Trainer Minkwitz hofft auf rechtzeitige Genesung des Kapitäns – Akcay und Yildiz zu Antalyaspor
Stuttgart – Saisonstart für die Stuttgarter Kickers der dritten Fußball-Liga: Am Samstag treten die Blauen bei Wacker Burghausen an, doch der Kader ist recht dünn. Sollte auch Kapitän Alexander Rosen ausfallen, wäre das ein harter Schlag für das Team.
VON JÜRGEN KEMMNER
„Wo sind die deutschen Tugenden?“, fragt Stefan Minkwitz mit einem Augenzwinkern, „Pünktlichkeit, so dachte ich, gehört dazu.“ Der Kickers-Trainer spielt auf den Beginn der Pressekonferenz um 13 Uhr an – doch weder Manager Joachim Cast noch Präsidiumsmitglied Dieter Wahl sitzen pünktlich am Tisch. Eine kleine Verspätung. Minkwitz nimmt“s locker – da ist es wichtiger, dass sich sein Team gegen Burghausen der oft zitierten deutschen Tugenden besinnt.
Einer, der Attribute wie Kampfkraft, Härte und Siegeswillen in der vergangenen Saison exzellent verkörperte, läuft womöglich in der Wacker-Arena gar nicht auf: Alexander Rosen. Der 29-Jährige hat sich am Dienstag im Training eine Innenbanddehnung am Knie zugezogen. Einsatzchance? „Er fährt auf jeden Fall mit, den letzten Test nehmen wir am Samstag vor“, sagt Minkwitz, „ich denke, die Chance, dass er spielt, liegt bei 50:60.“ Galgenhumor. Rosen ist einer der wenigen Kickers-Profis, die eigentlich nicht zu ersetzen sind. In der vergangenen Saison entwickelte er sich zum Führungsspieler, hatte großen Anteil an der Drittliga-Qualifikation – und wurde deshalb von Minkwitz zum Kapitän ernannt.
Insgeheim hofft der Coach auf Rosens Leidensfähigkeit. Der gebürtige Augsburger kann wahrscheinlich mit bloßen Händen Eier aus kochendem Wasser nehmen. In der Rückrunde hatte er sich in der Schulter alle Bänder gerissen – dem Trainer sagte er kein Wort, nur Physiotherapeut Marc Weiss war eingeweiht. Rosen schonte sich nicht. „Er will spielen“, macht sich Minkwitz selbst Hoffnung, „ohne ihn hätten wir ein ernsthaftes Problem.“ Der Wunsch der Kickers zum Saisonauftakt: Rosen in Burghausen. Und zwar im Trikot auf dem Spielfeld.
Nun weiß Minkwitz, dass bei den Blauen kein Wunderheiler übers Gelände tänzelt. Er hat die möglichen Alternativen hin und her überlegt. Rosens Ersatzmann auf der Position vor der Abwehr, Ralf Kettemann, befindet sich nach einer Verletzung erst im Aufbautraining. Also bleiben zwei Möglichkeiten: Entweder spielt Josip Landeka auf der Sechs, oder Innenverteidiger Jens Härter rückt nach vorn, seine Position nimmt Thorsten Reiß ein. „Warten wir“s ab“, sagt Minkwitz und hofft, dass Rosen wenigstens bis zur Heimpremiere am 2. August (14 Uhr) gegen Fortuna Düsseldorf wieder fit ist. Ob im Gazistadion gespielt werden kann, entscheidet sich erst am Dienstag.
Den Beweis, dass deutsche Tugenden wie Ordnungsliebe in der Führungsetage bekannt sind, lieferten die Kickers auch. Minkwitz unterschrieb gestern einen Zweijahresvertrag, nachdem die Zusammenarbeit bisher nur mündlich vereinbart worden war. Dass die Profis Mustafa Akcay und Recep Yildiz den Club verlassen, steht länger fest. Nun kamen sie beim türkischen Erstligisten Antalyaspor für drei Jahre unter.
Quelle: Stuttgarter Nachrichten