Presse zu Stuttgarter Kickers – Wuppertaler SV (0:1)

Die Durchhalteparolen werden leiser
Nach dem 0:1 der Kickers gegen Wuppertal besteht kaum noch Hoffnung auf den Klassenverbleib

STUTTGART. Das war es dann wohl. Die Stuttgarter Kickers kann jetzt nur noch ein Wunder vor dem Abstieg aus der dritten Fußballliga retten. Und bei den Planungen für die nächste Saison gibt es viele große Fragezeichen.

Von Joachim Klumpp

Die Mienen der Kickers-Verantwortlichen nach dem Schlusspfiff waren so trübe wie das Wetter auf Degerlochs Höhen. Tristesse pur herrschte nach dem 0:1 gegen den Wuppertaler SV, als sich nur noch Orlando Smeekes in Richtung Fanblock traute, der das Unheil erstaunlich gelassen hingenommen hatte. Sieht man einmal von einigen Sprechchören ab, die schon nach einer Stunde „aufhören, aufhören“ forderten.

Bereits zu diesem Zeitpunkt war offensichtlich, dass der Mannschaft nach der Pause das Aufbäumen fehlte, wohl auch der „Glaube an den Sieg“, wie es der Manager Joachim Cast ausdrückte. Damit ist schon nach zwei Spielen unter Rainer Kraft klar, dass auch der dritte Trainer der Saison wohl kaum mehr das Wunder vollbringen kann, selbst wenn der 46-Jährige tapfer betonte: „Solange wir rechnerisch noch eine Chance haben, werden wir nicht aufgeben.“

Doch die theoretische Möglichkeit auf den Klassenverbleib ist auch der einzige Hoffnungsschimmer. Denn wer, wie der Präsident Dirk Eichelbaum, gedacht hatte, das vermeintlich leichte Restprogramm erweise sich im Schlussspurt als Vorteil, muss sich eines Besseren belehren lassen. „Wenn man unter Druck steht, ist es nicht leicht, auch noch kreativ zu sein“, sagte der Abwehrspieler Markus Ortlieb. Zumal der Trainer viel riskiert, aber nichts gewonnen hat. Kraft stellte auf eine Dreierkette um. Der Schuss ging schon in der sechsten Minute nach hinten los, weil die indisponierte Abwehr Wuppertal zum 1:0 förmlich einlud.

Cast sagt: „Man muss jetzt der Realität ins Auge blicken.“ Dennoch appelliert der Präsident an die Ehre der Spieler. „Das war heute der gefühlte Abstieg“, sagte Dirk Eichelbaum, „aber wir müssen möglichst viele Punkte holen – und dann sehen, was passiert.“ Auch wenn es der Kickers-Chef nicht explizit aussprechen wollte, so hat er wohl die Hoffnung im Hinterkopf, dass ein Verein keine Lizenz erhalten könnte (siehe auch „Die Spielordnung“). „Wir spekulieren nicht darauf, aber es wäre ärgerlich, wenn wir in so einem Fall Letzter wären.“ Denn drei Konkurrenten wird es kaum erwischen.

Ganz abgesehen davon, dass auch die Kickers ihre Hausaufgaben erledigen müssen. Denn finanziell, da muss man kein Prophet sein, werden die Blauen die Saison mit roten Zahlen abschließen. Zumal der kalkulierte Zuschauerschnitt von 4000 nach den – trotz der Kampagne „Blaublut braucht dein Herzblut“ – nur 2600 Besuchern am Samstag zusehends außer Reichweite gerät.

Zwar haben die Kickers beim DFB die Lizenzunterlagen für die Regionalliga eingereicht, die auf einem Etat von etwa 1,5 Millionen Euro basieren, doch auch der muss erst einmal mit Leben gefüllt werden. Denn die höheren TV-Einnahmen für die dritte Liga (künftig 800 000 Euro), erweisen sich für die Kickers nun höchstwahrscheinlich als Bumerang, weil die zulasten der vierten Liga gehen, in der künftig nur noch etwa 120 000 Euro pro Saison ausgeschüttet werden.

Bleibt die Frage, wie es weitergeht. Mit dem Manager Joachim Cast? Der sagt nur: „Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, darüber zu diskutieren.“ Mit welchen Spielern? Mann und Traub könnten dazugehören, Tucci und Schürg, die jungen wie Gentner und Ivanusa ebenfalls – sofern die keine besseren Alternativen haben. Und natürlich mit welchen Trainer? „Es gibt naheliegende Kandidaten und weniger naheliegende“, sagt Cast. Dazu zählen die internen Lösungen mit dem Oberligatrainer Björn Hinck, vielleicht sogar Alexander Malchow, aber auch externe wie Peter Starzmann sind nicht auszuschließen.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Rainer Lorz betont zunächst einmal: „Wir werden alles daransetzen, dass es weitergeht.“ Wobei das in erster Linie von den Sponsoren abhängen wird, die rund eine Dreiviertelmillion Euro beisteuern müssten. Dabei sollen einige angedeutet haben, dass sie in der vierten Liga ihr Engagement beenden, andere werden wohl nur mit reduzierten Bezügen am Ball bleiben. Und der Trikotpartner Gazi? Der hat lediglich einen Kontrakt für die dritte Liga, doch Eichelbaum setzt auf die Treue des Firmenchefs: „Eduardo Garcia kommt am Mittwoch aus dem Urlaub zurück, dann werden wir das Gespräch suchen.“ Dabei reichte die Tristesse bis zu dessen Domizil nach Spanien – auch dort hat es am Samstag geregnet.

Stuttgarter Zeitung

Kickers ergeben sich ihrem Schicksal
Abstieg steht praktisch fest – Landeka suspendiert

Stuttgart – Auflösungserscheinungen bei Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers: Der Absturz in die Regionalliga ist nur noch theoretisch zu verhindern. Es knirscht an allen Ecken und Enden.

VON JÜRGEN FREY

Draußen machten die Fans nach dem 0:1 gegen den Wuppertaler SV ihrem Ärger Luft. „Vorstand raus“ und „Ihr macht unseren Club kaputt“ hallte es aus dem B-Block. Drinnen sprach Präsident Dirk Eichelbaum vom „gefühlten Abstieg“. Auch Präsidiumsmitglied Dieter Wahl mottete den Rechenschieber ein. „Den Rest können wir im Kopf ausrechnen“, ergänzte er. Ansonsten soll sich das Duo nicht mehr viel zu sagen haben. In der Führungsetage gärt es wieder einmal gewaltig. Das eine oder andere Aufsichtsratsmitglied trägt sich mit Rücktrittsgedanken. Der Präsident bleibt standhaft. Noch zumindest. „Jetzt hinzuwerfen, ist nicht meine Sache. Ich gehe davon aus, dass ich bis zu den Neuwahlen im November weitermache“, sagte Eichelbaum. Manager Joachim Cast hielt sich über seine Zukunft bedeckt: „Heute ist nicht der Tag, um über eine solche Entscheidung zu sprechen.“ Als möglicher Nachfolger wird unterdessen Martin Braun (zuletzt VfR Aalen) gehandelt.

Genau wie die Führungsriege verhielt sich auch das Team auf dem Feld: ohne Plan und Konzept. Nach der Pause ergab sich das Team hilf- und willenlos seinem Schicksal. Der neue Trainer Rainer Kraft drückte sich so aus: „Der hundertprozentige Glaube an den Ligaverbleib war im Spiel nicht zu erkennen.“ Die Umstellung auf Dreierkette blieb ohne Erfolg. Nach der Auswechslung von Mustafa Parmak schwand die letzte Hoffnung auf so etwas wie Spielkultur. Zumal Bashiru Gambo auf der Position vor der Abwehr fürs Grobe zuständig war.

Dass es in der Mannschaft haufenweise Probleme gibt, es immer wieder zu Undiszipliniertheiten kommt, ist seit Wochen bekannt. Es passt ins erschütternde Bild, das die Kickers abgeben, dass auch in dieser Hinsicht viel zu spät reagiert wurde. Vor dem Spiel gegen Wuppertal wurde Mittelfeldspieler Josip Landeka für den Rest der Saison suspendiert – er hatte mit Musik im Ohr Freistöße geübt.

Stuttgarter Nachrichten

Schnitt machen
VON JÜRGEN FREY

Wenn dem Trauerspiel gegen Wuppertal etwas Positives abgewonnen werden kann, dann das: Die Kickers haben früher als in den vergangenen Jahren Planungssicherheit. Dieser zeitliche Vorsprung sollte genutzt werden, um einen Neuanfang vorzunehmen. Wenn schon die Alternativen für einen Austausch der Führungsetage am Saisonende fehlen sollten, muss Präsident Dirk Eichelbaum zumindest den Mut haben, alte Lasten über Bord zu kippen. Die sportliche Leitung hat versagt: Sosehr Joachim Cast seine Qualitäten im wirtschaftlichen und administrativen Bereich haben mag, nach den vielen personellen Fehlgriffen ist ein Manager-Wechsel unabdingbar.

Damit einhergehen muss endlich ein tragfähiges Konzept für die Zukunft. Der Club steht vor dem Tiefpunkt seiner Vereinsgeschichte. Weitere kurzfristige und unrealistische Zielsetzungen würden auch noch die letzten Getreuen unter den Fans und Sponsoren vergraulen. Neue, kreative Ansätze sind gefragt. Und da bleibt den Blauen nur eine Chance: die verbliebenen Mittel umzuschichten, auf den Unterbau zu setzen, um später davon zu profitieren. Flankierende Maßnahmen müssten eine Qualifizierungsoffensive für Trainer sein oder die Idee vom familienfreundlichsten Verein im Land. Alles andere hätte mit nüchternem Kalkül leider wenig zu tun.

Stuttgarter Nachrichten

„Der gefühlte Abstieg“
Die Stuttgarter Kickers stürzen nach dem 0:1 gegen den Wuppertaler SV der Regionalliga entgegen

Stuttgart – Die Stuttgarter Kickers können jetzt wohl für die Regionalliga planen. Das Schlusslicht der dritten Fußball-Liga unterlag im Abstiegsduell zu Hause dem Wuppertaler SV mit 0:1 (0:1) und hat nach dem sechsten sieglosen Spiel in Folge nur noch theoretische Chancen auf den Klassenverbleib.

Von Beate Wockenfuß

Der Rückstand auf die Nichtabstiegsplätze ist auf acht Punkte angewachsen. Kaum vorstellbar, dass dies in den verbleibenden sechs Spielen noch aufzuholen ist. Denn nicht mal der 17. Platz würde zur Rettung reichen, da die Kickers das mit Abstand schlechteste Torverhältnis (- 28) der Liga haben. „Klar wird die Wahrscheinlichkeit geringer, aber es sind noch 18 Punkte zu vergeben“, betonte Rainer Kraft nach seinem zweiten Spiel als Cheftrainer. Und fügte zweckoptimistisch an: „So lange rechnerisch noch die Chance besteht, werden wir nicht aufgeben.“ Verteidiger Marcus Mann räumte zumindest ein: „Man muss realistisch sein, dass es jetzt sehr, sehr schwer wird.“ Die Vereinsführung ihrerseits hat den Rechenschieber bereits weggelegt. „Das war der gefühlte Abstieg“, erklärte Präsident Dirk Eichelbaum konsterniert. Und auch Manager Joachim Cast macht sich keine Illusionen: „Wir brauchen keine Durchhalteparolen mehr. Die Chancen sind auf das absolute Minimum gesunken.“ Die Verantwortlichen hoffen nun wenigstens noch auf einen Abschied mit Anstand. „Wir wollen nicht sang- und klanglos gehen, sondern die Saison ordentlich zu Ende bringen und nicht auf dem letzten Platz abschließen“, betonte Eichelbaum und gewann der schier aussichtslosen Situation noch etwas Positives ab: „Weil der Druck jetzt weg ist, ist vielleicht noch das Maximale möglich.“Die Partie gegen die harmlosen Wuppertaler war ein Spiegelbild der gesamten Saison: Sowohl die spielerischen Mittel als auch die nötige Effizienz fehlten. „Die Qualität ist da. Sie konnte nur nicht ausgespielt werden. Und deswegen stehen wir zu Recht da unten“, lautete das bittere Resümee von Cast. Damit haben die Kickers jetzt zumindest relative Planungssicherheit. Die Gespräche mit den Spielern laufen schon. Bis auf Bashiru Gambo hat keiner einen Vertrag, der auch für die Regionalliga gilt. Die nächsten Spiele werden zeigen, wen die Kickers überhaupt halten wollen.Bei den Fans war die Grenze der Leidensfähigkeit erreicht. Mit „Vorstand raus“-Rufen und „Ihr macht unseren Club kaputt“ ließen sie ihrem monatelang aufgestauten Frust noch während des Spiels freien Lauf. Auch die x-te taktische Umstellung hatte nicht zum Erfolg geführt. Die Kickers kamen in dem neuen 3-5-2-System nach dem frühen Gegentor von Tobias Damm (6.) überhaupt nicht zurecht. Der Glaube daran, noch gewinnen zu können, wich der Angst und der Verunsicherung. Während sich die „Blauen“ in der ersten Hälfte noch Chancen erarbeiteten, war nach der Pause die Luft endgültig raus. Das Team zeigte sich mutlos, kraftlos und hilflos. „Die Mannschaft kam mir merkwürdig gehemmt vor“, sagte Eichelbaum. Die Spieler waren physisch und psychisch am Ende. „Da spielen auch die Nerven eine Rolle. Wir haben verkrampft. Wenn der Druck zunimmt, ist es schwer, den Kopf frei zu haben und den Gegner auszuspielen“, gewährte Verteidiger Markus Ortlieb einen Einblick ins Innenleben.Gestern und heute hatten die Spieler frei und Gelegenheit, sich mit der neuen Situation auseinanderzusetzen. „Da kann sich jeder selbst überprüfen. Wer noch nicht bei 100 Prozent war, hat die Chance zuzulegen“, sagte Kraft. Und: „Wir haben gegenüber dem Verein die Verpflichtung, die Saison ruhig zu Ende zu spielen – egal, was passiert.“ Die erste Station der Abschiedstour ist am Samstag (14 Uhr) Dresden.

Statistik
Stuttgarter Kickers: Salz – Mann (72. Gentner), Ortlieb, Traub – Deigendesch, Gambo – Traut, Parmak (46. Tucci), Ivanusa – Galm (55. Schürg), Smeekes.

Wuppertaler SV: Maly – Neppe, Fischer, Schäfer, Lejan – Stuckmann – Müller (85. Weikl), Hammes, Lintjens – Damm (88. Mahrt), Reichwein (81. Heinzmann).

Schiedsrichter: Benedum (Mehlingen).

Zuschauer: 2600.

Tor: 0:1 Damm (6.).

Gelbe Karten: Traub, Mann / Maly, Stuckmann, Reichwein, Lintjens.

Beste Spieler: Gambo, Salz / Maly, Hammes.

Eßlinger Zeitung

Vorberichte II: Stuttgarter Kickers – Wuppertaler SV

Heimspiel gegen Wuppertal

Kickers hoffen auf „Herzblut“
STUTTGART (hh). Die Aktion kommt spät, bei sieben noch ausstehenden Spielen und sieben Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz kommt sie für viele Beobachter gar zu spät. Dennoch will der Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers nichts unversucht lassen, um den Fall in die Bedeutungslosigkeit zu verhindern. Also haben die Kickers vor dem Heimspiel heute (14 Uhr) gegen den Wuppertaler SV die Werbekampagne „Blaublut braucht dein Herzblut“ aus der Taufe gehoben, um mit der Unterstützung der Zuschauer den Klassenverbleib zu realisieren.

Mit ihrer Plakat- und Flyeraktion wollen die Kickers ihren Anhang zum Saisonfinale zu einem Besuch im Gazi-Stadion in Degerloch auffordern. „Wenn wir eine Siegesserie starten, kann diese Kampagne Kult werden“, sagt der Präsident Dirk Eichelbaum, der weiß, dass es für die Stuttgarter bereits fünf vor zwölf Uhr ist. Gegen den Tabellen-15. aus Wuppertal muss zwingend ein Sieg her, um die Chancen auf den Klassenverbleib zu wahren. Der neue Trainer Rainer Kraft, der beim 1:1 gegen Jahn Regensburg mit Mustafa Parmak, Simon Köpf, Danny Galm und Marcel Ivanusa vier neue Akteure einsetzte, will seine Elf nur geringfügig ändern.

Stuttgarter Zeitung

Kickers: 13 Punkte aus sieben Spielen

Stuttgart (jük) – Die Lage der Stuttgarter Kickers wird immer prekärer: Vor dem Spiel an diesem Samstag (14 Uhr/Gazistadion) gegen den Wuppertaler SV fehlen dem Fußball-Drittligisten sieben Punkte auf einen Nichtabstiegsrang – eigentlich hilft den Blauen nur ein Dreier im Kampf um den Klassenverbleib. Doch Trainer Rainer Kraft will nicht von einem Endspiel sprechen, um den psychischen Druck auf die Mannschaft nicht noch zusätzlich zu erhöhen. „Wir haben noch sieben Spiele“, rechnet der 46-jährige Kickers-Trainer vor, „wenn wir dabei 13 Punkte holen, dürften wir gerettet sein. Ich glaube, 38 Zähler reichen zum Ligaverbleib.“

In der Vorbereitung auf die Partie gegen Wuppertal hat Kraft die Devise ausgegeben, sich so zu verhalten, als wäre das Spiel das erste dieser Saison – die Profis sollen ganz unverkrampft, ohne gedanklichen Ballast zur Sache gehen. „Wir wollen Spaß am Fußball vermitteln, und wir wollen die maximale Konzentration auf diese Partie.“ Allerdings wird Kapitän Alexander Rosen nur von der Tribüne aus zuschauen – der 30-Jährige fällt mit einer entzündeten Achillessehne aus. Als Unterstützung für die Blauen hat sich Ministerpräsident Günther H. Oettinger (CDU) im Gazistadion angekündigt.

Stuttgarter Nachrichten

Vorberichte Stuttgarter Kickers – Wuppertaler SV

„Nach vorne schauen“
Nachgefragt bei Rainer Kraft

Nach dem 1:1 gegen Regensburg stehen die Stuttgarter Kickers im Heimspiel gegen den SV Wuppertal morgen (14 Uhr/Gazi-Stadion) noch stärker unter Druck. Ein Sieg ist dringend nötig, um die Chance auf den Klassenverbleib in der dritten Fußballliga zu wahren. „Wir werden dieses Spiel so angehen, als wäre es das erste der Saison“, sagt der neue Kickers-Trainer Rainer Kraft im Gespräch mit Johannes Scharnbeck.

Herr Kraft, am Mittwoch war der Kickers-Torhüter Manuel Salz der große Pechvogel, als ihm der Ball gegen das Kinn geschossen wurde und Regensburg den Abpraller zum 1:1 nutzte. Salz musste nach dem Spiel ins Krankenhaus. Wie geht es ihm?

Manuel geht es wieder gut. Er hat eine Prellung im Gesicht erlitten, war gestern aber wieder im Training.

Und wie geht es Ihnen?

Ich war gleich nach dem Spiel gegen Regensburg erstaunlich ruhig. Ich habe es abgehakt, schaue nur nach vorne und konzentriere mich allein auf Wuppertal. Auch die Stimmung in der Mannschaft ist der Situation entsprechend. Die Spieler sind enttäuscht, weil wir nur einen Punkt geholt haben. Aber wer weiß, wie wichtig er noch werden wird.

Edgar Schmitt ist zurückgetreten, weil er von der mangelnden Einstellung der Mannschaft enttäuscht war. Gegen Regensburg hatte Orlando Smeekes zunächst ein falsches Trikot angezogen. Diese Unkonzentriertheiten müssen Sie doch auf die Palme bringen?

Die Aktion von Orlando ist eigentlich eine Lappalie. Wenn sich jedoch viele Kleinigkeiten addieren und sich einige aus dem Kader benehmen, als wären sie Champions-League-Spieler, dann wird man verrückt. Gegen Regensburg hat ansonsten aber jeder darauf geachtet, dass die Regeln eingehalten werden, und wir wollen von den Disziplinlosigkeiten jetzt nicht mehr reden.

Sie sind mit Schmitt gut befreundet. Wie schwer ist es, seine Nachfolge anzutreten?

Während der ersten Tage war es schwer, weil es für mich so unerwartet kam. Am Dienstag haben Eddy und ich aber ein langes Gespräch geführt. Wir haben einen Strich gezogen – natürlich nicht unter unsere Freundschaft. Und mittlerweile kann ich meine Gefühle auch ausblenden.

Welche Impulse können Sie noch setzen?

Wir werden uns ganz gezielt auf das nächste Spiel gegen Wuppertal vorbereiten und uns nur auf diese Partie konzentrieren. Wir werden nicht an das Auswärtsspiel gegen Dynamo Dresden oder irgendetwas anderes denken. Nur Wuppertal zählt. Ansonsten haben Alexander Malchow und ich nur Kleinigkeiten verändert.

Ist das Heimspiel gegen Wuppertal schon die letzte Chance für die Kickers?

Nein. Wir werden dieses Spiel so angehen, als wäre es das erste der Saison. Ohne Wenn und Aber. Bis dahin klammern wir alles aus – und danach haben wir noch sechs Spiele.

Stuttgarter Zeitung

SOS auf der Waldau: Kickers bitten um Hilfe
Blaublut braucht Herzblut: Werbekampagne soll noch mehr Fans im Kampf gegen Abstieg mobilisieren

Stuttgart – Die Kampagne kommt spät, vielleicht zu spät. Aber im Kampf gegen den Abstieg hilft den Stuttgarter Kickers jedes Prozent mehr an Aufmerksamkeit. Jetzt mobilisieren sie die Fans aus Stuttgart und der Region.

VON GUNTER BARNER

Weiß der Geier, warum die Chefstrategen des Fußball-Drittligisten so spät mit einer Kampagne in die Offensive gehen, die schon nach der Winterpause ihr Fälligkeitsdatum erreicht hatte. Denn rein nach Gefühl ist der Traditionsclub aus Degerloch sieben Spieltage vor Saisonschluss schon rettungslos verloren. Sieben Punkte Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz sind mehr, als die Hoffnung vertragen kann. Und das unglückliche 1:1 gegen Jahn Regensburg am Mittwochabend stärkte auch nicht gerade die Ambitionen, sämtliche Wetten auf den Klassenverbleib zu erhöhen. Zwar führten die Blauen durch einen Treffer von Danny Galm (68.), aber nur neun Minuten später glich Stoilov für die Gäste aus Bayern aus. Sagen wir es so: Es wirkte wieder mal nicht so, als könne der blaue Vulkan im nächsten Moment Feuer und Lava spucken.

Und Rainer Kraft, der neue Trainer, ist nun mal kein Magier. Seine Möglichkeit, kurzfristig auf die Mannschaft einzuwirken, ist so limitiert wie die Ballbehandlung der meisten Kickers-Profis. In solch aussichtslosen Fällen wird gern das Publikum in die Pflicht genommen – als zwölfter Mann, obwohl die Kickers locker zwanzig vertragen könnten.

Zwar haben die Kapitäne auf der Waldau-Titanic extrem lange gebraucht, bis diese Erkenntnis auch auf ihrer blauen Brücke reifte, aber erstens – so erzählt Marketingvorstand Dieter Wahl mit todernster Miene – wollte man die Imagekampagne mit Bäcker Lang nicht stören, und zweitens sei solch eine Aktion mit Plakaten, Flyern und Pick-up-Cards nicht von heute auf morgen aus dem Boden zu stampfen.

Gerti Eisele, Chefin der Stuttgarter Werbeagentur Wire, wirkt zwar nicht so, als brauche sie ein Menschenleben, um solch eine Kampagne zu entwickeln, aber sie und ihr Team meinen es zweifelsohne gut mit den Kickers. „Es ist nie zu spät“, sagt Gerti Eisele und lächelt alle Zweifel weg.

Es war eben wie so oft bei der Überlebenskämpfer-Gemeinschaft unterm Fernsehturm: Erst waren sie sich nicht einig, dann hatten sie keine Idee – und das alles durfte auch nichts kosten. „Die Kampagne ist unser Sponsoring“, sagt Gert Eisele.

Jetzt baut der Tabellenletzte der dritten Liga also auf die Initialzündung durch eine Plakataktion: „Blaublut braucht dein Herzblut. Kämpf mit uns ums Überleben. Komm ins Stadion!“ Die nächste Möglichkeit für den zuletzt durchaus überschaubaren Kreis von Kickers-Sympathisanten bietet sich diesbezüglich am kommenden Samstag, wenn die Kickers den Wuppertaler SV empfangen (14 Uhr, Gazistadion), der sich auch noch nicht aller Abstiegssorgen entledigen konnte.

„Die Werbekampagne kann Kult werden, wenn wir jetzt eine Siegesserie starten“, sagt Präsident Dirk Eichelbaum und macht ein Gesicht, als habe er das in der Bibel gelesen. Der Glaube an den Klassenverbleib ist jedenfalls unverändert den Schweiß der Edlen wert. „Solange wir rechnerisch noch eine Chance haben, werden nicht aufgeben“, sagt Dieter Wahl. Jetzt will er Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Sport ins Stadion locken. „Ministerpräsident Günther Oettinger hat neulich im Derby gegen den VfB Stuttgart den Anstoß gemacht“, sagt Wahl. Schön, aber zehn Minuten später war er wieder weg.

Stuttgarter Nachrichten

Kickers ohne Rosen gegen Wuppertal

Stuttgart (bw) – In der dritten Fußball-Liga beginnt der Endspurt. Am 32. Spieltag empfangen die Stuttgarter Kickers morgen (14 Uhr) den Wuppertaler SV. Der VfB Stutt­gart II tritt bereits heute (19 Uhr) beim SV Sandhausen an.

Stuttgarter Kickers
Die Kickers hatten nur wenig Zeit zum Durchatmen. Drei Tage nach dem Nachholspiel (1:1) gegen Regensburg kämpft morgen im Tabellen-15. Wuppertal erneut ein direkter Konkurrent im Gazi-Stadion um Punkte im Abstiegskampf. Das unglückliche Remis ist abgehakt, die volle Konzentration gilt jetzt der nächsten Gelegenheit, die Aufholjagd zu starten. Nur noch sieben Spiele bleiben dem Tabellenschlusslicht, um in die Nichtabstiegszone zu klettern, die momentan sieben Punkte entfernt ist. „Wenn wir gegen Wuppertal gewinnen, dann kann noch alles passieren“, hofft der neue Coach Rainer Kraft auch auf einen Schub fürs Selbstvertrauen. Verzichten muss er morgen auf Kapitän Alexander Rosen. Der Mittelfeldspieler, der gegen Regensburg in der 60. Minute angeschlagen ausgewechselt wurde, laboriert an einer Reizung der Achillessehne und muss einige Tage pausieren. Entwarnung gab es dagegen bei Manuel Salz. Der Torhüter war am Mittwoch vor dem Ausgleich vom Ball im Gesicht getroffen worden. Im Krankenhaus wurde nur eine Prellung diagnostiziert, sodass Salz bereits gestern wieder am Training teilnehmen konnte und gegen Wuppertal zwischen den Pfosten steht. Und auch Moritz Steinle kehrt nach auskurierter Gehirnerschütterung in die Startformation zurück.

So wollen sie spielen: Salz – Steinle, Mann, Traub, Gentner – Traut, Gambo, Parmak, Ivanusa – Schürg, Galm.

Eßlinger Zeitung

StN: Kickers-Notruf im Überlebenskampf

Blaue Werbekampagne

Stuttgart – Es hat verdammt lange gedauert. Jetzt hat es bei den Stuttgarter Kickers endlich Klick gemacht. Mit einer breit angelegten Werbekampagne aus Plakaten, Flyern und Pick-Up-Cards wollen die Blauen bis zum Saisonschluss noch einmal ihre Fans aus Stuttgart und der Region mobilisieren: „Blaublut braucht dein Herzblut. Kämpf mit uns ums Überleben. Komm ins Stadion!“

Inzwischen haben es auch die Führungskräfte auf der Waldau verstanden. Wenn auf dem Platz nicht viel zusammengeht, muss von den Rängen das Feuer kommen. Beim eher unglücklichen 1:1 gegen Jahn Regensburg peitschten 3100 Zuschauer den akut abstiegsgefährdeten Drittligisten nach vorn. Schon am Samstag im Heimspiel gegen den SV Wuppertal (14 Uhr, Gazistadion) sollen es deutlich mehr sein. „Wir brauchen jeden Fan“, sagt Präsident Dirk Eichelbaum. Und Vorstandsmitglied Dieter Wahl fleht: „Mit dem Publikum im Rücken können wir es noch schaffen. Wir brauchen die Fans, die uns ihr Herzblut geben.“

Sieben Punkte fehlen den Blauen bis zur Nichtabstiegszone. Sieben Spieltage stehen noch aus. Jetzt soll die kostenlose Kampagne der Stuttgarter Agentur Wire die Initialzündung für einen fulminanten Endspurt im Kampf um den Klassenverbleib liefern. „Es ist nie zu spät“, sagt Wire-Chefin Gerti Eisele. Kein Zweifel: Die Frau hat Herzblut.

Gunter Barner

Stuttgarter Nachrichten

Presse zu Wuppertaler SV – Stuttgarter Kickers (3:3)

Trainer Schmitt: „Wie eine Neurose“

Das Kickers-Trauma der späten Gegentore geht auch beim 3:3 in Wuppertal weiter

STUTTGART. Der Kickers-Trainer Edgar Schmitt ist nach dem 3:3 in der dritten Liga am Freitagabend in Wuppertal bedient gewesen. „Ich bin enttäuscht und verärgert zugleich“, sagte der Chefcoach, der in der Winterpause gerne einen Abwehrchef verpflichten möchte.

Von Joachim Klumpp

Freitag, der 13. – das konnte ja nicht gutgehen. Der 13. Spieltag der dritten Liga jedenfalls brachte den Stuttgarter Kickers kein Glück und damit auch nicht den erhofften ersten Saisonsieg. Das 3:3 war bereits das fünfte Remis in sechs Spielen unter der Ära Edgar Schmitt, und in diesem Fall eindeutig eine gefühlte Niederlage.

Der Innenverteidiger Marcus Mann war jedenfalls auch am Tag danach noch wie geschockt . „Das tut richtig weh.“ Ähnlich sah es auch sein Trainer Edgar Schmitt: „Ich bin nicht nur enttäuscht, sondern auch verärgert.“ Darüber, dass es die Mannschaft – zum wiederholten Male – nicht verstanden hat, einen scheinbar sicher geglaubten Sieg über die Runden zu bringen. 3:1 stand es nach 83 Minuten durch Gambos Treffer. „Das ist fast schon wie eine Neurose“, sagt der Trainer, nach dem Motto: wir packen es doch nicht.

„Darüber müssen wir mit den Spielern sprechen.“ Sie weiter starkreden, bis es reicht. Denn zumindest eines stimmt positiv: die Mannschaft hat gezeigt, dass sie mit allen Clubs mithalten kann. Und das könnte noch der entscheidende Vorteil zu den Abstiegskonkurrenten wie Burghausen und Regensburg werden, die gegen Spitzenteams schon deutliche Niederlagen einstecken mussten. Dennoch weiß auch der Trainer: „Wir müssen langsam einmal anfangen zu gewinnen.“ Unentschieden helfen auf Dauer nicht weiter.

Im Gegenteil. In der Art und Weise vom Freitag bauen sie das Selbstvertrauen der Mannschaft nicht gerade auf. Die spielerisch limitierten Gastgeber versuchten es immer wieder mit langen Bällen auf Dirk Heinzmann – mit Erfolg. „Wir haben kein einziges Kopfballduell gewonnen“, sagt Schmitt und nimmt deshalb verstärkt seine Abwehrspieler in die Pflicht: „Da muss ich mir als Gegenspieler auch mal etwas einfallen lassen und aggressiv zur Sache gehen, aber die gegnerischen Stürmer haben keine Angst vor uns.“ Marcus Mann weiß, dass defensiv nicht alles nach Plan läuft: „Da sind wir als Verteidiger schon gefordert.“ Aber im Moment spielt die Angst mit, speziell bei Flanken. Schmitt ist vor dem letzten Freistoß schon freiwillig in Richtung Kabine gegangen, „weil ich wusste: da passiert was“.

Wie lange der Trainer noch so zuschaut? Im Moment sind ihm personell die Hände gebunden, aber spätestens in der Winterpause, wenn der Transfermarkt noch einmal geöffnet ist, besteht Handlungsbedarf. „Wir brauchen einen Abwehrchef“, sagt Schmitt, „wenn möglich, sollten wir auf dieser Position etwas tun.“ Weder Jens Härter, noch Marcus Mann noch Marcel Rapp traut der Trainer diese Rolle offensichtlich zu, und auf den Außenverteidigerpositionen ist der Kader sowieso schon dünn besetzt.

Doch bei allen Problemen in der Defensive sollte nicht vergessen werden, dass die Mannschaft nach vorne durchaus höheren Ansprüchen genügt. „Ich denke, da gehören wir vielleicht sogar zum oberen Drittel der Liga“, sagt Schmitt, der in Wuppertal vor allem von Orlando Smeekes angetan war. Der Niederländer bereitete nicht von ungefähr das erste Tor vor und markierte das zweite selbst. „Er war richtig stark und wird noch besser, sobald er hundertprozentig fit ist.“

Auch mit Rosen und Gambo, selbst Vaccaro und Schürg ist Schmitt zufrieden. „Es gibt tausend Sachen, die richtig gut sind.“ Aber leider eine, die ganz schlecht ist: die Kickers bekommen zu viele Gegentore. Und mit dem Resultat aus Wuppertal haben sie auch noch einen (unrühmlichen) Vereinsrekord aufgestellt: 13 Spiele in Serie ohne Sieg.

Wuppertal: Maly – Weikl (30. Erfen), Barg, Markolf, Stuckmann – Schäfer – Reichwein (46. Damm), Jerat, Lejan – Altin (46. Rietpietsch) – Heinzmann.

Stuttgart: Salz – Reiß, Mann, Ortlieb, Landeka (67. Härter) – Rosen, Gambo, Kettemann – Traut, Vaccaro (46. Schürg), Smeekes (64. Deigendesch).

Stuttgarter Zeitung

Schmitt fordert neuen Abwehrchef
Ohne Verstärkung sieht Kickers-Trainer für die Blauen schwarz

Wuppertal/Stuttgart – Wieder sah die Defensive schlecht aus, wieder gab es zwei späte Gegentore. Nach dem 3:3 beim Wuppertaler SV steht für Trainer Edgar Schmitt fest: Ein neuer Abwehrchef ist für die Stuttgarter Kickers in der dritten Liga überlebenswichtig.

VON JÜRGEN FREY

Am Samstag suchte Edgar Schmitt ein bisschen Ablenkung und schaute sich die Bundesligapartie VfB Stuttgart gegen 1. FC Köln an. Ein Mann stach ihm dabei besonders ins Auge: Matthieu Delpierre. „Genau so einen brauchen wir“, sagte der Kickers-Coach nach einer Stippvisite in der Mercedes-Benz-Arena. Natürlich weiß Schmitt, dass dies so realistisch ist wie der Sprung der Blauen in die Champions League. Doch was er damit sagen will: Ein Hüne wie der 1,93 m große Franzose fehlt den Kickers im Abwehrzentrum. „Wir brauchen einen kopfballstarken Führungsspieler in der Innenverteidigung, sonst schaffen wir es nicht, das sieht doch jeder“, erklärt Schmitt.

Die nackten Zahlen jedenfalls sind eindeutig. Die Abteilung Attacke funktioniert: In den sechs Spielen unter seiner Regie gab“s 13 Tore. Das ist gehobenes Drittliganiveau. Doch hinten klingelte es insgesamt schon 30-mal. Das Ärgerliche daran: In Wuppertal verschenkten die Blauen zum sechsten Mal in dieser Saison in der Schlussphase wertvolle Punkte. „Wir lassen uns völlig amateurhaft hintenreindrängen, es fehlt einer, der das Team führt, körperlich präsent ist und die Abwehr dirigiert“, betont Schmitt – und ergänzt: „Mit so einem Spieler an ihrer Seite würden auch unsere restlichen Verteidiger wachsen.“

Das Problem: Ein erfahrener Abwehrchef kostet Geld. Geld, das die Kickers eigentlich nicht haben. Selbst ein Mann wie Kandidat Mischa Welm, der bei Schmitts Ex-Club VfR Aalen in die zweite Mannschaft abgeschoben wurde, wäre bei den Blauen ein Topverdiener. Doch Schmitt bleibt hartnäckig. „Es geht um die Zukunft des Vereins, da muss man auch mal ins Risiko gehen.“ Was Dirk Eichelbaum zu diesem Thema sagt? Erst einmal zuckt er leicht zusammen, dann spielt der Präsident auf Zeit: „Jetzt lassen wir mal die Winterpause kommen, dann analysieren wir, wer zu welchem Preis auf dem Markt ist.“ Sieben Spiele sind es noch vor Weihnachten. Sieben Spiele, in denen der aktuelle Kader alles dafür tun muss, damit der Abstand ans rettende Ufer nicht zu groß wird. Eichelbaum ist optimistisch: „Jetzt kommen die Duelle gegen Teams auf Augenhöhe.“ Eine Garantie für den ersten Saisonsieg ist dies aber noch lange nicht.

Stuttgarter Nachrichten

„Hinten zu naiv“

Stuttgarter Kickers verspielen beim 3:3 in Wuppertal kurz vor Schluss den Sieg

Wuppertal (hag) – Auch im 13. Anlauf hat es für die Stuttgarter Kickers nicht geklappt mit dem ersten Sieg in der dritten Fußball-Liga. Beim 3:3 (0:1) beim Wuppertaler SV waren die Kickers wieder mal nahe dran.

Bis kurz vor Schluss lagen die Kickers mit 3:1 vorne und waren zudem „die gefährlichere und bessere Mannschaft“, wie Trainer Edgar Schmitt betont. Die Tore von Angelo Vaccaro (4.), Orlando Smeekes (50.) und Bashiru Gambo (84.) schienen zu reichen, weil Wuppertal abgesehen vom Anschlusstreffer von Dirk Heinzmann (61.) nach vorne wenig zustande brachte. Am Ende kam es aber knüppeldick für die Stuttgarter: Erst verwandelte Heinzmann einen Foulelfmeter (86.), dann köpfte Michael Stuckmann in der Nachspielzeit zum 3:3-Endstand ein. „Wir sind hinten zu naiv gewesen“, bedauert Schmitt. „Wenn man so einen Mist baut in den letzten fünf Minuten.“

Mit dem Offensivspiel des Teams, das mit einem 4-3-3-System antrat, war der Trainer zufrieden, „da brauchen wir uns vor keinem zu verstecken“. Auch die konditionellen Mängel seien mittlerweile behoben, „wir sind topfit über 90 Minuten“. Als Baustelle bleibt die Defensive. „Große Defizite im Abwehrbereich“ hat Schmitt in Wuppertal gesehen. Dennoch blickt er zuversichtlich in die Zukunft. „Die Mannschaft gibt immer wieder Gas. Es ist eine logische Konsequenz, dass wir irgendwann gewinnen.“

Stuttgarter Kickers: Salz – Reiß, Mann, Ortlieb, Landeka (67. Härter) – Rosen, Gambo, Kettemann – Traut, Smeekes (64. Deigendesch), Vaccaro (46. Schürg).

Eßlinger Zeitung

Kickers vergeben zweifache Führung

Wuppertaler Last-Minute-Punkt
Für die Stuttgarter Kickers hat es erneut nur für ein Unentschieden gereicht. Gegen kämpfende Wuppertaler vergaben die Schwaben zwei Führungen und mussten sich letztendlich mit einem Punkt zufrieden geben.

Der Wuppertaler Trainer Christoph John schickte dieselbe Elf auf den Platz, die am Dienstag in Paderborn einen 1:0-Erfolg eingefahren hatte. Bei den Stuttgarter Kickers hingegen gab es nach dem 2:2-Remis gegen Union drei Veränderungen, gleich zwei davon in der Viererabwehrkette: Für Deigendesch rückte Reiß auf die rechte Seite, und Ortlieb stand für Rapp in der Innenverteidigung. Im Sturm sollte Smeekes anstelle von Schürg für Tore sorgen.

Die Kickers fanden schnell zu ihrem Spiel und gingen bereits nach fünf Minuten nach einem Zuspiel von Smeekes durch einen Treffer ihres Goalgetters Vaccaro in Führung. Zwar fanden die Wuppertaler bis zur Halbzeitpause besser in die Partie, zwingende Chancen der Gastgeber blieben jedoch Mangelware. Und auch die Kickers verpassten es in dieser Phase, weiter Druck zu machen, um die Führung auszubauen.

Erst in der zweiten Hälfte übernahmen die Gäste die Partie: In der 50. Minute konnte der Vorbereiter des ersten Tors, Smeekes, einen Abpraller zum 2:0 verwandeln. Nach dem zweiten Treffer ließen die Stuttgarter den Gastgebern zu viel Platz. Dadurch gelang Heinzmann, der von Damm bedient wurde, der 1:2-Anschlusstreffer (62.). In der Schlussphase wurde es dann noch einmal spannend: Zunächst stellte Bashiru Gambo in der 85. Minute mit dem 3:1 aus kürzester Distanz den Zwei-Tore-Vorsprung wieder her. Doch Wuppertal wehrte sich gegen die drohende Niederlage: Ein Foul von Mann an Stuckmann im Sechzehner brachte den Gastgebern nach 87 Minuten einen Elfmeter, den Heinzmann sicher zum erneuten Anschlusstreffer verwandelte. Kurz vor dem Abpfiff war es erneut eine Standardsituation, die für den Endstand sorgte: Stuckmann köpfte einen Freistoß zum 3:3-Endstand ins Tor.

Wuppertal erwartet am Samstag eine schwere Partie: Sie treffen in Düsseldorf auf den Tabellen-Dritten. Die Stuttgarter Kickers empfangen ebenfalls am Samstag Dynamo Dresden.

Kicker

Gute Karten für „Air-Heinzi“

von Thomas Besche

Nach seinen beiden Tore gegen die Kickers dürfte der Stürmer auch im Derby gegen die Fortuna erste Wahl sein.

Wuppertal. „Teamgeist und Moral sind da. Es wächst etwas zusammen“, sagt WSV-Trainer Christoph John und zieht ein positives Fazit einer anstrengenden englischen Woche. „Wir haben tüchtig Punkte geholt und uns in unseren Leistungen deutlich verbessert. Das Paderborn-Spiel hat das Selbstvertrauen gestärkt. Aber das Spiel gegen die Stuttgarter Kickers hat auch gezeigt, dass wir zu 100Prozent konzentriert sein müssen und nicht nachlassen dürfen“, so John. Der Kräfteverschleiß beim 3:3 gegen die Kickers war unverkennbar.

Ziel für das Derby gegen Fortuna Düsseldorf am kommenden Samstag in der LTU-Arena sei es, wieder mit einer ausgeruhten und frischen Mannschaft anzutreten. „Im Derby geht’s hoch her. In Düsseldorf müssen wir kompakt wie in Paderborn stehen. Wir können nicht davon ausgehen, jedes Mal ein Spiel zu drehen. Fortuna ist ein anderes Kaliber.“

Michael Stuckmann ging bereits mit einem grippalen Infekt ins Stuttgart-Spiel und wird die nächsten Trainingseinheiten pausieren. „Er ist im Moment eine Bank in der Abwehr und dazu auch noch gefährlich. Er ist in der Rolle des Leistungsträgers nicht wegzudenken“, sagt WSV-Trainer Christoph John. Tim Jerat zog sich eine Hüftprellung zu und wird ebenfalls mit dem Training aussetzen. Christopher Mahrt plagte zuletzt eine Mandelentzündung.
Wesentlichen Anteil daran, dass der WSV trotz eines 1:3-Rückstandes nach 84 Minuten noch ein 3:3 gegen die Kickers holte, hatte Stürmer Dirk Heinzmann mit seinen beiden ersten Saisontoren. „Er kam in den ersten Wochen weniger zur Geltung, aber wir wissen um seine Bedeutung innerhalb der Mannschaft und um seine Kopfballstärke.

Am Freitag hat für ihn alles gepasst“, sagt John über „Air-Heinzmann“, der ein Zuspiel von Tobias Damm verwertete und einen Elfmeter sicher verwandelte. Die Elfer schießt normalerweise Marcel Reichwein. Doch der war zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr im Spiel. „Ich war mir bei Heinzi 100prozentig sicher, denn er hat auch im Training eine sehr gute Quote. Er hat sich gegen die Kickers empfohlen, ein gutes Bewerbungsschreiben abgegeben“, meint John, ohne dem gebürtigen Düsseldorfer für den kommenden Samstag eine Auflaufgarantie zu geben.

Das hängt wie immer von Johns taktischer Ausrichtung ab. „Reichwein hat gegen Paderborn getroffen, Heinzmann zweimal gegen die Kickers. Wichtig ist, dass die Stürmer das Gefühl haben, dass sie wieder treffen“, sagt John.

Westdeutsche Zeitung

Vorberichte Wuppertaler SV – Stuttgarter Kickers

Geht es nach Edgar Schmitt müssen sich seine Stuttgarter Kickers heute im Auswärtsspiel beim Wuppertaler SV (19 Uhr) gar nicht besonders steigern, sondern genauso stark spielen wie in den letzten 65 Minuten am Dienstagabend beim 2:2 gegen Union Berlin. „Weil wir so gut waren, konnte Union nur schlecht spielen“, sagt der Kickers-Trainer: „So werden wir auch in Wuppertal erfolgreich sein und den ersten Sieg holen.“

Stuttgarter Zeitung

Schmitt riskiert seine Stimme
Kickers-Trainer redet seine Mannschaft vor dem Spiel in Wuppertal stark

Stuttgart – Die englische Woche in der dritten Fußball-Liga hat den Stuttgarter Kickers eine Niederlage und ein Unentschieden beschert. Als krönender Abschluss wäre ein Sieg herzlich willkommen, doch Gegner Wuppertal hat zuletzt eine erfolgreiche Miniserie gestartet.

VON JÜRGEN KEMMNER

Edgar Schmitts Stimme ist stark angegriffen. Das überrascht nicht: Die Stimmbänder des Kickers-Trainers sind in den vergangenen Wochen fast im Dauereinsatz – während der Spiele und besonders im Training. Der 45-Jährige muss seine Männer starkreden. „Es herrscht eine Verunsicherung im Team, ich muss die Jungs locker bekommen und ihnen die Angst nehmen.“ Der Coach geht vor der Partie am heutigen Freitag (19 Uhr) beim Wuppertaler SV mit bestem Beispiel voran und demonstriert Selbstbewusstsein satt. „Warum wird behauptet, wir seien beim 2:2 gegen Union Berlin nur deshalb so gut gewesen, weil die schlecht waren? Ich denke, dass wir wirklich stark waren.“

Mag sein. Allerdings haben nicht nur die Blauen ihre Psyche aufgefrischt, auch Wuppertal befindet sich im mentalen Höhenflug nach sieben Punkten in drei Spielen, darunter der Sieg in Paderborn. Der Wunsch, dass Wuppertal das Schlusslicht aus Degerloch unterschätzen möge, kommt Schmitt nicht in den Sinn. Wäre auch kontraproduktiv – wer seinem Team Lektionen in Sportpsychologie erteilt, geht selbstverständlich mit gutem Beispiel voran. „Wir vertrauen auf unser Potenzial und müssen nicht auf den Gegner schauen“, sagt der Coach.

Es mag ja zutreffen, dass Spiele vor allem im Kopf gewonnen werden, aber Fußball ist kein Schach, und deshalb geht“s ganz ohne Technik und Kondition nicht. Ziel Nummer eins für Schmitt: Die Kickers müssen über die vollen 90 Minuten auf dem Platz präsent sein. „Noch haben wir immer einen Durchhänger“, sagt er, „mal zu Beginn, mal gegen Ende – aber wir entwickeln uns in die richtige Richtung. Das geht nicht im Handumdrehen.“ Es dauert, bis Schmitts hartes Training erste positive Auswirkungen zeigt. Darüber hinaus stehen viele junge Spieler im Kader, die sich an die dünne Luft in der dritten Liga gewöhnen müssen. Der Lernprozess läuft auf psychischer und physischer Ebene, ein Sieg in Wuppertal würde ihn beschleunigen. Um den zu erreichen, riskiert Schmitt gern auch seine Stimme.

Stuttgarter Nachrichten

Beim Tabellen-13. Wuppertaler SV wollen die Stuttgarter an die zuletzt gegen Union Berlin (2:2) gezeigte Leistung anknüpfen. Trainer Edgar Schmitt will allerdings ein bis zwei Veränderungen in der Startformation vornehmen. Zum einen, um nach dem kraftraubenden Spiel am Dienstag die Belastungen innerhalb der Mannschaft „etwas umzuverteilen“ (Pressesprecher Frank Pfauth), zum anderen, um offensiver zu spielen. Schmitt plant mit einem 4-3-3-System statt dem bisherigen 4-2-2. Als dritter Stürmer wird wohl Orlando Smeekes ins Team rücken. In der Innenverteidigung könnte Jens Härter anfangen, der gegen Berlin für Marcel Rapp eingewechselt wurde. Ausfälle haben die Kickers, abgesehen von den Langzeitverletzten, keine zu beklagen.

So wollen sie spielen: Salz – Deigendesch, Mann, Härter, Landeka – Traut, Gambo, Rosen – Vaccaro, Schürg, Smeekes.

Eßlinger Zeitung