Auf Polizei und Anwohner kommt einiges zu

Künftig wöchentlich Drittligafußball in Degerloch

Stuttgart – Mit der Qualifikation für die neue 3. Fußball-Bundesliga haben die Kickers den Grundstein für den 5,3 Millionen Euro teuren Umbau des Stadions auf der Waldau gelegt. Der Doppelbetrieb wird zur Belastung für Anwohner, Polizei und den Rasen.

Von Jörg Nauke

Die Ausgangslage: Stuttgart hat zwei Drittligisten – die VfB-Amateure und die Kickers. Sie spielen künftig beide im Gazi-Stadion. Dritter im Bunde sind die Stuttgart Scorpions (American Football).

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Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) fordert moderne Drittligastadien und räumt für Umbauten eine einjährige Schonzeit ein. In das Gazi-Stadion werden sofort 300.000 Euro investiert. Die 1300 Sitzbänke werden durch 1000 Einzelschalensitze ersetzt, die Einsatzkräfte bekommen eine Stadionwache mit Befehlszentrale, Aufenthaltsräumen und ausbruchssichere Zellen. Die Sportverwaltung wird den Gemeinderat um Zustimmung für einen 5,3 Millionen Euro teuren Ausbau bitten.

Allein 4,5 Millionen Euro müssten aufgebracht werden, um die für Reservemannschaften wie die VfB-Amateure weniger strengen DFB-Auflagen zu erfüllen – dieser Betrag sei also auch dann fällig, falls sich die Kickers schon nach einem Jahr aus der 3.Liga verabschieden würden. Vorgesehen ist ein Ausbau der Haupttribüne mit Pressezentrum und Räumen für die Einsatzkräfte. Das Dach soll auch erneuert werden, weil es den strengeren Sicherheitsvorschriften nicht mehr genüge, sagt der städtische Stadionchef Roland Haas. Weil das Fernsehen auf eine unterbrechungsfreie Medien- und Flutlichtversorgung besteht – bei Liveübertragungen darf eben das Licht nicht ausgehen – soll ein Notstromaggregat angeschafft werden.

Die Doppelnutzung: VfB und Kickers unter einem Dach – kann das gutgehen?, fragen sich die Verantwortlichen. Es muss, deshalb beginnen jetzt beispielsweise Gespräche über die Werbebanden. Die beiden Vereine haben unterschiedliche Sponsoren, deshalb müssen fortan von Spiel zu Spiel alle Werbebanden ab- und angeschraubt werden. Der VfB–Marketingchef Jochen Röttgermann sagt, man sei sich mit den Kickers einig, die organisatorischen Probleme mit so wenig Aufwand wie möglich zu lösen. Beispiel dafür ist die Gastronomiefrage: man geht davon aus, dass der Stadionwirt der Blauen auch den Roten seine Würste verkauft.

Der Rasen: Er bereitet Stadionchef Haas Sorgen. Wenn künftig im Wochenrhythmus gespielt werde, fehle der Grünfläche die Zeit zur Regeneration. Im Sommer verschärfe sich das Problem noch wegen der Heimspiele des Footballteams, das vor allem entlang der Seitenlinie Spuren hinterlässt. Bisher habe meist genügend Zeit zwischen einem Spiel der Scorpions und den Kickers gelegen, so dass die zusätzlichen Spielfeldmarkierungen verblassen konnten. Künftig werde man wohl mit grüner Farbe nachhelfen müssen.

Die Sicherheit: Die Kickers und der VfB werden es mit Gegnern zu tun bekommen, deren Fans gewaltbereit sind. Der Einsatzleiter der Polizei, Guido Passaro, nennt als Beispiele Dresden, Jena, Aue, Union Berlin, Düsseldorf – und auch die Stuttgarter Fans bei Lokalderbys. Die Polizei geht zwar von meist geringen Fanströmen in den Süden aus, wird aber trotzdem personell stark präsent sein. Die Videoüberwachung wird optimiert, der Gästefanblock wird hinters Tor verlagert. Weil künftig jede Woche mindestens ein Spiel im Daimlerstadion und auf der Waldau stattfindet, werden die Einsatzkräfte noch mehr Überstunden schieben müssen.

Der Verkehr: Die Anwohner würden durch ein abgestimmtes Konzept mit Park- und Durchfahrtsverboten vom Parksuchverkehr entlastet, sagt Robert Ulshöfer vom Ordnungsamt. Künftig werde man sich darüber jede Woche Gedanken machen müssen. Es werde an jedem Wochenende laut, prophezeit Degerlochs Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold. Sie freut sich zwar über den Erfolg der Kickers, glaubt aber auch, dass die Beschwerden wegen Lärms zunehmen werden. Da das Degerlocher Polizeirevier künftig von Vaihingen aus gesteuert werden soll, stellt sie sich für sie die Frage, wer künftig rund ums Stadion für Ordnung sorgen werde.

Stuttgarter Zeitung

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