Pala lässt die Kickers wieder hoffen
Jürgen Frey, aktualisiert am 04.04.2011 um 15:28 Uhr
Stuttgart – Wenn es einem Mann im Kader der Stuttgarter Kickers nicht an Selbstvertrauen mangelt, dann ist es Ali Pala. Auf die Frage nach seinem persönlichen Saisonziel hatte der Neuzugang des Fußball-Regionalligisten vor der Runde nur auf seine Rückennummer gezeigt: die 20. Von 20 Saisontoren ist Pala nach seinem Doppelpack beim 3:0 (1:0) gegen den SV Wehen Wiesbaden II zwar immer noch weit entfernt, die Treffer sechs und sieben machen aber Hoffnung. Hoffnung, vielleicht doch noch die 20 vollzumachen (Pala: „Im Fußball ist alles möglich“), und vor allem Hoffnung darauf, dass die Kickers noch einmal im Rennen um den Drittliga-Aufstieg mitmischen.
Zwölf Punkte waren die Blauen in der Winterpause schon hinter Spitzenreiter Hessen Kassel. Jetzt sind es plötzlich nur noch drei. Und Pala, der sein Herz eigentlich gerne auf der Zunge trägt, wäre doch der richtige Mann, nun zum verbalen Großangriff auszuholen. Doch in diesem Fall hält selbst er sich an die Linie des Clubs: Bloß nicht zu dick auftragen. „Wir blicken aufs nächste Spiel, das hat uns zuletzt immer Glück gebracht“, sagt Pala. Selbst der bisher betont zurückhaltende Trainer Dirk Schuster gibt sich offensiver: „Die Spitze ist unwahrscheinlich eng zusammengerückt. Vielleicht können wir noch mal angreifen und doch noch über den Aufstieg reden.“
Die Raumaufteilung hat sich deutlich gebessert
Sechs Regionalligasiege am Stück haben die Kickers zuletzt eingefahren. Die System-Umstellung auf ein 4-1-4-1 hat ihren Teil zu der Erfolgsserie beigetragen. Die Raumaufteilung hat sich deutlich gebessert, dadurch auch das Passspiel. Marcel Ivanusa, der Dauerläufer vor der Abwehr, hält den offensiven Mittelfeldspielern den Rücken frei. Davon profitiert neben Jerome Gondorf vor allem einer: Ali Pala. „Er ist jetzt endlich in der Regionalliga angekommen“, sagte Schuster nach der Partie gegen Wehen.
Lange genug hat es gedauert. Pala (20) drückte oft die Bank. Nicht immer war er im Training mit eiserner Disziplin bei der Sache. Beim ersten Auftritt 2011 wechselte ihn Schuster in Memmingen ein – und wieder aus. Die Höchststrafe. Dabei ist gerade Pala ein Spieler, der das Vertrauen braucht. Beim 2:0 gegen den SC Pfullendorf hatte der laufstarke Techniker für den kurzfristig erkrankten Florian Treske eine neue Chance bekommen. Die nutzte er. „Inzwischen ist er aus unserer Elf nicht mehr wegzudenken“, lobt Schuster das Kickers-Eigengewächs. Nach seinem Wechsel von Viktoria Backnang in die E-Jugend der Blauen spielte er acht Jahre für die Kickers. Es folgten zwei Jahre beim VfB, für den er in der dritten Liga aber nur auf neun Einsätze (ein Tor) kam. Jetzt scheint er in Degerloch den Durchbruch zu schaffen. „Ich traue mir schon zu, höherklassig zu spielen“, sagt Pala zu seinen persönlichen Zielen, „aber erst einmal muss ich meine Leistungen bei den Kickers weiter bestätigen.“ Wie es aussieht, hat der Mann seine Lektionen gelernt. Mit einer Mischung aus Selbstvertrauen und Zurückhaltung hat er die Kickers ins Aufstiegsrennen zurückgebracht.
Stuttgarter Nachrichten
Kickers rücken Kassel auf die Pelle
Stuttgart (red) – Geht da noch was? Durch den 3:0 (1:0)-Sieg gegen den SV Wehen Wiesbaden II sind die Regionalliga-Fußballer der Stuttgarter Kickers auf Platz drei geklettert und haben den Rückstand auf Tabellenführer Hessen Kassel auf drei Punkte verkürzt. Die Kasselaner auf dem einzigen Aufstiegsplatz haben in Pfullendorf mit 1:2 gepatzt. „Ich bin stolz auf die Leistung meiner Mannschaft“, sagte Trainer Dirk Schuster, der nach dem sechsten Sieg in Folge nun wohl doch so langsam in Richtung Tabellenspitze blickt. Eigentlich ist der Aufstieg in die 3. Liga für die kommende Saison geplant. Aber wenn die Mannschaft diesmal schon darum mitspielen kann, wir sie sich nicht wehren.
Vor 2320 Zuschauern im Gazi-Stadion brachte Marcel Ivanusa die deutlich überlegenen Kickers in der 10. Minute mit einem Schlenzer in Führung. Ali Pala erhöhte in der 55. Minute per Abstauber auf 2:0 und machte in der Schlussminute mit einem Foulelfmeter und seinem siebten Saisontreffer alles klar.
Eßlinger Zeitung