Kickers-Kapitän über den Fehlstart der Blauen, die Kritik am Trainer und den Weg aus der Krise
Stuttgart – Er war ein Garant für den Sprung in die dritte Liga. Jetzt läuft Alexander Rosen wie das gesamte Team der Stuttgarter Kickers seiner Form hinterher. „Wir können nicht innerhalb von acht Wochen das Kicken verlernt haben“, sagt der Kapitän vor dem Heimspiel am Sonntag (14 Uhr) gegen den SV Sandhausen.
Herr Rosen, wie ratlos ist der Kapitän der Kickers?
(Lacht.) Gemeine Frage. Was heißt ratlos? Sagen wir es so, ich kann mir den schlechten Start nach wie vor nicht genau erklären, weil wir eine gewisse Qualität im Kader haben und uns bisher deutlich unter Wert verkauft haben.
Sie sagen gewisse Qualität – vielleicht reicht diese einfach nicht für die dritte Liga.
Sieben, acht Spieler, die dafür gesorgt haben, dass wir in der Rückrundentabelle der vergangenen Saison auf Platz vier landeten, sind doch jetzt auch noch dabei. Wir können in acht Wochen doch nicht das Kicken verlernt haben.
Woran liegt’s dann?
Es ist derzeit einfach so, dass jeder Einzelne, außer dem Torwart, auch nicht annähernd an sein Leistungsmaximum herankommt. Zum anderen harmonieren die einzelnen Mannschaftsteile auf dem Platz nicht miteinander. Und nach einem Gegentor brechen wir regelrecht auseinander und verkrampfen.
Vieles steht und fällt mit Ihnen und Bashiru Gambo. Warum funktioniert das Herzstück im Mittelfeld nicht?
Es stimmt, dass wir beide bisher nicht wie gewünscht ins Spiel gekommen sind. Das Zentrum gehörte in der vergangenen Saison so gut wie immer uns. Diese Dominanz fehlt. Das Problem ist: Wenn die gesamte Mannschaft, von der Abwehr bis zum Sturm, nicht funktioniert, macht es das auch für uns beide nicht einfach.
Haben Sie als Kapitän Impulse außerhalb des Spielfeldes gesetzt?
Zwischenmenschlich passt alles. Es gibt keine Grüppchenbildung. Einige Spieler waren vor kurzem Gokart fahren, doch man darf es mit solchen Aktionen auch nicht übertreiben. Manchmal kann es auch helfen, wenn man einfach mal einen Tag nicht an Fußball denkt, um den Kopf freizubekommen.
Trainer Stefan Minkwitz flogen im Fanforum die Kugeln um die Ohren, weil er dem Team in dieser Woche einen freien Tag gab.
Das ist vollkommen am Kern vorbei diskutiert. Wir hatten einmal frei in den vergangenen drei Wochen. Den Kritikern kann man es nicht recht machen: Wenn wir den Trainingsumfang erhöhen würden und am Sonntag gegen Sandhausen platt wären, hieß es, der Coach würde uns kaputttrainieren.
Schon schießen Spekulationen über eine Ablösung von Minkwitz ins Kraut.
So etwas ist sicherlich nicht förderlich, doch ein Kabinenthema ist das nicht. Der Trainer macht nichts anderes als in der vergangenen starken Rückrunde. Und die Werte belegen: Auch unsere Fitness stimmt.
Was zählt, sind die Punkte. Wie kommen die Blauen unten raus?
Wir müssen die banalsten Dinge berherzigen. Laufen, kämpfen, ein Erfolgserlebnis erzwingen. Wir müssen das Spiel am Sonntag irgendwie gewinnen, das wird Kräfte freisetzen, da bin ich mir ganz sicher. Denn unser ganzes Dilemma ist natürlich auch eine Kopfsache.
Brauchen die Blauen einen Mentaltrainer?
Das kann ich nicht beantworten.
Der Trainer gilt jedenfalls nicht als der große Psychologe?
Unser Trainer ist lange genug im Fußballgeschäft. Er weiß genau, was in den Köpfen vorgeht und wie die Spieler ticken.
Warum klappt es gegen Sandhausen?
Weil wir hoch motiviert zur Sache gehen werden, gut ins Spiel reinkommen und den Gegner bis zur 90. Minute bekämpfen werden.
Ihr Tipp?
Ein dreckiges 1:0.
Fragen von Jürgen Frey
Stuttgarter Nachrichten