Vorberichte II VfB Stuttgart II – Stuttgarter Kickers

Kickers setzen auf die Fans

Derby soll zum Heimspiel werden
STUTTGART (ump). Alexander Rosen ist gestern zum Augenarzt gegangen, „nachdem ich mit meinen roten Augen immer noch aussehe wie Frankenstein“. Doch die Bindehautentzündung ist am Abklingen, so dass der Kapitän des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers davon ausgeht, dass er morgen (18 Uhr) gegen den VfB Stuttgart II spielt. Das Derby im Gazistadion läuft zwar als Heimspiel für den VfB, doch die Kickers setzen auf die Unterstützung ihrer Fans. Zumal ein Sponsor eine Extraprämie für den Club ausschüttet. Die Rede ist von vier Euro pro Person – allerdings nur für jeden Besucher, der über der 3000-Zuschauer-Grenze liegt.

Doch nicht nur finanziell, besonders sportlich steht für den Tabellenletzten viel auf dem Spiel. Das weiß auch der Trainer Edgar Schmitt, der mit der Einstellung einiger Spieler gegen die Münchner nicht zufrieden war. „Unsere drei Stürmer haben sich nicht mit Ruhm bekleckert“, sagt Schmitt mit Blick auf die Leistungen von Orlando Smeekes, Bashiru Gambo, aber auch Marco Tucci, von dem er nach dessen Auftritt im Benefizspiel gegen die VfB-Profis mehr erwartet hatte. „Wir müssen die Schlagzahl hochhalten, sonst reicht es nicht“, betont Schmitt vor den verbleibenden elf Saisonspielen. Der Coach geht davon aus, dass die Kickers noch 16 Punkte zum Klassenverbleib benötigen. Das wird ein hartes Stück Arbeit, „aber das haben wir gewusst“, sagt Schmitt.

Stuttgarter Zeitung

Eichelbaum nimmt Trainer in die Pflicht
Kickers-Chef von Wutausbruch nicht begeistert

Stuttgart – Einerseits kann Dirk Eichelbaum den Ärger seines Trainers über die lasche Einstellung einiger Spieler gut verstehen. Andererseits kritisierte der Präsident der Stuttgarter Kickers vor dem Derby beim VfB II (morgen, 18 Uhr, Gazistadion) den öffentlichen Wutausbruch von Edgar Schmitt: „Da muss der Trainer an sich arbeiten.“

VON JÜRGEN FREY

Schmitt hatte gestern noch mal Zeit, über alles nachzudenken. Er fuhr mit dem Zug von seinem Wohnort Aalen zum Training nach Degerloch. Doch auch mit dem nötigen Abstand zum 0:0 gegen den FC Bayern II war sein Ärger noch nicht verraucht. „Ich bleibe dabei: Es gibt einfach Sachen, die mich unheimlich stören“, sagte er. Kurz nach der Partie hatte der 45-Jährige keinen Stein auf dem anderen gelassen und sich in Rage geredet. Auslöser waren Kleinigkeiten: Spieler hatten die falsche Radlerhose gewählt und während der Partie die Schuhe gewechselt. Die Mitglieder der Kickers-Gremien zuckten während Schmitts Brandrede sichtlich zusammen. Präsident Eichelbaum nimmt den Trainer in die Pflicht. „Wenn nicht jedes Mal solch ein Gefühlsausbruch kommt, ist es zwar kein Problem, aber es war sicher kein besonders glücklicher Auftritt unseres Trainers. Da muss er an sich arbeiten“, sagte er am Tag danach. Gleichzeitig brachte der Kickers-Chef auch Verständnis für das emotionale Feuerwerk seines leitenden Angestellten auf: „Ohne eine professionelle Einstellung der Spieler geht es nicht. Außerdem ist es mir lieber, der Trainer haut nach einem 0:0 drauf als nach einem 0:4.“

Damit ist die Sache vom Tisch. Die Konzentration gilt dem Derby. Alexander Rosen (Bindehautentzündung) dürfte wieder ins Team zurückkehren. Festgelegt hat sich der Coach auf die Angriffsformation: Michael Schürg stürmt neben Orlando Smeekes. Schmitts Begründung: „Schürg hat etwas, was ganz wenige haben. Wenn er fit ist, ist er ein Kracher.“ Am Beispiel Schürg lässt sich erklären, was Schmitt bei seiner Mission, die Blauen zu retten, so aufwühlt. Der Coach hält unheimlich viel vom 24-Jährigen. Doch er glaubt, der Stürmer könne noch viel mehr aus seinem Talent machen – wenn er in Sachen Professionalität noch einen Tick zulegen würde. „Andere Trainer sind respektlos und verachtend, ich erhöhe nur die Schlagzahl, um meine Spieler voranzubringen“, sagt Schmitt. Dass sich dabei für Außenstehende der Verdacht aufdrängt, er schieße auch mal übers Ziel hinaus, berührt ihn nicht: „Was andere denken, ist mir egal. Ich handle so, wie ich es am besten finde.“

Kassenöffnung im Gazistadion ist morgen um 16.30 Uhr. Heimrecht hat der VfB, von einer großen Kulisse würden aber auch die Kickers profitieren. Ein Sponsor garantiert den Blauen für jeden Fan, der die Zuschauerzahl über die 3000er-Marke anwachsen lässt, vier Euro.

Stuttgarter Nachrichten

NACHGEFRAGT RAINER ADRION, TRAINER DES VFB STUTTGART II
„Es geht um viel – für uns und für die Kickers“
Der 55-jährige Coach blickt zuversichtlich auf das morgige Stadt-Derby und freut sich schon auf seinen neuen Job ab Sommer beim DFB

Stuttgart – Für Rainer Adrion hat der Countdown begonnen. Der Trainer des Fußball-Drittligisten VfB Stuttgart II übernimmt am 1. Juli das U-21-Nationalteam. Über seine neuen (alten) Aufgaben beim DFB, den Abschiedsschmerz und das morgige Stadt-Derby (18 Uhr) gegen die Kickers spricht der 55-Jährige mit Beate Wockenfuß.

Das Hinspiel gegen die Kickers endete 4:4. Ist morgen ähnlich Spannendes zu erwarten?

Adrion: Ich denke, dass es wieder ein spannendes Spiel wird. Schließlich ist es ein Derby und es geht um viel – für uns und für die Kickers.

Sie haben das 0:0 der Kickers gegen den FC Bayern II auf der Tribüne mitverfolgt. Welche Erkenntnisse haben Sie gesammelt?

Adrion: Man merkt ihnen die Verunsicherung an. Sie haben einen sehr wechselhaften Spielverlauf. Mal sind sie gut drin, dann wieder in der Defensive anfällig.

Der VfB II steht derzeit auf Platz zehn. Was ist noch drin?

Adrion: Wir wollen uns noch so weit wie möglich in der Tabelle hocharbeiten. Das zweite Ziel ist die Ausbildung. Wir haben in dieser Saison bereits drei Spieler wieder an die Profis abgegeben.

Im Sommer wechseln Sie zum DFB. Wie schwer wird Ihnen der Abschied vom VfB fallen?

Adrion: Da ist natürlich etwas Wehmut dabei. Schließlich ist der VfB mein Verein. Aber ich bleibe ja auch in meiner neuen Tätigkeit mit dem VfB verbunden. Nicht zuletzt durch die Stuttgarter Nationalspieler.

Wären Sie auch noch mal zu einem anderen Verein gewechselt? Adrion: Das hätte ich wahrscheinlich nicht gemacht. Wir haben hier beim VfB ein ganz klares Konzept verfolgt. Das hat mir Spaß gemacht. Das Arbeiten auf internationaler Ebene beim DFB ist aber auch eine schöne Aufgabe.

Sind Sie stolz auf das Angebot?

Adrion: Ich habe mich gefreut, dass meine gute Arbeit über Jahre hinweg anerkannt wird. Zu dem, was ich bisher gemacht habe, lassen sich Parallelen ziehen. Ich werde wieder Spieler auf das A-Team vorbereiten und dabei auch mit den Jugend- Mannschaften kommunizieren. Das ist eine vertraute Aufgabe. Nur eine Stufe höher.

Wie entscheidend ist, dass Sie – wie beim VfB – wieder mit Joachim Löw zusammenarbeiten werden?

Adrion: Für ihn ist es wichtig, mit seinen Kollegen gut zurecht zu kommen. Das ist bei uns gewährleistet. Zudem passt es auch zwischen mir, Sportdirektor Matthias Sammer und Teammanager Oliver Bierhoff.

Sie gelten als bester Nachwuchstrainer Deutschlands. Was ist Ihr Erfolgsrezept?

Adrion (schmunzelt): Ich weiß nicht, ob das wirklich so ist. Der FC Bayern macht auch eine gute Nachwuchsarbeit. Aber der VfB hat sich in der Saison 2000/2001 mit seinen jungen Wilden sicher ein gutes Image erworben. Wir sind traditionell bemüht, Eigengewächse für die Elite auszubilden – sowohl sportlich als auch menschlich.

Mit wieviel Sorge haben sie die 0:4-Pleite ihres zukünftigen Teams gegen die Niederlande verfolgt?

Adrion: Ich sammle nur Eindrücke, begleite das Team als Beobachter. Mehr steht mir jetzt nicht zu. Denn der Trainer ist Horst Hrubesch.

Mit welchen Zielen treten Sie an?

Adrion: Ich habe einen Vertrag bis zur EM 2011. Wir wollen erst einmal die Qualifikation schaffen. Das nächste Ziel ist dann das Halbfinale. Denn damit wären wir bei Olympia 2012 dabei. Ja, und wenn wir schon mal im Halbfinale sind, dann will ich natürlich auch ins Finale.

Zum Schluss: Ihr Tipp fürs Derby?

Adrion: Ich denke, es wird ein enges Spiel, aber wir behalten die Oberhand. Wenn die Kickers danach eine Serie starten, könnte es mit dem Klassenverbleib noch klappen.

Eßlinger Zeitung

Kickers an diesem Mittwoch (18 Uhr) zu Gast im GAZi-Stadion – Sponsor honoriert Stadionbesuch
Auswärtsspiel gegen den VfB II + große blaue Unterstützung = Heimspiel-Atmosphäre

Für das Stuttgarter Drittliga-Lokalderby VfB II gegen die Blauen aus Degerloch an diesem Mittwoch (18 Uhr, GAZi-Stadion) werben die Stuttgarter Kickers um eine große blaue Kulisse. Bei dieser Drittligapartie hat der VfB Stuttgart mit seiner zweiten Mannschaft bekanntlich das Heimrecht. Doch die Stuttgarter Kickers haben die Devise ausgeben, mit einer großen und stimmgewaltigen Kulisse im GAZi-Stadion daraus ein blaues Heimspiel zu machen. Die Mannschaft von Cheftrainer Edgar Schmitt benötigt bei den noch ausstehenden Spielen im GAZi-Stadion auf der Waldau viele Zuschauer. Ein Sponsor der Blauen honoriert am Mittwoch mit einem beachtlichen Euro-Betrag in die Kickers-Kasse jeden Fan, der die Zuschauerzahl über die 3000er-Marke hinaus anwachsen lässt.

„Das GAZi-Stadion muss trotz nominellem Heimspiel des VfB Stuttgart II an diesem Mittwoch vom Spielbeginn an um 18 Uhr in blauer Hand“ sagt das Kickers-Präsidiumsmitglied Dieter Wahl. „Wir brauchen jeden Stuttgarter und jeden Fan aus der Region, dem das Schicksal der Kickers am Herzen liegt.“

Ganz wichtig: Jeder Zuschauer zahlt zwar für seine Eintrittskarte in die Kasse des VfB Stuttgart. Doch die Kickers profitieren ebenfalls von möglichst vielen Zuschauern. Ein blauer Sponsor garantiert den Blauen aus Degerloch für jeden über die Zahl 3000 hinausgehenden Zuschauer einen beachtlichen Euro-Betrag. Die simple Gleichung lautet: Je mehr Zuschauer kommen, desto mehr Geld kommt in die Kickers-Kasse, die zurzeit jeden Euro sehr gut gebrauchen kann.

„So kann dieses Auswärtsspiel der Stuttgarter Kickers zu einem ,Heimspiel‘ umfunktioniert werden – und die Kickers können als Gastmannschaft aufgrund ihrer hoffentlich vielen blauen Fans im Stadion gleich doppelt punkten“, sagt Dieter Wahl.

Offizielle Homepage

Vorberichte VfB Stuttgart II – Stuttgarter Kickers

„Wir sind im Soll“
Nachgefragt bei Rainer Adrion

Der VfB Stuttgart II hat am Freitag in Paderborn 1:1 gespielt und blickt jetzt dem Derby am Mittwoch gegen die Kickers entgegen. Joachim Klumpp hat sich mit dem Trainer Rainer Adrion unterhalten.

Was überwiegt: die Freude über den Punkt beim Tabellenzweiten oder der Ärger über den Ausgleich in der 89. Minute?

Natürlich ist es ärgerlich, dass wir kurz vor Schluss das vermeidbare Gegentor bekommen haben. Aber das war eine tolle Mannschaftsleistung. Wir sind momentan im Soll und mit der Situation zufrieden.

Einige Spieler haben zwei Tage vor Paderborn noch im Benefizspiel bei den Kickers mitgewirkt. Wie haben die das verkraftet?

Bei Sebastian Enderle wäre es wohl besser gewesen, wenn er dort nicht gespielt hätte. Er hat sich eine Zerrung zugezogen und wird wahrscheinlich am Mittwoch im Derby ausfallen.

Zu verschenken gibt es im Derby nichts – oder?

Auf gar keinen Fall. Wir sind immer noch nicht gerettet, die anderen Mannschaften im Abstiegskampf punkten alle oder gewinnen. Außerdem will ich die letzten zehn Spiele mit dem VfB so erfolgreich wie möglich abschneiden.

Noch ein Wort zu Rudy und Funk, die mit der U-19-Nationalmannschaft unterwegs sind. Kommen die fürs Derby infrage?

Die sind am Dienstag noch in Serbien – und können unmöglich am Mittwoch spielen. Außerdem ist noch unser zuletzt bester Stürmer Johannes Rahn fraglich, der schon in Paderborn wegen einer Knieprellung gefehlt hat.

Stuttgarter Zeitung

„Wir sind gerüstet fürs Derby“
VfB-Coach Adrion will mit einem Sieg gegen die Blauen auf 40 Punkte kommen

Stuttgart – Die Trainerfrage für die neue Saison ist nach wie vor offen, auch viele Spielerverträge laufen am Rundenende aus – dennoch geht Fußball-Drittligist VfB Stuttgart II optimistisch ins Derby am kommenden Mittwoch (18 Uhr) gegen die Kickers: „Wir wollen mit einem Sieg auf 40 Punkte kommen“, sagt Trainer Rainer Adrion.

Herr Adrion, ist Ihr Team gerüstet fürs Derby?

(Lacht) Ja, wir sind gerüstet. Wir sind immer gerüstet, jede Woche. Aber auf diese Aufgabe freuen wir uns natürlich schon besonders.

Weil Sie aus dem Hinspiel noch etwas gutzumachen haben?

Oh, dieses verrückte 4:4 nach unserer 4:1-Führung. Die erste Halbzeit damals war das Beste, was wir in dieser Saison gezeigt haben. Gutzumachen haben wir deshalb nichts. Es wird schwer, die Kickers wirken inzwischen stabiler als in der Vorrunde, aber wir wollen mit einem Sieg auf 40 Punkte kommen.

Ihr Team holte zuletzt ein 1:1 in Paderborn. Welche Erkenntnisse brachte das Spiel?

Dass wir uns alles hart erarbeiten müssen und in jedem Spiel an die Grenze gehen müssen. Dieses Stahlbad dritte Liga ist für die Entwicklung unserer Talente genau das Richtige.

An Patrick Funk und Marco Pischorn zeigt unter anderem Zweitligist FC Augsburg Interesse.

Also, den Patrick Funk geben wir sicher nicht ab. Das kann sich jeder Verein abschminken. Wir wollen unsere Jungen Wilden selbst ausbilden. Pischorn war schon bei den Profis, kam wieder zurück und spielt derzeit überragend. Er kann mindestens zweite Liga spielen, hat aber bei uns noch einen Vertrag bis 2010.

Viele andere Spielerverträge laufen aus, Ihr Nachfolger steht auch noch nicht fest. Sorgt dies nicht für Unruhe im Team?

Es stimmt, dass es noch mehrere Hängepartien gibt. Deshalb machen sich viele Gedanken um ihre Zukunft. Aber solange die Personalie Markus Babbel bei den Profis nicht endgültig geklärt ist, liegen eben viele Dinge in der Schwebe.

Ihre künftige Mannschaft, die deutsche U 21, scheint Sie dringend zu gebrauchen?

0:4 gegen Holland, vier Gegentore in einer Halbzeit, das klingt schon herb, kann aber immer mal passieren. Solche verrückte Spiele gibt es eben – und Duelle gegen Holland sind ja auch irgendwie ein Derby.

Fragen von Jürgen Frey

Stuttgarter Nachrichten

Presse zum Fehlen von Rosen und Mann

Jeweils zwei Wochen Pause

Rosen und Mann fehlen den Kickers
STUTTGART (ump). Zum Wochenende hin ist der erste Wintereinbruch vorhergesagt, kein gutes Zeichen für die geplante Fußball-Drittligapartie der Stuttgarter Kickers in Degerloch gegen Jena, die zudem wieder erhöhte Sicherheitsvorkehrungen erfordert. Inzwischen haben die Kickers zunächst einmal die Geldstrafe in Höhe von 2000 Euro für die Becherwürfe aus dem Gästeblock im Derby gegen den VfB Stuttgart II akzeptiert.

Verzichten müssen die Kickers vorläufig auf ihren Kapitän Alexander Rosen, der sich in Braunschweig einen Muskelfaserriss in der Kniekehle sowie eine Sehnenentzündung zugezogen hat – und nun voraussichtlich zwei Wochen ausfallen wird. So lange fehlt definitiv Marcus Mann, der Verteidiger allerdings wegen einer Sperre nach seiner Roten Karte.

Eine feste Größe im Kickers-Spiel ist inzwischen der Torhüter Manuel Salz, dessen Kontrakt zum Saisonende ausläuft und den (nicht nur) der neue Trainer Edgar Schmitt gerne behalten würde. „Wir werden in der Winterpause in Ruhe darüber sprechen“, sagt der Manager Joachim Cast. Zeit dazu bleibt, nachdem der Verein kein Trainingslager im Süden eingeplant hat, falls sich nicht noch ein externer Sponsor findet. „Wir hatten in den vergangenen beiden Jahren hier in Degerloch genauso gute Voraussetzungen“, sagt der Manager. Hoffentlich ist das auch am Samstag gegen Carl Zeiss Jena der Fall.

Stuttgarter Zeitung

Muskelfaserriss: Rosen fällt aus

Mann zwei Spiele gesperrt

Stuttgart (dip) – Es sah schon nicht gut aus, als Alexander Rosen am Samstag in Braunschweig nach 26 Minuten vom Platz musste – am Montag gab es dann die Diagnose. Der Spielführer von Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers fällt wegen eines Muskelfaserrisses in der Kniekehle zwei bis drei Wochen aus und fehlt damit in den wichtigen nächsten Spielen gegen Jena und in Aalen. „Das ist natürlich bitter, da wir einen kleinen Kader haben“, sagte Kickers-Trainer Edgar Schmitt, „aber es nützt ja nichts: Wir müssen diesen Ausfall kompensieren.“

Und nicht nur den. Seit Montag steht auch fest: Marcus Mann muss ebenfalls zwei Spiele zuschauen. Der Abwehrspieler wurde nach seiner Roten Karte wegen einer Notbremse vom Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gesperrt.

Das Gremium des DFB ist auch in anderer Sache konkret geworden: Wegen der Vorfälle im Derby der Kickers gegen den VfB Stuttgart II müssen beide Clubs eine Strafe in Höhe von 2000 Euro zahlen, die sowohl die Blauen als auch die Roten akzeptiert haben. Während der Partie am 17. Oktober (4:4) war im VfB-Fanblock Rauchpulver gezündet worden. Darüber hinaus wurden mehrere leere Plastikbecher auf das Spielfeld geworfen, was zu zwei Spielunterbrechungen geführt hatte.

Stuttgarter Nachrichten

StZ: Nachgefragt bei Joachim Cast

„So etwas wie ein Kultspiel“

Die Stuttgarter Kickers empfangen am Samstag (14 Uhr) in der dritten Fußballliga Dynamo Dresden. Das Spiel ist nicht nur wegen des letzten Tabellenplatzes der Kickers brisant, sondern auch unter Sicherheitsaspekten. „So ein Spiel hatten wir hier noch nie, was die Rahmenbedingungen angeht“, sagt der Kickers-Manager Joachim Cast im Gespräch mit Joachim Klumpp.

Herr Cast, am Samstag steht die Begegnung gegen Dynamo Dresden an. Ist denn da mit einem neuen Zuschauerrekord in dieser Saison zu rechnen, nachdem bereits zweitausend Karten an die Gäste aus Sachsen gegangen sind?

Das ist schwer zu sagen, im Moment sind in Dresden etwa 800 Karten verkauft. Aber erfahrungsgemäß kommen viele ihrer Fans ohne Karten, außerdem hat Dynamo etliche Anhänger hier im Umland, die sich die Karten vor Ort kaufen werden. Aber natürlich rechnen wir insgesamt mit mehr als 5000 Zuschauern, nachdem unsere Bestmarke gegen den VfB 5875 Besucher betragen hat.

Wie sehen die Sicherheitsbedingungen aus, nachdem die Dynamo-Anhänger vor kurzem bei der Partie in Jena aus der Rolle gefallen sind?

Wir hatten diesbezüglich letzte Woche bereits zwei Besprechungen mit den Behörden hier und noch einen Ortstermin am Donnerstag mit Vertretern des Deutschen Fußball-Bundes. Im Moment ist alles getan, was getan werden kann.

Wie sehen die Maßnahmen konkret aus?

Zunächst einmal wird der Ordnungsdienst bei uns auf rund 250 Mann aufgestockt, nachdem er normalerweise rund achtzig Leute umfasst. Dazu müssen zum Beispiel zusätzliche Dixi-Toiletten und Zäune im Gästeblock installiert werden.

Und wer übernimmt dafür die Kosten?

Für die Maßnahmen vor Ort ist die Stadt zuständig, aber es kann durchaus sein, dass auch auf den Verein noch Kosten zukommen. Da hoffen wir aber auf ein Entgegenkommen der Stadt – bisher haben wir immer eine Lösung gefunden.

Gab es denn bisher schon etwas Vergleichbares wie diese Partie?

So ein Spiel hatten wir hier noch nie – was die Rahmenbedingungen angeht. Es ist ja so, dass Dresden schon mal gegen die Kickers gespielt hat, aber noch zu Bundesligazeiten im damaligen Neckarstadion. In Degerloch waren sie noch nie – und offensichtlich ist das so etwas wie ein Kultspiel für die Fans.

Gibt es denn noch etwas Neues im Nachspiel zum Derby, das kurz unterbrochen werden musste?

Im Moment nicht. Wir – und auch der VfB – haben unsere Stellungnahme ja bereits am vergangenen Dienstag an den DFB geschickt. Ich denke, dass es diese Woche noch eine Entscheidung gibt – will jetzt aber nicht spekulieren, wie die ausfallen könnte.

Stuttgarter Zeitung

StZ: Kickers: Gespräche mit Malchow

Mehrere Modelle sind denkbar
STUTTGART (ump). Nach der Entlassung des Trainers Stefan Minkwitz vor inzwischen einem Monat ist bei dem Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers personell zunächst einmal etwas Ruhe eingekehrt. Gestern gab es dann das schon länger erwartete Gespräch zwischen dem neuen Chefcoach Edgar Schmitt, dem Manager Joachim Cast und dem ehemaligen Co-Trainer Alexander Malchow, in dem die Vereinsvertreter ihre Vorstellungen über eine weitere Zusammenarbeit ausgeführt haben. „Es gibt verschiedene Bereiche, die durch Alexander Malchow abgedeckt werden können“, sagt der Manager, ohne konkret zu werden. Darunter dürfte der Scouting- oder auch Nachwuchsbereich fallen. Eine Entscheidung ist aber noch nicht getroffen worden, Malchow selbst wollte sich nicht näher dazu äußern. „Er wird sich jetzt in Ruhe seine Gedanken machen“, sagt Cast, der bis Anfang nächster Woche mit einer zufriedenstellenden Lösung für alle Seiten rechnet.

Bis dann, genauer gesagt am Dienstag, werden die Kickers auch eine Stellungnahme an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) wegen der Spielunterbrechung im Derby am vergangenen Freitag gegen den VfB II abgeben müssen. „Das haben wir ja erwartet, und es wird auch eine größere Sache“, sagt Cast, da alle Beteiligten – also auch Polizei und Ordnungsdienst – ihre Sicht der Dinge darlegen werden. In seinem Zusatzbericht habe der Schiedsrichter aber zumindest schon einmal darauf verwiesen, dass die Stuttgarter Kickers während des Spiels alle erforderlichen Maßnahmen beachtet hätten, so Cast. Kurz nach Beginn der zweiten Hälfte waren aus dem Block der VfB-Anhänger mehrere Becher aufs Spielfeld geworfen worden.

Stuttgarter Zeitung

Presse: Nachbetrachtungen zum Derby

Kickers: vorne hui, hinten pfui
Die Schwächen in der Defensive sind nicht zu übersehen – Dem Derby droht ein Nachspiel

STUTTGART. Eigentlich ist der neue Kickers-Trainer Edgar Schmitt kein Freund von Unentschieden. Doch das denkwürdige 4:4 im Derby gegen den VfB Stuttgart II am Freitagabend nahm nicht nur er als „gefühlten Sieg“ wahr.

Von Joachim Klumpp

Im amerikanischen Profisport ist es üblich, dass sich kurze Zeit nach Spielende die Kabinentüren der Mannschaft für Funktionäre und auch Medienvertreter öffnen. Am Freitagabend nach dem denkwürdigen 4:4 im Drittliga-Derby gegen den VfB Stuttgart II hatte auch der Kickers-Trainer Edgar Schmitt kein Problem damit, die Herren aus der Vereinsführung am allgemeinen Jubel teilnehmen zu lassen. Hereinspaziert, lautete die Aufforderung, „die Mannschaft freut sich“. Zumal nicht nur die Kabine geöffnet wurde, sondern offensichtlich auch der Geldbeutel einiger Herren. Jedenfalls dürfte noch ein nettes Sümmchen in die Mannschaftskasse geflossen sein – auch wenn die Spieler nach dem zehnten Spieltag weiter auf die erste offizielle Siegprämie dieser Saison warten.

Die sei nur noch eine Frage der Zeit, sagt Schmitt. Und für die Spieler stand zunächst einmal die Erkenntnis im Vordergrund, in der entscheidenden Schlussphase ein Spiel auch mal zu ihren Gunsten drehen zu können. „Das war ganz wichtig“, sagte der Kapitän Alexander Rosen, schließlich verfolgte die Mannschaft fast schon ein Trauma. Fünfmal nacheinander hatten die Kickers in den letzten zehn Minuten sicher geglaubte Punkte noch leichtfertig aus der Hand gegeben (siehe Winkel), das prägt sich in den Köpfen ein. „Ich hoffe, dass dieser Punktgewinn jetzt die Wende war“, sagte Rosen. „So ein Auftritt muss uns Selbstvertrauen geben.“

Aber nur der nach der Pause. Denn bei aller Euphorie sollte nicht übersehen werden, dass die Kickers in der ersten Hälfte eine desolate Vorstellung abgeliefert hatten und vom VfB förmlich vorgeführt worden sind. Vor allem die Defensive fand nicht statt, und die von Trainer Edgar Schmitt propagierte Ordnung auf dem Platz erinnerte mehr an die Situation auf den Finanzmärkten: Es ging drunter und drüber. Doch der Trainer wollte sich nach der Partie nicht allzu lange mit den Defiziten aufhalten. Und durfte sich natürlich bestätigt fühlen, dass die Mannschaft seinen Offensivgeist umsetzt; ob sie allerdings immer drei, vier Tore schießt, darf doch eher bezweifelt werden.

Am Freitag wurde der Mut zum Risiko zumindest belohnt. Vorne hui und hinten pfui, so stellt sich das Spiel der Kickers derzeit da. Wer Edgar Schmitt vom VfR Aalen her kennt oder seine bisherige Arbeit in Degerloch verfolgt, der weiß nur zu gut: er lässt sich nicht von seinem Weg abbringen. Was nicht heißen soll, dass die Fehler intern nicht angesprochen werden, ganz so blauäugig ist der frühere Torjäger dann auch nicht.

Das zeigt auch das Beispiel Orlando Smeekes. Der Neuzugang, der nach seiner Einwechslung zur Pause frischen Wind brachte, bekam dennoch sein Fett weg, weil er vor lauter Hacke, Spitze eins, zwei, drei manchmal den direkten Weg vergaß. „Er spielt schon sehr kompliziert“, sagte Schmitt, „da müssen wir noch viel üben.“ Immerhin war Smeekes an zwei der vier Tore beteiligt.

Ob die Aufholjagd auch mit der zuletzt vieldiskutierten Fitness zusammenhing? Darauf sagte Alexander Rosen nur: „Die Kraft ist da.“ Kein Wunder, zumindest 45 Minuten lang hatte sich die Mannschaft ja auch ausgeruht. Doch auf ihren Lorbeeren will sie sich jetzt nicht ausruhen, auch wenn sie erst einmal zwei Tage freibekommen hat. „Das war unabhängig vom Ergebnis“, betonte Schmitt nach diesem denkwürdigen Tag – dem allerdings noch ein Nachspiel droht.

Weil aus dem VfB-Block kurz nach der Halbzeit Becher geworfen wurden, musste der Schiedsrichter die Partie kurzzeitig unterbrechen, was auch im Spielbericht vermerkt worden ist. „Ich denke, dass der DFB eine Stellungnahme anfordern wird“, sagt der Manager Joachim Cast. Und weil es sich bei den Kickers um Wiederholungstäter handelt (Stichwort Spielabbruch im DFB-Pokal), droht nun eine Geldstrafe – die allerdings nicht aus der Mannschaftskasse gezahlt wird.

Stuttgarter Zeitung

Der VfB verschenkt den Sieg

Die Körpersprache verrät Defizite
STUTTGART (ump). Der VfB-Trainer Rainer Adrion musste sich erst einmal einige Minuten in der Kabine sammeln, bevor er dieses Derby bei den Kickers verdaut hatte. Er hat ja schon viel erlebt – aber so etwas? Dass seine Mannschaft eine scheinbar sichere 4:1-Führung 20 Minuten vor Schluss noch aus den Händen gab, „Nein“.

Das verursacht natürlich Gesprächsbedarf: erst recht nach dem guten Auftritt in der ersten Hälfte, als die Mannschaft schönen, direkten Fußball spielte und sich viele Chancen erarbeitete. Doch im Gefühl des sicheren Sieges vergaßen einige Spieler dann, entschlossen zur Sache zu gehen, was Adrion nicht verborgen blieb. „An der Körpersprache hat man schon gesehen, dass die Einstellung nachließ“, sagte der Trainer und machte das zum Beispiel an den vielen verlorenen Kopfballduellen fest. Ein Ärgernis: „Dann sollen sie doch Basketball spielen, da ist Körperkontakt verboten“, kritisierte der Trainer die allzu lasche Einstellung einiger Spieler.

„Da haben wir uns von unserer schlechten Seite gezeigt“, so Adrion. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Auch bei Union Berlin (1:3) und in Dresden (0:1) fehlte der körperliche Einsatz. Also gilt es daran zu arbeiten. „Wir müssen mit den sensiblen Spielern darauf hinwirken, dass das Zweikampfverhalten besser wird“, sagt Adrion, „dann können sie von mir aus in die Bundesliga – vorher nicht.“ Wer weiß, der eine oder andere Kandidat steht jedenfalls nicht nur beim VfB auf der Wunschliste. Vor allem an dem Senkrechtstarter Julian Schieber („sein 1:0 war sensationell“, sagte der Kickers-Trainer Edgar Schmitt voller Respekt) oder auch dem lange verletzte José Ikeng zeigen inzwischen andere Clubs Interesse – aus dem Bereich des Fußballs, nicht Basketballs.

Stuttgarter Zeitung

Späte Tore
Die Treffer in den letzten zehn Minuten:

Jahn Regensburg – Kickers 1:1
0:1 Rosen (84.), 1:1 Beigang (87.)

Kickers – Erzgebirge Aue 1:2
1:2 Schmidt (90.)

Rot-Weiß Erfurt – Kickers 3:2
2:2 Landeka (88.) 3:2 Bunjaku (90.+2)

Kickers – Kickers Emden 1:1
1:1 Rauw (81.)

Bayern München – Kickers 3:3
2:3 Kroos (81.), 3:3 Yildiz (90.)

Kickers – VfB Stuttgart 4:4
3:4 Vaccaro (89.); 4:4 Rosen (90.)

Stuttgarter Zeitung

Aufholjagd als Muntermacher
Kickers schöpfen nach dem 4:4 im Derby neuen Mut – Zweifel an der Qualität des Teams bleiben

Stuttgart – Was die Punkteausbeute betrifft, war es nicht der erhoffte Befreiungsschlag. Doch die furiose Aufholjagd des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers beim 4:4 (0:3) gegen den VfB II könnte bei den Blauen dennoch neue Kräfte freisetzen.

VON JÜRGEN FREY

Aus der Kabine der Blauen dröhnte ohrenbetäubender Lärm. Als die Explosion der Gefühle nicht enden wollte, kamen die Herren aus der Führungsetage der Kickers in die Katakomben des Gazistadions. Einer nach dem anderen. Wie an der Schnur gezogen. Präsident Dirk Eichelbaum, Schatzmeister Friedrich Kummer, Aufsichtsratschef Rainer Lorz, seine Mitstreiter Christian Dinkelacker und Alexander Lehmann – und zu guter Letzt noch Hauptsponsor Eduard Garcia. Alle zückten sie unter lautem Gejohle der Spieler generös ihren Geldbeutel – und der Verwalter der Kickers-Mannschaftskasse strahlte hinterher wie ein Vierjähriger vor dem Weihnachtsbaum: „Es ist ein nettes Sümmchen zusammengekommen, da werden wir in dieser Woche schön essen gehen“, sagte Benedikt Deigendesch mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Es war ein denkwürdiger Abend in Degerloch. Und auch wenn es für die Blauen im zehnten Saisonspiel nicht zum ersten Dreier gereicht hat, ein Sieg für die Moral und das Selbstvertrauen war es allemal. „Jetzt ist wieder Leben in der Hütte, so einen Muntermacher haben wir dringend gebraucht“, betonte Edgar Schmitt, der in der Halbzeit offenbar die richtigen Worte gefunden hatte. „Hier braucht keiner zu sterben, es geht nur um Fußball“, gab er seinem Team nach dem 0:3-Rückstand mit auf den Weg. Dass sein Team auch nach dem 1:4 nicht die weiße Fahne hisste, lag ein Stück weit auch am Coach selbst: Schmitt lebte die Leidenschaft an der Seitenlinie vor, peitschte sein Team mit viel Emotionen immer wieder nach vorne. Mit Erfolg. „Wenn wir so weitermachen, schaffen wir den Klassenverbleib, da bin ich mir zu 100 Prozent sicher“, erklärte Schmitt.

Bei aller Euphorie in Blau nach dem Schlusspfiff: Es wird ein langer und steiniger Weg. Denn unterm Strich drängte sich auch nach dem Derby der Verdacht auf: Die Qualität der Mannschaft reicht kaum für die dritte Liga. 70 Minuten lang präsentierten sich die Kickers erschreckend schwach und waren dem Bundesliganachwuchs der Roten in allen Belangen haushoch unterlegen. Bei den VfB-Angriffen taten sich vor allem vor der Pause Riesenlücken auf. Was auch an der Grundordnung mit der Raute im Mittelfeld lag. Kapitän Alexander Rosen war dabei in der Defensive auf sich allein gestellt. Spielmacher Bashiru Gambo und vor allem Sascha Traut, der auf der rechten Seite an der Linie klebte, halfen nicht, die Räume eng zu machen. In der zweiten Halbzeit lief es im 4-3-3-System besser. Weshalb Schmitt zumindest darüber nachdenkt, künftig öfter so spielen zu lassen. Vielleicht sogar schon am kommenden Samstag (14 Uhr) im Auswärtsspiel bei Kickers Offenbach.

Mit neuem Mut soll dort ein Dreier gelandet werden. Es wäre an der Zeit, damit die Blauen am Ende nicht dort landen, wo sich Schmitt am Sonntag bei der Partie Eintracht Frankfurt II gegen SSV Reutlingen „interessante Spieler der Heimmannschaft“ anschaute: in der Regionalliga.

Stuttgarter Nachrichten

„Dann sollen sie Basketball spielen“
VfB-Trainer Adrion stinksauer

José-Alex Ikeng prüfte beim Gang in die Kabine die Belastbarkeit des Plexiglastunnels im Gazistadion: Der Mittelfeldspieler des VfB Stuttgart schlug mit voller Wucht dagegen. Ikeng war stinksauer über dieses 4:4 bei den Stuttgarter Kickers. Genauso wie alle seine Mitspieler – und vor allem sein Trainer: „Unser Zweikampfverhalten in der Schlussphase war eine einzige Katastrophe“, schimpfte Rainer Adrion.

VON JÜRGEN FREY

Adrion machte ein Gesicht, als sei ihm beim Putten der Golfschläger gebrochen. Dann blies der VfB-Coach die Backen auf und begann seine Aussagen mit den Worten: „Ich werde jetzt versuchen, dieses Spiel sachlich zu analysieren.“ Mit zunehmender Redezeit fiel es ihm immer schwerer, das Vorhaben durchzuhalten. „Wenn meine Spieler keinen Widerstand leisten wollen, dann sollen sie doch Basketball spielen. Da ist Körperkontakt nicht erlaubt“, knurrte Adrion.

Lange Zeit hatten seine Nachwuchsasse vor 5875 Zuschauern in Degerloch die hohe Kunst der Spielkultur zelebriert. Doch gegen Ende hatten die brillanten Techniker der Willenskraft einer leidenschaftlich kämpfenden Kickers-Elf nichts mehr entgegenzusetzen. Die Roten versteckten sich. Und das wurmte Adrion gewaltig: „Keiner meiner Spieler war mehr in der Lage, kompakt zu verteidigen und in den Zweikämpfen auf die Zähne zu beißen. Wenn der Schiedsrichter noch zwei, drei Minuten länger spielen lässt, verlieren wir das Spiel noch.“ Mit der Einwechslung von Dubravko Kolinger wollte Adrion zehn Minuten vor Schluss das Zentrum verstärken. Doch der Defensivmann ging mit dem Rest der Truppe unter. Wobei der 32-Jährige seine Bundesligazeiten genauso wie Kapitän Marijan Kovacevic hinter sich hat. Die übrigen VfB-Spieler wollen noch ganz nach oben. Und für sie war das Derby äußerst lehrreich, was Adrion unterstrich: „Nur wer ständig intensiv in die Zweikämpfe geht, wird in der Bundesliga landen.“

Stuttgarter Nachrichten

Auch beim 4:4 der Stuttgarter Kickers gegen den VfB Stuttgart II hatten sich Fans der „Roten“ daneben benommen. Erst war die Partie drei Minuten unterbrochen, weil Bierbecher in Richtung Kickers-Torwart Manuel Salz geworfen wurden. Nach der Partie bewarfen Zuschauer Polizei mit Gegenständen. Den Punkt feierten die Kickers nach dem 1:4-Rückstand wie eine Wiederauferstehung. „Jetzt ist wieder Leben in der Bude. Diesen Muntermacher haben wir dringend gebraucht“, sagte Trainer Edgar Schmitt. Seine Saisonpremiere feierte Markus Ortlieb, den Schmitts Vorgänger Stefan Minkwitz aussortiert hatte. „Er hat eine gute Leistung gezeigt“, lobte ihn Schmitt VfB-Trainer Rainer Adrion war hingegen wenig begeistert nach den verschenkten Punkten. „Wir haben gute Fußballer. Es fehlt ihnen aber manchmal die nötige Härte, um dagegen zu halten.“

Südwest-Presse

Emotionsreiches Derby

In einem sehr emotionsreichem Derby schafften die Kickers in einem verloren geglaubten Spiel noch die Wende. Nach einem deutlichen 0:3 Rückstand zu Pause holten die Kickers nach einer grandiosen Aufholjagd noch einen Punkt und wurden von den knapp 6000 Zuschauern gefeiert.

Nach dem frühen Gegentroffer nach acht Minuten konterten die Gäste die Blauen sehr gut aus. Doch schafften die Kickers den Anschlußtreffer zum 1:3 durch Markus Mann. Daraufhin musste das Spiel mehrmals wegen der Gästefans unterbrochen werden. Als in der 70. Minute das 1:4 folgte, glaubten wohl selbst die kühnsten Optimisten nicht mehr an die Mannschaft.

Doch die Jungs um Trainer Edgar Schmitt geben nicht auf. Bashi Gambo (75. ), Angelo Vaccaro (89. ) und Alexander Rosen (90. +1) retten den Blauen den nicht mehr für möglich gehalten Punkt.

Der Spielverlauf sollte der Mannschaft weiter Auftrieb geben. Nächsten Samstag geht es auf den Bieberer Berg zu den Offenbacher Kickers.