Kickers retten gegen VfB einen Punkt

VfB II gibt in einem verrückten Spiel eine 4:1-Führung aus der Hand – Kickers anfangs desolat

Stuttgart – Verrückter geht es kaum: Die Stuttgarter Kickers haben im Drittliga-Derby gegen den VfB Stuttgart II noch ein 4:4 geholt – obwohl sie schon 0:3 und 1:4 zurücklagen. In der Tabelle hilft den Blauen dieser Punkt nicht wirklich weiter, doch Kapitän Alexander Rosen hofft: „Das muss uns Selbstvertrauen geben.“

Fangen wir mit den schlechten Nachrichten für die Kickers an: Die Truppe von Trainer Edgar Schmitt spielte in Halbzeit eins derart schwach, dass die Leistung mit dem Wort desolat beinahe noch unzureichend beschrieben ist. Und: Der Punkt, den sie am Ende dieses Drittliga-Derbys noch ergatterten, ist im Grunde viel zu wenig, um endlich mal einen Schritt nach vorn zu kommen.

Doch dieser denkwürdige Abend im Gazistadion auf der Waldau wäre nicht ausreichend nacherzählt, wenn nun nicht das große „Aber“ folgen würde. Die Blauen haben zwar nicht gewonnen, aber aus einem längst verlorenen Spiel irgendwie noch ein 4:4 gemacht. „Das“, sagte Kickers-Kapitän Alexander Rosen, „muss uns Selbstvertrauen geben. Wir haben es endlich geschafft, das Glück zu erzwingen.“ Glück – und am Ende viel Kampfgeist. Mehr war nicht an diesem Abend bei den Blauen. Aber das hat für einen Punkt gereicht.

Nicht, weil sich die Kickers um ein Vielfachers gesteigert hätten, sondern weil der VfB II es nicht schaffte, das Spiel locker nach Hause zu schaukeln. „Wir hatten“, klagte VfB-Mittelfeldspieler José-Alex Ikeng, „die drei Punkte schon im Kopf.“ Und das war auch kein Wunder.

Denn das, was das Team von Rainer Adrion in den ersten 45 Minuten ablieferte, beschrieb Kickers-Manager Joachim Cast ganz treffend: „Die erste Halbzeit“, sagte er, „war eine Fußball-Demonstration.“ Oder wie es Schmitt ausdrückte: „Da war unsere Abwehr auf Urlaub.“ Die Roten kombinierten, die Blauen staunten – und hätten noch viel hoffnungsloser zurückliegen können. Julian Schieber (8.), Daniel Didavi (32.) und Clemens Walch (42.) trafen, zahlreiche weitere Topchancen ließ der VfB II aber aus.

Nach der Pause waren die Kickers zwar ein wenig bemühter, das 1:3 (52.) durch Marcus Mann fiel dennoch aus heiterem Himmel. Und nach dem 4:1 für den VfB durch Michael Klauß in der 70. Minute war von einem Aufbäumen der Kickers erst recht keine Rede mehr. Doch das täuschte.

Bashiru Gambo sorgte in der 72. Minute für Hoffnung, in der turbulenten Schlussphase traf dann erst Angelo Vaccaro, dann machte Rosen den Punktgewinn perfekt. „Wir haben keinen Widerstand mehr geleistet“, klagte VfB-Trainer Adrion, der innerlich kochte. Die Blauen dagegen haben immerhin „gezeigt, dass wir die Kraft haben, so ein Spiel zu drehen“ (Mann). Das zuletzt so intensive Training hat sich anscheinend ausgezahlt, nur mit dem Gewinnen hat es eben wieder nicht geklappt. Aber das, glaubt Schmitt, ist nur eine Frage der Zeit. „Wir müssen einfach so weitermachen“, sagte der Coach, „dann schaffen wir es.“

Hoffentlich hat er da die zweite Halbzeit gemeint.

Jürgen Frey, Stuttgarter Nachrichten

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