„Euro-Eddy“ trainiert die Kickers

Er ist in der Bundesliga schon an der Seite von Andy Möller bei Eintracht Frankfurt und „Icke“ Hässler beim KSC auf Torejagd gegangen. Und in dem legendären Uefa-Cup-Spiel des KSC gegen Valencia anno 1993 hat er gleich vier Treffer zum 7:0-Kantersieg beigesteuert. Ein Sieg, der ihm den Spitznamen „Euro-Eddy“ eingebracht hat. Edgar Schmitt kam erst mit 28 Jahren zu seinem ersten Bundesligaeinsatz, 1991 für die Eintracht Frankfurt. Nach Stationen beim FC Bitburg, dem FSV Salmrohr, dem 1. FC Saarbrücken und Eintracht Trier schaffte der Stürmer den Sprung in den Profifußball. Zwei Jahre später ging er zum KSC an, wo er seine größten Erfolge hatte. Danach kickte er noch zwei Jahre bei Fortuna Köln.

Nun ist Euro-Eddy alias Edgar Schmitt Trainer der Stuttgarter Kickers und versucht den Stürmern etwas von seinem Torriecher-Instinkt zu vermitteln. Den haben die Spieler auch dringend nötig, denn die „Blauen“ dümpeln derzeit im Tabellenkeller der Dritten Liga. Gut sieben Wochen ist der 45-jährige Fußballlehrer auf Degerlochs Höhen im Amt. Mit Co-Trainer Rainer Kraft versucht er den 20-köpfigen Spielerkader wieder auf die Erfolgsspur zu bringen. „Wir müssen aus der Ordnung schnell nach vorne spielen, dann werden wir erfolgreich sein“, macht er sich und seinen Jungs Mut, die Krise zu bewältigen. In den ersten sechs Spielen unter seiner Regie schafften die „Blauen“ fünf Unentschieden (!), das kuriose Derby gegen den „kleinen“ VfB wird dabei noch lange in Erinnerung bleiben. Nach 0:3- und 1:4-Rückstand schafften die Kickers noch das Unmögliche, schossen drei Tore, zwei davon in den letzten beiden Minuten! Und das Remis war perfekt.

Trotz herben Rückschlägen wie etwa dem 0:4 in Offenbach, als die Kickers lange gut mitspielten und erst in den letzten 20 Minuten einbrachen, stimmt die Moral in der Truppe. „Die Jungs sind gut drauf und ziehen beim Training voll mit“, bekräftigt Schmitt. Und das ist gar nicht selbstverständlich, denn Euro-Eddy hat das Training mächtig angezogen. Wenn keine englische Woche ansteht, wird acht bis zehn Mal 90 bis 120 Minuten pro Woche trainiert. Sein Motto lautet: „Hartes Training ist die beste Prophylaxe gegen Verletzungen.“Wahrlich kein Zuckerschlecken!

Schmitt ist ein eifriger Verfechter des offensiven Fußballs. Die englische Schule hat es ihm angetan, Vorbilder sind für ihn Teams wie Liverpool oder Arsenal London. „Ich bin nicht für ein taktisches Rumgeschiebe“, erklärt der 45-Jährige, „Fußball muss in eine Richtung gehen.“ Und die heißt „nach vorne“. Schließlich will der Zuschauer „ein gutes Spiel sehen“ das sei er „den Fans schuldig“. Der viertletzte Platz am Ende der Saison, so Schmitt, wäre eine ganz tolle Sache. Der erste Nichtabstiegsplatz wäre für den Verein eine Basis, um weiter zu machen. „Überlebensnotwendig“, meint er, „für einen Club mit dieser großen Tradition.“

Wichtig ist für ihn dabei der Fokus auf die eigene Jugend und die zweite Mannschaft: „Da sind sehr gute Jungs und Talente dabei.“ Um den Nachwuchs an die Erste heranzuführen, führt er jetzt auch ein gemeinsames Training ein: „Da kann ich am besten sichten, wer sich für die Profi-Mannschaft empfiehlt.“ Trotz aller Talente, um ein oder zwei Verstärkungen, da ist sich Schmitt sicher, wird man bei den Kickers nicht herum kommen. Vor allem eine ordnende Hand in der Abwehr ist dringend notwendig. „Einer der kopfballstark ist“, meint der Trainer. Am Wochenende hat Edgar Schmitt endlich sein Image als „Remis-König“ ad acta gelegt: Gegen Dynamo Dresden gab es den ersten „Dreier“ – ein 2:1-Sieg – für die Kickers, die damit wieder auf Tuchfühlung mit den anderen abstiegsbedrohten Teams sind.

Wenn man Euro-Eddy wild gestikulierend am Spielfeldrand sieht, nimmt man ihm es kaum ab, dass er sich selbst als recht häuslicher Typ bezeichnet. „Ich bin kein großer Weggeher“, meint er bescheiden. Die knappe Freizeit verbringt er mit seiner Freundin Corinna, den beiden Töchtern Jil und Amelie sowie seinem großen Dobermann. Die Familie wohnt in Aalen, wo er zwei Jahre Trainer war. Da die große Tochter dort zur Schule geht, nimmt Edgar Schmitt den weiten Weg von der Ostalb nach Stuttgart in Kauf. In der Winterpause will er auf jeden Fall verreisen, am besten in den sonnigen Süden. Letztes Jahr hat es einfach nicht für einen Urlaub gereicht.

Stuttgarter Wochenblatt

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