StN: Interview mit Dirk Schuster

„Ein frischer Impuls von außen tut gut“
Von Jürgen Frey

Stuttgart – Am Samstag (14 Uhr/Gazistadion) geht für den Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers mit dem Heimspiel gegen den 1.FC Nürnberg II die Saison zu Ende. „Es war eine unglaublich lehrreiche Spielzeit“, sagt Kickers-Trainer Dirk Schuster.

Herr Schuster, welches Regionalligateam war in dieser Saison kampfstärker als die Kickers?

Keines.

Welches war laufstärker?

Keines.

Und konditionsstärker?

Auch keines.

Musste sich Ihre Elf in spielerischer Hinsicht vor einer Mannschaft verstecken?

Die zweiten Mannschaften des SC Freiburg, des 1. FC Nürnberg und des KSC waren uns technisch-taktisch und auch spielerisch zum Teil einen Tick voraus. Aber klar ist: Keine einzige Mannschaft hat uns in dieser Saison an die Wand genagelt.

Warum landen die Blauen dann am Saisonende nur zwischen Platz sechs und zehn?

Zum einen haben wir uns zu Beginn der Saison von abgezockten Teams den Schneid abkaufen lassen. Die SG Sonnenhof Großaspach oder der SC Pfullendorf haben meine jungen Spieler mit ihrer aggressiven Spielweise aus dem Rhythmus gebracht, wir brachten unser Spiel nicht durch.

Zum anderen …

… fehlte leider noch die Qualität vor dem Tor.

Kein Regionalligist unter den ersten zehn hat weniger Tore erzielt als die Kickers.

Keine Frage, in diesem Bereich haben wir Nachholbedarf. Mijo Tunjic war mit seinen 19 Treffern unsere Lebensversicherung.

Und genau der verlässt die Kickers.

Leider. Wir konnten es nicht ändern.

Werden Sie es schaffen, einen Nachfolger zu verpflichten, der in dieser Klasse schon seinen Torriecher bewiesen hat?

Wir versuchen es, aber garantieren können wir es nicht.

Wie wird das Saisonziel 2010/11 lauten?

Platz eins bis sechs.

Wie wollen Sie dies ohne gestandene Stürmer erreichen?

Noch ist die Saisonplanung ja nicht abgeschlossen. Doch selbst die Verpflichtung eines drittligaerfahrenen Manns würde nicht automatisch eine Toregarantie bedeuten. Wer hätte denn vor der Runde gedacht, dass Tunjic 19 Treffer macht? Warum soll nicht etwa unser Zugang Marcel Brandstetter oder ein Spieler, der jetzt schon im Kader steht, eine ähnliche Entwicklung nehmen.

Mit welchen Hauptkonkurrenten im Kampf um den Aufstieg rechnen Sie?

1899 Hoffenheim II und Hessen Kassel, auch die SG Sonnenhof will angreifen.

Was macht Sie optimistisch?

Wir sind mit einer Mannschaft in die Saison gestartet, die zu 90 Prozent aus Oberligaspielern bestand. Diese Jungs haben in dieser unglaublich lehrreichen Spielzeit sehr, sehr viele Erfahrungen gesammelt. Wir werden die richtigen Schlüsse daraus ziehen.

Was hat Sie in Ihrer ersten Trainerstation am meisten überrascht?

Die familiäre Atmosphäre bei den Kickers. Wir sind hier im Trainerteam, auf der Geschäftsstelle und in den Gremien ja geradezu ein verschworener Haufen.

Und in dieser Woche soll der ehemalige Profi Michael Zeyer als Berater hinzukommen. Was versprechen Sie sich davon?

Er soll mit ins Boot kommen, um mit seinen Fähigkeiten und seinem Netzwerk bestimmte Aufgabenbereiche abzudecken. Wir sind für jede helfende Hand dankbar.

Geht’s ein bisschen konkreter?

Alles zu seiner Zeit.

Der Investor der Kickers kennt und vertraut Michael Zeyer. Fühlen Sie sich in Ihrer sportlichen Kompetenz nicht beschnitten?

Überhaupt nicht. Ein frischer Impuls von außen, eine andere Meinung tut doch gut. Persönliche Eitelkeiten dürfen bei einem gemeinsamen Ziel ohnehin keine Rolle spielen.

Die Vision des Hauptsponsors Eduardo Garcia ist es, die Kickers im Mittelfeld der zweiten Liga zu etablieren. Wie sieht Ihre aus?

Wir müssen mittelfristig aus dieser toten Liga rauskommen und in die dritte Liga aufsteigen.

Stuttgarter Nachrichten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.