StZ: Die Zeit des Schönredens ist vorbei

Beim Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers wird der Ton rauer – Mentaltrainer im Gespräch

STUTTGART. Die Stuttgarter Kickers stehen in der dritten Liga vor den Wochen der Wahrheit. „Wir erwarten vier Punkte aus den nächsten beiden Spielen“, sagt der Präsident Dirk Eichelbaum, der das aber nicht als Ultimatum an den Trainer verstanden wissen will.

Von Joachim Klumpp

Der Schnee auf Degerlochs Höhen ist komplett geschmolzen, die Sorgen bei den Stuttgarter Kickers sind dadurch aber nicht geringer geworden. Im Gegenteil: im März stehen die Wochen der Wahrheit auf dem Programm, wie es der Manager Joachim Cast formuliert hat. Was sich mit der Meinung der Vereinsgremien deckt. Am Dienstagabend jedenfalls tagten Präsidium und Aufsichtsrat – und der Ton ist dabei durchaus rauer geworden. Dafür steht vor allem Dieter Wahl. Das Präsidiumsmitglied sagte als Fazit der Sitzung: „Die Zeit des Schönredens ist vorbei.“

Nach nur 14 Punkten und dem letzten Tabellenplatz muss jedem klar geworden sein, dass sich die Kickers in akuter Abstiegsgefahr befinden. Erst recht, nachdem die erste und bisher einzig gespielte Begegnung im Jahr 2009 beim 0:2 in Düsseldorf einem Offenbarungseid gleichkam. „Das war ja ein gefühltes 0:5“, ärgert sich der Präsident Dirk Eichelbaum noch immer über die Vorstellung und Einstellung der Mannschaft „So etwas darf sich nicht mehr wiederholen“, betont der Jurist, der bereits zeitnah der Mannschaft ins Gewissen geredet hat. Doch dabei soll es nicht bleiben, weitere Maßnahmen folgen:

> Zum Spiel am Samstag bei Erzgebirge Aue werden nahezu das komplette Präsidium sowie der Aufsichtsratsvorsitzende Rainer Lorz anreisen, um vor dem Anpfiff vor Ort noch mal mit dem Trainer Edgar Schmitt persönlich zu sprechen.

> Vor dem Heimspiel am nächsten Mittwoch gegen Unterhaching wird es ein gemeinsames Abendessen mit Spielern plus deren Begleitung geben, um noch einmal das Zusammengehörigkeitsgefühl zu fördern.

> Bis zum Montag will das Präsidium schließlich entscheiden, ob künftig ein Mentaltrainer mit ins Boot genommen werden soll, was in der Vergangenheit immer wieder einmal diskutiert wurde, um auch hier das Optimale aus den Spielern herauszuholen.

Das zeigt: der Ernst der Lage ist erkannt, weshalb die Verantwortlichen auch mit einer sportlichen Zielvorgabe nicht mehr hinter dem Berg halten. „Wir erwarten vier Punkte aus den nächsten beiden Spielen“, sagt der Präsident, der dies allerdings nicht als Ultimatum an den Trainer verstanden wissen will. „Wenn die Punkte nicht eingespielt werden, heißt das nicht automatisch, dass der Trainer infrage gestellt wird.“ Doch Diskussionsbedarf ergibt sich dann automatisch, ob es den Beteiligten passt oder nicht.

Generell schlägt Eichelbaum vergleichsweise moderate Töne an. „Es bringt nichts, jetzt noch mehr Druck zu erzeugen, der ist schon allein durch die Ergebnisse der Konkurrenten entstanden.“ Sein Präsidiumskollege Dieter Wahl sieht das etwas anders. „Die Mannschaft muss mit dem Druck umgehen.“ Viel zu lange schon plätschert die Saison vor sich hin, ohne durchschlagenden Erfolg. Die Mannschaft war Letzter als Edgar Schmitt kam, und ist es immer noch – mit inzwischen neun Punkten Rückstand zum rettenden Ufer. Der erwartete Aufschwung unter „Euro-Eddy“ ist bisher also ausgeblieben. Was Folgen auf allen Ebenen hat.

Denn die sportliche Entwicklung ist unmittelbar mit der wirtschaftlichen verbunden. Und auch da ist die Lage „unverändert schwierig“, wie Eichelbaum zugibt, wobei die beiden Spielausfälle im Februar gegen Haching und Regensburg ihren Teil beigetragen haben. Unabhängig davon droht bis zum Saisonende ein Loch von 300 000 Euro in der Kasse. Deshalb hofft der Präsident, dass mit einer Aufholjagd auf dem Platz auch die Fans wieder vermehrt ins Gazi-Stadion strömen. „Bei weiteren Niederlagen spielen wir natürlich bald vor 1400 Zuschauern“, ist sich Eichelbaum bewusst, dass Chance und Risiko dicht beieinander liegen.

Zumal am 25. März auch noch die Freundschaftspartie gegen die VfB-Profis auf dem Programm steht, die ihren Teil zur finanziellen Genesung beitragen soll. Da erwarten die Kickers optimistisch 7000 Zuschauer. Was als Tabellenletzter allerdings ein schwieriges Unterfangen werden dürfte. Deshalb fordert Dieter Wahl: „Ab sofort gilt es zu punkten.“

Stuttgarter Zeitung

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