Fußball-Oberliga: Um den Klassenerhalt zu schaffen, muss der VfR als Mannschaft überzeugen / Morgen gegen Stuttgarter Kickers II
Neuanfang mitten in der Saison
Von unserem Mitarbeiter Markus Wilhelm
Mannheim. Rund die Hälfte aller Spieltage sind in der Fußball-Oberliga bereits absolviert – doch wer in diesen Tagen in Mannschaft und Umfeld des VfR Mannheim hineinhört, könnte fast den Eindruck gewinnen, die Saison fange für die Rasenspieler gerade erst an. „Wir freuen uns, dass es endlich losgeht“, gibt Trainer Gernot Jüllich vor dem Restrundenauftakt gegen die Stuttgarter Kickers II (Samstag, 15 Uhr, Rhein-Neckar-Stadion) den Tenor im VfR-Lager wieder.
Tatsächlich haben die Verantwortlichen in den zurückliegenden Wochen nichts unversucht gelassen, um das leckgeschlagene VfR-Schiff wieder auf Kurs zu bringen. Acht Neuzugänge fanden in der Winterpause den Weg an die Theodor-Heuss-Anlage, ebenso viele Spieler haben den Verein verlassen. Zudem wurde ein neues Trainer-Duo (Jüllich/Müller) verpflichtet und die vakanten Positionen des sportlichen Leiters (Dobiasch) und des Spielleiters (Boschert) neu besetzt. Doch die Gretchenfrage bleibt: Reicht dies alles aus, um die Klasse zu halten?
Viel Zeit, sich einzuspielen, haben die Mannheimer nicht. Angesichts von vier Zählern Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz ist das Team zum schnellen Erfolg verdammt. „Wir haben einige richtig tolle Fußballer dazubekommen. Jetzt muss sich auf dem Platz zeigen, ob die Jungs in der Kürze der Zeit auch eine Mannschaft geworden sind, die es schafft, gemeinsam guten Fußball zu spielen“, sagt Klubchef Ralf Auer.
Der VfR-Präsident hofft, dass es nicht nur mit den sportlichen Leistungen, sondern auch mit der Zuschauerresonanz wieder aufwärts geht: „So ein Trainerwechsel weckt natürlich immer eine gewisse Erwartungshaltung. Jeder weiß, was Gernot Jüllich in der Vergangenheit für den VfR geleistet hat. Ich denke schon, dass diese Konstellation einige Neugierige anlocken wird.“
Jüllich selbst hält für das Spiel gegen Stuttgart eine simple Formel parat: „Kämpfen, rennen, siegen.“ Doch ganz so einfach wird es wohl nicht. Die Kickers waren in der Vergangenheit stets ein Angstgegner, gegen den es nur selten etwas zu holen gab. „Wir werden nicht ins offene Messer laufen und müssen zusehen, dass wir in der Defensive gut stehen“, betont Jüllich, der wegen der Platzverhältnisse mit einem Kampfspiel rechnet. „Der Kampf wird im Vordergrund stehen. Aber Fußballspielen wollen wir natürlich auch.“
Personell kann der Klub fast aus dem Vollen schöpfen. Nur Marcel Calbert (Muskelfaserriss) und Benjamin Hien (Rotsperre) fallen aus. Sogar Steffen Kohl, in der Vorrunde dauerverletzt, hat wieder Anschluss gefunden. Jüllich hat somit die Qual der Wahl bei der Aufstellung, so dass der 55-Jährige einige unbequeme Entscheidungen treffen muss. Noch offen ist die Frage, wie die Idealbesetzung im Sturm aussieht. Hier dürfen sich Louis Hörger, Sascha Ropic und der wiedergenesene Papa N’Diaga Thiam gute Chancen auf einen Platz in der Startelf ausrechnen.
Mannheimer Morgen