StN: Der Kapitän als Entwicklungshelfer

Marcel Rapp steht bei den Stuttgarter Kickers jungen Spielern mit Rat und Tat zur Seite

Von Stefan Klinger

STUTTGART. An seine erste Begegnung mit Marcel Rapp erinnert sich Dirk Schuster noch immer so genau, als wäre sie erst gestern gewesen. In Wirklichkeit liegt sie mehr als zwölf Jahre zurück. Im Frühjahr 1997 durfte das große Talent Marcel Rapp, gerade 18 Jahre alt geworden, ein paar Trainingseinheiten in der Bundesligamannschaft des Karlsruher SC absolvieren. In einem Team mit Claus Reitmaier, Thomas Häßler, Sergej Kirjakow – und Dirk Schuster. „Marcel ist mir damals wegen seiner Einstellung gleich aufgefallen und seither in Erinnerung geblieben“, blickt Schuster zurück, „er lebt Fußball vor, auf dem Spielfeld und abseits des Platzes.“

Seit Anfang Juni ist Schuster nun Trainer bei den Stuttgarter Kickers. Er ist Coach eines Teams mit vielen jungen und talentierten, aber auch unerfahrenen Spielern. Marcel Rapp hat er als Kapitän bestimmt – weil er in ihm den Leitwolf der jungen Herde sieht. Die verantwortungsvolle Aufgabe erfüllt Rapp, 30 Jahre alt und mit Abstand der Älteste im Team, mit Bravour. Immer wieder nimmt er auf dem Platz Spieler zur Seite und bespricht mit ihnen Situationen. „Ich versuche meine Erfahrung an die Jungen weiterzugeben“, sagt er, „und ich merke, dass sie das auch annehmen.“

In der vergangenen Saison war das nicht so. Auch da hat Rapp versucht, Kollegen Tipps zu geben. „Aber von denen hat kaum einer was angenommen. Da hat jeder sein eigenes Ding durchgezogen“, sagt Rapp enttäuscht. Doch nicht nur deswegen bereiteten ihm die letzten Monate viel Kummer. Im Dezember 2008 erlitt er einen Kreuzbandriss. Als er im Frühjahr wieder fit war, hatte man im Drittligateam für ihn keine Verwendung mehr. Rapp spielte den Rest der Saison in der Oberligamannschaft. „Das war keine schöne Zeit für mich“, sagt er, „aber wir hatten so viel Unruhe im Verein, was hätte ich da auch noch kommen und mich beschweren sollen.“ Rapp verhielt sich professionell und gab in der Zweiten alles.

„Er ist eben in allen Bereichen ein Vorbild und steht für ehrliche Arbeit“, lobt Schuster, der Rapp unbedingt halten wollte. Eine Entscheidung, die er nicht bereut. Bislang habe Rapp „alle Erwartungen erfüllt“ und geholfen, die vielen jungen Spieler weiterzuentwickeln. Denn in der Regionalliga-Saison 2009/10, die für die Kickers an diesem Samstag (14 Uhr) mit dem Auswärtsspiel beim SC Freiburg II beginnt, geht es für die Blauen nicht um den Wiederaufstieg. Vielmehr steht der Aufbau eines neuen Teams im Vordergrund, das in zwei, drei Jahren als gewachsene Mannschaft den Aufstieg anpeilt – angeführt von Marcel Rapp.

Stuttgarter Nachrichten

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