Oliver Stierle wechselt – zu den Bayern

Der Kapitän verlässt die Stuttgarter Kickers und sucht bei der zweiten Mannschaft des deutschen Meisters eine neue Herausforderung

Stuttgart – Bei den Stuttgarter Kickers sind am Montag die ersten Personalentscheidungen im Hinblick auf die neue dritte Fußballliga gefallen. Einige Spieler müssen den Club verlassen, andere gehen dagegen freiwillig.

Von Joachim Klumpp

Wenn es nach Helmut Sandrock geht, dann haben sich die Stuttgarter Kickers auch wirtschaftlich bereits für die dritte Liga qualifiziert. Der für die neue Spielklasse zuständige Direktor des Deutschen Fußball-Bundes sagte am Montag: „Zunächst einmal ist es so, dass alle sportlich qualifizierten Clubs in der ersten Entscheidung die Lizenz nicht verweigert bekommen haben. Wir sind optimistisch, dass das Teilnehmerfeld der nächsten Saison nun feststeht.“ Die letzte Hürde ist noch die Erfüllung der Auflagen und Bedingungen, wovon auch die Kickers betroffen sind. Das weiß natürlich auch Sandrock, der in diesem Zusammenhang von den „Hausaufgaben“ der Vereine spricht. Welche die Kickers bis zum Donnerstag erledigen müssen – und nach eigenen Aussagen auch werden.

Damit es den Verantwortlichen nicht langweilig wird, laufen parallel dazu die sportlichen Planungen für die neue Saison, die am 23. oder 25. Juli (mit einem TV-Livespiel) beginnt. Wegen des vorgezogenen Startschusses ist bei den Kickers bereits am 21. Juni Trainingsauftakt. Mit wem? Auf jeden Fall mit dem Trainer Stefan Minkwitz, auch wenn über Vertragsdetails noch nicht gesprochen wurde. „Aber ich gehe davon aus, dass bis zum Wochenende alles klargemacht ist“, sagt der 40-Jährige, der dann erst mal zwei Wochen Urlaub macht.

Sein größtes Sorgenkind ist derzeit Mustafa Parmak, der sich durch das Nichterscheinen beim letzten Spiel in Elversberg keine Freunde gemacht hat. Die Zeichen stehen auf Trennung, auch wenn der Trainer sagt: „Ich habe noch keine abschließende Meinung.“ Die dürfte auch davon abhängen, wie die Verhandlungen mit dem einzig ernsthaften Interessenten (TuS Koblenz) verlaufen. Dessen Management hat inzwischen Kontakt zu den Kickers aufgenommen, denen eine Ablöse von rund 175.000 Euro vorschwebt.

Während sich diesbezüglich noch eine Hängepartie abzeichnet, wird Oliver Stierle gehen – und zwar zum Ligakonkurrenten FC Bayern München II. „Es ist Zeit, etwas Neues zu machen“, sagt der Spieler nach acht Jahren – und mit seiner Entscheidung die Verantwortlichen am Montag überraschte. „Ich hätte ihn gerne behalten“, sagt Minkwitz.

Gleiches gilt übrigens für Sascha Benda, „schweren Herzens lasse ich ihn ziehen“ sagt Minkwitz. Marco Wildersinn, Mustafa Akcay sowie Recep Yildiz (die beide ihre Zukunft in der Türkei sehen) werden als Abgänge folgen. Während Ferhat Cerci ein Wackelkandidat ist, soll Jens Härter den Vertrag verlängern. Gleiches gilt für Alexander Rosen, dem ein verbessertes Angebot vorliegt und der die Entscheidung vom Gesamtpaket abhängig machen will. Tendenz: er bleibt. Eine einvernehmliche Lösung wird für die zuletzt in die zweite Mannschaft verbannten Markus Ortlieb und Sven Sökler gesucht, der mit dem SV Sandhausen in Verbindung gebracht wird. Auch Mike Baradel, der vier Saisoneinsätze aufweist, hat keine Zukunft in Degerloch. Nicht ausgeschlossen scheint auch, dass weitere Spieler Abwanderungsgedanken hegen.

Auf der Gegenseite laufen die Gespräche über Neuzugänge, wobei Mathias Heckenberger und Marc Schnatterer (beide Karlsruher SC II) ein Thema sind, nicht aber Spieler wie der Pfullendorfer Marco Calamita, bei dem charakterliche Zweifel bestehen, und erst recht nicht ein Marvin Braun, dessen Vertrag bei St. Pauli nicht verlängert wurde. „So ein Spieler ist für uns unrealistisch“, sagt der Manager Joachim Cast, der am Abend noch zur Sitzung der Vereinsgremien stieß. Der als Aufsichtsratsvorsitzende zurückgetretene Mannschaftsarzt Christian Mauch hat vorab betont, dem Gremium erhalten zu bleiben: „Ein Rücktritt ist reine Spekulation.“

Während sich für die dritte Liga ein komplettes Starterfeld mit 20 Clubs abzeichnet, sieht es eine Klasse darunter nicht so gut aus. Die Sportfreunde Siegen, die als Elfter die Qualifikation nur knapp verpasst haben, meldeten am Montag Insolvenz an. Womit auf einen Schlag viele Spieler auf dem Markt sind. Auch der Stürmer Christian Okpala, doch der ist definitiv kein Kandidat für die Kickers, von denen er vor anderthalb Jahren im Unfrieden geschieden ist.
Stuttgarter Zeitung

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