FUSSBALL. Das Traumfinale war am Sonntag um 16.25 Uhr geplatzt. Die jungen Oberliga-Spieler der Stuttgarter Kickers schlichen mit hängenden Köpfen in die Kabine. Gerade hatten sie sich nach dem Neunmeterschießen im Viertelfinale des 36. Hohberger Hallenmasters verabschiedet – und das gegen den SC Offenburg aus der Kreisliga A Nord.
Besonders bedrückt wirkte dabei einer, für den dieses ausgezeichnet besetzte regionale Hallenturnier eine besondere Bedeutung besaß, war es doch mit einer Rückkehr in die alte Heimat verbunden. Hakan Ilhan, gebürtiger Lahrer und ehemaliger Spieler des Lahrer FV und des Offenburger FV, wollte mit seinem Stuttgarter U-23-Team in Niederschopfheim eigentlich am Ende den Volksbank-Lahr-Cup in die Höhe stemmen. Das taten dann die Schutterwälder, die sich gegen den favorisierten OFV nach Neunmeterschießen freuen durften. „Wir sind alle maßlos enttäuscht, denn wir hatten uns hier einiges vorgenommen“, sagte Ilhan hinterher. Dass der 22-jährige Stuttgarter Teamkapitän, dessen Platz normalerweise im offensiven Mittelfeld ist, beim Auftritt in der Hohberghalle zwischen die Pfosten stand, kann nicht als Mangel an Ernsthaftigkeit gedeutet werden. Der Kickers-Torhüter fiel verletzt aus, auf die Schnelle war kein Ersatz zu finden, also zog der hoch gewachsene Ilhan das Trikot mit der Nummer eins über. „Wir wollten nicht überheblich sein. Und wir haben uns hier doch eigentlich ganz gut verlauft“, meinte er kopfschüttelnd. Dass die Kickers als Titelverteidiger angereist waren, machte die Betrachtung nicht einfacher. Immerhin genoss er es, Freunden, ehemaligen Teamkollegen und Familienmitgliedern zu begegnen. „Zunächst habe ich daran nicht so viel gedacht, aber als ich dann hier war, war es schon ein schönes Gefühl.“ Beim Perspektivteam der Kickers hat sich Ilhan gut etabliert, sein Vertrag läuft im Sommer aus, eine Verlängerung der Zusammenarbeit ist aber durchaus vorstellbar. Denn der Student der Betriebswirtschaft an der Uni Stuttgart fühlt sich in der Landeshauptstadt durchaus wohl. Doch am Sonntag packten Ilhan und Kollegen frustriert und vorzeitig ihre Taschen, während die letzten vier Mannschaften sich auf die Halbfinalspiele vorbereiteten. „Es sind schon die vier spielstärksten Teams im Viertelfinale“, hatte Turnierleiter Werner Franz zuvor festgestellt. Dabei hatte die Gruppenzuteilung bestimmte Konstellationen gefördert. Die Favoriten waren verteilt und vom Spielplan geschickt gelenkt worden. Und am Ende hätte es zum Höhepunkt idealerweise ein Duell zwischen Kickers II und OFV gegeben. Doch es kam eben anders. „Schade ist es auch, wenn der eigene Verein früh ausscheidet, denn dann leidet die Stimmung etwas“, sagte Franz noch mit Blick auf den SV Niederschopfheim, der in der Gruppe eins der Zwischenrunde der Spvgg. Lahr den zweiten Platz überlassen musste.
Stimmung kam unter den rund 1 000 Zuschauern am Sonntag dennoch auf. Zum Beispiel bei den fröhlichen Fans des SC Offenburg, der sich erst im Halbfinale gegen den FV Schutterwald mit 0:1 geschlagen geben musste. Auch im Finale herrschte Spannung. Dort glich der OFV kurz vor Schluss der zehnminütigen Spielzeit die Schutterwälder Führung zum 3:3 aus, wodurch wieder einmal ein Neunmeterschießen die Entscheidung bringen musste. Dieser Modus wurde auf den Rängen durchaus kritisch bewertet: „Warum lässt man die Burschen im Finale nicht ein paar Minuten länger spielen“, sagt Einer. Den Schutterwäldern war dies aber egal. Sie, die als Verbandsligist zwar mit dem OFV durchaus auf Augenhöhe sind, waren als Außenseiter gegen die Offenburger Techniker gehandelt worden. Um so süßer schmeckte der Erfolg.
Badische Zeitung