Wie befürchtet: Nürnberg ist zu stark
Regionalliga Die Kickers verlieren beim Tabellenführer 1:3 – Sonnenhof und Reutlingen spielen unentschieden. Von Joachim Klumpp
Die Warnung war begründet. Wie hatte Dirk Schuster, der Trainer des Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers, vor dem Gastspiel beim Spitzenreiter 1. FC Nürnberg II gesagt: „Das ist die beste Elf, die ich in dieser Liga gesehen habe.“ Was die Franken gestern dann vor der dank einer Kartenaktion zustande gekommenen Rekordkulisse von 3854 Besuchern im Easy-Credit-Stadion unterstrichen – und 3:1 gewannen, nachdem es zur Pause nach ausgeglichenem Spiel noch 1:1 gestanden hatte. „Wir haben gesehen, was uns noch fehlt“, sagte Schuster. Vor allem im Deckungsverhalten.
Dabei ließ sich seine Mannschaft selbst durch einen frühen Rückstand nicht aus der Ruhe bringen. Nachdem die Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus bereits in der achten Minute nach Foul des Torhüters Daniel Wagner gegen Ahmet Kulabas auf Elfmeter entschieden hatte, verwandelte Enrico Valentini zum 1:0. Doch Schuster blieb ruhig, weil er wusste: „Alle Spieler haben unter der Woche gezeigt, dass sie in die Mannschaft wollen.“ So leistete der nach seiner Sperre wieder eingesetzte Michele Rizzi die Vorarbeit zum Ausgleich, den die zunächst einzige Spitze Mijo Tunjic mit seinem zehnten Saisontreffer besorgte (22.). Enzo Marchese, der am Samstag noch beim erfolgreichen Oberligateam mitwirkte, saß dagegen bis zur 70. Minute auf der Bank.
Nach dem Wechsel sorgten die stärker werdenden Franken dann mit einem ein Doppelschlag für die Entscheidung, „weil wir uns bei allen Gegentreffern nicht sehr professionell angestellt haben“, wie Schuster sagte: erst köpfte Michael Kammermeyer zum 2:1 ein (63.), und dann konnte sich der ehemalige Kickers-Stürmer Ahmet Kulabas frei stehend zum 3:1-Endstand einschießen (66.). „Kulabas steht jeder Mannschaft gut zu Gesicht“, sagt Schuster. Und dürfte in dieser Verfassung wohl bald mal an die Tür zur Bundesligamanschaft anklopfen, während die Kickers vor ihrer internen Weihnachtsfeier am Donnerstag auf Platz elf abgerutscht sind. (…)
Stuttgarter Zeitung
1:3 – Die Kickers rutschen ab
Fußball-Regionalligist beendet nach der Niederlage beim 1. FC Nürnberg II die Hinrunde auf Platz elf
Von Wolfgang Laaß
NÜRNBERG. Nichts zu holen für die Stuttgarter Kickers im letzten Hinrundenspiel der Fußball-Regionalliga: Das Team von Trainer Dirk Schuster verlor beim neuen Spitzenreiter 1. FC Nürnberg II mit 1:3 (1:1) und rutschte damit auf den elften Platz ab. „Wir waren mit dem Club auf Augenhöhe, deshalb ist diese Niederlage besonders ärgerlich“, sagte Schuster.
Ungewohntes Bild vor dem Anpfiff. Normalerweise kommen zu den Spielen der Nürnberger Reserve 200 bis 300 Besucher. Diesmal verfolgten 3854 Zuschauer die Partie im Easy-Credit-Stadion. Grund war eine Freikartenaktion des Clubs.
Die Nürnberger erwischten einen Start nach Maß. Enrico Valentini verwandelte in der achten Minute einen Strafstoß zum 1:0. Kickers-Keeper Daniel Wagner hatte Ahmet Kulabas, den früheren Jugendspieler der Blauen, gefoult. Die Kickers ließen sich vom Rückstand nicht beirren. Forsch, mit viel Einsatz, Laufbereitschaft und durchaus auch spielerischen Akzenten hielten sie dagegen. Der Lohn: Mijo Tunjic glich nach Vorarbeit von Mittelfeldspieler Michele Rizzi zum 1:1 (23.) aus. Es war bereits der zehnte Saisontreffer für den Kickers-Stürmer.
In der zweiten Halbzeit kam ein Bruch ins Kickers-Spiel. Fünf richtig schwache Minuten brachten das Schuster-Team um mögliche Punkte. Erst traf Michael Kammermeyer nach einem Eckball per Kopf aus fünf Metern zum 2:1 (63.), dann erhöhte der starke Kulabas mit seinem neunten Saisontor auf 3:1 (68.) für den Club. Bei diesem Treffer waren die Kickers nach einem Ballverlust in der Abwehr völlig offen. „Bei den Gegentoren haben wir uns nicht professionell verhalten“, schimpfte Schuster.
Besser machen können es die Blauen in den letzten beiden Spielen vor der Winterpause beim SV Wehen Wiesbaden II (13. Dezember) und daheim gegen den SC Freiburg II (20. Dezember).
Stuttgarter Nachrichten
Kickers verlieren beim Spitzenreiter
Nürnberg (red) – Die Stuttgarter Kickers haben ihr Auswärtsspiel in der Fußball-Regionalliga bei Spitzenreiter 1. FC Nürnberg II mit 1:3 verloren (1:1) und sind in der Tabelle auf den elften Platz abgerutscht. Enrico Valentini hatte die Franken vor 3854 Zuschauern bereits in der siebten Minute per Foulelfmeter in Führung gebracht. Kickers-Torjäger Mijo Tunjic sorgte nach einem schönen Pass von Michele Rizzi für den 1:1-Ausgleich (23.) und erhöhte damit sein Trefferkonto auf zehn Tore. In der zweiten Hälfte gelang Michael Kammermeyer per Kopf nach einem Eckball das 2:1 (63.) für die Gastgeber. Ahmet Kulabas stellte schließlich den 3:1-Endstand (66.) her. „Es war eine unnötige Niederlage, bei der wir wieder gesehen haben, was uns noch fehlt“, sagte Kickers-Trainer Dirk Schuster und fügte kritisch hinzu: „Mein Team hat sich bei allen drei Gegentoren nicht sehr professionell verhalten.“
Eßlinger Zeitung
3854 Zuschauer trieben „U 23“ zu 3:1-Sieg gegen Kickers Stuttgart
Ungewohnt große Kulisse beflügelte die Club-Amateure
NÜRNBERG – Das Spiel mit der Nummer 145 am 17. Spieltag der Fußball-Regionalliga Süd – so die Regularien – versetzte die Spieler des 1. FC Nürnberg II in hellste Freude: Nach dem 3:1-Heimsieg über die traditionsreichen Stuttgarter Kickers präsentierten sie sich als stolzer Herbstmeister.
Der Rahmen war würdig, denn 3854 Zuschauer sorgten für einen Saisonrekord im easyCredit-Stadion. Dass ihn eine Freikarten-Aktion möglich gemacht hatte, störte dabei niemanden. Auf die Stimmung kam es an, denn in den bisherigen Begegnungen war es zumeist ruhig wie auf dem Zentralfriedhof von Chicago.
Beflügelte die ungewohnte Kulisse die Schützlinge von Trainer René Müller aber auch? Zunächst wohl mehr die Gäste aus dem Schwabenlande, auch wenn der «kleine Club» schon in der siebten Minute durch einen von Enrico Valentini souverän verwandelten Elfmeter mit 1:0 in Führung ging. Es war ein Geschenk von Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus, denn das Foul von Torhüter Daniel Wagner – er war aus dem Nachwuchsbereich am Valznerweiher hervorgegangen – an Torjäger Ahmet Kulabas passierte eindeutig außerhalb des Strafraumes.
Die im Mittelfeld der Tabelle angesiedelten Gäste, die einst auch in der Bundesliga gespielt hatten, ließen sich dadurch aber keineswegs beirren. Sie erzwangen ein ausgeglichenes Spiel und ließen zudem auch kaum nennenswerte Chancen zu. Bemühungen, die auch belohnt wurden: In der 22. Minute erzielte Mijo Tunjic aus spitzem Winkel den verdienten 1:1-Ausgleich.
Die Nürnberger, bei denen Profi Matthew Spiranovic als Innenverteidiger agierte, konnten trotz großen Eifers zunächst keine großen Akzente setzen. Erwähnenswert war lediglich ein 20-Meter-Freistoß von Matthias Heckenberger, den Keeper Wagner jedoch bravourös abwehrte. Und so sahen die auf der Tribüne zahlreich versammelten Beobachter wie Unterhachings Trainer Ralph Hasenhüttl, Rachid Azzouzi, der Manager der SpVgg Greuther Fürth, und der einstige «Kleeblatt»-Vizepräsident Wolfgang Gräf (heute Geschäftsführer beim Drittligisten SV Wehen), Erwin Hadewicz (VfB Stuttgart), aber auch FCN-Co-Trainer Armin Reutershahn von den Gastgebern bis zur Pause herzlich wenig an gelungenen Aktionen.
Die zweite Spielhälfte aber bescherte eine Steigerung. Vor allem von Seiten des 1. FCN, dem ein Doppelschlag glückte. «Bis dahin waren wir auf Augenhöhe mit dem Gegner», urteilte Kickers-Trainer Dirk Schuster. Der dreifache deutsche Nationalspieler erregte allgemeines Aufsehen, denn trotz der niedrigen Temperaturen stand er von der ersten bis zur letzten Minute mit einem kurzärmeligen T-Shirt am Spielfeldrand. Er fror aber wahrscheinlich nur zu dem Zeitpunkt, als die Müller-Truppe zweimal zuschlug.
Beide Aktionen verdienten das Prädikat Spitzenklasse: Nachdem Kapitän Michael Kammermeyer in der 63. Minute nach einer Ecke den Ball mit dem Kopf wuchtig ins Kickers-Gehäuse befördert hatte, demonstrierte 180 Sekunden später Kulabas seine Qualitäten: Eine Maßflanke von Güngor Kaya jagt er mit einem Drehschuss wuchtig ins Netz. Schade, dass der eingewechselte «Joker» Markus Fuchs in der 73. Minute nach einem Kulabas-Querpass freistehend an dem glänzend reagierenden Torhüter Wagner scheiterte.
Die Niederlage empfand Gästetrainer Schuster als ärgerlich und durchaus vermeidbar. Sein Nürnberger Kollege Müller wertete das Resultat hingegen – und dies durchaus zu Recht – ganz anders. «Unser Sieg geht in Ordnung», sagte er und fügte in Richtung von Schuster hinzu: «Tore entscheiden eben die Spiele.»
Damit war dem Kontrahenten natürlich der Wind aus den Segeln genommen. Der Club-Trainer, der niemals zu Euphorie neigt, zeigte aber seine helle Freude an dem bislang Erreichten. Man könne junge Leute zu Leistungswillen erziehen, meinte er und lobte neben seinen Schützlingen auch seine Mitarbeiter mit Co-Trainer Dieter Nüssing und Betreuer Albert Üblacker an der Spitze.
Doch letztendlich handelte es sich bei dem ersten Tabellenplatz für den ehemaligen Spitzentorhüter nur um eine Momentaufnahme. Er hat schon das schwere Auswärtsspiel in Weiden im Visier, «denn dort werden schon jetzt die Messer gewetzt».
Müllers Vorteil: Im Gegensatz zur Anfangsphase in der Regionalliga ist der Kader nicht mehr so dünn bestückt, bieten sich durchaus Alternativen. Und so sieht die Zukunft der «Zweiten» wesentlich rosiger als die der Bundesliga-Truppe aus. Dass diese absolute Priorität genießt, muss am Valznerweiher dem erfolgreichen Trainer Müller niemand verklickern.
Dieter Bracke
Nürnberger Zeitung