StN: Trotz eines Sieges treten Blaue auf der Stelle – Marcus Mann am Zeh operiert

Kickers: Unsicherheit hält an
 
Stuttgart – Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers schwebt weiter zwischen Hoffen und Bangen: Trotz des 2:0-Sieges über die SpVgg Unterhaching sind die Blauen der Qualifikation zur dritten Liga keinen entscheidenden Schritt nähergekommen.

VON JÜRGEN KEMMNER

Das Trikot von Angelo Vaccaro war begehrt. Viele jugendliche Hände streckten sich nach dem 2:0 über Unterhaching am Spielerausgang durchs Gitter, doch der Torschütze zum 2:0 winkte ab: „Ich darf“s nicht hergeben.“ Richtig glücklich sah Vaccaro nicht aus. Die Gelbe Karte kurz vor Schluss hatte seine Siegesfreude erheblich getrübt. Damit ist der Stürmer gegen den VfB II am Samstag im Gazistadion gesperrt „Das war nie und nimmer ein Foul“, schimpfte der 27-Jährige. Womöglich fällt auch Marcus Mann aus. Dem Innenverteidiger wurde am Samstag Eiter am Zeh entfernt – seine Einsatzchance gegen den VfB steht bei 50:50.

Vaccaro (SpVgg-Coach Ralph Hasenhüttl: „Er war von uns nicht zu halten“) hatte wie das gesamte Kickers-Team gegen die Hachinger überzeugt – der Stürmer war stets präsent, ackerte und rackerte und war torgefährlich. Sein Ausfall trifft die Blauen hart. Stefan Minkwitz zählt jedoch nicht zu der Trainer-Spezies, die mit ihren Emotionen hausieren geht. Kurz und trocken meinte der Coach zur Gelb-Sperre: „Dann müssen eben andere in die Bresche springen – auch Marco Tucci, Sokol Kacani oder Alexander Rosen dürfen einmal treffen.“

Allerdings ist Rosen bisher noch nicht gerade dadurch aufgefallen, dass die Abwehrspieler mit den Zähnen klappern, wenn er im Strafraum auftaucht. Der 29-Jährige ist vielmehr ein Führungsspieler, ein Vorbild, ein Kämpfer. So wie gegen Unterhaching. Obwohl in seiner Schulter sämtliche Bänder gerissen waren, spielte Rosen durch. „Ohne Physiotherapeut Marc Weiss hätte ich nicht auflaufen können“, sagte er. Rosen verkörperte die typischen Kickers-Tugenden, auf die Minkwitz gesteigerten Wert legt: unermüdlicher Einsatz, Leidenschaft und Willen. „Wenn wir uns in den beiden letzten Saisonspielen noch mal so präsentieren, schaffen wir“s in die dritte Liga“, sagte Rosen.

Präsident Dirk Eichelbaum ist sich da nicht so sicher. Drei Punkte müssen die Blauen aufholen, Siege über den VfB II und Elversberg sind Pflicht. Sechs Clubs kämpfen noch um drei Plätze. „Selbst bei sechs Punkten sind wir immer noch von Patzern der Konkurrenten abhängig“, betont Eichelbaum. Manager Joachim Cast denkt ein wenig optimistischer. „Ich bin mir sicher“, sagt der 40-Jährige, „wenn wir zweimal gewinnen, dann sind wir auch in der dritten Liga.“ Und nach dem dann nötigen Sieg bei der SpVgg Elversberg am 31. Mai darf Vaccaro bestimmt auch sein Trikot an einen jungen Kickers-Fan verschenken. Für die Qualifikation zur dritten Liga gäbe selbst Präsident Eichelbaum sein letztes Hemd.

Stuttgarter Nachrichten

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