Presse zu den Führungsambitionen von Torsten Traub

„Er zeigt den Jungs, wo“s langgeht“
Der Neuzugang Torsten Traub ist bei den Stuttgarter Kickers als Führungsspieler vorgesehen

STUTTGART. Torsten Traub hat gestern zum ersten Mal am Mannschaftstraining beim Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers teilgenommen. „Ich bin überzeugt, dass wir die Qualität haben, den Klassenverbleib zu schaffen“, sagt der 33-jährige Verteidiger.

Von Joachim Klumpp

Torsten Traub hat gestern erst einmal eine Sonderschicht geschoben. Nicht weil der Neuzugang der Stuttgarter Kickers außer Form wäre. Sondern wegen seines Golden Retrievers, der während der beiden Trainingseinheiten in Degerloch im Auto warten musste und es deshalb kaum abwarten konnte, dazwischen ein wenig Auslauf im nahe gelegenen Wald zu bekommen. Und seinem Herrchen schadet das auch nicht. „Ich muss ja schauen, dass ich richtig fit werde, um dann mit gutem Beispiel voranzugehen“, sagt Traub.

Als Führungsspieler, denn als solcher wurde er schließlich am Dienstag verpflichtet, nachdem er den Vorzug zum Beispiel vor seinem Aalener Teamkollegen Mischa Welm (24) bekommen hatte. „Aber mit 33 Jahren hat man eine ganz andere Erfahrung, und die ist in unserer Situation gefragt“, sagt Joachim Cast, der Manager des Tabellenletzten. „Er zeigt den Jungen, wo“s langgeht.“ Traub ist sich seiner zugedachten Rolle bewusst, er scheut die Verantwortung nicht. „Ich muss schauen, dass ich mit den anderen Leitfiguren wie Alex Rosen die Mannschaft in die richtige Richtung führe“, sagt der 33-Jährige, der Parallelen zum Kapitän Rosen aufweist.

Auch außerhalb des Platzes, wo er über den Tellerrand hinausschaut und im Fernstudium den Sportfachwirt abgelegt hat und sich nun auf den Abschluss Sportökonom vorbereitet – also auf seine Zeit nach dem Fußball. Die läuft vertraglich bis Sommer 2010, vorausgesetzt, die Kickers schaffen den Klassenverbleib, wovon Traub überzeugt ist. „Ich habe die Mannschaft in dieser Saison dreimal beobachtet, sie hat die Qualität für die dritte Liga und muss die Leistung nur konstant über 90 Minuten abrufen.“

Traub soll bei den Kickers als Abwehrchef in der Innenverteidigung fungieren, so viel steht fest – obwohl er beim VfR Aalen links in der Viererkette gespielt hat. Doch das Kapitel ist abgehakt, nachdem Traub seinen noch bis Saisonende laufenden Vertrag vergangenes Wochenende aufgelöst hat. „Wie dort einige Dinge gelaufen sind, das war nicht in Ordnung“, sagt Traub. Nach vier Spielen unter dem zwischenzeitlichen Trainer und jetzigen Sportdirektor Jürgen Kohler wurde er als Kapitän abgesetzt und in die zweite Mannschaft „degradiert, aber ich will nicht nachkarten“. Sondern vorausschauen auf das wohl letzte Kapitel seiner Karriere, nachdem er zuvor schon in Erfurt und Augsburg als Profi gespielt hat.

Bereits vor anderthalb Jahren war er bei den Kickers im Gespräch. „Den Ausschlag für Aalen hat damals Edgar Schmitt gegeben“, sagt Traub zu dem Trainer, mit dem es jetzt ein Wiedersehen gibt und der auch der Grund dafür war, dass er ein Angebot seines Heimatclubs SSV Reutlingen ausgeschlagen hat. „Mir gefällt seine Art, Fußball spielen zu lassen.“ Offensiv, wozu auch Traub seinen Teil beitragen soll. „Er hat letzte Saison nicht von ungefähr sieben Tore gemacht“, sagt Cast, die meisten nach Standardsituationen.

Ob die künftig wieder Mustafa Parmak ausführt, der angeblich auch beim Regionalligisten Eintracht Trier im Gespräch ist? Der Manager Cast bestätigt: „Wir haben ihm ein Angebot gemacht“ – das aber offensichtlich noch nicht den (finanziellen) Vorstellungen des Spielers entspricht. Nicht nur deshalb fügt Cast hinzu: „Vor einer Verpflichtung sind noch einige Gespräche zu führen.“ Klar ist, dass sich der Trainer Edgar Schmitt weitere Verstärkungen wünscht: „Sicher hätte ich am liebsten Traub und Welm genommen. Aber das ist ja kein Wunschkonzert.“ Sondern Abstiegskampf.

Stuttgarter Zeitung

Ein Musterprofi

Auf Torsten Traub ruhen die Hoffnungen der Stuttgarter Kickers

Von Beate Wockenfuß

Stuttgart – Wie ziemlich genau vor einem Jahr der jetzige Kapitän Alexander Rosen, wurde auch er in der Winterpause geholt, um der Mannschaft aus dem Tabellenkeller zu helfen: Auf dem bisher einzigen Neuzugang Torsten Traub ruhen die Hoffnungen des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers. „Er ist ein Musterprofi, der auf und neben dem Platz vorlebt, was notwendig ist, um Erfolg zu haben“, sagt Manager Joachim Cast über den 33-Jährigen, der vergangene Woche seinen Vertrag beim Ligakonkurrenten VfR Aalen aufgelöst hat und bei den Kickers bis zum 30. Juni 2010 unterschrieb. „Ich bin überzeugt davon, dass wir den Klassenverbleib schaffen, sonst wäre ich nicht hierher gekommen“, sagt Traub zuversichtlich.

Wenn der Trainer der Kickers nicht Edgar Schmitt heißen würde, wäre der frühere Reutlinger wahrscheinlich auch nicht in Degerloch gelandet. „Das war sicherlich ein wichtiger Grund“, bestätigt Traub. Schließlich hatte ihn der damalige VfR-Coach Schmitt im Sommer 2007 nach Aalen geholt, wo er bis zu dessen Entlassung im August vergangenen Jahres als Abwehrchef und Kapitän eine wichtige Rolle spielte. Nach vier Partien unter Schmitts Nachfolger Jürgen Kohler wurde Traub plötzlich ins Verbandsliga-Team abgeschoben. Diese Degradierung nagt noch immer an ihm. „Ich will nicht nachtreten, aber was da ablief, war einfach respektlos“, sagt der Routinier enttäuscht.

Umso mehr freut er sich jetzt über die Rückkehr zu Schmitt. „Wir verstehen uns sehr gut. Ich mag seine Art, wie er Fußball spielen lässt“, erklärt Traub. Er ist der „Wunschspieler“ des Trainers, der schon lange einen Führungsspieler für die Innenverteidigung fordert – den sich die Kickers nun aber nur dank eines zusätzlichen Sponsoren-Engagements leisten können. „Torsten Traub ist ein Führungsspieler, der in der Abwehr durch seine Erfahrung und durch seine Zweikampfstärke am Boden und in der Luft für die notwendige Stabilität sorgt“, sagt Cast, der mit ihm gemeinsam beim SSV Reutlingen gespielt hat.

Die Erfahrung hat Traub vor allem bei seinen 109 Zweitliga-Einsätzen für den SSV, den FC St. Pauli, Rot-Weiß Erfurt und den FC Augsburg gesammelt. Daher geht er trotz der schwierigen sportlichen Lage des Tabellenschlusslichts gelassen an seine neue Aufgabe heran. „Man darf jetzt nicht verkrampfen. Die Mannschaft hat Qualität. Die Jungs müssen nur mehr an sich glauben, dann kommen wir aus dieser Situation auch heraus“, erklärt Traub, dessen Vertrag nur für die dritte Liga gilt. Vier Punkte Abstand zu den Nichtabstiegsplätzen bereiten dem Sportfachwirt, der bald mit Frau und Hund nach Reutlingen ziehen wird, keine Sorge: „Das ist nicht viel und daher schnell aufgeholt.“

Eßlinger Zeitung

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