Parmak sitzt nur auf der Bank

Kickers-Auftakt in Düsseldorf

Stuttgart (StN) – Eigentlich hätten die Stuttgarter Kickers fast mit einem Kleinbus zum Drittliga-Auftakt nach der Fußball-Winterpause nach Düsseldorf fahren können: Trainer Edgar Schmitt muss vor der Partie am heutigen Donnerstag (19 Uhr) nicht lange überlegen, wen er aufstellt. Die Verletztenliste ist lang: Sasa Janic, Michael Schürg, Marco Tucci, Jörn Schmiedel, Marcel Rapp, Gino Russo, Sascha Traut, Dirk Prediger, Franko Petruso und Markus Ortlieb, dazu kommen die gesperrten Orlando Smeekes und Bashiru Gambo. Manager Joachim Cast hat seine Fußballschuhe allerdings zu Hause gelassen. „Ganz so schlimm ist es dann doch nicht“, sagte er, „lamentieren nützt nichts – wir müssen mit dem zurechtkommen, was wir zur Verfügung haben.“ Rückkehrer Mustafa Parmak wird zunächst nur auf der Bank sitzen. „Er hat drei Monate nicht gespielt, er kann das Tempo über die volle Spielzeit nicht gehen“, sagt Schmitt. Eine Einwechslung in den letzten 30 Minuten könnte er sich aber vorstellen. Von den fünf Kickers-Neuzugängen werden wohl Innenverteidiger Torsten Traub und Stürmer Danny Galm von Beginn spielen.

Der gelbgesperrte Bashiru Gambo durfte am Mittwoch eine Sonderschicht in der Heimat einlegen. Der 30-Jährige lief im Testspiel der Oberliga-Elf gegen Bezirksligist SC Stammheim auf.

Schmitt legt seine Startelf fest

Kickers heute in Düsseldorf

STUTTGART (ump). Die Stuttgarter Kickers eröffnen heute (19 Uhr) bei Fortuna Düsseldorf das Jahr 2009 in der dritten Fußballliga. Und der Trainer Edgar Schmitt sagt selbstbewusst: „Ich sehe uns nicht nur als Außenseiter.“

Die Modestadt Düsseldorf kommt in diesen Tagen auch im Fußball groß in Mode. Heute macht der Traditionsclub Fortuna in der dritten Fußballliga gegen die Stuttgarter Kickers den Auftakt in der modernen LTU-Arena. Am Samstag folgt dann erstmals in der Bundesliga Bayer Leverkusen in seinem Ausweichquartier gegen den VfB Stuttgart, den Abschluss bildet nächsten Mittwoch die Nationalmannschaft gegen Norwegen. Diese Anhäufung von Spielen und die damit verbundene Belastung des Rasens war letztlich auch der Grund dafür, dass die Begegnung der dritten Liga um einen Tag vorverlegt worden ist. Sehr zum Leidwesen der Kickers-Verantwortlichen, deren Präsident Dirk Eichelbaum sagt: „Unter der Woche werden wohl nicht viele Fans den Weg nach Düsseldorf finden.“

Die Mannschaft wiederum ist bereits am Dienstag nach Duisburg gefahren, wo sie im Landhotel Milser Quartier bezogen hat. „Wir wollten einfach nochmals auf Rasen trainieren“, sagt der Coach Edgar Schmitt, „außerdem haben wir ja auf ein Trainingslager verzichtet.“ 15 Mann bildeten zunächst den Kader, gestern sind noch Moritz Steinle, Marko Kovac und Thomas Gentner nachgereist, die allesamt im Prüfungsstress waren.

Nicht dabei sind die gesperrten Orlando Smeekes und Bashiru Gambo sowie die verletzten Sascha Traut und Michael Schürg sowie der Neuzugang Dirk Dittrich, dem zudem noch die offizielle Spielgenehmigung fehlt. Zunächst nur auf der Bank sitzen wird Mustafa Parmak, der noch Trainingsrückstand hat. Dagegen soll der Kapitän Alexander Rosen trotz Rückenproblemen so lange spielen, „wie er kann“, sagt Schmitt, um dann eventuell durch Kovac oder Ralf Kettemann ersetzt zu werden.

Auch sonst steht die Startformation: mit Manuel Salz im Tor, Steinle, Torsten Traub, Marcus Mann, Jens Härter, Thorsten Reiß, Benedikt Deigendesch, eben Rosen, Gentner sowie Sokol Kacani und Danny Galm im Angriff. Diese frühe Festlegung zeugt durchaus von einem gewissen Selbstvertrauen bei den Kickers: „Ich sehe uns gar nicht so sehr als Außenseiter“, sagt Schmitt, der den Gegner zweimal beobachtet hat. Sein Urteil: Düsseldorf habe zwar ein gutes Team, „aber keines, vor dem wir in Ehrfurcht erstarren müssen. Wir haben gezeigt, dass wir gegen alle Gegner mithalten können, jetzt müssen wir nur noch ein paar Prozent drauflegen.“ Dazu sollen auch die fünf Neuzugänge beitragen, über die Schmitt sagt:

> Torsten Traub (VfR Aalen): „Er ist der Stabilisator in der Abwehr, den wir gesucht und gebraucht haben. Ein Führungsspieler.“

> Mustafa Parmak (TuS Koblenz): „Da wissen wir ja, was er kann, er ist technisch stark und vor allem auch bei Standardsituationen gefährlich. Jetzt müssen wir ihn nur vollends fit bringen, nachdem er noch einen gewissen Trainingsrückstand aufweist und an der Patellasehne etwas angeschlagen ist.“

> Danny Galm (Energie Cottbus II): „Er ist ein sehr beweglicher Stürmer, stark am Ball. Aber er darf ruhig noch etwas torgefährlicher werden. Man merkt, dass ihm ein wenig die Spielpraxis und das Selbstvertrauen fehlt.“

> Simon Köpf (VfR Aalen): „Ihn kenne ich ja noch aus Aalen. Ein junger, dynamischer Spieler, dem ich zutraue, den Sprung in die erste Mannschaft zu schaffen. Auch wenn er zunächst einmal Spielpraxis in der zweiten Mannschaft bekommen soll.“

> Dirk Dittrich (Richmond/USA): „Das gilt auch für Dirk Dittrich, der mich im Probetraining aber überzeugt hat.“

Qurlle: Stuttgarter Zeitung

Vorberichte II: VfR Aalen – Stuttgarter Kickers

Kampf um Punkte und Partner

Kickers vor dem Derby in Aalen

STUTTGART. Die Stuttgarter Kickers stecken in der dritten Fußballliga mitten in einer ereignisreichen Woche. Nach der Niederlage gegen Jena stand am Mittwoch die Hauptversammlung auf dem Programm – morgen (14 Uhr) folgt zum Abschluss das Derby in Aalen.

Von Joachim Klumpp

Edgar Schmitt hat am Mittwochabend Sitzfleisch bewiesen. Während der Trainer der Stuttgarter Kickers am Spielfeldrand seinen Emotionen schon mal freien Lauf lässt, saß er während der rund dreieinhalbstündigen Hauptversammlung im ADM-Sportpark ruhig auf seinem Stuhl. „Und dann bin ich erst zu nichts gewählt worden“, sagte Schmitt gestern lächelnd. Zumindest nicht direkt, denn allenthalben ist klar, was seine Aufgabe ist: den Klassenverbleib zu schaffen. „Davon bin ich überzeugt“, sagte der Präsident Dirk Eichelbaum vor den Mitgliedern. „Wenn wir dann höhere Ziele angehen wollen, muss auch der Etat erhöht werden.“

Gemach, gemach. Zunächst einmal geht es nicht nur um das sportliche Überleben in der dritten Liga, sondern ums finanzielle, das auch in dieser Spielzeit wieder eine Gratwanderung ist, nachdem aktuell ein Fehlbetrag von 300 000 Euro im Etat bis zum Saisonende klafft. Der sogar noch größer werden könnte, weil das ehemalige Präsidiumsmitglied Walter Kelsch ein Darlehen über 50 000 Euro zum Januar 2009 fristgerecht gekündigt hat, auch wenn Eichelbaum zuversichtlich ist, „das unter Sportsfreunden zu lösen“. Abwarten, schließlich sind beide Seiten im Sommer nicht im Frieden geschieden.

Warum regelmäßig Defizite im Etat auftauchen, darüber hat sich der Aufsichtsratvorsitzende Rainer Lorz Gedanken gemacht. Seine Erklärung: „Vor allem bei den Werbeerträgen hinken wir im Vergleich zu den anderen Drittligisten hinterher.“ Die hätten in diesem Bereich im Schnitt 2,4 Millionen Euro zur Verfügung, bei den Kickers ist für diese Saison die Hälfte veranschlagt (etwa 1,1 Millionen sind davon gesichert), wobei der fürs Marketing zuständige Dieter Wahl darauf verweist, „dass wir eine Plus von 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr haben“. Inwieweit weitere Sponsoren dazukommen, bleibt – nicht nur angesichts der Wirtschaftslage – fraglich. „Wir müssen jetzt erst einmal über den Winter kommen“, sagt Wahl. Und Lorz fügte hinzu: „Wenn man nach Offenbach mit den Exprofis Andreas Möller und Michael Sternkopf oder zum VfR Aalen schaut, dann zeigt das, wohin die Reise geht.“

Morgen erst einmal – nach Aalen, zu Schmitts Exclub, für den er zu Saisonbeginn noch vier Spiele auf der Bank sitzen durfte. Doch inzwischen ist das Vergangenheit. „Ich muss mit keinem abrechnen“, sagt Schmitt, der nur drei Kilometer entfernt vom Aalener Stadion wohnt und das (der schulpflichtigen Kinder wegen) bis zum Saisonende so beibehalten will. Schmitt sagt: „Ich habe gehört, dass viele Zuschauer sich auf ein Wiedersehen freuen.“ 8000 Besucher erwartet der VfR, allerdings auch, weil der Club eine Freikartenaktion im Stadion ausgerufen hat.

Apropos Stadion: gestern hatten die Kickers den Gesprächstermin beim Deutschen Fußball-Bund wegen des zunächst um zwei Jahre aufgeschobenen Umbaus. „Der DFB wird jetzt erst einmal mit der Stadt Kontakt aufnehmen“, sagte der Manager Joachim Cast von den Kickers, die in diesem Fall auf eine konzertierte Aktion mit dem VfB setzen, dessen zweite Mannschaft allerdings andere Voraussetzungen hat: ihr genügen die vorhandenen tausend Tribünenplätze (statt 2000 bei den Kickers), um die Auflagen zu erfüllen. Aber selbst diese werden morgen (14 Uhr) nicht alle gefüllt sein, wenn die Kickers Emden im Gazi-Stadion zu Gast sind.

Stuttgarter Zeitung

Der VfR Aalen hat viel Geld, aber kein Konzept

Trotz bester Voraussetzungen tut sich der ehrgeizige Fußball-Drittligist schwer damit, den Aufstieg in die zweite Liga zu verwirklichen

AALEN. Beim Auswärtsspiel der Stuttgarter Kickers morgen in Aalen wird in Petrik Sander schon der dritte VfR-Trainer in dieser Saison an der Seitenlinie stehen. Er soll in den nächsten Jahren die großen sportlichen Ziele erreichen – trotz aller Nebengeräusche.

Von Johannes Scharnbeck

Berndt-Ulrich Scholz war begeistert. „Sehr schön, sehr schön“, sagte der Präsident des VfR Aalen immer wieder, als er am Montag zum ersten Mal die neue Geschäftsstelle des Fußball-Drittligisten besichtigte. Das „VfR-Forum“ mit seinen durchsichtigen Glasfronten an der Nord- und Südseite des Gebäudes – auch von innen kann jeder dank der großen Glastüren in alle Büros hineinschauen – repräsentiert perfekt das Selbstbild des Vereins. Ein moderner, aufstrebender Club, ausgestattet mit einem Masterplan, wollen die Aalener sein. Ein Club, der in die zweite Liga gehört. Doch Anspruch und Wirklichkeit wollen in letzter Zeit auf der Ostalb gar nicht mehr zusammenpassen. Der VfR Aalen wechselte auf seltsame Weise die sportliche Leitung aus und erlebte so die turbulentesten Monate der Vereinsgeschichte.

Jetzt soll natürlich alles anders werden, besser versteht sich. Am Montag stellte Scholz in der durchgestylten Geschäftsstelle nämlich auch einen neuen Trainer (den mittlerweile dritten dieser Saison) vor: Petrik Sander. Dabei war der frühere Bundesligacoach von Energie Cottbus gar nicht die erste Wahl, sondern Markus Schupp (ehemals Wacker Burghausen). Doch der zögerte zu lange. Sander wird nun gemeinsam mit Jürgen Kohler, der wegen Herzproblemen als Trainer zurückgetreten war und noch als Sportdirektor fungiert, das neue Führungsduo bilden. Schon morgen im Heimspiel gegen die Stuttgarter Kickers sollen beide zeigen, dass Aalens Verantwortliche doch richtig gehandelt haben. Denn morgen (14 Uhr) treffen Sander und Kohler auf ihren Vorgänger Edgar Schmitt. Doch selbst wenn diese Partie für den VfR erfolgreich ausgehen sollte, an Ansehen haben Scholz und sein ehrgeiziger Aufsichtsrat seit längerem verloren. Momentan steht der Verein nicht für innovative Ideen, sondern für unkoordinierte und sprunghafte Entscheidungen – von den eigenen hohen Ansprüchen ist er weit entfernt.

Schon zum Ende der vergangenen Saison erhielt das Bild des ambitionierten Konzeptclubs erste Risse. Drei Spieltage vor Schluss entließ Scholz auf Wunsch der Mannschaft den Manager Helmut Dietterle mit der Begründung, Streitigkeiten zwischen Dietterle und dem damaligen Trainer Schmitt würden die Spieler vom Aufstiegsrennen ablenken. Den Sprung in die zweite Liga verpasste das Team dennoch. Für diese Saison statteten der Schrottunternehmer Scholz sowie der zweite große Sponsor Imtech den VfR mit 5,5 Millionen Euro und dem damit zweithöchsten Etat aller 20 Drittligisten aus. Doch schon nach vier Spieltagen verlor die Führungsriege die Nerven. Sie feuerte Edgar Schmitt, dabei war seine Bilanz nicht gerade entlassungswürdig: ein Sieg, zwei Unentschieden, eine Niederlage.

„Wir hatten zwei Möglichkeiten. Entweder wir machen weiter wie bisher, nehmen viel Geld in die Hand und werden weiter Dritter oder Vierter. Oder wir haben ein neues Konzept, bei dem wir das Trainergespann austauschen und in drei Jahren die zweite Liga erreichen“, lautete die bizarre Kündigungserklärung von Johannes Moser, dem Vorsitzenden des VfR-Aufsichtsrats und Imtech-Leiters der Region Südwest. Der Trainer mit dem neuen Konzept stand dann auch sofort parat: Jürgen Kohler, Weltmeister von 1990, Firmenrepräsentant von Imtech und ein guter Freund Mosers.

Der frühere Weltklasseverteidiger versprach: „Hier soll es irgendwann Bundesliga-Fußball geben.“ Aalens neue Strategie sah vor, Kohler den größtmöglichen Einfluss zu verschaffen. Er wurde Sportdirektor und Trainer in einem, so wie Felix Magath in Wolfsburg. Schmitt blieb allein die Zuneigung der Fans. Denn der offensive Fußball des früheren Karlsruher Stürmers kam an bei den Zuschauern. Mit Kohler verbesserte sich der VfR zudem nur von Platz 14 auf Rang zwölf, und das Team zeigte vor allem auf Sicherheit bedachten Fußball. Ihm gelangen nur drei Siege in 16 Spielen, es stellt die schlechteste Offensive der Liga (elf Tore) und hat 14 Punkte Rückstand auf einen Aufstiegsplatz.

Vor Sander, der ebenfalls behauptet, „die Bedingungen hier führen zwangsläufig in die zweite Liga“, stehen nun große Aufgaben. Er hat einen aufgeblähten, verunsicherten Kader von 36 Spielern und soll bis zu seinem Vertragsende im Sommer 2010 schon wieder ein neues Konzept umsetzen. „Nächstes Jahr gilt es, den Aufstieg zu schaffen“, betont Moser mittlerweile. An diesen ständigen Strategiewechseln zeigt sich das Dilemma der Aalener. Sie haben ein zweitligareifes Stadion, viel Geld, große Namen – aber eben kein erkennbares Konzept. „Wir brauchen jetzt kontinuierliche Arbeit, dann ist auch der gewünschte Erfolg möglich“, sagt der Geschäftsführer und ehemalige Freiburger Profi Martin Braun. Die schicke Geschäftsstelle soll schließlich nicht das Letzte sein, was den hohen Aalener Ansprüchen genügt.

Stuttgarter Zeitung

Heimspiel für Trainer Schmitt in Aalen

Stuttgart (jüf) – Er war von Januar 2007 bis Ende August 2008 Trainer beim VfR Aalen, noch immer wohnt Edgar Schmitt nur zwei Kilometer vom Aalener Stadion entfernt – für den Trainer des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers müsste das Derby am morgigen Samstag (14 Uhr/Scholz-Arena) bei seinem Ex-Club eigentlich eine pikante Angelegenheit sein. Doch der 45-Jährige spielt die Brisanz herunter: „Meine Familie und viele Bekannte werden da sein, ich freue mich einfach nur auf dieses Spiel, zumal ich mit keinem mehr eine Rechnung offen habe.“ Dennoch kann sich Schmitt einen süffisanten Seitenhieb nicht verkneifen. Auf die Frage, wo die gravierendsten Unterschiede zwischen den beiden Clubs liegen, antwortete er: „Die Kickers haben Tradition und Herz, Aalen hat Geld. Würden die Vereine fusionieren, wäre alles perfekt.“ Immerhin konnten sich die Blauen Orlando Smeekes leisten. Und vieles spricht dafür, dass der Neuzugang in Aalen neben Michael Schürg stürmen wird. Angelo Vaccaro bleibt wohl nur die Jokerrolle.

Stuttgarter Nachrichten

Derbyknüller gegen die Kickers
Sander will gewinnen / Doch keiner kennt das VfR-Team besser als der gegnerische Trainer

Das Schwabenderby gegen die Stuttgarter Kickers am Samstag in der Scholz-Arena (Anpfiff 14 Uhr) ist zum Knüller der bisherigen Drittliga-Heimspiele des VfR Aalen avanciert. Die Spannung ist am Siedepunkt.

Es ist mehr als nur ein Derby, bei dem beide Teams vehement um (Sieg-)Punkte für den Klassenerhalt kämpfen werden. Während in Aalen Petrik Sander in diesen Tagen sich und seine Mannschaft auf sein Trainer-Comeback vorbereitet, stimmte in dieser Woche auf der Stuttgarter Waldau Edgar Schmitt sein Team auf den Auftritt an seiner ehemaligen Wirkungsstätte ein. Der Druck, der auf beiden Mannschaften liegt, ist enorm, die Erwartungshaltung der wahrscheinlich über 8000 Fußballfans, die am Samstag in den Aalener Rohrwang pilgern werden, ebenfalls.
Die Crux an der Geschichte: Während Aalens neuer Cheftrainer Petrik Sander erst seit wenigen Tagen dabei ist, sein Team kennen zu lernen, kennt die Aalener Mannschaft keiner besser als der Stuttgarter Trainer. Immerhin hat Edgar Schmitt die Rohrwang-Elf in den vergangenen eineinhalb Jahren bis zu seiner Entlassung am 27. August unter seinen Fittichen gehabt. Er müsste also in der Lage sein, seine Mannschaft punktgenau auf jeden einzelnen VfR-Spieler, dessen Stärken und Schwächen, einstellen zu können. Prekärer hätte sich die Situation für Petrik Sander zum Einstand in Aalen nicht darstellen können.
„Das kann man als Außenstehender so sehen“, sagt Sander, der den Stuttgartern deshalb dennoch nicht die Favoritenrolle überlassen will. „Wir gehen in diese Partie gehen um zu gewinnen“, nennt der neue Aalener Chefcoach (der am 22. September 2007 bei der 1:2-Niederlage beim Bundesligisten SC Cottbus letztmals auf der Bank saß) seine klare Zielsetzung für den Derbyschlager am Samstag.

Positive Energie
Er selbst freue sich, nach einem Jahr Pause „endlich wieder die Spannung zu fühlen, wenn es ins Stadion geht. Das ist eine tolle Sache. Ich versuche, das in positive Energie umzuwandeln und sie an die Spieler weiterzugeben.“
Seit Dienstag hat er die VfR-Kicker unter seinen Fittichen. „Wir haben in den vergangenen Tagen konzentriert und viel im taktischen Bereich gearbeitet, soweit das eben möglich war auf diesen widrigen Platzverhältnissen“, sagt Sander. Er ist zuversichtlich, dass er für Samstag eine Mannschaftskonstellation zusammenstellen kann, die gegen die Kickers erfolgreich sein kann. Der Druck ist groß. Deshalb entscheide neben der individuellen Fitness auch die mentale Stärke des einen oder anderen Spielers über seine Nominierung.
Eines allerdings steht fest: Moses Sichone wird am Samstag fehlen. Nach seiner gelb-roten Karte, die sich Sichone in Paderborn in der letzten Spielminute unnötiger Weise abgeholt hat, muss der VfR-Innenverteidiger ein Spiel pausieren und auf der Tribüne Platz nehmen. Für ihn soll entweder Michael Stickel aus dem defensiven Mittelfeld wieder in die Vierer-Abwehr-Kette rücken oder Pascal Bader wieder ins Team zurückkehren.

Aufbruchstimmung erzeugen
Und wie sieht es im Sturm aus? Wird die Mannschaft wieder mehr Offensivgeist zeigen, und wird dies am Spielsystem sichtbar werden? „Ich kann auch mit drei Stürmern defensiv spielen“, antwortet Sander und erklärt, dass das Spielsystem nicht allein für eine offensive oder defensive Spielweise steht. In Bezug auf das Spiel gegen die Kickers konkretisiert er deshalb: „Wir haben ein Heimspiel. Da muss man nach vorne spielen.“ Was Petrik Sander vor allem will, ist, die Zuschauer zu begeistern. „Alle Zuschauer, die am Samstag da sind, müssen in zwei Wochen wieder kommen – außer denen aus Stuttgart. Auch das muss unser Ziel sein. Wir müssen eine Aufbruchstimmung erzeugen und das Potenzial wecken, das in dieser Region vorhanden ist.“ Dass das eng mit dem sportlichen Erfolg verbunden ist, ist ihm klar.
Und noch eines weiß der ehemalige Cottbuser Goalgetter: Es ist auch für die Spieler nicht einfach, innerhalb von drei Monaten unter drei verschiedenen Trainern zu arbeiten. „Dass das schwierig ist, kann ich nachvollziehen“, sagt Sander. „Aber das darf nicht so weit führen, dass das ein Alibi für die Spieler wird.“
VfR Aalen: Linse – Schöckel, Stickel, Alder, Stegmayer – Haller, Hofmann, Mayer, Andersen – Sailer, Shynder.

Schwäbische Post

FC 08 Trainer Reiner Scheu muss improvisieren

Fußball-Oberliga: FC 08 Villingen – Stuttgarter Kickers II (Samstag, 15.30 Uhr) – (sum) Durch das spielfreie Wochenende hatte die Mannschaft des FC 08 Villingen 14 Tage Zeit, um die überflüssige Niederlage in Au abzuhaken sowie die Akkus aufzuladen. Vor dem Spiel gegen die jungen und ballsicheren Kickers aus Stuttgart ist das nicht allen gelungen.

17 Spieler umfasst der Kader des FC 08 in dieser Saison. Abgezogen werden können der langzeitverletzte Kai Noel sowie Mario Maus, der übernächste Woche erst wieder mit dem Lauftraining beginnen wird. Am Wochenende auf Studienreise in Neapel ist Tobias Link – bleiben noch 14. Florian Rudy lag unter der Woche mit einem Magen-Darm-Infekt flach, was allein schon schade für ihn ist, weil Trainer Reiner Scheu in der vergangenen Woche mit seiner Trainingsleistung zufrieden war. Bis zum Donnerstagstraining fehlten auch noch Mario Klotz und Viktor Ewert mit einer Grippe. Somit verbleiben nur noch 11.

Da die meisten der in Frage kommenden Verstärkungen aus der A-Jugend von Alexander Hirning bis Claudius Speer am Samstag für die südbadische Auswahl im Einsatz sind, klingt das nach einem echten Problem. „Die Lage hat sich glücklicherweise noch etwas entspannt“, atmete Reiner Scheu am Freitag auf. Klotz und Ewert stiegen am Donnerstag wieder ins Training ein und werden wohl dabei sein. Für Rudy bleibt jedoch allenfalls ein Platz auf der Bank.

Interessant: Aus der A-Jugend wird möglicherweise Trainer-Sohn Karsten Scheu erstmals bei der ersten Mannschaft auf der Bank sitzen. Mit Tino-Amando Jäger wird eventuell auch noch ein weiterer A-Jugendlicher für das Oberliga-Team benötigt.

„Die Kickers spielen in etwa so wie wir. Sie setzen vor allem auf ihre technischen Fähigkeiten“, sagt Scheu. Dies wäre für sein Team insoweit positiv, als man es mit einem Gegner zu tun hätte, der nicht nur sein Heil in der Defensive sucht. Der aus Hechingen stammende Björn Hinck trainiert die Kickers-Reserve seit 2003 und arbeitet vorwiegend mit jungen, aus der A-Jugend stammenden Akteuren. Dass diese an einem guten Tag aber „alle schlagen können“, wie Reiner Scheu betont, unterstrichen die „kleinen Blauen“ am Wochenende. Da bezwangen sie ihre eigene, in der Dritten Liga spielende erste Mannschaft mit 2:0 Toren. „An uns liegt es, dass die Kickers keinen solch guten Tag erwischen“, fügt Scheu an. Die Stimmung und Moral in seinem Team bezeichnet er als nach wie vor ausgezeichnet.

Quelle: Südkurier

Kickers II zu Gast in Villingen

Nach dem spielfreien Wochenende in der baden-württembergischen Oberliga, geht für die „kleinen“ Blauen am kommenden Samstag der Liga-Alltag weiter. Und es wartet auch ein ziemlich harter Brocken auf die Mannschaft von SVK-Coach Björn Hinck, denn der FC Villingen gehört zum Kreis der Titelanwärter in der laufenden Saison.

Daran ändert auch die überraschende Nierderlage der Villinger vor fast zwei Wochen bei der SpVgg Au/Iller nichts. Durch das 0:1 beim Aufsteiger büßte der FC zwar zunächst den Anschluss an die Tabellenspitze ein, liegt aber noch immer auf den vierten Rang. Die Niederlage in Au bedeutete für die Schwarz-Weissen bereits die zweite Auswärtsniederlage in Folge. Davor unterlag man ebenfalls einen Aufsteiger, der TSG Balingen, mit 1:2.

Zuhause aber sind die 08er aber eine Macht und als einzige Mannschaft der Liga konnten die Villinger auf heimischen Platz eine weisse Weste behalten. Alle fünf bisherigen Spiele im Stadion im Friedensgrund hat der FC gewonnen und das Torverhältnis von 10:0 Toren unterstreicht die Dominanz auf eigenem Platz noch deutlicher.

Bei den Kickers sind seit Donnerstag wieder alle Spieler an Bord, nur Abwehrspieler Joannis Tsapakidis fehlt noch verletzungsbedingt. Zurück gekehrt sind auch die vier wfv-Auswahlspieler der Kickers. Maikel Boric, Eugen Schneider, Dominique Fennell und Gökhan Gümüssu waren für eine Woche beim U21-Länderpokal in Duisburg für den Württembergischen Fussballverband im Einsatz.

Für Kickers-Coach Björn Hinck wird „das Spiel in Villingen keine leichte Aufgabe“ , der U23-Trainer fügt aber hinzu: „wir brauchen uns aber vor keinem Gegner verstecken.“

Quelle: Stuttgarter Kickers

4:4 – Ein gefühlter Sieg!

Die Stuttgarter Kickers feiern im Derby gegen den VfB II trotz eines 0:3-Rückstandes am Ende ein 4:4-Unentschieden

Stuttgart – Ein denkwürdiger Abend im Gazi-Stadion: Im Stuttgarter Derby zwischen den Kickers und dem VfB II kamen die „Blauen“ gestern trotz eines 0:3-Rückstandes zur Pause am Ende zu einem 4:4-Unentschieden. Dennoch geht das Warten auf den ersten Saisonsieg in der dritten Liga weiter.

Von Beate Wockenfuß

Lange hatte es danach ausgesehen, als ob die Kickers mit einer deutlichen Niederlage im Derby noch tiefer in die Krise schlittern würden. In der ersten Hälfte zeigten die Gastgeber eine katastrophale Leistung, der VfB II führte zur Pause mit 3:0, später mit 4:1. Selbst als Bashiru Gambo in der 74. Minute auf 2:4 verkürzte, schien ein Punkt für den Tabellenletzten kaum noch möglich.Doch dann starteten die „Blauen“ eine furiose Schlussoffensive. Binnen zwei Minuten verwandelten Angelo Vaccaro (89.) und Alexander Rosen (90.) den 2:4-Rückstand in ein 4:4-Unentschieden. Die Kickers lagen sich in den Armen und aus der Kabine tönten noch lange nach dem Schlusspfiff Freudengesänge. Ein gefühlter Sieg für den gebeutelten Club aus Degerloch.„Wir haben gezeigt, dass wir leben“, sagte Kickers-Trainer Edgar Schmitt und blickte optimistisch in die Zukunft: „Wenn wir so weiter machen, schaffen wir den Klassenverbleib zu hundert Prozent.“Mut machte dem Tabellenletzten vor allem die Energieleistung des Teams in den letzten Minuten des Derbys. Während die Mannschaft in der vergangenen fünf Spielen stets in der Schlussphase Punkte verschenkt hatte, lief es dieses Mal genau anders herum. „Wir haben das Glück erzwungen. Das muss uns Selbstvertrauen für die nächsten Spiele geben“, sagte Rosen. Selbst VfB-Trainer Rainer Adrion musste anerkennen: „Das Remis haben sich die Kickers absolut verdient. Wenn wir noch länger gespielt hätten, dann hätten wir noch verloren.“ Dabei sah zunächst alles nach einem Sieg für die Schützlinge von Adrion aus. Nach einem Abwehrfehler erzielte Julian Schieber die 1:0-Führung für den VfB II. Während die Kickers in der Defensive verunsichert waren und auch im Angriff kaum etwas zustande brachten, beherrschte der VfB II das Geschehen. Daniel Didavi schob zum 2:0 ein (32.). Und es sollte noch schlimmer kommen für die Kickers. Clemens Walch erzielte das verdiente 3:0 (41.). Die „Blauen“ waren mit diesem Pausenstand noch gut bedient.Nach dem Seitenwechsel schalteten die „Roten“ einen Gang zurück. Nach einer Ecke von Josip Landeka verkürzte Marcus Mann per Kopf auf 1:3 (52.). Hoffnung keimte auf. Doch als der eingewechselte Michael Klauß das Durcheinander in der Abwehr der Gastgeber zum 4:1 für den Bundesliga-Nachwuchs nutzte (70.), schien erneut alles entschieden. Bis die Kickers mit einer unglaublichen Energieleistung das Blatt doch noch wendeten.

Stuttgarter Kickers: Salz – Deigendesch, Mann, Härter (53. Ortlieb), Landeka (85. Kacani) – Traut, Rosen, Gambo, Reiß – Schürg (46. Smeekes), Vaccaro.

VfB Stuttgart II: Ulreich – Karikari, Pisot, Kovacevic, Enderle – Funk, Ikeng, Didavi (68. Ismaili) – Walch (62. Klauß), Rahn (79. Kolinger), Schieber.

Schiedsrichter: Pflaum (Hallstadt).

Zuschauer: 5875.

Tore: 0:1 Schieber (8.), 0:2 Didavi (33.), 0:3 Walch (41.), 1:3 Mann (52.), 1:4 Klauß (70.), 2:4 Gambo (74.), 3:4 Vaccaro (89.), 4:4 Rosen (90.).

Gelbe Karten: Landeka, Smeekes / Funk.

Beste Spieler: Gambo, Salz / Pisot, Didavi.

Quelle: Eßlinger Zeitung

Kickers retten gegen VfB einen Punkt

VfB II gibt in einem verrückten Spiel eine 4:1-Führung aus der Hand – Kickers anfangs desolat

Stuttgart – Verrückter geht es kaum: Die Stuttgarter Kickers haben im Drittliga-Derby gegen den VfB Stuttgart II noch ein 4:4 geholt – obwohl sie schon 0:3 und 1:4 zurücklagen. In der Tabelle hilft den Blauen dieser Punkt nicht wirklich weiter, doch Kapitän Alexander Rosen hofft: „Das muss uns Selbstvertrauen geben.“

Fangen wir mit den schlechten Nachrichten für die Kickers an: Die Truppe von Trainer Edgar Schmitt spielte in Halbzeit eins derart schwach, dass die Leistung mit dem Wort desolat beinahe noch unzureichend beschrieben ist. Und: Der Punkt, den sie am Ende dieses Drittliga-Derbys noch ergatterten, ist im Grunde viel zu wenig, um endlich mal einen Schritt nach vorn zu kommen.

Doch dieser denkwürdige Abend im Gazistadion auf der Waldau wäre nicht ausreichend nacherzählt, wenn nun nicht das große „Aber“ folgen würde. Die Blauen haben zwar nicht gewonnen, aber aus einem längst verlorenen Spiel irgendwie noch ein 4:4 gemacht. „Das“, sagte Kickers-Kapitän Alexander Rosen, „muss uns Selbstvertrauen geben. Wir haben es endlich geschafft, das Glück zu erzwingen.“ Glück – und am Ende viel Kampfgeist. Mehr war nicht an diesem Abend bei den Blauen. Aber das hat für einen Punkt gereicht.

Nicht, weil sich die Kickers um ein Vielfachers gesteigert hätten, sondern weil der VfB II es nicht schaffte, das Spiel locker nach Hause zu schaukeln. „Wir hatten“, klagte VfB-Mittelfeldspieler José-Alex Ikeng, „die drei Punkte schon im Kopf.“ Und das war auch kein Wunder.

Denn das, was das Team von Rainer Adrion in den ersten 45 Minuten ablieferte, beschrieb Kickers-Manager Joachim Cast ganz treffend: „Die erste Halbzeit“, sagte er, „war eine Fußball-Demonstration.“ Oder wie es Schmitt ausdrückte: „Da war unsere Abwehr auf Urlaub.“ Die Roten kombinierten, die Blauen staunten – und hätten noch viel hoffnungsloser zurückliegen können. Julian Schieber (8.), Daniel Didavi (32.) und Clemens Walch (42.) trafen, zahlreiche weitere Topchancen ließ der VfB II aber aus.

Nach der Pause waren die Kickers zwar ein wenig bemühter, das 1:3 (52.) durch Marcus Mann fiel dennoch aus heiterem Himmel. Und nach dem 4:1 für den VfB durch Michael Klauß in der 70. Minute war von einem Aufbäumen der Kickers erst recht keine Rede mehr. Doch das täuschte.

Bashiru Gambo sorgte in der 72. Minute für Hoffnung, in der turbulenten Schlussphase traf dann erst Angelo Vaccaro, dann machte Rosen den Punktgewinn perfekt. „Wir haben keinen Widerstand mehr geleistet“, klagte VfB-Trainer Adrion, der innerlich kochte. Die Blauen dagegen haben immerhin „gezeigt, dass wir die Kraft haben, so ein Spiel zu drehen“ (Mann). Das zuletzt so intensive Training hat sich anscheinend ausgezahlt, nur mit dem Gewinnen hat es eben wieder nicht geklappt. Aber das, glaubt Schmitt, ist nur eine Frage der Zeit. „Wir müssen einfach so weitermachen“, sagte der Coach, „dann schaffen wir es.“

Hoffentlich hat er da die zweite Halbzeit gemeint.

Jürgen Frey, Stuttgarter Nachrichten

4:4 – was für ein verrücktes Derby

Stuttgart – Der Kickers-Trainer Edgar Schmitt hat nicht zu viel versprochen. Die Zuschauer sind Freitag Abend zufrieden nach Hause gegangen, kein Wunder nach so einem 4:4 (0:3) gegen den VfB Stuttgart II. „Ein Punkt für die Moral“, sagte Kapitän Alexander Rosen.

Die Stuttgarter Kickers hatten am Freitag ihre neuen Heim-Trikots mit den langen Ärmeln angezogen. Doch im Gazi-Stadion auf der Waldau wurde es niemand kalt, den Spielern nicht, und den 5875 Zuschauern erst recht nicht; das Derby gegen den VfB II hielt beim 4:4 (0:3) von der ersten bis zur letzten Minute alles, was Fußball so spannend macht. Wobei der Kickers-Manager Joachim Cast nach dem Schlusspfiff zugab: „Das Spiel war eigentlich schon dreimal verloren.“

Zumindest zweimal. Beim 0:3 zur Pause und beim Stande von 1:4 rund 20 Minuten vor dem Abpfiff. Doch die Kickers hatten das, was sie zuletzt in München (nur 3:3 nach 3:0) nicht hatten: das Glück des Tüchtigen. Nachdem Bashiru Gambo nach schöner Vorarbeit von Traut bereits auf 2:4 verkürzt hatte (74.), gelangen dem Tabellenletzten der dritten Liga in einer dramatischen Schlussphase innerhalb von zwei Minuten zwei weitere Treffer. Erst traf Angelo Vaccaro nach einem Eckball per Kopf zum Anschluss – und dann Alexander Rosen aus dem Gewühl heraus zum Ausgleich: „So ein Spiel habe ich in meiner nun zehnjährigen Laufbahn noch nicht erlebt“, gab der Kapitän hinterher zu – und sagte: „Das war ein Punkt für die Moral.“ Und zwar insofern, als die Kickers am Ende nun auch mal eine Partie zu ihren Gunsten umgebogen haben.

Danach sah es zur Pause ganz und gar nicht aus, als die Fans die Mannschaft mit Pfiffen in die Kabine begleiteten, in der der Trainer Edgar Schmitt gar nicht viel sagen musste, außer: „Ihr habt nichts mehr zu verlieren.“ Denn bereits nach acht Minuten waren die Kickers in Rückstand geraten, durch einen strammen Schuss des großen VfB-Talents Julian Schieber. Mein lieber Schieber, dachte da selbst Schmitt. Sein Kommentar: „Ein klasse Junge.“ Und klasse spielte der VfB weiter, auf ein Tor, das von Manuel Salz, der bis zur Pause einen höheren Rückstand als das 0:3 durch Treffer von Daniel Didavi und dem starken Clemens Walch bei dessen Debüt verhinderte. „Da haben wir naiv gespielt“, sagte der Kickers-Trainer und fügte hinzu: „Unsere Abwehr war auf Urlaub.“ Anders ausgedrückt: ein Defensivverhalten fand ebenso wenig statt wie ein Zweikampfverhalten – es brannte nicht nur im Block der Gästefans (bengalisches Feuer), sondern vor allem im Strafraum der Kickers lichterloh.

Der Kopfballtreffer von Marcus Mann nach dem ersten Eckball in der 52. Minute (!) brachte zwar Hoffnung, aber noch keinen Sturmlauf, und nach dem 1:4 durch Klauß gab selbst der sonst so optimistische Schmitt zu: „Da habe ich nicht mehr so recht an die Wende geglaubt.“ Seine Spieler offensichtlich schon, was dafür spricht, dass die Mannschaft intakt ist. Je länger das Spiel dauerte, desto mehr witterten die Kickers – mit dem Publikum im Rücken – ihre Chance, und der VfB-Trainer Rainer Adrion sagte später: „Was in der letzten Viertelstunde passiert ist, hat mich erschreckt.“ Im Gefühl des sicheren Sieges jedenfalls versuchte der VfB das Ergebnis über die Zeit zu bringen, was prompt schief ging. Adrion: „Wenn das Spiel noch zwei, drei Minuten länger gegangen wäre, hätten wir es wahrscheinlich verloren.“

Vielleicht ärgerte sich der Kollege Edgar Schmitt deshalb so über den pünktlichen Abpfiff des Schiedsrichters, dass er zunächst aufgebracht in die Kabine marschierte. Doch kurz darauf wechselte die Wut in Mut: „Wenn wir so weitermachen, bin ich überzeugt, dass wir den Klassenerhalt schaffen.“

Joachim Klumpp, Stuttgarter Zeitung