StN: Stuhl von Trainer Minkwitz wackelt

Stuttgart – Jetzt wird es richtig eng für Stefan Minkwitz. Die Führungsetage des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers will nach einer genauen Analyse der prekären sportlichen Lage bis zum Wochenende entscheiden, ob es mit dem Trainer weitergeht.

Am Tag nach dem blamablen Pokal-Aus einer unbeseelten Kickers-Mannschaft herrschte plötzlich Leben im ADM-Sportpark. Das lag an den wuseligen „Höfleswetzern“, die mit den Ersatzspielern der Blauen ein munteres Trainingsspielchen veranstalteten. Nach dem Kick mit den Nachwuchsassen bedankte sich Co-Trainer Alexander Malchow: „Das war eine willkommene Abwechslung vom üblichen Trott.“

Der übliche Trott heißt bei den Kickers derzeit Krisenbewältigung. Wobei die entscheidende Frage lautet: Traut die Vereinsführung Minkwitz noch zu, die Wende einzuleiten, oder versucht sie durch einen Trainerwechsel neue Kräfte zu mobilisieren? Die Antwort ist offen. Am Samstag vor dem Testspiel beim SSV Reutlingen (15 Uhr/Kreuzeichestadion) bittet die Chefetage der Blauen die sportliche Leitung zum Rapport. Vom Trainergespann wird eine tiefgründige Analyse gefordert, gemeinsam mit Manager Joachim Cast soll es den Weg aus der Krise darlegen. „Danach entscheiden wir über personelle Konsequenzen“, sagt Präsident Dirk Eichelbaum – und stellt mit Blick auf den Spielplan klar: „Wenn Minkwitz bleibt, dann nicht nur für das kommende Spiel gegen Aue, sondern mindestens die nächsten vier Spiele.“

Nach dem Kellerduell am 13. September gegen die Elf aus dem Erzgebirge müssen die Kickers gegen die drei Erstplatzierten der Liga ran. Und einen Start gegen Erfurt, Emden und Bayern II soll einem möglichen neuen Mann auf der Kommandobrücke nicht zugemutet werden. Eichelbaum: „Das wäre ein Himmelfahrtskommando.“

Der Frust sitzt tief, die Ratlosigkeit ist groß. Bei allen Beteiligten. „Ich bin zu Tode erschrocken“, sagt der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Christian Dinkelacker über den leidenschaftslosen Auftritt in Großaspach. „Wieso, weshalb, warum – das alles möchte ich vom Trainer hören.“ Am Samstag. Bei der entscheidenden Sitzung.

Bis dahin wollen die Verantwortlichen auch verstärkt ihr Ohr an der Mannschaft haben, die definitiv nicht verstärkt wird. Erreicht Minkwitz die Spieler noch? Genießt er die nötige Autorität? Simmt die Trainingsarbeit? Gibt er das richtige taktische Konzept mit auf den Weg? Zweifel sind angebracht, doch es sickert wenig Kritik nach außen. Nur eines wird immer deutlicher: Der Glaube ans eigene Können schwindet immer mehr. „Wir sind tot im Kopf“, sagt ein Spieler. Wie Minkwitz die Blockade lösen will? „Mit einem Erfolgserlebnis“, sagt der 40-jährige, der an einen Rücktritt „keinen Gedanken verschwendet“.

Unterdessen schießen bereits Spekulationen über mögliche Nachfolger ins Kraut. Ein Name: Rainer Hörgl (zuletzt FC Augsburg), seit 2007 ohne Verein.

Jürgen Frey

Stuttgarter Nachrichten

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