Stuttgarter Kickers gründen GmbH & Co. KG

Die Stuttgarter Kickers errichten eine GmbH & Co. KG, die Inhaberin der Transferrechte der Vertragsspieler des Vereins ist. Alleiniger Gesellschafter der persönlich haftenden Gesellschafterin, der Kickers Verwaltungsgesellschaft mbH, ist der Verein. Zu Geschäftsführern sind der Präsident des Vereins, Dirk Eichelbaum sowie der Manager Joachim Cast bestellt. Kommanditisten der Gesellschaft werden Gremienmitglieder des Vereins, die in dieser Saison dem Verein Darlehen zur Verfügung gestellt haben. Weitere Beteiligungen sind künftig möglich. Durch die Ausgliederung zukünftiger Transferrechte auf die GmbH & Co. KG wird die Eigenkapitalbasis des Vereins gestärkt, der die Mehrheit an der neuen Gesellschaft hält. Die Lizenz des DFB zur Teilnahme am Spielbetrieb verbleibt allerdings beim Verein.

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Welt: Klinsmanns Erben vor dem Konkurs

Den Stuttgarter Kickers droht in der Regionalliga die Insolvenz – „Traurig, was passiert“

Stuttgart – Die Auswahl der Musik hätte treffender nicht sein können. „The Final Countdown“ von der Gruppe Europe dröhnte aus den Boxen im Stadion an der Waldau, bevor die Stuttgarter Kickers in der Regionalliga Süd zu ihrem Nachholspiel gegen den SC Pfullendorf antraten. Das Lied hatte nachhaltige Wirkung. Denn die Profis des Tabellen-19. siegten 2:0 und schafften damit nicht nur den ersten Heimsieg der Saison, sondern den ersten Erfolg seit dem 26. Mai 2007 überhaupt.

Dennoch hält sich der Jubel in Grenzen. „Es war ein erster Schritt, mehr nicht“, sagt Stefan Minkwitz. Er ist der Trainer des 109 Jahre alte Traditionsverein aus dem Stadtteil Degerloch, aus dem so berühmte Spieler wie Jürgen Klinsmann, Guido Buchwald, Karl Allgöwer oder Fredi Bobic hervorgegangen sind.

Nach der enttäuschenden Hinrunde hatte der Verein in der Winterpause für das neue Jahr „die Mutter aller Rückrunden“ ausgerufen. Doch noch beträgt der Rückstand auf Platz zehn sieben Punkte. Den aber wollen die Kickers unbedingt erreichen, um in der neuen Saison Mitglied der dann neu eingeführten eingleisigen Dritten Liga zu sein.

Da es bis dahin aber noch ein weiter Weg und nicht wirklich abzusehen ist, ob die Kickers die Qualifikation schaffen, geht bei einigen Spielern die Angst vor der Zukunft um. Von der Vereinigung der Vertragsspieler (VdV) haben sie kürzlich einen Brief erhalten, in dem ihnen noch einmal aufgezeigt wurde, dass ihre laufenden Verträge bei einem Abstieg in die vierte Liga ungültig seien. Sie müssten sich arbeitslos melden, anderenfalls wären sie gesperrt und nicht spielberechtigt.

Derart düstere Aussichten lähmen offensichtlich die Glieder. Wobei die Qualität des Teams ohnehin nicht die beste ist. Wie selbst Präsident Dirk Eichelbaum findet, der seinen Angestellten kürzlich ein vernichtendes Urteil ausgestellt hat: „Aus dieser Truppe würde nicht mal Ottmar Hitzfeld was rausholen“, sagte der Kickers-Chef und fügte mit etwas Sarkasmus hinzu: „Sie dürfen weiterwursteln, bis sie sich arbeitslos gemacht haben.“

Harte Worte mit Blick auf einen Verein, der an der Seite des Lokalrivalen VfB Stuttgart, den „Roten“, einige Jahre durchaus eine Rolle im bezahlten Fußball gespielt hat. Vor dem Krieg waren die „Blauen“, wie die Kickers genannt werden, bekannt durch ihren „100-Tore-Sturm“ um Spieler wie Günter Sosna, Siegfried Kronenbitter oder Edmund Conen. 1989 und 1992 schafften sie den Aufstieg in die Bundesliga, 1987 erreichten sie sogar das DFB-Pokalfinale. Doch der sportliche Erfolg ging schon damals einher mit einem ständigen Kampf um die Existenz. Nur weil der inzwischen verstorbene Präsident und Brillenfabrikant Axel Dünnwald-Metzler, der von 1979 bis 2003 im Amt war, immer wieder mit privatem Geld aushalf, konnten die Kickers überleben.

Nach seinem Rücktritt war es Hans Kullen, der die Geschicke leitete. Der Versicherungskaufmann von der Schwäbischen Alb stellte Privatgeld als zinsloses Darlehen zur Verfügung, um den Verein am Leben zu erhalten. Dennoch gab es immer wieder Streit. Als Kullen keine Rückendeckung mehr spürte, warf er 2007 entnervt das Handtuch und wechselte in die Führungsetage des SSV Reutlingen. „Ich habe den Verein mit einem Guthaben von 601 000 Euro verlassen. Drei Monate später waren davon nur noch 136 000 übrig. Wo ist das ganze Geld geblieben?“, fragt er.

Nun fordert Kullen sein Darlehen von 450 276,62 Euro und Vertragszinsen in Höhe von 57 273,67 Euro zurück: „Das bin ich meinen Kindern und Enkeln schuldig.“ Er sagt, er habe seine Nachfolger mehrmals gebeten, ihm ein Angebot zu machen, wie die Angelegenheit am friedlichsten zu regeln sei. Doch bis heute sei keine Reaktion erfolgt. „Deshalb habe ich jetzt meinen Rechtsanwalt zur Durchsetzung meiner Interessen beauftragt“, sagt er.

Sollten die Kickers diesen Kampf verlieren, stehen sie vor der Insolvenz. Aus dem blauen Adel von einst sind Bettelmänner geworden. Weltmeister Guido Buchwald findet es „traurig, was dort abläuft. Mir blutet das Herz“.

Welt

Ex-Präsident klagt gegen Kickers

Ex-Präsident Hans Kullen hat gegen die Stuttgarter Kickers eine Klage eingereicht.

Nach Angaben des Klubs klage Kullen auf die „Zurückzahlung seines von ihm behaupteten Darlehens von 450.276,62 Euro sowie von Vertragszinsen in Höhe von 57.273,67 Euro“. Der Verein habe ein Anwalts-Büro eingeschaltet, um die Angelegenheit beim Landgericht Stuttgart klären zu lassen. „Eigentlich war es unvorstellbar, dass mein Vorgänger Klage gegen den Verein erhebt. Der Sache selbst treten wir jedoch gelassen entgegen“, so Kickers-Präsident Dirk Eichelbaum.

Sport1

Drei Stadien und noch viele Fragen

Diese Woche Spitzengespräch

Der Gemeinderat entscheidet Ende April über den Umbau des Daimlerstadions und die Finanzierung. Dabei muss auch geklärt werden, was mit den kleineren Stadien passiert. Der Plan, die Leichtathleten bei Laune zu halten, geht aber am Bedarf vorbei.

Von Jörg Nauke

Die Verhandlungen zwischen dem Ersten Bürgermeister Michael Föll (CDU) und dem Vorstand des VfB Stuttgart über den Umbau des Daimlerstadions in eine reine Fußballarena ohne Leichtathletiklaufbahn stehen vor dem Abschluss. An diesem Donnerstag wird das Konzept den Fraktionsvorsitzenden vorgestellt, am 2. April gibt es eine Pressekonferenz. Danach wird das Projekt in den Ausschüssen diskutiert. Am 24. April fasst der Gemeinderat den Baubeschluss. Nach dem Ende der Saison 2008/2009 würde mit den Umbauarbeiten begonnen. Beide Kurven würden ersetzt und das Dach verändert. Als Erstes muss die Untertürkheimer Kurve umgebaut werden, weil man dort eine Sporthalle für 2000 Zuschauern unterbringen will.

Die Bedingungen für den Umbau wurden erst kürzlich geändert. „Bau und Betrieb von Fußballstadien sind eine private Aufgabe“, hat OB Wolfgang Schuster jüngst noch behauptet: „Wenn der VfB umbauen will, muss er uns das Stadion abkaufen.“ Davon ist keine Rede mehr. Den mit mindestens 70 Millionen Euro veranschlagten Umbau leistet nicht der VfB, sondern die Stadt über ihre Objektgesellschaft, in der bereits die Schleyerhalle und die Porsche-Arena verwaltet werden.

Zins und Tilgung des von der Stadt gesicherten Umbaukredits leiste der Bundesligist durch die Miete, heißt es; außerdem müsse der VfB eine Erbpacht von einer Million Euro, weiter 2,68 Millionen Euro pro Jahr für die Finanzierung des Business Centers in der Haupttribüne und zudem eine Instandhaltungsabgabe bezahlen; beispielsweise für einen Ersatzrasen oder für neue Sitze, wenn die Fans gewütet haben.

Neben der Miete, die auch künftig nicht ausreichen wird, um die Abschreibungen von jährlich mehr als drei Millionen Euro zu erwirtschaften, tätigt der VfB in seiner Funktion als atypisch stiller Beteiligter der Objektgesellschaft eine Einlage in Höhe von 27 Millionen Euro. Dieses Geld wird von Sponsoren des Vereins aufgebracht.

Der VfB erhofft sich durch das Erlebnis Arena eine bessere Stimmung und höhere Einnahmen. Der Club hat zuletzt 88 Millionen Euro Umsatz erzielt und geht von jährlichen Mehreinnahmen in Höhe von 8,42 Millionen Euro aus. Ziel ist es, neben der Vermarktung von Kurvenlogen die Fans dazu zu bringen, mehr zu konsumieren. Mit komfortableren Plätzen in den steileren Kurven wären auch Preiserhöhungen durchzusetzen. Der VfB schielt in diesem Fall gerne zur Konkurrenz. Das VfB-Durchschnittsticket kostete 2006 exakt 22,56 Euro, in Hamburg aber 24,35 Euro und 31,13 Euro in Hannover. Schon ein Euro Erhöhung bringt eine Million Euro Mehrumsatz. Die Sportverwaltung im Rathaus, die einige Dutzend Mitarbeiter durch die Umstrukturierung abgeben würde, betrachtet schon heute den Stadionbetrieb als gutes Geschäft. Ohne Verrechnungen, Abschreibungen und kalkulatorische Zinsen verblieben 1,8 Millionen Euro Jahresüberschuss.

Für den Stadionumbau zeichnet sich im Gemeinderat eine breite Mehrheit ab, weil Kämmerer Föll nach OB Schuster auch CDU-Chef Reinhold Uhl überzeugt hat. Würde der VfB zahlungsunfähig, könne man mit der Sponsoreneinlage den Umbaukredit tilgen, begründet Uhl seine Kehrtwende. Bisher stand er auf dem Standpunkt, das heutige Risiko von rund 30 Millionen Euro (durch das Darlehen aus dem Umbau der Haupttribüne) sei für die Kommune schon genug belastend.

Doch die Verwaltung wird den Stadträten mehr vorlegen als nur den Umbaubeschluss. Nachdem die Rathausspitze von Daimler die Bestätigung erhalten hat, dass neben dem Museum ein Oldtimerzentrum errichtet wird, stehen im Neckarpark große Veränderungen an. Der VfL Stuttgart muss verlagert, Sportstätten neu gebaut werden.

Als Ausgleich für den Wegfall der Laufbahn im Daimlerstadion will die Stadt aus dem Erlös des Grundstücksverkaufs an Daimler das Leichtathletikstadion Festwiese sanieren. Das verwirrt selbst den Verbandspräsidenten Jürgen Scholz, denn das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, sprich: der Wegfall einer Veranstaltungsstätte mit 50 000 Zuschauern kann nicht kompensiert werden, indem man eine kleine Trainingsstätte aufhübscht; zumal es gar keine geeigneten Wettbewerbe gibt, für die ein Stadion Festwiese mit später 5000 oder sogar 20 000 Zuschauern benötigt würde. Regionale Titelkämpfe werden ganz bewusst nicht in der Metropole, sondern im Umland ausgerichtet.

Ein derartiger Luxusausbau ließe sich nur rechtfertigen, falls die Festwiese auch Heimspielstätte für die VfB-Amateure in der 3. Fußball-Bundesliga würde. Von dieser Idee der Grünen hält jedoch die Sportverwaltung nichts. Sie priorisiert weiter die Ertüchtigung des Gazi-Stadions auf der Waldau. Dort soll der VfB-Nachwuchs seine Drittligaspiele bestreiten; die Kickers behalten ihr Zuhause ebenso wie das Football-Team der Scorpions.

Stuttgarter Zeitung

Presse zum Ausgang des Becherwerferprozess

Bewährungsstrafe für Becherwerfer
Kickers fordern 50000 Euro Schadenersatz – Zeugin: „Der hat geworfen und getroffen“

Der Becherwerfer, der am 25. Oktober 2006 einen Linienrichter mit einem Bierbecher niedergestreckt hatte, hat seinen Einspruch zurückgezogen und den Strafbefehl über acht Monate Haft auf Bewährung akzeptiert. Mehrere Zeugen hatten ihn klar erkannt.

Von Susanne Janssen

Auch das Spiel vor dem Stuttgarter Amtsgericht, mit einem heftigen Schlagabtausch zwischen Verteidiger Franz Friedel und Staatsanwalt Michael Greven, ist gestern vorzeitig beendet worden: Um 14 Uhr, als die beiden letzten Zeugen vor der Tür warteten, nahm der 39-jährige Kai B. seinen Einspruch gegen den verhängten Strafbefehl zurück. Staatsanwalt und Richter stimmten zu. Kai B. bringt der Becherwurf vom 25. Oktober 2006 acht Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung und hundert Stunden gemeinnützige Arbeit ein. Das dicke Ende kommt aber noch: Die Stuttgarter Kickers wollen von dem Mann Schadenersatz in Höhe von „zumindest 50 000 Euro“ fordern, wie der Verein gestern Abend erklärte. Damit sollen die durch den Vorfall entstandenen Kosten – 10 000 Euro Strafe, 35 000 Euro für ein Fangnetz sowie Einnahmeausfälle durch ein Spiel im Degerlocher Gazi-Stadion ohne Zuschauer – kompensiert werden. „Wir wollen damit auch ein Signal gegen Randalierer und Störenfriede setzen“, so Kickers-Präsident Dirk Eichelbaum.

Bei Kai B. wird aber nicht viel zu holen sein: Der 39-jährige Maler ist zurzeit auf Arbeitssuche und lebt von Hartz IV. 20 Mal ist der gebürtige Cannstatter, der eigentlich Fan des VfB Stuttgart ist, bereits der Polizei aufgefallen, darunter auch als Fußball-Hooligan. Am 25. Oktober 2006 machte der Mann durch eine besonders unrühmliche Tat auf sich aufmerksam. Die Kickers lagen im DFB-Pokalspiel gegen Hertha BSC Berlin 0:2 zurück, als auf den Rängen im Fanblock B Tumulte ausbrachen. In der 81. Minute flog ein Bierbecher über den Zaun, traf den Schiedsrichterassistenten Kai Voss am Rücken und streckte diesen nieder. Mehrmals schauten sich gestern die Verfahrensbeteiligten einen Ausschnitt aus einem Fernsehbericht an, in dem der hochgewachsene 33-Jährige mit Zeitverzögerung zu Boden ging.

Der Linienrichter reiste gestern eigens aus Schleswig-Holstein an und schilderte den Vorfall: „Es gab einen Schlag an der Wirbelsäule, und dann fehlen mir 30 bis 60 Sekunden Erinnerung.“ Danach stand er wieder auf den Beinen, er war nur einen Tag krankgeschrieben. Der damals erfolgte Spielabbruch sei aber zwingend gewesen: „Wenn ein Schiedsrichter oder einer seiner Assistenten tätlich angegriffen wird, ist das Spiel abzubrechen“, zitierte Voss die Fußballregeln.

Der Angeklagte Kai B. hatte nicht bestritten, aus Frust einen halbvollen Becher geworfen zu haben. Er habe zuvor rund fünf Liter Bier getrunken, um seine Schmerzen herunterzuspülen, erklärte er dem Amtsrichter Stefan Biehl. Denn wenige Tage zuvor habe er sich bei einem Unfall mit seinem Mountainbike einen dreifachen Kieferbruch zugezogen gehabt. Frage nur: war es wirklich Kai B.“s Becher, der den Linienrichter getroffen hatte? Um diese Frage kreiste das Verfahren bereits seit November 2006. Ein DNA-Gutachten an zwei Bechern, die neben dem Schiedsrichterassistenten gefunden wurden, ergab keine Übereinstimmung. Eine groß angelegte Bierbecherwurfübung der Polizei brachte nur die Erkenntnis, dass es möglich war, vom Stehplatz des Angeklagten zu treffen. Zum Verhängnis wurden dem Angeklagten nun allerdings drei Zeugen, die behaupteten, sie hätten Kai B. beim Werfen des Bechers beobachtet. Eine 58-jährige Frau erklärte, sie habe definitiv gesehen, wie der Angeklagte den Becher geworfen und den Linienrichter getroffen habe. Danach sollen die Bekannten, mit denen Kai B. im Stadion gewesen war, gelacht, diesem auf die Schulter geklopft und „Volltreffer!“ gerufen haben.

Als Höhepunkt im Schlagabtausch zwischen Verteidiger und Staatsanwalt beantragte Anwalt Friedel die Vereidigung der Zeugin. „Lächerlich“ fand dies Staatsanwalt Michael Greven. Die 58-Jährige schwor indes bei Gott, die Wahrheit zu sagen. Danach zog Kai B. seinen Einspruch gegen den zuvor verhängten Strafbefehl zurück – und Richter Biehl konnte die Partie abpfeifen. Das Nachspiel folgt dann vor einem Zivilgericht.

Stuttgarter Zeitung 

Endlich
VON GEORGE STAVRAKIS
 

Nach fast eineinhalb Jahren hat es die Stuttgarter Justiz geschafft, den Becherwerfer aus dem Kickers-Stadion seiner Strafe zuzuführen. Endlich. Acht Monate, wenn auch auf Bewährung, sind kein Pappenstiel. Der Mann wird an den Folgen seines idiotischen Tuns eine ganze Weile zu knabbern haben. Doch das Verfahren hat viel zu lang gedauert. Solche Aktionen müssen schnell und hart bestraft werden. Denn sie sind geeignet, den Sport, der so viele Menschen begeistert, zu zerstören.

Fußball lebt von Emotionen – auf dem Feld und auf den Rängen. Gewalt jedoch, egal in welcher Form, muss in den Stadien und in ihrem Umfeld konsequent bekämpft werden. „Ich kam mir vor wie auf einem Schlachtfeld“, hat eine Zuschauerin nach dem Bundesliga-Derby des VfB Stuttgart gegen den Karlsruher SC am vergangenen Samstag gesagt. Gegen das, was sich im Daimlerstadion abgespielt hat, scheint der Degerlocher Becherwurf eine Petitesse zu sein. Ist er aber nicht. Mit einem Plastikbecher fängt es an. Dann fliegen weit gefährlichere Geschosse. Wir erinnern uns mit Schrecken an den von einem Golfball am Kopf getroffenen, blutüberströmten Oliver Kahn.

Die Vereine und die Sicherheitskräfte müssen Flagge zeigen. Aber auch die Justiz muss unbedingt schnell(er) handeln. Dass sie das kann, hat sie bei der WM bewiesen.

Stuttgarter Nachrichten

Becherwerfer aus Kickers-Stadion verurteilt
Acht Monate auf Bewährung wegen Körperverletzung – Linienrichter mit Bierbecher niedergestreckt

Der Mann, der im Oktober 2006 das DFB-Pokalspiel der Stuttgarter Kickers gegen Hertha BSC mit einem Becherwurf zum Abbruch gebracht haben soll, hat seinen Strafbefehl akzeptiert. Er wird mit acht Monaten Haft, ausgesetzt zur Bewährung, bestraft.

VON GEORGE STAVRAKIS

Drei Stunden Verhandlung vor dem Amtsgericht, eine Videovorführung und mehrere Zeugenaussagen haben den knapp 40-jährigen Fan des VfB Stuttgart zu der Erkenntnis kommen lassen, dass für ihn vor Einzelrichter Stefan Biehl nichts zu holen ist. Um die drohende noch höhere Strafe wegen gefährlicher Körperverletzung abzuwenden, lenkten er und sein Verteidiger Franz Friedel ein. Damit war der zuvor bereits mehrfach geplatzte Prozess ohne Urteil beendet.

Jetzt kommen auf den Hartz-IV-Empfänger aus Bad Cannstatt Schadenersatzansprüche der Stuttgarter Kickers zu. Die Kickers sprechen von rund 50 000 Euro, bestehend aus der Strafe vom DFB, Anwaltskosten und Kosten für das Fangnetz, das der Regionalligaverein wegen des Becherwurfs vor die Gegengerade hat spannen müssen.

Es war der 25. Oktober 2006, der den Angeklagten wahrscheinlich viel Geld kosten wird. Die Kickers spielten im DFB-Pokal im ausverkauften Gazistadion auf der Waldau gegen Hertha. Beim Stand von 2:0 für die Berliner flog in der 74. Minute ein halbvoller Bierbecher aus Hartplastik aus dem B-Block Richtung Spielfeld, traf Schiedsrichterassistent Kai Voss an der Wirbelsäule und streckte ihn für kurze Zeit nieder. Das Spiel wurde abgebrochen, die Kickers als Gastgeber vom DFB bestraft. Das Fernsehen zeigte die Bilder und sprach von einem „Skandalspiel“. Noch im Stadion wurde der wegen früherer Gewalttätigkeiten im Rahmen von Fußballspielen vorbestrafte Mann dingfest gemacht.

„Ich habe mich hinreißen lassen, es tut mir leid“, gibt der Angeklagte zu. Er besteht darauf, dass er sich vor mehr als zehn Jahren von der Hooligan-Szene losgesagt habe. Ob es allerdings sein Becher war, der den Linienrichter getroffen hat, wisse er nicht. Tatsächlich waren mehrere Becher aufs Spielfeld geworfen worden. Eine Zeugin legte sich fest und ließ sich auch durch ihre Vereidigung nicht ins Bockshorn jagen. Sie sagte aus, der Angeklagte habe geworfen – und getroffen. Andere Zeugen sagten, der Mann sei nach dem Becherwurf von seinen Kumpeln mit Schulterklopfen beglückwünscht worden. „Volltreffer“ habe einer aus der Gruppe gesagt.

Zuerst hatte der Verteidiger bezweifelt, dass man einen Becher über den Zaun überhaupt auf den Linienrichter werfen kann. Die Polizei stellte das Geschehen im Kickers-Stadion nach. Fazit nach der Videodemonstration im Gerichtssaal: Es ist möglich. Der damals noch unter Bewährung stehende Mann zog seinen Einspruch zur Zufriedenheit von Staatsanwalt Michael Greven zurück. „Das erspart uns weitere Zeugen und die Berufung vor dem Landgericht“, so der Ankläger.

Wann nun das Netz vor der Gegengerade im Gazistadion abgenommen werden darf, ist unklar. Falls nichts mehr passiert, können die Kickers Ende dieser Saison einen Antrag beim DFB stellen.

Stuttgarter Nachrichten

Becherwerfer verknackt!
2006 Spielabbruch verursacht – Kickers wollen Schadenersatz

Am 25. Oktober 2006, beim Pokalspiel der Kickers gegen Hertha im Gazi-Stadion, wurde Linienrichter Kai Voss mit einem Hartplastik-Becher am Rücken getroffen und verletzt. Das Spiel wurde abgebrochen.

Jetzt ist der Becherwerfer, Kai-Oliver B. (39) aus Stuttgart, wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von acht Monaten verurteilt worden. Das Amtsgericht Stuttgart setzte die Strafe zur Bewährung aus. Der mehrfach Vorbestrafte muss außerdem 100 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten.Nach dem Wurf in der 80. Minute (Stand 2:0 für Berlin) wertete der DFB das Spiel mit 0:2 gegen die Kickers. Die Blauen mussten 10.000 Euro Strafe zahlen und für 40.000 Euro ein Fangnetz vor der Gegentribüne anbringen.

Manager Joachim Cast: „Neben dem Imageschaden ein finanzieller Verlust. Wir werden zivilrechtliche Schritte gegen den Verurteilten einleiten und versuchen, Schadenersatz zu bekommen.“

Cast weiter: „Es war ja kein Kickers-Anhänger.“ Früher sei B. schon als Hooligan bei Spielen des VfB aufgefallen.

BILD

Die Kickers rechnen – mit der dritten Liga

Der Fußball-Regionalligist hat ein Ziel: den zehnten Platz

STUTTGART. Die Winterpause in der Fußball-Regionalliga neigt sich dem Ende zu. Am 1. März gegen Pfullendorf geht es weiter. Die restlichen Spiele der Stuttgarter Kickers stehen auf ihren Spielplakaten unter dem Motto „Die Mutter aller Rückrunden“.

Von Joachim Klumpp

2008 ist das Jahr der Mathematik. Und auch wenn Bayern Münchens Karl-Heinz Rummenigge vor kurzem in Anbetracht der Rotation des Trainers gesagt hat „Fußball ist keine Mathematik“, so empfiehlt es sich manchmal in diesem Geschäft eben doch, ein wenig zu rechnen. Das tun auch die Stuttgarter Kickers – vor allem mit dem Einzug in die dritte Liga. Doch davor gibt es noch ein paar Hausaufgaben zu erledigen.

Der Kader: Der Regionalligist hat sich in der Winterpause mit drei Spielern (Cerci, Rosen, Russo) verstärkt, doch der angekündigte Kracher, vor allem im Angriff, war nicht dabei – was im Umfeld auf Unverständnis stieß. Doch der Präsident Dirk Eichelbaum rechtfertigt die Entscheidung: „Den Spieler, der gepasst hätte, haben wir einfach nicht bekommen. Und wir wollten das Gehaltsgefüge nicht sprengen, indem wir einen Bankdrücker aus der zweiten Liga verpflichten, der das Dreifache unserer Spitzenverdiener verlangt.“ Ob sich diese Einstellung letztlich auszahlt, wird man erst im Lauf der restlichen 15 Spiele sehen. „Wir haben jedenfalls ein gutes Gefühl“, sagt Eichelbaum, was wiederum nicht viel bedeuten muss – denn das hatten die Kickers schon vor der Saison. Jetzt stehen sie auf dem 16. Platz.

Die Ausfälle: Zu einem Problemfall entwickelt sich Jens Härter, der eigentlich nach der Winterpause voll ins Training einsteigen sollte. Zwar hält das Knie inzwischen, dafür hat den Kapitän zuletzt eine Grippe aus der Bahn geworfen. Er dürfte noch zwei bis drei Wochen ausfallen. Gleiches gilt für den stellvertretenden Spielführer Oliver Stierle, der sich einen Muskelfaserriss in der Wade zugezogen hat. Der Neuzugang Gino Russo (Achillessehnenbeschwerden) wird noch länger fehlen, dagegen hat der anfällige Bashiru Gambo (Grippe) gestern wieder mit dem Training begonnen, so dass einem Einsatz zum Punktspielauftakt gegen den SC Pfullendorf im Moment nichts im Wege steht: „Wir brauchen endlich einen Heimsieg“, sagt Eichelbaum im Hinblick auf die Partie am 1. März.

Die Lizenzierung: Am 1. März endet auch die Frist für die Lizenzierung beim DFB, die der Verein für die dritte und vierte nicht aber – wie berichtet – für die zweite Liga beantragen wird. „Das wäre in unserer Situation bei Tabellenplatz 16 kontraproduktiv“, sagt Eichelbaum, der damit auch demonstrieren möchte, dass das ganze Augenmerk dem Ziel dritte Liga untergeordnet wird. Was das Darlehen des Expräsidenten Kullen betrifft, geht der Club (einschließlich Wirtschaftsprüfer) davon aus, dass dies unbefristet läuft, solange eine Überschuldung der Kickers besteht, auch wenn es einen Persilschein vom DFB nicht gebe. Kullen wiederum hat inzwischen juristische Schritte eingeleitet, in denen er auf Rückzahlung des Darlehens von 450 000 Euro klagen will. Ausgang offen.

Der Abstieg: Was passiert im schlimmsten Fall, dem Abstieg in die vierte Liga? „Wir würden wohl eine Mannschaft stellen, allerdings ist es unwahrscheinlich, dass die sofort um den Aufstieg mitspielen könnte“, meint Eichelbaum. Sein fürs Marketing zuständiger Vorstandskollege Hans-Jürgen Wetzel sagt: „Es laufen Gespräche mit Sponsoren, allerdings ist noch nicht klar, wer dann in welchem Umfang zur Verfügung stehen würde.“

Das Kickers-Logo: Nachdem es der Verein versäumt hatte, die Rechte auf das „Kickers-K“ zu verlängern und sich die Handballer des HV Kickers diese gesichert haben, kam es zuletzt zu Gesprächen über die Nutzung. Diese werden dadurch verzögert, dass sich auch die Hockeyspieler des HTC in diese Diskussion eingeschaltet haben, um eine einheitliche Lösung der Beteiligten zu schaffen. Ohne einer endgültigen Entscheidung vorzugreifen, sagt der Fußballchef Eichelbaum: „Das Bestreben geht dahin, dass alle drei Vereine die Nutzungsrechte bekommen. Damit könnten wir leben.“ Und es würde die Kosten (die nach aktuellem Stand bei etwa 3500 Euro liegen) dritteln.

Der Fall Sundermann: Nachdem die Einbindung des ehemaligen Bundesligatrainers Jürgen Sundermann (68) zunächst Irritationen ausgelöst hatte, stellt Eichelbaum nochmals klar: „Er ist bei uns weder als Sportdirektor noch als Trainer im Gespräch, sondern als Berater.“ Die Spieler könnten sich Rat holen, was auch schon der eine oder andere Spieler gemacht habe. Überdies wird Sundermann ab sofort in der Nachwuchsarbeit mitmischen, nachdem sich der Jugendkoordinator Zoltan Sebescen einer Knieoperation unterziehen muss und sechs bis acht Wochen nur bedingt zur Verfügung steht.

Der Nachwuchs: Dirk Eichelbaum sagt: „Die Jugendabteilung steht vor einer Neuordnung.“ Wieder einmal, könnte man hinzufügen. Denn in diese für den Verein so lebenswichtige Abteilung kommt einfach keine Konstanz und Ruhe hinein. Warum? „Es wird immer schwieriger für uns neben dem VfB – und jetzt noch Hoffenheim – regelmäßig in der obersten Spielklasse zu bestehen“, bekennt Eichelbaum. Da fehlten kreative Ideen – und auch Personal. Weshalb Jürgen Sundermann durchaus gelegen kommt.

Die Stadionfrage: Zuletzt wurde in der Stuttgarter Kommunalpolitik immer wieder diskutiert, das Stadion Festwiese auf dem Wasen drittligatauglich zu machen, wohl vor allem für den Fall, dass die Blauen die Qualifikation (also Platz zehn) verpassen. Damit rechnen die Kickers ja nicht, weshalb der Manager Joachim Cast sagt: „Wir gehen davon aus, dass die Stadt uns dabei unterstützt, dass das Gazi-Stadion ausgebaut wird.“ Wofür nach ersten Schätzungen Kosten in Höhe von acht bis neun Millionen Euro nötig sind. Cast fügt hinzu: „Selbst für die vierte Liga gibt es Auflagen.“ So müssten auch in diesem Fall auf der Haupttribüne des Stadions 1000 Schalensitze montiert werden.

Der Etat: Wie hoch der Etat für die neue dritte Liga sein soll, ist laut dem Schatzmeister Frieder Kummer noch nicht ganz geklärt, er dürfte aber bei rund 3,5 Millionen Euro liegen und damit rund eine Million höher als bisher. Dafür steht schon fest, dass die Kickers etwa drei neue Vollzeitkräfte einstellen müssten. „Das kostet schnell mal 25 000 Euro pro Person“, rechnet Kummer vor. Sein Präsident Eichelbaum ergänzt: „Dennoch wollen wir gerne in der dritten Liga spielen.“

Denn die würde sich am Ende mehr rechnen als die künftige Regionalliga. Und das nicht nur im Jahr der Mathematik.

Stuttgarter Zeitung

Lizenz für die Kickers: Positive Signale vom DFB

Stuttgart (jüf) – Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers hat eine erfreuliche Nachricht vom DFB erhalten. Laut Präsident Dirk Eichelbaum hat die Nichtverlängerung des Rangrücktritt-Darlehens (450 000 Euro) seines Vorgängers Hans Kullen „mit 99-prozentiger Sicherheit“ keine Auswirkungen auf die Lizenzerteilung. „Bei uns wird sich in der neuen Saison an der Überschuldungssituation nichts ändern. Dies wird durch ein Testat unseres Wirtschaftsprüfers und einer unabhängigen Anwaltskanzlei bestätigt – das genügt dem DFB“, erklärte Eichelbaum. Die Blauen haben die Lizenz für die dritte und vierte Liga beantragt. Was im Fall des Abstiegs passieren würde? Eichelbaum: „Stand heute würden wir ein Team hinkriegen, das teilnimmt, aber nicht um den Aufstieg spielen wird.“

Neues gibt es vom Streit um die Rechte am Kickers-Logo, die derzeit beim HV Kickers liegen. Eichelbaums Plan: Der HV, der HTC und der SV Kickers nutzen das Logo gemeinsam. HV-Präsident Jürgen Hollenbach tut sich schwer mit dem Gedanken: „Ich weiß nicht, ob das rechtlich möglich ist.“

Stuttgarter Nachrichten

StN: Geld für Stürmer? „Mich hat keiner gefragt“

Kickers-Hauptsponsor richtet klare Worte ans Team und appelliert an den Zusammenhalt im Verein

Stuttgart – Eduardo Garcia hat dem Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers schon aus einigen finanziellen Engpässen geholfen. Vor den wichtigsten Wochen der Vereinsgeschichte appelliert der Hauptsponsor an den Zusammenhalt im Verein: ¸¸Der Qualifikation für die dritte Liga muss alles untergeordnet werden.“
Herr Garcia, welche Ihrer Sportsponsoring-Aktivitäten macht Ihnen derzeit am meisten Spaß?
Ganz klar die Zusammenarbeit mit dem Boxer Firat Arslan. Er ist ein toller Typ, ein Vorbild für die Jugend. Er steht für Integration, Fleiß, Ehrgeiz – und vor allem für sportlichen Erfolg.
Im Gegensatz zu den Kickers. Wissen Sie, wann es den letzten Regionalliga-Heimsieg gab?
Daran kann ich mich nicht erinnern.
Es war am 26. Mai 2007 gegen Hoffenheim.
Das ist sehr enttäuschend.
Zumal das Gazistadion auch den Namen Ihres Premiumproduktes trägt.
Wenn es nach wirtschaftlichen oder marketingpolitischen Gesichtspunkten ginge, dürfte ich die Kickers nicht unterstützen. Der nationale und internationale Werbewert lässt sich mit dem Einzelsponsoring eines Christoph Daum zum Beispiel nicht vergleichen. Aber die Blauen sind für mich eher ein Hobby – und als Degerlocher eben eine echte Herzensangelegenheit.
Die Ihnen zuletzt kaum Spaß bereitet haben dürfte.
Das stimmt. Ich bin sehr unzufrieden über die sportliche Entwicklung. Vor allem die Art und Weise, wie die Mannschaft zu Hause aufgetreten ist, war äußerst frustrierend. Nicht nur für mich, sondern für die ganze Region. Aber ich werde den Glauben an die Kickers nicht verlieren.
Woran liegt die Talfahrt Ihrer Meinung nach?
Dazu möchte ich mich nicht äußern. Die sportliche Analyse ist Sache des Vereins. Die Kickers-Verantwortlichen müssen ja auch nicht unsere Joghurts verkaufen.
Trotzdem haben Sie vor kurzem im Jugendhaus ein paar klare Worte an die Mannschaft gerichtet.
Richtig. Es war ein flammender Appell, dem einen und einzigen gemeinsamen Ziel alles unterzuordnen. Das gilt für alle. Für den Busfahrer genauso wie für den Kartenabreißer bis hin zu den Sponsoren. Ich habe den Spielern klargemacht: Völlig egal, ob man sich mag oder nicht, wir ziehen jetzt gemeinsam in den Krieg und wollen gemeinsam lebend zurückkommen.
So martialisch kennen wir Sie gar nicht.
Daran sehen Sie, wie ernst sich die Lage darstellt und wie wichtig es ist, das für die Existenz des Vereins so eminent wichtige Ziel zu erreichen: die Qualifikation für die dritte Liga.
Deshalb hätte der Mannschaft ein etablierter Stürmer gutgetan. Waren Sie nicht bereit, dafür Geld lockerzumachen?
Ehrlich gesagt, es hat mich niemand gefragt. Aber letztendlich haben Präsidium und Aufsichtsrat der Kickers entschieden, mit diesem Trainerteam und mit dieser Mannschaft ins Rennen zu gehen. Das sind alles erwachsene Leute, und deren Entscheidung akzeptiere ich.
Genauso wie die Personalie Jürgen Sundermann?
Wenn es der Sache dient.
Sie selbst hatten ursprünglich viel höhere Ziele mit den Kickers.
Absolut. Mein Anspruch war immer zumindest die zweite Liga. Dann hätten wir ganz andere Möglichkeiten – auch was zum Beispiel Kooperationen mit großen deutschen und türkischen Clubs angeht.
Derzeit droht eher der Absturz in die vierte Liga. Wie würde es danach mit dem Kickers weitergehen?
Das weiß ich nicht.
Könnte der Verein noch mit Ihrer Unterstützung rechnen?
An eine Nichtqualifikation für die dritte Liga möchte ich am liebsten gar nicht denken. Wenn es so weit käme, müsste man sicher über Strukturänderungen und einen Neuaufbau nachdenken. Auch ich müsste mein Engagement überdenken. Aber so weit wird es nicht kommen. Wir schaffen die Qualifikation.
Warum?
Weil die Mannschaft das nötige Potenzial hat, der Erfolg im ersten Spiel gegen den SC Pfullendorf (Anm. d. Red.: am 1. März) eine Initialzündung auslösen wird, alle zusammenrücken und ich es gewohnt bin, mich mit Siegern zu umgeben.
Herr Garcia, Sie unterstützen seit sechs Jahren die Stuttgarter Kickers!
Deshalb wird es höchste Zeit, dass die Blauen in die Erfolgsspur kommen.
Fragen von Jürgen Frey
Heute mit
Eduardo Garcia

Stuttgarter Nachrichten 

Zur Person 

Der gebürtige Stuttgarter, Sohn einer deutschen Mutter und eines spanischen Vaters, ist mit seinem Unternehmen Garmo AG Marktführer in Europa für hochwertige Milch- und Molkereiprodukte. Seit sechs Jahren fungiert der 57-Jährige als Hauptsponsor des Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers. Der Schriftzug seiner Premiummarke Gazi ziert die Trikots aller Kickers-Mannschaften. Insgesamt beläuft sich die Unterstützung Garcias pro Saison auf 400 000 Euro. Im Juli 2004 erwarb Garcia für eine Million Euro die Namensrechte am Waldaustadion – seitdem heißt die Arena Gazistadion. Die Laufzeit beträgt zehn Jahre. Die Million fließt zur Hälfte in fünf Jahresraten direkt an die Blauen zurück. Die restlichen 500 000 Euro werden zur Tilgung der Kickers-Schulden bei der Stadt Stuttgart verwendet. Neben den Kickers unterstützt die Garmo AG auch seit über 13 Jahren den Fußballtrainer Christoph Daum sowie mehrere Boxer, darunter den Weltmeister aus Süßen, Firat Arslan. jüf

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