Gazistadion: Zweitliga-Standard allenfalls später
Das Gazistadion soll mit einem Aufwand von 5,4 Millionen Euro fit gemacht werden, damit darin Spiele der dritten Fußballliga stattfinden können. Diesen Beschluss fasste am Donnerstag der Gemeinderat – nach den Debatten der vergangenen Tage erstaunlicherweise sogar einstimmig.
VON JOSEF SCHUNDERBis kurz zuvor hatte es in den Fraktionen noch interne Debatten und zum Teil wechselnde Mehrheiten gegeben. Nachher unterstützten sie aber alle die Verwaltung: Die Tauglichkeit des Waldaustadions für die dritte Liga soll hergestellt werden, indem die Haupttribüne saniert, mit weiteren Sitzplätzen ausgestattet und neu überdacht wird. Die Variante, die Tribüne abzureißen und in steilerer Form neu zu bauen, fand keine Fans. Dies würde zwar die spätere Nachrüstung der Tribüne für die zweite Liga ermöglichen, aber schon jetzt eine Million Euro mehr kosten, später eine weitere Million.
OB Wolfgang Schuster erinnerte daran, dass man das Stadion in den neunziger Jahren durch Überdachung der Gegentribüne schon einmal zu einem „Schmuckkästchen“ gemacht habe, wie der damalige Kickers-Präsident gesagt habe. „Aber das Schmuckkästchen hat den Kickers nicht den wünschenswerten Fußballerfolg gebracht“, fügte Schuster hinzu. Reinhold Uhl (CDU) schlug erneut vor, die Zweitligatauglichkeit des Stadions mit dem Neubau der Gegentribüne zu lösen, wenn die Stuttgarter Kickers in fünf bis zehn Jahren zweitligatauglich wären. Dann würde ihnen „im Gemeinderat niemand den Ausbau des Stadions verweigern“.
Prompt kam Einspruch. Mehr als Drittligastandard sei der Bevölkerung in Stadionnähe gar nicht zuzumuten, sagte Günther Willmann (FDP). Denn beim Zweitligastandard werden 3000 statt 2000 Sitzplätze und insgesamt 15 000 statt 12 000 Zuschauerplätze gefordert. Der OB meinte auch, beim Aufstieg wäre vieles ganz neu zu überlegen. Mit dem Verwaltungsvorschlag werde für die Kickers aber noch keine Tür zugeschlagen. Rainer Kußmaul (SPD) warf ein, die Kickers hätten leider ja gar nicht den Anspruch, so viele Zuschauer zu haben wie andere Vereine der zweiten Liga. In München würden sowohl der FC Bayern wie auch der TSV 1860 in einer Arena spielen. Gleiches wäre bei Spielen mit vielen Zuschauern in Cannstatt möglich. Der Verwaltungsvorschlag sei gut, die Fußballer der Kickers und des VfB Stuttgart II „sollten dankbar sein“.
Werner Wölfle (Grüne) wurde noch deutlicher. Im Moment müsse man froh sein, dass die Kickers elf Spieler auf den Platz schicken könnten, die sie bezahlen könnten. Er sorgte sich nur, dass die Renovierung der Tribüne am Ende so viel kosten könnte wie der Neubau. Ein Vertreter des Hochbauamts räumte ein, Altbausanierung berge immer mehr Risiken als Neubau. Zur genaueren Prüfung fehle die Zeit. Schon schien die Stimmung zu kippen. Doch dann entsann man sich, dass es jetzt noch nicht um einen Baubeschluss, sondern um die Entscheidung zur weiteren Planung ging. Die könne man revidieren, wenn sich Mehrkosten ergeben.
Quelle: StN