlauben können.

Dennoch haben Sie sich auf der Präsidiumssitzung am Sonntag gegen eine Entlassung des Trainers Peter Zeidler ausgesprochen. Warum?

Ich denke nicht emotional, sondern ich denke rational. Wer wäre dann am Samstag auf der Bank gesessen? Der Manager Cast und der Co-Trainer Minkwitz, der ja auch für die A-Jugend verantwortlich ist. Die Probleme hätten sich wie ein roter Faden durch den Verein gezogen. Nein, zunächst einmal sollte der Trainer sämtliche Möglichkeiten ausschöpfen können. Das hat Peter Zeidler seiner Meinung nach getan, und ich gehe davon aus, dass das am Samstag gegen Reutlingen fruchten wird.

Und wenn nicht?

Es ist doch klar, dass das ein Schlüsselspiel wird, das weiß auch der Trainer, und ich habe ihm noch mal in aller Deutlichkeit gesagt: Es geht auch um seinen Job.

Mit anderen Worten: Sie sind mit seiner Arbeit bis jetzt nicht zufrieden?

Fakt ist doch, dass wir über 90 Minuten noch keine konstante Leistung abgerufen haben, sondern in jedem Spiel bis zum Schluss zittern mussten. Da lassen wir uns auch durch den achten Tabellenplatz nicht blenden. Das kann nicht sein, dazu hat diese Mannschaft zu viel Qualität im Kader, wir sind kein SSV Reutlingen oder SC Pfullendorf.

Sondern die Stuttgarter Kickers, ein Verein mit hohem Anspruch. Einem zu hohem?

Natürlich herrscht hier eine hohe Erwartungshaltung, auch durch die Qualifikation für die dritte Liga. Aber wir haben eine Verpflichtung den Fans und den Mitgliedern gegenüber, aber auch der Stadt, das muss ich hier einmal betonen. Und wer da nicht mitzieht, der ist fehl am Platze.

Das sollen Sie vor versammelter Mannschaft nochmals betont haben.

Normalerweise halte ich mich lieber im Hintergrund. Es war jetzt erst das dritte Mal in meiner Amtszeit, dass ich vor versammelter Mannschaft Klartext gesprochen habe. Aber schließlich geht es auch um deren Arbeitsplätze. Und da soll keiner glauben, dass er gleich woanders unterkommt, wenn hier etwas schief läuft.

Was passiert dann mit den vier aussortierten Spielern Benda, Beigang, Ortlieb und Sökler? In der zweiten Mannschaft sind diese Profis auf Dauer für den Verein ja nur totes Kapital?

Das ist richtig. Zunächst einmal hat jeder von ihnen aus diesem Grund die Chance, sich über Einstellung und Leistung in der zweiten Mannschaft zu beweisen. Sollte das nicht der Fall sein, werden wir mit den Spielern reden und sie in der Winterpause auf die Transferliste setzen. Nicht zuletzt, um die verpassten Pokaleinnahmen in dieser Saison zumindest teilweise zu kompensieren.

Stuttgarter Zeitung

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