Rastlos ins nächste Abenteuer
Stuttgart – Er ist der erste Neuzugang der Stuttgarter Kickers im Jahr 2008: Mit Alexander Rosen wollen die Blauen die Aufholjagd in der Fußball-Regionalliga starten.
VON STEFAN KLINGER
Im Sommer 2005 veränderte sich das Leben von Alexander Rosen gewaltig. Der damals 26-Jährige musste sich eines eingestehen: Mit der großen Karriere als Fußballprofi wird es nichts mehr. Bitter, aber wahr. Dabei war für das aufstrebende Talent des FC Augsburg zunächst alles nach Plan gelaufen. Als 19-Jähriger wechselte der Juniorennationalspieler zu Eintracht Frankfurt. Eine erfolgreiche Zukunft als Bundesligaprofi schien vor ihm zu liegen. Daraus wurde nichts. Rosen absolvierte vier Spiele in der ersten und 15 Partien in der zweiten Liga – mehr aber nicht. Die Schuld dafür gibt er sich selbst. „Ich war damals zu ungeduldig“, blickt er zurück, „ich wollte unbedingt so viel wie möglich spielen und habe mich deshalb zweimal ausleihen lassen.“
Ein Fehler. Bei seinen Gastvereinen holte er sich zwar Spielpraxis – bei der Rückkehr zu seinem Stammclub gewann er aber die Erkenntnis: Das Ansehen beim Trainer musste er sich stets aufs Neue erkämpfen. „Die Leihgeschäfte waren der falsche Weg“, sagt er, „es gibt immer Verletzte. Wenn du wartest, bekommst du irgendwann die Chance, dich ins Team zu spielen.“ Eine Möglichkeit, die es für Rosen nicht gab. Es folgte der Abschied aus Frankfurt – und damit auch aus den ersten beiden Ligen. Fortan kickte er in der Regionalliga. Erst für Saarbrücken, später für Elversberg. Tristesse pur. Das führte bei ihm zum Sinneswandel. Rosen wollte nicht mehr nur Fußballprofi sein.
„Mir wurde klar, dass ich von Zweit- oder Regionalligafußball nicht leben kann“, sagt er. Seither ist für ihn die Ausbildung fast so wichtig wie die sportlichen Ziele es sind. Daher wechselte der Mittelfeldspieler nach Norwegen. Seine Perspektive: fußballerisch zweitklassig, aber beruflich brillant. Rosen führte Zweitligist Follo FK nicht nur als Kapitän auf dem Spielfeld an, sondern lenkte auch hinter den Kulissen die Geschicke des Clubs. Er sammelte Berufspraxis, die er für sein Fernstudium als Sportfachwirt benötigt. Eines Tages möchte er einen Aufbaustudiengang zum Sportökonomen absolvieren.
Die Zeit in Skandinavien war für Rosen schön und lehrreich. Nun ist er aber froh, wieder in Deutschland zu sein. Denn bei allen Vorteilen, die er sich für die Karriere nach der Karriere aneignete, merkte er auch eines: So wichtig die Ausbildung ist – noch haben für ihn die sportlichen Ziele Priorität. „Ich denke, dass die dritte Liga mit den ganzen zuschauerstarken Vereinen interessant wird. Dort möchte ich spielen“, sagt er und geht fest davon aus, dass ihm mit den Kickers die Qualifikation dafür gelingt. In den nächsten Wochen möchte der 28-Jährige richtig angreifen. Für den rastlosen Rosen kann das nächste Abenteuer beginnen.
Stuttgarter Nachrichten