Punktverluste mit Ansage
Regionalliga Die Kickers kassieren in Wehen kurz vor Schluss denAusgleich, Reutlingen verliert das Derby in Ulm. Von Joachim Klumpp
Den Auftrag an die Mannschaft der Stuttgarter Kickers hat der Trainer Dirk Schuster klar formuliert. „Wir wollen in den beiden letzten Spielen des Jahres mindestens so viele Punkte wie gegen diese Gegner in der Hinrunde.“ Da waren es deren vier gegen den SC Freiburg II und den SV Wehen Wiesbaden II, wo die Mannschaft gestern mit dem 1:1 (1:0) allenfalls das Minimalziel erreicht hat. „So kurz vor Schluss das Tor zu bekommen ist ärgerlich“, sagte Schuster über den späten Ausgleich in der 88. Minute. Dabei hatte er noch eindringlich gewarnt gehabt: „Nach der Niederlage in Nürnberg gibt es keinen Grund, den Gegner zu unterschätzen.“
Auch wenn es diesmal zum Tabellenletzten und nicht -ersten ging. Dementsprechend groß war die Enttäuschung, zumal die Mannschaft den Blick nun erst einmal eher nach unten als nach oben richten muss. Dabei lief zunächst alles nach Plan. Die Mannschaft, wieder mit Enzo Marchese im Mittelfeld, ging engagiert ans Werk. Aggressives Pressing war angesagt. Kurz vor der Pause folgte dann die Führung durch ein Abstaubertor von Fabian Gerster. Verdientermaßen nach dem bereits sechsten Eckball. „Da waren wir klar die bessere Mannschaft“, sagte Schuster.
Nach der Pause hatten die Kickers sogar die Chance zur Vorentscheidung, als Michele Rizzi mit einem Distanzschuss scheiterte. Nach einer Stunde kam Wehen zum ersten Eckball – und anschließend zu einer Reihe von guten Chancen. An der Seitenlinie wurden Schuster und sein Assistent Alexander Malchow jedenfalls zunehmend unruhiger, weil nicht nur einmal der Ausgleich in der Luft lag – und schließlich auch fiel. „Wir dachten eigentlich, die Drangperiode sei vorbei“, sagte Schuster, der mit seinem Team gegen Freiburg gewinnen muss, um die Vorgabe einzuhalten. Zuvor steht heute (18 Uhr) eine andere Aufgabe auf dem Programm: bei Weihnachtsmann und Co. KG auf dem Schlossplatz; mit dem kompletten Team, also auch Marcel Rapp und Dirk Prediger, die gestern ihre fünfte Gelbe Karte sahen und für ein Spiel gesperrt sind. (…)
Stuttgarter Zeitung
1:1 – Kickers verschenken zwei Punkte
Beim bisherigen Schlusslicht kassieren die Blauen drei Minuten vor Schluss den Ausgleich – Vertrag mit Großsponsor vor dem Abschluss
Das war richtig ärgerlich: Im ersten Rückrundenspiel kam Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers beim SV Wehen Wiesbaden II nach klar überlegener erster Halbzeit nur zu einem 1:1 (1:0). „Wie so oft in dieser Saison haben wir uns selbst um den Erfolg gebracht“, schimpfte Kickers-Trainer Dirk Schuster.
Von Benjamin Gerig
und Jürgen Frey
WIESBADEN. Als die Blauen nach der Wehener Drangphase glaubten, das Gröbste überstanden zu haben, schlug das Reserveteam des Drittligisten doch noch zu. Kickers-Keeper Daniel Wagner konnte nach einem Eckball den Ball nur zur Seite abwehren – Nazir Saridogan war zur Stelle und jagte die Kugel aus spitzem Winkel zum 1:1 (87.) ins Tor. Kurz zuvor hätte Alessandro Abruscia das Spiel für die Kickers entscheiden können. Doch nach einem Solo über das halbe Spielfeld scheiterte der Offensivverteidiger frei vor Wehens Torwart Marc Birkenbach (85.). Damit kein falscher Verdacht aufkommt: Auch die Hessen hatten in der zweiten Halbzeit gute Torchancen und gaben nie auf: „Wir haben uns nach der Pause deutlich gesteigert und uns diesen Punkt verdient“, sagte Wehens Trainer Thomas Zampach.
Das ändert nichts daran, dass die Kickers zwei Zähler verloren haben. Die Blauen waren in den ersten 45 Minuten das deutlich stärkere Team. Heraus kam aber nur eine magere 1:0-Führung durch das erste Saisontor von Fabian Gerster (43.). Der Verteidiger hatte nach einem Eckball am schnellsten geschaltet und den Ball über die Linie gedrückt. Nach der Pause riss bei den Blauen der Faden. „Der Ausgleich kurz vor Schluss ist sehr ärgerlich“, fand Trainer Schuster.
Wie schon in einigen Spielen in der Vorrunde fehlte der jungen Kickers-Mannschaft auch zum Rückrundenstart die nötige Kaltschnäuzigkeit. „Vor allem bei Standardsituationen des Gegners sind wir oft zu sorglos“, moniert Schuster, „nicht jeder ist in diesen Situationen bereit, genügend Verantwortung zu übernehmen.“
Erfolge feiern die Blauen dagegen am Verhandlungstisch. Der Vertrag mit einem Sponsor, der den Kautionsfonds über 200 000 Euro beim DFB abdeckt, steht laut Präsident Edgar Kurz „kurz vor dem Abschluss“. Der Kickers-Chef bestätigte auch, dass mit einer Investorengruppe verhandelt wird, die Interesse zeigt einzusteigen, um den Verein wirtschaftlich voranzubringen. „Mit diesem Geld hätten wir Spielräume, um in unsere entwicklungsfähige Mannschaft weiter investieren zu können“, sagt Kurz. Parallel dazu laufen vor dem letzten Spiel des Jahres am kommenden Sonntag (14 Uhr/Gazistadion) gegen den SC Freiburg II weitere Gespräche mit Spielern aus dem aktuellen Kader. Wobei eine Vertragsverlängerung mit Torjäger Mijo Tunjic noch in diesem Jahr unwahrscheinlich ist. „Wir wollen uns noch ein bisschen Zeit lassen“, sagt sein Berater Hans-Adolf Pieper, der aber einräumt: „Sehr vieles spricht für ein Bleiben bei den Kickers.“
Stuttgarter Nachrichten
Kickers nur 1:1 beim Schlusslicht
Wiesbaden (red) – Die Regionalliga-Fußballer der Stuttgarter Kickers kamen beim bisherigen Schlusslicht SV Wehen Wiesbaden II nicht über ein 1:1 (1:0)-Unentschieden hinaus. Die gerade einmal 200 Zuschauer in der Britta-Arena sahen dabei zwei unterschiedliche Spielhälften.
Im ersten Durchgang dominierten die Kickers, bei denen Enzo Marchese wieder in der Startelf stand. Nach einem Eckball von Marchese scheiterte Kapitän Marcel Rapp per Kopf, doch Fabian Gerster staubte zur verdienten Führung für die „Blauen“ ab. (43.). Nach dem Wechsel wurden die Wehener immer stärker und erarbeiteten sich einige Chancen zum Ausgleich. Kurz vor Schluss gelang er dann: Nazir Saridogan traf zum 1:1, er war ebenfalls nach einem Eckstoß (88.) erfolgreich.
Immerhin kletterten die Stuttgarter mit jetzt 24 Punkten um einen Rang auf Platz zehn, die Wehener sind nur noch Vorletzter.
Eßlinger Zeitung
Den Schalter umgelegt
SVWW II Saridogans später Treffer zum 1:1 gegen Kickers Stuttgart ein Lebenszeichen
(nn). Nur ein Punkt, aber ein Lebenszeichen. Ab der 60. Minute schaltete Fußball-Regionalligist SV Wehen Wiesbaden II im Duell mit Kickers Stuttgart Eigenschaften frei, die verschollen schienen. Bedingungsloser Einsatz war angesagt. Er wurde nach 0:1-Rückstand durch den Treffer von Nazir Saridogan – sein erstes Saisontor – mit dem 1:1-Endstand belohnt. Hinterher hätte man als Erkenntnis des Spiels in Stein meißeln können: „Nur so kann man im Abstiegskampf bestehen.“
Wobei Trainer Thomas Zampach die Vorstellung von Halbzeit eins so bitter aufstieß, dass er sich zunächst gar nicht recht über den Kraftakt freuen mochte: „Jedes Mal verschlafen wir den Start. Immer brauchen wir erst eine Backpfeife, um wach zu werden. Später war das Engagement dann absolut top.“ Hatte der SVWW-Unterbau zuerst auf das intensive Forechecking der Schwaben nur reagieren können, so ergriff er nach dem Schuss von Hajrudin Catic und der anschließenden Energieleistung des unermüdlichen Sebastian Szimayer (60.) die Initiative. Schlagartig schien allen zu dämmern: Hoppla, wir können uns tatsächlich noch Chancen erarbeiten. Saridogan, bis dahin mit kaum einer gelungenen Aktion, sorgte per Kopfball für Gefahr, jagte den nächsten Ball aus 14 Metern über den Kasten, scheiterte zudem von Halbrechts. Für ihn geriet die Partie zum persönlichen Kampf gegen das Pech, gegen den drohenden Stempel „Auslaufmodell“. Keeper Marc Birkenbach musste nochmals retten, dann war der Weg zum Schlussakkord geeebnet. Jusuf Celiksoy zog von der Strafraumgrenze ab, der Ball prallte nach rechts wo ihn Saridogan kurz vor der Torlinie erwischte und mit Vehmenz hoch in die Maschen donnerte. „Jedem war klar, dass wir nichts mehr zu verlieren hatten. Daraufhin wurden Schalter umgelegt und wir haben selbst ein Pressing aufgezogen“, rückte der Schütze seinen Treffer in den Hintergrund, sprach von einem Gemeinschafts-Produkt.
Ex-Nationalspieler und Gäste-Trainer Dirk Schuster, der bei leichtem Schneefall kurzärmelig coachte, war dagegen bedient. Sein Team hatte sich den Dreier noch wegschnappen lassen. Überrascht darüber, dass der SVWW plötzlich Willens-Gene aktivierte.
SV Wehen Wiesbaden II: Birkenbach – T. Acar, Rasch (80. Celiksoy), Schramm, Gajda – C. Hübner (70. Schmick), Streker (68. Ekiz), F. Hübner, Catic – Saridogan, Szimayer.
Kickers Stuttgart: Wagner – Abruscia, Köpf, Rapp, Gerster – Jung, Rizzi, Ivanusa (57. Prediger), Petruso – Tunjic (72. Gümüssu), Marchese.
Tore: 0:1 Gerster (43.), 1:1 Saridogan (87.).- SR: Alt (Illingen).- Zu.: 200.