Kickers vermiesen sich den Abschluss
Regionalliga Eine ordentliche Saison endet mit dem 0:4 gegen Nürnberg II – reicht es für mehr? Von Joachim Klumpp
Zum letzten Spiel der Saison haben sich die Stuttgarter Kickers einige Aktionen einfallen lassen, weshalb das Motto der Regionalligapartie gegen den 1. FC Nürnberg II hieß: 5:0 für die Fans. Irgendwie ließ das Team dann aber fünf gerade sein – und verlor 0:4. „Bei uns lief vor dem Tor alles, bei den Kickers nichts“, sagte der Gästetrainer René Müller. Womit nicht nur die weiße Heimweste der Blauen Flecken bekam, sondern auch die angepeilte 50-Punkte-Marke verpasst wurde. Immerhin reichte es gerade noch zu einem einstelligen Tabellenplatz, nachdem die von Trainer Dirk Schuster als Hauptziel ausgegebene Forderung, mehr Punkte zu holen als in der Vorrunde (da waren es 23), schon vor dem letzten Auftritt erfüllt war. So lautete Schusters Fazit: „Wir haben eine ordentliche Runde gespielt, auf der wir aufbauen können.“ Wirklich? Eine Analyse.
Die Mannschaft Das Gros des Kaders wird zusammenbleiben, am Samstag hat auch Gerome Gondorf bis 2011 verlängert, so dass inzwischen 15 Feldspieler aus der bisherigen Mannschaft unter Vertrag stehen. Dazu kommen die beiden bisherigen Neuzugänge Oliver Stierle (Abwehr) und Marcel Brandstetter (Angriff). Verabschiedet wurden dagegen Gökhan Gümüssu (1860 München II), André Olveira, Franco Petruso, Mijo Tunjic (Unterhaching) und auch Kaan Tosun aus der zweiten Mannschaft, der sich bei seinen vergangenen Einsätzen nicht aufdrängen konnte. Der Torhüter Luis Rodrigues und der Verteidiger Marcel Charrier, die die gesamte Saison verletzungsbedingt ausgefallen waren, werden sich zwar bei den Kickers auf die neue Saison vorbereiten können, eine Weiterverpflichtung scheint aber unwahrscheinlich.
Die Neuzugänge Stierle und Brandstetter stehen fest, der Kader soll 20 Spieler plus zwei Torhüter umfassen, so dass noch zwei oder drei Akteure kommen werden. Allen voran „brauchen wir einen Topknipser“, wie es nicht nur der Präsident Edgar Kurz formuliert. Das Augenmerk liegt also auf der Offensive, auch wenn gerade die Partie gegen Nürnberg II, das ohne seinen Torjäger Ahmet Kulabas (geht nach Heidenheim) antrat, offenbarte, dass auch die Innenverteidigung Schwächen hat. Allen voran Marcel Rapp („Der Doppelschlag zum 0:2 war ein Schock“), der an den ersten drei Gegentreffern beteiligt war. Seine unter der Woche aufgetretenen Hüftprobleme ließ Schuster nicht als Entschuldigung gelten: „Wenn der Kapitän grünes Licht gibt, gehe ich davon aus, dass er zu 100 Prozent belastbar ist.“ In der Defensive werden zunächst auch Dominique Fennell und Andreas Wontschik zum Aufgebot gehören.
Die Liga Nach dem Aufstieg des VfR Aalen scheint die Liga relativ ausgeglichen zu sein, zumal der Trainer des Vizemeisters Nürnberg II, René Müller, sagt: „Wir stehen vor einem Umbruch mit zehn neuen Spielern, da ist der Aufstieg nicht vorgesehen. Die zweiten Mannschaften werden aber das Zünglein an der Waage spielen.“ Die Tabelle gibt ihm recht. Von den Traditionsvereinen lagen lediglich Hessen Kassel und der SSV Ulm vor den Kickers, ansonsten waren nur die Nachwuchsteams der Proficlubs besser in der Endabrechnung.
Die Lizenzierung Die Stuttgarter Kickers müssen bis zum 4. Juni noch einige wirtschaftliche Nachweise liefern, „aber das bekommen wir hin“, sagt der Geschäftsführer Jens Zimmermann. Zuvor hatten die Kickers schon die 200 000 Euro plus Zinsen an den DFB-Kautionsfond zurückgezahlt. Der Etat wurde während der Saison, auch wegen einiger vorzeitiger Vertragsverlängerungen, von 1,6 auf etwa 1,7 Millionen Euro angehoben. In der nächsten Runde soll er, nicht zuletzt dank des Einstiegs eines Investors, gut zwei Millionen Euro betragen.
Die Vorbereitung Trainingsbeginn ist am 23. Juni. Das erste Testspiel steht dann am 27. Juni (13.30 Uhr) beim Kreisligisten TSV Oberensingen an. Anschließend wird ein erstes Trainingslager auf dem Schliffkopf im Schwarzwald bezogen, in dessen Rahmen auch die Partie gegen den FC Schaffhausen am 30. Juni (18.30 Uhr) in Klosterreichenbach stattfindet. Die offizielle Saisoneröffnung steigt am 3. Juli im ADM-Sportpark mit dem Spiel gegen Heidenheim (14 Uhr). Der Höhepunkt der Vorbereitung ist das Derby gegen den VfB Stuttgart am 14. Juli um 19 Uhr im Gazi-Stadion. Weitere Termine: 17. Juli beim SC Urbach, 20. Juli beim TSV Stuttgart-Münster, 24. Juli Blitzturnier in Balingen, 25. Juli beim TSV Undingen. Noch offen ist ein Spiel am 9. Juli (FC Basel oder Karlsruher SC?), nachdem der geplante Auftritt beim FC Zürich wegen eines kurzfristigen Rückzugs der Schweizer nicht zustande kam.
Stuttgarter Zeitung
Der bange Blick in die neue Saison
Von Jürgen Frey
Stuttgart – Edgar Kurz ist ein positiv denkender Mensch. Also konnte der Präsident des Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers selbst nach dem 0:4 gegen den 1. FC Nürnberg II dem missratenen Saisonabschluss etwas Gutes abgewinnen. „Wenn wir 4:0 gewonnen hätten, wären viele vielleicht zu euphorisch in die neue Saison gegangen“, sagte Kurz, „nun aber wurde allen Beteiligten noch mal ganz deutlich vor Augen geführt, dass wir sehr hart arbeiten müssen, um ganz vorne mitzuspielen.“
Natürlich macht Nürnberg nicht in jedem Spiel aus vier Chancen vier Treffer. Natürlich fehlten bei den Kickers die Ideen des gesperrten Spielmachers Enzo Marchese. Und klar ist auch, dass die Kickers-Führungskräfte Daniel Wagner und Marcel Rapp nicht jedes Mal einen solch schwachen Tag erwischen wie bei der ersten Saisonheimniederlage im 17. Spiel.
Das alles ändert jedoch nichts daran, dass zumindest die kritischeren Zeitgenossen unterm Fernsehturm mit bangem Blick in die neue Runde schauen. Die Erwartungshaltung wird steigen. Doch die Weiterentwicklung der Mannschaft geriet in der Rückrunde ins Stocken. Hinzu kommt das Sturmproblem. Nur fünf Regionalligateams haben weniger Tore geschossen als die Kickers.
Offensivkräfte mit Qualität gesucht
Und der mit Abstand beste Kickers-Torschütze Mijo Tunjic (19 Treffer) – von den Fans zum Spieler der Saison gewählt – geht zur SpVgg Unterhaching. Dahinter klafft eine gewaltige Lücke: Mittelfeldspieler Marcel Ivanusa folgt mit sechs Toren auf Platz zwei der internen Kickers-Torjägerliste. „Wir hätten noch zwei Stunden spielen können und hätten nicht getroffen“, sagte Trainer Dirk Schuster am Samstag.
Das Problem ist erkannt. „Wir brauchen noch mindestens zwei Offensivkräfte mit Qualität“, weiß Präsident Kurz. Defensivmann Oliver Stierle (FC Bayern II) und Stürmer Marcel Brandstetter (VfR Aalen) sind verpflichtet. „Mit den weiteren Zugängen wollen wir richtige Ausrufezeichen setzen“, verrät Kurz. Kaum anzunehmen, dass die gehandelten Daniel Reule (Waldhof Mannheim) und Ünal Demirkiran (1. FC Heidenheim) damit gemeint sein können. Kurz hält sich bedeckt: „Wir haben keinen zeitlichen Druck, und viele Clubs sind nicht auf Rosen gebettet.“ Die Blauen haben dank ihres Investors noch Spielraum. Wobei bei der Spielersuche auch das Netzwerk des künftigen Beraters Michael Zeyer genutzt werden soll.
Nachdem Jerome Gondorf seinen Vertrag verlängert hat, haben die Blauen aktuell 17 Spieler für die neue Saison an Bord. Andre Olveira (Ziel unbekannt) und Kaan Tosun (Waldhof Mannheim?) werden gehen. Die Oberligaspieler Dominique Fennell und Andreas Wonschick sollen zumindest die Vorbereitung beim Regionalligateam mitmachen. Ansonsten heißt es: Warten auf den Hochkaräter für den Sturm.
Stuttgarter Nachrichten
Die erste Niederlage zum Schluss
Die Kickers verlieren beim 0:4 gegen den 1. FC Nürnberg II ihren Heimnimbus und beenden die Saison auf Platz neun
Von Beate Wockenfuß
Stuttgart – Die Stuttgarter Kickers haben es nicht geschafft, ihren Heimnimbus über die Ziellinie zu retten. Im letzten Saisonspiel kassierte der bis dahin im Gazi-Stadion ungeschlagene Fußball-Regionalligist gegen den 1. FC Nürnberg II die erste Niederlage – und die fiel mit 0:4 (0:2) auch noch viel deutlicher aus als die sieben Auswärtsniederlagen in dieser Spielzeit. „Das ist bitter“, sagte Trainer Dirk Schuster und haderte: „Wir hätten noch zwei Stunden weiterspielen können und trotzdem keinen Ball ins Tor gebracht.“ Im Saisonfinale wollte nicht viel gelingen. Was aber keinesfalls an zu wenig Engagement oder Leistungsbereitschaft lag, sondern eher an technischen Schwächen. Und der scheidende Torjäger Mijo Tunjic, der vor der Partie als Kickers-Spieler der Saison ausgezeichnet wurde, scheiterte bei seinem Vorhaben, die 20er-Marke zu erreichen. Mit seinen 19 Treffern muss sich der Esslinger den Thron des Torschützenkönigs mit Abedin Krasniqi (SG Sonnenhof Großaspach) teilen.
Effektiver waren die Nürnberger, die die Gastgeber kurz vor der Pause mit einem Doppelschlag schockierten. Zunächst erzielte Lukas Kling per Foulelfmeter die Führung (37.), nur eine Minute später erhöhte Niklas Hörber auf 2:0 (38.). Und direkt nach Wiederanpfiff zerstörte Hörber mit dem 3:0 (47.) endgültig den Kickers-Traum, die Saison ohne Heimniederlage zu beenden. Cem Ekinci machte mit dem Treffer zum 4:0 (85.) die Vizemeisterschaft der Franken perfekt.
Allerdings konnte dieses Negativerlebnis zum Abschluss die Saisonbilanz der Kickers nicht schmälern. „Wir haben eine ordentliche Runde gespielt und ein gutes Fundament gelegt, auf dem wir aufbauen können“, betonte Schuster, dessen junges Team nach einer „lehrreichen Saison“ auf dem neunten Tabellenplatz einkam. Allerdings gelte es jetzt, an den Schwachpunkten zu arbeiten. Schließlich sind die Ansprüche in der nächsten Spielzeit höher. „Wir wollen unter die ersten Sechs und endlich mal wieder den WFV-Pokal gewinnen“, lautet die Maßgabe des Coaches. Das personelle Grundgerüst steht bereits. Mit Mittelfeldakteur Jerome Gondorf hat am Wochenende der 15. Spieler aus dem aktuellen Kader seinen Vertrag verlängert. Mit Oliver Stierle (FC Bayern München II) und Marcel Brandstetter (VfR Aalen) kehren zwei „Blaue“ zurück. Drei weitere Neuzugänge sind geplant.
Positiv war auch das Saisonfazit der Kickers, was die Zuschauerzahlen betrifft. Am letzten Spieltag kamen noch mal 2580 Fans, die ihr Team auch nach der Niederlage feierten. „Es war nicht davon auszugehen, dass der Zuspruch trotz des Abstiegs so groß bleibt“, freute sich Geschäftsführer Jens Zimmermann über die Treue. Im Schnitt waren in dieser Saison 2200 Zuschauer auf der Waldau – also viel mehr als die 1500, mit denen kalkuliert wurde. Der Spitzenwert wurde mit 3520 beim Spiel gegen den SSV Ulm 1846 erreicht. Voll wird das Stadion beim nächsten Mal sicher im Testspiel gegen den VfB Stuttgart am 14. Juli sein. Für die Mannschaft ist die Zeit zum Durchschnaufen kurz: Bereits am 23. Juni startet die Vorbereitung auf die zweite Regionalliga-Saison.
Eßlinger Zeitung
4:0! FCN II glänzte zum Saisonabschluss
(…)
Stuttgarter Kickers – 1.FC Nürnberg II 0:4 (0:2) – Mit einem 4:0-Erfolg bei den bis dato zu Hause ungeschlagenen Stuttgarter Kickers verzauberte der »kleine Club» zum Abschluss noch einmal seine Anhänger. »Bei uns hat heute alles geklappt!», bilanzierte Nürnbergs Coach René Müller und lobte die effektive Spielweise seiner Mannschaft. Die Club-»U 23» begann ohne die »Abwanderer“ Kulabas, Valentini und Jordan sowie ohne Mannschaftskapitän Kammermeyer. Zunächst waren die Kickers am Drücker, ehe die Gäste per Doppelschlag die Weiche auf Sieg stellten. »Wir haben schwer ins Spiel gefunden, die Stuttgarter Kickers haben ein Tor erzielt, was Abseits gepfiffen wurde – das war der Knackpunkt des Spiels. Ab da lief bei uns alles, bei den Kickers nichts», erklärte Club-Trainer Müller. Nach der Pause kämpften die Stuttgarter tapfer weiter, ein Anschlusstor blieb jedoch aus. Vielmehr netzte der Club noch zweimal ein und wurde damit Vizemeister der Regionalliga. Nächste Saison auf ein Neues!
Stuttgarter Kickers: Wagner, Rapp, Rizzi, Abruscia, Ivanusa (56. Türpitz), Steinle, Auracher, Savranlioglu (46. Jung), Gondorf, Prediger (53. Gümüssu), Tunjic / 1.FCN II: Brunnhübner, Welnicki, Buttenhauser (80. Thies), Bühler (53. L. Grundei), Plattenhardt, Stiefler, Kling, Hörber (73. Kaya), Heckenberger, Kotzke, Ekinci / Tore: 0:1 Kling (37., Foulelfmeter), 0:2, 0:3 Hörber (38., 46.), 0:4 Ekinci (86.) / SR: Münch (Rielasingen) / Zuschauer: 2580.