Uli Hoeneß: „Wir brauchen Clubs wie die Kickers“

Bayern-Manager Uli Hoeneß vor dem Freundschaftsspiel bei den Blauen über Ribéry, Traditionsvereine und seine Erinnerungen an ADM

Der große FC Bayern hilft den kleinen Stuttgarter Kickers. Am kommenden Dienstag (18.30 Uhr/Gazistadion/live im DSF) beschert der deutsche Rekordmeister den Blauen eine Nettoeinnahme von rund 100 000 Euro. „Die Kickers können sich bei Jürgen Klinsmann dafür bedanken“, sagt Bayern-Manager Uli Hoeneß.

Von Jürgen Frey

Herr Hoeneß, dürfen wir zum Einstieg gleich mal Ihr Langzeitgedächtnis prüfen?

Nur zu.

Was war am 5. Oktober 1991?

Da haben wir gegen die Stuttgarter Kickers zu Hause verloren.

Respekt – und zwar mit 1:4. So eine Klatsche vergisst man nicht so einfach?

Unerwartete Ereignisse gibt es im Fußball immer wieder. Wir sind auch mal gegen den VfL Osnabrück im DFB-Pokal daheim ausgeschieden. Aber allzu oft verliert der FC Bayern vor eigenem Publikum nicht. Deshalb sind einem solche Spiele präsent.

Nun kommen Sie zum Freundschaftsspiel. Zu welchen Bedingungen eigentlich?

Wir können nicht überall umsonst spielen. Wir teilen uns die Zuschauereinnahmen, sämtliche Werbeeinnahmen fließen in die Kickers-Kasse.

Ohne die Einnahmen aus diesem Spiel hätten die Kickers wohl keine Lizenz bekommen. Mussten Sie lange überlegen, um zu helfen?

Es war schwierig, weil unser enger Terminkalender schon ein Problem ist. Ursprünglich wollten wir während unseres Trainingslagers in Donaueschingen kein Spiel machen . . .

. . . aber . . .

Unser Ex-Trainer Jürgen Klinsmann hat sich bei der Saisonplanung für das Spiel bei seinem ehemaligen Verein eingesetzt. Bei ihm können sich die Kickers bedanken.

Auch Sie waren dem Kickers-Ehrenpräsidenten Axel Dünnwald-Metzler, zu dessen Gedenken das Spiel stattfindet, eng verbunden.

Das war natürlich auch eine gewisse Verpflichtung für uns. Uns verband eine gute Freundschaft, wir haben in den Gremien des DFB immer gut zusammengearbeitet.

Wie haben Sie ADM in Erinnerung?

Als streitbaren Menschen, der aber immer den Kompromiss gesucht hat. Und er war ein gemütlicher, geselliger Typ, mit dem man viel Spaß haben konnte.

Inzwischen sind seine Kickers tief gesunken und in die Regionalliga abgestürzt.

Leider. Das Schlimme ist doch, dass viele Traditionsvereine große Schwierigkeiten haben. Und das ist schlecht für den Fußball, ja sogar dramatisch. Wir brauchen solche Clubs wie die Kickers.

Was machen diese Vereine falsch?

Ich bin nicht vor Ort und will nicht den Schlaumeier spielen. Aber grundsätzlich ist fehlende Kontinuität in der Führungsspitze immer ein gravierender Nachteil. Wir haben in München ja ein Beispiel vor der Haustür.

1860 tut sich schwer hinter den Bayern. Können zwei Clubs in einer Stadt bestehen?

In einer Großstadt wie München oder Stuttgart auf jeden Fall. Da ist mindestens ein Bundes- und ein Zweitligist möglich. Wenn man es geschickt anstellt, lässt sich mit einem schlüssigen Konzept im Windschatten des Großen viel bewegen.

Stichwort Großer: Was sagen Sie zur Stürmersuche des VfB?

Der VfB ist plötzlich in einer Situation, in der wir praktisch permanent sind. Nach den eingenommenen Gomez-Millionen heißt es überall: Der Krösus aus Stuttgart kommt. Das macht jeden Stürmer gleich drei, vier Millionen Euro teurer.

Bei Ihrem Superstar Franck Ribéry geht es um ganz andere Summen.

Um unvorstellbare Summen, deshalb kann ich ihn ja auch total verstehen, wenn er über Real Madrid nachdenkt.

Dennoch nervt das Theater. Wird er bleiben?

Ich bin sehr zuversichtlich. Derzeit sehe ich keine Gefahr am Horizont, dass er geht.

Das Gazistadion ist mit 11 000 Zuschauern ausverkauft. Könnten sich die Fans auf Ribéry und andere Stars wie Mario Gomez freuen?

Davon gehe ich fest aus. Wir kommen mit dem kompletten Kader, und unser Trainer wird auch alle Spieler einzusetzen, sofern keine Verletzungen dazwischenkommen.

Wie ernst nimmt Louis van Gaal solche Tests?

Total ernst. Er lässt vor allem gnadenlos nach vorne spielen.

Das kann ja heiter werden für die Blauen. Was tippen Sie?

Ich hoffe auf ein schönes Spiel und dass wir fünf, sechs Tore schießen. Die Leute sollen Spaß haben.

Und Sie werden, wie angekündigt, nicht mehr auf der Bank sitzen, sondern es sich auf der Tribüne gemütlich machen?

Ja, das habe ich schon in zwei vorherigen Testspielen geübt.

Und?

Bisher war kein Druck da. Fragen Sie mich nach ein paar Bundesligaspielen wieder, wie es mir bekommt.

Stuttgarter Nachrichten

Wiedersehen mit Mario Gomez

Wochenblatt sucht Balljungen fürs Bayern-Spiel

Knüller auf der Waldau: Am Dienstag, 21. Juli, Anpfiff 18 Uhr, ist der Vizemeister FC Bayern München zu Gast im Gazi-Stadion. Wer erinnert sich noch an den 5. Oktober 1991, als die Stuttgarter Kickers – damals noch erstklassig – im Münchner Stadion einen 4:1-Auswärtssieg landeten? Damals schossen Karel Kula, Marcus Marin, Andreas Keim und Dimitrios Moutas die Blauen in den Fußballhimmel. Von dem sind die Kickers derzeit weit entfernt, müssen sie doch in der nächsten Saison in der vierten Liga um Punkte und Ehren kämpfen.

Nichtsdestotrotz wird das Freundschaftsspiel im Gedenken an Axel Dünnwald-Metzler mit Spannung erwartet. Die erste Garnitur hat sich auf Degerlochs Höhen angesagt – allen voran der Neu-Münchner Mario Gomez. „Die kommen direkt vom Trainingscamp“, weiß Marketing-Experte Martin Kurzka von den Kickers zu berichten, „daher werden alle Stars dabei sein.“ Man darf gespannt sein, was das völlig neu formierte Kickers-Team auf dem Platz zeigen wird. Vielleicht gelingt den Blauen ja der eine oder andere Treffer. Und jetzt kommt das Beste: Das Stuttgarter Wochenblatt und die Kickers sind auf der Suche nach einem Verein in der Region, der Interesse hat, zwölf Balljungs zu diesem Sportereignis zu schicken.

Sprich, der Fußballnachwuchs hat am Spielfeldrand neben dem Job als Balljunge die einmalige Chance, die Stars hautnah zu erleben! Vereine, die Interesse an der Verlosung haben, sollten sich umgehend per Post oder per E-Mail bei folgender Adresse bewerben:

Stuttgarter Wochenblatt Redaktion Stichwort „Balljunge“ Postfach 104461 70039 Stuttgart E-Mail: redaktion@stw.zgs.de Einsendeschluss: 8. Juli

Und es gibt noch ein Bonbon, das vor allem die Bayern-Fans interessieren dürfte. Das Wochenblatt verlost drei Bayern-Trikots sowie ein Poster mit Unterschriften der Stars. Wer hier sein Glück probieren möchte, schickt unter dem Stichwort „Trikots“ eine Postkarte oder eine E-Mail an obige Adresse. Der Vorverkauf läuft auf Hochtouren, mittlerweile sind bereits mehr als 3000 Tickets verkauft. Die FC-Bayern-Tickets sind nun auch im Kickers-Fanshop erhältlich. Für die Kickers-Fans gibt es noch für alle Stehplatzblöcke Eintrittskarten. Hauptvorverkaufsstelle ist weiterhin die Easy-Ticket-Hotline unter Telefon 0711/2555555 oder unter http://www.easyticket.de.

Stuttgarter Wochenblatt

Presse zum ADM-Gedenkspiel Stuttgarter Kickers – VfB Stuttgart

„Wir sind nur der kleine Bruder“

Vor dem Derby zwischen den Kickers und dem VfB ist von Rivalität nichts mehr zu spüren

STUTTGART. Um 18.30 Uhr wird heute im Gazi-Stadion das 163. Stuttgarter Stadtderby Kickers gegen VfB angepfiffen. Die Einnahmen der Partie kommen den Kickers zugute, die an den vor fünf Jahren verstorbenen Ehrenpräsidenten Axel Dünnwald-Metzler erinnern.

Von Heiko Hinrichsen

Sein Leben waren die Stuttgarter Kickers, für die er selbst von 1958 an als Verteidiger in der Oberliga Süd, der damals höchsten Klasse, spielte. Am 9. Dezember dieses Jahres wäre Axel Dünnwald-Metzler, Brillenfabrikant, Ehrenpräsident und Mäzen der Kickers, 70 Jahre alt geworden. Am 6. April jährt sich sein Todestag zum fünften Mal, ADM starb bereits mit 64 Jahren an Lungenkrebs.

Heute werden sich der amtierende Präsident Dirk Eichelbaum, die Kickers-Gemeinde sowie geladene Gäste, darunter der ehemalige Landesvater Lothar Späth und sein Nachnachfolger Günther Oettinger, an „den großen Mann des Stuttgarter Sports“ (VfB-Präsident Erwin Staudt) erinnern, in dessen Ära die Kickers zweimal (1988 und 1991) den Aufstieg in die erste Fußball-Bundesliga schafften sowie 1987 das Pokalfinale gegen den Hamburger SV in Berlin (1:3) erreichten.

Um 16.30 Uhr wird heute im ADM-Sportpark, der längst den Namen des ehemaligen Präsidenten trägt, ein Gedenkstein enthüllt sowie ihm zu Ehren eine Eiche gepflanzt. Da es um die Kickers finanziell nicht mehr so gut bestellt ist wie zu Bundesligazeiten, dient das leidenschaftliche Hobby Dünnwald-Metzlers, der Fußball, heute einem besonderen Zweck: Um 18.30 Uhr wird im Gazi-Stadion das 163. Stadtderby zwischen dem VfB und den Kickers angepfiffen. Der Reinerlös des Freundschaftsspiels kommt dem Tabellenletzten der dritten Liga zugute.

„Wir werden sportlich alles aufbieten, was wir zur Verfügung haben, um beste Qualität abzuliefern“, sagt der VfB-Cotrainer Rainer Widmayer, der aufgrund der Abstellung der Nationalspieler derzeit aber nur zehn Feldspieler und zwei Torhüter aus dem Profikader zur Verfügung hat. Artig fügt Widmayer hinzu: „Es ist für uns eine Ehre, bei diesem Spiel mit dabei zu sein.“

Lange hat es gedauert, ehe der VfB mal wieder zum Derby auf Degerlochs Höhen über den Neckar reist. Beim letzten Duell gewann der Bundesligist im April 2003 mit 3:2. Gerne würden die Kickers alljährlich in der Sommerpause gegen den Verein für Bewegungsspiele aus Bad Cannstatt antreten. Doch das geht aus Sicht des VfB nicht. „Wir müssen bei unseren Planungen leider viele Faktoren wie die Trainingslager berücksichtigen. Der Terminkalender ist dicht gedrängt. Aber jetzt hat es durch die Länderspielpause ja geklappt“, sagt der Präsident Erwin Staudt.

Der Kickers-Trainer Edgar Schmitt freut sich auf die Partie gegen den Tabellensechsten der Fußball-Bundesliga, zu der der Verein mit 6000 Zuschauern rechnet. „Wir sind nur der kleine Bruder des VfB, wenn überhaupt“, sagt Schmitt, der heute ein friedliches Spiel auf der Waldau erwartet. „Um Rivalitäten zu entwickeln, muss man sich auf Augenhöhe begegnen“, sagt Schmitt, „das ist derzeit nicht gegeben. Der VfB besitzt sportlich einen internationalen Anspruch – und wir spielen in der dritten Liga. Deshalb freue ich mich ganz einfach auf ein unterhaltsames Spiel mit gutem Fußball für die Fans.“

Stuttgarter Zeitung

„Das Derby ist immer reizvoll“

Kickers empfangen die VfB-Profis

Blaublut gegen Vollblut – so lautet das Motto des 163. Stuttgarter Fußball-Stadtderbys morgen um 18.30 Uhr im Gazi-Stadion. Zuletzt trafen die Kickers und der VfB im April 2003 in einem Freundschaftsspiel aufeinander – damals siegten die Roten mit 3:2. „Die Kickers sind ein Stück Stuttgarter Stadtgeschichte. Es wäre jammerschade, wenn sie in die Regionalliga absteigen müssten“, sagt der VfB-Präsident Erwin Staudt im Gespräch mit Joachim Klumpp.

Herr Staudt, das Freundschaftsspiel morgen gegen die Kickers ist dem ehemaligen Präsidenten Axel Dünnwald-Metzler gewidmet, dessen Todestag sich am 6. April zum fünften Mal jährt.

Ich kann mich noch gut erinnern: die Beerdigung von ADM war leider eine meiner ersten Amtshandlungen als Präsident des VfB. Er war einer der ganz großen Männer des Stuttgarter Sports – und wurde aus der Blüte seines Lebens gerissen.

Als die Kickers nun wegen eines Benefizspiels auf Sie zukamen, haben Sie da spontan zugesagt, oder gab es Bedenken wegen einer Überlastung Ihrer Spieler?

Natürlich waren wir gerne bereit, zu diesem Spiel anzutreten. Durch die anstehenden Länderspiele und die damit verbundene Bundesligapause war ein entsprechendes Zeitfenster vorhanden, so dass wir das Stadtderby in unsere Planungen integrieren konnten.

Angeblich hatte die Polizei die größten Vorbehalte wegen des Spiels, aus Sicherheitsgründen. Ist es nicht bedenklich, wenn inzwischen nicht einmal mehr solche Freundschaftsspiele reibungslos über die Bühne gebracht werden können?

Leider gibt es immer einige Unverbesserliche, die den Fußball als Plattform für Auseinandersetzungen nutzen. Diesen Chaoten dürfen wir uns aber unter keinen Umständen beugen. Die überwältigende Mehrheit der Fans ist friedfertig und kommt Woche für Woche ohne böse Absichten in die Stadien.

Die Kickers würden es gerne sehen, wenn ein solches Lokalderby eine regelmäßige Einrichtung – zum Beispiel vor Saisonbeginn – würde. Ist das realistisch?

Ein Stadtderby ist ohne Zweifel immer eine reizvolle Veranstaltung. Und ich hoffe, dass wir dieses Spiel auch in der nächsten Saison in der dritten Liga sehen werden. Eine regelmäßige Austragung gegen unsere erste Mannschaft ist aber nicht ohne weiteres möglich, weil unser Terminkalender auch während der Sommervorbereitung sehr dicht gedrängt ist und wir mit unserer Lizenzspielermannschaft in dieser Zeit zwischen den obligatorischen Trainingslageraufenthalten zahlreiche Termine wahrnehmen müssen.

Im Moment treffen die beiden Clubs normalerweise im Duell mit zweiter und erster Mannschaft aufeinander. Wie groß ist Ihre Hoffnung, dass es mal wieder in der Bundesliga zu einem Vergleich kommt?

Die Stadtderbys zwischen dem VfB und den Kickers in der Bundesliga sind für alle Beteiligten unvergessliche Ereignisse und sind weit über die Stadtgrenzen hinaus ein Gesprächsthema. Natürlich würden wir uns freuen, wenn die Kickers wieder in der Bundesliga vertreten wären. Wir drücken zunächst die Daumen, dass in der laufenden Saison der angestrebte Klassenerhalt gelingt und die Kickers mittelfristig wieder höhere Ziele anstreben können.

Auch wenn Sie weiter weg vom Geschehen sind: Was ist aus Ihrer Sicht der Grund dafür, dass die Kickers in der dritten Liga am Tabellenende dümpeln?

Es steht mir nicht zu, darüber zu urteilen. Fakt ist, dass die Stuttgarter Kickers ein Stück Stuttgarter Fußballgeschichte sind und es jammerschade wäre, wenn der Verein in die Regionalliga absteigen müsste.

Der Amoklauf von Winnenden hat die Menschen in ganz Deutschland geschockt. Denken Sie auch darüber nach, in dieser traurigen Angelegenheit ein Wohltätigkeitsspiel mit dem VfB zu veranstalten?

Die schrecklichen Ereignisse von Winnenden und Wendlingen haben uns alle tief bewegt. Selbstverständlich wird der VfB Stuttgart seiner sozialen Verantwortung für die Menschen in unserer Region auch in dieser schwierigen Situation gerecht. Details können wir aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bekanntgeben.

Stuttgarter Nachrichten

AUFTAKT ZUM ADM-GEDENKJAHR Klare Sache für den VfB: 5:3 im 163. Stadt-Derby
Von HELMUT HEIMANN

Stadt-Derby der Stuttgarter Kickers gegen den VfB Stuttgart. Vor 3160 Zuschauern im Gazi-Stadion gewannen die Roten im 163. Spiel 5:3 (1:2) gegen die Blauen.

Den Anstoß zum Auftakt des Gedenkjahres zum 5. Todestag des langjährigen Kickers-Präsidenten Axel Dünnwald-Metzler (1979–2003) machte Ministerpräsident Günther Oettinger (kam zehn Minuten zu spät).

Die Führung für die Hausherren durch Marco Tucci (9.), der auch das zweite Tor erzielte (38.). Für den VfB verwandelte Cacau (16.).

Dann drehten die Roten auf (ohne Nationalspieler, dafür wieder mit Martin Lanig und Yildiray Bastürk nach Verletzungspausen). Jan Simak (54./67.), Julian Schieber (68.) sowie Sven Schipplock (90.) trafen, Mijo Tunjic nochmal für die Blauen (87.).

VfB-Coach Markus Babbel: „Das war sehr unterhaltsam für die Zuschauer.“ Kickers-Trainer Edgar Schmitt grinste: „Der VfB hat uns mitspielen lassen…“

Vorm Spiel wurde im ADM-Sportpark ein Gedenkstein enthüllt. Dann pflanzten die Präsidenten Erwin Staudt und Dirk Eichelbaum symbolisch eine Eiche.

BILD

Kickers unterliegen trotz guter Leistung dem Bundesligisten VfB mit 3:5 (2:1)

in memoriam ADM: Acht Tore im 163. Stuttgarter Fußballderby
„in memoriam ADM“ – unter diesem Motto gedachten die Stuttgarter Kickers am Mittwoch ihrem Ehrenpräsidenten Axel-Dünnwald-Metzler, dessen Todestag sich am 6. April zum fünften Mal jährt. Im Anschluss an die Feierlichkeiten, bei denen zahlreiche Vertreter aus Politik, Sport und Wirtschaft zugegen war, wurde am Abend im GAZi-Stadion das 163. Stuttgarter Fußball-Stadtderby zwischen den Kickers und dem VfB ausgetragen. Im sportlich-reizvollen Vergleich zwischen Drittligist und Erstligist unterlagen die Gastgeber trotz guter Leistung und zweimaliger Führung im ersten Abschnitt vor 3160 Zuschauern mit 3:5 (2:1).

Beim Duell Blau gegen Rot in Gedenken an ADM musste der VfB-Teamchef Markus Babbel auf insgesamt elf Nationalspieler, die momentan bei ihren Auswahlteams weilen, sowie zwei verletzte Akteure verzichten. Auf der Gegenseite fehlte Ralf Kettemann (Mittelfußbruch) verletzt. Außerdem verordnete der Kickers-Cheftrainer Edgar Schmitt seinen Stammkräften Bashiru Gambo, Orlando Smeekes, Mustafa Parmak, Marcus Mann, Torsten Traub und Alexander Rosen angesichts der zahlreichen englischen Wochen eine schöpferische Pause – bereits an diesem Sonntag (14 Uhr) geht es für die Blauen im Drittliga-Heimspiel gegen den FC Bayern München II an gleicher Stätte um wichtige Punkte. Dort wird das am Mittwoch pausierende Kickers-Sextett fraglos wieder dringend gebraucht.

Insgesamt 3160 Zuschauern, darunter auch Ursi Dünnwald-Metzler, wurde bei widrigen äußeren Bedingungen mit wechselweisen Schneefällen und Regengüssen auf dem Rasen des GAZi-Stadions dennoch eine recht flotte Partie geboten. Nachdem der Stuttgart-Möhringer Fallschirmweltmeister Klaus Renz das Spielgerät punktgenau aus der Luft gebracht hatte, führte der baden-württembergische Ministerpräsident Günther H. Oettinger mit dem von ADP Deutschland gesponserten Spielball symbolisch den Anstoß der Partie aus.

Ein großes Programm abseits des sportlichen Wettstreits sorgte schon vor dem Anpfiff vom Stuttgarter Erstliga-Schiedsrichter Markus Schmidt und ebenso in der Halbzeitpause für viel Stimmung. Verantwortlich dafür zeichneten der lokale Radiosender „Die Neue 107,7“ sowie die Kickers-Partner Bauhaus und Auto Palazzo mit zahlreichen Aktionen im GAZi-Stadion. Für die musikalische Untermalung sorgten außerdem zwei Kapellen: zunächst spielte der Musikverein Gechingen auf, im Anschluss daran folgte die hoffnungsvolle Heavy-Metal-Formation „kissin dynamite“.

Doch, wie gesagt, aus rein sportlicher Sicht gesehen boten auch die beiden Mannschaften den 3160 Fans auf den Rängen des GAZi-Stadions unterhaltsame 90 Spielminuten. Nach neun Zeigerumdrehungen überlistete die Mannschaft von Kickers-Cheftrainer Edgar Schmitt die Abseitsfalle des VfB – Marco Tucci steuerte in der Folge alleine auf den Gäste-Keeper Alexander Stolz zu und erzielte mit einem Flachschuss ins linke Eck das 1:0. In der 17. Minute hieß es dann 1:1, nachdem Gäste-Angreifer Cacau im Anschluss an einen Eckstoß von Elson zum Ausgleich traf. Die Kickers erzielten sieben Minuten vor dem Halbzeitpfiff nach toller Vorarbeit von Michael Schürg die neuerliche Führung zum 2:1-Halbzeitstand – als Torschütze glänzte abermals Marco Tucci.

Nach der Pause war für die Blauen Josip Landeka mit einem 25-Meter-Freistoß nahe am dritten Treffer der Gastgeber dran. Stattdessen fiel das nächste Tor auf der anderen Seite. Einen Gegenstoß schloss Jan Simak mit einem Flachschuss ins lange Eck zum 2:2 (55.) ab. Zwölf Minuten später war es erneut der Tscheche, der die erste Führung des Bundesligisten an diesem Abend markierte. Sein Mannschaftskollege Julian Schieber legte nur kurze Zeit später das vierte VfB-Tor mit einem Schuss aus halblinker Position ins rechte Eck zum 2:4 nach.

Kurz vor dem Ende blieb es dem eingewechselten U-23-Oberliga-Akteur Mijo Tunjic vorbehalten, mit seinem Treffer zum 3:4 die Sache noch einmal spannend zu gestalten. Mit der letzten Aktion des unterhaltsamen 163. Stuttgarter Lokalduells stellte Sven Schipplock mit seinem Tor schließlich den 3:5-Endstand her.

„Der VfB hat uns mitspielen lassen“, sagte Kickers-Trainer Edgar Schmitt über das „schöne und super faire Spiel“. Auch VfB-Teamchef Markus Babbel war zufrieden: „Es war ein unterhaltsames Spiel, die Zuschauer sind auf ihre Kosten gekommen.“

Stuttgarter Kickers: Salz (46. Huber) – Köpf (60. Steinle), Mann (46. Gentner), Dittrich, Härter – Reiß (60. Traut), Deigendesch (60. Ortlieb), Tucci (75. Tunjic), Landeka (60. Petruso) – Galm, Schürg (60. Kacani). Trainer: Schmitt.

VfB Stuttgart: Stolz – Träsch (63. Ismaili), Mandjeck, Delpierre (63. R. Schuster), Enderle (46. Feisthammel) – Hilbert (46. Bastürk), Elson, Lanig, Simak – Schieber, Cacau (63. Schipplock). Trainer: Babbel.

Schiedsrichter: Markus Schmidt (Stuttgart)

Tore: 1:0 Tucci (9.), 1:1 Cacau (16.), 2:1 Tucci (38.), 2:2 Simak (55.), 2:3 Simak (67.), 2 :4 Schieber (69.), 3 :4 Tunjic (86.), 3:5 Schipplock (90.)

Zuschauer: 3160 Fans im GAZi-Stadion auf der Waldau

Offizielle Homepage

Presse zur Jahreshauptversammlung – VfB kommt zum Testspiel

Schwarze und rote Zahlen bei den Blauen

Die Kickers erzielen Gewinn, doch im Etat klafft ein Loch

STUTTGART. Die sportliche Situation des Fußballdrittligisten Stuttgarter Kickers ist unbefriedigend, besser sieht es wirtschaftlich aus: das abgelaufene Geschäftsjahr 2007/08 endet mit einem Gewinn von 330 000 Euro.

Von Joachim Klumpp

Die relativ harmonische Stimmung bei der Hauptversammlung der Stuttgarter Kickers ist gestern Abend nur einmal etwas getrübt worden: als das Logo des Lokalrivalen VfB auf der Leinwand auftauchte, da gab es vereinzelt doch Pfiffe. Dabei hätten die 190 anwesenden Mitglieder dankbar sein sollen. Denn der Fußball-Bundesligist wird am 25. März nächsten Jahres in Degerloch zu einem – schon lange angekündigten – Benefizspiel antreten, durch das wiederum die finanzielle Lage der Kickers verbessert würde. Das ganze soll das ADM-Gedenkjahr schmücken, das die Kickers 2009 anlässlich des fünften Todes- und 70. Geburtstages ihres Ehrenpräsidenten Axel Dünnwald-Metzler ins Leben gerufen haben. Als Krönung obendrauf gibt es noch die berechtigte Hoffnung, dass im Lauf des Jahres auch der FC Bayern München seine Visitenkarte bei den Blauen abgibt. Dafür wiederum gab es – Applaus.

Und nicht nur dafür. Denn nachdem die sportliche Situation des Tabellenvorletzten in der dritten Liga unbefriedigend ist, konnte sich zumindest das wirtschaftliche Ergebnis sehen lassen. Als der Schatzmeister Friedrich Kummer einen Gewinn (zum Stichtag 30. Juni) von exakt 330 396,60 Euro verkündete, brandete Beifall im Clubheim auf. „Im Wesentlichen ist das auf die neu gegründete Beteiligungsgesellschaft zurückzuführen“, erklärte Kummer. Die besteht aktuell ausschließlich aus fünf Mitgliedern von Präsidium und Aufsichtsrat und wurde in einer kritischen finanziellen Situation der Vorsaison ins Leben gerufen, um den Verein mit Darlehen und der Abtretung der Transfererlöse zu helfen, was sich mit 525 000 Euro niederschlägt. In der Bilanz ist dieses Geld Vereinsvermögen, so dass der Stand der Verbindlichkeiten von knapp einer Million Euro auf nunmehr 591 684,17 Euro zurückgegangen ist. Da nach wie vor die Rangrücktrittsdarlehen des Expräsidenten Hans Kullen sowie von Ursi Dünnwald-Metzler existieren, ist der Verein aber nicht überschuldet. „Unser Ziel ist es, die Entschuldung des Vereins weiter voran zu treiben“, betonte der Aufsichtsratsvorsitzende Rainer Lorz.

Trotz des guten Ergebnisses im Geschäftsjahr 2007/08 können die Kickers keine großen Sprünge machen, was vor allem die Transfermöglichkeiten in der Winterpause betrifft. Das liegt in erster Linie daran, dass der angesetzte Saisonetat von etwa drei Millionen Euro bei den Ausgaben übertroffen wird, was mehrere Gründe hat: zum Beispiel erhöhte Kosten im Ordnungs- und Sicherheitsdienst bei Risikospielen, eine Verdreifachung der Stadionmiete – und natürlich auch die Verpflichtung des holländischen Spielers Orlando Smeekes sowie der Trainerwechsel. Hochgerechnet zum Saisonende fehlen dem Club damit etwa 300 000 Euro in der Kasse.

Deshalb muss auf der einen Seite eisern gespart werden (etwa durch den Verzicht auf ein Trainingslager im Januar), auf der anderen aber weiter versucht werden, die Einnahmen zu erhöhen, vor allem durch zusätzliche Werbeaktivitäten. Das Paradebeispiel dafür ist die zweite Auflage der Kampagne „Believe-in-Blue“, bei der Fans im Internet einzelne Bausteine (zu je 18,99 Euro) erwerben können und wo innerhalb kurzer Zeit bisher knapp 15 000 Euro eingegangen sind. Damit aber nicht genug: bei der Mitgliederversammlung kamen ganz aktuell sogar noch einmal 10 000 Euro dazu. Was den Präsidenten Dirk Eichelbaum zu der spontanen Aussage veranlasste: „Wenn immer zehntausend Euro zusammenkommen, machen wir künftig jeden Tag eine Hauptversammlung.“

Neben der leidigen Stadionfrage, in der die Kickers heute Abend einen Termin beim Deutschen Fußball-Bund haben, um auszuloten, ob es aufgrund des aufgeschobenen Umbaus nochmals eine Ausnahmeregelung geben könnte, wurden auch die Rechte am Kickers-Logo angesprochen, die noch die ausgegliederten Handballer besitzen. „Die Gespräche über eine gemeinsame Nutzung stehen aber unmittelbar bevor“, so Eichelbaum.

Ganz so weit wollten die Vertreter der Handballer, die sich dezent im Hintergrund hielten, noch nicht gehen. Sie werden das ausgearbeitete Vertragswerk, das vorsieht, dass der Hauptverein auf die jährlichen 1500 Euro Lizenzgebühr verzichtet, noch juristisch prüfen lassen. Tenor: wir sind bereit für eine Einigung, aber die gibt es noch nicht. Vielleicht hilft in dieser brisanten Frage ja das gemeinsame sportliche Leid. Während die Fußballer Vorletzter in der Tabelle sind, belegen die Handballer den letzten Platz.

Stuttgarter Zeitung

Gewinn täuscht über Ernst der Lage

Kickers vermelden für Geschäftsjahr 2007/08 Bilanzplus von 330000 Euro

Stuttgart – Die Stuttgarter Kickers haben im abgelaufenen Geschäftsjahr Gewinn gemacht und ihre Schulden verringert. Diese positiven Aspekte bei der gestrigen Mitgliederversammlung ändern nichts daran: Die Finanzierung des laufenden Spielbetriebs bleibt ein Tanz auf der Rasierklinge.

VON JÜRGEN FREY

Ein Sieg in 16 Spielen, Platz 19. Was die Zahlen in der dritten Liga angeht, können die Kickers alles andere als zufrieden sein. Da war das Zahlenwerk, das die Chefetage im Vereinsheim präsentierte, erfreulicher. Das Präsidium verkündete für das Geschäftsjahr 2007/08 einen Gewinn in Höhe von 330 396,80 Euro. Entsprechend harmonisch verlief die Versammlung – die 190 Mitglieder entlasteten sowohl Präsidium als auch Aufsichtsrat. Das bilanzielle Plus ist auf zwei Faktoren zurückzuführen:

Die Transfereinnahmen stiegen gegenüber dem Vorjahr von 330 000 Euro auf 802 892 Euro. Hintergrund: Der Verein hat die Transferrechte an die Kickers Beteiligungs GmbH & Co. KG verkauft.

Die außerordentlichen Erträge stiegen von 22 767 Euro auf 303 721 Euro. Dies ist vor allem auf einen Forderungsverzicht von Ursi Dünnwald-Metzler zurückzuführen.

Unterm Strich verringerten sich die Schulden von 922 080 Euro auf 591 684 Euro.

Diese positive Tendenz ändert nichts an den Liquiditätsproblemen. Bis zum 30. Juni 2009 wird der Etat um 300 000 Euro überzogen. Gründe: der Trainerwechsel und die Verpflichtung von Orlando Smeekes. „Die Finanzierung des Spielbetriebs ist ein Tanz auf der Rasierklinge“, sagte Präsident Dirk Eichelbaum. Den Ernst der Lage bestätigte Präsidiumsmitglied Dieter Wahl: „Wegen der Finanzkrise beißt man bei Sponsoren auf Granit.“ Der Marketingexperte meldete auch Positives: Am 25. März 2009 kommt der VfB zum Freundschaftsspiel – jeder Euro in der klammen Kickers-Kasse zählt.

Stuttgarter Nachrichten

Zumindest finanziell auf einem guten Weg

Die Stuttgarter Kickers vermelden auf der Mitgliederversammlung einen satten Gewinn

Stuttgart – Sportlich läuft es schlecht, finanziell geht es aufwärts: Während Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers weiter im Tabellenkeller festhängt, vermeldete Präsident Dirk Eichelbaum gestern Abend bei der Mitgliederversammlung für die abgelaufene Spielzeit (Stichtag: 30. Juni) ein „Rekordergebnis“ – und damit einhergehend einen erheblichen Schuldenabbau.

Von Beate Wockenfuß

„Hinter uns liegt das Jahr der Katze. Wir haben sieben Leben gebraucht“, sagte Eichelbaum angesichts der äußerst knappen Qualifikation für die eingleisige dritte Liga. Dort befindet sich das Team aktuell auf dem vorletzten Platz. Wie schon im vergangenen Jahr, so war es auch diesmal in Degerloch: Mitten in den Wirren einer sportlichen Depression der „Blauen“ überraschten die Vereinsbosse die leidgeprüften Anhänger bei der Jahreshauptversammlung mit positiven Nachrichten. Die etwa 190 anwesenden Mitglieder staunten nicht schlecht, als das für Finanzen zuständige Präsidiumsmitglied Friedrich Kummer die Geschäftszahlen für die Saison 2007/2008 präsentierte und dabei mit einem deutlichen Jahresüberschuss aufwartete. 330 397 Euro beträgt der erwirtschaftete Gewinn in der abgelaufenen Spielzeit – das bedeutet eine Steigerung um stattliche 139 Prozent gegenüber 2006/2007 (138 130 Euro). Schon damals hatte sich der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt.Zurückzuführen ist das neuerliche Plus auf die Anfang des Jahres gegründete Beteiligungs GmbH & Co. KG, an die der Verein seine Transferrechte verkauft hat. Damit sind die Kickers auf ihrem Weg aus den Schulden wieder ein großes Stück vorangekommen. 591 684 Euro gilt es jetzt „nur“ noch zu tilgen. Dazu gehört unter anderem das Darlehen von Ex-Präsident Hans Kullen. Über die Rückzahlung hatten sich der Verein und Eichelbaums Vorgänger nach monatelangem Streit erst Anfang Juli und damit nach dem Bilanz-Stichtag außergerichtlich geeinigt. Demnach soll über die kommenden acht Jahre hinweg eine nicht genannte Summe an Kullen gezahlt werden.Der ehemalige Präsident spielte bei der gestrigen Versammlung noch bei einem anderen Tagesordnungspunkt eine Rolle. Denn die Entlastung des alten Vorstands war im vergangenen Jahr wegen der unklaren juristischen Situation auf dieses Jahr verschoben worden. Diesmal ging die Entlastung ohne Diskussionen durch – ebenso für das aktuelle Präsidium.

2,86 Millionen Euro Ausgaben

Das lag vor allem an den positiven Zahlen: Insgesamt nahm der Verein in der vergangenen Spielzeit 2,93 Millionen Euro ein, das sind 105 834 Euro weniger als 2006/2007. Am deutlichsten sanken die Einnahmen im Bereich Spielbetrieb (minus 219 620 Euro), was an der verpassten Teilnahme am DFB-Pokal lag. Dieselbe Ursache hat der Rückgang im Bereich Fernsehen und Hörfunk (minus 207 540 Euro). Die Ausgaben auf der Waldau beliefen sich auf 2,86 Millionen Euro, das sind 42 961 Euro weniger als 2006/2007.

Das kommende Jahr wird bei den Kickers ganz im Gedenken an den im Jahr 2004 verstorbenen langjährigen Präsidenten Axel Dünnwald-Metzler stehen. Im Rahmen des „ADM-Gedenkjahres“ sind unter anderem zwei Freundschaftsspiele geplant. Bundesligist VfB Stuttgart gastiert am 25. März im Gazi-Stadion. Der FC Bayern hat ebenfalls für ein Spiel zugesagt, ein Termin steht jedoch noch nicht fest. Auch das bringt dem nach wie vor klammen Verein wertvolle Einnahmen.

Eßlinger Zeitung