Presse zur Jahreshauptversammlung – VfB kommt zum Testspiel

Schwarze und rote Zahlen bei den Blauen

Die Kickers erzielen Gewinn, doch im Etat klafft ein Loch

STUTTGART. Die sportliche Situation des Fußballdrittligisten Stuttgarter Kickers ist unbefriedigend, besser sieht es wirtschaftlich aus: das abgelaufene Geschäftsjahr 2007/08 endet mit einem Gewinn von 330 000 Euro.

Von Joachim Klumpp

Die relativ harmonische Stimmung bei der Hauptversammlung der Stuttgarter Kickers ist gestern Abend nur einmal etwas getrübt worden: als das Logo des Lokalrivalen VfB auf der Leinwand auftauchte, da gab es vereinzelt doch Pfiffe. Dabei hätten die 190 anwesenden Mitglieder dankbar sein sollen. Denn der Fußball-Bundesligist wird am 25. März nächsten Jahres in Degerloch zu einem – schon lange angekündigten – Benefizspiel antreten, durch das wiederum die finanzielle Lage der Kickers verbessert würde. Das ganze soll das ADM-Gedenkjahr schmücken, das die Kickers 2009 anlässlich des fünften Todes- und 70. Geburtstages ihres Ehrenpräsidenten Axel Dünnwald-Metzler ins Leben gerufen haben. Als Krönung obendrauf gibt es noch die berechtigte Hoffnung, dass im Lauf des Jahres auch der FC Bayern München seine Visitenkarte bei den Blauen abgibt. Dafür wiederum gab es – Applaus.

Und nicht nur dafür. Denn nachdem die sportliche Situation des Tabellenvorletzten in der dritten Liga unbefriedigend ist, konnte sich zumindest das wirtschaftliche Ergebnis sehen lassen. Als der Schatzmeister Friedrich Kummer einen Gewinn (zum Stichtag 30. Juni) von exakt 330 396,60 Euro verkündete, brandete Beifall im Clubheim auf. „Im Wesentlichen ist das auf die neu gegründete Beteiligungsgesellschaft zurückzuführen“, erklärte Kummer. Die besteht aktuell ausschließlich aus fünf Mitgliedern von Präsidium und Aufsichtsrat und wurde in einer kritischen finanziellen Situation der Vorsaison ins Leben gerufen, um den Verein mit Darlehen und der Abtretung der Transfererlöse zu helfen, was sich mit 525 000 Euro niederschlägt. In der Bilanz ist dieses Geld Vereinsvermögen, so dass der Stand der Verbindlichkeiten von knapp einer Million Euro auf nunmehr 591 684,17 Euro zurückgegangen ist. Da nach wie vor die Rangrücktrittsdarlehen des Expräsidenten Hans Kullen sowie von Ursi Dünnwald-Metzler existieren, ist der Verein aber nicht überschuldet. „Unser Ziel ist es, die Entschuldung des Vereins weiter voran zu treiben“, betonte der Aufsichtsratsvorsitzende Rainer Lorz.

Trotz des guten Ergebnisses im Geschäftsjahr 2007/08 können die Kickers keine großen Sprünge machen, was vor allem die Transfermöglichkeiten in der Winterpause betrifft. Das liegt in erster Linie daran, dass der angesetzte Saisonetat von etwa drei Millionen Euro bei den Ausgaben übertroffen wird, was mehrere Gründe hat: zum Beispiel erhöhte Kosten im Ordnungs- und Sicherheitsdienst bei Risikospielen, eine Verdreifachung der Stadionmiete – und natürlich auch die Verpflichtung des holländischen Spielers Orlando Smeekes sowie der Trainerwechsel. Hochgerechnet zum Saisonende fehlen dem Club damit etwa 300 000 Euro in der Kasse.

Deshalb muss auf der einen Seite eisern gespart werden (etwa durch den Verzicht auf ein Trainingslager im Januar), auf der anderen aber weiter versucht werden, die Einnahmen zu erhöhen, vor allem durch zusätzliche Werbeaktivitäten. Das Paradebeispiel dafür ist die zweite Auflage der Kampagne „Believe-in-Blue“, bei der Fans im Internet einzelne Bausteine (zu je 18,99 Euro) erwerben können und wo innerhalb kurzer Zeit bisher knapp 15 000 Euro eingegangen sind. Damit aber nicht genug: bei der Mitgliederversammlung kamen ganz aktuell sogar noch einmal 10 000 Euro dazu. Was den Präsidenten Dirk Eichelbaum zu der spontanen Aussage veranlasste: „Wenn immer zehntausend Euro zusammenkommen, machen wir künftig jeden Tag eine Hauptversammlung.“

Neben der leidigen Stadionfrage, in der die Kickers heute Abend einen Termin beim Deutschen Fußball-Bund haben, um auszuloten, ob es aufgrund des aufgeschobenen Umbaus nochmals eine Ausnahmeregelung geben könnte, wurden auch die Rechte am Kickers-Logo angesprochen, die noch die ausgegliederten Handballer besitzen. „Die Gespräche über eine gemeinsame Nutzung stehen aber unmittelbar bevor“, so Eichelbaum.

Ganz so weit wollten die Vertreter der Handballer, die sich dezent im Hintergrund hielten, noch nicht gehen. Sie werden das ausgearbeitete Vertragswerk, das vorsieht, dass der Hauptverein auf die jährlichen 1500 Euro Lizenzgebühr verzichtet, noch juristisch prüfen lassen. Tenor: wir sind bereit für eine Einigung, aber die gibt es noch nicht. Vielleicht hilft in dieser brisanten Frage ja das gemeinsame sportliche Leid. Während die Fußballer Vorletzter in der Tabelle sind, belegen die Handballer den letzten Platz.

Stuttgarter Zeitung

Gewinn täuscht über Ernst der Lage

Kickers vermelden für Geschäftsjahr 2007/08 Bilanzplus von 330000 Euro

Stuttgart – Die Stuttgarter Kickers haben im abgelaufenen Geschäftsjahr Gewinn gemacht und ihre Schulden verringert. Diese positiven Aspekte bei der gestrigen Mitgliederversammlung ändern nichts daran: Die Finanzierung des laufenden Spielbetriebs bleibt ein Tanz auf der Rasierklinge.

VON JÜRGEN FREY

Ein Sieg in 16 Spielen, Platz 19. Was die Zahlen in der dritten Liga angeht, können die Kickers alles andere als zufrieden sein. Da war das Zahlenwerk, das die Chefetage im Vereinsheim präsentierte, erfreulicher. Das Präsidium verkündete für das Geschäftsjahr 2007/08 einen Gewinn in Höhe von 330 396,80 Euro. Entsprechend harmonisch verlief die Versammlung – die 190 Mitglieder entlasteten sowohl Präsidium als auch Aufsichtsrat. Das bilanzielle Plus ist auf zwei Faktoren zurückzuführen:

Die Transfereinnahmen stiegen gegenüber dem Vorjahr von 330 000 Euro auf 802 892 Euro. Hintergrund: Der Verein hat die Transferrechte an die Kickers Beteiligungs GmbH & Co. KG verkauft.

Die außerordentlichen Erträge stiegen von 22 767 Euro auf 303 721 Euro. Dies ist vor allem auf einen Forderungsverzicht von Ursi Dünnwald-Metzler zurückzuführen.

Unterm Strich verringerten sich die Schulden von 922 080 Euro auf 591 684 Euro.

Diese positive Tendenz ändert nichts an den Liquiditätsproblemen. Bis zum 30. Juni 2009 wird der Etat um 300 000 Euro überzogen. Gründe: der Trainerwechsel und die Verpflichtung von Orlando Smeekes. „Die Finanzierung des Spielbetriebs ist ein Tanz auf der Rasierklinge“, sagte Präsident Dirk Eichelbaum. Den Ernst der Lage bestätigte Präsidiumsmitglied Dieter Wahl: „Wegen der Finanzkrise beißt man bei Sponsoren auf Granit.“ Der Marketingexperte meldete auch Positives: Am 25. März 2009 kommt der VfB zum Freundschaftsspiel – jeder Euro in der klammen Kickers-Kasse zählt.

Stuttgarter Nachrichten

Zumindest finanziell auf einem guten Weg

Die Stuttgarter Kickers vermelden auf der Mitgliederversammlung einen satten Gewinn

Stuttgart – Sportlich läuft es schlecht, finanziell geht es aufwärts: Während Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers weiter im Tabellenkeller festhängt, vermeldete Präsident Dirk Eichelbaum gestern Abend bei der Mitgliederversammlung für die abgelaufene Spielzeit (Stichtag: 30. Juni) ein „Rekordergebnis“ – und damit einhergehend einen erheblichen Schuldenabbau.

Von Beate Wockenfuß

„Hinter uns liegt das Jahr der Katze. Wir haben sieben Leben gebraucht“, sagte Eichelbaum angesichts der äußerst knappen Qualifikation für die eingleisige dritte Liga. Dort befindet sich das Team aktuell auf dem vorletzten Platz. Wie schon im vergangenen Jahr, so war es auch diesmal in Degerloch: Mitten in den Wirren einer sportlichen Depression der „Blauen“ überraschten die Vereinsbosse die leidgeprüften Anhänger bei der Jahreshauptversammlung mit positiven Nachrichten. Die etwa 190 anwesenden Mitglieder staunten nicht schlecht, als das für Finanzen zuständige Präsidiumsmitglied Friedrich Kummer die Geschäftszahlen für die Saison 2007/2008 präsentierte und dabei mit einem deutlichen Jahresüberschuss aufwartete. 330 397 Euro beträgt der erwirtschaftete Gewinn in der abgelaufenen Spielzeit – das bedeutet eine Steigerung um stattliche 139 Prozent gegenüber 2006/2007 (138 130 Euro). Schon damals hatte sich der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt.Zurückzuführen ist das neuerliche Plus auf die Anfang des Jahres gegründete Beteiligungs GmbH & Co. KG, an die der Verein seine Transferrechte verkauft hat. Damit sind die Kickers auf ihrem Weg aus den Schulden wieder ein großes Stück vorangekommen. 591 684 Euro gilt es jetzt „nur“ noch zu tilgen. Dazu gehört unter anderem das Darlehen von Ex-Präsident Hans Kullen. Über die Rückzahlung hatten sich der Verein und Eichelbaums Vorgänger nach monatelangem Streit erst Anfang Juli und damit nach dem Bilanz-Stichtag außergerichtlich geeinigt. Demnach soll über die kommenden acht Jahre hinweg eine nicht genannte Summe an Kullen gezahlt werden.Der ehemalige Präsident spielte bei der gestrigen Versammlung noch bei einem anderen Tagesordnungspunkt eine Rolle. Denn die Entlastung des alten Vorstands war im vergangenen Jahr wegen der unklaren juristischen Situation auf dieses Jahr verschoben worden. Diesmal ging die Entlastung ohne Diskussionen durch – ebenso für das aktuelle Präsidium.

2,86 Millionen Euro Ausgaben

Das lag vor allem an den positiven Zahlen: Insgesamt nahm der Verein in der vergangenen Spielzeit 2,93 Millionen Euro ein, das sind 105 834 Euro weniger als 2006/2007. Am deutlichsten sanken die Einnahmen im Bereich Spielbetrieb (minus 219 620 Euro), was an der verpassten Teilnahme am DFB-Pokal lag. Dieselbe Ursache hat der Rückgang im Bereich Fernsehen und Hörfunk (minus 207 540 Euro). Die Ausgaben auf der Waldau beliefen sich auf 2,86 Millionen Euro, das sind 42 961 Euro weniger als 2006/2007.

Das kommende Jahr wird bei den Kickers ganz im Gedenken an den im Jahr 2004 verstorbenen langjährigen Präsidenten Axel Dünnwald-Metzler stehen. Im Rahmen des „ADM-Gedenkjahres“ sind unter anderem zwei Freundschaftsspiele geplant. Bundesligist VfB Stuttgart gastiert am 25. März im Gazi-Stadion. Der FC Bayern hat ebenfalls für ein Spiel zugesagt, ein Termin steht jedoch noch nicht fest. Auch das bringt dem nach wie vor klammen Verein wertvolle Einnahmen.

Eßlinger Zeitung

Mitgliederversammlung: Streitobjekt Kickers-Emblem

Stuttgart – Die Tagesordnung für die Mitgliederversammlung der Stuttgarter Kickers am Mittwoch, 26. November (19 Uhr/Vereinsheim), wurde auf Antrag eines Mitglieds kurzfristig um einen Punkt ergänzt: Dabei geht es um die Rechte am Vereinsemblem.

Für Kickers-Präsident Dirk Eichelbaum wäre es „die totale Schande“. Eine Posse und Blamage wäre es auf jeden Fall – wenn der SV Stuttgarter Kickers und der HV Stuttgarter Kickers sich vor Gericht um die Rechte am Logo streiten würden. Dieses Szenario war bis zum gestrigen Dienstag zwar immer noch nicht völlig auszuschließen, doch eine Einigung zwischen beiden Parteien ist die wahrscheinlichere Variante.

Der Reihe nach. In der Ära Hans Kullen entschied das Präsidium der Blauen mehrheitlich, die Rechte am Kickers-K beim Patent- und Markenamt für die nächsten zehn Jahre nicht zu verlängern. Der Club ging davon aus, auch so über den vollen Markenschutz zu verfügen, und sparte dadurch etwa 4500 Euro.

Jürgen Hollenbach, der Präsident des Handballvereins Stuttgarter Kickers, bekam davon Wind und sicherte sich die Rechte. Im September 2007 erhielt er die Urkunde zugestellt. Hollenbach stellte dies als reine Sicherheitsmaßnahme für die Kickers als Gesamtes dar: „Der Club muss froh sein, dass wir die Rechte haben, auch Markenpiraten hätte sie sich sichern können.“

Es vergingen Wochen und Monate, bis sich die beiden Lager aufeinander zubewegten. Am 13. November beschloss das Präsidium um Chef Eichelbaum, dem Vergleichsvorschlag des HV nach einer gemeinsamen Logo-Nutzung zuzustimmen. Knackpunkt dabei: Die Handballer müssen künftig nicht mehr die Lizenzgebühr von etwa 1500 Euro pro Jahr an den SV überweisen.

Dieser Betrag war nach der Ausgliederung der Handballer 2004 aus dem Hauptverein für die Nutzung des Schriftzuges und des Logos Stuttgarter Kickers vereinbart worden. Eigentlich wäre jetzt alles klar. Und die Blauen wollten mit aller Macht die Kuh vom Eis haben – und zwar vor der Mitgliederversammlung.

Doch Handballchef Hollenbach geht das alles zu schnell: „Unser Fachanwalt muss den Vertragsentwurf noch prüfen, dann müssen ihn meine Vorstandskollegen absegnen.“ In zehn Tagen soll alles klar sein. Dann endlich könnten die Kickers dieses unrühmliche Kapitel endlich schließen.

Jürgen Frey

Stuttgarter Nachrichten