StN: Trainer Schmitt zu den Ursachen der späten Gegentore: „Elf ist für meine Spielweise nicht fit“

Kickers fehlt das Stehvermögen

Stuttgart – Es gibt Spiele, da bringt eine Nacht Abstand neue Erkenntnisse. Bei Edgar Schmitt, dem Trainer der Stuttgarter Kickers, war das nach dem 3:3 beim FC Bayern München II nicht so. Er erneuerte seine Kritik am konditionellen Zustand seines Teams: „Wir brechen permanent ein. Die Elf ist für meine Spielweise nicht fit genug.“

VON JÜRGEN FREY

Für Alexander Rosen war der Sonntagnachmittag in München ganz besonders unangenehm. Nach der Drittligapartie im Stadion an der Grünwalder Straße stellte sich heraus, dass dem Kickers-Kapitän bei einem Ellbogencheck das Trommelfell gerissen war. Rosen hat nun Probleme, optimal zu hören, sein Sinn für die Realität hat darunter nicht gelitten. „Wir bauen gegen Ende regelmäßig ab, werden verhaltener und ängstlicher – das sieht jeder. Mit Pech hat das wirklich nichts zu tun.“ Mit Zufall auch nicht, was ein Blick auf die vergangenen fünf Spiele bestätigt:

In München lagen die Kickers schnell mit 3:0 vorne, bis zur 81. Minute hielten sie ein 3:1. Die späten Gegentore in der 82. und 90. Minute sorgten dafür, dass der erste Saisonsieg weiter auf sich warten lässt.

Bei Schmitts Premiere gegen Emden kassierten die Blauen den Ausgleich zum 1:1-Endstand neun Minuten vor Schluss.

In der letzten Partie unter der Regie von Stefan Minkwitz besiegelte ein Treffer in der 90. Minute das 2:3 bei Rot-Weiß Erfurt.

Gegen Aue fiel das Tor für die Sachsen zum 1:2-Endstand in der 88. Minute.

In Regensburg machte ein Gegentreffer in der 86. Minute den Kickers-Traum von drei Punkten zunichte – die Partie endete 1:1.

Unterm Strich gingen durch das fehlende Stehvermögen in der Schlussphase acht Punkte flöten. „Das ist nun mal Fakt und hat mit Nachtreten gegen meinen Vorgänger nichts zu tun“, wehrt sich Schmitt gegen Vorwürfe, Stefan Minkwitz die Schuld für die Misere in die Schuhe schieben zu wollen. Auch Manager Joachim Cast weist Versäumnisse in der Saisonvorbereitung ins Reich der Fabel: „Es wurde genauso trainiert wie vergangenen Winter, als die Grundlagen für die Aufholjagd gelegt wurden.“

Woran liegt es dann, dass den Blauen gegen Ende regelmäßig die Luft ausgeht, die Konzentration und damit die Ordnung abhandenkommt? Die angeschlagene Psyche eines erfolglosen Teams spielt eine gewichtige Rolle. Und in beiden Begegnungen unter Schmitt auch die neue, laufintensivere Spielweise. Unter Minkwitz stand das Team oft sehr tief, ließ den Gegner kommen. Bei Schmitt gibt es kein Abwarten. Er fordert ein aggressives Spiel gegen den Ball. Er treibt sein Team permanent an, mutig und schnell nach vorne zu agieren. „Es ist eine andere Form der Belastung“, bestätigt Kapitän Rosen, „wir haben im Spiel viel mehr Läufe mit hoher Intensität im Maximalbereich.“ Daran muss sich die Mannschaft erst noch gewöhnen. Genauso an die Trainingshärte und -umfänge. „Einige meiner Spieler kennen das nicht“, sagt Schmitt, „die Neuzugänge Landeka oder Schürg hatten in ihren Oberligamannschaften nur vier oder fünf Einheiten pro Woche.“

Wie auch immer: Für den heutigen Dienstag setzte der Trainer einen Laktattest an. Am Mittwoch liegen die Werte der einzelnen Spieler vor. Dann weiß Schmitt, in welchen Bereichen er konkret ansetzen muss. Ein bisschen Zeit bleibt ihm. Das nächste Spiel geht erst am 17. Oktober (19 Uhr) gegen den VfB Stuttgart II über die Bühne.

Stuttgarter Nachrichten

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