Kickers vor personellen Turbulenzen

Scharfe Kritik an Marketing-Chef Hans-Jürgen Wetzel – Aufsichtsrat fordert schnelle Lösungen

Stuttgart – Beim Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers rumort es hinter den Kulissen. Der Großteil des Aufsichtsrats der Blauen kritisiert scharf die Arbeit des Präsidiums. Besonders unter Beschuss: der fürs Marketing zuständige Hans-Jürgen Wetzel.

VON JÜRGEN FREY

UND GUNTER BARNER

Die Blauen kämpfen ums Überleben – sportlich wie finanziell. Wie jetzt bekannt wurde, fehlen bis Ende Juni noch 100 000 Euro in der Kasse. Präsident Dirk Eichelbaum spielt die Liquiditätslücke herunter: „Das sind normale Probleme, die wir abarbeiten.“

Andere sehen die Lage weit dramatischer. Der Aufsichtsrat macht seit Wochen massiv Druck, um den Geldfluss sicherzustellen, fordert Lösungsansätze statt fantasieloses Wehklagen und schreckt auch vor Rücktrittsforderungen nicht zurück. „Es steht Spitze auf Knopf, wir müssen schnell sämtliche Ressourcen bündeln, um über die Runden zu kommen. Alle stehen auf dem Prüfstand“, heißt es in einem Alarmruf aus Reihen des Kontrollgremiums.

Nach Informationen unserer Zeitung soll in den nächsten Tagen ein Bittgang bei Hauptsponsor Eduardo Garcia im Kalender der Kickers-Häuptlinge stehen.

Der eine oder andere bringt bereits ungeniert den Namen von CDU-Stadtrat Dieter Wahl ins Spiel, dessen Netzwerk und Ideen die Blauen vermissen. Der Vizefraktionschef im Gemeinderat hatte nach dem nicht ganz freiwilligen Rücktritt des früheren Präsidenten Hans Kullen sein Amt als Präsidiumsmitglied für Marketing- und Öffentlichkeitsarbeit niedergelegt. Angeblich soll ihn nun sein Nachfolger Hans-Jürgen Wetzel höchstpersönlich um die Rückkehr gebeten haben.

Die Chancen dafür stehen allerdings eher schlecht: Erstens steht Wahl ganz oben auf der Liste möglicher Nachfolgekandidaten für den zurückgetretenen CDU-Fraktionschef Reinhold Uhl, zudem ist es ein offenes Geheimnis, dass der Kommunalpolitiker aus Degerloch mit der zurzeit amtierenden Führungsriege auf der Waldau wenig anzufangen weiß. Einzige Ausnahme: Schatzmeister Friedrich Kummer. Außerdem wurde der Christdemokrat während der vergangenen Mitgliederversammlung als Präsidiumsmitglied nicht entlastet, was ihn bis heute mächtig wurmt. Ohne Entlastung im Rahmen einer außerordentlichen Mitgliederversammlung würde Wahl wohl keinen Finger mehr für die Blauen rühren.

Doch auch so könnte es in der Führungsmannschaft der Blauen schon bald Änderungen geben. Hans-Jürgen Wetzel soll bereits seinen sofortigen Rücktritt angeboten haben für den Fall, dass die Stuttgarter Kickers anderweitig passenden Ersatz finden. Auch der für den sportlichen Bereich zuständige Walter Kelsch klebe nicht an seinem Stuhl, verlautet aus Kickers-Kreisen. Das frühere Vorstandsmitglied Edgar Kurz könnte die Lücke im Vorstand schließen. Doch auch er zeigt unter den derzeitigen Bedingungen wenig Interesse. „Für meinen Geschmack haben sich ein paar Leute zu große Schuhe angezogen. Mich persönlich hat auch noch keiner angesprochen.“

Auch Hans-Jürgen Wetzel hielt sich gegenüber unserer Zeitung bedeckt: „Ich möchte mich im Moment nicht äußern.“ Zur Kritik an seiner Person und an seinem Mitarbeiter Martin Kurzka entgegnete er: „Jeder, der das Geschäft kennt, weiß, dass es schwierig ist, in unserer Situation etwas zu bewegen. Ständig heißt es: Kommt wieder, wenn ihr den Sprung in die dritte Liga geschafft habt.“

Davon allerdings sind die Stuttgarter Kickers in der derzeitigen Verfassung in vielerlei Hinsicht ein großes Stück entfernt. Ein Beispiel unter vielen: Zu Beginn des Jahres feierte das blaue Urgestein Fritz Seeger seine 65-jährige Mitgliedschaft. Den Kickers war es keinerlei Würdigung wert. Dabei war Seeger in der Vergangenheit hoch geschätzt – meistens dann, wenn es finanziell mal wieder klemmte.

Stuttgarter Nachrichten

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